15: Ein Rückblick mit den Augen von 2024

Ich erinnere mich noch immer gerne an meinen ersten Besuch in Indien, wenn es auch ein absoluter Kulturschock war, als ich in der Nacht in Hyderabad am uralten Flughafen Begumpet landete und nicht wie vereinbart mit einem Taxi abgeholt wurde. Schon gut ein Jahr später, nach der Eröffnung des Rajiv Gandhi International Airport im März 2008 stellte Begumpet den gesamten kommerziellen Flugetrieb ein.

Dafür übertraf das Hotel rasch meine Erwartungen und auch an das scharfe Essen gewöhnte ich mich recht rasch. Ich habe auch alle möglichen Gewürze mit nach Hause genommen, die man heute schon fast alle auch bei uns im Supermarkt bekommt, damals waren sie aber noch sehr exotisch.

Ich hatte einige Wochen vorher gerade zum Rauchen aufgehört, da half mir sehr, daß überraschenderweise im Hotel und im ganzen Schulungszentrum von Siemens strengstes Rauchverbot herrschte, strenger als damals bei uns in Wien. Aber ich fuhr trotzdem mit den Kollegen (im ersten Kurs in Hyderabad waren wir nur Männer, in Mumbai war das dann nicht mehr so) in den Pausen vom elften Stock hinunter und ging mit ihnen rauchen. Das war für mich ein ganz guter Test, nicht rückfällig zu werden und ich bin es bis heute nicht geworden.

Auf dem Moped durch den indischen Stadtverkehr, ein Erlebnis der besonderen Art

Eine weitere spannende Herausforderung war der Streik der Taxifahrer, der sich über fast eine Woche hinzog. Sie wehrten sich gegen die Umstellung auf digitale Taxameter, die natürlich viel schwerer zu manipulieren waren. Das Hoteltaxi war nicht immer einfach zu bekommen und kostete mehr als das zehnfache eines 3-Wheelers und war für meine indischen Kollegen unbezahlbar. Ich hätte aber sonst auch nie das Erlebnis gehabt, den indischen Großstadtverkehr vom Moped meines Kurskollegen aus wirklich auf Tuchfühlung zu erleben. Die Streiks wurden sehr militant geführt, laut einem Zeitungsbericht wurde schon der eine oder andere Streikbrecher von den Kollegen verprügelt. Einen umgeworfenen 3-Wheeler habe ich ebenfalls gesehen.

Wie man am Bild unten sieht, hat sich am Verkehrsgeschehen auch 2024 nichts geändert.

Bombenanschläge bald nach meinem Besuch

In der beeindruckenden Lasershow im Lumbini Stadion wollte man die Konflikte zwischen Moslems und Hindi kleinreden und das auch mit dem Märchen von der Hindu-Prinzessin und dem Moslem-Prinzen beweisen, aber ich habe einige Male im Straßenverkehr Konfrontationen zwischen hinduistischen und moslemischen Fahrern miterlebt. Einmal hat ein hinduistischer Mopedfahrer meinem moslemischen Taxifahrer durch das geöffnete Seitenfenster eine Ohrfeige gegeben, weil er ihn angeblich abgedrängt hatte. Die Lasershow ist aber auch heute noch ein Publikumsmagnet.

Das bringt mich zu den Bombenanschlägen im Lumbini Stadion durch moslemische Attentäter einige Monate später, bei denen insgesamt  44 Personen starben. Eine Bombe explodierte exakt in dem Sektor, wo ich mich noch einige Wochen vorher aufgehalten habe. Ich habe das an der gelben Farbe der Bestuhlung erkannt. Ähnlich ist es mir aber auch später in Mumbai und Bangkok ergangen.

Das Verhältnis zwischen den beiden Religionen ist bis heute nicht friktionsfrei, es kommt von beiden Seiten immer wieder zu Übergriffen und auch Attentaten und Morden.

Smog über den indischen Großstädten

In einem Tagebucheintrag schrieb ich über die Luftverschmutzung durch den zunehmenden Flugverkehr, der in den Zeitungen von Hyderabad damals diskutiert wurde. Das allein ist es nicht, es wurden bereits damals hunderte neue Autos pro Tag (!!) nur in dieser einen Stadt zugelassen und die zunehmende Industrialisierung leistete auch ihren Beitrag.

Die Zahl der Autos hat allein in Greater Hyderabad zwischen 2017 und 2024 von 900.000 auf rund 1,5 Millionen zugenommen.

Die Dunstglocke über der Stadt war daher schon damals beinahe undurchdringlich. Heute ist die Stadt nach Delhi, Kolkata und Mumbai an 4.Stelle der indischen Städte mit der höchsten Luftverschmutzung.

Marmorabbau mit Kinderarbeit

Erst Jahre nach meinem Besuch habe ich in Österreich eine Dokumentation über den Marmorabbau in Indien und dessen Export gesehen, wo die Kinderarbeit und die hygienischen Bedingungen thematisiert wurden. Indien ist neben China der größte Marmorerzeuger. Kinderarbeit ist in Indien ebenso verboten wie etwa Schuldknechtschaft, aber beides ist leider noch immer ein wichtiger Faktor. Es gibt zwar auch Zertifizierungen wie etwa für Natursteine Fair Stone und Xertifix, aber es wird aus meiner Sicht noch viele Jahre dauern, bis die Kinderarbeit in Indien komplett verschwunden sein wird.

Die sozialen Gegensätze sind für uns Europäer schwer zu ertragen

Auch wenn ich neben meinem Training ein recht umfangreiches Sightseeing-Programm hatte, war ich doch nach einigen Wochen wieder froh nach Hause zu kommen, die sozialen Gegensätze waren doch recht groß. Andererseits sind manche Gewohnheiten für unsere europäischen Augen eigenartig und ungewohnt. So sind nicht alle, die auf dem Gehsteig schlafen, obdachlos. Es könnte sein, daß es im Haus zu heiß ist, oder sie es einfach nur aus Sicherheitsgründen tun, damit niemand in ihr Geschäft einbricht. Auch wenn für europäische Augen manche Stadtteile slumartig aussehen, sind das Häuser für die unteren Kasten. Den Unterschied habe ich noch krasser bei meinem nächsten Aufenthalt in Mumbai und Goa kennen gelernt.

Als Europäer muß man auch aufpassen, die Relationen nicht zu übersehen. Man kann einem Bettler nicht 100 Rupies (damals rund 50 Cent) geben, wenn das Taxi für eine halbe Stunde zwischen 80 und 150 Rupies kostet.

Heute ist Hyderabad einerseits eine extrem moderne und für Investoren interessante Stadt, andererseits sind auch die Slums und damit auch sozialen Probleme eher gewachsen. Derzeit gibt es in der Greater Hyderabad Municipal Corporation (GHMC) 1452 Slums, von denen in den nächsten 5 Jahren 686 eine bessere Infrastruktur (Trinkwasser-Leitungen, sanitäre Einrichtungen) erhalten sollen.

Persönliches Resümee

Wie ich am Beginn meiner Blog-Serie schon erwähnt hatte, war ich einer der ersten europäischen Capgemini-Mitarbeiter, die zu einem SAP-Training nach Indien fliegen konnten. Daher war es auch als Motivation interessant, den daheim Gebliebenen Einblicke in die Erlebnisse in Indien zu geben und darum wurde ich auch gebeten, diese auf unserer Intranet Plattform „Talent“ zu veröffentlichen.

Einige Jahre später war das dann für neue Kolleginnen und Kollegen zumindest in Deutschland und Österreich, die damals in der DACH-Region vereint waren, schon Teil der Standard-Ausbildung. Danach begann aber bald die Ära der Online Trainings.

Das SAP Training war anfangs recht schwierig, da ich dem Hindi-Englisch zu Beginn nur recht schwer folgen konnte, was aber von Tag zu Tag besser wurde. Das war aber auch eine sehr gute Vorbereitung auf die später noch intensivere Zusammenarbeit mit meinen indischen Kolleginnen und Kollegen bis zum letzten Arbeitstag im November 2023, wo ich einen Teil meiner letzten Aufgaben an ein indisches Team übergeben habe.

