Sightseeing in Dresden

Dresden nur der Weihnachtsmärkte wegen zu besuchen wäre sehr zu kurz gegriffen. Berichtet habe ich euch davon auch schon hier:

Daß die Stadt aber auch auf große Persönlichkeiten zurückblicken kann, könnt ihr ebenfalls in meinem Post zu Caspar David Friedrich und Erich Kästner nachlesen. Bei der Besichtigung der Stadt haben wir dann noch einige andere kennengelernt. Der erste Abend nach unserer Ankunft gehörte der Atmosphäre des Striezelmarktes, auch dazu mehr im Blog zu den Weihnachtsmärkten.

Hop On Hop Off mit persönlicher Ansprache

Für den nächsten Tag, den Samstag, haben wir uns eine Hop On Hop Off Stadtrundfahrt vorgenommen. Wir machen das fast immer in einer Stadt, in der wir noch nicht gewesen sind, um einen Überblick zu bekommen, wie die Entfernungen zwischen den Sehenswürdigkeiten sind. Der Startpunkt der Rundtour liegt nahe des Kulturpalasts, nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt. Wir buchten gleich eine Führung in der Semperoper dazu, so hatten wir gleich einige Highlights auf einmal. Die Vorbereitungen für den Stollenmarkt waren auch schon im Gange, die ersten kostümierten Gruppen trafen soeben ein.

Ungewöhnlich war die Rundfahrt dadurch, daß ein sehr netter und kompetenter Dresdner Reiseführer alles mit trockenem (sächsischem?) Humor erklärte und uns nicht eine unpersönliche Konservenstimme durchführte. Die erste Station war am Zwinger, gegenüber des, wie praktisch alle historischen Gebäude Dresdens, wunderschön renovierten Staatsschauspiels.

Weiter ging es an der ehemaligen Zigarettenfabrik Yenidze und dem Sächsischen Landtag und der Semperoper vorbei zwischen Elbe und Brühlscher Terrasse insgesamt 22 Stationen durch.

Odol kommt aus Dresden

Beim Hygienemuseum, dem einzigen seiner Art weltweit, lernten wir, daß das Odol Mundwasser eine der vielen Dresdner Erfindungen ist, auf die ich später noch komme und dem Erfinder eines der drei Elbschlösser, das Lingnerschloss einbrachte.

Gläserner VW mit ungewisser Zukunft

In der Gläsernen Manufaktur von VW standen am Samstag natürlich die Fließbänder still und wir konnten beim Vorbeifahren die halbfertigen ID.3 durch die Glasscheiben sehen. Die Autokrise ist im Autoland Sachsen ein Riesenthema, hängt doch jeder 8.Arbeitsplatz in Sachsen vom Auto ab. Der Busfahrer und der Reiseführer waren einer Meinung, daß Dresden zusperren kann, wenn hier noch mehr Betriebe schließen.

Das Blaue Wunder

Die Route ging weiter vorbei am Großen Garten bis zum Blauen Wunder, einer der ersten strompfeilerfreien Stahlfachwerk-Brücken Europas und dann den steilen Hang des Elbufers neben den beiden Bergbahnen hinauf zum „Weißen Hirsch“, dem ehemaligen Kurort mit den Jugendstilvillen. Obwohl es mit der Kur ab dem 2.Weltkrieg vorbei war, haben wir aber auch wieder einige Privatkliniken hier oben gesehen.

Die Pfunds Molkerei

Mit Blick auf die drei Elbschlösser ging es weiter zur Pfunds Molkerei, dem angeblich „schönsten Milchladen der Welt“, welcher 1892 von den Gebrüder Pfund eröffnet wurde. Auf fast 250 m² handbemalten Fliesen der Firma Villeroy & Boch erzählt das Geschäft die Geschichte der Gebrüder Pfund. Christstollen und Käse neben vielen anderen Milchprodukten werden von den Besuchern fleißig gekauft. Und hier gab es auch die erste Kondensmilch Deutschlands.

Carola und der Goldene Reiter August

Weiter ging es dann über den Albertplatz mit dem Erich Kästner Museum hinunter zum Carolaplatz. Hier wichen wir von der originalen Route ab, die im September 2023 eingestürzte Carola-Brücke ist sicher noch einige Jahre bis nach dem notwendigen Neubau nicht benützbar.

