Anreise und Treffen mit Freunden

Warum ruft der Schwarzwald gerade jetzt?

Das ist eine längere Geschichte, die schon im Jahr 2012 begann. Damals fragte Freund U. mich und einige weitere Bekannte, ob wir ihn bei einem Bikertreffen seiner Firmenkollegen bei uns in Lindabrunn als Guide unterstützen möchten. Rund 100 Biker kamen, die meisten aus der Gegend um Hamburg, und wir zeigten ihnen, dass es im südlichen Niederösterreich und im Mariazeller Land auch viele schöne und kurvige Motorradtouren gibt.

Das wurde 2017 wiederholt und ich besuchte sie dazwischen auch noch in Mecklenburg-Vorpommern und an der Mosel. Seitdem war es zeitlich nicht mehr möglich, aber jetzt als Pensionist ist die Zeiteinteilung doch einfacher geworden. 2024 fand dieses Treffen in Bad Herrenalb im Schwarzwald statt.  So beschloss ich, beim Hinweg die Deutsche Alpenstraße zu erkunden und am Rückweg einige große Automuseen zu besuchen. Daher wurde aus einem Wochenende eine 9-Tagestour, an der ihr virtuell teilnehmen könnt.

Der erste Teil handelt von der Hinfahrt und vom Treffen in Bad Herrenalb,  im zweiten Teil erzähle ich von der Rückfahrt und den Stopps in einigen süddeutschen Automuseen.

Tag 1 – Von Enzesfeld nach Hallein

Den ersten Tag meiner viertägigen Fahrt in den Schwarzwald kann man getrost abhaken und beinahe den Mantel des Vergessens darüber breiten. Von den 320 km nach Hallein waren nur die ersten 50 bis kurz vor St.Pölten sonnig und trocken, ab da war die Regenkombi, die ich mir an einer Tankstelle in der Autowaschbox (dort war es trocken) angezogen habe, Gold wert.

Die Strecke bis Haag nahm ich auf der Autobahn, dann ging es weiter nach Steyr und dann nach Gmunden. Die Straße über die Großalmhöhe vorbei am Taferlklaussee brachte mich an den Attersee und von dort ging es weiter an den Mondsee, vorbei an St.Gilgen am Wolfgangsee an den Fuschlsee und dann von Faistenau über die schmale Straße durch die Strubklamm nach Hallein. Der Teil von Gmunden bis Hallein ruft nach Wiederholung bei besserem Wetter, ich denke da werde ich im nächsten Jahr eine 2-Tagesrunde dafür organisieren.

In Hallein war es dann trocken, daß ich nach meinem mexikanischen Abendessen im Hotelrestaurant Tepito noch eine Runde über die Pernerinsel und die Altstadt gehen konnte.

Tag 2 – Von Hallein nach Bad Tölz

Gleich nach dem Frühstück startete ich los und fuhr über den Dürrnberg vorbei am Salzbergwerk auf die Roßfeldpanoramastraße. Nach der Mautstelle führten die schön ausgebauten Kurven auf 1570 m Höhe wo ein herrlicher Rundblick über das gewaltige Bergmassiv des Hohen Göll, den Kehlstein, das Tennen- und Dachsteingebirge, den Untersberg sowie über das Berchtesgadener und Salzburger Land überwältigte.

Im Hans-Peter Porsche Traumwerk

Da die Strecke zwischen Berchtesgaden und Inzell wegen Bauarbeiten gesperrt war und ich nicht über das wohlbekannte kleine deutsche Eck fahren wollte, legte ich kurz nach Bad Reichenhall einen Zwischenstopp in Anger im Hans-Peter Porsche Traumwerk ein. Das ist ein Museum, das kleine und große Kinderherzen höher schlagen läßt.

