Goa 3 – 30.9.2007 – Der letzte Tag

Der Sonntag, 30.9.2007 ist mein letzter Tag in Goa. Nach einer Runde zu mehreren Buchten bringt mich mein Fahrer zum Flughafen und es geht nochmals zurück nach Mumbai.

Santiago holt mich wie abgemacht pünktlich um 10 Uhr ab und wir fahren zur ersten Bucht. Ich dachte, ich habe in der meinen insgesamt 5 Wochen in Indien schon alles gesehen, was man am Motorrad transportieren kann, aber hier wir das noch übertroffen. Vor uns fährt ein Bauer auf seinem Fahrzeug, hinten sitzt seine Frau und hält ein frisch geworfenes Kalb im Arm.

Die Bucht selbst wäre ja traumhaft schön, nur irgendwie versteht hier niemand, wenn alles verdreckt ist und wild gebaute slumartige Hütten herumstehen, die ausländischen Touristen wegbleiben, da nützt alles nichts. nach ein paar Fotos fahren wir weiter, die zweite Bucht ist noch ärger, Händler haben die Zufahrt mit ihren Ständen einfach abgesperrt, überall liegt Dreck herum und niemanden scheint das zu stören. Kaum ausgestiegen, werde ich schon von 2 Händlerinnen angequatscht, sie weiß sofort dass ich Deutsch spreche, das hören ihre geschulten Ohren aus meinem Englisch heraus. Sie läuft mir ständig hinterher, Ich kaufe ihr dann doch eine Kette ab, sie verspricht mir, dann mich in Ruhe zu lassen. Dafür glaubt ihre Kollegin, dass sie jetzt dran sei und sie gehen erst weg, nachdem ich lauter und energisch werde. Wie ich in den beiden Tagen gesehen habe, kaufen ihnen die Inder auch nichts ab, sie sagen auch auf meine Frage danach, dass die Inder böse seien.

Diese Eindrücke trüben den Blick auf die schöne Bucht, hier stimmt vieles nicht, es kümmert sich niemand um den Dreck, die Buchten werden mit illegalen Bauten verschandelt, so wird es schwer, die Touristen zu halten. So wie es aber derzeit aussieht, kommen immer mehr Russen hier her, und denen ist das alles egal.

Santiago bringt mich zur letzten Bucht, an der eine bestimmte Schildkrötenart ihre Eier legt. Er erklärt mir, dass während dieser Zeit der Zutritt verboten sei und die Einheimischen das nicht verstehen und das als Einmischung auffassen. Er sei aber froh darüber und meint, dass sein Land und die Menschen hier in dieser Beziehung noch viel lernen müssen. Der Strand ist sehr weitläufig, wir wandern eine Weile entlang, sehen aber leider keine Schildkröten. Hinter einem Fischerboot sitzen einige Fischer und zerteilen einen Fisch in kleine Teile. Santiago erklärt mir, das dieser Fisch ungefähr 3000 Rupies Erlös bringt, der auf alle Anwesenden aufgeteilt werden muss. Ein weiteres Problem ist, dass in den letzten Jahren immer mehr Inder Vegetarier wurden, aber Fisch essen. So bleibt dann unterm Strich für die Einheimischen fast keine Möglichkeit mehr, selbst Fisch zu essen.

Am Rückweg fahren wir an Häusern vorbei, die zwar ganz ok aussehen, nur rundherum herrscht der absolute Dreck. Als Europäer würde man das schon fast als Slum bezeichnen. Santiago erklärt mir aber, dass das eine gute Wohngegend sei, ruhig außerhalb der Zentren, mit Strom und Wasser ausgestattet, also nicht so arm wie es für europäische Augen wirkt. Manchmal steht auch ein neues Auto vor dem Haus.

Heute ist Sonntag und viele Leute sind an den Wasserstellen, die es hier gibt und fischen, entweder mit Netz oder auch mit selbst bebastelter Angel. Die Fische, meistens kleine Sardinen oder ähnliches werden dann zum Trocken auf großen Plastikplanen aufgelegt.