Der europäische Cash&Carry Markt wurde vor einigen Jahren an eine indische Kette verkauft und meinen Maßanzug hatte ich noch viele Jahre.

Meine Erlebnisse in Hyderabad abseits der von Europäern oder Amerikanern ausgetretenen Touristenpfade möchte ich aber nicht missen, obwohl sie vom zweiten Besuch dann im September in Mumbai nochmals getoppt wurden. Aber dazu kommt dann eine Serie im Jahr 2025.

*Alle Bilder in diesem Beitrag stammen aus aktuellen Internet-Recherchen

Links

Der alte Flughafen Begumpet
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Begumpet_Airport

Bomben in Hyderabad
https://en.m.wikipedia.org/wiki/August_2007_Hyderabad_bombings

https://www.ndtv.com/india-news/two-convicted-for-twin-blasts-in-hyderabad-in-2007-three-acquitted-sentencing-on-monday-1910887

https://www.derstandard.at/story/1361240725774/sieben-tote-bei-anschlaegen-in-indischer-metropole-hyderabad

https://www.dw.com/de/mehr-als-40-tote-bei-bombenanschl%C3%A4gen-in-s%C3%BCdindien/a-2752364

https://www.tagesspiegel.de/internationales/ethnische-gewalt-in-indien-muslime-und-christen-werden-verfolgt-getriezt-ermordet-10317301.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Indien

Luftverschmutzung
https://sigmaearth.com/de/hyderabad-is-the-most-polluted-city-in-south-india/

https://www.siasat.com/hyderabad-at-no-4-among-indias-most-polluted-2439732/

https://telanganatoday.com/more-vehicles-add-to-traffic-chaos-in-hyderabad

Hyderabad vs Mumbai: where better to live 2024

https://www.properties.market/in/blog/upcoming-developing-areas-in-hyderabad-2024/

https://www.properties.market/in/blog/hyderabad-vs-mumbai-city-which-city-suits-your-lifestyle/

https://timesofindia.indiatimes.com/city/hyderabad/rapid-urban-expansion-triggering-ventilation-crisis-in-hyderabad-study/articleshow/115858473.cms

https://www.newindianexpress.com/cities/hyderabad/2010/Dec/28/city-slums-to-be-improved-214588.html

14: My training in India

A very short review in Capgemini Intranet (Talent)

In Hyderabad a SAP SD training was organized by Siemens India, which I participated for 2 weeks. The challenge was not only to learn as much as possible about SAP SD but also to gain a very small insight into the way of thinking and working with IT people in India.

The first impression was overwhelming. A big crowd, more like a wall of people was waiting in front of the airport entrance. I tried to separate that crowd and to organize a taxi to my hotel.

After some discussions I took a car to the hotel and the traffic caught me totally. I immediately forgot that in India the driving is on the left hand side but to be honest  you can not figure that out. Indians drive nearly without any rules. Two traces in one direction means up to 7 vehicles (cars, motor rickshas, motorbikes, bicycles and hand trucks mixed) so you are happy to sit in a car.

The Siemens house was guarded on every floor by 2 securities. They checked everyone, whether we had an USB stick, a CD-rom or a camera with us. That was not allowed, security is handled really strictly, but not only here, in most public areas too. Around 40 people were waiting for the different trainings, most of them were from India. Gintautas from Latvia and me we were the only Europeans.

The team in our training room at Siemens Hyderabad, my seit is the Red one in the last row

Our trainer, Mr. Ketan Dafle, asked what we were expecting from this training, all of us mentioned that we wanted to be educated in SD, because it was needed for our companies, or similar answers. But Ketan requested the Indian team members to be honest, everyone of them would attend this training to go abroad to earn more money in US or Europe. And this was one of the impressions I got in that very short time: most of these people are hungry for knowledge, they do have so much power to get better trained and educated.

Ketan wanted to get all of the eleven team members to a very high level. Therefore we should do our exercises minimum 3 times a week, but no one of us could imagine that seeing the booklet (400 pages) for the first week. As all members were well educated and most of them had already a good knowledge of the business processes, we had only very small discussions on this and we were concentrating on SAP SD, entering orders, confirming them, creating customers and pricing conditions and so on. Most important for me was to be trained on the customizing area.

Teamwork was perfect to me, I have never met this in that quality ever before on a training. The colleagues tried to get the best information and to practice as much as possible, really eager to learn. We also had a lot of fun together during our sessions.  At the end Ketan really praised us for doing good work and we finished already our lessons on Thursday. So we had one full day (except the Saturdays) for training on the system and studying and reviewing our lessons together with lots of discussions for finding solutions.

As I wanted to have some memory of my team members, I tried to smuggle my camera into the office and it worked. The security guards didn’t check my bags perfectly anymore because I was friendly and patient to them. I had a bad conscience, because they trusted me. But now I have some photographs of my team in India.

During the Sundays I took a car with a driver from the hotel to do some sightseeing, as that is affordable for Europeans and gives a lot of comfort. I had the chance to see most of the important landmarks from Hyderabad, starting from the Charminar, to the famous Hindu temple Birla Mandir, the mosque Mecca Mashid and the world’s biggest Buddha statue in middle of  Hussain Sagar. This is a big lake in the middle of the so called Twin town of Hyderabad and Secundarabad. On my last day before going to airport I visited Ramoji Film City, one of these 4 studio cities where the well known Bollywood films are produced.

Outside the SD training these two weeks were a big challenge for me: I met a totally different culture and tried to understand the way of thinking on a focus of working together with our colleagues in Mumbai. I am sure, when we pick up the best parts and ideas of both cultures, we will be able to fulfil all our business requirements and the requests of our clients.

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15: Ein Rückblick mit den Augen von 2024

13: Besuch der Ramoji Filmcity und danach Heimreise

Heute ist der Tag der Heimreise, ich habe am Abend noch versucht, ob der Koffer eh zugeht. Das Zimmer muss ich erst nach 16 Uhr räumen, da kann ich vor dem Abflug nochmals duschen.

Wie immer gibt’s, als ich nach dem reservierten Auto frage, Diskussionen, ja in 5 Minuten, nein es dauert etwas länger, noch 10 Minuten, dann nach einer halben Stunde ist das Auto doch da. Ich frage mich, ob es einen Unterschied macht, wenn ich reservierte oder nicht, ich werde es nie erfahren.

Die Ramoji Filmcity liegt rund 40 km außerhalb von Hyderabad, wir verlassen auf einer Ausfallsstraße relativ rasch die eigentliche Stadt. Der Unterschied wird zuerst dadurch sichtbar, daß die Häuser niedriger werden. Am Straßenrand liegen große Rohre, sie sind Teil des neuen Trinkwasserprojekts von Hyderabad, das gerade im Laufen ist und die Stadt flächendeckend mit gutem trinkbarem Wasser versorgen soll.

Slums

Dann sehe ich das erste Mal Slums hier in Indien, Hütten im Lehmboden mit Wellblech oder Plastik gedeckt, irrsinnig viel Dreck und Gerümpel rundherum.  Hyderabad hat einen Slumanteil von ca. 18%, das Umland, das zu „Greater Hyderabad“ eingegliedert werden soll, bis zu 60%. Laut Zeitungsberichten gehört es daher auch zur neuen Strategie, durch die Vergrößerung und Verbesserung der Infrastruktur, diesen Anteil drastisch zu verringern.

Marmorverarbeitung am Straßenrand

Hier ist auch das Zentrum der Marmorverarbeitung, ein Betrieb reiht sich nach dem anderen, weißer und dunkler Marmor in großen Mengen überall. daneben größere offene Hütten, die den Marmorbildhauern als Wohn- und Werkstätte dienen. Mit vielen Hindu-Göttern in allen Größen, die zum Verkauf angeboten werden. Kann aber nicht wirklich ein gutes Geschäft sein, wenn man so leben muss.