Darum ging die Umleitung vorbei am Goldenen Reiter mit dem „Augustusmarkt“ im Hintergrund über die Augustus-Brücke über die Elbe und an der Brühlschen Terrasse bis zum Albertinum und wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt beim Kulturpalast.

Jetzt hatten wir gut eine Stunde Zeit bis zur Führung in der Semperoper, dabei konnten wir den Abzug des Radeberger Spielmannszugs vom Stollenmarkt beobachten ( siehe link) und auf dem Weg im Café Emil Reimann noch eine heiße Schokolade und eine Waffel genießen.

Die Semperoper

Der Architekt Gottfried Semper ist sowohl für meine Schweizer Frau als auch für einen Österreicher wie mich nicht ganz ohne Bezug. Er baute in Zürich unter anderem das Hauptgebäude der Lehranstalt und die Sternwarte sowie das Stadthaus in Winterthur. In Wien finalisierte er die beiden Hofmuseen (Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum) und den südliche Flügel der Neuen Burg (zwischen Heldenplatz und dem Burggarten). Dresden prägte er mit dem Opernhaus, der Synagoge und der Gemäldegalerie.

Die Führung durch die Semperoper

Man trifft sich zur Führung vor dem Eingang und wird dort abgeholt und in Gruppen eingeteilt. Zum Fotografieren braucht man eine eigene Lizenz um 3 Euro, eine auf jeden Fall sinnvolle Investition. In der rund einstündigen Highlightführung erfährt man Geschichten und Geschichte aus 183 Jahren Semperoper.

Der erste Theaterbau von Gottfried Semper aus dem Jahr 1841 noch als Königliches Hoftheater ist im Jahr 1869 schon wieder abgebrannt. Obwohl er im Jahr 1849 an den Dresdner Maiaufständen teilnahm und nach Paris und London fliehen musste, wurde Semper trotzdem mit dem Neubau betraut und so wurde 1878 die Oper in ihrer heutigen Form eröffnet.

Nach der Zerstörung durch die Luftangriffe 1945, bei denen von der Semperoper bis auf die Außenmauern nichts blieb, besaß die Sächsische Staatsoper 40 Jahre kein eigenes Haus mehr. Nach der SED-Direktive konnte 1977 mit dem möglichst originalgetreuen Wiederaufbau gestartet werden. Die Pläne waren verschwunden, so wurde nach Bildern, alten Rechungen usw. rekonstruiert. 40 Jahre nach der Zerstörung wurde 1985 die Semperoper als „Symbol des Friedens“ mit der letzen 1944 gespielten Aufführung, dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber feierlich in ihrem vollen Glanz wiedereröffnet.

Die Frauenkirche

Ein weiteres besonderes Symbol Dresdens für Zerstörung und Wiederaufbau ist die Frauenkirche. Sie wurde bei den alliierten Luftangriffen wie ein Großteil der Stadt zerstört und wurde dann von den DDR-Behörden als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung als Ruine mit Schutthaufen belassen, während andere Gebäude, wie die Sophienkirche und das Alberttheater, abgerissen wurden.

Wenn man das wiedererrichtetete Gebäude betritt, stockt der Atem, so überwältigend ist die Atmosphäre in ihrer Helligkeit.
Da der ursprüngliche Bau eine Reihe von statischen Problemen hatte, konnte der Wiederaufbau nicht mit den Originalmaterialien bewerkstelligt werden und so ist es ein modernes Bauwerk in altem Gewand, schon mit möglichst vielen Originalteilen. In den Jahren 1994 bis 2005 erfolgte mit einer fast beispiellosen Spendensammlung der Bau fast vollständig privat finanziert. Es war zwar nicht immer alles eitel Wonne, aber das Ergebnis spricht für sich. Leider war die Zeit zu kurz um ein Konzert zu hören, aber in der Zwischenzeit konnten wir im Fernsehen ein Weihnachtskonzert sehen, auch das ein besonderes Erlebnis.

Der Fürstenzug

Am Rückweg zum Hotel kamen wir am Fürstenzug an der Augustusstraße vorbei. Es ist ein imposantes 102 Meter langes Bild auf der Rückseite des Stallhofs im Residenzschloß, aus 23.000 Fliesen gefertigt und damit das größte Porzellanbild der Welt. Die überlebensgroßen Abbildungen aus 1876 zeigen die Wettiner Fürsten vor goldenem Hintergrund anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums der Wettiner. Die Fliesen der Meißner Porzellanmanufaktur waren so hitzebeständig, dass sie sogar die Bombardierung Dresdens 1945 und die Feuer weitgehend überstanden.

