Die Taxis streiken noch immer, die wollen nämlich keine digitalen Tachometer, weil die mechanischen können sie manipulieren, die neuen nicht. Das Hotel hat doch ein Auto für mich aufgetrieben, der Fahrer weiß aber nicht genau, wo er hin soll, er ruft jemanden an, dem erkläre ich nochmals, dass ich zum Hotel Amruta Castle (das ist das mit der Windmühle und direkt neben dem Siemens-Gebäude, wo unser Training stattfindet). Der gibt das an den Fahrer weiter, ich sage ihm nochmals er soll ungefähr dort hinfahren, ich zeige es ihm dann genau, ich kenn mich ja schon aus in Hyderabad (ha, ha). Natürlich muss ich es ihm zeigen, aber das Taxi kostet dafür nur die Hälfte wie das vom Hotel.
Nach der neuerlichen „peinlichen“ Befragung durch die Securities hole ich noch einen Kaffee vom Automaten, der ist richtig gut. Ich möchte dann gleich zu Üben anfangen, mein PC will aber nicht, ich brauche fast ½ Stunde, ihn richtig zum Laufen zu bringen. Kurs wie üblich, mit guten Diskussionen, manche verrennten sich in Details, weil sie noch nie ein Lager in der Praxis gesehen haben und sich nicht in Natura vorstellen können, was sie da in der Theorie (=SAP) definieren sollen.
Daniela hat auch zurückgeschrieben, sie braucht natürlich eine Faktura bevor sie bezahlen kann, ich gebe das weiter an Chaitania, die ist zwar wieder ein bisschen angefressen, verspricht aber dann eine zu senden.
Auf der Suche nach einem Fotografen
Zu Mittag versuchen mein indischer Kollege aus Dubai und ich den Fotografen, der angeblich nur 10 min zu Fuß entfernt ist, zu finden. Nach 15 Minuten drehen wir um, es hat uns ein Passant erklärt, dass wir noch um den gegenüber-liegenden Häuserblock laufen müssen. Wir verschieben das auf den Abend, wir wollen nicht zu viel vom Kurs zu versäumen.
Chaitania, die Administratorin für unser Training, hat jetzt die Proforma-Rechnung gesendet und Daniela verspricht mir sofort zu überweisen. Zum Abschluss machen wir zu fünft nochmals die Parametrisierung für Order to Cash durch.
Wir machen uns dann wieder auf die Suche nach dem Fotogeschäft, nach 20 Minuten finden wir es endlich, aber der Fotograf ist für eine Stunde weg und es ist schon 19:15. Wir beschließen weiterzusuchen, ich bin froh, einen Nativespeaker mitzuhaben, der fragt sich um einiges besser durch und so finden wir den einzigen Copyshop mit ganz großer Xerox-Maschine in der ganzen Provinz.
Ob wir Fotos mithaben? Na ja, eigentlich wollten wir welche machen lassen! Er erklärt uns, dass er nur ein vorhandenes kopieren kann. Da fällt mir mein Führerschein ein, mein Kollege (den Namen merke ich mir einfach nicht) findet das toll und 5 Minuten später halte ich ein Blatt mit 50 Scanns meines Führerscheinfotos in den Händen, ich hoffe die Girls bei Siemens werden morgen glücklich damit. Mein Kollege hat noch ein Passfoto in seiner Börse gefunden, und so sind wir schnell wieder weg.
Das erste Mal im 3-Wheeler
Mein Kollege hilft mir ein Taxi zu finden und so sitze ich auf einmal in einem der gelben Dreiradrikschas, die Preisverhandlungen sind lustig, zuerst will er 120 Rupien, dann versteht er erst den Hotelnamen und will auf einmal 180 Rp, er meint das wäre weiter. Ich glaube aber, der denkt sich, wer in diesem Hotel wohnt, kann auch mehr zahlen. Wir einigen uns auf 150 Rp und es geht los. Nun bin ich hautnah dabei, noch mehr mittendrin, ich habe das Gefühl mein Fahrer fährt den Fußgängern beinahe über die Zehen, zum vorderen Fahrzeug wird prinzipiell bis auf wenige Zentimeter aufgeschlossen. In der Zwischenzeit bin ich aber schon abgehärtet und kralle mich nur mehr ganz selten fest, wenn ich z.B. glaube, dass jetzt gleich der Fahrradfahrer nebenan fliegt, weil wir bei ihm eingehängt haben.