Santiago liefert mich kurz nach 13 Uhr am Flughafen ab, es war sehr beeindruckend, aber andererseits bin ich sicher, dass ich nicht so schnell wieder hierher kommen will, aber das sage ich ihm nicht.

Unser Flug hat eine Stunde Verspätung, ich bin dann froh, wie ich wieder normal in meinem Hotelzimmer duschen kann. Auch wenn das Zimmer in Goa mit 2500 Rupies, das sind rund 45 Euro, nicht übermäßig teuer war, das Preis-Leistungsverhältnis hat nicht gestimmt, dabei war ich in einem Hotel der gehobenen Mittelklasse.
 

Goa 2 – 29.9.2007

Dieser Blog handelt vom Sightseeing vom katholischen Nationalheiligen zu Hindu-Mandirs, Wasserbüffeln, Shishas und einer Disco mit DJ Ötzi in Goa!

Das Frühstück ist ok, mir hängen zwar die täglichen Cornflakes schon zum Hals heraus, aber andererseits vertrage ich die indischen Gewürze auf nüchternen Magen nicht, wenn ich sie auch sonst noch immer gern esse. Aber auf Schwarzbrot mit Butter und Honig oder ein Schnitzel freu ich mich trotzdem!

Jetzt steht eine Ortserkundung an, außerdem brauche ich ein ATM-Office, das Geld wird schon wieder zu wenig, aber zu viel will ich andererseits auch nicht mehr abheben. Irrsinnig viel Verkehr auf der Dorfstrasse, wie in jedem Fremdenverkehrsort, aber viel chaotischer und lauter durch das ständige Hupen, das hier nicht weniger ist als in Mumbai. Ich entdecke am Hauptplatz einen Hindi-Mandir mit einem schönen Turm davor, so wie ich das in Hyderabad oder Mumbai noch nicht gesehen habe, die haben anscheinend auch ihr Lokalkolorit. Dann gehe ich wieder Richtung Strand und engagiere den ersten Taxifahrer der nicht total penetrant ist für meine Sightseeingtour zu den Kirchen. Wir machen einmal 3 Stunden für 800 Rupies aus, das ist ein fairer Preis hier.

Wir fahren mit seinem Kleinbus aus dem Dorf hinaus, hier muss ich manchmal auch mitbremsen, die Geschwindigkeiten sind höher und es ist trotzdem alles wahnsinnig knapp. Auf einmal bremst der Fahre abrupt, ein kleiner Junge wäre uns fast hineingelaufen, sein Kopf war nur mehr wenige Zentimeter vom Außenspiegel entfernt. Wir sind beide ziemlich fertig und Santiago – so heißt der Fahrer – fährt nun etwas langsamer.

Die Landschaft ist interessant, Palmenwälder, viele Teiche und Seen, Reisfelder und wie ich erst später draufkomme, überall die Sträucher, die die Cashewnüsse tragen. Ich darf nicht vergessen, auch welche zu besorgen, für daheim. Teilweise sind die Strassen schön, aber dann  wieder ärger als unsere schlechtesten Feldwege. Das sind die Gegensätze, überall stehen die Menschen herum und telefonieren mit dem Handy, das passt für unsere Augen nicht zusammen. Santiago möchte mit mir mit der Fähre nach Panaj, der Hauptstadt Goas, hinüberfahren, aber da müssten wir eine halbe Stunde warten. Also nehmen wir die Brücke über den Mandovi-River, das ist genauso schön.

Dann erreichen wir Old Goa, wo wir vor der Kirche Basílica do Bom Jesus des St.Francis Xavier (Hl.Franz Xaver) anhalten. Dieser Nationalheilige – ein Portugiese hat den Katholizismus nach Goa gebracht und sein Leichnam ist in der Kirche zu bewundern. Kaum haben wir angehalten sind schon die ersten Frauen da, und innerhalb von Sekunden hab ich schon Kerzen und Blumenkränze gekauft. Die Kirche mit ihren goldenen Altären, die noch prunkvoller als unsere Barockaltäre wirken, ist sehr beeindruckend und im rechten Seitenaltar ist der Sarkophag von St.Francis Xavier integriert. Irgendwie schwer zu verstehen, warum er so verehrt wird, er war, so wie ich erfahren konnte, nicht gerade zimperlich mit den Methoden seiner Christianisierung.

