25 Meter ist er hoch, der „Big Ben“, der im Hintergrund die Kulissen der Seebühne in Mörbisch überragt und dann doch erst in der zweiten Hälfte der Aufführung wirklich zu sehen ist. Er wirkt so weit entfernt und fast wie ein Hologramm in seiner perspektivischen Darstellung.
Das ist aber nur eines der Highlights dieser Führung über die Seebühne vor der Aufführung des diesjährigen Musicals „My Fair Lady“. Alleine der Blick von der riesigen Bühne auf die Zuschauertribünen mit fast 6100 Sitzplätzen ist beeindruckend und vermittelt etwas von dem Gefühl hier von mehr als 12000 Augen beobachtet zu werden.

Zuerst erfuhren wir etwas zur Geschichte der Seefestspiele, die 1957 als relativ kleines Operettenfestival begannen und unter Harald Serafin von 1992 bis 2012 immer weiter ausgebaut wurde. Nach einigen turbulenten Intendantenwechseln ist seit Jänner 2021 Alfons Haider Generalintendant der Seefestspiele Mörbisch und hat sie erfolgreich aus Musicalspielstätte etabliert.



Dann ging es wegen der anhaltenden Hitze in den Schatten der Kulissen, die links, rechts und im hinteren Bereich der 3600 qm großen Bühne sozusagen zwischengeparkt sind. Beeindruckend ist das Gewicht der Kulissenteile mit mehreren Tonnen, die von den Bühnenarbeitern und mindestens einer Bühnenarbeiterin manuell auf Rollen exakt auf ihren im Stück zugeteilten Platz geschoben werden.






Für die 60 Darsteller bleibt aber auch noch genügend Platz, denn rund 2500 qm Bühne können echt bespielt werden. Während wir uns durch die Kulissen fotografieren, kommt auch Intendant Alfons Haider mit einer Gruppe und einem Schmäh auf den Lippen vorbei.

Nach einem gemütlichen Cocktail vor dem Bühnengelände geht die Vorstellung bald los. Eigentlich wollte ich über die Aufführung nichts schreiben, da ich nichts davon verstehe und daher auch kein Kritiker sein kann. Aber es hat uns begeistert und mitgerissen wie viele andere auch, daher doch ein paar Worte dazu.
Das Stück wurde modernisiert ins Jahr 2018 transferiert, Eliza Doolittle (Anna Rosa Döller) mit ihrem Dialekt aus „East Simmering“ begeisterte nicht nur uns. Oida, das war ein richtiges Vergnügen ihre Wandlung mitzuerleben. Mark Seibert verkörpert den Professor Higgins als richtigen Oasch und Herbert Steinböck wächst in der Rolle des Vaters Alfred P. Doolittle, der auch mit Hiphop-Anleihen übers Masl, das man braucht, singt. Für Dolly Schmidinger, wurde die geniale Rolle der Queen in diese Fassung hineingeschrieben, sie begeistert mit trockenen Sprüchen und sehr viel Augenzwinkern.

Das Ende bleibt, wie es uns schon in der Bühnenführung angekündigt wurde, offen. Nimmt sie Freddy Eynsford-Hill, der sie abgöttisch liebt, oder doch Professor Higgins oder bleibt sie mit ihrem Szene-Lokal die selbstbestimmte Frau, die sie eigentlich schon als Blumenverkäuferin war? Jeder kann sich seine Lieblingsversion am Heimweg noch vorstellen.



Alles in allem hat es viel Spaß gemacht und wir können es nur weiterempfehlen. Bis 17.August gibt es vielleicht noch die eine oder andere Restkarte. Und: die Bühnenführung um zusätzlich 7 Euro ist auf jeden Fall interessant.
Links
https://www.seefestspiele-moerbisch.at/
https://www.stadt-wien.at/kunst-kultur/musik/seefestspiele-moerbisch-alle-stuecke-seit-1957.html
https://www.seefestspiele-moerbisch.at/rund-um-die-seefestspiele/news/presse/artikel/london-calling/
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