Das Albertinum

Der von mir schon seit der Schule irgendwie bewunderte Casper David Friedrich hat uns ins Albertinum geführt. Das ehemalige Zeughaus, das seit 1889 ein Museum gewordenen ist, erhielt seinen Namen zu Ehren des damaligen Königs Albert (reg. 1873–1902). Zu DDR Zeiten waren aus Platzgründen nicht nur Teile der Skulpturensammlung untergebracht, es waren interimistisch auch Auszüge aus der Porzellansammlung, des Kupferstich-Kabinetts, des Münzkabinetts, des Grünen Gewölbes sowie des Historischen Museums im Albertinum eingelagert, die dann je nach Baufortschritt wieder ins Residenzschloß zurückzogen.

Seit der Wiedereröffnung nach dem Umbau von 2006-2010 beherbergt es die Galerie Neue Meister und die Skulpturensammlung ab 1800. Aktuell gilt dem Vorreiter der Moderne, Caspar David Friedrich zu seinem 250. Geburtstag eine Sonderausstellung, über die ich bereits in meinem Extablog LINK geschrieben habe. Der sehenswerte überdachte Innenhof erweitert das Museum um ein hochwassergeschütztes Depot ohne das historische Gebäude zu stören.

Die Straßenbahnlinie 1 und die Buslinie 63 brachten uns anschließend direkt zum Loschwitzer Weihnachtsmarkt, aber auch zu den nächsten beiden Attraktionen.

Das Blaue Wunder

Eine halbe Stunde mit den Öffis dauert die Fahrt bis nach Loschwitz. Dabei geht es über die beindruckende Stahlbrücke, die als eine der ersten in Europa ohne Mittelpfeiler auskommt, über die Elbe. Der Name Blaues Wunder leitet sich einerseits von dem ursprünglich himmelblauen Anstrich der Brücke ab, der erst nach 2015 als Farbbefund wiederentdeckt wurde, sowie von der Konstruktion der 1890er Jahre ohne Stützpfeiler, die als „Wunder“ betrachtet wurde.

Die Schwebebahn

Bahnfans kommen in Dresden ebenfalls auf ihre Rechnung. Sie ist nicht so bekannt wie die Wuppertaler Schwebebahn, stammt aber vom gleichen Ingenieur. Nicht nur die Station an sich und die Fahrt über 84 Höhenmeter, sondern auch der Blick über den Elbhang hinunter auf Fluss und Stadt ist die paar Euro Aufzahlung zur DVB Tageskarte wert. In der Bergstation gibt es neben der Aussichtsterrasse auf dem seit 2001 zugänglichen Dach auch eine recht interessante Ausstellung über die Geschichte der Bahn.

Die Neustädter Markthalle

Wir haben die Markthalle als Abstecher vom Augustusmarkt besucht, sie ist ein architektonisch interessanter Gründerzeitbau, der seit dem Jahr 2000 eigentlich ein Einkaufszentrum ist und daher vom Flair mit Markthallen in anderen Städten leider nicht mithalten kann. Wer Architektur mag, kommt zumindest teilweise auf seine Rechnung, wegen des Marktes muss man nicht unbedingt herkommen.

Die Dreikönigskirche

Wenn man die Hauptstraße, wo der Augustusmarkt stattfindet, hinuntergeht, liegt links die Markthalle und rechts  Dreikönigskirche. Der Eingang ist unscheinbar und lässt nicht auf eine Kirche sondern eher auf ein Restaurant schließen. Das liegt daran, daß seit dem Wiederaufbau „Das Haus der Kirche “ unter anderem auch ein Veranstaltungszentrum und ein Mittagsrestaurant beherbergt. Nach der Wende war es auch einige Jahre der Sitz des neuen Sächsischen Landtags.