In Goa leben je rund 40% Katholiken und Hindi, der Rest sind Moslems und kleinere Religionen. Aber auch hier – genauso wie in Mumbai scheint das Verhältnis zu den Moslems nicht ganz friktionsfrei zu sein. In Mumbai gibt es aber speziell bei jungen Leuten aller Religionen Bestrebungen, die Religion im täglichen Zusammenleben hintanzustellen. Es ist zu hoffen, dass das auch so Realität wird.

Gegenüber der St.Francis Kathedrale ist der ehemalige Bischofssitz von Goa, der heute eine Galerie mit modernen christlichen Bildern und vielen Statuen aus der portugiesischen Kolonialzeit. Die Kirche ist Franz von Assisi geweiht und hat an die 10 Seitenaltäre, auch wieder prunkvollst mit sehr viel Gold.

Mein Fahrer schlägt vor, noch einen Hindutempel anzusehen und wir fahren Richtung Mangueshi-Tempel. Unterwegs eine lange Straßenbaustelle, wir fahren über rote Schotterpisten. Auf einmal entdecke ich am Straßenrand einen Wassertümpel, in dem es sich einige Wasserbüffel bequem gemacht haben. Die Zufahrt zum Tempel geht wieder durch eine Gasse mit Verkaufsständen, das ist anscheinend religionsunabhängig. Ich kaufe natürlich wieder einen Blumenkranz zum Opfern, hier sind die Frauen bei weitem nicht so aufdringlich.

Dieser Tempel ist genauso wie uns wir in Europa ein hinduistisches Gebetshaus vorstellen. Ein dunkelgrüner viereckiger Teich davor, ein roter Vorbau und eine Stiege zum Hinaufgehen mit einem schönen Tor. Im Innenbereich ist ein riesiger Hof mit einem wunderschönen Tempel in der Mitte und davor auch wieder ein schöner rosaroter Turm. Ich schließe mich den Menschen, die sich segnen lassen wollen an und gebe ebenfalls meinen Blumenkranz ab. Auf die Segnung verzichte ich, nicht nur aus Glaubensgründen, sondern mehr aus hygienischen Gründen, weil man muss das Wasser das man in die Hand geträufelt bekommt, trinken, sonst wirkt es nicht. Und ich möchte die Wirkung auf meinen Verdauungstrakt nicht wirklich wissen!

Beim Hinausgehen werde ich von einem Mönch in rotem Schurz und nackten Oberkörper mit einer riesigen Narbe auf der Brust angesprochen. Er erklärt mir ungefragt den Tempel und wird für mich beten, damit ich für die nächsten 15 Jahre nur mehr Glück habe. Bin gespannt was er dafür will, bin ja schon etwas gebrannt vom Moscheebesuch in Hyderabad. Also muss ich das noch ausnutzen und mir noch mehr zeigen lassen. Er bringt mich zu einem Seitentrakt wo, die Fahrzeuge für die Umzüge stehen, dort stehen ein bunt bemalter Elefant und ein riesiger Prunkwagen aus Holz, dessen Räder rund 2m Durchmesser haben. Dahinter ist ein weiterer Wagen, der nur um ein Drittel kleiner ist. Mein Mönch lässt sich auch fotografieren und mach auch ein Foto von mir. Dann hält er die Hand auf und ist nach 200 Rupies zufrieden, im Vergleich zu Santiago hat er sich sein Geld leicht verdient!

In der Touristenkarte habe ich einen Wasserfall entdeckt und frage ob wir den auch ansehen könnten. Santiago erklärt mir, dass der jetzt wegen der Regenfälle zu groß sei. Aber er kennt noch einen Zweiten, der ohne zu großen Umweg zu erreichen ist. Der Weg dorthin geht etwas mehr in die Hügel des Hinterlandes über steile Straßen, manchmal liegen auch die Kühe mitten auf der Straße, wir schlängeln uns durch.

