Sizilien 11 Epilog – Sizilien ist mehr als eine Reise wert

Nach 1805 gefahrenen Kilometern rund um die Insel, laut Samsung Health insgesamt je rund 190.000 Schritten und unzähligen Stufen auf unzählige Kirchtürme, einigen Flaschen Wein, Pasta, Risotti, Fisch und Mehresfrüchten möchte ich mit euch diese Rundreise nochmals Revue passieren lassen.

Wir waren in der kurzen Zeit, in der wir auf der Insel sein durften, überwältigt von der Geschichte, von den Menschen und der Landschaft Siziliens. Ein paar Gedanken darüber und eine Reihe von Bildern möchte mit euch teilen.

Cosa Nostra und Sicherheit

Zuerst möchte ich ein generelles Fazit über unsere Rundreise machen. Man liest, sieht und hört sehr viel und hat eine Reihe von Vorurteilen, die wir aber dann fast nicht erlebt haben. Sizilien ist für Touristen nicht unsicherer als andere Länder und Regionen Europas. Wir hatten nie ungute oder gefährliche Situationen, es ist aber wie überall wichtig, seine Wertsachen nicht zur Schau zu stellen, bzw. sie gar nicht mitzunehmen. Die Cosa Nostra ist sicher im Hintergrund noch aktiv, auch wenn es viele Aktivitäten zur Bekämpfung gab und gibt, spielt aber für Touristen keine Rolle mehr. Wir haben uns zum Beispiel auf den Märkten Palermos, die früher sicherlich zu den kriminellen Hotspots gezählt haben,  weder am Tag oder Abend unwohl gefühlt.

Das Müllproblem ist hingegen noch immer fast allgegenwärtig

Für mitteleuropäische Augen ist das Müllproblem von Sizilien nicht nachvollziehbar. An den schönsten und unmöglichsten Orten liegt der Müll einfach herum, auch gefüllte Müllsäcke werden einfach irgendwo aus dem Auto geworfen oder abgelegt, speziell wenn schon etwas an dieser Stelle liegt. Dann kümmert sich scheinbar niemand mehr darum. Die Müllabfuhr ist zwar in den Städten aktiv und es wird teilweise auch sehr regelmäßig und getrennt gesammelt, aber das Bewusstsein der Bevölkerung ist noch nicht mit Mitteleuropa vergleichbar. Wir haben gefunden, daß das Problem im Süden der Insel noch größer ist, während viele Orte und Landstriche im Norden, selbst in Palermo recht sauber sind.

Die freundlichen Menschen Siziliens

Wir haben bisher selten so freundliche und hilfsbereite Menschen wie auf Sizilien getroffen. Es ist nicht die professionelle Freundlichkeit im Tourismus, sondern die  Einheimischen gehen auf die Urlauber zu, wollen helfen und haben immer wieder ein Lächeln übrig. Wir wurden mit Händen und Füßen darauf hingewiesen, wenn wir falsch parken wollten oder teilweise auch mit manchmal gebrochenen Deutsch ganz herzlich angesprochen, wenn wir irgendwann fragend geschaut haben. Die Kellnerinnen und Kellner der Restaurants speziell in den Touristenorten laden zwar ein, aber ein „Grazie, No“ wird immer akzeptiert.

Die Pflanzenwelt der Insel

Abgesehen von Zitronen- und Olivenplantagen im Süden der Insel haben wir beim Vorbeifahren auch ein Artischockenfeld entdeckt. Das Tal der Tempel ist von Mandelbäumen bewachsen, sozusagen Jahrtausende alte Kulturlandschaft. Der Ätna-Ginster ist ebenfalls eine Pflanze, die nur in bestimmten Teilen der Insel, eben rund um den Ätna wächst.

Auf Lipari habe ich neben der wilden Lilie eine Reihe anderer Planzen entdeckt, die ich aber nicht kenne, aber faszinierend gefunden habe und daher hier im Blog vorkommen.

Filme in Noto und Umgebung gedreht

Wenn man durch die Stadt Noto spaziert, fallen einem eine Reihe von Filmplakaten ins Auge, die ich euch ebenfalls nicht vorenthalten möchte. Alle diese Filme wurden zumindest teilweise in und um die Stadt Noto gedreht, die sich als Filmkulisse einen Namen gemacht hat.

Oldtimer

Als Oldtimer-Fan bin ich auf Sizilien auch auf meine Rechnung gekommen. Neben dem Fiat 500 der ersten Generation in jedem Qualitätszustand, habe ich alle möglichen anderen Fiats, Lancias, Alfas entdeckt, die ich hier auch gern zeige.