Es geht weiter, nach einiger Zeit erscheint auf der rechten Seite der Eingangsbereich zur Filmcity. Mein Fahrer gibt mir seine Handynummer, er wartet, bis ich ihn wieder anrufe, um zurückzufahren.

Besichtigung von Bollywood

Ein Angestellter möchte mir unbedingt die große Führung um 750 Rp verkaufen, mir reicht aber die ganz normal Tour um 250 Rp. Beim Anstellen benehmen sich alle genauso wie im Straßenverkehr, jeder rennt einfach hin und kümmert sich absolut nicht darum, ob jemand vor ihm schon da war, das fällt mir später am Flughafen beim Einchecken wieder auf.

Ich werde nach der üblichen Leibesvisitation zu einem Bus geschickt. Der ist uralt und soll uns ins Zentrum der Filmstadt bringen. Hier ist neben dem Eingangsbereich nur Steppe. Nach 8 km Fahrt sind wir dort, es sieht nach einem Mittelding aus einem Hollywood und Indien aus. Die einzige Show, die ich mir angesehen habe, war eine Western-Stuntshow. Lustig, wenn Inder als Cowboys verkleidet sind. Die Inder sind davon begeistert, mich reißt es nicht vom Hocker.

Dann mache ich noch eine Rundfahrt mit einem der Busse, wir fahren durch die Kulissen diverser Bollywoodfilme. Meine Mitfahrer erkennen vieles davon wieder.

Beim Weitergehen werde ich immer wieder beobachtet  und dann von diversen Schülergruppen angesprochen, die unbedingt ein Foto mit mir machen wollen. Man ist ja als Europäer doch sehr exotisch!

Ich fahre dann wieder mit einem Bus zurück zum Ausgang und rufe meinen Fahrer an, damit er mich abholt. Kurz nach 15 Uhr sind wir wieder zurück im Hotel. Ich lasse meine Rechung machen und ersuche um ein Taxi. Ich habe aber meinen Fahrer für den ganzen Tag gebucht, wie es sich nach einiger Zeit herausstellt.

Kompliziertes Prozedere am Flughafen

Bei der Abfahrt sagt mir der Rezeptionist, daß ich den Fahrer direkt zahlen solle, er bekomme 1500 Rp. Super, ich hab aber nur mehr 1020, was machen wir so kurz bevor ich eigentlich am Flughafen sein sollte. Wir rufen nochmals im Hotel an, der erklärt dem Fahrer, wo er mich zu einem Bankomaten bringt und ich nach einigen Schwierigkeiten und mit der Hilfe eines hinter mir wartenden Inders dann 1000 Rp herausbekomme. So kann ich meinen Fahrer zahlen.

Am Flughafen Menschenmassen vor dem Gebäude, ich kämpfe mich durch. Nach einer Überprüfung stehe ich auf einmal direkt vor den Schaltern der Air Quatar. Ich stelle mich an, es dauert ewig (so kommt es mir zumindest vor), bis ich dran komme. Da sagt mir der Angestellte, ich habe um 7 kg zuviel, ich muss 5 kg nachzahlen, macht ungefähr 5600 Rp., etwas mehr als 100 Euro.  Ich weiß nicht wieso ich soviel mehr haben sollte, der Koffer muss schon beim Hinflug zu schwer gewesen sein. Super, schon wieder ein Geldproblem unter Zeitdruck, kann ich mit Amex zahlen? Ich werde zum Schalter am anderen Ende der Halle gelotst, dort akzeptiert man meine Karte aber nicht. Die Araber wollen nicht viel mit den Amis zu tun haben. Was mach ich jetzt? Da fällt mir ein, ich habe ja noch 100 Euro im Koffer. Ein Manager von Air Quatar hilft mir meine Koffer hinter dem Schalter zuerst zu finden und dann zu öffnen, ich hole meine 100 Euro auf dem Förderband kniened raus, wir schließen den Koffer. Wieder zurück, Geld wechseln und zahlen, mir bleiben dann genau 120 Rp über.

Dann ist alles problemlos, ich bekomme mein Ticket und stelle mich bei einer der Schlangen bei den Ausreiseschaltern an. Bin ich eh in der richtigen Schlange, so sicher ist das ja nie. Einer in der Schlange erklärt, dass das die Schlange für Quatar sei. Wieder ein Zettel für die Ausreise zum Ausfüllen, ich schreib die falsche Flugnummer drauf, es fällt nicht auf. Die Kontrollen scheinen sehr streng, sie sind aber meiner Meinung reine Automatismen. Nach der Röntgenkontrolle nochmals Leibesvisitation, dann in die nächste Schlange vor der Tür zum Flugzeug  (Gate kann man dazu eigentlich nicht sagen). Wieder Kontrolle des Boardingpass, ich glaube das ist jetzt zum 4.Mal. Ihr Handgepäck ist nicht abgestempelt! Wo hätte ich denn das machen lassen sollen????

Sie müssen wieder zurück zur Kontrolle! Na gut, ich reg mich heute über nichts mehr auf und gehe zurück. Bei der Damenkontrolle ist niemand und ich frage dort nach dem Stempel. Ich bekomme 2 Streifen abgestempelt und wickle diese um die Griffe, jetzt komme ich durch die Kontrolle. Über die Stiege hinunter, dort wartet der Bus. Und wieder eine Kontrolle, der Bordingpass wird wieder genau angesehen, hab gar  nicht gewusst, dass das ein so wichtiges Dokument ist. Ich hab aber keine Ahnung wie ich bis hierher ohne diesen Zettel gekommen wäre. Mir kommt das schon sehr nach Beschäftigungstherapie vor. Arbeitszeit kostet ja praktisch nichts.

Heimflug

Dann endlich im Bus, das Einsteigen zieht sich wieder, weil wir nur hinten einsteigen dürfen, um die Business Kunden nicht zu stören.

Dann sitze ich endlich drin, es geht wirklich Richtung Heimat. So sehr es mir gefallen hat, ich bin doch froh nach Hause zu kommen.

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14: My training in India

Links

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Ramoji_Film_City

https://konsument.at/markt-dienstleistung/grabsteine-aus-indien-ethik-report

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kinderarbeit_in_Indien#:~:text=Die%20indische%20Regierung%20erweiterte%202006,%2C%20Hotels%2C%20Spas%20und%20Kurh%C3%A4usern.

11: Gewürze, Gehälter, Grauer Himmel, Greater Hyderabad

Ich war schon meinen Anzug anprobieren, der wird ziemlich edel! Muss er aber auch, ich bin sicher in einem der teuersten Anzuggeschäfte hier.

Beim Heimgehen hab ich mir noch Socken bei einem Straßenhändler und vorm Hotel noch 6 kleine Bananen um 10 Rp (= ca 20 Cent) beim Bananenhändler gekauft, direkt von der Dolde herunter geschnitten.

Was ich auch einmal feststellen muss, ich habe nicht ein einziges Mal ein ungutes Gefühl gehabt, oder mich nicht wohl gefühlt. Nicht ein einziges Mal ist mir etwas gefährlich vorgekommen, auch nicht spät in der Nacht. Obwohl ich heute durch eine relativ dunkle enge Gasse gegangen bin, habe ich nie das Gefühl gehabt, dass es irgendwie gefährlich sein könnte. Ungute Situationen sind nur mit den Bettlerinnen, da ich mich dabei einfach nicht wohl fühle wenn ich sie nicht beachte. Aber alle sagen mir, dass das die einzige Möglichkeit ist, damit zurechtzukommen

Ich habe mir vom Hotelboy Gewürze besorgen lassen, bin schon gespannt, was er mir morgen so alles bringt.

Das Essen heute im Blue Fox war wahrscheinlich das letzte Mal, weil wir morgen vielleicht etwas gemeinsam machen zu meinem Abschied. Leider ist der Eindruck etwas getrübt, weil mein Biryani mit Lamm (eine Spezialität von Hyderabad, eine Art Reisfleisch) leider mit vielen Knochensplittern versetzt war. Da hab ich, obwohl es sonst sehr gut und natürlich ziemlich scharf war, bei der Hälfte aufhören müssen, damit ich es nicht über den Tisch spucke.

