Heute habe ich zum Zähneputzen das erste Mal Himalaja -Wasser verwendet, bin gespannt, wie sich das auswirkt! Dieses Wasser gibt’s in der Shoppingmall günstiger als die Flasche Wasser im Hotel – obwohl das bei einem Preis von 25 Rupies eigentlich egal ist. Das Einzige, worüber man schon nachzudenken beginnt, ist dass wir zuhause das Wasser aus der Leitung trinken können und es gar nicht zu schätzen wissen.
Einer meiner Kurskollegen meinte, die Elefanten-Insel sei ein Tagesausflug, daher bin ich sofort nach dem Frühstück los. Der Taxifahrer wollte mir wieder eine Tour einreden, ist gar nicht so leicht die abzuwimmeln.
Die Boote fahren vom „Gateway to India“ ab. Das ist eine Art Bogen der 1924 nur für den Besuch des englischen Königs George V. im Hafen gebaut wurde und imposant aussieht. Direkt dahinter steht das Nobelhotel „Taj Mahal Palace & Tower“, links das historische Gebäude und rechts der Hochhausneubau.



Sofort nach der Ankunft werde ich von „Guides“ überfallen, die mir ihre Dienste anbieten oder den Führer zu weit überhöhten Preisen verkaufen wollen. Sie erklären, dass auf der Insel alles noch teurer ist (was laut Reiseführer nicht stimmt) und man so quasi ohne sie verloren sei. Ich schaffe es trotzdem, sie alle abzuwimmeln und mein Ticket für das Boot zu bekommen. Es wartet schon, direkt unterhalb des „Gateway to India“. Kaltes Wasser in Flaschen gibt’s auch direkt vorm Einsteigen, das ist sicher notwendig. Nachdem ich gerade heute meine Kappe vergessen habe, lasse ich mich zum Kauf eines Hutes überreden, über den ich dann später noch recht froh bin.

Eine Unzahl von bunten Booten wartet darauf, die Touristen zur Insel zu bringen, auch wenn sie schon recht alt zu sein scheinen, sind sie auf den ersten Blick doch vertrauenserweckend. Der Ausflug zur Elefanteninsel scheint eher eine Sache der Upperclass zu sein, die Passagiere sind alle besser gekleidet und haben das Auftreten von Geschäftsleuten oder Ähnlichem. Zwei ältere Damen ganz in Weiß werden von einem Diener oder Butler begleitet, der sie während der Wartezeit vorm Boot mit einem Sonnenschirm schützt und dann auch beim Einsteigen behilflich ist. Ich muss mich morgen erkundigen, wer das sein könnte. Bei den jüngeren Leuten sieht man den Unterschied nur bei den Mädchen oder Frauen, die Männer sind fast alle gleich mit Hose und Hemd gekleidet und wirken zumindest auf mich eher schlampig, während ihre Partnerinnen tolle Saris und schönen Schmuck tragen. Manche sind aber auch ganz westlich in Jeans und T-Shirt bekleidet. Viele haben Henna-Malereien auf ihren Händen. Alle, von jung bis alt haben aber ein Piercing im linken Nasenflügel, wo man auch wieder die Unterschiede von der Modeschmuckblume bis zum Diamanten sieht.



Die Fahrt dauert rund eine Stunde und führt an vielen Supertankern und Schiffen für den Öltransport und an Raffinerien vorbei. Beim Aussteigen geht’s über ein bereits angelegtes Boot drüber und wir werden sofort wieder von Indern, die ihre Dienste anbieten und sich als Führer betätigen wollen, vereinnahmt. Man muss resolut auftreten, sonst hat man keine Ruhe. Um 10 Rupies gibt’s ein Ticket für den Minizug über die doch recht lange Mole wer weiß wie weit. Der erste Zug ist überfüllt, ich warte mit einigen Touristen auf den nächsten, das dauert gar nicht lange, nach gut 5 Minuten sitzen wir auch drin. Am Ende der Mole geht’s um eine Kurve und dann noch rund 100 Meter weiter bis zur Endstation, das wäre zu Fuß auch kein Problem gewesen.



Dort heißt es dann 10 Rupies Eintritt zu bezahlen, ich wundere mich noch, dass der Reiseführer einen Extraeintritt für Ausländer nennt, da ist keine Rede davon. Dann geht’s auch schon den Berg hinauf, wer möchte, kann sich von 4 Indern mit einer „Sänfte“, einem Holzsessel, der an 2 Stangen gebunden ist, hinauftragen lassen, kostet 300 Rupies hin/retour. Das kommt mir aber dann doch zu dekadent vor. Links und rechts sind wieder die Standeln mit den Glücksbringern und Andenken, ich schwindle mich durch, ohne zu viel zu schauen, ich mache das erst am Rückweg. Eine eher dicke ältere Engländerin lässt sich hinauftragen, die 4 Träger sind mit ihrer Last unter dauernden „Away“-Rufen ziemlich rasch unterwegs, sie sind sicher froh, wenn sie ihre Last wieder los sind. Hier sind auch die ersten Affen zu sehen, die auf einer Tafel als die eigentlichen Herren der Insel bezeichnet werden. Sie sind recht putzig und ein willkommenes Fotomotiv für alle Touristen. Die Hitze ist extrem, doch dann sind die Stufen endlich zu Ende und der Eingang zu den Kultstätten ist da. Hier stimmt’s dann, wieder Eintritt zahlen, 10 Rupies für Inder, 250 Rupies für Ausländer, die EU mit ihrer Gleichbehandlung ist da weit weg und der Reiseführer hat doch recht.
Ein paar Meter weiter ist der erste und größte Shiva-Tempel, eine Säulenhalle, die im 7. Jahrhundert nach Chr. in den Felsen hinein gehauen wurde. Imposant sind die Götterstatuen an den Wänden, die zwar schon alle in eher schlechtem Zustand, aber trotzdem beeindruckend sind und zu den bedeutendsten Werken hinduistischer Bildhauerei überhaupt und so auch zum UNESCO-Kulturerbe gehören. Bei den älteren Indern sind das nicht nur antike Steine, sondern sie werden wirklich verehrt, sie ziehen die Schuhe aus, beten und singen auch und schmücken die Schreine mit Blumen.





