Heute war der erste Kurstag. Ich dachte mir, ich komme früh genug, damit ich mich anmelden kann und bin bereits vor 8:30 dort gewesen, aber vor 9 Uhr wird da nicht aufgesperrt. Das hat sogar einen Kurskollegen (er macht MM) aus Nigeria gewundert. Mich wundert dafür, dass sich ein Afrikaner über die Hitze in Mumbai beklagen kann!
Kennenlernen und los geht’s – auch in Mumbai
Um 9:30 ist dann endlich der Manager da, er hat mich äußerst freundlich und zuvorkommend begrüßt und mir jede Unterstützung zugesagt. In der Zwischenzeit wurde mein PC aufgesetzt, dann konnte ich auf meinen Platz, alle anderen warteten schon, und haben mich wirklich nett aufgenommen und mich natürlich gleich ausgefragt, von wo ich komme und warum ich den Kurs eigentlich da mache. Ich habe alles genau erklärt, in der Zwischenzeit ist auch der Vortragende eingetroffen und hat mir auch seine Unterstützung zugesagt. Da war ich aber schon ziemlich demoralisiert, ich dachte, ich kann das Tempo sicher nicht mithalten. Dann hat er aber begonnen, die nächsten Kapitel vorzutragen, dabei wurde mir wieder leichter, es ging um Einschluss- und Auschlußlisten für Material und um den Naturalrabatt, da ist vieles wieder aufgetaucht. Ich habe dann dazwischen wieder alles mögliche nachgeblättert und wiederholt und bei der Mitarbeit immer mehr festgestellt, dass ich gar nicht so weit von den anderen weg bin. Die kommen übrigens alle, bis auf meinen Tischnachbarn, der heute krank ist, aus Mumbai. Nur ein weiterer Kollege ist zwar Inder, lebt aber schon seit Jahren in UK. Damit bin ich diesmal der einzige Europäer.

Das Mitttagsbuffet ist auch ok, wieder vegetarisch wie in Hyderabad, mit Saucen und viel Reis und dem Naan-Brot, das sind die indischen Pfannkuchen, die eigentlich als essbares Besteck dienen. Ich probier aber nicht aus, es so zu verwenden, ich hätte dann das Essen sicher überall, nur nicht im Mund und esse mit dem Löffel. Wieder fällt mir auf, dass es bei weitem nicht so scharf wie in Hyderabad ist, man kann das eigentlich ohne Probleme essen. Meine Kollegen bestätigen, dass in Hyderabad so ziemlich am schärfsten von ganz Indien gegessen wird.
In der Shopping Mall zum Abendessen
Nach dem Kurs geht’s mit dem Taxi wieder zurück ins Hotel, dann gehe ich wieder in der gegenüberliegenden Shopping Mall essen. Ich bestelle mir ein irgendetwas Masala, das ist ähnlich wie ein Omelett, aber eher ohne Ei mit einer super gewürzten Kartoffelmasse drauf und guten Saucen dazu. Als Europäer sitzt man dabei immer irgendwie in der Auslage, ich bemühe mich daher so gut wie möglich, diesmal mit der rechten Hand zu essen, es sind sichtbar sehr viele Moslem um mich herum. Das geht anscheinend ganz gut, weil ich relativ schnell uninteressant werde, ohne dass ich ein Grinsen oder eine ähnliche Gefühlsregung bemerke. Kann aber auch sein, dass sich alle so gut in Griff haben. Wieder was zu den Vorurteilen – es scheint so zu sein, dass sich viele Mumbaiker total im Griff haben. Mein Taxifahrer verzog keine Miene, er drückte aber sichtbar seine Gefühle mit dem Fingerdruck auf die Hupe aus.