In der Zeitung habe ich heute gelesen, dass man plant, ein „Greater Hyderabad“ durch eine Eingliederung von 12 Umlandgemeinden zu errichten. Diese Megacity soll 700 km2 groß werden und in Kürze die 10 Millionen Einwohnergrenze überschreiten. Natürlich gibt’s da auch Widerstände, aber ich bin sicher, man wird davon auch in Europa hören.

Strenge Sitten herrschen bei der Stadtverwaltung: Angestellte, die ein bestimmtes Formular nicht abgegeben haben, erhalten den Jännergehalt nicht ausbezahlt. So etwas sollte man bei uns einmal versuchen….

Die Luftverschmutzung durch Billigflieger ist hier zu einem Thema geworden. Sie hat in den letzten 6 Jahren um 600% zugenommen. Kein Wunder, gab es am Flughafen von Hyderabad im Jahr 2000 40 Flüge täglich so sind es heute 250 und es werden täglich mehr. Ich persönlich denke aber auch, dass der rasant zunehmende Autoverkehr auch so seinen Anteil hat. Vor einigen Tagen hab ich ein Foto in der Zeitung gesehen, das den Parkplatz vor dem Microsoft-Haus zeigt, er ist voll von Autos, kein Unterschied mehr zu Europa.  In der Stadt wird der Individualverkehr sicher noch weiter zunehmen, da helfen ehrgeizige Öffi-Projekte auch nicht.

Das Wirtschaftswachstum ist rasant, das Bauaufkommen gigantisch, ich denke dass die Stadt in 5 Jahren ganz anders aussehen wird. Die jungen Leute sind alle äußerst motiviert und dazu noch ziemlich gut ausgebildet. Aber, wie unser Kursleiter uns schon am Anfang erklärte, dass für viele die Motivation ist, eine SAP-Zertifizierung zu bekommen, um nach Übersee zu gehen und dort gut zu verdienen. (Nach dem oft plakatierten Slogan „I Want A Dollar Salary“)

Ich habe mich heute mit unserem Kursleiter unterhalten, der sicher zu den Spitzenverdienern gehört, mit seinen umgerechnet 1000 Euro im Monat als Freelancer.  Er meint, daß das Gehaltsniveau in nächster Zeit sicher stärker steigen wird, da die Leute ja auch wissen, was in Europa für die gleiche Leistung gezahlt wird.

Was mir zum Unterschied zu meinen beiden indischen Kollegen von Capgemini aufgefallen ist, dass hier alle sehr proaktiv sind und selbst etwas in die Hand nehmen können. Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Nachdem ich mit meinem Manager Christoph besprochen habe, den 2. Teil meines Trainings möglichst in Mumbai zu machen, damit ich auch dort ins Capgemini Office kommen kann, bin ich gespannt, wie es dort sein wird.

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12: Letzter Kurstag, neuer Anzug und eine hinduistische Verlobungsfeier

Links

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Greater_Hyderabad_Municipal_Corporation

https://sigmaearth.com/de/hyderabad-is-the-most-polluted-city-in-south-india/

Rezepte

Hyderabad Lamm Biryani https://germanabendbrot.de/2023/04/28/kucha-gosht-ki-biryani-oder-lamm-biryani/

Joghurt Dip https://utopia.de/ratgeber/raita-ein-rezept-fuer-den-indischen-joghurtdip_191533/

12: Letzter Kurstag, neuer Anzug und eine hinduistische Verlobungsfeier

Mein letzter Tag im Kurs, um 17 Uhr habe ich mich von meinen Kollegen verabschiedet, es waren, denke ich, für alle interessante 2 Wochen. Auch wenn die Prozesse an sich für mich ganz klar sind, habe ich trotzdem sehr viel gelernt, auf der einen Seite von SAP SD auf der anderen Seite über Indien und seine Menschen. Natürlich bin ich wieder mit dem 3-Rad-Taxi zum Hotel gefahren.

Dann aber war noch ein sehr erlebnisreicher Abend, ich habe meinen Anzug geholt, der ist wirklich ganz toll, dann war ich noch in einem Shoppingcenter und habe noch ein paar Hemden und Krawatten gekauft.

Im Hotel wurde ich dann eingeladen, kurz eine hinduistische Verlobungsfeier zu besuchen. Der Onkel des Bräutigams hat mir erklärt, dass sich die beiden heute das erste Mal gesehen haben. Es war ganz feierlich, beide haben eigentlich recht zufrieden ausgesehen, waren auch beide hübsch. Danach aber gehen alle nach Hause und morgen feiern sie Hochzeit.

Zum Abschluss war ich noch in einem Restaurant in der Nähe, bin aber mit dem Rikschataxi hingefahren. Ich hätte auch laufen können, war aber schon zu faul dafür.  Und dort habe ich nochmals die Stimmung mit Lärmen und Hupen auf der Dachterrasse genossen. Eine hinduistische Prozession ist auch vorbeigezogen mit Trommeln und Blasinstrumenten, die sind noch lauter als alle Hupen zusammen.

Die Gewürze habe ich ebenfalls kontrolliert, sie sind alle original verschlossen, Curry und noch ein paar andere Sachen, SEHR vorsichtig zu dosieren!

Morgen habe ich bis 16 Uhr Zeit, da werde ich mit einem Hotelauto in die Filmstadt hinausfahren und mir ansehen, wo die Bollywoodfilme gedreht werden. Da geht es schon nach 8 Uhr los, weil die Fahrt hin dauert ca 1 ½ Stunden.

Darum heißt es jetzt noch Koffer packen!

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13: Besuch der Ramoji Filmcity und danach Heimreise

10: Maßanzug und indisches Bier

Heute sind wir von unserem Kursleiter gelobt worden, er meinte wir wären diese Woche schon einen Tag weiter als geplant, wir haben Zeit genug, alles zu vertiefen. Unser Niveau sei zwar recht hoch, er wolle uns aber trotzdem nicht frustrieren, daher gibt es noch keinen Test, er traut uns momentan 65-69% zu, das ist natürlich zuwenig, aber zu diesem Zeitpunkt noch kein Problem. Er gibt uns aber sein Set von gesammelten Prüfungsfragen, die einer der Kollegen im Copyshop für alle kopieren lässt, rund 250 Kopien für 120 Rp., das sind etwas mehr als 2 Euro.  Ich werde mir die heute im Hotel sicher NICHT ansehen. Mein Kollege und ich beschließen um ½ 6 Schluss zu machen, er nimmt mich wieder auf dem Moped mit zum Hotel, das macht Spaß!

Ich bin noch auf der Suche nach Gewürzen, daher schnell wieder raus auf die Straße, um etwas zu finden. Ich komme an einem Stoff- und Anzuggeschäft vorbei und beschließe, einmal zu fragen, was ein Maßanzug kostet und ob  es sich bis Samstag überhaupt ausgehen würde. Es geht sich sogar bis Freitag abends aus, ich suche mir aus der Riesenauswahl einen edlen dunkelblauen Stoff aus.  So kommt der Anzug dann auf umgerechnet gute 100 Euro. Der Schneidermeister kommt in der Zwischenzeit und nimmt Maß. Ich muss den Stoff gleich bezahlen, die Arbeit erst nach Lieferung, bin schon richtig gespannt drauf.

Auf dem Weg zurück zum Hotel suche ich nochmals einen Bananenhändler, leider sind schon alle weg, kann also erst morgen wieder welche kaufen.

Hunger hab ich keinen, daher fällt das Abendessen aus, ich beschließe aber später noch in die Hotelbar zu gehen und einmal ein Bier zu probieren. Ich nehme mir ein Kingfisher, da sieht die Flasche etwas größer aus.  Es ist sehr kalt, fast wie alkoholfrei und ohne viel Geschmack, wenn es nicht eiskalt wäre, könnte man es nicht trinken, da reicht mir eines.  Ich frage trotzdem den Kellner, ob ich mir die Flasche für meine Sammlung mitnehmen kann. Da lese ich dann, daß das ein Leichtbier mit weniger als 5% Alkohol ist, da ist mir alles klar.

