1: Mumbai, 9.9.2007 – Besuch von Mount Mary

Flug wieder über Doha nach Mumbai

Der Flug mit Quatar Airways war diesmal angenehmer als im Jänner, es war eine gute Idee, einen Gangplatz zu reservieren. Da kann man aufstehen wenn man will und ist auch so nicht so eingeengt. Und der Film „Oceans 13“ kam über die Ohrstöpsel auch auf Deutsch.

Ich habe mich in Wien im Dutyfree Shop noch mit Suchard Schokolade und Whiskey eingedeckt, damit ich über die 3 Wochen komme. habe aber dann in Doha nicht widerstehen können und nochmals Mini-Raider und Mars gekauft.

Alles ging glatt, sogar die WCs waren sehr sauber, die Wartezeit von 2,5 Std. verging rasch, ich bin sogar eine Weile im Ruheraum gelegen. Dann hieß es aber beim Checkin zuerst 30 Minuten und dann 1 Stunde Verspätung, weil das Flugzeug aus Dubai noch nicht da war. Also doch nochmals warten.

Endlich war es dann so weit, Checkin in langer Schlange, ich habe bis fast zum Schluss gewartet. Wie schon bekannt, zuerst Pass- und Boardingpasskontrolle, dann hinunter zum Bus, dort wieder Kontrolle des Boardingpass, könnt sich ja über die Rolltreppe was verändert haben….

Und dann, ich bemühe mich ja, keine Vorurteile zu haben, überhaupt wenn die momentane Lektüre das Buch von Peter Ustinov „Achtung Vorurteile“ ist. Aber das war es schon sehr schwer! Auf einmal stellt einer der Kontrollore fest, dass der Bus zu klein ist – ist sicher das erste Mal, das ein voller Airbus A320 von Doha wegfliegt…. Hektisches Funken, ein weiterer Bus muss geordert werden, der kommt dann rasch nach 10 Minuten, wieder etwas mehr Verspätung. Planung war da nicht unbedingt im Spiel, um es nicht gar zu verallgemeinern.

Dann aber hinein in den Flieger, der war dann gar nicht voll, hab mich gefreut, dass wir hier sogar jeder unseren eigenen Flatscreen im Vordersitz eingebaut hatten. Die Stewardess klärte uns noch auf, „Video on demand“ funktioniere aber erst nach dem Take-off. Also warten wir, eigentlich so richtig multikulturell, habe ich mir gedacht. Neben mir saß eine Hindi-Frau mittleren Alters, dann ich und auf der anderen Seite des Ganges (nicht der Fluss, wir sind ja noch in Doha am Boden gewesen!) ein junger indischer Moslem, der immer hektisch aufsprang, davonrannte und irgendwann ganz geschafft zurückkam.

Dann der Take-off, ich habe das natürlich wieder verschlafen, wir hatten schon ein Stück Steigflug hinter uns, weil alle Lichter schon ganz winzig waren. Alle rundherum haben schon intensiv auf den Bedienungsknöpfen herumgespielt, die ganz unpraktisch in der Armlehne untergebracht sind, da kommt man ganz toll dazu! Aber so wirkliche Ergebnisse gabs nicht, denn wenn man versuchte, das Menü von Arabisch auf englisch umzustellen, war man wieder am Anfang. Irgendwie hats dann meine Nachbarin bis zur Filmauswahl gebracht, aber jeder Film den sie starten wollte, erschien 3 Sekunden und dann war der Bildschirm schwarz. So erging es allen, also kein TV, da konnte ich mich wieder auf den Peter Ustinov konzentrieren. Dazwischen kam schon ganz annehmbares Indian Style Essen, so vergeht die Zeit auch recht rasch.

Statt um 4:40 sind wir dann nach ziemlich genau 3 Std Flug um 5:30 gelandet. Das Immigrationsformular habe ich diesmal schon im Flugzeug ausgefüllt, daher wars dann nicht mehr so hektisch, die Passkontrolle kein Problem, auch das Röntgen des Gepäcks ging ganz schnell. Dann hinaus, ich habe in meinem Führer gelesen, dass es einen Schalter für Prepaid Taxis gibt, da will ich gleich hin. Da werde ich vom Zollbeamten gestoppt, ich gebe meine Gedanken nicht genau wieder ich sah mich nur schon 2 Stunden später in einem Hinterzimmer des Flughafens meinen Koffer wieder einräumen. Aber, der Ustinov hat recht, man soll keine Vorurteile haben, der Zöllner wollte nur den kleinen Abschnitt des Immigrationsformulars, den ich noch im Pass hatte.

