Goa 2 – 29.9.2007

Dieser Blog handelt vom Sightseeing vom katholischen Nationalheiligen zu Hindu-Mandirs, Wasserbüffeln, Shishas und einer Disco mit DJ Ötzi in Goa!

Das Frühstück ist ok, mir hängen zwar die täglichen Cornflakes schon zum Hals heraus, aber andererseits vertrage ich die indischen Gewürze auf nüchternen Magen nicht, wenn ich sie auch sonst noch immer gern esse. Aber auf Schwarzbrot mit Butter und Honig oder ein Schnitzel freu ich mich trotzdem!

Jetzt steht eine Ortserkundung an, außerdem brauche ich ein ATM-Office, das Geld wird schon wieder zu wenig, aber zu viel will ich andererseits auch nicht mehr abheben. Irrsinnig viel Verkehr auf der Dorfstrasse, wie in jedem Fremdenverkehrsort, aber viel chaotischer und lauter durch das ständige Hupen, das hier nicht weniger ist als in Mumbai. Ich entdecke am Hauptplatz einen Hindi-Mandir mit einem schönen Turm davor, so wie ich das in Hyderabad oder Mumbai noch nicht gesehen habe, die haben anscheinend auch ihr Lokalkolorit. Dann gehe ich wieder Richtung Strand und engagiere den ersten Taxifahrer der nicht total penetrant ist für meine Sightseeingtour zu den Kirchen. Wir machen einmal 3 Stunden für 800 Rupies aus, das ist ein fairer Preis hier.

Wir fahren mit seinem Kleinbus aus dem Dorf hinaus, hier muss ich manchmal auch mitbremsen, die Geschwindigkeiten sind höher und es ist trotzdem alles wahnsinnig knapp. Auf einmal bremst der Fahre abrupt, ein kleiner Junge wäre uns fast hineingelaufen, sein Kopf war nur mehr wenige Zentimeter vom Außenspiegel entfernt. Wir sind beide ziemlich fertig und Santiago – so heißt der Fahrer – fährt nun etwas langsamer.

Die Landschaft ist interessant, Palmenwälder, viele Teiche und Seen, Reisfelder und wie ich erst später draufkomme, überall die Sträucher, die die Cashewnüsse tragen. Ich darf nicht vergessen, auch welche zu besorgen, für daheim. Teilweise sind die Strassen schön, aber dann  wieder ärger als unsere schlechtesten Feldwege. Das sind die Gegensätze, überall stehen die Menschen herum und telefonieren mit dem Handy, das passt für unsere Augen nicht zusammen. Santiago möchte mit mir mit der Fähre nach Panaj, der Hauptstadt Goas, hinüberfahren, aber da müssten wir eine halbe Stunde warten. Also nehmen wir die Brücke über den Mandovi-River, das ist genauso schön.

Dann erreichen wir Old Goa, wo wir vor der Kirche Basílica do Bom Jesus des St.Francis Xavier (Hl.Franz Xaver) anhalten. Dieser Nationalheilige – ein Portugiese hat den Katholizismus nach Goa gebracht und sein Leichnam ist in der Kirche zu bewundern. Kaum haben wir angehalten sind schon die ersten Frauen da, und innerhalb von Sekunden hab ich schon Kerzen und Blumenkränze gekauft. Die Kirche mit ihren goldenen Altären, die noch prunkvoller als unsere Barockaltäre wirken, ist sehr beeindruckend und im rechten Seitenaltar ist der Sarkophag von St.Francis Xavier integriert. Irgendwie schwer zu verstehen, warum er so verehrt wird, er war, so wie ich erfahren konnte, nicht gerade zimperlich mit den Methoden seiner Christianisierung.

In Goa leben je rund 40% Katholiken und Hindi, der Rest sind Moslems und kleinere Religionen. Aber auch hier – genauso wie in Mumbai scheint das Verhältnis zu den Moslems nicht ganz friktionsfrei zu sein. In Mumbai gibt es aber speziell bei jungen Leuten aller Religionen Bestrebungen, die Religion im täglichen Zusammenleben hintanzustellen. Es ist zu hoffen, dass das auch so Realität wird.

Gegenüber der St.Francis Kathedrale ist der ehemalige Bischofssitz von Goa, der heute eine Galerie mit modernen christlichen Bildern und vielen Statuen aus der portugiesischen Kolonialzeit. Die Kirche ist Franz von Assisi geweiht und hat an die 10 Seitenaltäre, auch wieder prunkvollst mit sehr viel Gold.

