Im Gedenken an die Opfer von Magdeburg
Wir waren am zweiten Adventwochenende 2024 in Dresden, die Veröffentlichung dieses Blogs war vor dem Heiligen Abend geplant. In der Zwischenzeit hat ein Attentäter in Magdeburg auf dem dortigen Weihnachtsmarkt 5 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Im Gedenken an alle diese Menschen, die mit den Zielen des Attentäters, welche auch immer das sein mögen, nichts zu tun haben, aber mit ihren Verwandten und ganz Deutschland leiden müssen, stehen meine Erinnerungen an die Dresdner Weihnachtsmärkte, wo wir uns sehr wohl und sicher gefühlt haben.
Dresdner Weihnachtsmärkte
Die Stadt Dresden steht schon jahrelang auf unserer Bucketlist, aber mehr als einmal am Weg nach Mecklenburg-Vorpommern vorbeizufahren, ist bis jetzt nicht daraus geworden. Doch heuer haben wir beschlossen, uns am zweiten Adventwochenende den Dresdner Striezelmarkt anzusehen.
Unsere Anreise
Nachdem wir schon relativ lang vorgeplant hatten, konnten wir die ÖBB Sparschiene nutzen und mit dem Railjet bis Prag und dann weiter mit der Tschechischen Bahn bis Dresden zu fahren. Da das Wetter im Winter ja nicht so gut vorhersehbar ist, haben wir diese entspannte Variante gewählt und nicht bereut.
Unser Hotel
Hier war unsere Vorgabe: sehr zentral und doch bezahlbar. Darum fiel unsere Wahl auf das IBIS Budgethotel Dresden City in der Wilsdruffer Straße, keine zwei Gehminuten vom Alten Markt entfernt, wo auch der berühmte Striezelmarkt stattfindet. Die Zimmer sind zwar sehr klein, aber die Lage wiegt das bei weitem auf. Das Hotel-Frühstück ist ok, es gibt aber in der näheren Umgebung so viele Möglichkeiten, die wir ebenfalls probieren wollten. Die Links dazu findet ihr am Ende!









Der Striezelmarkt
Der Striezelmarkt ist eindeutig der größte und schönste Weihnachtsmarkt in Dresden. Daß er noch dazu das 590. Jubiläum feiert, wurde uns auch erst während des Besuches bewusst. 1434 das erste Mal urkundlich erwähnt, findet er am Alten Markt statt und lockt mittlerweile bis zu 2 Millionen Besucher pro Jahr an.




Die Stände sind alle extrem liebevoll geschmückt, wobei natürlich die Themen Holzkunst aus dem Erzgebirge und Dresdner Stollen überwiegen. Neben viel Kunsthandwerk kommen natürlich die leiblichen Genüsse auch nicht zu kurz, sächsischer Glühwein, Rostbratwurst, Dresdner Stollen und Quarkkeulchen (dafür findet ihr auch das Rezept unten) wollen verkostet werden. Wir haben uns aber als Unterlage für Punsch und Glühwein an das ebenfalls einzigartige Dresdner Handbrot gehalten. Das ist ein Brotteig mit eingebackenem Käse entweder mit Schinken oder Champignons und mit Suchtfaktor, was sich manchmal auch an längeren Schlangen vor dem Stand niederschlägt.



Und weil es das bei uns nicht gibt, habe ich nach einem Rezept dafür recherchiert, ihr findet es am Ende, es ist (noch) nicht ausprobiert, klingt aber sehr authentisch.
Natürlich darf auch die mit 14,62 Meter Höhe weltgrößte erzgebirgische Stufenpyramide nicht fehlen. Sie wurde 1999 sogar in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Die Weihnachtsbäume sind alle mit den schönen Dresdner (Herrnhuter) Weihnachssternen geschmückt. Dieser zwölfzackige Stern aus Papier oder auch schon aus Kunststoff in verschiedenen Farben, der von innen elektrisch beleuchtet ist, wird schon seit mehr als 160 Jahren von der Herrnhuter Brüdergemeine hergestellt.