Genauso faszinierend ist, dass die wild lebenden Hunde auf der Strasse liegen und normalerweise nicht überfahren werden. Nur manchmal gibt es böse Stürze von Motorradfahrern, die zu wenig acht geben. Da gibt es noch eine weitere Falle. An allen Stellen, die langsamer zu befahren sind, gibt es, obwohl der generelle Straßenzustand sowieso katastrophal ist, sogenannte „Speedbreaker“ die so hoch sind, dass man nur im Schritttempo drüber fahren kann. Manchmal sind sie angekündigt, meistens entdeckt man sie im letzten Moment. Das kann dann am Moped peinlich werden.

Wir kommen an einer Kirche vorbei, wo anscheinend gerade die Braut Fotos mit ihren Brautjungfern macht und ich ersuche Santiago, stehenzu bleiben, damit ich sie auch fotografieren kann. Sie freuen sich anscheinend sehr, daß sich ein Europäer für sie interessiert.

Nach einer guten halben Stunde sind wir angekommen, beim Wasserfall gibt es einen Tempel, der den Schlangengöttern geweiht ist, da muss ich nicht wirklich hinein. Der Wasserfall selbst führt derzeit so viel Wasser, dass man gar nicht bis an das Geländer heran kann, ohne bis auf die Haut nass zu werden. Er geht sofort in einen kleinen Fluss, dessen Wasser nicht schmutzig, sondern von der roten Erde braun gefärbt ist, über. Ich erinnere mich an den Wasserfall mitten im Wald im Maltatal, so stellt man sich einen einsamen europäischen Wasserfall vor, der hier ist schon knapp an unseren Vorstellungen, wie so etwas im Regenwald aussieht.

Dann geht’s wieder zurück nach Calangute, unsere Runde hat dann doch 5 Stunden gedauert. Ich bestelle Santiago aber auch gleich für morgen, er soll mir noch einige Strände zeigen und mich dann zum Flughafen bringen.

Eine kalte Dusche (nicht weil ich es will, das Wasser wird einfach nicht warm) macht mich wieder fit und ich bin wieder unterwegs, lasse mir verschiedenste Souvenirs aufschwatzen. habe sicher zu teuer gekauft, aber das ist das Los der ausländischen Touristen. Am Strand werde ich auch von verschiedenen Verkäufern angequatscht, ich bleibe standhaft, bis ein junges Mädchen mit Charme und ohne wirklich aufdringlich zu sein (zumindest im Vergleich zu allen Anderen) mich doch weich bekommt und ich ihr einige Armbänder abkaufe. Dafür mach ich aber auch noch ein Foto von ihr und ihrer Mutter, sie freut sich drüber. Wie ich es mir gedacht habe, werde ich dann weiter von einem anderen Verkäufer verfolgt, auch ihm kauf ich dann doch noch was ab.

Aber das reicht mir jetzt, ich wandere weiter und hab dann doch Ruhe, irgendwie funktioniert die Kommunikation innerhalb dieser Art Mafia ziemlich rasch. Ich genieße den Strandspaziergang, bis es dunkel wird, auch wenn das allein nur halb so viel Spaß macht und der Kopf durch die Erlebnisse mit den Strandhändlern nicht wirklich frei wird. Am Rückweg setze ich mich dann wieder an die Strandbar mit den Shishas.  Zuerst esse ich noch eine Kleinigkeit, dann bestelle ich mir auch eine Wasserpfeife. Ich bin gespannt, wie es mir ergeht, nachdem ich nichts mehr rauche und die letzte Wasserpfeife auch schon an die 10 Jahre her ist.