Vorbei an weiteren Höhlentempeln und bunt blühenden Bäumen geht es den Hügel der Insel hinauf, dann ist der schöne breite Weg zu Ende. Ein Wegweiser zeigt zum „Cannon Hill“, der von hier in ein paar Minuten erreichbar sein soll. Bin gespannt, warum der so heißt, aber nachdem auch hier Kriege geführt wurden, kann ich es mir denken. Der Weg führt wieder steil durch den Wald bergauf, ohne schützendes Blätterdach wäre die Hitze noch unerträglicher. Dann sehe ich neben dem Weg die erste Heilige Kuh in „freier Wildbahn“, nachher sehe und höre ich noch einige. Wie ich mir gedacht habe, gibt’s hier zwei riesige Kanonen mit Unterstand, der Ausblick hinunter aufs Meer ist aber noch viel interessanter.





Ich wandere einen flacheren Weg zurück, bis ich wieder beim Eintritt bin. Sitzen ist jetzt auch schon gut und ich kaufe mir bei einem Imbiss ein Cola und sehe den Affen zu, die hier ähnlich wie bei uns das Essen stibitzen, wenn sie können.



Auf dem Weg die Stufen hinunter muss ich natürlich auch einige Sachen kaufen, da kommt man nicht daran vorbei. Zuerst ist es ein kleiner aus Marmor geschnitzter Elefant, dann ein Bild von Ganesha, auf einen Blatt gemalt. Weiter unten wird’s dann nach langen Verhandlungen, die mir schon peinlich sind, noch ein aus Holz geschnitzter und 2 Zinn-Ganeschas. Und weil sie so schön bunt sind, kaufe ich dann auch noch einen aus Stein. Auch wenn das alles praktisch nichts kostet, ist es nun genug und ich mache mich auf den Weg zum Boot. – Bild Ganeshas


Die Affen sitzen fad am Rand herum, einem komme ich anscheinend zu nahe, er erschrickt und knurrt mich an. Unterwegs kaufe ich noch einen frisch gegrillten Maiskolben, der mit Limettensaft eingestrichen wurde, das ist richtig lecker. Der Minizug steht nicht da, darum gehe ich den Retourweg zu Fuß, so weit ist das auch wieder nicht und das Warten ohne Unterstand in der Hitze wäre auch nicht lustig. Dann geht’s mit dem Boot wieder retour, der Anblick der „Gateway of India“ mit dem „Taj Mahal“ Hotel in der Hafeneinfahrt ist dann überwältigend.


Mein Mumbai-Reiseführer behauptet, dass man das Hotel besichtigen kann und ich probiere das natürlich aus. Der Anblick ist überwältigend, das Personal freundlich und ich mische mich gleich unter eine Gruppe von amerikanischen Touristen und ziehe mit ihnen durch die Gänge vorbei an den Geschäften mit allen Designern bis zur Poolbar und der Lobby als Verbindung zwischen altem und neuem Teil. Es ist wirklich wert, den Abstecher gemacht zu haben.




Kaum bin ich aus dem Hotel draußen, soll ich schon wieder Luftballons kaufen oder werde in ein Geschäft eingeladen, dabei bin ich nur auf der Suche nach einem ATM, ich habe mein Geld fast aufgebracht und kann mir sonst nichts mehr zu essen kaufen oder ins Hotel zurückfahren. Da werde ich das erste Mal von einer jungen, wirklich sehr hübschen Inderin angesprochen und sie fragt mich ob ich etwas brauche und ob sie mir helfen könne. Ich lehne dankend ab, sie will dann wissen von wo ich komme und schätzt mich nach ein paar Worten rasch als Deutsch sprechend ein, was sie mit einem Schwall von „Bittedanke-GutenTagGutenMorgen“ beweist. Ich lehne trotzdem ab, da dreht sie den Spieß um und bittet mich um Hilfe, sie sei nicht das „Bad Girl“, für die ich sie halte und warum ich so böse sei. Ich lehne trotzdem ab, da bleibt sie zurück, anscheinend weil ein Polizist weiter vorne auftaucht.
Bei der nächsten Kreuzung entdecke ich das Cafe Mondegar, das laut Reiseführer Kult ist. Da ist wirklich nicht zuviel versprochen, die Karikaturen eines Künstlers aus Goa und die Einrichtung sind wirklich cool. Das KingFisher-Bier ist kalt und der Chickenburger ist auch lecker. Im TV läuft gerade ein Kricket-Spiel, das ist der Nationalsport der Inder, darum ist auch der Tisch unter dem Fernseher frei!



Dann geht’s mit dem Taxi zurück ins Hotel, ich bin hundemüde und ich muss auch noch meine Unterlagen weiterlesen, wenn ich die Zertifizierung am Ende bestehen will.
Zum Weiterlesen
7: Mumbai, 17.9.2007 – Eigentlich nichts besonderes
Links
https://en.wikipedia.org/wiki/Cafe_Mondegar
https://en.wikipedia.org/wiki/Leopold_Cafe
Entdecke mehr von New Retired On The Blog
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Ein Gedanke zu „6: Mumbai, 16.9.2007 – Elefanteninsel, Shiva und Hotel-Luxus“