Sizilien 10 Im wahrsten Sinn des Wortes der Höhepunkt – der Ätna

Taormina in grau

Als wir in Taormina ankamen, war das Wetter grau und regnerisch, aber das letzte Hotel unserer Inselrunde empfing uns am frühen Nachmittag trotzdem mit einer tollen Aussicht von unserem Zimmer über die Bucht von Mazzarò und Giardini Naxos.

Zweimal um die Ecke und wir waren schon direkt am Corso Umberto, der von der Porta Messina vorbei an einigen Kirchen inklusive Dom bis zur Porta Catania erstreckt. Diese Einkaufsstraße ist vergleichbar mit solchen in anderen Touristen-Hotspots mit allen bekannten und hochpreisigen Labels. Wir haben uns dennoch in einer kleinen Bar zwei Glas Rose und köstliche Thunfisch-Tramezzini statt eines verspäteten Mittagessens gegönnt.

Auf dem Weg zurück zum Hotel stach uns auch noch ein Restaurant in die Augen, das wir dann am späten Abend besuchen wollten. Da es recht kalt war, nahmen wir dort zuerst eine Suppe, einmal Minestrone und einmal Tomatensuppe und als Hauptspeise köstliche Ravioli und Lasagne al Forno, fast die Klassiker abseits von Pizza und Co. Wir ließen dann den Abend in der Hotelbar im 6.Stock mit einem Cocktail ausklingen.

Der Ätna war uns gnädig

Am nächsten Morgen war von Wind und Regen keine Spur und der Ätna zeigte sich direkt vom Frühstückstisch aus kurz in voller, neu angeschneiter Pracht ganz ohne Nebel und Wolken. Darum wollten wir auch Plan A mit einem Besuch am Ätna umsetzen. Die Auffahrt zum Parkplatz bei der Talstation der Gondelbahn Funivia dell’Etna war wieder recht serpentinenreich, es müssen ja vom Meer weg über runde 20 km fast 2000 Höhenmeter überwunden werden. Es wurde während unserer Anfahrt immer nebeliger und nebeliger, bis die Straße fast nicht mehr erkennbar und von den Gondeln und vom rauchenden Vulkan nichts mehr zu sehen war. Weil wir jetzt schon da waren, wollten wir trotzdem hinauf auf rund 2500m, um dort wenigstens etwas herumwandern zu können.

Bis wir aus dem Auto ausstiegen, waren die Nebelschwaden weg und wir hatten freien Blick auf den rauchenden Krater, klarer hätte es nicht sein können. Wir stapften an der Bergstation noch einige Höhenmeter den Weg der 4×4 Busse durch den Neuschnee und den Lavasand hinauf und genossen den Kontrast zwischen schwarz und weiß und konnten so einen unverstellten Blick auf den rauchenden Berg ergattern. Mehr habe ich mir wegen meines Hüftgelenks einfach nicht zugetraut, aber vom Parkplatz an der Talstation kann man zu Fuß recht bequem einen kleineren erloschenen Krater umrunden und so auch etwas ins Vulkanfeeling kommen.

Wie meist sind die unscheinbaren Orte die besten

Auf dem Weg zurück nach Taormina entdeckten wir zufällig in Zaffarena Etnea die Pasticceria Antica Dolceria, die mehrheitlich von Einheimischen besucht war. Wie jemand in TripAdvisor schreibt, eigentlich ein Geheimtipp, den man so nicht weitergeben sollte, das Personal war wie eigentlich überall auf Sizilien freundlich und hilfsbereit, obwohl unsere Italienisch-Kenntnisse auch hier nicht mit ihren Deutsch- oder Englisch-Kenntnissen zusammenpassten. Wir gönnten uns als kleinen Snack neben einem Cappuccino einen Arancini und eine Calzone Siciliana, Süßspeisen hatten wir in der letzten Zeit genug, obwohl man hier fast nicht widerstehen konnte.