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11: Gewürze, Gehälter, Grauer Himmel, Greater Hyderabad

Links

https://www.welt.de/reise/Fern/article144634094/So-klappt-es-mit-dem-Massanzug-aus-Indien.html

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kingfisher_(Bier)

9: Laser-Märchenshow und Riesenbuddha

Von gestern gibts nicht viel zu berichten, der Tag war lang im Kurs und anstrengend, Ich bin wieder mit meinem Kollegen am Moped heim, hab mir im Restaurant eine Spezialität von Hyderabad gegönnt, dann schlecht geschlafen und immer wieder wach geworden, bis um ungefähr 3 Uhr früh dis SMS von Evi gekommen ist, dass sie gut zuhause angekommen ist. Entsprechend müde war ich dann heute früh.

Heute war der Kurs richtig interessant, Customizing von Business transactions und Partner transactions. Ich bin ganz gut vorangekommen und mit meinen Übungen fast fertig. So beschließe ich Schluss zu machen, vielleicht kann ich noch was anderes unternehmen. Ach ja, hätte ich fast vergessen, ich hab heute meine Kamera eingeschmuggelt und konnte so alle meine Kollegen und unseren Kursleiter fotografieren. Das Hinausschmuggeln ist genauso wieder gut gegangen, ich habe fast ein schlechtes Gewissen, weil die beiden netten Wächter, ein Mann und eine Frau, mir schon vertrauen und nur sehr oberflächlich proforma kontrollieren, bei Anderen sind sie viel genauer.

Die Taxis streiken nicht mehr, ich habe innerhalb von ein paar Minuten einen 3-Wheeler, der mich zum Hotel bringt. Es ist nicht viel Verkehr, so sind wir recht rasch da. Vor dem Hotel steht ein Händler mit Bananen, ich kaufe 3 Stück, von der großen Traube (oder Dolde?) herunter geschnitten, meine ersten frischen Bananen.

Schnell meine Unterlagen loswerden und Hände waschen, dann wieder hinaus, einen 3-Wheeler anhalten und wieder zurück Richtung Hussain Sagar. Jetzt zahle ich 60 Rp, vorher habe ich 80 gezahlt für fast die gleiche Strecke, aber gar so übertreibe ich es auch nicht beim Handeln. Als  ich dort beim Vergnügungspark Lumbini ankomme, wo auch die Boote anlegen sollen, sehe ich, dass in einer halben Stunde eine Lasershow beginnt. Karte um 30 Rp., gleicher Preis wie die Einheimischen, und Eintritt in den Vergnügungspark 5 Rp. gekauft. Es ist eine riesengroße Arena für sicher 2000 Leute, die sich schön langsam füllt. Als es dann mit zwei grünen Laserstrahlen zu „Also sprach Zarathustra“ anfängt, dachte ich noch, dass ich mir das sparen hätte können.

Dann wird’s aber gigantisch, eine Wasser- und Lichtshow, die mit laserprojizierten Bildern und Filmen die Geschichte von Hyderabad von der Gründungssage (ein moslemischer Prinz und ein Hindu-Prinzessin finden zueinander und gründen die Stadt)  bis heute erzählt und eine Stunde fesselt. Die einzige Laser-Multimediashow von Indien wird jeden Abend zweimal vorgeführt, und anscheinend sind fast immer so viele Leute, wie bei dieser Aufführung.

Ohne Hektik und Drängelei geht’s dann raus und ich suche die Bootsanlegestelle. Am Straßenrand sitzt eine Frau und grillt Maiskolben in einer Schale mit Glut. Nachdem sich viele Inder das gönnen, kann ich auch nicht widerstehen und hole mir auch eine. Sie wird mit Zitrone und einem nicht erkennbaren Gewürz eingerieben und schmeckt wirklich gut.

Nachdem gerade ein beleuchtetes Boot hereinkommt, auf dem man Abendessen (das hat mir mein Fahrer am Sonntag erzählt) und Bollywoodähnlichen Tänzen zusehen kann (die Tänzer und Tänzerinnen tanzen weiter, als die Leute das Schiff schon verlassen haben, so sehe ich das auch), finde ich dann hin, gar nicht so einfach, weil die Leute auf meine Fragen nur sehr vage in eine Richtung deuten.

Unser Boot ist etwas kleiner, ich will ja auch nur zur Buddhastatue mitten im See und das geht nur mit diesem kleineren Boot. ich bin wieder einmal der einzige Europäer und werde wieder nach vorne gewinkt, damit ich nicht warten muss, das ist mir schon irgendwie peinlich. Die Gastfreundschaft und Höflichkeit ist gigantisch.

Das Wasser stinkt ziemlich und ist bräunlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass der See einmal  als Trinkwasserreservoir angelegt wurde. Wir tuckern langsam hinaus, das dürfte ein interessanter Punkt sein, ältere Ehepaare sind genauso dabei wie eine Clique von ca. 17-jährigen Jugendlichen. Je näher wir kommen, desto imposanter sieht die Riesenbuddhastatue mit ihrer Beleuchtung in der Nacht aus. Unser Boot legt auf der Rückseite der kleinen Insel an, ich lasse die Eindrücke auf mich wirken und gehe langsam um ihn herum. Vorne kommt gleich ein Fotograf auf mich zu, er möchte ein Foto von mir gemeinsam mit dem Budhha (oder umgekehrt?) machen. Um 40 Rp  bin ich dabei und gespannt wie er das macht, er meint, das dauere nur 2 Minuten. Da sehe ich am Rand des Platzes, unter einem Schirm hat er einen digitalen Fotoprinter aufgebaut und druckt die Fotos sofort aus. Meines ist zwar nicht überragend, aber zeigt der Nachwelt, dass ich wirklich da war.

Der Ausblick auf die beleuchtete Zwillingsstadt rund um den See, das Hindukloster Birla Mandir auf einem Hügel ganz in der Nähe, ist atemberaubend, das Hupen der Autos und Mopeds ist nur ganz leise zu hören, man kann aber nicht vergessen wo man ist.

Da sich alle wieder Richtung Boot in Bewegung setzen geh ich auch mit, mehr gibt’s eh nicht zu sehen und wir fahren wieder langsam zurück. In der Zwischenzeit ist es 21 Uhr und der Hunger meldet sich auch langsam. So sehe ich mich hier im Vergnügungspark um, ob es etwas Essbares gibt. Ich entdecke eine ganze Reihe von Fastfoodrestaurants, ich denke beim Subway kann nicht viel schief gehen und bestelle ein Sandwich. Extrem steril, mit frischem Einmalhandschuh wird der Sandwich fast genauso wie in Europa hergerichtet. Nur der frische Pfeffer ist auch da schärfer, wie ich dann beim Essen bemerke.

Der Subway ist nach dem McDonalds und KFC die dritte Fastfoodkette, die ich in Hyderabad sehe. Das ist Konkurrenz zu den Ausspeisungsständen an fast jeder Straßenecke, bei denen ich nicht um viel Geld etwas essen würde. Von diesen gibt’s in der ganzen Stadt laut Tourismusprospekt nur eine Straße wo man halbwegs unbedenklich was essen kann.

Dann geht’s wieder zurück zum Hotel, der will jetzt 140 Rp, Nachtzuschlag wie er mir erklärt, ich handle ihn auf 120 hinunter und es geht wieder hinein ins Getümmel. Es macht mir echt Spaß, den Verkehr so hautnah und doch etwas abgeschirmt zu erleben, nach 20 Minuten sind wir dann beim Hotel. Wie ich gerade hineingehen will, kommt mir der Fahrer nachgelaufen, er bringt mir das Kuvert mit meinem Buddhafoto, ich habs in seinem Fahrzeug vergessen. Ich freue mich sehr, weil damit habe ich nicht gerechnet.

Schnell noch ein paar Fotos von heute heim gemailt, dann schreib ich noch diese Zeilen, sonst vergesse ich zuviel – und es ist schon wieder fast Mitternacht.