Der erste Teil widmet sich dem Blechspielzeug, wo von Dampfmaschinen und Lokomotiven über Landschaften bis zu Schiffen alles gezeigt wird, was damals exklusiv und für den Durchschnittsbürger meist unerschwinglich war. Porsche und VW-Modelle dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Eine Modelleisenbahnanlage der besonderen Art

Im zweiten Teil fährt die Modellbahn durch Deutschland, Österreich und die Schweiz in gut 2,7 Kilometern und in 17 Minuten durch einen Tag. Was mich als Niederösterreicher mit einer Schweizer Ehefrau besonders fasziniert hat, der Bahnhof Breitenstein am Semmering mit dem Viadukt bei der Kalten Rinne, unter dem man als Motoradfahrer im südlichen NÖ auf jeden Fall schon durchgefahren sein muss, liegt gleich neben dem Schweizer Gotthard-Massiv mit dem neuen Basistunnel, durch den wir schon mit der Bahn gefahren sind und der Tremola, die noch für Juli auf meinem Motorradtourplan steht.

Und doch noch Porsches

Der dritte Teil widmet sich den Porsches in Originalgröße, immer in Form einer Sonderausstellung, derzeit geht es einerseits um das Gaisberg-Rennen, das den 95. Geburtstag feiert, mit seinen Fahrzeugen und Fahrern und Fahrerinnen. Andererseits werden gerade die 60er Jahre mit ihren Designs und Erscheinungen vom Minirock und Flowerpower und natürlich dem 911er aus dieser Zeit vorgestellt.

Weiter auf Umwegen Richtung Westen

Nach einer Gulaschsuppe im gemütlichen Gastgarten ging es wieder weiter, wobei mich das Navi unbedingt auf die deutsche A8 bringen wollte, weil ich vergessen hatte, Autobahnen auszuschließen.

Nach einer weiteren Sperre bei Siegsdorf, die ich über winzige Bergsträßchen durch einen Ferienwohnpark umfuhr um wieder auf die Straße Richtung Inzell zu kommen, war mein Navi vollends verwirrt. Dabei war ich auch froh, daß mir die beiden Unimogs der Straßenbaufirma nicht in einer der engen Haarnadelkurven, sondern erst danach begegneten.

Nach Reit im Winkel und dem unscheinbaren Masererpass führte es mich noch korrekt nach Bernau am Chiemsee und dann nach Aschau. Bald danach fuhr ich aber an der Abzweigung Richtung Samerberg, wo ich sehr gerne gefahren wäre, vorbei und kämpfte mich dann irgendwie nach Unteraudorf durch, wo ich wieder auf meiner geplanten Route landete.

Übrigens, die Ortschaft am Schild im Bild unten ist die, bei der ich eigenartigerweise in den letzten Tagen aus allen Richtungen immer wieder vorbei kam.

Vom Tatzelwurm zum Tegernsee

Hier beginnt der mautfreie Teil der Tatzelwurmstraße, die sich in vielen kleinen Kurven bis zum Parkplatz beim Wasserfall hinaufwindet. Wenn man schon da ist, kann man mit ein paar Minuten Fußweg dieses Naturschauspiel bewundern.

Der anschließende Sudelfeldpass begann gleich mit einer 60er Geschwindigkeitsbeschränkung und Querstreifen, die einen rüttelnd daran erinnerten und so den Fahrspass in Grenzen hielten. Dafür ging es dann am Schliersee vorbei in einer kilometerlangen 50er Baustellen-Beschränkung ohne sichtbare Arbeiten, wobei mich dort trotz meiner eh recht großzügigen Auslegung des Limits ein deutscher Kollege locker mit der doppelten Geschwindigkeit überholte.

Am Tegernsee staute es sich dafür, bis ich durch den Kreisverkehr kam und ich gegen den Strom Richtung Südufer meiner Route folgen konnte. Nach Wildbad Kreuth ging es kurz über die österreichische Grenze und dann vorbei am Sylvensteinspeichersee über Lenggries zum Hotel in Bad Tölz, wo dann der Tag nach rund 360 Kilometern bei einem Burger für den kleinen Hunger endete.

Tag 3 – Von Bad Tölz nach Bludenz

Es schüttete um 6 Uhr am Morgen, um 7 Uhr regnete es so dahin und dann wieder stärker und hörte dann auf. Während ich mich nach dem Frühstück umzog, kam auf einmal die Sonne durch und innerhalb weniger Minuten war der Himmel strahlend blau. Ich packte die Regenkombi wieder ins Topcase und freute mich auf einige trockene Kilometer.

