Österreichs lange Tradition der Automobilhersteller
Die Liste ehemaliger österreichischer Automobilhersteller ist lang und es finden sich einige klingende Namen darunter. Über die Puch-Werke gab es erst vor kurzem hier einen Blog.
Aber genauso Austro-Daimler, Austro-Tatra und nach dem 2.Weltkrieg Denzel und später Tomaszo und Ledl sind klingende Namen bei Automobilfreunden. Nicht ganz zu vergessen auch das Porsche-Werk im kärntnerischen Gmünd zwischen 1944 und 1950, wo der allererste Porsche, der 356 Roadster Nr.1 entwickelt und gebaut wurde. Helmut Pfeifhofer hat in Gmünd ein äußerst sehenswertes Porsche-Museum aufgebaut.
Die älteste Marke aber ist Gräf & Stift, die 1896 als Werkstätte gegründet wurde. Die Gebrüder Gräf erfanden den Vorderradantrieb und ließen ihn 1901 auch patentieren, arbeiteten dann aber mit dem Hinterradantrieb weiter.


1971 wurde die Firma von der Österreichischen Automobil Fabriks-AG übernommen, die da aber schon zu MAN gehörte.
Sonderausstellung in Wr.Neustadt

Die Familie Fehr zeigte bis Ende März 2025 in ihrem Oldtimer-Museum in Wr.Neustadt eine sehenswerte Sonderausstellung mit 15 Fahrzeugen von Gräf & Stift, die die Geschichte dieses altösterreichischen Unternehmens erzählt. In dieser Dichte ist es nicht einfach, alle diese besonderen Fahrzeuge zu sehen, auch wenn es den Verein zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken gibt, der sich speziell um diese Marke kümmert. Das waren die tollen 15 Fahrzeuge:
Gräf & Stift 40/45 6-sitziger offener Tourer, Baujahr 1909




Gesellschaftswagen, Einzelstück
Standard-Modell von Gräf & Stift. Wie zu dieser Zeit üblich, stellte das Unternehmen lediglich das fahrbereite Chassis her, dessen Aufbauten von freien Stellmachern gefertigt wurden. Darum ist dieses Fahrzeug ein Einzelstück.
Gräf & Stift 40/45, Doppel-Phaeton, Baujahr 1914


Kaiserwagen, Staatskarosse für Kaiser Franz Josef, der ihn aber nie benutzte, erst Kaiser Karl fuhr damit und nahm ihn mit ins Exil, 1974 auf einer Auktion von Christie’s wieder aufgetaucht und von der ÖAF-Gräf & Stift AG nach Österreich geholt und renoviert, heute in der Wagenburg Schönbrunn.
Gräf & Stift F1, Feuerwehr, Baujahr 1917





Dieses Fahrzeug auf Basis des SP5 der Werksfeuerwehr Ternitz war bis zum 2.Weltkrieg in Verwendung und steht heute im Stadtmuseum Traiskirchen
Austro-Fiat 2 DR, offener Tourer, Baujahr 1917


Lohner-Holzkarosserie mit Licht/Anlass-Anlage
Austro-Fiat 1 C, Runabout, Baujahr 1913


Dieser Typ fuhr als Dritter Wagen in der Wagenkolonne beim Attentat von Sarajevo.
Gräf & Stift VK2 (grau), Stadtwagen, Baujahr 1928

Aus Teilen für den kaufmännischen Direktor von Gräf & Stift zusammengebaut.
Gräf & Stift VK2 (grün), Stadtwagen, Baujahr 1928



Mit Spitzkühler, Restaurierungsobjekt
Gräf & Stift / Steyr XII, Limousine, Baujahr 1929


Der Steyr XII war ein Pkw der Mittelklasse, den die Automobilfirma Steyr als erstes Modell der „zweiten Generation“ 1925 herausbrachte. Gräf & Stift baute als Einzelstück diese Sonderkarosserie.
Gräf & Stift SP 5, Limousine, Baujahr 1928



Pkw der Oberklasse mit einem 3,9-Liter-Motor mit obenliegender Nockenwelle. Sonderkarosserie, im Erstbesitz des Leihgebers seit 1928!
Gräf & Stift SP 8, Pullman Limousine, Baujahr 1930

Erster in Österreich gebauter 8-Zylinder Alu-Motor, 6-Liter-Version mit 125 PS (92 kW) bei 3000/min., die den 2,5-Tonner auf bis zu 120 km/h beschleunigte. Vom SP8 wurden nur 30 Stück erzeugt.
Gräf & Stift C12, Limousine, Baujahr 1938

Prototyp und Einzelstück mit V-Motor von Lincoln/USA, der letzte bei Gräf & Stift gebaute PKW, er war für Bundeskanzler Kurt Schuschnigg vorgesehen. Stefan Reitgruber, Obmann des Vereines zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken bei der Ausstellungseröffnung: „Das war ein Auto, das eigentlich in der Firma niemand wollte. Am 13. Juli 1935 ist der damalige Bundskanzler Schuschnig mit seiner Familien bei Linz verunglückt, die Gattin des Kanzlers kam zu Tode und der Kanzler, sein Sohn und sein Chaffeur wurden schwer verletzt.“ Schuschnig bekam dann einen anderen Dienstwagen, aber Kreise in der Regierung drängten ihn einen Mercedes anzuschaffen, als Zeichen zu Hitler-Deutschland. Das aber wollte Schuschnigg nicht und so bat er Gräf & Sift um einen typisch österreichischen Wagen.
Gräf & Stift MF 6, Limousine, Baujahr 1936


Scheunenfund, der erste von Gräf & Stift gebauter Lizenzbau. Die Citroën 15 CV aus der Rosalie-Serie wurde in Lizenz als Type MF 6 gebaut, um Kosten zu sparen
Austro Fiat AFL, kleine Pritsche, Baujahr 1936


Ein von ÖAF gebauter Klein-LKW mit 1,25t Nutzlast mit für damalige Verhältnisse geringem Benzinverbrauch von 18l/100km, wurde daher auch im 2.Weltkrieg eingesetzt.
ÖAF DT 55, Kleinbus, Baujahr 1953


Trambus DT 55 Überland-Omnibus mit Schiebedach und der damals ganz aktuellen Panorama-Verglasung, 17 Sitze plus Fahrer
Gräf & Stift SR4 sp, Rennwagen, Baujahr 1925


Dachbodenfund und Einzelstück mit einem 120 PS leistenden Sechszylindermotor mit 7,8 Litern Hubraum, welches 1925 speziell zum Semmering-Bergrennen gefertigt wurde. Dieses wurde indessen inflationsbedingt abgesagt, sodass der geplante Sporteinsatz ausfiel. Das dafür präparierte Auto wurde niemals in größerem Stil eingesetzt.
Ein Museum, in dem man auch Steak essen kann
Ich erinnere mich auch noch sehr gerne an die Steyr-Sonderausstellung vor einigen Jahren, wo mir Ronald Fehr eine umfassende Privatführung gab. Wer ausserdem gerne ein Steak isst, der ist dort ebenfalls gut bedient, im Route66 kann man nur durch eine Glasscheibe getrennt, mit Blick auf die Oldtimer speisen.
Neugierig bin ich auch schon jetzt, welche Fahrzeuge in der nächsten Sonderausstellung zu sehen sein werden.