Zum Weiterlesen

10: Maßanzug und indisches Bier

Links

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Lumbini_Park

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Buddha_Statue_of_Hyderabad

8: Sightseeing im europäischen Cash&Carry Markt, einer Moschee und am indischen Basar

Mein Taxi war heute natürlich nicht um 10 Uhr da, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Im täglichen Umgang ist alles nicht ganz so genau wie bei uns, wenn man das akzeptiert, geht trotzdem alles sehr gut, da wirklich alle sehr freundlich sind (außer unser Kursleiter, wenn wir zuviel durcheinander quatschen).

Um ½ 11 war es dann so weit, ein großer Geländewagen mit ganz kleinem Fahrer steht bereit und wir machen uns auf den Weg. Als ich ihm als erste Sehenswürdigkeit den Metro Cash&Cary vorschlage ist er zwar verwundert, aber wir machen uns gemeinsam auf die Suche. Nach einigem Herumfragen und einer falschen Runde im Kreisverkehr finden wir die richtige Strasse, es geht stadtauswärts. Auf einmal ist fast mehr Verkehr als in der Rushhour unter der Woche. Mein Fahrer erklärt mir, dass viele Menschen aus Hyderabad am Sonntag hier herausfahren (das ist auch die Ausfahrtsstraße Richtung Bombay), da sie einkaufen wollen. Die Marktstände tauchen schon auf und der Verkehr wird immer chaotischer, dass sich sogar mein Fahrer manchmal wundert. Wir schlängeln uns im Schritttempo durch Fußgänger, Busse, Lastwagen und Mopeds durch, bis wir das Hinweisschild zum Metro sehen.

Er sieht ganz neu aus, ich mache ein paar Fotos, da kommt schon die Security und will es mir verbieten. Mein Fahrer erklärt ihm auf Hindi, was ich da will. Ich gehe hinein, da kommt schon der Manager auf mich zu und ich erkläre ihm, warum  ich da bin.  Er sagt mir, dass der Markt seit Ende November offen ist und sehr gut läuft, er scheint sehr stolz zu sein. Man sieht auch einen ziemlich vollen Parkplatz davor. Der Manager lädt mich ein, eine Runde durch den Markt zu machen, ich lehne dankend ab, weil er wirklich innen genau wie in Österreich aussieht, außen wirkt er aber viel moderner. Die Öffnungszeiten sind wie bei uns, 6-22 Uhr, nur halt 7x in der Woche.

Wir fahren zurück Richtung Stadt und kommen an einem ganz neuen Shoppingcenter vorbei, mein Fahrer schlägt mir vor, es anzusehen. Innen wirkt es fast europäisch, 5 Stock hoch, vom Geschirr über Kleidung bis Spielzeug gibt es alles, im 5.Stock ist sogar ein Kino.

Wir fahren dann weiter Richtung Charminar, dort möchte ich noch zum Laad Bazar und der Mecca Masjid, der größten Moschee von Hyderabad. Mein Fahrer schlängelt sich durch die Gassen, es ist wieder total beeindruckend dort hin zu kommen. Er sucht einen Parkplatz im angrenzenden Krankenhausgelände und ich mache mich auf den Weg in den Bazar. Sofort stürzen sich die Händler, das sind Jugendliche und Kinder, auf mich, ich bin total umringt. Sie zeigen mir jede Menge Bangles (Arm- und Halsbänder aus Perlen und Glas), ich kaufe zwei Armbänder für meine Girls, und jetzt geht’s erst richtig los. Im Endeffekt gehe ich dann mit weiteren 6 Armbändern und am Ende 6 Ketten Richtung Moschee. Steht ja auch im Reiseführer, dass man sicher mehr kauft als man eigentlich will.

Ein kleiner Junge folgt mir bis zum Eingang, ich glaube ich kann durchatmen, da kommt schon ein Moscheewächter auf mich zu und beginnt zu erklären, für mich auf eine irgendwie unangenehme Art. Er nötigt mich dann mehr oder weniger noch dazu, 2 Arbeitern je 500 Rp zu geben, da reicht es mir und ich beginne den Rückzug anzutreten, was gar nicht so leicht ist. Endlich bin ich wieder draußen und meine Klette in Form des kleinen Händlers ist schon wieder da. Ein kleines Mädchen schließt sich ihm an. Er kann nicht verstehen, warum ich nichts mehr kaufen will, ich habe aber das Gefühl, mehr als genug Geld dort ausgegeben zu haben.

Wir fahren durch die enge Basarstraße weiter und kommen nach kurzer Zeit zu einem imposanten Gebäude, dem Chowmahalla Palast. Leider ist wieder das Fotografieren verboten, allein der riesengroße Innenhof mit seinen traumhaft schönen Mangroven, Malven usw. wäre das wert. Ich wandere durch den weiten Komplex, es werden gerade weiß gedeckte Tische und mit weißen Hussen überzogenen Stühle und eine Bühne aufgebaut, schaut total nach Kolonialstil aus. Ich kann aber nicht herausfinden, was das genau wird. Der mittlere Teil des Palasts ist zugänglich, die Eingangshalle ist beeindruckend, mit den indischen Deckenmalereien und den Seidentapeten, wie in einer anderen, untergegangenen Welt. Drinnen eine Fotoausstellung der Khan Dynastie, die den Palast errichtet und bis in die 40er Jahre bewohnt hat. Dann gibt’s noch eine Waffenausstellung, mit allen Hellebarden und Schwertern und Säbeln, die man sich vorstellen kann.

Mein Fahrer erwartet mich bereits, er will mich zu den Qutb Shabi Thombs bringen, das sind die Mausoleen der 7 Könige und einer Königin, die während 167 Jahren im Golconda Fort regiert haben. Ein junger Führer erklärt mir alle Mausoleen, er ist ganz überrascht, dass ich mich noch an viele Dinge von meiner Führung im Golconda Fort am letzten Sonntag erinnern kann. Es ist imposant wie sich jeder König bereits zu Lebzeiten sein eigenes Mausoleum errichtet hat (bis zu 40 m hoch und sicher 30m Seitenlänge).

Zu jedem dieser Mausoleen gehört eine Minimoschee, die nur einmal, nämlich zum Begräbnis des Königs benutzt wurde. Daneben gibt es noch  Grabmäler von ausgewählten Leibwächtern. Ein eigenes Gebäude zur Vorbereitung des Leichnams gibt’s  auch, wieder mit Warm- und Kaltwasserleitung von rund 1 km entfernten Golconda Fort. Das hat man vor über 400 Jahren bereits geschafft! Beim Rausgehen mache ich noch ein Foto, eigentlich ist es hier auch verboten, aber irgendwie muss ich mir ja was zum Erinnern besorgen.

Ich schlage zum Abschluss vor, nochmals zum Birla Mandir Tempel hinaufzufahren, ich möchte dort noch ein paar Fotos machen. Der Kontrast zur Mecca Mashid ist überwältigend. Während man hier das Gefühl hat vom Marmorboden, schon vor dem Tempel, essen zu können, so sauber sieht das aus, habe ich mich beim Barfusslaufen in der Moschee nicht wohl gefühlt, alles war dreckig und von den Tauben abgeschissen.

Der Ausblick hinunter auf die Zwillingsstadt, wie Hyderabad und Secundarabad mit dem Hussain Sagar See in der Mitte auch genannt wird, ist atemberaubend schön. Ich kann doch noch einige Fotos machen, der Akku der Kamera hat sich wieder erholt.

Am Rückweg fahren wir den üblichen Weg Richtung Hotel, mein Fahrer erklärt mir, warum die Straße entlang des Sees Tank Bund Road heißt. Er zeigt mir einen Panzer (Tank) der auf einem Sockel neben der Straße steht. Vor rund 15 Jahren gab es Krieg zwischen Indien und Pakistan, der verrostete pakistanische Panzer soll als Mahnmahl daran erinnern.

Mein Fahrer zeigt mir noch ein Restaurant, da werde ich am Abend heute hingehen.