Die Kirche wurde während der Bombardierung 1945 bis auf den Turm und einige wenige Teile vollständig zerstört. Mit dem Wiederaufbau wurde erst 1984 begonnen und 1991 in der heutigen Form abgeschlossen. Der wieder ausgestellte Barockaltar blieb unrenoviert und dient auch als Mahnmal gegen den Krieg. (Bildquelle: Wikipedia)

Ein weiteres besonderes Detail ist der Dresdner Totentanz, ein Renaissance-Fries, das nach vielen Zwischenstationen über die Jahrhunderte seit 1990 wieder dort gezeigt wird, wo er sich vor dem Bau der Dreikönigskirche ab 1730 befand. (Bildquelle: Wikipedia)

Am Weg hinaus entdeckten wir dann noch eine kleine, aber sehenswerte  Ausstellung von historischen Adventkalendern.

Der Goldene Reiter

Seit 1736 steht der Goldene Reiter am Neustädter Markt, am Fuß der Augustusbrücke und momentan am unteren Ende des Augustusmarktes, der nach ihm, August dem Starken benannt ist. Das bekannteste Denkmal Dresdens ist blattvergoldet und zeigt den berühmten Herrscher auf einem sich aufbäumenden Lipizzanerhengst. Auf jeden Fall imposant und Wert nochmals ohne Weihnachtsmarkt im Hintergrund besucht zu werden.

Der Neumarkt

Wenn man es nicht wüsste, denkt man am Neumarkt, nahe der schwarzen Martin Luther Statue, man stünde mitten in einem barocken Viertel mit wunderschön renovierten Gebäuden. Dabei wurde das ganze Viertel rund um die Frauenkirche im Februar 1945 bei der Bombardierung Dresdens komplett zerstört.

Der Wiederaufbau nach der Fertigstellung der Frauenkirche bringt zwar die Atmosphäre vor der Zerstörung zurück und versucht trotzdem mit modernsten Mitteln das Gebiet für Menschen, Betriebe und Fremdenverkehr attraktiv zu machen. Ich denke, es werden (hoffentlich) noch Bücher über die zweite Entstehung des Neumarkt-Gebietes geschrieben. Die Dresdnerinnen und Dresdner haben es angeblich angenommen, die Touristen und so auch wir auf jeden Fall.

Die Kreuzkirche

Die Kreuzkirche am Altmarkt gleich hinter dem Striezelmarkt ist die evangelische Hauptkirche der Stadt. Wir haben sie am späten Nachmittag besucht und die Schlichtheit des rauhen Innenverputzes auf uns wirken lassen, der eigentlich in den Aufbaujahren von 1946-55 einerseits aus der finanziellen Not heraus, andererseits um die aus damaliger Sicht überladene Jugendstilornamentik loszuwerden, verwendet wurde.

In der Geschichte bis zum Ende der DDR war die Kreuzkirche immer wieder ein wichtiges Symbol der Freiheit. 1982 fand erstmals eine von Jugendlichen getragene, unter dem Dach der Kirche organisierte Gedenkveranstaltung statt, die vom üblichen Zeremoniell abwich – ein stilles Gedenken. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beäugte dies kritisch. 

Auch 1989 stand die Kreuzkirche wieder im Mittelpunkt der Geschichte. Der Weg der Demonstranten vor dem Mauerfall führte immer von der Kreuzkirche am Altmarkt durch die Stadt, sehr oft stark behindert durch die Stasi.

Der Kulturpalast

An unserem letzten Vormittag in Dresden wollten wir nicht mehr zu viel herumlaufen, darum haben wir uns den Kulturpalast bis zum Schluß aufgehoben. Der modernistische DDR-Bau wurde 1969 eröffnet und hatte den größten Mehrzwecksaal der Stadt Dresden, der für Konzerte, Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen sowie Tagungen und Kongresse genutzt wurde.

1989 wurde der Kulturpalast für einige Stunden sogar zur Bühne der Weltpolitik: bei seinem historischen Besuch in Dresden gab der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten der ehemaligen DDR Hans Modrow hier eine internationale Pressekonferenz. Die damaligen Ereignisse gelten heute als Meilensteine auf dem Weg zur Deutschen Einheit.

Nach einem mehrjährigen Umbau ab 2013 samt Einbau eines neuen, nicht unumstrittenen Konzertsaales wurde der Kulturpalast im April 2017 wiedereröffnet. Leider ist der Konzertsaal nur bei einem Konzert zu besichtigen, darauf mussten wir aus Zeitgründen verzichten.

