Als ehemaligen IT Consultant lassen mich Digitalisierung und künstliche Intelligenz auch in der Pension nicht ganz los. Ich habe daher schon einige Beiträge zu verwandten Themen begonnen, an denen ich arbeite, wenn es mich freut und meine anderen Interessen es zulassen. Dabei genieße ich ehrlicherweise, daß ich nicht muß, sondern darf, ich bin ja in Pension.
Nur heute muß ich einfach sofort auf einen Artikel in der Badener Ausgabe der NÖN reagieren, aber dazu weiter unten. Zuerst möchte ich noch einige Begriffe hoffentlich allgemein verständlich erklären.
Digitalisierung von Objekten, eigentlich schon ein ziemlich alter Hut
Grundsätzlich und ursprünglich versteht man unter Digitalisierung die Umwandlung von analogen Informationen wie Schriftstücke, Zeichnungen, Pläne, Bilder, aber auch dreidimensionale Objekte in digitale Daten. Der Mikrofilm war aus meiner Sicht bereits eine Vorstufe, da die Indexierung der verfilmten Dokumente schon sehr lange IT-unterstützt erfolgte. Die vollständige Digitalisierung des Mikrofilms erfolgte aber recht rasch mit dem einerseits rasanten Wachstum und andererseits dem Preisverfall der Speichermedien.
Seit vielen Jahren ist aber nicht mehr zwingend ein analoges Objekt die Ausgangsbasis, sondern es existiert nur mehr die digitale Version. Auch das ist nicht neu, war aber vor gut 35 Jahren eine Revolution. Ich war damals mitten drin, als ich mich Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit dem sogenannten „Desktop-Publishing“ kurz selbständig gemacht habe. Das war damals eine echte Revolution, weil innerhalb weniger Jahre ganze Berufsbilder, wie die der Setzer und Metteure weg waren. In Deutschland verloren dadurch nach Gewerkschaftsangaben zwischen 1974 und 1982 rund 36.000 Menschen in der Branche ihren Arbeitsplatz. Durch den Innovationsschub in der Produktionstechnik mussten gleichzeitig Journalisten immer mehr technische Aufgaben übernehmen. Das führt mich zur nächsten Stufe, der Digitalisierung von Prozessen.
Digitalisierte Prozesse machen Abläufe sicherer und transparenter, das ist theoretisch auch bereits viele Jahre umgesetzt
Die Digitalisierung von Prozessen bedeutet, dass manuelle Abläufe in einem Unternehmen durch automatisierte Abläufe (Workflows) ersetzt werden. Das Ziel ist es, den Arbeitsaufwand zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Durch die Digitalisierung können Fehler minimiert und die Qualität gesteigert werden. Außerdem wird der Zugriff auf Daten erleichtert und somit die Transparenz erhöht und gleichzeitig die Prozesse beschleunigt.
Das klingt hier in der Theorie sehr gut, nur haben viele Firmen zu Beginn vergessen, daß digitale Transformation nicht die 1:1 Umsetzung der alten Prozesse, sondern eine Anpassung und Weiterentwicklung der Abläufe sein muss. Das bringt mich zum nächsten Punkt, den ich noch (sehr) kurz abhandeln möchte, wo das ebenfalls notwendig ist.
Künstliche Intelligenz wird unsere Welt mehr verändern als wir noch wahrhaben wollen
Künstliche Intelligenz (KI) oder Artificial Intelligence (AI) gilt wahlweise als nächster Quantensprung der Digitalisierung, der unser Leben leichter, effizienter und sicherer macht, oder aber als Untergang der Menschheit, da sie uns alle eines Tages abschaffen wird.
Computersysteme mit ihren Programmen können mit (derzeit noch hauptsächlich) von Menschen programmierten Algorithmen große Datenmengen analysieren und daraus Schlüsse ziehen und Entscheidungen treffen. Das kann heute schon einerseits die Spracherkennung am Handy oder bei Alexa sein und andererseits die Auswertung von Satellitenbildern in der Landwirtschaft, Meteorologie, Militär usw. oder in der Medizin die Auswertung von Röntgenbildern oder MRTs sein. Dann kommt aber immer noch der Mensch, der dann auf dieser Basis die finale Entscheidung treffen oder die Diagnose stellen muß.