Prepaid Taxi zum Hotel

Der Schalter für Prepaid Taxis war auch gleich ein paar Meter weiter, rasch bestellt und bezahlt, ich bekomme einen Bon, mit dem ich dann draußen mein Taxi 8504 finden sollte. Draußen wie schon in Hyderabad eine riesige, fast unheimliche Menschentraube.  Die machen auch nichts anderes als warten, genau wie in Wien, nur es wirkt total anders. Schon kommt ein Inder auf mich zu er bringt mich zu meinem Taxi, er möchte unbedingt Euros, weil er hat sonst kein Einkommen, aber ich hab nur 10er und größer, das ist schon etwas zu viel fürs Koffer tragen, er bekommt dann 100 Rupien, ist auch nicht wenig, aber damit sind auch seine Vorurteile bestätigt, dass wir Europäer uns Unsummen für alles mögliche leisten können. Man sieht – Indien hat mich wieder!

Hier sehen die Taxis zum Unterschied von Hyderabad wie die Fiat 1100 aus. Meines ist innen schon richtig modern, mit Plastikverkleidungen und Klimaanlage, aber von außen unterscheidet es sich von den billigeren uralten mit Holzarmaturenbrett überhaupt nicht. Ich gebe dem Fahrer den Zettel mit der Hoteladresse, er fragt mich, ob ich wisse wo das sei. Na ja eigentlich nicht wirklich so genau, irgendwo in  Mumbai Central müsste es sein – so stehts am Zettel. Da sagt der Fahrer „say the address“, jetzt weiß ich woher der Wind weht – er kann nicht lesen, also lese ich ihm vor, er freut sich und weiß anscheinend genau wo wir hin müssen. Da fast kein Verkehr ist, fährt er irrsinnig schnell (eigentlich nicht, die Straße ist autobahnartig, aber ich habe mich bei 80 km/h hier das erste Mal gefürchtet). Manchmal bremst er doch und schlägt einen Haken, weil wieder ein Schlagloch da ist, in das mindestens das ganze Rad hineinpassen würde. Dann auf der ersten Spur, ein Auto liegt am Dach, die Polizei ist auch schon da, mehr sehe ich nicht, wir sind doch recht schnell unterwegs. Anscheinend denkt der Fahrer aber auch nach und fährt auf einmal (für indische Verhältnisse) richtig zivilisiert.  Außerdem kommen wir jetzt in die Stadt, wir fahren an der Küste entlang und bald sind wir direkt beim Hotel.

Mir geht’s wieder so wie in Hyderabad, die Straße kommt mir total eng vor rund überfüllt. Das Hotel ist in einer kleinen Sackgasse, von außen recht sauber, aber bei weiten nicht so schön wie das im Jänner. Aber sie wissen wenigstens, daß ich komme und ich kann auch gleich aufs Zimmer, muss nur einen halben Tag mehr zahlen, aber darüber mag ich jetzt gar nicht mehr diskutieren. Ich will nur mehr die Füße ausstrecken.

Einchecken

Das Zimmer ist ok, groß genug, ein normales Zimmer halt, die Kästen wie überall zu klein, aber es geht auch so irgendwie. Ich strecke mich am Bett aus, da schlafe ich sicher gut, bin nur gespannt wie ich mich an das permanente Hupkonzert wieder gewöhne. Wollte gerade eindösen, da läutet es an der Tür, der Boy bringt die Zeitung, da habe ich noch was zum Ansehen. Ich finde das Bild einer Kirche und im Text wird darauf hingewiesen, dass es Umleitungen und Behinderungen am Mount Mary gibt, weil ganze Woche der Geburtstag der Mutter Maria gefeiert wird. Das will ich mir auch ansehen.

Feier „Maria Geburt“ am Mount Mary

Das Taxi ist schnell organisiert, nach einer halben Stunde bin ich dort und reihe mich auch in den Pilgerstrom ein.  Auf der ganzen Strecke zur Basilika gibt es Standeln für Kerzen und andere Wachsfiguren zum Opfern, Blumenhändler laufen herum und Tausende, junge Leute, Familien, ältere Menschen, wandern den Berg hinauf. Ich kaufe auch 2 Kerzen, das macht auf einmal das Leben viel leichter, ich erspare mir viele NOs. Dann taucht die Kirche auf, davor ein riesiges Zelt, da hat die Messe schon begonnen, klingt von der Lautmalerei wie bei uns, nur halt auf Hindi-Englisch. Sehr feierlich, alle singen mit, beim Halleluja kann ich auch mitsingen, das ist genau wie unseres, aber die englischen Gebete gehen natürlich nicht. Ich bekomme mit, dass der Bischof von Mumbai die Messe feiert. Wie ich später draufkomme macht er das unter einem exakten 1:1 Abbild des Altarraums der Kirche!

