Die Grafische Sammlung
Die Albertina war vor Klaus Albrecht Schröder eine altehrwürdige Sammlung von Druckgrafiken, die zum Großteil aus dem Besitz von Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen stammt. Das sicher berühmteste Bild daraus ist der sogenannte „Dürer-Hase“, den wahrscheinlich jedes Kind vom Zeichenblock kennt und der mich immer schon fasziniert hat. 2019 wurde er zum letzten Mal ausgestellt, ich habe ihn damals natürlich gesehen.



Die Sammlung Batliner
Eine weitere Anziehungskraft hat für mich die Sammlung Batliner, die seit 2007 als Dauerleihgabe Werke des Impressionismus und dem Postimpressionismus von Monet, Renoir und Cézanne bis zum Deutschen Expressionismus u.a. von Kokoschka und Böckl und als Draufgabe noch Bilder von Picasso zeigt. Ich sehe sie mir immer wieder einmal an, diesmal habe ich sie ausgelassen, weil mir sonst die Zeit für die anderen Ausstellungen gefehlt hätte.

Chagall
Die finale Ausstellung von Klaus Albrecht Schröder nach 25 Jahren als Direktor der Albertina widmet sich dem Werk Marc Chagalls, der aus einer jüdisch-orthodoxen Arbeiterfamilie aus Witebsk stammt (damals im russischen Zarenreich, heute in Belarus), wo Chagall in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs.
Die Bilder Chagalls zeigen die Umwälzungen in seinem Leben, von der Periode in Paris über die Zeit in der Heimat während der russischen Revolution und wieder in Paris, von wo er 1941 nach Amerika fliehen muss. Sie erzählen immer wieder auch Teile der Geschichte der osteuropäischen Juden, vom Leben im Schtedtl und seines eigenen damit untrennbar verbundenen seelischen Zustandes. Ab 1948 lebte Chagall in Südfrankreich und starb dort 1985 mit 97 Jahren.
Ich zeige euch hier nur ein paar Bilder aus den rund 100 ausgestellten Werken der verschiedensten Schaffensperioden, um Appetit auf die Ausstellung zu machen, die noch bis 9.Februar 2025 zu sehen ist.






Robert Longo
Die Präsentation der Bilder von Robert Longo (geboren 1953 in Brooklyn) genauso wie der von Gottfried Helnwein im letzten Jahr passen aus meiner Sicht ganz perfekt in die Tradition der Grafischen Sammlung Albertina.

Als ich im Untergeschoss ankomme, bin ich gleich vom ersten Werk überwältigt. Dieser Photorealismus in Schwarzweiß zieht nicht nur mich, sondern den Großteil der Menschen in der Ausstellung in ihren Bann. Auf den ersten Blick glaubt man ein Photo vor sich zu haben, auf den zweiten Blick denkt man an eine perfekte Kopie eines Photos und erst am dritten Blick erkennt man die Transformierung in eine überdimensionale Kohlezeichnung, wo das eigentliche Motiv des Bildes etwas ganz anderes ist als das auf den ersten Blick sichtbare.
„Die spannenden Licht- und Schatteneffekte der Zeichnungen betonen die Plastizität der Dinge und die Tiefe des Raumes. Sie lassen das Motiv ebenso real wie unwirklich erscheinen. Das satte Schwarz der in das Papier eingeriebenen Kohle verschlingt jegliches Licht.“ So beschreibt es der erklärende Text auf der Albertina-Homepage. Ich füge dem nichts mehr hinzu und lasse einige Bilder für sich sprechen, den Rest muss man gesehen haben und das geht noch bis 26.Jänner 2025.





Adrian Ghenie
Genauso ambivalent, wie ich vor den originalen Bildern Egon Schieles stehe, blicke ich in der Ausstellung im Erdgeschoß auf die Bilder von Adrian Ghenie.
Er beschäftigt sich mit Schieles verlorenen Werken, von denen es nur Schwarz-Weiß-Fotografien gibt. Adrian Ghenies eindringliche künstlerische Fähigkeit bringt diese verschollenen Kunstwerke in einer zumindest für mich eher verstörenden Art zurück. Die Figuren erinnern eher an Aliens, als an Menschen und versuchen so, die expressiven Empfindungen Schieles herauszuarbeiten.
Andrian Ghenie, 1977 in Rumänien Baia geboren und heute in Berlin lebend, erkundet Schieles expressive Empfindungen in seinem hier gezeigten Zyklus „Schattenbilder“ weniger in stilistischer Hinsicht, sondern in jener der inneren „Haltung“, wie der Künstler es ausdrückt.
Die eigenen Erkundungen der Ausstellung dazu sind noch bis 2.März 2025 möglich.






Links
http://www.albertina.at
https://www.news.at/menschen/abschied-klaus-albrecht-schroeder
https://www.derstandard.at/story/3000000246113/klaus-albrecht-schroeder-tritt-ab-den-hasen-kenn-ich-wirklich-zur-genuege
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Albertina_(Wien)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marc_Chagall
https://www.albertina.at/ausstellungen/chagall/
https://www.albertina.at/ausstellungen/robert-longo/
https://www.albertina.at/ausstellungen/adrian-ghenie/
