Ich weiß, das ist nichts Außergewöhnliches und tausendfach erprobt, aber es gibt doch den einen oder die andere, die zumindest Respekt davor haben und daher länger als nötig die Operation hinausschieben. Für alle diese möchte ich in diesem Blog mit meinen Erfahrungen von den Vorbereitungen zur Operation bis zur Rückkehr aus der Reha die Entscheidung dafür unterstützen.
Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, manche mögen andere Erfahrungen und vorher oder nachher andere Herausforderungen haben, daher ist mein Blog kein medizinischer Ratgeber, sondern die Vermittlung von Erfahrungen und Erlebnissen, die ich gemacht habe und daher nicht für jede und jeden stimmen müssen.
Vorarbeit schadet nicht
Alle, die meine Blogs seit Beginn lesen, wissen, daß ich seit Pensionsantritt regelmäßig 2-3x pro Woche im Fitnessstudio bin, mit mindestens 20 Minuten am Ergometer und rund einer halben Stunde beim Zirkeltraining. Meine generelle körperliche Befindlichkeit und Kondition hat sich recht ordentlich gesteigert, die Schmerzen im Hüftgelenk sind aber nicht weniger geworden, im Gegenteil. Da haben auch die Massagen und Physiotherapien nicht geholfen, wenn der Knorpel einmal weg ist und Knochen auf Knochen scheuert, schmerzt das einfach.
Das führt zu Muskelverkrampfungen und die Faszien verkleben, was den Schmerz weiter verstärkt. Ich kann aber trotzdem oder gerade deswegen nur raten, so viel wie möglich Bewegung bis zum OP-Termin zu machen, Physiotherapien in Anspruch zu nehmen und nicht aufzugeben, es hilft oft im Moment und auf jeden Fall trägt es zur besseren Verfassung nach der Operation bei.
Der Operationstermin rückt näher
Ein interessanter obligatorischer Vortrag vor der OP-Freigabe im Spital diente auch dazu, den Ablauf kennenzulernen und offene Fragen zu stellen. 11 Tage nach der OP-Freigabe, noch in der Woche vor Weihnachten war es dann soweit. Meine Frau brachte mich ins Orthopädische Spital Speising, wo ich um 9 Uhr früh die Aufnahme hatte. Drei Personen warteten schon vor mir, kein Wunder, werden doch pro Jahr rund 10.000 Operationen nur in diesem Spital durchgeführt (im Jahr 2023 9774 Operationen, siehe Jahresbericht).
Der Tag der Operation
Das Personal war schon beim Freigabetermin extrem freundlich und sehr auf den einzelnen Patienten bezogen und das setzte sich bei der Aufnahme und der OP-Vorbereitung mit fort. Kein Gefühl von Fließband sondern das Eingehen auf die persönliche Situation kam hoch. Ich musste dann aber trotzdem noch 2,5 Stunden warten, bis ich in den OP geholt wurde. Da das gemacht wird, während der OP Saal gereinigt wird, hieß es nochmals rund eine halbe Stunde warten.
Meine Frage, ob ich meine Prothese sehen könnte, wurde aus Sterilitätsgründen verneint, aber ich habe mich recht gut vorbereitet, daher kann ich hier auch ein Referenzbild zeigen. Die eigene wäre aber trotzdem interessant gewesen.

Bei fachgerechter Operation (siehe dazu das Kapitel am Ende) beträgt die Lebensdauer der Hüft-TEP (Totalendoprothese des Hüftgelenks) heute 20 bis 25 Jahre, oft sogar länger. Offiziell werden trotzdem 15 Jahre kommuniziert, ich habe aber mit einigen Leuten gesprochen, die ihre Endoprothese ohne Probleme schon länger als 20 Jahre haben.
Darum habe ich sehr gute Aussichten, in meinem Leben keinen Prothesenwechsel mehr durchmachen zu müssen, mein Orthopäde meinte sogar, ich könnte damit ohne Probleme auch 95 Jahre alt werden. Wer meine Blogs aufmerksam liest, kennt schon einen Checkpoint im Jahr 2052 (siehe hier), jetzt kommt ein weiterer noch etwas später dazu.