Trotzdem imposant, beim See vorbei vorbeizufahren mit seiner riesigen beleuchteten Buddhastatue in der Mitte drin. Ich werde mir sicher noch einmal die Lichtspiele am See ansehen.
Echt cool, was da so alles am Moped transportiert wird, heute war es ein PC, den ein Beifahrer in der Hand hielt. Wir sind praktisch, ohne falsch zu fahren beim Hotel angekommen, ich bin trotzdem froh dass ich aussteigen kann.
Indische Hochzeit
Ich bestelle gleich wieder das Taxi für in der Früh, werden sehen ob es klappt. Da kommen schon wieder Hochzeitsgäste, man sieht das an der Kleidung, jeden Abend findet im Hotel eine hinduistische Hochzeitsfeier oder zumindest Verlobung statt. Zum ersten Mal sehe ich Braut und Bräutigam, sehr hübsch, wie aus einem Bollywoodfilm, nur ohne diese Gesänge. Bei allen diesen Partys hört man nämlich nur Techno-Musik.
Zum Abendessen gehe ich wieder ins noble „Blue Fox“, jetzt habe ich da schon fast einen Stammtisch. Ich bestelle das gegrillte Huhn, das ich gestern am Nachbartisch gesehen habe. Das ist angeblich nicht scharf. Es kommt bald und grillt und raucht noch einige Minuten am Tisch weiter und riecht richtig lecker, ist mit Gemüse und Pommes frites (!!) angerichtet. Es ist wirklich nicht scharf, daher probiere ich doch auch die Saucen aus, die man mir in Flaschen hergestellt hat, kommt mir richtig komisch vor, wenn einmal etwas nicht brennt.
Dann bin ich froh wenn ich ins Zimmer komme und endlich aus den Schuhen schlüpfen kann.
Das fängt ja schon gut an – mein Taxi kommt nicht daher, und ich weiß nicht, wie weit es bis zum Kurs ist. Endlich, und noch dazu kommt er fast direkt an, was gar nicht so leicht ist, wenn man es nicht genau weiß.
Ich muss mich in 100 Listen eintragen, Befragung ob ich eh keinen USB-Stick oder ähnliches mithabe. Dann nochmals Formular ausfüllen. Dann kommt eine Diskussion auf, weil der Kursbeitrag noch nicht bezahlt ist. Ob ich nicht mit Kreditkarte zahlen könnte? Aber Amex geht leider nicht! Dann kann ich doch in den Kurs, weil ich ja von so weit herkomme. Ich bin aber nicht der einzige, einer ist L.A., einer aus London, einer aus Litauen und einer aus Dubai, sonst lauter Inder.
Wir warten zwar 1 ½ Std.. bis es endlich losgeht, unser Kursleiter macht seine Sache gut und motiviert alle gleich am Anfang. In der Mittagspause gibt’s indisches Buffet, alles lecker aber doch recht scharf. Alles in allem schmeckt mir das, was ich esse bisher fast immer, nur kann ich nicht wirklich viel davon essen, bin gespannt ob ich abnehme oder mich daran gewöhne.
In der nächsten Pause rufe ich Caro an, damit die Überweisung organisiert werden kann, dann lasse ich noch ein Mail nachsenden, hoffe das geht schnell in Ordnung. Wir üben bis 19:30, Parameter für alles was Order to Cash betrifft, dann gehe ich, ich brauche auch noch 3 Passfotos für den Kurs, Indien ist schon kompliziert!
Streik der Taxifahrer
Auf der Strasse ist kein Taxi zu sehen, bis ich endlich herausbekomme, dass Taxistreik ist. Ich rufe im Hotel an, die kriegen auch keines. Zu Fuß find ich nie zurück, und außerdem ist es mir zu weit. Da sehe ich das Hotel mit der Windmühle, das auf meine Anfrage nicht geantwortet hat, direkt nebenan, Taxis fahren ein und aus, aber keines will mich mitnehmen. Dann beschließe ich nach einiger Zeit, hineinzugehen und zu fragen.