Im Zuge des Umbaus wurden auch die beiden zentralen städtischen Bibliotheken auf rund 5500 Quadratmetern unter einem Dach zur städtischen Zentralbibliothek vereinigt. Hier konnten wir uns fast nicht mehr losreißen, das Konzept mit den frei zugänglichen Bücherregalen und den unzähligen Leseplätzen in angenehmer Umgebung hat uns extrem gut gefallen.

Die Halle im ersten Stock lädt genauso wie das Cafe im zweiten Stock zum Blick durch die Glasfasade auf den Altmarkt ein, momentan vom Striezelmarkt eingenommen bis zur Kreuzkirche links und dem Zugang zum Einkaufszentrum Altmarkt-Galerie auf der rechten Seite.

Der Weg der roten Fahne

Nicht unerwähnt bleiben darf aber auch das imposante 30×10,5 Meter große Wandbild „Der Weg der roten Fahne“ zum 20jährigen Jubiläum der DDR auf der Westseite des Gebäudes, das seit 2001 als Kulturdenkmal ausgewiesen ist.

Der Zwinger

Zum Abschluss unseres Dresden-Besuches machten wir noch eine Runde durch die Außenanlagen des Dresdner Zwingers. Derzeit ist das noch eine große Baustelle, aber ein paar Bilder machen wahrscheinlich nicht nur uns Appetit auf einen neuen Besuch.

Die Stadt der Erfindungen

Ein paar Funfacts zum Abschluss: nicht nur der spezielle Christstollen (1486), 1886 die erste Kondensmilch oder das Mundwasser Odol (1892) stammen aus Dresden, sondern ebenfalls 1892 der saugfähige Holzfilz-Bierglasuntersetzer (Bierdeckel). Melitta Filtertüten, die Zahnpastatube und die Reiseschreibmaschine traten ebenfalls aus dieser Stadt den Siegeszug um die Welt an. Mehr gibt’s noch auf den beiden Bildern unten.

Es ist noch vieles in der Stadt und der näheren Umgebung wert besucht zu werden, so müssen wir auf jeden Fall wiederkommen.

Links

https://www.stadtrundfahrt.de/stadtrundfahrten/grosse-stadtrundfahrt/

Farbenfrohes Dresden im Advent

Im Gedenken an die Opfer von Magdeburg

Wir waren am zweiten Adventwochenende 2024 in Dresden, die Veröffentlichung dieses Blogs war vor dem Heiligen Abend geplant. In der Zwischenzeit hat ein Attentäter in Magdeburg auf dem dortigen Weihnachtsmarkt 5 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Im Gedenken an alle diese Menschen, die mit den Zielen des Attentäters, welche auch immer das sein mögen, nichts zu tun haben, aber mit ihren Verwandten und ganz Deutschland leiden müssen, stehen meine Erinnerungen an die Dresdner Weihnachtsmärkte, wo wir uns sehr wohl und sicher gefühlt haben.

Dresdner Weihnachtsmärkte

Die Stadt Dresden steht schon jahrelang auf unserer Bucketlist, aber mehr als einmal am Weg nach Mecklenburg-Vorpommern vorbeizufahren, ist bis jetzt nicht daraus geworden. Doch heuer haben wir beschlossen, uns am zweiten Adventwochenende den Dresdner Striezelmarkt anzusehen.

Unsere Anreise

Nachdem wir schon relativ lang vorgeplant hatten, konnten wir die ÖBB Sparschiene nutzen und mit dem Railjet bis Prag und dann weiter mit der Tschechischen Bahn bis Dresden zu fahren. Da das Wetter im Winter ja nicht so gut vorhersehbar ist, haben wir diese entspannte Variante gewählt und nicht bereut.

Unser Hotel

Hier war unsere Vorgabe: sehr zentral und doch bezahlbar. Darum fiel unsere Wahl auf das IBIS Budgethotel Dresden City in der Wilsdruffer Straße, keine zwei Gehminuten vom Alten Markt entfernt, wo auch der berühmte Striezelmarkt stattfindet. Die Zimmer sind zwar sehr klein, aber die Lage wiegt das bei weitem auf. Das Hotel-Frühstück ist ok, es gibt aber in der näheren Umgebung so viele Möglichkeiten, die wir ebenfalls probieren wollten. Die Links dazu findet ihr am Ende!

