Heute habe ich mir vorgenommen, auch ein bisschen am Ganesh-Festival teilzunehmen. es beginnt genauso genommen heute – auch wenn schon in den letzten Tagen immer wieder Umzüge mit Ganesh-Statuen gemacht wurden – und dauert 10 Tage. Zusätzlich dazu hat auch noch der moslemische Fastenmonat Ramadan begonnen.
Mein indischer Kollege Swapnil hat mir geraten, zu Lalbaugh Cha Raja zu gehen. Der Taxifahrer möchte mir unbedingt eine Tour einreden, die sicher interessant ist, doch ich habe irgendwie das Gefühl, er will mich linken und ich sage ab, auch weil ich ja bei den Ganesh Festivitäten dabei sein will. Dafür knöpft er mir 150 Rupien für die Fahrt ab, ein Drittel wäre wahrscheinlich der richtige Tarif gewesen. Warum komme ich mir bei Moslems hier immer übers Ohr gehauen vor?



Ich stürze mich ins Geschehen und lasse mich von der Menschenmenge treiben, da taucht schon der erste „Tempeleingang“, der nur fürs Festival errichtet wurde, auf. Ich gehe durch und mache mich auf die Suche nach Ganesh. Am Ende der Gasse ist dann der Tempel und eine lange Menschenschlange steht schon davor. Einige Inder laden mich ein von hinten bis zur Statue zu gehen, aber die Gottheit ist noch hinter einem Vorhang verhüllt und man erklärt mir, dass er erst in einer Stunde weggezogen wird. Das ist mir dann doch zu lange und ich gehe wieder raus. Bei einem der vielen Shops kaufe ich dann auch ein paar Ganesh Souvenirs für zuhause. Auf der Straße gehe ich wieder mit der Masse mit und biege dann in eine Seitengasse ein und gehe zur dahinter liegenden Straße. Überall wird Gemüse und Obst verkauft, es ist eine unbeschreibliche Farbenpracht. Der Trommellärm und das Pfeifen sind ohrenbetäubend und übertönen sogar das Hupen und den Verkehrslärm.




Lastwagen mit trommelnden und singenden jungen Leuten fahren vorbei, sie winken und freuen sich, dass ich sie grüße und fotografiere. Überhaupt geht trotz der Menschenmassen alles sehr gesittet zu. Die Polizei ist sehr präsent und ein starker Ordnerdienst ist auch eingerichtet. Ich gehe weiter durch die Marktstände entlang der Straße und sehe auch, woher die Hühner kommen, an einem Stand wird gerade ein großer Behälter mit Hühnerleber gefüllt. Da weiß ich, daß ich das sicher nicht esse, obwohl sie auf vielen Speisekarten zu finden ist.


Noch ein viel imposanterer Tempeleingang, aber man kann da nicht hinein, die Menge wird umgeleitet und ich schwindle mich ein paar Meter weiter in die Schlange. Ich denke ich habe mir viel erspart, aber als um die Ecke biegen ist dort eine Halle mindesten 50×30 Meter, in der wir wie in Disneyland in Schlangenlinien bis zum Securitycheck geleitet werden. Dies Überprüfung gibt es hier praktisch überall, wo mehr Menschen sind, wie zum Beispiel bei allen Shopping Malls. Kurz vorm Check wird Wasser in Metallbechern verteilt, meiner Verdauung zuliebe verzichte ich aber darauf.



Ich freue mich, daß wir jetzt gleich beim Elefantengott sind, aber leider ist da noch eine Gasse mit mehr als 100 Metern, wo sich 2 Menschenschlangen langsam dahinbewegen. Links und rechts wieder die Andenkenshops, endlich auch einer der Getränke verkauft. Ein lauwarmes Sprite hilft mir den Hitzestau und meine Trockenheit zu bekämpfen. Dann bin ich endlich auch vorne beim Tempel und es geht alles ziemlich schnell, die Menschenmenge drängt vorbei, ich kann gerade einige Fotos machen und bin schon wieder draußen. Mindestens 3 Fernsehkameras sind aufgebaut und in den Seitengassen stehen die Übertragungswagen mit ihren Satellitenantennen.



Auf der Straße geht’s mit unvermindertem Lärm weiter, ich komme raus aus dem Treiben und gehe ein paar Meter weiter, da fängt es zu tröpfeln an. Ich gehe zum nächstbesten Taxi und steige ein, da schüttet es auch schon. Das Fahrzeug hat keine Scheibenwischer und der Fahrer versucht die rutschende Kupplung mit noch mehr Schalten zu überlisten. Er schafft es aber dann trotzdem bis zum Hotel.
Ich dusche den Schweiß und Staub hinunter und werfe mich aufs Bett, schlafe sofort ein und wache erst nach mehr als einer Stunde wieder auf. Ich werde jetzt meine Bücher hernehmen und wiederholen, zum Sightseeing bin ich ja nicht hierher gekommen. 3 Stunden intensive Wiederholung machen mich einerseits sicherer, andererseits habe ich das Gefühl, überhaupt nichts mehr zu wissen. Es ist schon lang her, in dieser Form gelernt zu haben und ich fühle mich irgendwie in meine Schulzeit zurückversetzt.
Ich fülle in der Shoppingmall meine Getränkevorräte auf und lasse mir dann an der Rezeption erklären, wie ich nach Chowpatty Beach komme. Sie schlagen mir vor, mit dem Bus zu fahren, da der um diese Zeit schneller als das Taxi sei. Also fahre ich das erste Mal mit dem Bus, diese sind gar nicht so schlecht, und überfüllt ist er auch nicht. Bei der Endstation erklärt mir der Schaffner noch, wie ich weitergehen soll, um an die Bucht zu kommen. Der Ausblick ist imposant, auch in der Dunkelheit sieht man über die kleine Bucht im Arabischen Meer mit den Hochhäusern und den Leuchtreklamen obendrauf im Hintergrund. Es sind noch viele Menschen hier, sie liegen im Sand oder spazieren am Wasser entlang. Ich gehe zwar auch durch den überraschend sauberen Sand, aber gar so nahe muss ich nicht hin und keine 10 Pferde würden mich da hineinbringen. Dabei erinnere ich mich, dass ich noch vor 2 Wochen in Piräus am Hafen war.



Dann mache ich mich auf der Suche nach einem Restaurant, was aber gar nicht so einfach ist. Ich marschiere einige Straßen entlang und treffe wieder einmal auf einen Ochsenkarren, die man hier immer noch manchmal sieht. Es sind auch, so scheint es zumindest, alle männlichen Moslems auf der Straße. Sie schlendern in ihren weißen Gewändern herum oder sitzen in den Kaffeehäusern, es ist ja schon dunkel, sie dürfen jetzt essen und trinken. Endlich, am Eingang zu einer Marktgasse sehe ich ein Restaurant, das mir vertrauenserweckend vorkommt. Das Chicken Korma schmeckt dann auch lecker. Anschließend gehe ich noch durch die Marktgasse und lasse die Gerüche von Obst, Gemüse und Kräutern auf mich wirken. Zurück würde ich mit dem Bus nicht finden, daher nehme ich mir dann doch ein Taxi.
Rezept
https://www.lecker.de/cremiges-chicken-korma-wie-vom-inder-129881.html
Zum Weiterlesen
6: Mumbai, 16.9.2007 – Elefanteninsel, Shiva und Hotel-Luxus
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Ein Gedanke zu „5: Mumbai, 15.9.2007 – Mit Millionen anderen beim Ganesh-Festival“