2: Sightseeing in der Geschichte von Hyderabad

Obwohl ich nicht genug geschlafen habe, gehe ich um 9 Uhr zum Frühstück, ich möchte mir ja heute einiges ansehen.

Es gibt Buffet, viele unbekannte Dinge, aber auch Toast mit Butter und Marmelade, ich fange damit an, koste mich dann durch einiges Frittiertes und zum Schluss gibt’s es noch Wassermelone und Ananassaft. Den Kaffee, der laut Beschreibung ein köstlicher südindischer Filterkaffee sein soll, lasse ich stehen und beschließe, ihn ab sofort auch nicht mehr zu bestellen. Da nehme ich lieber was anderes.

Anschließend organisiere ich mir ein Auto mit Fahrer, der mit mir eine Sightseeingtour machen soll. Ich muss noch eine Stunde warten, beschließe zu lesen und schlafe prompt ein, bis das Telefon klingelt. Das Taxi ist vom Hotel und ganz neu, ein kleiner weißer Tata (das ist DIE indische Automarke) und nehme neben dem Fahrer Platz, ich will etwas sehen und dem Tod ins Auge schauen.

Der Verkehr hat hauptsächlich eine Regel: Nach vorne schauen, hupen und nie stehen bleiben

Der Fahrer schlägt vor, zum Salar Jung Museum zu fahren. Ist ok, ich kenn ja eh nichts. Also wieder hinein in den Verkehr, der heute vergleichsweise harmlos beginnt, heute ist auch hier Sonntagsruhe. Die Fahrweise ist aber trotzdem die gleiche, auch mein Fahrer fährt auf einige Zentimeter auf oder an den Fußgängern vorbei, nicht ohne zu dabei ausgiebig zu hupen. Den Außenspiegel hat er angeklappt, ist ja sowieso keine Zeit, nach hinten zu sehen. Ich verstehe schön langsam, nach vorne schaut man und fährt möglichst ohne je stehen zu bleiben, nach hinten horcht man aufs Hupen.

Nach einiger Zeit kommen wir am Hussain Sagar See vorbei, der wurde im 16. Jahrhundert angelegt und ist 5,7 km2 groß. In der Mitte befindet sich eine riesige Buddha-Statue. Wir fahren daran vorbei, da werde ich beim nächsten Mal stehen bleiben. Oben am Berg zeigt mir der Fahrer Birla Mandir, einen riesigen Hindu Tempel.

Ins Salar Jung Museum

Wir kommen zum Salar Jung Museum, der Fahrer gibt mir seine Handynummer und wird auf mich warten.  Ich besorge mir ein Ticket, das kostet 150 Rp für Ausländer, 10 Rp für Inder, wäre also nicht wirklich EU-konform. Fotografieren ist auch verboten, der Fotoapparat kommt in ein Schließfach, ich bekomme den Schlüssel dafür. Überall Militär, beim Eingang dann Kontrolle wie am Flughafen mit Röntgen und Leibesvisitation, das Handy wird nochmals angesehen, ob eh keine Kamera drauf ist. Dann geht’s durch das riesige Museum, dessen über 30.000 Exponate die 3 Salar Jungs I –III (sie waren alle Politiker) zusammengetragen hatten. Von Möbeln über Bilder, Bronzestatuen, Spielzeug (Soldaten) bis Sandelholz- und Elfenbein-Schnitzereien gibt es alles zu sehen, für unsere Begriffe etwas lieblos gemacht, aber die Inder sind sichtlich alle stolz darauf. Auf einmal bin ich in einer Halle, wo schon hunderte Leute stehen und sitzen und anscheinend auf etwas warten.

An der Front steht ein Kasten aus Holz – goldverziert. Ich muss mir das genauer ansehen und lese, dass das eine besondere Uhr ist, die alle 15 Minuten läutet und zur vollen Stunde kommt ein Spielzeugsoldat heraus und schlägt die Stundenglocke. Es ist gleich 11:45, daher warte ich auch. Neben mir nimmt ein Wächter einem Inder das Handy ab, weil er heimlich fotografieren wollte, seine Proteste nützen nichts, aber so viel ich verstehen konnte, kriegt er es nachher eh wieder.

Jetzt ist es 11:45, ein Big Ben – der Schlag kommt verstärkt durch die Lautsprecher, die Uhr ist ja auch aus dem 19. Jh. und in England konstruiert, aber in Indien gebaut worden (sie hat mehr als 350 Teile), alle freuen sich und klatschen. Na ja, vom Hocker reißt das noch nicht, aber ich bin trotzdem neugierig und warte. Um 3 vor 12 geht ein kleines Fenster auf, und ein kleines Männchen kommt heraus, nochmals 3 Minuten warten, dann schlägt er 12x auf die kleine Glocke und das wars dann.