Der Striezelmarkt

Der Striezelmarkt ist eindeutig der größte und schönste Weihnachtsmarkt in Dresden. Daß er noch dazu das 590. Jubiläum feiert, wurde uns auch erst während des Besuches bewusst. 1434 das erste Mal urkundlich erwähnt, findet er am Alten Markt statt und lockt mittlerweile bis zu 2 Millionen Besucher pro Jahr an.

Die Stände sind alle extrem liebevoll geschmückt, wobei natürlich die Themen Holzkunst aus dem Erzgebirge und Dresdner Stollen überwiegen. Neben viel Kunsthandwerk kommen natürlich die leiblichen Genüsse auch nicht zu kurz, sächsischer Glühwein, Rostbratwurst, Dresdner Stollen und Quarkkeulchen (dafür findet ihr auch das Rezept unten) wollen verkostet werden. Wir haben uns aber als Unterlage für Punsch und Glühwein an das ebenfalls einzigartige Dresdner Handbrot gehalten. Das ist ein Brotteig mit eingebackenem Käse entweder mit Schinken oder Champignons und mit Suchtfaktor, was sich manchmal auch an längeren Schlangen vor dem Stand niederschlägt.

Und weil es das bei uns nicht gibt, habe ich nach einem Rezept dafür recherchiert, ihr findet es am Ende, es ist (noch) nicht ausprobiert, klingt aber sehr authentisch.

Natürlich darf auch die mit 14,62 Meter Höhe weltgrößte erzgebirgische Stufenpyramide nicht fehlen. Sie wurde 1999 sogar in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Die Weihnachtsbäume sind alle mit den schönen Dresdner (Herrnhuter) Weihnachssternen geschmückt. Dieser zwölfzackige Stern aus Papier oder auch schon aus Kunststoff in verschiedenen Farben, der von innen elektrisch beleuchtet ist, wird schon seit mehr als 160 Jahren von der Herrnhuter Brüdergemeine hergestellt.

Wenn man durch die Gassen des Marktes mit seinen über 200 Ständen schlendert (das sollte man nicht an Samstagen und Sonntagen tun, weil man sonst durchgeschoben wird), entdeckt man jedesmal wieder etwas Neues, ob kulinarisch oder kunsthandwerklich.

Der Striezelmarkt ist zwar der bekannteste Dresdner Weihnachtsmarkt, aber er ist nur einer von mindestens 9 Märkten, die man besuchen könnte. Der nächste den wir im Auge haben ist:

Der Loschwitzer Weihnachtsmarkt

Diesen Weihnachtsmarkt erreicht man vom Zentrum mit der Straßenbahnlinie 1 und mit der Buslinie 63 direkt nach einer der ersten strompfeilerfreien Stahlfachwerk-Brücken Europas, die deswegen auch liebevoll „Blaues Wunder“ genannt wurde, der Name ist ihr bis heute geblieben.

Im alten Loschwitzer Dorfkern findet der auch Elbhangfest Weihnachtsmarkt genannte Markt heuer bereits zum 26.Mal statt. In den ersten beiden Adventwochen lädt die anheimelnde Atmosphäre der kleinen Fachwerkhäuser und Hütten im Ludwig-Richter-Stil (dem ebenfalls berühmten Dresdner Romantikmaler) zum Bummeln vom Körnerplatz durch die Friedrich-Wieck-Straße ein. Viele Angebote aus dem Kunsthandwerk, wo man fast nicht nein sagen kann, viele Leckereien für den Gaumen und die im Lichterglanz erstrahlende Geschäfte und kleinen Höfe ergänzen das Flair auf dem Elbhangfest-Weihnachtsmarkt.

Den Posaunenchor und das A Capella- Adventskonzert konnten wir leider nicht hören, dafür haben wir wieder ein spezielles kulinarisches Schmankerl entdeckt. An einem Stand gab es georgisches Fladenbrot, Khachapuri genannt, gefüllt oder eher belegt mit einer Salsa aus roten Rüben (rote Bete) und einem Joghurt-Käse Dip. Auch dafür habe ich ein Rezept gefunden, die Salsa und der Dip kann nach eigenem Geschmack zubereitet werden.

Einen besonders schönen Blick auf den Loschwitzer Dorfkern mit dem Blauen Wunder hat man von der  nahegelegenen Schwebebahn, aber davon mehr im Artikel über die Dresdner Sehenswürdigkeiten.