Der Kollege aus Dubai ist auch da, er wohnt hier und braucht auch ein Taxi, wir bekommen beide innerhalb von Minuten eines. In der Zwischenzeit beschließen wir morgen Mittag gemeinsam Passbilder machen zu lassen, ist angeblich nur 5 Minuten zu Fuß dorthin. So komme ich doch noch halbwegs normal nach Hause. Es wird morgen auch nochmals spannend, der Streik hält an, ich habe zwar ein Taxi bestellt, aber sicher reservieren lässt sich nichts, so wird mir auch außerhalb des Kurses nicht fad.
Das Essen war wieder lecker, Hühnerspiess mit scharfer Sauce und indischem Brot, als Dessert Schokobrownie mit Eiscreme.
Dann wird’s Zeit für Bett, obwohl ich hundemüde bin, bin ich doch wieder zu wach, so wird auch der Tagebucheintrag noch fertig.
Obwohl ich nicht genug geschlafen habe, gehe ich um 9 Uhr zum Frühstück, ich möchte mir ja heute einiges ansehen.
Es gibt Buffet, viele unbekannte Dinge, aber auch Toast mit Butter und Marmelade, ich fange damit an, koste mich dann durch einiges Frittiertes und zum Schluss gibt’s es noch Wassermelone und Ananassaft. Den Kaffee, der laut Beschreibung ein köstlicher südindischer Filterkaffee sein soll, lasse ich stehen und beschließe, ihn ab sofort auch nicht mehr zu bestellen. Da nehme ich lieber was anderes.
Anschließend organisiere ich mir ein Auto mit Fahrer, der mit mir eine Sightseeingtour machen soll. Ich muss noch eine Stunde warten, beschließe zu lesen und schlafe prompt ein, bis das Telefon klingelt. Das Taxi ist vom Hotel und ganz neu, ein kleiner weißer Tata (das ist DIE indische Automarke) und nehme neben dem Fahrer Platz, ich will etwas sehen und dem Tod ins Auge schauen.
Der Verkehr hat hauptsächlich eine Regel: Nach vorne schauen, hupen und nie stehen bleiben
Der Fahrer schlägt vor, zum Salar Jung Museum zu fahren. Ist ok, ich kenn ja eh nichts. Also wieder hinein in den Verkehr, der heute vergleichsweise harmlos beginnt, heute ist auch hier Sonntagsruhe. Die Fahrweise ist aber trotzdem die gleiche, auch mein Fahrer fährt auf einige Zentimeter auf oder an den Fußgängern vorbei, nicht ohne zu dabei ausgiebig zu hupen. Den Außenspiegel hat er angeklappt, ist ja sowieso keine Zeit, nach hinten zu sehen. Ich verstehe schön langsam, nach vorne schaut man und fährt möglichst ohne je stehen zu bleiben, nach hinten horcht man aufs Hupen.
Nach einiger Zeit kommen wir am Hussain Sagar See vorbei, der wurde im 16. Jahrhundert angelegt und ist 5,7 km2 groß. In der Mitte befindet sich eine riesige Buddha-Statue. Wir fahren daran vorbei, da werde ich beim nächsten Mal stehen bleiben. Oben am Berg zeigt mir der Fahrer Birla Mandir, einen riesigen Hindu Tempel.
Ins Salar Jung Museum
Wir kommen zum Salar Jung Museum, der Fahrer gibt mir seine Handynummer und wird auf mich warten. Ich besorge mir ein Ticket, das kostet 150 Rp für Ausländer, 10 Rp für Inder, wäre also nicht wirklich EU-konform. Fotografieren ist auch verboten, der Fotoapparat kommt in ein Schließfach, ich bekomme den Schlüssel dafür. Überall Militär, beim Eingang dann Kontrolle wie am Flughafen mit Röntgen und Leibesvisitation, das Handy wird nochmals angesehen, ob eh keine Kamera drauf ist. Dann geht’s durch das riesige Museum, dessen über 30.000 Exponate die 3 Salar Jungs I –III (sie waren alle Politiker) zusammengetragen hatten. Von Möbeln über Bilder, Bronzestatuen, Spielzeug (Soldaten) bis Sandelholz- und Elfenbein-Schnitzereien gibt es alles zu sehen, für unsere Begriffe etwas lieblos gemacht, aber die Inder sind sichtlich alle stolz darauf. Auf einmal bin ich in einer Halle, wo schon hunderte Leute stehen und sitzen und anscheinend auf etwas warten.