Mein Fahrer schlägt vor, noch einen Hindutempel anzusehen und wir fahren Richtung Mangueshi-Tempel. Unterwegs eine lange Straßenbaustelle, wir fahren über rote Schotterpisten. Auf einmal entdecke ich am Straßenrand einen Wassertümpel, in dem es sich einige Wasserbüffel bequem gemacht haben. Die Zufahrt zum Tempel geht wieder durch eine Gasse mit Verkaufsständen, das ist anscheinend religionsunabhängig. Ich kaufe natürlich wieder einen Blumenkranz zum Opfern, hier sind die Frauen bei weitem nicht so aufdringlich.

Dieser Tempel ist genauso wie uns wir in Europa ein hinduistisches Gebetshaus vorstellen. Ein dunkelgrüner viereckiger Teich davor, ein roter Vorbau und eine Stiege zum Hinaufgehen mit einem schönen Tor. Im Innenbereich ist ein riesiger Hof mit einem wunderschönen Tempel in der Mitte und davor auch wieder ein schöner rosaroter Turm. Ich schließe mich den Menschen, die sich segnen lassen wollen an und gebe ebenfalls meinen Blumenkranz ab. Auf die Segnung verzichte ich, nicht nur aus Glaubensgründen, sondern mehr aus hygienischen Gründen, weil man muss das Wasser das man in die Hand geträufelt bekommt, trinken, sonst wirkt es nicht. Und ich möchte die Wirkung auf meinen Verdauungstrakt nicht wirklich wissen!

Beim Hinausgehen werde ich von einem Mönch in rotem Schurz und nackten Oberkörper mit einer riesigen Narbe auf der Brust angesprochen. Er erklärt mir ungefragt den Tempel und wird für mich beten, damit ich für die nächsten 15 Jahre nur mehr Glück habe. Bin gespannt was er dafür will, bin ja schon etwas gebrannt vom Moscheebesuch in Hyderabad. Also muss ich das noch ausnutzen und mir noch mehr zeigen lassen. Er bringt mich zu einem Seitentrakt wo, die Fahrzeuge für die Umzüge stehen, dort stehen ein bunt bemalter Elefant und ein riesiger Prunkwagen aus Holz, dessen Räder rund 2m Durchmesser haben. Dahinter ist ein weiterer Wagen, der nur um ein Drittel kleiner ist. Mein Mönch lässt sich auch fotografieren und mach auch ein Foto von mir. Dann hält er die Hand auf und ist nach 200 Rupies zufrieden, im Vergleich zu Santiago hat er sich sein Geld leicht verdient!

In der Touristenkarte habe ich einen Wasserfall entdeckt und frage ob wir den auch ansehen könnten. Santiago erklärt mir, dass der jetzt wegen der Regenfälle zu groß sei. Aber er kennt noch einen Zweiten, der ohne zu großen Umweg zu erreichen ist. Der Weg dorthin geht etwas mehr in die Hügel des Hinterlandes über steile Straßen, manchmal liegen auch die Kühe mitten auf der Straße, wir schlängeln uns durch.

Genauso faszinierend ist, dass die wild lebenden Hunde auf der Strasse liegen und normalerweise nicht überfahren werden. Nur manchmal gibt es böse Stürze von Motorradfahrern, die zu wenig acht geben. Da gibt es noch eine weitere Falle. An allen Stellen, die langsamer zu befahren sind, gibt es, obwohl der generelle Straßenzustand sowieso katastrophal ist, sogenannte „Speedbreaker“ die so hoch sind, dass man nur im Schritttempo drüber fahren kann. Manchmal sind sie angekündigt, meistens entdeckt man sie im letzten Moment. Das kann dann am Moped peinlich werden.

Wir kommen an einer Kirche vorbei, wo anscheinend gerade die Braut Fotos mit ihren Brautjungfern macht und ich ersuche Santiago, stehenzu bleiben, damit ich sie auch fotografieren kann. Sie freuen sich anscheinend sehr, daß sich ein Europäer für sie interessiert.

Nach einer guten halben Stunde sind wir angekommen, beim Wasserfall gibt es einen Tempel, der den Schlangengöttern geweiht ist, da muss ich nicht wirklich hinein. Der Wasserfall selbst führt derzeit so viel Wasser, dass man gar nicht bis an das Geländer heran kann, ohne bis auf die Haut nass zu werden. Er geht sofort in einen kleinen Fluss, dessen Wasser nicht schmutzig, sondern von der roten Erde braun gefärbt ist, über. Ich erinnere mich an den Wasserfall mitten im Wald im Maltatal, so stellt man sich einen einsamen europäischen Wasserfall vor, der hier ist schon knapp an unseren Vorstellungen, wie so etwas im Regenwald aussieht.