Ich war jetzt schon essen im „Paradise“, das ist am unteren Ende der SD Road, wo mein Hotel ist, zu Fuß ca. 20 Minuten, an einer richtig stark befahrenen Kreuzung. Ich bin gestern Früh diese Stecke schon gegangen, so ist sie auch jetzt im Dunklen nicht mehr ganz fremd.

Schaut wirklich hübsch aus, blau karierte Tischtücher, sehr groß, momentan noch nicht viel los. Ich bestelle zuerst einmal ein Flasche Wasser und ein Cola. Soviel Wasser wie hier hab ich schon lang nicht getrunken. Und damit Coca Cola auch da verdienen kann (oder man sicher ist, nicht angeschmiert zu werden und offenes Wasser in der Flasche zu bekommen) sollte man immer drauf schauen, ob die Kappe noch zu ist. Im Hotel hab ich das nie beachtet, hier schau ich drauf und prompt ist es schon offen.

Ich habs urgiert, der erste Kellner stellt sich unwissend, was ich meinen könnte, sein Chef weiß es sofort, und innerhalb von fast Sekunden (so schnell hab ich hier noch nie was bekommen), war eine original verschlossene Flasche da. Mein Essen kommt auch schon, Huhn mit einer indischen Soße, Name nicht zu merken und mit frischen Früchten, und dazu Reis. Das Huhn ist ein Stück Brust mit Knochen und eine Keule, wie esse ich das, der keine Knochen abknabbern mag, noch dazu ohne Messer?? Also säble ich das irgendwie runter mit Löffel und Gabel, der Kellner guckt mir immer über die Schulter und wundert sich wahrscheinlich, was ich da mache. Ich mich ehrlich gesagt auch. Dann fange ich an, es ist wirklich lecker und diesmal WIRKLICH nicht scharf. Kommt mir fast komisch vor, hier in diesem Restaurant, draußen hupt und lärmt es, ich bin noch in Hyderabad, aber es ist nicht scharf! Ich komme fast nicht dazu, aufzuschauen, schon ist der Kellner da und legt die zweite Portion nach, und ich esse alles auf. Dann bestelle ich als Nachspeise etwas mit schwarzen Beeren, ich bin einfach neugierig, es kommt eine Eistorte mit Schokoüberzug, die ist auch lecker. Gekostet hat das ganze um mehr als ein Drittel weniger als im Hotel.

Dann wieder raus auf die Straße in den Verkehr. Da sehe ich den ersten Unfall, ich habe schon gedacht, so was gibt’s nicht (obwohl in der Zeitung von Hyderabad fast täglich etwas von einem Verkehrstoten steht). Ist nur ein ganz kleiner Auffahrunfall mit leichtem Blechschaden. Der Polizist waltet schon seines Amtes, er jagt alle aus den beiden Autos raus, es sind ziemlich viele. Auf dem Rückweg gibt es dann nichts besonderes, zumindest nicht, wenn man schon einige Tage in Indien ist.

Zum Weiterlesen

9: Laser-Märchenshow und Riesenbuddha

Links:

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Birla_Mandir,_Hyderabad

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Golkonda

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Chowmahalla_Palace

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Qutb_Shahi_tombs

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Makkah_Masjid,_Hyderabad

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Laad_Bazaar

METRO Indien wurde 2022 verkauft: https://newsroom.metroag.de/de/news/metro-ag-verkauft-metro-indien-an-reliance-retail-ventures-limited?dt=20221221

7: Mehr vom täglichen Leben, verstopften Trinkwasserbehältern und Perlen

Heute ist Samstag, wir machen „nur“ ein paar Stunden Trainingssession. Mein Kollege will mich um ½ 11 mit dem Moped abholen. Ich möchte mich vorher ein bisschen umsehen, was man so einkaufen könnte. Die Shops haben noch alle zu, so beschließe ich, die Straße hinunter zu gehen und zu fotografieren. Muss mir die Fotos noch ansehen, es sind sicher einige gute Eindrücke dabei, dabei ist es noch gar nicht so voll und hektisch wie an den Wochentagen. Ein paar Männer sitzen an einer Straßenecke und sehen mir beim Fotografieren zu, sie holen mich zu Ihnen, einer möchte fotografiert werden, er ist sichtlich stolz, dass ich es mache. Ein anderer erklärt mir, dass er ein ich weiß nicht was sei, ein Faktotum ist er sicherlich.

Am Rückweg finde ich einen Shop, wo man Nummerntafeln kaufen kann. Ich lasse mir von einem der Händler erklären, dass die Fahrzeughändler bei ihnen die Nummern kaufen, man kann dabei zwischen 3 Qualitäten aussuchen. Weiter vorne ist dann ein Schuh-Shop, bei uns würde man Standl sagen, sie lassen mich Lederschlapfen probieren, ich kaufe sie dann auch, hab aber sicher zu wenig mit dem Preis gehandelt- von 375 auf 350 Rp. (das sind ungefähr 6 Euro), weil er sofort ja gesagt hat. Muss sie morgen gleich ausprobieren.

Strassenbettler

Dann geh ich noch ein Stück zu einer stark befahrenen Kreuzung, ich möchte dort auch noch ein paar Fotos machen. Am Rückweg betteln mich gleich 3 Frauen an, es ist gar nicht so leicht, sie beginnen zu zupfen und ich muss energischer werden, als ich eigentlich will, damit ich sie wieder loswerde.

Mein Kollege verspätet sich, er hat verschlafen, macht nix, die Leute auf der Strasse zu beobachten ist noch immer interessant. Der Verkehr bringt mich gar nicht mehr wirklich aus der Ruhe, aber es gibt doch wieder was Neues. Ich sehe das erste Mal Kühe auf der Strasse liegen, hier mitten in der Stadt. Viele scheint es aber nicht mehr zu geben, zumindest in der Stadt.

Ich spreche mit einem Kollegen über das Betteln, er meint, wenn ihn jemand anbettelt, fragt er ihn ob er zu ihm mitkommt, dann ist er schnell weg. Und die Frauen mit Baby sind sehr oft ein Trick. Er meint, eigentlich müsste niemand betteln, aber ganz so sicher bin ich da auch wieder nicht.

Vegetarisches Mittagsbuffet

Unser Buffet im Kurs im Siemens-Gebäude möchte ich auch noch beschreiben. Es gibt immer etwas  Vegetarisches mit Reis, das wird anscheinend von irgendwoher geholt und von einem Angestellten vorbereitet. das ist, obwohl scharf, doch immer lecker. Hier prallen aber auch die Welten noch aufeinander. Obwohl in der Küche eine Einbauanrichte da ist, hockt der Angestellte mit den Töpfen um ihn herum am Boden und richtet das Buffet an. Unsere Kursteilnehmer essen alle „westlich“ mit Gabel oder Löffel, die Hausangestellten essen aber alles mit den Fingern, genauso wie ich es auch vom Hotelzimmer aus auf den benachbarten Hausdächern beobachten kann.

Tägliches Leben am Dach

Die Frauen schrubben dort die Wäsche am Betonboden, eine Familie hat am Dach einen kleinen „Ofen“, das ist eigentlich nur ein ganz winziger Metallkasten, wo das Wasser erwärmt oder am Abend das Fladenbrot gebacken wird. Das spielt sich auch am Fußboden ab und alles sieht irgendwie unordentlich aus. Unsauber ist es nicht, der Boden wird  mehrmals täglich gekehrt. Anderseits läuft auf einem anderen Dach ein junges Mädchen herum und telefoniert ewig mit dem Handy, kein Unterschied zu uns.

Dass sich die Sitten und die Einstellung zum Leben ändern, habe auch einige Kollegen besprochen. Sie wundern sich auch über die neue Freizügigkeit, meinen aber andererseits, dass man niemandem dreinreden solle, wie er sein Leben gestaltet. Ein Kollege erzählt, in seiner Firma gäbe es ein Callcenter, gemischt Männer und Frauen. Eines Tages ist die Trinkwasserleitung ausgefallen, es  kam kein Wasser mehr. Der Installateur machte sich auf die Suche und entdeckte, dass der Trinkwassertank am Dach zur Entsorgung der gebrauchten Kondome verwendet wurde.