An der Front steht ein Kasten aus Holz – goldverziert. Ich muss mir das genauer ansehen und lese, dass das eine besondere Uhr ist, die alle 15 Minuten läutet und zur vollen Stunde kommt ein Spielzeugsoldat heraus und schlägt die Stundenglocke. Es ist gleich 11:45, daher warte ich auch. Neben mir nimmt ein Wächter einem Inder das Handy ab, weil er heimlich fotografieren wollte, seine Proteste nützen nichts, aber so viel ich verstehen konnte, kriegt er es nachher eh wieder.
Jetzt ist es 11:45, ein Big Ben – der Schlag kommt verstärkt durch die Lautsprecher, die Uhr ist ja auch aus dem 19. Jh. und in England konstruiert, aber in Indien gebaut worden (sie hat mehr als 350 Teile), alle freuen sich und klatschen. Na ja, vom Hocker reißt das noch nicht, aber ich bin trotzdem neugierig und warte. Um 3 vor 12 geht ein kleines Fenster auf, und ein kleines Männchen kommt heraus, nochmals 3 Minuten warten, dann schlägt er 12x auf die kleine Glocke und das wars dann.
Ich gehe meine Runde weiter, werde immer wieder gefragt, von wo ich komme und wie ich heiße, obwohl ich gar nicht der einzige Europäer bin, das ist einfach indische Freundlichkeit.
Draußen mache ich dann doch noch ein Foto und rufe dann meinen Fahrer an, er ist nach ein paar Minuten da und wir fahren weiter ins Zentrum. Hier wird der Verkehr schon mehr, meine Nerven werden strapaziert, hier könnte ich sicher keinen einzigen Meter fahren, ich würde einfach nicht drankommen.
Der Charminar ( = 4 Minaretts)
Wir kommen zum Charminar, das ist das berühmteste Denkmal von Hyderabad, erbaut 1561-62. Mein Fahrer lässt mich aussteigen, ich werde sofort an allen vorbei hineingelotst, kaufe wieder ein Ticket um 100 Rp (Inder 10 Rp), hier darf ich aber fotografieren. Das Charminar steht wie der Pariser Triumphbogen in der Mitte eines Kreisverkehrs. Ich komme aus dem Schauen nicht hinaus, besteige dann das Gebäude doch noch. Über eine enge Wendeltreppe mit irrsinnig hohen Steinstufen geht’s auf die Plattform hinauf, hier hat man einen tollen Blick auf den Gemüsemarkt und das Gewurrl in den Straßen rundherum. Ich kann mich lange nicht losreißen, dann sehe ich ganz in der Nähe eine Moschee, die will ich auch noch sehen. Hinunter wieder über die Steintreppen, aber wie überquere ich jetzt den Kreisverkehr? Ich folge einigen Indern, die sich durch die Autos und Mopeds durchschlängeln, und alles geht gut. Bis zur Moschee sind es nur ein paar Schritte, ich gehe aber nicht hinein, mache nur heraussen ein Foto. Nachher erfahre ich von meinem Fahrer, dass das Mecca Masjid, die größte Moschee von Hyderabad für über 10.000 Menschen ist. Da möchte ich dann das nächste Mal doch hin.
Durch die Marktstände geht’s wieder zurück zum Charminar, eine Mutter mit Baby am Arm lässt nicht mehr locker und bettelt mich an, irgendwann gebe ich nach und sie bekommt 10 Rupien, das ist nichts, aber sie freut sich und ist ganz schnell weg. Irgendwie schaffe ich es wieder hinein über den Kreisverkehr und rufe meinen Fahrer an. Der erste Anruf sagt etwas von unbekanntem Teilnehmer, obwohl ich nur die Wahlwiederholung gedrückt habe, also cool bleiben, nochmals versuchen, dann klappt es und er kommt auch gleich.
Das Golconda Fort
Er schlägt als nächstes das Golconda Fort vor, das ist 15 km außerhalb, aber ich möchte hin. Auf der Fahrt sehe ich die ersten (heiligen) Kühe, später dann noch ein paar Ochsenkarren, diese dürften aber auch immer weniger werden.