Wenn man durch die Gassen des Marktes mit seinen über 200 Ständen schlendert (das sollte man nicht an Samstagen und Sonntagen tun, weil man sonst durchgeschoben wird), entdeckt man jedesmal wieder etwas Neues, ob kulinarisch oder kunsthandwerklich.
Der Striezelmarkt ist zwar der bekannteste Dresdner Weihnachtsmarkt, aber er ist nur einer von mindestens 9 Märkten, die man besuchen könnte. Der nächste den wir im Auge haben ist:
Der Loschwitzer Weihnachtsmarkt
Diesen Weihnachtsmarkt erreicht man vom Zentrum mit der Straßenbahnlinie 1 und mit der Buslinie 63 direkt nach einer der ersten strompfeilerfreien Stahlfachwerk-Brücken Europas, die deswegen auch liebevoll „Blaues Wunder“ genannt wurde, der Name ist ihr bis heute geblieben.
Im alten Loschwitzer Dorfkern findet der auch Elbhangfest Weihnachtsmarkt genannte Markt heuer bereits zum 26.Mal statt. In den ersten beiden Adventwochen lädt die anheimelnde Atmosphäre der kleinen Fachwerkhäuser und Hütten im Ludwig-Richter-Stil (dem ebenfalls berühmten Dresdner Romantikmaler) zum Bummeln vom Körnerplatz durch die Friedrich-Wieck-Straße ein. Viele Angebote aus dem Kunsthandwerk, wo man fast nicht nein sagen kann, viele Leckereien für den Gaumen und die im Lichterglanz erstrahlende Geschäfte und kleinen Höfe ergänzen das Flair auf dem Elbhangfest-Weihnachtsmarkt.
Den Posaunenchor und das A Capella- Adventskonzert konnten wir leider nicht hören, dafür haben wir wieder ein spezielles kulinarisches Schmankerl entdeckt. An einem Stand gab es georgisches Fladenbrot, Khachapuri genannt, gefüllt oder eher belegt mit einer Salsa aus roten Rüben (rote Bete) und einem Joghurt-Käse Dip. Auch dafür habe ich ein Rezept gefunden, die Salsa und der Dip kann nach eigenem Geschmack zubereitet werden.
Einen besonders schönen Blick auf den Loschwitzer Dorfkern mit dem Blauen Wunder hat man von der nahegelegenen Schwebebahn, aber davon mehr im Artikel über die Dresdner Sehenswürdigkeiten.




Neumarkter Adventmarkt
Auch oder gerade weil der Neumarkt in Dresden mit der Frauenkirche im Hintergrund komplett neu aufgebaut und in vielen Teilen rekonstruiert wurde, gehört er sicher zu den schönsten Plätzen Deutschlands. Erst seit 2023 ist dieser Prozess abgeschlossen und die barocke Form vor dem 2.Weltkrieg wiederhergestellt.




Als „Dresden-Neuling“ ist es fast unvorstellbar, daß erst nach 50 Jahren Brache dieses Viertel praktisch von den Grundmauern neu errichtet wurde. Das Konzept des „Advent auf dem Neumarkt“ schließt daran an und soll zeigen, wie es zwischen 1830 und 1920 hier aussah. Die Bilder der Vedutenmaler ermöglichen das ziemlich authentisch. Ein bisschen dazu gibt es auch in meinem Blog zu Caspar David Friedrich:
Und so bemühen sich die Veranstalter, möglichst nur traditionelle, bodenständige Erzeugnisse mit hoher Qualität von kostümierten Handwerkern, Künstlern und Händlern anzubieten. Die Kulinarik darf natürlich auch nicht zu kurz kommen und dominiert aus unserer Sicht hier bereits den Markt. Trotzdem haben wir hier beim mehrfachen gemütlichen Durchschlendern zwar die Idylle genossen, aber nicht das Spezielle gefunden.


Der traditionelle Weihnachtsmarkt an der Frauenkirche
Zuallererst sticht die Glühweinpyramide am Eingang zur Münzgasse ins Auge. Dann laden auf dem Weg hinunter zur Brühlschen Terrasse Rostbratwurst, Maroni, Trdelnik Baumkuchen und französischer Nougat zum Kosten ein und die Kunst aus dem Erzgebirge, Keramik und Plauener Spitze dürfen auch nicht fehlen. Die Frauenkirche im Hintergrund tut ihr übriges, um die Adventstimmung zu erhalten.




Wir haben es auch gleich genutzt, um mit einer Portion heißer Maroni in der Hand von der Brühlschen Terasse den Blick links auf die Augustus-Brücke, rechts auf die im September 2024 eingestürzte Carola-Brücke und über die Elbe zu genießen.





Der Augustusmarkt
Schon von Weitem sieht man die weiß-goldenen Pagoden, die an das Zeithainer Lustlager August des Starken von 1730 erinnern sollen. Auch der Goldene Reiter vor dem südlichen Eingang ist ein Abbild des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen und die Augustus-Brücke von der Altstadt herüber ist ebenfalls nach ihm benannt.


Daher trägt natürlich der hier veranstaltete Weihnachtsmarkt, der sich durch die ganze Allee über rund 500 Meter bis fast hinauf zum Albertplatz zieht, ebenfalls seinen Namen. Dieser zweitgrößte Dresdner Weihnachtsmarkt hat sich der Internationalität verschrieben, unter anderem ukrainische, philippinische, georgische, indische, tschechische und syrische Spezialitäten zeigen das. Die Striezel der Bäckerei Ottendorfer werden sogar noch mit dem Trabi ausgeliefert (oder doch nur beworben?)

Damit ist der Augustusmarkt vor allem ein weihnachtlicher Streetfoodmarkt mit internationalen Angeboten. Kettenflieger, Riesenrad und Kinderkarussell ergänzen das Programm und lassen dafür die Kinderherzen höher schlagen.

Der blau leuchtende Weihnachtsbaum und das überlebensgroße erzgebirgische Wärmespiel mit der Darstellung einer Weihnachtskrippe im Mittelteil sollen sächsische Tradition einerseits und Internationalität der Stadt Dresden andererseits zeigen.