Aber ich fühle mich gut dabei, es schmeckt und ich hab keine Probleme, so hab ich mir das vorgestellt. Es ist ja fast kitschig, Goa, Sandstrand, ein Bier, Sonnenuntergang und die Zehen im Sand! Es wird rasch stockfinster, heute ohne Regen, da kommt ein Feuerkünstler und schleudert seine Feuerbälle, das  wirkt hier am Strand. Nachdem die Glut für die Pfeife zweimal gewechselt wurde, ist sie nun nach einer Stunde wirklich aus und ich mach mich wieder auf den Weg. Heute ist auch eine Herde Kühe am Strand, wirkt für Europäer sehr eigenartig!

Nachdem es mir gestern so geschmeckt hat, gehe ich wieder in das gleiche Restaurant, so wirklich viele sehr Vertrauen erweckende gibt’s ja doch nicht. Die gemischte Meeresfrüchteplatte ist dann wirklich ein Genuss, und das heißt etwas bei jemandem, der bei Fisch eher reserviert ist. Der Preis ist aber für indische Verhältnisse heavy.

Es ist noch nicht allzu spät, ich gehe wieder Richtung Strand, dort scheint es heute eine Disco auch zu geben, das sehe ich mir an. In einem riesigen Restaurant gibt es in der hinteren Ecke eine Tanzfläche, die gesteckt voll ist. Kaum bin ich drin, traue ich meinen Ohren nicht, der nächste Song ist „Hey Baby“ von DJ Ötzi, und alle scheinen es zu kennen! Nach einer Weile ist es vorbei mit der Disco, dafür kommt eine sehr hübsche junge Inderin mit Livegesang von verschiedenen westlichen Hits, die Gäste sind begeistert. In der Zwischenzeit hat es wieder zu schütten begonnen, ich aber halbwegs trocken zurück.

Nachdem sie zu singen aufgehört hat, geh ich auch ins Hotel, es ist eh schon Mitternacht vorbei und es tröpfelt nur mehr ganz leicht. Gleich nach dem Ausgang versperren einige Hausschweine den Weg, die sich hier ihr Nachtmahl suchen. Kaum bin ich dann nach 10 Minuten im Zimmer, schüttet es wieder los, wie wenn man Kübel ausleert. Ich bin froh, drinnen zu sein!

Zum Weiterlesen

Goa 3 – 30.9.2007 – Der letzte Tag


 

Goa 1 – 28.9.2007: An den Stränden von Goa

Wie ich an den Sandstränden von Goa vom Nepal bis zum Matterhorn kam, erzähle ich in diesem Blog.

Abfahrt zum Flughafen, mein Flug geht um 12 Uhr, ich starte mit meinem Taxifahrer, einem Moslem um 11 Uhr vom Hotel. Er erzählt mir alles Mögliche, was ihm an Indien nicht passt, dass er Frieden möchte, dass die Politiker alle korrupt sind und so weiter. Wir fahren an einer Gruppe von Frauen in den tollen bunten Saris vorbei. Da meint er, die indischen Frauen sein zu sexy und haben deswegen zu viele Kinder. Nun weiß ich, dass jede weitere Diskussion, die eigentlich positiv begonnen hat, sinnlos ist. Nachdem das jetzt schon der zweite Taxifahrer mit einer ähnlichen Aussage ist, verstehe ich keine Frau mehr, die „freiwillig“ den Schleier oder ein Kopftuch trägt, schon gar nicht in Europa.

Dann bin ich endlich am Flughafen, checke ein und es wird bereits bekannt gegeben, dass wir 40 Minuten Verspätung haben, das Wetter ist zu schlecht, es schüttet was runter geht. Aber dann ist es so weit, ich starte nach Goa! Ich bin gespannt, was mich erwartet, meine Kollegen haben mir ja alle zugeredet, diesen Ausflug zu machen, und in Europa hat man so ein verklärtes Hippie-Verständnis von dieser Region.

Die Jet Air wirkt nicht wie eine Billigfluglinie, sondern eher wie die Luxusausgabe von Air Berlin und wir landen pünktlich nach einer Stunde Flugzeit. Ich muss gleich versuchen, meine Tochter anzurufen, sie ist ebenfalls am Flughafen, aber in Schwechat, und mit der Schule unterwegs nach Irland. Aber egal, welchen Provider ich versuche, ich bekomme keine Verbindung, obwohl ich vollen Empfang habe. Also schicke ich ihr rasch eine SMS, hoffentlich bekommt sie wenigstens die.