Beim Fort lässt er mich aussteigen, ich sehe am Eingang bereits, daß das ein riesiges Areal ist. Wie ich lesen kann ist das Fotografieren wieder bei Strafe verboten, der Eintritt für Inder 20 Rp, für mich 100 Rp. Das Fotografieren kann man an der Kassa dafür hier um 25Rp dazukaufen, mach ich natürlich.
Gleich auf den ersten Metern werde ich von einem Inder angesprochen, der mir seine Dienste als Guide anbietet. Ich will aber eigentlich alleine gehen und versuche ihn stehen zu lassen. Beim Übersichtsplan beginnt er aber zu erklären, er versteht sein Geschäft. Außerdem komme ich drauf, dass ich alleine wahrscheinlich alles Wichtige übersehe und nehme ihn doch.
Er zeigt mir das 500 Jahre alte „Telefonsystem“, das mit Klatschen funktioniert, wenn man an der richtigen Stelle steht. Er führt mich vorbei an vielen Einzelheiten, zeigt mir die 7 km lange Mauer, die Gemächer der Könige, die 3 unterschiedlichen Stiegen hinauf zum Palast, eine fürs gemeine Volk, eine für die Soldaten (es waren bis zu 35.000 da) und eine für die Könige. Die mussten natürlich nicht selber laufen, die Sänfte wurde von 2 großen und 2 kleineren Trägern getragen, damit der König auch gerade sitzen konnte.
So kommen wir bis hinauf, der Ausblick ist imposant, oben ist auch ein noch benutzter kleiner ganz bunter Hindutempel, in den ich aber nicht hineingehe. Wir gehen wieder hinunter, mein Fahrer kommt sofort nach meinem Anruf.
Wir fahren dann noch zum Birla Mandir, dem riesigen Hindu-Tempel am Berg nahe des Sees. Durch ganz enge Gassen und eine kleinen Basar fahren wir bis zum Eingang. Hier gilt wieder kein Fotografieren, keine Tasche und die Schuhe muss ich auch ausziehen. Ich lasse alles im Auto, wieder Kontrolle, diesmal von 2 sehr schönen Tempelwächterinnen, aber ohne Leibesvisitation, nur das Handy wollen sie sehen.
Der Birla Mandir
Es geht über eine wunderschöne Marmortreppe hinauf, links und rechts ein imposanter Garten. Ich folge den anderen, oben geht’s einmal um den Tempel herum, und dann hinein. Vorne eine Hindugottheit, alle beten, und nehmen einen Schluck Wasser den ihnen ein Tempeldiener in die Hand schöpft. Da ich kein Hindu bin, lasse ich das aber samt dem Opfergeld für die Gottheit aus. Draußen gibt’s noch einen Schrein mit einer kleineren Gottheit und dahinter eine Säule, mindestens 5m hoch und aus Gold. Ich komme am Weg hinunter noch an einigen anderen Schreinen vorbei, sehr imposant und berührend.
Beim Ausgang gibt’s einen riesigen Shop mit Kitsch, wie in Mariazell, Kettchen, Bilder, Statuen, sogar beleuchtet und der Gott drin dreht sich. Ich möchte dann vorm Ausgang doch noch ein paar Fotos machen, der Akku ist aber leider leer. Also geht’s zurück zum Hotel, ich bin eh schon hundemüde und schlafe sofort ein.
Der Tag klingt bei einem exzellenten indischen Abendessen aus
Das Abendessen nehme ich heute im noblen „Blue Fox“ Restaurant im Hotel ein. Ich wähle eine „Lemon Coriander Soup“, das ist eine klare Suppe mit Gemüseeinlage (grüne Bohnen, Maiskolben, Karotte, irgendwelche Blätter, nur ein bisschen scharf und sehr lecker. Als Hauptgang wähle ich „Kandhari Chicken“ in dicker Sauce mit Minze, die anderen Gewürze kann ich nicht wirklich zuordnen, und viel Reis, das ist jetzt ziemlich scharf. Die Rezepte dazu habe ich unten verlinkt. Als Nachspeise nehme ich noch Litchies mit Vanilleeis, ganz cremig und soft, dazu ein Liter Wasser und 2 Cola, der Durst ist groß.
Bevor ich ins Zimmer gehe, mache ich noch einen Abstecher auf die Straße, es ist wirklich ruhiger am Sonntag, aber trotzdem spannend, irgendwo gibt’s ein kleines Feuerwerk, die Mopeds, Autos und 3-Radtaxis sind kreuz und quer unterwegs.