Den Kesselberg muss man gefahren sein

Bald erreichte ich den Kochelsee, wo es vorbei am Westufer zum Kesselberg geht, der ja irgendwie ein Mythos ist. In Kochel, vor der Abzweigung zum Pass, fand gerade die Fronleichnamsprozession statt, leider fand ich keinen guten Platz zum Stehenbleiben und Fotografieren. Aus einer Totalsperrung des Passes für Motorräder wurde eine Sperre von Montag bis Freitag von 15:00 bis 22:00, was das „Afterwork-Hatzerl“ unterbindet. Dabei gibt es noch eine 60er Beschränkung und in vielen Kurven eine Teilung der Straße mit Warnbaken, was den Fahrspass erheblich einschränkt. Der Blick über den Kochelsee war trotzdem grandios.

Sprungschanze, Schaukäserei, Lüftlmalerei und Passionsspiele

Vom Walchensee ging dann meine Tour weiter über Garmisch-Partenkirchen direkt neben der Sprungschanze vorbei Richtung Ettal mit der  berühmten Benediktinerabtei und der Schaukäserei nach Oberammergau, wo alle 10 Jahre, das nächste Mal 2030, die Passionsspiele stattfinden. Die berühmte Lüftlmalerei konnte ich auf einem kleinen Rundgang durch den Ort genauso bewundern wie die allgegenwärtige Schnitzkunst. So konnte ich auch meine Krippensammlung um ein kleines Stück aus Oberammergau ergänzen.

Nach einem Kaffee ging es noch immer bei Sonnenschein weiter Richtung Schwangau. Wenn man schon daran vorbeifährt, muß man der Burg Neuschwanstein natürlich auch einen Fotostopp gönnen, es war ja nur ein Mini-Umweg.

Dabei flitzte ein eigenartiger Fiat 500 mit stark verschmälerter Hinterachse vorbei, der meine Aufmerksamkeit erweckte. Es ist ein Umbau zu einem Quasi-Dreirad, das führerscheinfrei ab 16 Jahren gefahren werden kann. Mehr Details findet ihr im Link unten.

Im flachen Alpenvorland ging es dann weiter über Füssen, bis es zu regnen begann. Ich konnte mich in Nesselwang gerade noch unter das Dach einer Tankstelle retten, bevor ein Gewitter mit Donner und Blitz niederprasselte. Nach fast einer Stunde erst wurde der Regen weniger und ich schlüpfte in meine Regenkombi und startete wieder. Aber schon am Oberjoch wurde der Regen weniger und nach gut 40 Kilometern am Riedbergpass kam wieder die Sonne durch, der Asphalt dampfte und trocknete wieder auf und die Kurven machten ohne viel Verkehr Riesenspass.

Leider zu früh gefreut

Auf österreichischem Boden wurde der Regen leider wieder stärker und stärker, sodaß ich in Hittisau im tollen Gasthof Krone Pause machen wollte, aber auf einmal tröpfelte es nur noch und ich fuhr weiter, um mir das Heraus- und Hineinwinden in die Regenkombi zu ersparen. Leider leitete mich das Navi ins wunderschöne Bödele (oder ich bog einfach falsch ab), der Regen wurde stärker und ich sah auf einmal den Bodensee und stellte fest, daß ich statt in Bludenz oberhalb von Dornbirn landete. Da ich von nassen Kurven genug hatte, nahm ich den Weg über die Rheintalautobahn bis Bludenz, der mir im Regen mit dem Motorrad viel weiter vorkam als sonst mit dem Auto bei Schönwetter.

Das Hotel Löwen empfing mich mit einem großen Zimmer und einer heißen Dusche und ich konnte den Tag im Hotelrestaurant mit einer Vorarlberger Spezialität, nämlich Käsknöpfle in der Pfanne mit Salat mit einem ebenfalls lokalen Fohrenburger Bier und Panna Cotta entspannt beenden. Dabei kam die Sonne auch nochmals heraus und zeigte die Stadt von der schönsten Seite.