Ausflug mit der Funivia Mazzarò

Wenn man schon in Taormina ist, muss man unbedingt mit der recht modernen Gondelbahn Funivia Mazzarò den Berg hinunter fahren. Noch sehr viele Stufen weiter hinunter kommt man an den Strand, wo man theoretisch in der Sonne liegen und ins Meer steigen könnte, beides leider zu kalt. Der Weg an der Straße weiter zur Isola Bella ist wegen des starken Verkehrs nicht recht einladend, aber nach einem Zwischenstopp an einer Bar für einen Aperol Spritz, wo wir in Ruhe den sizilianischen Autoverkehr mit einer Reihe von Oldtimern beobachteten, machte es wieder Spaß weiterzugehen.

Die Isola Bella im Abendlicht

Die Insel ist heute ein Naturschutzgebiet mit ähnlich skurrilen Bauwerken wie im Stadtpark von Taormina, war aber wegen des Wasserstandes trockenen Fußes nicht erreichbar. So genossen wir den Rundumblick in der kleinen Bucht für einige Fotos, die für mich der Stimmung eines Bildes von Casper David Friederich oder Gauermann wiedergeben, ohne die beiden Maler künstlerisch vergleichen zu wollen und meine Fotokünste mit den Beiden schon gar nicht.

Genießen und die Stimmung wirken lassen

In Taormina ist natürlich jedes Restaurant recht touristisch, aber wir fanden wieder ein ansprechendes Lokal wo die Kellner nett waren und wo wir das Treiben rundherum beobachten konnten. Ein halber Liter roter Hauswein dazu wurde in den letzten Tagen bereits obligatorisch.

Der Ätna und das nördliche Hinterland mit Graffiti, Pistazien und leider ohne Erdbeeren

Der nächste Tag war wieder dem Ätna gewidmet, diesmal wollten wir ihn beinahe umrunden und dabei einige interessante Orte besuchen. War schon die Südseite imposant, so zeigte sich die Nordseite noch stärker verschneit und glitzernd in der Sonne.

Kunst wo man sie nicht vermutet

Wir machten in Linguaglossa halt und entdeckten bei unserem Spaziergang durch das Ortszentrum zufällig Graffiti in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Auch hier hatte ein findiger Bürgermeister seine Hände im Spiel, der diverse Künstler einlud, den Ortskern mit einer „Galerie unter Sternen“ zu verschönern. Auch wenn im Lauf der Jahre vieles verblasst ist, sind sie noch immer recht gut zu erkennen und wurden auch nicht von anderen „Künstlern“ veranstaltet. 

Prunkvoller Prozessionswagen zum Festa Sant`Egidio Abate

Als weiteres Highlight entdeckte ich in der Chiesa Santa Maria delle Grazie einen Prozessionswagen zur Feier des Hl.Ägidius (Festa Sant`Egidio Abate), wo ihr auch am Ende einen Link zu einem Video dazu findet. Eindrucksvoll ist auch die vollständig aus Holz gefertigte Kassettendecke, die sich im spektakulären Chor hinter dem Hauptaltar fortsetzt.
Übrigens gibt es hier zu Fronleichnam ebenfalls Blumenteppiche am Weg der Prozession ähnlich wie in Noto.

Pistazien aus Bronte

Der nächste Stopp war in Randazzo geplant, dort sahen wir auf unserer Fahrt durch den Ort nichts für uns interessantes. Darum fuhren wir weiter zum Pistazien-Ort Bronte, wo schon die steile Zufahrt zum Parkplatz in der Nähe des Zentrums ein Erlebnis für sich war. Das Rathaus am Hauptplatz schien an der Fassade Einschusslöcher zu haben, deren Ursache wir aber nicht herausfinden konnten. In einem kleinen Café entdeckten wir ein Pistazien-Eis, das wir zu einem besonders nett dekorierten Cappuccino genossen. Pistazien und die Produkte davon, von Creme über Pesto, Nudeln und Eis kann man hier in vielen Läden kaufen. Die Pistazie wird auch in vielen Speisen in ganz Sizilien verwendet, die auch wir schon einige Male genießen konnten.

Maletto-Erdbeeren mit Rekordkuchen

Der Rückweg führte zuerst noch ins berühmte Erdbeerdorf Maletto. Die Sorte Madame Moutot wurde 1906 auf das wenige Kilometer von Maletto entfernte Schloss Nelson gebracht. Dank des fruchtbaren und reichen Bodens des Ätna fand die französische Erdbeere ihren idealen Platz in Maletto. Wir waren aber zur falschen Zeit hier, das berühmte Erdbeerfest mit dem größten Erdbeerkuchen der Welt findet immer im Juni statt. Der Blick auf den Ätna war trotzdem imposant.