Aber jetzt zurück zu meiner Operation, ich musste zweimal noch mit der Sauerstoffmaske tief einatmen, dann war die Sättigung ok und das Ende des dritten Atemzugs habe ich nicht mehr wahrgenommen. Nicht ganz zwei Stunden später wurde ich im Aufwachraum munter, gefühlt recht gut ausgeruht. Jetzt war natürlich die Größe der Narbe interessant, die sich jetzt an der Stelle des markierenden Smileys befindet. Das Pflaster, das die Wunde verdeckt, ist ca 12×8 cm, da kann der Schnitt maximal 10 cm lang sein. Der Schmerz war sicher nicht mehr als vorher, nur anders.
Dem wurde auch abgeholfen, neben einem Wassertropf bekam ich eine Kombi aus Novalgin und Paracetamol als Infusion und der Schmerz war schon minimal bis ich in meinem Zimmer war. Bald kam auch meine Frau und brachte meine weiteren Utensilien, wie Toilettesachen, Lesestoff und Tablett mit und das Abendessen kam ebenfalls. Der Schlaf war ok, nur unterbrochen durch zwei weitere Infusionen um Mitternacht und 5 Uhr früh.
Tag 2
Blutdruck, Sauerstoffsättigung und EKG waren heute die ersten Meilensteine, bevor der Physiotherapeut kam. Er zeigte mir einige Übungen im Bett in Rückenlage, ich nenne sie Bettyoga im Gegensatz zum gehypten Sesselyoga. Dann kam er schon mit den Krücken und ich durfte bereits eine Runde am Gang gehen. Das ging recht gut, ich muss nur weiter aufpassen, keine Drehbewegung am operierten Bein zu machen. Die besondere Überraschung für mich war, daß ich nicht mehr humpeln musste, beinahe keine Schmerzen beim Gehen hatte und sich beide Beine wieder gleich lang anfühlten, was ich seit mehr als 3 Jahren nicht mehr kannte. Nach dem Frühstück konnte ich bereits allein ins Badezimmer, aber dann war es doch recht gut, sich wieder im Bett auszurasten.
Bald kam dann die Entlassungsmanagerin um mit mir den Antrag für die Reha auszufüllen. Die Besuchsdiplomatie ging weiter und die Visite kam und entließ mich gleich mit Freitag. Jetzt musste ich morgen nur noch das Stiegen steigen üben, dann passt alles. Die Ergotherapeutin war die nächste, um mit mir das tägliche Leben in den nächsten 4-5 Wochen zu besprechen. Sie zeigte mir, wie man eine Hose anzieht, die Socken mit einem zusammengerollten Handtuch hochbekommt und mit der Krücke wieder auszieht. Ich darf ja in den nächsten Wochen die Hüfte nicht über 90 Grad beugen.
Dann ein bisschen Verschnaufen bis zum Mittagessen, schon beim Esstisch und nicht mehr im Bett. Vor rund 24 Stunden wurde ich in den OP Saal gerollt und ich darf und muss schon wieder sehr mobil sein. Ein neues Coolpack mußte noch her, der Hosengummi hat etwas zu fest auf die Wunde gedrückt. Dann habe ich meinen Radius am Gang vergrößert, es ging super gut ohne extra Schmerzen und außergewöhnliche Anstrengung.
Meine Frau kam dann nach der Arbeit zu Besuch und brachte Manner Mignon Schnitten für die Seele mit. Das Spitalsessen ist ok, aber ein kleiner Phenethylaminschub tut trotzdem gut. Die Venflons sind beide weg, keine Schmerzinfusionen mehr, nur noch eine Tablette je Mahlzeit und vor dem Schlafen.