Die Katholiken sind eine Minderheit von rund 4% aber bei 16 Millionen Mumbaikern (so heißen die Einwohner laut Reiseführer!) kommt doch eine ganz erkleckliche Anzahl zusammen. Außerdem feiern auch alle anderen Religionen mit und kommen zu diesem Fest. Zur Kommunion sollen dann aber doch nur die Katholiken gehen, wie der Bischof nochmals betont. Die Katholiken, oder die, die so aussehen und auch ich bekommen eine Art „Ausweis“ um zur Kommunion gehen zu können.

Ein unvorstellbares Gedränge entsteht, bei mehreren 1000 Menschen kein Wunder, noch dazu sind die Inder generell ungeduldig und neigen zum Drängeln (schon wieder ein Vorurteil, oder ist es nur die Erfahrung von Hyderabad?) Aber dann bekommen doch alle die heilige Kommunion, der Zug der Menschen setzt sich Richtung Haupteingang des Gotteshauses in Bewegung, ich bin mittendrin und lass mich treiben. Es geht außen vorbei an einem weiteren Bauwerk, einer Art Brücke, wo oben noch eine Marienstatue steht. Auch da wälzen sich die Massen drüber, da will ich aber nicht mehr mitmachen. Die Kirche ist mit naiven Malereien von Bibelszenen, sehr im englischen Kolonialstil ausgestaltet, und vorne ist dann das Original der Magna Mater von Mumbai, sie ist mit einem riesigen Blumenherz geschmückt und auch so über und über mit Blumen verziert. Die Menschen bringen ihre Blumen und Kerzen, ich komme gar nicht so weit vor und nehme meine Kerzen mit hinaus. Ich finde draußen ein wunderschönes großes Holzkreuz, auch hier opfern die Pilger ihre Kerzen und Blumen, da kann ich dann auch meine Kerzen dazulegen.

Dann gehe ich wieder den Berg hinunter, die ersten Stunden in Mumbai haben richtig beeindruckend begonnen. Ich bin hundemüde und will zurück ins Hotel.

Zurück ins Hotel

Der erste Taxler will mich nicht mitnehmen oder weiß nicht wo mein Hotel sein könnte, der zweite bringt mich dann. Auf einmal stinkt es so was von erbärmlich, zum Erbrechen, ich komme erst nach einer Zeit drauf, dass wir uns auf der Route der Müllautos befinden! Gott sei Dank schwindelt sich der Fahre endlich vorbei, geht gar nicht so leicht, obwohl er eh bis zum letzten Zentimeter heranfährt. Im Hotel gibt’s dann wieder eine Rast, bis der Hunger zu stark wird.

Ich werde die Gegend ums Hotel erkunden, den Internetpoint suchen und mir alles ansehen.  Der Verkehr ist am Nachmittag viel ärger, ich muss mich wieder daran gewöhnen, über die 3 Spuren drüber zu kommen, nach ein paar Mal Seitenwechsel geht’s schon wieder, nur einen Radfahrer hätte ich fast gerammt…

Ich finde den Internetpoint, da werde ich am Abend dann meine Mails versenden und abrufen, muss nur mein Laptop mitbringen, wenn ich alles fertig habe. Gegenüber des Hotels ist eine Shopping Mall, mit 4 Stockwerken, hier gibt’s vom Schneider über Restaurants bis zu einem indischen „Billa“ alles, er heißt hier nur „Food Bazar“. Ich nehme mir ein paar Flaschen Getränke und einige Bananen mit und weiß, dass ich hier sicher wieder einkaufe. Dann such ich mir was zum Essen und finde ein super Chicken Tikka Masala (ein Rezept dafür gibt es am Ende), das gar nicht arg scharf ist. Damit ist der Hunger auch gestillt, ich geh ins Hotel zurück, muss noch Mails für die Firma vorbereiten und die Fotos auf den Laptop stellen.

Chicken Tikka Masala, Rezeptlink unten

Der Internetpoint, gegenüber des „Mumbai Central“-Bahnhofs ist klein und irre heiß aber die sind sehr entgegenkommend, es ist kein Problem, mein Notebook anzustecken und meine Mails abzuarbeiten. Es ist aber nur so schwül drinnen, ich bin nach einer guten halben Stunde richtig froh wieder draußen zu sein, obwohl wir da auch sicher noch an die 35 Grad haben. Dann geht’s nur mehr zurück ins Hotel, das Treiben auf der Straße und in den Läden nochmals ein bisschen beobachten, dann reichts für den ersten Tag.

Zum Weiterlesen

2: Mumbai, 10.9.2007 – Der erste Kurstag

Rezept

Tikka Masala Recipe

Links

Achtung VORURTEILE-Peter-Ustinov

Basilica Mount Mary Mumbai