Bargeld oder digitaler Euro?
Auch wenn diese Frage seit Jahren in den sozialen Medien immer wieder gestellt wird, um die Abschaffung des Bargeldes in den Raum zu stellen, wird es dadurch nicht richtiger. Wie schon im letzten Blogbeitrag erwähnt, ist das Bargeld auf keinen Fall ein Auslaufmodell, denn es garantiert der Vertrag über die Arbeitsweise der EU den Erhalt von Bargeld. Artikel 128 bestätigt: „Die (…) ausgegebenen Banknoten sind die einzigen Banknoten, die in der Union als gesetzliches Zahlungsmittel gelten.“
Leider verbreiten Rechtspopulisten trotzdem immer wieder Falschinformationen über ein
Bargeldverbot, um Zweifel an den Institutionen der EU und am Euro zu schüren. Andererseits zahlen immer mehr Menschen bargeldlos, nicht mehr nur mit Bankomat- oder Kreditkarten, sondern immer mehr mit Handy-App, hier im Link erklärt von der Sparkasse.
Trotzdem wollen nicht nur die österreichischen Menschen nicht aufs Bargeld verzichten und so muß speziell in ländlichen Gebieten die Nationalbank einspringen um die Versorgung mit Bankomaten zu sichern.

Darum ist es auch eine Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Bargeldkreislauf, dass Bargeld praktisch überall akzeptiert wird. Überlegungen wie „Bargeld wird nicht mehr angenommen, also brauchen wir auch keine Bargeldbezugsquellen mehr“ widersprechen der Annahmepflicht des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel.
Und auch der neueste OeNB-Barometer bestätigt: Bargeld ist in Österreich wegen seiner besonderen und einzigartigen Eigenschaften im Alltag nicht wegzudenken.
Auch die in der im letzten Blog zu diesem Thema angeführte Bargeldstrategie schlägt in diese Kerbe und die dort verlinkte Bargeldstudie von 2024 (leider nur in Englisch) zeigt auf, dass für mehr als die Hälfte der EU-Bürgerinnen und Bürger das Bezahlen mit Bargeld besonders wichtig ist.
Die digitale Währung als Beitrag zur Unabhängigkeit von China und den USA
Das ist aber trotzdem kein Widerspruch dazu, dass zusätzlich ein digitaler Euro eingeführt werden soll. Dieses Zahlungsmittel basiert wie der Bitcoin auf Blockchain-Technologie, nur mit dem wichtigen Zusatz der verpflichtenden 1:1-Deckung durch Bargeld.
Dazu ist in letzter Zeit wieder Bewegung in diese Bemühungen gekommen. Mit dem Genius Act wurde von den USA ein Gesetz verabschiedet, das die Förderung von Innovation im digitalen Finanzmarkt, die Sicherstellung von Transparenz, Vertrauen und Anlegerschutz sowie die Stärkung des US-Dollars als digitale Leitwährung sichern soll. Zentrale Vorgabe dieses Gesetzes ist ebenfalls unter anderem eine 1-zu-1-Deckungspflicht. Stablecoins müssen also jederzeit vollständig durch liquide Reserven gedeckt sein.

Aber auch China hat seit 2014 in digitale Währungen und kryptobasierte Zahlungssysteme investiert und hat als erste große Volkswirtschaft eine offizielle Digitale Zentralbankwährung (CBDC), den E-Yuan, eingeführt. Die chinesische Führung sieht darin die Möglichkeit, eine, wenn nicht die führende Rolle bei der Gestaltung von CBDCs zu spielen. Dennoch macht der E-Yuan laut einem Artikel des deutschen Handelsblatt im Jahr 2023 nur 0,16 Prozent des im Umlauf befindlichen Bargelds aus.

Auch ist für Peking der digitale Renminbi, wie der E-Yuan in China heißt, eine Möglichkeit, mehr Kontrolle über seine Bürger auszuüben. Seit Staats- und Parteichef Xi Jinping an der Macht ist, hat der den Überwachungsapparat deutlich ausgeweitet. „Eine Digitalwährung könnte nicht nur dabei helfen, Schwarzhandel und Korruption aufzudecken, sondern auch, um soziale Kontrolle auszuüben oder Material zu sammeln, um politische Gegner zu erpressen“, sagt SWP-Experte Hilpert.
Banken wollen einen Euro-Stablecoin entwickeln
Weiters wurde jetzt im September 2025 bekannt, dass neun führende Banken Europas, darunter auch die österreichische Raiffeisenbank International eine gemeinsame Gesellschaft gegründet haben, die einen Euro-Stablecoin entwickeln soll. Die Einführung ist bereits für die zweite Hälfte von 2026 geplant, um so den asiatischen und US-amerkanischen Bestrebungen rechtzeitig entgegenzuwirken. Sie soll auf jeden Fall den EU-Vorgaben der «Markets in Crypto-Assets» (MiCAR) entsprechen und schnelle, kostengünstige Zahlungen rund um die Uhr ermöglichen.