Dann geht’s wieder zurück nach Calangute, unsere Runde hat dann doch 5 Stunden gedauert. Ich bestelle Santiago aber auch gleich für morgen, er soll mir noch einige Strände zeigen und mich dann zum Flughafen bringen.

Eine kalte Dusche (nicht weil ich es will, das Wasser wird einfach nicht warm) macht mich wieder fit und ich bin wieder unterwegs, lasse mir verschiedenste Souvenirs aufschwatzen. habe sicher zu teuer gekauft, aber das ist das Los der ausländischen Touristen. Am Strand werde ich auch von verschiedenen Verkäufern angequatscht, ich bleibe standhaft, bis ein junges Mädchen mit Charme und ohne wirklich aufdringlich zu sein (zumindest im Vergleich zu allen Anderen) mich doch weich bekommt und ich ihr einige Armbänder abkaufe. Dafür mach ich aber auch noch ein Foto von ihr und ihrer Mutter, sie freut sich drüber. Wie ich es mir gedacht habe, werde ich dann weiter von einem anderen Verkäufer verfolgt, auch ihm kauf ich dann doch noch was ab.

Aber das reicht mir jetzt, ich wandere weiter und hab dann doch Ruhe, irgendwie funktioniert die Kommunikation innerhalb dieser Art Mafia ziemlich rasch. Ich genieße den Strandspaziergang, bis es dunkel wird, auch wenn das allein nur halb so viel Spaß macht und der Kopf durch die Erlebnisse mit den Strandhändlern nicht wirklich frei wird. Am Rückweg setze ich mich dann wieder an die Strandbar mit den Shishas.  Zuerst esse ich noch eine Kleinigkeit, dann bestelle ich mir auch eine Wasserpfeife. Ich bin gespannt, wie es mir ergeht, nachdem ich nichts mehr rauche und die letzte Wasserpfeife auch schon an die 10 Jahre her ist.

Aber ich fühle mich gut dabei, es schmeckt und ich hab keine Probleme, so hab ich mir das vorgestellt. Es ist ja fast kitschig, Goa, Sandstrand, ein Bier, Sonnenuntergang und die Zehen im Sand! Es wird rasch stockfinster, heute ohne Regen, da kommt ein Feuerkünstler und schleudert seine Feuerbälle, das  wirkt hier am Strand. Nachdem die Glut für die Pfeife zweimal gewechselt wurde, ist sie nun nach einer Stunde wirklich aus und ich mach mich wieder auf den Weg. Heute ist auch eine Herde Kühe am Strand, wirkt für Europäer sehr eigenartig!

Nachdem es mir gestern so geschmeckt hat, gehe ich wieder in das gleiche Restaurant, so wirklich viele sehr Vertrauen erweckende gibt’s ja doch nicht. Die gemischte Meeresfrüchteplatte ist dann wirklich ein Genuss, und das heißt etwas bei jemandem, der bei Fisch eher reserviert ist. Der Preis ist aber für indische Verhältnisse heavy.

Es ist noch nicht allzu spät, ich gehe wieder Richtung Strand, dort scheint es heute eine Disco auch zu geben, das sehe ich mir an. In einem riesigen Restaurant gibt es in der hinteren Ecke eine Tanzfläche, die gesteckt voll ist. Kaum bin ich drin, traue ich meinen Ohren nicht, der nächste Song ist „Hey Baby“ von DJ Ötzi, und alle scheinen es zu kennen! Nach einer Weile ist es vorbei mit der Disco, dafür kommt eine sehr hübsche junge Inderin mit Livegesang von verschiedenen westlichen Hits, die Gäste sind begeistert. In der Zwischenzeit hat es wieder zu schütten begonnen, ich aber halbwegs trocken zurück.

Nachdem sie zu singen aufgehört hat, geh ich auch ins Hotel, es ist eh schon Mitternacht vorbei und es tröpfelt nur mehr ganz leicht. Gleich nach dem Ausgang versperren einige Hausschweine den Weg, die sich hier ihr Nachtmahl suchen. Kaum bin ich dann nach 10 Minuten im Zimmer, schüttet es wieder los, wie wenn man Kübel ausleert. Ich bin froh, drinnen zu sein!

Zum Weiterlesen

Goa 3 – 30.9.2007 – Der letzte Tag


 


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