Tag 4 – Von Bludenz nach Bad Herrenalb

Es begann schon vor dem Frühstück mit Regen. Bei meinem kleinen Morgenspaziergang durch die Bludenzer Altstadt zeigten die Wolken, die an den Bergen um die Stadt hingen, daß sich daran auch nicht viel ändern würde. Ich zog mir daher gleich im Hotelzimmer die Regenkombi über und sollte bis zur Ankunft in Bad Herrenalb froh darüber sein, denn von den fast 360 Kilometern hatte es 280 nur geschüttet, wodurch Fotostopps obsolet und mein Tagesbericht umso kürzer wurden.

Der Abend und Tag 5 – Treffen mit Freunden

Ich war dann um 19:30 der letzte, der angekommen war, aber anscheinend auch der mit der längsten Anreise. Da schon alle im Speisesaal versammelt waren, schälte ich mich rasch aus Regenkombi und Goretex Jacke und Hose und verteilte alles im Zimmer zum Trocknen und stieß zu den anderen, um noch etwas vom Buffet zu ergattern, was überhaupt kein Problem war.

Nach einigem Suchen erkannte ich einige noch bekannte Gesichter, 7 Jahre sind in diesem Fall doch eine recht lange Zeit und es sind viele nicht mehr dabei und natürlich viele für mich neue Teilnehmer. Wir frischten Erinnerungen auf und genossen den Abend bei dem einen oder anderen Bier, für das das Orga-Team einen Sponsor in einer befreundeten Fima gefunden hatte.

Der Samstag ist der traditionelle Tourtag für alle, doch wetterbedingt entschieden sich einige, so auch ich, eine Pause einzulegen. Nach einem Gruppenfoto mit den Bikes am Rathausplatz starteten die Guides mit ihren Gruppen los.

Das Wetter war dann aber doch besser als angekündigt und so machte ich eine Runde zu Fuß durch das Klosterviertel und den Kurpark von Bad Herrenalb, bevor ich wieder im Hotel relaxte. Ein paar Bilder aus der Gegend des ehemaligen Zisterzienserstiftes, der Altstadt und des Kurparks will ich euch nicht vorenthalten.

Vor dem Abendessen versammelten wir uns nochmals in der Hotelhalle zu einem Gruppenfoto und freuten uns, dass alle wenn auch nass, aber heil zurück gekommen waren. Das Hotel hatte eine tolles Buffet vorbereitet und vom Getränkesponsor gab es anschließend nochmals ein Bier und einen Schnaps für alle.

Organisator B. ließ die letzten Tage nochmals Revue passieren und ließ mich als den Teilnehmer mit der weitesten Anreise hochleben. Ich nützte die Gelegenheit um alle Teilnehmer, die einmal in Lindabrunn dabei waren, um ein gemeinsames Foto zu bitten um Freund U., der hier nicht dabei sein konnte, damit zu überraschen. Es fanden sich noch rund 30 Bikerinnen und Biker dafür (ein paar waren zu spät, mit denen machte ich noch ein extra Selfie) und U. hatte sich sehr drüber gefreut.

Obwohl es meist nicht ganz einfach ist, fand dann B. mit der Unterstützung und den Überredungskünsten von Mastermind R.B. das Organisationsteam für das 25. Bikertreffen, das damit in Schleswig-Holstein stattfinden soll. Nach wichtigen Benzin- und Planungsgesprächen an der Hotelbar war es dann an der Zeit, sich zu verabschieden, der Heimweg am Sonntag versprach ja wieder sehr feucht zu werden und das Bikertreffen 2024 war damit zu Ende.

Links

https://www.salzkammergut.at/oesterreich-poi/detail/401537/strubklamm.html

https://www.rossfeldpanoramastrasse.de/de/

https://www.traumwerk.de/

https://www.traumwerk.de/triumpfe-am-berg-95-jahre-gaisberg-rennen/

https://www.motorradonline.de/ratgeber/streckensperrung-kesselberg-fahrverbot/

https://www.passionsspiele-oberammergau.de/de/startseite

https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2016/3/Lueftlmalerei_Mittenwald_Oberammergau.php

https://www.neuschwanstein.de/

https://www.fuessenaktuell.de/index.php/2018/03/dreirad-auto-16-jaehrige/

https://www.badherrenalb.de/de/freizeit/umgebung/das-klosterviertel-bad-herrenalb-id_161/


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