Um 16 Uhr reicht es mir, ich mache Schluss, ich möchte mir auch noch etwas ansehen. Der Hussain Sagar, der große See mit seiner Buddha-Statue in der Mitte ist sicher am Abend noch schön. Zuerst muss ich aber ins Hotel, die Unterlagen loswerden und die Kamera holen, die darf ich ja in den Kurs nicht mitbringen, die sind da sehr streng. Die Taxifahrer streiken noch immer, ich versuche es wieder im Hotel daneben, die haben aber diesmal auch nichts. Ich rufe daher in meinem Hotel an, die können mich Gott sei Dank abholen lassen. Dabei sehe ich ein Schreiben eingerahmt neben der Rezeption, wo sich der George W. Bush für seinen Aufenthalt im April 2006 bedankt.

Beim Warten an der Straße geht eine muslimische Frau mit Hijab, in Schwarz, nur mit Augenschlitz  an mir vorbei. Sie sieht mich mit großen wunderschönen Augen an und sieht auch nicht weg als ich zurückschaue, ich fühle mich richtig verschlungen. Ich bin sicher, sie weiß genau, dass sie sich das nur mit ihrer Kleidung leisten kann. Bei manchen dieser Frauen hier habe ich das Gefühl, dass da sehr viel Selbstbewusstsein dahinter versteckt ist und die Vermummung auch als Schutz gesehen wird.

Perlenstadt Hyderabad

Ich möchte gleich ein Taxi für nachher bestellen, das geht aber nicht, es ist einfach keines zu bekommen. Also ordere ich für morgen Sonntag eines gleich für den ganzen Tag, um 10 Uhr geht’s los. Muss mir noch anschauen, was ich so alles sehen will.

Nachdem Sightseeing nicht geht, schaue ich mir das Shoppingcenter für Perlen, Juwelen und Kleidung in unserem Haus an. Ich finde für meine Damen sicher etwas dort. Gleich werde ich höflich von allen Seiten gefragt, was ich suche. Nachdem ich erkläre, nur einmal schauen zu wollen, lässt man mich aber in Ruhe. Es gibt Stoffe, Saris (die besten kommen aus Italien!) und natürlich Schmuck. Hyderabad ist für seine Perlenverarbeitung bekannt, ich suche ein bisschen und habe schon bald etwas für meine Girls gefunden. Die Perlen sind aus China, die Silber- und Goldfassungen dazu werden hier in Hyderabad gemacht. Ich bin sicher, es wird ihnen gefallen.

Abendessen wie immer im Blue Fox, ich bin wirklich zu faul, in das Restaurant zu laufen, das mir mein Kollege empfohlen hat, es ist mehr als eine halbe Stunde Fußweg in einer Richtung. Ich fürchte mich zwar wirklich nicht, aber andererseits muss ich auch nicht unbedingt in der Nacht so weit herumlaufen.

Zum Weiterlesen

8: Sightseeing im europäischen Cash&Carry Markt, einer Moschee und am indischen Basar

Links

George W.Bush im gleichen Hotel wie ich

https://georgewbush-whitehouse.archives.gov/infocus/india-pakistan/photoessays/india-visit032006-p2/14.html

https://georgewbush-whitehouse.archives.gov/infocus/india-pakistan/photoessays/india-visit032006/01.html

Hijab im heutigen Indien https://www.watson.ch/international/indien/778706235-gericht-in-indien-bestaetigt-kontroverses-hidschab-verbot

Perlen

https://www.lufthansa.com/ch/de/articles/highlights/hyderabad-city-of-pearls-and-programmers#:~:

5: Auf dem Moped im indischen Stadtverkehr

Im Kurs wars intensiv, obwohl nichts grundsätzlich Neues für mich kam, mir fehlt nur die Praxis, in SAP auch was einzugeben, die Theorie dazu hab ich intus. Wir haben dann trotzdem bis ½ 9 gearbeitet, dann hat mir mein Kollege angeboten mich mitzunehmen.

Erst beim Hinausgehen ist mir sein Sturzhelm aufgefallen. Da war mir klar, nach dem gestrigen Dreirad kommt heute das Zweirad. Jetzt konnte ich natürlich nicht mehr zurück.

Quer über 5 Spuren am Rücksitz eines Mopeds

Die Ausfahrt vom Siemens-Parkplatz geht leicht bergab und mündet in einer der größeren Straßen von Hyderabad und wir müssen gleich auf die andere Richtungsfahrbahn, und das über 5 Spuren ohne daß der fließende Verkehr stoppt. Wie durch ein Wunder kommen wir ebenfalls ohne stehen zu bleiben durch.

Im Getümmel, das mir heute gar nicht so arg vorkommt, hat man aber an den Kreuzungen fast Körperkontakt mit den anderen Mopedfahrern. Es gibt schon ziemlich viele neue Mopeds, alle mit 150 bis 180 ccm. Die jungen Leute haben sehr viele schon Sturzhelme, wenn sie selber fahren, Beifahrer mit Helm hab ich überhaupt keine gesehen. Besonders „toll“ finde ich das Plakat, das man sehr oft sieht: „Cool, mein Papa trägt einen Sturzhelm!“. Für die Mama hinten drauf ist es nicht so wichtig….

An einer Kreuzung zieht ein kleiner Bub, maximal 4 oder 5 Jahre alt, an meiner Hose und sieht mich mit großen fragenden Augen an. Damit werde ich nie umgehen können, am liebsten hätte ich ihn geschnappt und mitgenommen.

Bei einer roten Ampel fällt mir auf, dass die letzen 50 Sekunden auf einer Anzeige heruntergezählt werden, da können dann alle so einen richtigen LeMans-Start hinlegen.

Lamm aus dem Erdofen und Datteltarte

Um 21 Uhr sind wir dann beim Hotel, wir haben uns rasch verabschiedet, ich bringe schnell meine Sachen ins Zimmer und gehe wieder runter ins Blue Fox, ich hab schon richtig Hunger. Heute nehme ich Lamm im Erdofen gegart mit Minzsauce und als Dessert Datteltarte mit Eis. Der Kellner meint, das ist nicht so scharf,  da brauche ich kein extra Brot oder Reis. Also, wenn man bei uns so was kriegt, steht sicher die Feuerwehr daneben, so hot ist das. Aber anscheinend traut er mir schon immer mehr zu. Dann versuche ich die Minzsauce dazu, ist es dann noch ärger oder was macht die??? Das ist aber eine Joghturtsauce mit soviel Minze drin, dass sie eine richtig kräftige Mint-Farbe hat. Die nimmt dem Ganzen stark die Schärfe, ich kann in Ruhe alles fertig essen, ohne in Schwitzen zu kommen. Ich bin aber dann doch froh, als die Tasse mit den Körnern, den Mukhwas, zum Abschluss kommt. Davon nimmt man einen Teelöffel voll in die Hand und wirft das Ganze dann ein und kaut es langsam. Dann ist das Brennen komplett weg. Werde versuchen, das zu bekommen und mitzunehmen.

Das Girl an der Rezeption verspricht mir zwar ein Taxi für morgen früh, ich kanns aber nicht wirklich glauben. Mittlerweile ist es schon wieder 22 Uhr vorbei, bis ich im Zimmer bin. Ich hoffe, dass ich heute einmal vor Mitternacht schlafe. Ich werde mir was besonders Fades zum Lesen nehmen, vielleicht hilft das.

Zum Weiterlesen

6: Tag der Republik und andere kulturelle Unterschiede

Rezepte

Datteltarte: https://www.kochbar.de/rezept/301794/orientalischer-Dattelkuchen.html

Minzsauce: https://www.gutekueche.de/orientalische-minzsauce-rezept-27541

Lamm im Erdofen: https://www.native-plants.de/garten-tipps/rezepte/fleisch-aus-dem-erd-ofen

Mukhwas, nach dem Essen zu kauen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mukhwas