Von ChatGPT haben wir ja auch fast alle schon gehört oder es eventuell schon ausprobiert. Dabei kann man sich vom Märchen bis zu Visionen alles schreiben lassen, was man sich nur so wünscht. Ein Disclaimer fehlt aber meist, der darauf hinweist, daß dabei nicht alles richtig sein muß und der Mensch noch immer selbst für die geprüfte Richtigkeit verantwortlich ist. Trotzdem wird die KI in mehr Bereiche Einzug halten, als wir uns überhaupt vorstellen können. Aber dazu kommt irgendwann ein extra Blog.
Und so komme ich zu meinem ursprünglichen Thema, dass man Digitalisierung nicht angreifen kann.
Digitale Bildung kommt auch nicht aus der Steckdose
Warum dieser etwas schräge Titel? Die Badener Ausgabe der NÖN (Niederösterreiche Nachrichten) beschäftigt sich zum Ferienende mit den renovierten, erweiterten und neu ausgestatteten Schulen im Bezirk. Der Artikel zeigt dankenswerterweise auf, wieviel in den einzelnen Schulen investiert wurde, um adäquate Einrichtungen für Schülerinnen, Schüler und natürlich auch für die Lehrpersonen zur Verfügung zu stellen. Ich möchte diese Leistung auch nicht schmälern, im Gegenteil, ich möchte aber für mich und euch einige Begriffe zurechtrücken.
Dabei stoße ich auf die markante Überschrift: „Steckdoseneinheit kann versenkt werden“
Versteht mich bitte nicht falsch, das Thema Strom an sich ist natürlich unverzichtbar und sollte unter anderem (Stichwort Blackout oder auch Nachhaltigkeit) auch Teil der Ausbildung sein.
Ausserdem verstehe ich die Freude des Direktors über die gute neue Ausstattung seiner Schule, aber versenkbare Steckdosen sind in der Privatwirtschaft oder auch in so manchem privaten Homeoffice seit vielen Jahren Standard und locken keine einzige Schülerin und keinen Schüler in einen der 9 Lehrsäle der Schule, die anscheinend auch noch immer als EDV-Säle bezeichnet werden.
Schon allein dieser Begriff EDV (Elektronische Datenverarbeitung) geht an der aktuellen Realität mit Digitalisierung, KI und Cloud vorbei, siehe auch den Link unten dazu.
Ohne eine Bildungsdebatte lostreten zu wollen, glaube ich trotzdem, daß mehr Neugier sicherlich durch die letzte Version von ChatGPT, Machine Learning oder GenAI von Microsoft und die Lehrerin oder die Lehrer, die die entsprechenden Kurse dafür auch besucht haben, ausgelöst wird.
Ich unterstelle jetzt, daß das oder ähnliches an dieser Handelsakademie sowieso gemacht wird. Aber dafür ein Bild einer versenkbaren Steckdose (für Strom und USB Ladekabel), die in der Welt von WLAN, Cloud und KI keine besondere Rolle in der Bildungsarbeit spielt, zu verwenden, ist eine glatte Themenverfehlung.
Hier zum selbst Nachlesen der vollständige Artikel in der NÖN:


Für alle die noch neugierig sind, möchte ich auch noch auf einige Studien meines ehemaligen Arbeitgebers Capgemini hinweisen, ihr findet sie in den letzten beiden Links.
Links
https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Vom-Bleisatz-zur-Elektronik-347244.html
https://x-works.at/prozesse-digitalisieren#:~:text=Was%20bedeutet%20es%2C%20Prozesse%20zu,und%20die%20Effizienz%20zu%20steigern.
https://www.tuev-nord.de/explore/de/entdeckt/was-ist-kuenstliche-intelligenz-einfach-erklaert/
https://www.suchhelden.de/lexikon/edv.php
https://www.giga.de/ratgeber/specials/edv-und-it-wo-ist-der-unterschied/
Studien von Capgemini
Die Digitale Transformation meistern
Studie IT-Trends