Last but not least – die Souvenirs

Normalerweise kaufen wir im Urlaub abgesehen von Gewürzen, Kräutern oder Honig selten Souvenirs, nur diesmal ist es einfach mehr geworden. Fast jede unserer Zwischenstationen hat uns verleitet, etwas mitzunehmen.

Diesmal wurde es ein Untersetzer aus Trapani mit den typischen Mustern der Fliesen in der Stadt. Unsere große Keramiksonne im Stiegenaufgang daheim bekommt Unterstützung durch einen kleinen Mond eines Künstlers aus Palermo. Das 3D-Bild stammt vom Markt ebenfalls aus Palermo. Der grüne Pinienzapfen mit seinen hundert Samen steht neben einem Willkommensgruß auch für Fruchtbarkeit und Wohlstand,  wir werden ja sehen. Und da wir über die Internetplattform „Crowdfarming“ jedes Jahr Bio-Zitronen und Orangen aus Sizilien bestellen, ist noch eine Zitronenseife dazu gekommen.



Da ich unter anderem Weihnachtskrippen aus aller Welt sammle, konnte ich nicht widerstehen auch einige auf Sizilien zu erwerben. Um meine Frage dazu aus dem  Palermo-Beitrag aufzulösen: Es wurde die Schweizer Krippe. Was mich zusätzlich freut, dass diese eigentlich aus Peru stammt, von wo ich vor einigen Jahren auch ein paar wunderschöne Exemplare mitgebracht habe. Sonst natürlich eine Fliese, eine Krippe aus Lavastein und eine mit Muschel, um den Meeresbezug herzustellen.

Wenn man schon in Sizilien ist, dürfen kulinarische Mitbringsel auf keinen Fall fehlen, Olivenöl von der Agricultura, wo wir Pizza essen waren, ein spezieller Likör aus Erice, Pesto trapanese und dazu natürlich die spezielle Teigware Busiate, Pistazienpesto und Pistaziencreme aus Brento, Meersalz aus den Salinen zwischen Trapani und Marsala und Schokolade aus Modica dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und zum Schluß, der Wein nicht zu vergessen, der kommt noch per Post vom Weingut bei Trapani, wo wir zwei Nächte verbringen durften.

Wie diese Reise zustande kam

Ich habe nach einem Vorschlag des Reisebüros mit meinem Navi eine ungefähre Route mit den Stopps, die wir gerne möchten, ausgearbeitet und Herr Boronich vom Reisebüro Aubora in Kottingbrunn hat uns dann die kleinen aber feinen Hotels vorgeschlagen. Wir können so eine private Rundreise in Sizilien nur empfehlen, man muss nur ewas abgehärtet im Autoverkehr sein.

Update 5.7.2024: Der Ätna spuckt wieder intensiv

Der Ätna ist nach den speziellen Rauchzeichen im April wieder stärker aktiv geworden, sodaß die Behörden die Warnstufe von Grün auf Gelb erhöht haben. Im Internet finden sich schon spektakuläre Bilder:

https://de.euronews.com/my-europe/2024/07/04/spektakularer-ausbruch-vulkan-atna-auf-sizilien-schickt-lavastrome-in-den-himmel

https://www.deutschlandfunk.de/aetna-und-stromboli-ausgebrochen-100.html

https://de.euronews.com/video/2024/07/05/vulkanausbruch-beeindruckende-bilder-vom-stromboli

Links

http://www.aubora.at

Sizilien 3 – Sizilianischer Barock und neue berufliche Perspektiven

Ragusa

Unser dritter Tag führte uns zuerst nach Ragusa im sogenannten Val di Noto. Neben vielen anderen wurde diese Stadt im Jahr 1693 vom Erdbeben komplett zerstört und danach geplant wieder neu aufgebaut. Der Stadtkern besteht seither aus zwei Teilen, die durch eine Schlucht getrennt sind. Im Osten liegt an der Stelle der alten Stadt die Unterstadt Ragusa Ibla mit prächtigen Bauten im Stil des sizilianischen Barocks aus dem 18. Jahrhundert. Hier befindet sich ein großer Teil der barocken Kirchen und Paläste. Auf einer Anhöhe im Westen liegt die ebenfalls im 18. Jahrhundert eher nüchtern und geometrisch angelegte Oberstadt Ragusa Superiore.  

Wir parkten unser Auto am Parkplatz nahe des oberen Endes der Ragusa Ibla und marschierten dann durch die engen Gassen der beeindruckenden Altstadt. Am Piazza Duomo besuchten wir gleich den Duomo di San Giorgio, der als Schutzpatron am 23.April gefeiert und dessen Statue und Schrein mehrmals von starken Männern über den Platz getragen werden. Da wir das nur um wenige Tage verpasst haben, hier ein Video davon:

Wir nahmen ebenfalls die Transportmittel in Anspruch und ließen uns per Trenino Barocco, einem Bummelzug, zuerst die Sehenswürdigkeiten vorstellen, bevor wir sie dann zu Fuß nochmals erkundeten.

