7: Mumbai, 17.9.2007 – Eigentlich nichts besonderes

Ich wollte im September 2007 über diesen Tag meines Mumbai-Aufenthalts gar nichts schreiben, aber rückblickend betrachtet ist mein persönlicher Culture Clash, der einen Lernprozess bei mir einleitete, das wirkliche Thema in diesem Tagebucheintrag zu einem nicht besonders ereignisreichen Tag.

Eigentlich wollte ich heute gar nichts schreiben, aber jetzt gibt’s es doch einiges, das ich loswerden möchte.

Am Morgen war der Frühstücksraum überfüllt und kein Platz zu bekommen, nach 10 Minuten wurde dann endlich ein Tisch frei. Ich holte mir meine Cornflakes, auf einmal stellten 2 Inder ihre Teller wortlos her und setzten sich. Das ist so eines der Dinge, die anscheinend nicht nur über Skype nicht funktionieren, und das ist die Kommunikation mit anderen, die man nicht kennt. Es wird so getan, wie wenn die anderen nicht da wären, so nach dem Motto, ich nehme auf dich nicht Rücksicht, dafür musst du auf mich Acht geben. Das ist im Straßenverkehr so, der, der vorne ist, gibt den Ton an und die hinten können hupen, aber im Prinzip ist das egal. Oder wenn jemand durch eine Tür geht, wird die ausgelassen und kann zuknallen, egal ob jemand nachkommt.

Höflichkeit ist gegenüber Fremden nur geschäftlich, aber nicht alltäglicher Umgang. Niemand sagt in der Früh Guten Morgen, wenn er einen Raum betritt, begrüßt werden maximal Freunde. Das haben mir meine Kurskollegen erklärt und sie finden das eigentlich gar nicht so toll, sie bemühen sich jetzt sichtlich, einen etwas anderen Umgang zu pflegen. Damit wird mir die Kommunikationsweise meiner beiden Capgemini-Kollegen auch klarer, auch wenn sie mich weiterhin auf die Palme bringen wird.

Beim Überqueren der Straße bin ich im Prinzip ja geübt, aber heute wäre ich doch fast mit einem Pferd zusammengerannt, weil damit rechnet man ja als Europäer nicht wirklich. Kaum verschnauft und umgedreht, steht das zweite (eh mit Reiter) hinter mir. Zu den tierischen Erlebnissen gehört auch, dass ich gestern das erste Mal einen Hund gesehen habe, der am Motorroller mitgefahren ist!

Am Abend war ich beim McDonalds, davon gibt’s einige in Mumbai, einen schräg vom Hotel. Es war lecker indisch, aber wenn man nicht auf die Straße gesehen hätte, hätte es (fast) irgendwo auf der Welt sein können. Die Preise sind um einiges niedriger, aber für indische Verhältnisse doch gehoben, ein BicMac Menu kostet 120 Rupies, das ist etwas mehr als 1 Euro. Das Publikum ist richtig gemischt, aber doch eher die Oberschicht, aber es war genauso ein moslemischer Opa im Hawai-Hemd mit Tochter mit Kopftuch (sonst wäre ich nicht auf Moslems gekommen) und Enkeltochter in Jeans und T-Shirt dabei. Zwei tratschende Freundinnen, es sah so aus wie wenn es die gleichen Themen wie in Europa wären, versandten dazwischen SMS. Nur Türsteher in Uniform gibt’s in Europa beim Mäci nicht.

Als ich zum Zimmer gehe, wartet schon der Hotelboy, der für mein Zimmer zuständig ist. Er sagt, meine Wäsche sei fertig, ob er sie bringen könne. Natürlich, ich bin gespannt, wie alles aussieht. Ich habe heute in der Früh Hemden, T-Shirts, Hosen, Unterwäsche und Socken zum Waschen gegeben.

Jetzt ist alles retour, sauber und gebügelt und an jedem Stück, auch an jeder Socke, hängt ein Zettel mit der Zimmernummer.

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