Dann buche ich ein pre-paid Taxi, das finde ich am angenehmsten hier, wenn man sich nicht auskennt, auch wenn es etwas teurerer ist. Mein Fahrer ist ein junger Mann, der sich sofort als Christ „outet“, aber das habe ich so auch schon bemerkt, weil er einen beleuchteten Jesus am Armaturenbrett hat, die Hindi haben da alle einen Ganesha oder einen ähnlichen Gott stehen. Er erzählt mir, dass er 4 Schwestern hat, zwei davon sind bereits verheiratet, 2 noch nicht, und solange er keinen Mann für die beiden habe, könne er keine Freundin haben und heiraten sowieso nicht.

Er bringt mich wie gewünscht nach Calangute, dem Ort, der mir empfohlen wurde. Der Weg führt durch interessante Landschaften, über einen riesigen Fluss, vorbei an einer Werft, aber auch an Beinahe-Slums. Er zeigt mir 3 verschiedene Hotels, am Ende fahren wir zum zweiten zurück, das sagt mir vom Zimmer her und auch von der Anlage am meisten zu und kostet 2500 Rupies pro Nacht.

Also rasch hinein in die Short und dann auf zum Strand, es ist zwar nicht gar so schön, es könnte jederzeit regnen, aber das stört bei 30 Grad nicht so. Anders als bei uns liegt hier niemand richtig am Strand, die Leute stehen angezogen herum, marschieren hin und her und gehen voll bekleidet bis zu den Knien ins Wasser. Nur vereinzelt sieht man Männer nur in einer Short. Badehosen und Badeanzüge für die Damen überhaupt sind anscheinend bei den Indern – egal welcher Religion – verboten oder unbekannt.

Nachdem ich Durst habe und ja zum Relaxen da bin, setze ich mich bei einer Strandbar unter einen Sonnenschirm und bestelle ein großes Kingfisher-Bier. Daneben findet gerade ein Beachvolleyball-Turnier statt, veranstaltet zum „Int.Tag des Tourismus“ unter dem eigenartigen Motto „Mehr Zugang für Frauen im Tourismus“. Aber die Spieler und Spielerinnen sind trotzdem mit Begeisterung dabei. Als es dunkel zu werden beginnt, wandere ich am Strand Richtung Norden. Vom Sonnenuntergang ist leider nicht viel zu sehen, immer steht genau eine dunkle Wolke davor.

Ich setze mich am Retourweg in bei einer anderen Bar hin und bestelle mir eine Cola, Bier habe ich momentan genug. Hier gibt’s auch eine Wasserpfeife, vielleicht genehmige ich mir morgen eine, heute habe ich etwas Kopfweh. Nachdem ich nicht mehr rauche und die letzte Wasserpfeife auch schon rund 10 Jahre vorbei ist, weiß ich nicht wie mein Körper drauf reagiert. Die Boys sind sehr neugierig und wollen wissen – wie so oft vorher schon – von wo ich komme und wie ich heiße. Sie erzählen mir, dass sie aus Nepal, genauer aus Katmandu kommen und hier 6-10 Monate arbeiten. Das muss ich meiner Tochter erzählen, die ja heuer auch 2 Monate in der Schweiz gearbeitet hat. Die indische Botschaft in Kathmandu schätzt laut Kathmandupost, dass fast 8 Millionen Nepalesen in Indien leben und arbeiten.