Beim Hotel ist Aufbruch, es war eine Verlobungsfeier und die ersten Gäste verlassendas Fest (wie bei uns, die Älteren und die Familien mit kleinen Kindern). Sehr viele haben schon ein kleines Auto, aber viele hüpfen auch auf Ihr Moped, vorne meistens der Mann und die Frau hinten im Damensitz (wegen des Sari), mit speziellen Damenfussrastern. Aber immer mehr Frauen fahren selbst mit dem Auto, aber auch mit dem Moped.
Das Mopedfahren ist auch eine eigene Spezialität, hier sieht man alles, Fahrer mit und ohne Sturzhelm, die Beifahrer(innen) haben fast nie einen. Manchmal sitzen noch 2 bis 3 Kinder drauf, zwischen den Erwachsenen oder beim Lenker, eine Mutter hält ihr Baby im Arm, ein Vater kommt mit seinem Sohn anscheinend vom Glaserer, der Sohn hält nämlich eine Fensterscheibe in der Hand, und so weiter.
Es ist schon wieder Mitternacht, ich muss schlafen, morgen ist der erste Trainingstag, um 8:30 wartet das Taxi.
Pünktlich heben wir in Wien ab, es schüttelt weniger als ich zuerst dachte, der Sturm macht uns keine Probleme, der Anfang ist schon einmal gut. Ich habe mich gut mit meinen Sitznachbarn aus Bahrain und Indien unterhalten. Das Essen war schon sehr lecker, Lamm mit Reis und super guter Würze, Salat, Kuchen, und zum Trinken so viel man will.
Wir kommen einige Minuten früher als geplant um 5:30 in der Nacht in Doha in Quatar an. Der Flughafen ist viel kleiner als er auf der Homepage ausgesehen hat. Mein Anschlussflug um 10 Uhr scheint auf der Anzeigetafel noch nicht auf, das ist aber kein Problem. Ich hole mir ein Cola und „muss“ noch eine Flasche Wasser dazukaufen, damit ich mit Kreditkarte zahlen kann, ich will ja keine Arabischen Rial zurückbekommen.
Dann suche ich den „Silent Room“, den mir mein Sitznachbar aus Bahrain empfohlen hat, der ist aber leider voll, so mach ich noch eine Runde durch den Duty Free Shop, eine Hugo Boss Jeans kostet 110x 1 Cola, das ist mir doch zuviel.
Ich suche mir eine ruhigere Ecke, beobachte die Leute, lese ein bisschen und döse dann doch auch noch. Endlich ist es 9, ich gehe zu meinen Gate 13, wir checken rasch ein und starten pünktlich.
Der Ausblick über Quatar, das ja eine Halbinsel ist, ist jetzt überwältigend, wir fliegen Richtung Persischen Golf hinaus. Wieder gibt’s was Leckeres zu essen, ein zweites Mal Lamm will ich nicht, obwohl es wirklich gut war, daher entscheide ich mich für Vegetarisch. Nach einiger Zeit taucht wieder Land auf, mein neuer indischer Sitznachbar meint, das müsse der Oman und die Straße von Hormuz sein.
Nach 2 ½ Stunden Flug sind wir an der indischen Küste angelangt, wir fliegen eine Zeitlang entlang, dann geht’s in Landesinnere Richtung Hyderabad. Viel Grün, viele Seen, ich bin aber schon wieder froh, bald aussteigen zu können. Pünktlich landen wir in Hyderabad, ich muss noch den Einreisezettel ausfüllen und komme fast als letzter zu Passkontrolle, die zieht sich dann schon einmal 20 Minuten.
Ein Flughafen mit indisch-englischem Kolonialstil-Charme
Der Flughafen hat ein bisschen einen heruntergekommen indisch-englischen Kolonialstil-Charme. Endlich, nach dem Geld wechseln das Gepäck holen, das taucht auch nicht auf, bis ich endlich sehe, dass schon jemand meinen Koffer heruntergestellt hat. Man sieht von hier schon auf die Straße hinaus, bin gespannt, was mich erwartet. Gott sei dank kann ich ohne Problem durch den Zoll, ungefähr jeder dritte muss nämlich seine Koffer aufmachen.