Nicht nur die Kinder freuen sich über den 4 Meter hohen lila Teddy, der seit 2022 den Beginn des Marktes am anderen Ende markiert. Man glaubt es nicht, aber es gibt bereits eine Petition für und eine gegen den Bären und im letzten Jahr wurde ihm von Vandalen sogar der Kopf angerissen. Das wurde von Überwachungskameras gefilmt, es war aber niemand erkennbar. Trotzdem wurde daraufhin der Datenschutzbeauftragte der Stadt Dresden aktiv und schränkte die Kameraüberwachung stark ein.

Zur Eröffnung im November gibt es seit einigen Jahren sogar eine echte Goldene Reiterin, ob es dazu auch schon Petitionen gibt, konnte ich nicht herausfinden.

Der Stollenmarkt
Jeweils am 2.Adventsamstag findet am Eingang zum Neumarkt, direkt neben dem Kulturpalast in der Wilsdruffer Straße der Stollenmarkt statt. August der Starke ließ im Rahmen seines Zeithainer Lustlagers das erste Mal einen Riesenstollen für seine berühmten und weniger berühmten Gäste backen. An diese Tradition wollten die Dresdner nach der Wende anknüpfen, um alte Traditionen wieder zu beleben.




In Begleitung des Radeberger Spielmannszuges und aller Zünfte oder Berufsgruppen Dresdens wurde der riesige Christstollen zur Bühne gebracht und in kleine Stücke geschnitten und verkauft. Leider haben wir dieses Event fast verpasst und gerade noch den Auszug Richtung Neumarkt erwischt, daher gibt es keine Fotos des Riesenstollens.





Der Mittelaltermarkt im Stallhof
Wir sind keine Mittelalterfans und noch dazu ist das der einzige Weihnachtsmarkt in Dresden, bei dem Eintritt verlangt wird. Daher kann ich euch hier nichts dazu erzählen. Der Rahmen im Stallhof des Residenzschlosses, einem der wenigen original erhalten gebliebenen Turnierplätze der Welt, ist sicher perfekt geeignet für diese Art von Markt und er wird vom Publikum auch sehr gut angenommen.
Unsere Mitbringsel
Am Striezelmarkt kauft man natürlich einen Dresdner Stollen, den es in verschiedensten Arten gibt. Wir haben ihn (die Version mit Mandeln ohne Rosinen) schon aufgegessen, darum gibt es kein eigenes Foto davon. Von den Krippen für unsere Sammlung gibt es aber eines.


Fazit
Wenn man Weihnachtsmärkte mag, ist man in Dresden mindestens genauso gut bedient wie in Wien, denn es gibt eine recht große Anzahl davon, die im Großen und Ganzen jeder für sich ihre eigene Atmosphäre haben. Die Veranstalter achten darauf, möglichst authentisch zu bleiben, so findet man zum Glück keine Marktschreier, die Gemüsehobel und ähnliches anbieten. Die Ausgestaltung der der Stände ist praktisch überall liebevoll und dem jeweiligen Marktthema entsprechend. Alles in allem auf jeden Fall zu empfehlen.
Links
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Striezelmarkt
https://recherche.smb.museum/detail/2471606/dresdner-weihnachtsstern-mit-elektrischer-beleuchtung
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Herrnhuter_Stern
https://www.mdr.de/religion/herrnhuter-bruedergemeine-geschichte-100.html
https://elbhangfest.de/weihnachtsmarkt/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Richter
https://dresden-magazin.com/kultur/dresdner-neumarkt-interview/
https://www.dresden.de/de/stadtraum/zentrale-projekte/neumarkt/Quartier-VI-Das-Gruene-Gewandhaus.php
https://www.dresden.de/de/stadtraum/zentrale-projekte/Neumarkt.php
https://www.adventaufdemneumarkt.de/nachrichten-leser/advent-auf-dem-neumarkt-2024.html
https://www.dresden-christmas.de/weihnachtsmaerkte/weihnachtsmarkt-an-der-frauenkirche/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Trdelnik
https://www.weihnachtsmarkt-dresden.de/
https://www.dresden-christmas.de/weihnachtsmaerkte/augustusmarkt-neustaedter-advent/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Zeithainer_Lustlager
https://augustusmarkt.de/de/news/artikel/lilly-baumann-ist-die-neue-goldene-reiterin.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Stollenfest
https://www.mittelalter-weihnacht.de/
Unsere Frühstückslokale
https://www.dresden1900.de/fruehstueck/
https://dresden.wilma-wunder.de/
https://www.max-dresden.de/max-altstadt/fruhstuck
Rezepte
https://zimtkeksundapfeltarte.com/rezept/dresdner-handbrot-weihnachtsmarkt-zu-hause
https://www.familienkost.de/rezept_quarkkeulchen_mit_kartoffeln_original_ddr_rezept.html
https://www.gusto.at/rezepte/khachapuri-11461373