Auch oder gerade weil die Sensibilität beim Datenschutz in Europa eine andere als in Asien oder den USA ist, muss gewährleistet sein, dass die versprochene Anonymität wirklich gewahrt ist, die Sicherheit gegen Cyber-Angriffe gegeben ist und die Menschen einen Mehrwert gegenüber den derzeit verwendeten elektronischen Zahlungsmöglichkeiten erkennen können, wovon man derzeit noch sehr weit entfernt ist. Aber nur so kann es gelingen, den digitalen Euro zu einem relevanten Zahlungsmittel zu machen.
Derzeit fährt der Zug aber langsamer als geplant. War bis vor kurzem eine Einführung des digitalen Euro im Jahr 2027 geplant, scheint es nun das Jahr 2029 zu sein. Die EU-Finanzminister einigten sich im September 2025 auf Obergrenzen für digitale Euro-Bestände als Schutzmaßnahme gegen potentielle Bank Runs und finanzielle Instabilität. Bis 2029 muss auch praktisch überall der digitale Euro im Zahlungsverkehr angenommen werden.
Für Unternehmen wird der europäische Stablecoin aber sicher bald unverzichtbar sein, effiziente grenzüberschreitende Transaktionen, programmierbare Zahlungen und Verbesserungen im Lieferkettenmanagement sowie bei der Abwicklung digitaler Vermögenswerte, von Wertpapieren bis Kryptowährungen sind die Grundgedanken dahinter.
Auch der aktuelle World Payments Report meines ehemaligen Arbeitgebers Capgemini zeigt das rasche Wachstum der verschiedenen digitalen Zahlungen auf. Speziell die Zunahme bei digitalen Zahlungsdienstleistern, die bis auf einzelne alle aus dem nichteuropäischen Raum kommen, ist nicht von der Hand zu weisen.
Ganz aktuell (23.10.2025) hat auch die Österreichische Nationalbank das Thema Digitale Zahlungen in Europa wieder beleuchtet und erklärt, warum wir mehr Eigenständigkeit und Wettbewerb brauchen, weil wir in Europa von wenigen Kreditkarten-Instituten (mit Sitz in den USA) abhängig sind. So laufen 80 % der Kartenzahlungen über Mastercard und 18 % über Visa.
Auch Leonhard Dobusch vom Momentum Institut erklärt am gleichen Tag den digitalen Euro und entdämonisiert ihn wissenschaftlich untermauert besser, als ich es je hier durch reine Internet-Recherche kann. Und das Momentum Institut ist ja nicht vordergründig als Verteidiger der Banken und der europäischen Institutionen bekannt.
Die Sofortüberweisung (Instant Payment) seit dem 9. Oktober 2025
Instant Payments sind Echtzeitüberweisungen in Euro, die innerhalb von 10 Sekunden im gesamten SEPA-Raum abgewickelt werden. Sie sind jederzeit verfügbar, auch an Wochenenden und Feiertagen, und werden seit 9.Oktober 2025 von allen Banken in der EU als Standard angeboten. Die Kosten dürfen nicht höher als für eine herkömmliche Überweisung sein.
Die bisherige Höchstgrenze von 100.000 Euro entfällt, aber Kontoinhaber können eigene Limits festlegen. Wichtig dabei ist, dass der IBAN-Name-Check obligatorisch ist, bei dem der Name des Empfängers mit der IBAN abgeglichen wird, um die Sicherheit zu erhöhen. Ein Ampelsystem zeigt die Übereinstimmung an, die Zahlung kann aber trotzdem freigegeben werden. Stimmen die Daten nicht überein, wird aber generell empfohlen, die Überweisung nicht durchzuführen, sondern die eingegebenen Daten nochmals zu prüfen oder den/die Empfänger zu kontaktieren.
Denn ein wichtiger Unterschied zu herkömmlichen Überweisungen ist, dass Echtzeit-Überweisungen nicht einfach gestoppt werden können. Eine Rückholung ist nur mit Zustimmung der Empfängerbank möglich, was im Falle eines versehentlichen Fehlers nicht immer gelingt.
Vorteile für uns Konsumenten sind zum Beispiel die Möglichkeit, im Restaurant eine gemeinsame Rechnung aufzuteilen, ohne dass Kleingeld oder komplizierte Rechnungsaufteilungen nötig sind. Vergessene Zahlungen können unmittelbar durchgeführt werden und so Mahngebühren vermieden werden. Auch sofortige Zahlungen wie z.B. beim Gebrauchtwagenkauf, wo bisher größere Bargeldsummen abgehoben werden mussten, können so transparent und risikoloser durchgeführt werden.