Neumarkter Adventmarkt

Auch oder gerade weil der Neumarkt in Dresden mit der Frauenkirche im Hintergrund komplett neu aufgebaut und in vielen Teilen rekonstruiert wurde, gehört er sicher zu den schönsten Plätzen Deutschlands. Erst seit 2023 ist dieser Prozess abgeschlossen und die barocke Form vor dem 2.Weltkrieg wiederhergestellt.

Als „Dresden-Neuling“ ist es fast unvorstellbar, daß erst nach 50 Jahren Brache dieses Viertel praktisch von den Grundmauern neu errichtet wurde. Das Konzept des „Advent auf dem Neumarkt“ schließt daran an und soll zeigen, wie es zwischen 1830 und 1920 hier aussah. Die Bilder der Vedutenmaler ermöglichen das ziemlich authentisch. Ein bisschen dazu gibt es auch in meinem Blog zu Caspar David Friedrich:

Und so bemühen sich die Veranstalter, möglichst nur traditionelle, bodenständige Erzeugnisse mit hoher Qualität von kostümierten Handwerkern, Künstlern und Händlern anzubieten. Die Kulinarik darf natürlich auch nicht zu kurz kommen und dominiert aus unserer Sicht hier bereits den Markt. Trotzdem haben wir hier beim mehrfachen gemütlichen Durchschlendern zwar die Idylle genossen, aber nicht das Spezielle gefunden.

Der traditionelle Weihnachtsmarkt an der Frauenkirche

Zuallererst sticht die Glühweinpyramide am Eingang zur Münzgasse ins Auge. Dann laden auf dem Weg hinunter zur Brühlschen Terrasse Rostbratwurst, Maroni, Trdelnik Baumkuchen und  französischer Nougat zum Kosten ein und die Kunst aus dem Erzgebirge, Keramik und Plauener Spitze dürfen auch nicht fehlen. Die Frauenkirche im Hintergrund tut ihr übriges, um die Adventstimmung zu erhalten.

Wir haben es auch gleich genutzt, um mit einer Portion heißer Maroni in der Hand von der Brühlschen Terasse den Blick links auf die Augustus-Brücke, rechts auf die im September  2024 eingestürzte Carola-Brücke und über die Elbe zu genießen.

Der Augustusmarkt

Schon von Weitem sieht man die weiß-goldenen Pagoden, die an das Zeithainer Lustlager August des Starken von 1730 erinnern sollen. Auch der Goldene Reiter vor dem südlichen Eingang ist ein Abbild des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen und die Augustus-Brücke von der Altstadt herüber ist ebenfalls nach ihm benannt.

Daher trägt natürlich der hier veranstaltete Weihnachtsmarkt, der sich durch die ganze Allee über rund 500 Meter bis fast hinauf zum Albertplatz zieht, ebenfalls seinen Namen. Dieser zweitgrößte Dresdner Weihnachtsmarkt hat sich der Internationalität verschrieben, unter anderem ukrainische, philippinische, georgische, indische, tschechische und syrische Spezialitäten zeigen das. Die Striezel der Bäckerei Ottendorfer werden sogar noch mit dem Trabi ausgeliefert (oder doch nur beworben?)

Damit ist der Augustusmarkt vor allem ein weihnachtlicher Streetfoodmarkt mit internationalen Angeboten. Kettenflieger, Riesenrad und Kinderkarussell ergänzen das Programm und lassen dafür die Kinderherzen höher schlagen.

Der blau leuchtende Weihnachtsbaum und das überlebensgroße erzgebirgische Wärmespiel mit der Darstellung einer Weihnachtskrippe im Mittelteil sollen sächsische Tradition einerseits und Internationalität der Stadt Dresden andererseits zeigen.

Nicht nur die Kinder freuen sich über den 4 Meter hohen lila Teddy, der seit 2022 den Beginn des Marktes am anderen Ende markiert. Man glaubt es nicht, aber es gibt bereits eine Petition für und eine gegen den Bären und im letzten Jahr wurde ihm von Vandalen sogar der Kopf angerissen. Das wurde von Überwachungskameras gefilmt, es war aber niemand erkennbar. Trotzdem wurde daraufhin der Datenschutzbeauftragte der Stadt Dresden aktiv und schränkte die Kameraüberwachung stark ein.

Zur Eröffnung im November gibt es seit einigen Jahren sogar eine echte Goldene Reiterin, ob es dazu auch schon Petitionen gibt, konnte ich nicht herausfinden.