Auch wenn ich hin und her springe, zum Taxifahren fällt mir nochmals etwas ein. Es sieht zwar nicht so aus, die Stadtverwaltung ist aber sehr bemüht, die Stadt sauber zu halten, ich bin heute schon wieder hinter einem Müllauto hergefahren und ein zweites hab ich noch gesehen auf meine 20-minütigen Fahrt zum Hotel.
In der Shopping Mall gibt’s unter anderem auch einen Shop für exklusive Burkas (das schwarze Kleid der muslimischen Damen), die es dort mit Strass besetzt oder kunstvoll gold bestickt und ähnlich zu erwerben gibt. Das erinnert mich wieder daran, wie ich am Flughafen von Doha eine junge Muslimin mit einer Burka, wo auf dem Rücken in Silber D-I-O-R wie auf einer Kette senkrecht aufgefädelt, eingestickt oder aufgedruckt war. Dazu hatte sie einen Hüftschwung, da kann sich die Erotik miniberockter Girls in Europa verstecken, und sie ging so, dass man sah, dass sie das auch wusste.
Da sind wir wieder beim Vorurteil, dass die Burka alles verstecken soll, anscheinend drücken manche Frauen heute damit auch etwas anderes aus. Aber dazu müsste man forschen, und bis zu den Muslims in Europa ist das auch noch nicht durchgedrungen, aber das mag auch nur ein Vorurteil sein! Laut Reiseführer sind die Muslime eine Minderheit von 14 Prozent in Mumbai, aber sie sind hier weit präsenter als in Hyderabad. Dafür sieht man viel weniger Frauen in den tollen farbenfrohen Saris, und dafür weit mehr im westlichen Stil mit Jeans und Bluse.
Der indische Verkehr hat mich wieder
Zu einem weiteren Vergleich mit Hyderabad bin ich heute auch noch gekommen, während ich die Strasse vor dem Hotel, mittlerweile genauso cool wie die Inder, überquert habe und in einer Staubwolke gestanden bin. In Hyderabad gab es praktisch überhaupt keine unasphaltierten Straßen, hier gibt’s solche Stellen überall. Dafür haben die Mopedrikschas im Zentrum keine Chance gegen die „Fiat“-Taxis, während es in Bandra, das zum nördlichen Teil Mumbais gehört, noch sehr viele gibt. Was mir noch auffällt, hier sind die Slums mitten im Stadtgebiet, anders als in Hyderabad, wo sich dieser „normale“ Teil des indischen Lebens hauptsächlich in den Randbezirken abspielt. Hier habe ich auch noch 2 Ochsenkarren gesehen, die im Zentrum von Hyderabad bereits verboten sind.



Ich denke, alle unsere Anstrengungen in Österreich, den CO2-Ausstoß zu verringern, werden in kürzester Zeit nur in Mumbai mit den 1000en alten Taxis und Lastautos zunichte gemacht – von der Industrie und den Raffinerien gar nicht zu sprechen. Irgendwie klar, nachdem allein Mumbai fast doppelt so viele Einwohner wie ganz Österreich hat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich hier in absehbarer Zeit etwas Sichtbares ändern wird. Man sieht andererseits zum Beispiel noch viel weniger private neue Autos als in Hyderabad, die ja, so denke ich, schon mit Kat ausgestattet sind.
Im Internetpoint
Im Internetpoint kennen sie mich schon von gestern, ich bekomme sofort einen Platz, ein PC wird wieder abgesteckt, damit ich mein Laptop an das Netzwerk bringen kann. So kann ich wieder meine Mails abarbeiten und sogar mit Evi über Skype sprechen. Und dann zahle ich für nicht ganz eine Stunde online nur 35 Rupien, das sind rund 60 Cent!

Bezahlung im Hotel
Dann geht’s zurück ins Hotel, dort wartet schon der Manager auf mich und möchte den vollen Betrag für Zimmer gleich kassieren. Ich erkläre ihm, dass ich schon ausnahmsweise eine Anzahlung gemacht habe und sicher nicht rund 1800 Dollar im Voraus zahle, auch nicht mit Kreditkarte. Dafür möchte er den halben Tag von gestern in Cash und rechnet mir dafür 3025 Rupien vor. Mir kommt das extrem viel vor und schlage ihm vor, das frühestens morgen zu begleichen. Er ist unglücklich, akzeptiert aber und erklärt mir, dass jemand von der Buchungscompany morgen schon die 1800 Dollar abholen wolle. Ich erkläre ihm, dass die meiner Meinung nach genauso warten sollten wie er. Ich sehe im Zimmer nach, wie viel das kosten dürfte, ich komme da aber nur auf 1930 Rupien, muss mir morgen daher seine Berechnungsart für einen halben Zimmerpreis erklären lassen, bevor ich bezahle!
Zum Weiterlesen
Rezepte
Original Naan-Rezept in einer Pfanne
Links
Mumbai – Indiens multireligiöse Metropole
Entdecke mehr von New Retired On The Blog
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Ein Gedanke zu „2: Mumbai, 10.9.2007 – Der erste Kurstag“