Ich gehe meine Runde weiter, werde immer wieder gefragt, von wo ich komme und wie ich heiße, obwohl ich gar nicht der einzige Europäer bin, das ist einfach indische Freundlichkeit.

Draußen mache ich dann doch noch ein Foto und rufe dann meinen Fahrer an, er ist nach ein paar Minuten da und wir fahren weiter ins Zentrum. Hier wird der Verkehr schon mehr, meine Nerven werden strapaziert, hier könnte ich sicher keinen einzigen Meter fahren, ich würde einfach nicht drankommen.

Der Charminar ( = 4 Minaretts)

Wir kommen zum Charminar, das ist das berühmteste Denkmal von Hyderabad, erbaut 1561-62. Mein Fahrer lässt mich aussteigen, ich werde sofort an allen vorbei hineingelotst, kaufe wieder ein Ticket um 100 Rp (Inder 10 Rp), hier darf ich aber fotografieren. Das Charminar steht wie der Pariser Triumphbogen in der Mitte eines Kreisverkehrs. Ich komme aus dem Schauen nicht hinaus, besteige dann das Gebäude doch noch. Über eine enge Wendeltreppe mit irrsinnig hohen Steinstufen geht’s auf die Plattform hinauf, hier hat man einen tollen Blick auf den Gemüsemarkt und das Gewurrl in den Straßen rundherum. Ich kann mich lange nicht losreißen, dann sehe ich ganz in der Nähe eine Moschee, die will ich auch noch sehen. Hinunter wieder über die Steintreppen, aber wie überquere ich jetzt den Kreisverkehr? Ich folge einigen Indern, die sich durch die Autos und Mopeds durchschlängeln, und alles geht gut. Bis zur Moschee sind es nur ein paar Schritte, ich gehe aber nicht hinein, mache nur heraussen ein Foto. Nachher erfahre ich von meinem Fahrer, dass das Mecca Masjid, die größte Moschee von Hyderabad für über 10.000 Menschen ist. Da möchte ich dann das nächste Mal doch hin.

Durch die Marktstände geht’s wieder zurück zum Charminar, eine Mutter mit Baby am Arm lässt nicht mehr locker und bettelt mich an, irgendwann gebe ich nach und sie bekommt 10 Rupien, das ist nichts, aber sie freut sich und ist ganz schnell weg. Irgendwie schaffe ich es wieder hinein über den Kreisverkehr und rufe meinen Fahrer an. Der erste Anruf sagt etwas von unbekanntem Teilnehmer, obwohl ich nur die Wahlwiederholung gedrückt habe, also cool bleiben, nochmals versuchen, dann klappt es und er kommt auch gleich.

Das Golconda Fort

Er schlägt als nächstes das Golconda Fort vor, das ist 15 km außerhalb, aber ich möchte hin. Auf der Fahrt sehe ich die ersten (heiligen) Kühe, später dann noch ein paar Ochsenkarren, diese dürften aber auch immer weniger werden.

Beim Fort lässt er mich aussteigen, ich sehe am Eingang bereits, daß das ein riesiges Areal ist. Wie ich lesen kann ist das Fotografieren wieder bei Strafe verboten, der Eintritt für Inder 20 Rp, für mich 100 Rp. Das Fotografieren kann man an der Kassa dafür hier um 25Rp dazukaufen, mach ich natürlich.

Gleich auf den ersten Metern werde ich von einem Inder angesprochen, der mir seine Dienste als Guide anbietet. Ich will aber eigentlich alleine gehen und versuche ihn stehen zu lassen. Beim Übersichtsplan beginnt er aber zu erklären, er versteht sein Geschäft. Außerdem komme ich drauf, dass ich alleine wahrscheinlich alles Wichtige übersehe und nehme ihn doch.

Er zeigt mir das 500 Jahre alte „Telefonsystem“, das mit Klatschen funktioniert, wenn man an der richtigen Stelle steht. Er führt mich vorbei an vielen Einzelheiten, zeigt mir die 7 km lange Mauer, die Gemächer der Könige, die 3 unterschiedlichen Stiegen hinauf zum Palast, eine fürs gemeine Volk, eine für die Soldaten (es waren bis zu 35.000 da) und eine für die Könige. Die mussten natürlich nicht selber laufen, die Sänfte wurde von 2 großen und 2 kleineren Trägern getragen, damit der König auch gerade sitzen konnte.

So kommen wir bis hinauf, der Ausblick ist imposant, oben ist auch ein noch benutzter kleiner ganz bunter Hindutempel, in den ich aber nicht hineingehe. Wir gehen wieder hinunter, mein Fahrer kommt sofort nach meinem Anruf.