Viele teilweise noch unrenovierte spätbarocke Paläste, wie der Palazzo Rocco, der schon fast wieder fertig, aber geschlossen ist, und Kirchen beeindrucken uns Besucher. Das Portal San Giorgio nahe des wunderschönen Park Ibleo mit vielen Pflanzen und einer grandiosen Aussicht über die umliegenden Berge und Schluchten ist der vom Erdbeben verschonte Rest der ehemals gotischen Kirche San Giorgio.

Der erste Arancino

Zur Stärkung gönnten wir uns im Caffe Sicilia am Piazza Duomo unseren ersten Arancino, eine sizilianische Spezialität, ein frittierter Reisball in konischer Form, den man neben einigen anderen Köstlichkeiten unbedingt kosten muß.

Noto

Wir wollten noch eine weitere Stadt des Val di Noto kennen lernen und fuhren deshalb in das namesgebende Noto. Die Altstadt ist durch ihre Hanglage wesentlich weitläufiger, aber um nichts weniger beeindruckend. Am Platz stehen sich die Cattedrale di San Nicolò, eine rekonstruierte sizilianische Barockkathedrale aus dem 18. Jahrhundert mit klassizistischer Kuppel, und der Palazzo Ducezio, heute das Rathaus, gegenüber. Dieses hat eine fast umlaufende Panoramaterrasse, die um ein paar Euro zugänglich ist und einen wunderschönen Blick über die Stadt bietet.

Das Infiorata Festival

Auch in Noto gibt es ein spezielles Fest, das Infiorata Festival. Dieses ist eine der berühmtesten Veranstaltungen der Stadt und findet jeweils am dritten Wochenende im Mai, um Fronleichnam, statt. Die Tradition der Herstellung von Blumenteppichen geht in Italien auf den Juni des Jahres 1625 zurück, als Benedetto Drei, Chefflorist des Vatikans, die Basilika mit dem Mosaik zum Tag der Heiligen Peter und Paul mit Blumen schmückte. Ich kann leider nur ein Plakat und ein Blumenbild aus dem Dom davon zeigen.

Mögliche berufliche Herausforderungen für einen mitteilungsbedürftigen Pensionisten

Rathaus und Dom haben mir ein paar neue berufliche Perspektiven aufgezeigt. Als Bürgermeister einer mittleren sizilianischen Stadt könnte ich sicher meine, wie sage ich es politisch korrekt, jahrelange Erfahrung mit schwierigen Konstellationen in der Gemeindepolitik einbringen. Da mein Leben in den letzten Jahren ohne aktive politische Teilnahme aber viel entspannter verläuft, ist es mir nicht schwer gefallen, darauf zu verzichten.

Im Dom mit Blick über den Volksaltar und auf den Bischofsstuhl wurde ich an den Wunsch meines Religionslehrers in der Volksschule erinnert, dass ich Priester  werden solle. Das habe ich aber bereits mit 10 Jahren verworfen, da mich schon damals störte, dass ich nicht heiraten könnte. Da genieße ich mein derzeitiges Pensionistenleben lieber ohne zusätzliche Aufgaben.

Kulinarisches in Noto

Das Erkunden einer Stadt macht müde und ausserdem muss man unbedingt mehrmals täglich einen sizilianischen Kaffee zu sich nehmen und natürlich auch immer wieder die Süßspeisen verkosten.

Leider ist es dann immer regnerischer geworden, was uns an unseren größer werdenden Hunger erinnerte und den Wunsch nach einer ersten sizilianischen Pizza aufkommen ließ. Wir fanden zufällig im Orto di Santa Chiarra – La Pizzeria eine der besten Holzofenpizze, die wir je gegessen hatten. Dann konnten wir noch dazu fast ohne nass zu werden zum Auto zurück gehen.

Links und Quellen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ragusa

https://www.treninobarocco.com/percorsi/trenino-barocco-ragusa-ibla/

https://youtu.be/l-B_gyalcDA?si=HH80weWK-PD83E_

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Noto

https://www.sicily-holiday.com/de/festival-sizilien/53-infiorata-blumenfest-noto

http://www.mevoya.de/events/italien/infiorata-blumendekoration-in-noto

https://www.facebook.com/pizzasantachiara/?locale=de_DE

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arancino

https://www.caffesicilia.it/stories.htm

Zum Weiterlesen

Sizilien 4 Von der Südspitze zu Tempeln und türkischen Stiegen