Dann geht’s weiter zur nächsten Strandbar, kurz vor Aufgang in den Ort. Eine Inderin, sehr hübsch, mit kleinem Jungen, stellt vom Nebentisch die üblichen Fragen, und sie empfiehlt mir, die Kirchen von Goa anzusehen. Da kommt auch schon ihr Mann, der sich ein Henna-Tatoo machen hat lassen und unser Gespräch ist zu Ende. Kaum ist das Bier gekommen, fängt es an zu regnen. Alle laufen so rasch wie möglich unters Dach, ziemlich urig hier. Ich habe gleich wieder einen Tisch vor mir, aber nachdem es so schüttet, bleibt das Dach nicht dicht und ich muss noch weiter hinein wandern. Dort komme ich mit einem indischen Paar ins Gespräch, die hier einen Kurzurlaub verbringen. Sie kommen aus Dehli, er hat dort eine Papiererzeugung mit mehr als hundert Mitarbeitern. Ihn fasziniert sofort mein Name, lautmalerisch „Reynold“, weil das eine indische Kugelschreibermarke sei, wie auf sein Nachfragen gleich alle Kellner bestätigen.

Dann gehe ich Richtung Hotel und versuche noch ein Restaurant zu finden. Da sehe ich ein eher besser wirkendes, die Tische mit roten Tüchern gedeckt und auch sonst sehr gepflegt und sauber. Die Kellner sehen nicht indisch aus, eher koreanisch oder chinesisch. Nachdem mich einer der Kellner fragt, von wo ich komme, frag ich auch und erfahre, dass sie Inder seien, aus Darjeeling, das ist irgendwo im Nordosten von Indien, jedenfalls rund 7 Tage mit dem Zug entfernt. Es scheint, in Goa gibt’s viele Gastarbeiter. Das bestellte Hühnerbrust-Pfeffersteak ist auch lecker. Da entdecke ich etwas Skurriles: an der Wand hängen gerahmt 2 alte Poster mit dem Matterhorn und Zermatt – das ist ein Foto wert.

Aus dem Nachbarlokal tönen eigenartige Gesänge, nicht ganz richtig gesungene Hits aus älterer Zeit, das muss ich mir ansehen, nachdem es eh schon wieder zu regnen begonnen hat und ich noch nicht ins Bett mag. Es stellt sich heraus, dass sich eine Gruppe älterer EngländerInnen im Karaokegesang übt, zeitweise ziemlich arg, aber lustig, wie sie mit Begeisterung bei der Sache sind. Damit hab ich mit meinen verklärten Vorstellungen von Goa nicht gerechnet!

Ich komme dann doch trocken ins Hotel, erst kurz vor dem Einschlafen beginnt der Regen wieder und am frühen Morgen ist es so arg, dass ich davon geweckt werde.

Zum Weiterlesen

Goa 2 – 29.9.2007

Links

„Reynolds“ Kugelschreiber

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Darjeeling_(Stadt)

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nepal

https://kathmandupost.com/money/2023/04/22/nepalis-finding-their-fortune-in-shimla

A Better Option than a Prepaid Taxi in India

https://www.tripadvisor.com/ShowTopic-g304554-i4228-k3794044-What_is_a_pre_paid_taxi-Mumbai_Maharashtra.html

12: Mumbai, 27.9.2007 – Auch der Kurs ist zu Ende

Der letzte Kurstag im September 2007 wird nochmals zur Diskussion über kulturelle Unterschiede genutzt, Mailadressen getauscht und Erinnerungsfotos werden gemacht. Nach einigen Stunden sind auch meine Tickets für mein Goa-Wochenende endlich da.

Heute ist der Tag des Abschieds, unser Kursleiter redet uns nochmals ins Gewissen und baut uns trotzdem auf. Ich werde auch gefragt und lobe unser gutes Klima und die Zusammenarbeit in der Gruppe, wir besprechen aber auch einige der Unterschiede zwischen Indien und Europa, und wo jede Seite lernen muss, darauf zu achten. Unser Kursleiter spricht genau dieses Thema der Unverbindlichkeit an, das mich in den letzten Tagen oft innerlich zum Kochen gebracht hat. Dann geht’s ans Verabschieden, alle wünschen sich gegenseitig das Beste, die Mailadressen sind ausgetauscht.

Eine Kollegin, Chetna, möchte sich noch schnell mit mir fotografieren lassen. Die anderen hänseln sie, soweit ich das mitbekommen habe, schon seit Tagen und sagen mir dann, sie habe sich in mich verguckt. Aber beim Verabschieden ist sie dann im Gegensatz zu den letzten Tagen ganz schüchtern und winkt nur kurz bei der Tür und ist schon weg.