Lokale Antipasti vom Feinsten

Den Rückweg haben wir über eine andere Straße, den Hang des Ätna entlang durch Alleen von gelb blühendem Ätna-Ginster genommen, eine kilometerlange Blütenpracht. Dabei kamen wir an einem schon von außen interessanten Lokal vorbei, dem Tradizione Siciliana Ristorante Da Leo (Sizilianische Tradition bei Leo), wo wir nur eine Kleinigkeit essen wollten, damit wir am Abend wieder Hunger hätten.

Wir bestellten ein Teller Antipasti Rustico für eine Person und bekamen ein riesiges Brett mit lokalen Spezialitäten von frischem und luftgetrocknetem Schinken und frittiertem Schafkäse über getrocknete Tomaten bis Oliven, Artischocken, Sülze mit Zitrone (Gelatina siciliana di maiale) und ausgezeichnetem selbsterzeugtem Schafkäse und natürlich einem guten Pane dazu. Auf einem riesigen Holztisch wurden die einzelnen Stadien der Käseerzeugung gezeigt, nicht wirklich anders als bei uns, aber trotzdem wahnsinnig gut im Ergebnis.

Abendrunde durch den Stadtpark Villa Comunale Taormina

Der Park liegt direkt bei unserem Hotel und beherbergt neben verschiedensten exotischen Pflanzen und Bäumen auch viktorianische Follies (Verrücktheiten), Staffagebauten, die eine englische Adelige für ihre Tiere errichten ließ. Die Pflanzen für diesen Garten wurden dafür auf der Isola Bella gezüchtet. Zur Pflanzenwelt, die wir in diesen beiden Wochen gesehen haben, gibt es mehr im Abschluss-Blog in den nächsten Tagen. Die Aussicht auf das Meer hinunter ist ebenfalls nicht zu verachten.

Unser letztes Abendessen in Sizilien mit Tarantella

Ehrlicherweise muss ich sagen, daß es nach zwei Wochen immer schwieriger wird, etwas auf der Karte zu finden. Alles für sich gesehen schmeckte wunderbar, aber trotzdem wurde der Wunsch nach einem Wiener Schnitzel immer größer. Es ist uns aber trotzdem gelungen etwas zu finden, und wir genossen unsere Risotti mantecati (chremig gerührt einmal al finoccheto e lamelle di mandorle tostate/ mit Fenchel und gerösteten Mandelstücken und con fiore di zucca e asperagi / mit Zucchiniblüten und Spargel) und als Nachspeise gemeinsam noch Mandelpannacotta mit Beeren, stilgerecht untermalt von sizilianischen Sängern, die die Tarantella rauf und runter sangen und spielten.

Ab nach Hause

Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem letzten Blick auf den imposanten, leicht rauchenden Ätna fuhren wir zum Flughafen Catania und landeten am Abend mit nicht ganz einer Stunde Verspätung in Wien.

Einen kleinen Bericht mit Planzen, Filmplakaten, Oldtimern, etwas Statistik und einem kurzen Fazit reiche ich noch nach.

Links

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Isola_Bella_(Sizilien)
https://anticadolceriadelletna.it/
https://www.intrartlinguaglossa.it/#!/panoramalinguaglossese
https://m.youtube.com/watch?si=Xd8iVP4iaIXpENi1&v=lEu-qUmOQTs&feature=youtu.be
https://m.youtube.com/watch?si=BI6Es1HViyf7_jeK&v=WYnSkKE5DY0&feature=youtu.be
https://www.mariadellegrazie.altervista.org/
https://www.go-etna.de/entdecken-sie-maletto-und-die-westseite-des-aetna/
https://etnaway.com/de/die-pflanzen-des-aetna/#:~:text=Der%20%C3%84tna%2DGinster%20

Zum Weiterlesen

Sizilien 11 Epilog – Sizilien ist mehr als eine Reise wert


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