Grafik: Copyright bzbasel.ch / Hannes Nüsseler
Eigentlich, und ich bin schon mittendrin, denn eigentlich sollte man keinen Satz mit diesem Wort beginnen, wenn man aussagekräftig rüberkommen möchte, eigentlich gehen mir diese künstlich geschaffenen Tage des … an allem vorbei, was ich habe, aber der Tag des Schachtelsatzes fordert mich schon vor dem Frühstück heraus, ihm auf den Grund zu gehen.
Der Schachtelsatz ist, so wie ich ihn verstehe, in sich verschränkt, damit die Klar- und Einfachkeit verschleiert wird, um das, was man aussagen möchte, nicht sofort jedem, der meint ihn durchschaut zu haben, preiszugeben und sich so den Nimbus von besonderer Intellektualität zu geben.
Die Juristen freuen sich, daß zumindest jemand sie versteht, weil der deutsche Cartoonist und Blogger Bastian Melnyk vor gut 10 Jahren die Idee zu diesem Feiertag gehabt haben soll, was aber nicht dazu geführt hat, sich zu hinterfragen und den vielen Anstrengungen, Gesetze zu vereinfachen und für alle verständlich zu machen, nachzugehen und bleiben diese daher auch weiterhin beinahe ein Synonym für Schachtelsätze.

Obwohl es nach Meinung vieler auch anders ginge, sind zum Beispiel Gebrauchsanweisungen noch immer schwer zu durchschauen, weil sie trotz KI vor Schachtel- und noch ärger, richtigen Bandwurmsätzen strotzen und das vielfach noch in grottenschlechter Übersetzung, was dazu führt, daß selbst die, die sie lesen wollen, das recht bald aufgeben.
Sogar die Wiener Zeitung, die ja mehr als 300 Jahre so etwas wie das gedruckte Gedächtnis und Gewissen Österreichs war, das man heute nicht mehr zu brauchen scheint, hat sich in mehreren Artikeln mit dem Phänomen des Schachtelsatzes auseinandergesetzt und wurde vielleicht auch deswegen in der Printversion eingestellt.
Vielleicht oder sogar sicher bin auch ich mit diesem Ansatz zumindest fast aus der Zeit gefallen, wenn ich im Zeitalter von Tiktok, X oder Instagram mit ihren Short Messages über etwas schreibe, das mehr als 20 Sekunden in Anspruch nimmt, und werde möglicherweise auch deshalb ebenfalls abgeschafft und im besten Fall noch archiviert.
Auch wenn mich Germanist:innen eventuell für meine Kreationen steinigen möchten, habe ich es heute trotzdem, genau am Tag des Schachtelsatzes, hoffentlich geschafft, zumindest einmal eine korrekte, der Definition einer solchen entsprechende, Hypotaxe so zu erstellen, daß allen klar ist, wie diese funktioniert, und die Intention dahinter auch zu verstehen.
Wenn nicht, hilft es auch nicht, weil ich gehe jetzt frühstücken.
Links
https://www.kuriose-feiertage.de/tag-der-schachtelsaetze/
https://tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/news/tag-des-schachtelsatzes-zwischen-eleganz-und-groteske
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kalenderblatt/tag-der-schachtelsaetze-100.html
https://www.seubert-pr.de/blog/2019/02/25/tag-der-schachtelsaetze/
https://www.bzbasel.ch/basel/das-wort-zum-tag-25-februar-im-irrgarten-des-satzgefueges-ld.2251982
https://www.cbs.de/blog/kommunikationsfaehigkeit-3-beispiele-die-sie-in-alltaeglichen-mails-vermeiden-sollten
https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr-kultur/1018705-Saetze-wie-Matrjoschki.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wiener_Zeitung
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