Dann hat mich Indien, die Menschen stehen dicht gedrängt und warten auf die Ankommenden. Die gelben dreirädrigen Taxirikschas und die alten Taxis wie wir sie aus dem Fernsehen kennen, in Unmengen, ein Hupen und Lärmen ist rundherum. Ich mache mich auf die Suche nach meinem Taxi, irgendwo muss der Fahrer ja mit einem Plakat mit meinem Namen ja sein… Nach der fünften Runde und nach dem 17. Taxifahrer der mich anquatscht, gebe ich auf und sage einem Taxifahrer zu, der mich zum Hotel bringen will, alle anderen schauen böse, aber ich kann mich nicht teilen.
Das Auto will nicht anspringen, es macht eigentlich überhaupt nichts, ist angeblich schon 38 Jahre alt. Der Fahrer lässt es dann zurückrollen, wir überfahren dabei komischerweise niemanden…, er ruft einem anderen Taxler etwas zu, dann springt es auf einmal an. Jetzt geht’s mitten hinein in den Verkehr. Der ist für Europäer unvorstellbar. Den Linksverkehr vergisst man nach ungefähr 2 Minuten, jeder fährt nämlich da wo gerade Platz ist und macht das durch oftmaliges Hupen kund. Rot wird aber bei der Ampel doch eingehalten. Eine ältere Bettlerin kommt zum Auto und klopft an meine Scheibe, ich ignoriere sie, was soll ich sonst machen?
Nach den Zwischenfragen des Fahrers bin ich nicht ganz sicher, ob er wirklich weiß wo ich hin will, ich gebe ihm zur Sicherheit dann doch die Adresse und er fragt noch komischer, ich bin schon auf alles mögliche gefasst. Gut dass ich einen Fixpreis von 300 Rupien ausgemacht habe. Bei dem Verkehr bin ich froh, ein normales Auto und nicht eine der gelben Taxi-Rikschas um 90 Rupien genommen zu haben. Nach 20 Minuten sind wir doch, anscheinend ohne Umwege beim Hotel, es sieht viel schöner aus als im Internet, das ist schon einmal positiv.
Meine Hotelsuite
Eine ganz tolle moderne Halle. Also einchecken. Wer sind Sie? Can you spell? I cannot find your name… Wieder einmal was schief gegangen mit der Reservierung? Endlich kommt eine Kollegin dazu und hilft suchen. Ah, sie haben erst ab morgen reserviert, warum sind sie heute schon da? Nun ist mir klar, warum ich nicht am Flughafen abgeholt wurde. Haben Sie doch noch ein Zimmer für mich? Sie haben Glück, es gibt noch eines, gestern waren wir nämlich ausgebucht. Mir ist es fast egal wie es aussieht. Da sagt sie, ich habe nur noch ein Executive Zimmer, das kostet normal ungefähr 130 Dollar, aber sie können es haben. Wenn es niemand bucht, können Sie die 2 Wochen zum ausgemachten Preis von 85 Dollar drinnen bleiben!
Das Zimmer ist dann eine Suite im 6. Stock aus 2 Räumen und einem Bad mit mehr als 50 m2, ziemlich neu, richtig toll. Ich packe aus, dusche, leg mich einige Minuten aufs Bett und schlafe dann mehr als eine Stunde. Es ist bereits nach 19 Uhr und schon dunkel, ich beschließe, mich noch kurz in das Getümmel auf die Strasse zu stürzen.
Wieder Autos, Mopeds und Menschenmassen wild durcheinander, dass da nicht alle 2 Minuten jemand überfahren wird, grenzt für Europäer an ein Wunder. Ich gehe die Straße die wir gekommen sind hinunter, alle Geschäfte haben noch offen, es ist viel weniger schmutzig als ich es mir vorgestellt habe, nur vieles ist eben desolat oder unfertig. Ein alter verschmitzter Inder stupst mich im Vorbeigehen mit den Zeigefinger an, der wollte den Europäer testen, denke ich. Sonst keine Vorkommnisse, ich schaue in eine Shoppingmall hinein, und mache dann kehrt, ich will mich ja nicht verlaufen, was absolut keine Kunst wäre.