Wir fahren dann noch zum Birla Mandir, dem riesigen Hindu-Tempel am Berg nahe des Sees. Durch ganz enge Gassen und eine kleinen Basar fahren wir bis zum Eingang. Hier gilt wieder kein Fotografieren, keine Tasche und die Schuhe muss ich auch ausziehen. Ich lasse alles im Auto, wieder Kontrolle, diesmal von 2 sehr schönen Tempelwächterinnen, aber ohne Leibesvisitation, nur das Handy wollen sie sehen.

Der Birla Mandir

Es geht über eine wunderschöne Marmortreppe hinauf, links und rechts ein imposanter Garten. Ich folge den anderen, oben geht’s einmal um den Tempel herum, und dann hinein. Vorne eine Hindugottheit, alle beten, und nehmen einen Schluck Wasser den ihnen ein Tempeldiener in die Hand schöpft. Da ich kein Hindu bin, lasse ich das aber samt dem Opfergeld für die Gottheit aus. Draußen gibt’s noch einen Schrein mit einer kleineren Gottheit und dahinter eine Säule, mindestens 5m hoch und aus Gold. Ich komme am Weg hinunter noch an einigen anderen Schreinen vorbei, sehr imposant und berührend.

Beim Ausgang gibt’s einen riesigen Shop mit Kitsch, wie in Mariazell, Kettchen, Bilder, Statuen, sogar beleuchtet und der Gott drin dreht sich. Ich möchte dann vorm Ausgang doch noch ein paar Fotos machen, der Akku ist aber leider leer. Also geht’s zurück zum Hotel, ich bin eh schon hundemüde und schlafe sofort ein.

Der Tag klingt bei einem exzellenten indischen Abendessen aus

Das Abendessen nehme ich heute im noblen „Blue Fox“ Restaurant im Hotel ein. Ich wähle eine „Lemon Coriander Soup“, das ist eine klare Suppe mit Gemüseeinlage (grüne Bohnen, Maiskolben, Karotte, irgendwelche Blätter, nur ein bisschen scharf und sehr lecker. Als Hauptgang wähle ich „Kandhari Chicken“ in dicker Sauce mit Minze, die anderen Gewürze kann ich nicht wirklich zuordnen, und viel Reis, das ist jetzt ziemlich scharf. Die Rezepte dazu habe ich unten verlinkt. Als Nachspeise nehme ich noch Litchies mit Vanilleeis, ganz cremig und soft, dazu ein Liter Wasser und 2 Cola, der Durst ist groß.

Bevor ich ins Zimmer gehe, mache ich noch einen Abstecher auf die Straße, es ist wirklich ruhiger am Sonntag, aber trotzdem spannend, irgendwo gibt’s ein kleines Feuerwerk, die Mopeds, Autos und 3-Radtaxis sind kreuz und quer unterwegs.

Beim Hotel ist Aufbruch, es war eine Verlobungsfeier und die ersten Gäste verlassendas Fest (wie bei uns, die Älteren und die Familien mit kleinen Kindern). Sehr viele haben schon ein kleines Auto, aber viele hüpfen auch auf Ihr Moped, vorne meistens der Mann und die Frau hinten im Damensitz (wegen des Sari), mit speziellen Damenfussrastern. Aber immer mehr Frauen fahren selbst mit dem Auto, aber auch mit dem Moped.

Das Mopedfahren ist auch eine eigene Spezialität, hier sieht man alles, Fahrer mit und ohne Sturzhelm, die Beifahrer(innen) haben fast nie einen. Manchmal sitzen noch 2 bis 3 Kinder drauf, zwischen den Erwachsenen oder beim Lenker, eine Mutter hält ihr Baby im Arm, ein Vater kommt mit seinem Sohn anscheinend vom Glaserer, der Sohn hält nämlich eine Fensterscheibe in der Hand, und so weiter.

Es ist schon wieder Mitternacht, ich muss schlafen, morgen ist der erste Trainingstag, um 8:30 wartet das Taxi.

Zum Weiterlesen

Tag 3: https://newretiredontheblog.com/2024/11/01/3-trainingsstart-mit-hindernissen/

Links

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Salar_Jung_Museum
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Hussain_Sagar
https://www.expedia.at/Birla-Mandir-Tempel-Hyderabad.d6104592.POI
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Birla_Mandir,_Hyderabad
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Buddha_Statue_of_Hyderabad
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Charminar
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mekka-Moschee
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Golkonda

Rezepte

Indian Lemon Coriander Clear Soup

https://cookpad.com/in/recipes/13795201-kandhari-chicken-gravy

Kandhari Murgh Tikka


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