Fabian bietet mir an, den Flug nach Goa über Genovate zu buchen, man sieht, er möchte wieder einiges gut machen. Ich nehme dankend an, warte aber dann doch rund 4 Stunden, bis die Internet-Tickets da sind. Ich sitze in der Zwischenzeit halt alleine noch da und schau mir die Customizing-Schirme durch. Fabian gibt mir dann noch die Telefonnummer eines Freundes in Goa, an den ich mich morgen wenden soll.

Der Schneider ist auch mit dem Anzug fertig, ich bin gespannt, wie er passt, nachdem ich gestern bei der Anprobe mit der Jacke noch recht unzufrieden war. Man merkt die Nervosität, aber ich fühle mich gleich wohl und dem Schneider ist auch leichter. Nachdem ich draußen bin, stecken alle die Köpfe zusammen, man sieht förmlich die Erleichterung, weil ich zufrieden bin. ich muss innerlich lachen, er hat ein ähnliches Erfolgserlebnis wie wir nach einem erfolgreichen Golive!

Und morgen gehts nach Goa, was mich da wohl erwartet?

Namaste! – Memories of India

Sieben spannende Wochen in Indien

Normalerweise halte ich mich bei der Verwendung von Redewendungen oder kulturell zugeordneten Worten zurück, da das leicht zu Missverständnissen führen kann, auch ohne sofort von kultureller Aneignung zu sprechen. Diese Begrüßung soll aber zeigen, wie wohl ich mich bei meinem insgesamt mehrwöchigen Aufenthalt in Indien mit den unterschiedlichsten Erlebnissen gefühlt habe.

Ich durfte im Jahr 2007 für meine Firma Capgemini als einer der ersten Europäer unserer Firma ein SAP Training in Indien absolvieren und war dann in meinen Kursen in Hyderabad einer von drei und Mumbai der einzige Europäer. Die notwendigen Impfungen und das Visum wurden buchstäblich im letzten Moment fertig, da die Entscheidung, mich zum Kurs nach Indien zu schicken, von meinem Chef recht kurzfristig getroffen wurde und so stand dieser neuen Herausforderung nichts mehr im Weg.

Ich habe damals neben vielen Fotos auch eine Art Tagebuch für meine Frau und die Familie geschrieben, das ich jetzt praktisch unverändert hier in meinem Blog veröffentlichen möchte. Die einzelnen Einträge gingen regelmäßig per Mail nach Hause.

Da ich das vor fast 18 Jahren geschrieben habe, sind sicher viele Dinge heute ganz anders, ich möchte es aber im Sinn der Authentizität so belassen, wie ich es damals auch mit meinem damaligen Wissensstand ausgeführt habe.

Zum SAP Training kommt nur sehr wenig vor, da das ja meine Frau und die Familie nicht so interessiert  hatte. Dafür wird es aber auch am Ende den ersten englischen Blogartikel geben, der in dieser Form im Talent, dem Capgemini Intranet veröffentlicht wurde.

Eine bunte, laute, beeindruckende Reise nach Hyderabad, Mumbai und Goa

Es sind insgesamt gut 30 Tagebucheinträge, die ich unverändert mit euch teilen möchte.  An zwei Stellen werde ich aber trotzdem zusätzliche Anmerkungen machen, da sowohl in Hyderabad als auch in Mumbai bald nach meinem Besuch Terroranschläge an Orten verübt wurden, die ich ebenfalls und ohne Angst besucht hatte.

Ich werde aber auch versuchen, möglichst authentische Rezepte zu meinem täglichen Essen zu finden, und am Ende der Tagebucheinträge hinzuzufügen, ich übernehme aber keine Verantwortung für das Gelingen.

Zum Weiterlesen

Tag1: https://newretiredontheblog.com/2024/10/27/1-von-wien-nach-hyderabad/

Links

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hyderabad_(Indien)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Secunderabad