Zurück zum Hotel organisiere ich mir einen WLAN Zugang, bringe ihn aber nicht zum Laufen, daher ein paar SMS an Evi, damit sie weiß dass ich eh lebe. Dann habe ich doch Hunger, das Personal ist äußerst zuvorkommend und hilfsbereit, ich bin umringt von Kellnern, die mir alles erklären. Ist gar nicht so einfach zu verstehen, das Englisch mit indischem Akzent, und meine Ohren sind auch noch immer verschlagen.
Ich entscheide mich für das Buffet, da kann ich mir anschauen was ich will. Es gibt dort mindestens 15 Behälter mit leckeren Dingen, ich bleibe bei Gemüse in 2 verschiedenen Varianten und Reis. In der Zwischenzeit habe ich eine Suppe serviert bekommen, die esse ich noch vorher, sehr lecker und nur etwas scharf.
Jetzt geht’s an Gemüse und Reis, ich muss mir noch Fladen holen, und die Kellner kommen mit dem Wasser nachschenken fast nicht nach, ist halt schon etwas scharf. Das Eis und den Obstsalat als Nachspeise lasse ich lieber aus, ich muss ja meine Verdauung nicht gleich über Gebühr austesten.
Dann geht’s wieder auf Zimmer, ich bin eigentlich müde, aber wirklich schlafen kann ich auch nicht, jetzt ist es bereits 1:30, das ist in Österreich 21 Uhr. Ich sollte aber schlafen, morgen möchte ich die Stadt erkunden.
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hier kommt der Link zum nächsten Tagebucheintrag
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Hyderabad war im Jahr 2007 gemeinsam mit Secundarabad als Twincity schon eine der größten Städte Indiens, heute ist diese Doppelstadt die viertgrößte Stadt Indiens. Sie darf nicht mit mit Hyderabad in Pakistan verwechselt werden.
Normalerweise halte ich mich bei der Verwendung von Redewendungen oder kulturell zugeordneten Worten zurück, da das leicht zu Missverständnissen führen kann, auch ohne sofort von kultureller Aneignung zu sprechen. Diese Begrüßung soll aber zeigen, wie wohl ich mich bei meinem insgesamt mehrwöchigen Aufenthalt in Indien mit den unterschiedlichsten Erlebnissen gefühlt habe.
Ich durfte im Jahr 2007 für meine Firma Capgemini als einer der ersten Europäer unserer Firma ein SAP Training in Indien absolvieren und war dann in meinen Kursen in Hyderabad einer von drei und Mumbai der einzige Europäer. Die notwendigen Impfungen und das Visum wurden buchstäblich im letzten Moment fertig, da die Entscheidung, mich zum Kurs nach Indien zu schicken, von meinem Chef recht kurzfristig getroffen wurde und so stand dieser neuen Herausforderung nichts mehr im Weg.
Ich habe damals neben vielen Fotos auch eine Art Tagebuch für meine Frau und die Familie geschrieben, das ich jetzt praktisch unverändert hier in meinem Blog veröffentlichen möchte. Die einzelnen Einträge gingen regelmäßig per Mail nach Hause.
Da ich das vor fast 18 Jahren geschrieben habe, sind sicher viele Dinge heute ganz anders, ich möchte es aber im Sinn der Authentizität so belassen, wie ich es damals auch mit meinem damaligen Wissensstand ausgeführt habe.
Zum SAP Training kommt nur sehr wenig vor, da das ja meine Frau und die Familie nicht so interessiert hatte. Dafür wird es aber auch am Ende den ersten englischen Blogartikel geben, der in dieser Form im Talent, dem Capgemini Intranet veröffentlicht wurde.
Eine bunte, laute, beeindruckende Reise nach Hyderabad, Mumbai und Goa
Es sind insgesamt gut 30 Tagebucheinträge, die ich unverändert mit euch teilen möchte. An zwei Stellen werde ich aber trotzdem zusätzliche Anmerkungen machen, da sowohl in Hyderabad als auch in Mumbai bald nach meinem Besuch Terroranschläge an Orten verübt wurden, die ich ebenfalls und ohne Angst besucht hatte.
Ich werde aber auch versuchen, möglichst authentische Rezepte zu meinem täglichen Essen zu finden, und am Ende der Tagebucheinträge hinzuzufügen, ich übernehme aber keine Verantwortung für das Gelingen.