Die Goldene Reiterin Foto: Sylvio Dittrich

Der Stollenmarkt

Jeweils am 2.Adventsamstag findet am Eingang zum Neumarkt, direkt neben dem Kulturpalast in der Wilsdruffer Straße der Stollenmarkt statt. August der Starke ließ im Rahmen seines Zeithainer Lustlagers das erste Mal einen Riesenstollen für seine berühmten und weniger berühmten Gäste backen. An diese Tradition wollten die Dresdner nach der Wende anknüpfen, um alte Traditionen wieder zu beleben.

In Begleitung des Radeberger Spielmannszuges und aller Zünfte oder Berufsgruppen Dresdens wurde der riesige Christstollen zur Bühne gebracht und in kleine Stücke geschnitten und verkauft. Leider haben wir dieses Event fast verpasst und gerade noch den Auszug Richtung Neumarkt erwischt, daher gibt es keine Fotos des Riesenstollens.

Der Mittelaltermarkt im Stallhof

Wir sind keine Mittelalterfans und noch dazu ist das der einzige Weihnachtsmarkt in Dresden, bei dem Eintritt verlangt wird. Daher kann ich euch hier nichts dazu erzählen. Der Rahmen im Stallhof des Residenzschlosses, einem der wenigen original erhalten gebliebenen Turnierplätze der Welt, ist sicher perfekt geeignet für diese Art von Markt und er wird vom Publikum auch sehr gut angenommen.

Unsere Mitbringsel

Am Striezelmarkt kauft man natürlich einen Dresdner Stollen, den es in verschiedensten Arten gibt. Wir haben ihn (die Version mit Mandeln ohne Rosinen) schon aufgegessen, darum gibt es kein eigenes Foto davon. Von den Krippen für unsere Sammlung gibt es aber eines.

https://www.dresdnerstollen.com/de/dresdner-christstollen

Fazit

Wenn man Weihnachtsmärkte mag, ist man in Dresden mindestens genauso gut bedient wie in Wien, denn es gibt eine recht große Anzahl davon, die im Großen und Ganzen jeder für sich ihre eigene Atmosphäre haben. Die Veranstalter achten darauf, möglichst authentisch zu bleiben, so findet man zum Glück keine Marktschreier, die Gemüsehobel und ähnliches anbieten. Die Ausgestaltung der der Stände ist praktisch überall liebevoll und dem jeweiligen Marktthema entsprechend. Alles in allem auf jeden Fall zu empfehlen.

Links

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Striezelmarkt
https://recherche.smb.museum/detail/2471606/dresdner-weihnachtsstern-mit-elektrischer-beleuchtung
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Herrnhuter_Stern
https://www.mdr.de/religion/herrnhuter-bruedergemeine-geschichte-100.html
https://elbhangfest.de/weihnachtsmarkt/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Richter
https://dresden-magazin.com/kultur/dresdner-neumarkt-interview/
https://www.dresden.de/de/stadtraum/zentrale-projekte/neumarkt/Quartier-VI-Das-Gruene-Gewandhaus.php
https://www.dresden.de/de/stadtraum/zentrale-projekte/Neumarkt.php
https://www.adventaufdemneumarkt.de/nachrichten-leser/advent-auf-dem-neumarkt-2024.html
https://www.dresden-christmas.de/weihnachtsmaerkte/weihnachtsmarkt-an-der-frauenkirche/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Trdelnik
https://www.weihnachtsmarkt-dresden.de/
https://www.dresden-christmas.de/weihnachtsmaerkte/augustusmarkt-neustaedter-advent/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Zeithainer_Lustlager
https://augustusmarkt.de/de/news/artikel/lilly-baumann-ist-die-neue-goldene-reiterin.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Stollenfest
https://www.mittelalter-weihnacht.de/

Unsere Frühstückslokale

https://www.dresden1900.de/fruehstueck/

https://dresden.wilma-wunder.de/

https://www.max-dresden.de/max-altstadt/fruhstuck

Rezepte

https://zimtkeksundapfeltarte.com/rezept/dresdner-handbrot-weihnachtsmarkt-zu-hause
https://www.familienkost.de/rezept_quarkkeulchen_mit_kartoffeln_original_ddr_rezept.html
https://www.gusto.at/rezepte/khachapuri-11461373