Tag 3
Gleich um 7 Uhr, noch vor dem Frühstück, wurde ich zum Röntgen gefahren. Leider habe ich mein Handy nicht mitgenommen, so kann ich euch kein Bild meines neuen Gelenks zeigen. Kurz nach dem Frühstück kam dann auch noch geistlicher Beistand mit einem sehr guten kurzen Gespräch. Bei der Visite wurde mir bestätigt, daß ich am nächsten Tag, dem Freitag, heim gehen kann und die Medikation für die nächsten Wochen erklärt. Mit der Ergotherapeutin konnte ich auch noch das Ein- und Aussteigen aus der Badewanne üben, ist leichter als ich dachte, ob es zu Hause auch so gut klappt? Die Narbe ist zwar nicht sehr groß, dafür war der Bluterguss rundherum umso größer. Regelmäßige Kühlung mit einem Coolpack sollte ihn möglichst bald verkleinern. Die Schmerzen waren minimal, das ist natürlich auch den 4 Schmerztabletten pro Tag zu verdanken. So sprach nichts mehr gegen das Heimgehen morgen, nachdem ich von einer Apothekenangestellten auch noch mit meinen Medikamenten für die nächsten 2 Wochen versorgt worden war.
Tag 4
Am Morgen wurde mir nochmals Blut abgenommen, dann wartete ich nur mehr hungrig auf das Frühstück. Währenddessen kam die Visite und gab mich für das Heimgehen frei, nur das letzte Blutbild fehlte noch, das positive Ergebnis bekam ich dann eine Stunde später. Dann hatte ich Zeit, mit einigen Bekannten zu telefonieren, nur unterbrochen vom Blutdruck messen und der Lieferung meiner notwendigen WC Erhöhung. Einen Termin zur Wundkontrolle beim Hausarzt konnte ich auch schon vereinbaren.
Jetzt kam auch noch der Physiotherapeut um mit mir das Stiegen steigen zu üben und mir einige Übungen im Stehen mitzugeben. Alles ging sehr gut und problemlos, ich muß nur aufpassen, nicht zu viel zu tun, die Prothese braucht eben 4-6 Wochen um gut einzuwachsen. Aber nach 4 Wochen kann ich schon wieder mit dem Ergometer beginnen und dann sollte bald die 3-wöchige Reha beginnen. Motorradfahren ist aus heutiger Sicht ab April auch kein Problem, also alles positiv! Einen Implantatepass bekommt man ebenfalls, der kommt gleich in den Reisepass und eine Kopie in die Geldbörse, damit ich ihn bei diversen Kontrollen immer mit dabei habe.
Zum Abschluss gab es noch das Mittagessen, anscheinend sollte mir das Spitalsessen auch in Erinnerung bleiben. Es gab Hörnchen mit Soja-Sugo, schon sehr gesund halt.
Wieder daheim
Zuhause hatte meine Frau bereits einiges vorbereitet, ein Topper erhöhte das Bett um einige Zentimeter und die Matratze eines Kinderbettes ermöglichte es mir, auch auf der Wohnzimmerbank zu liegen und wieder aufzustehen ohne die Hüfte über die erlaubten 90 Grad zu beugen. Einige Teppich-Stolperfallen waren ebenso weggeräumt, jetzt musste nur noch die WC-Sitzerhöhung montiert werden.
Unterstützung benötigte ich aber anfangs trotzdem, da alle Bewegungen, die die Hüfte zu weit beugen, in den ersten 4-6 Wochen tabu sind.
Resümee nach 2 Wochen
In den ersten Tagen war das Hinlegen relativ beschwerlich und manchmal auch schmerzhaft. Der Oberschenkel sah aus wie ein einziges riesiges Hämatom, doch durch die Behandlung meiner Frau mit Hiruduid-Salbe sackte es recht rasch bis in den Unterschenkel ab, wo es wieder einige Tage dafür sorgte, daß ich beim Liegen das Bein nicht hochstellen konnte und mich auch nicht zur Seite drehen konnte.
Da hingegen das Gehen angenehm war, wurden die Kreise um das Haus immer größer, bis ich täglich zwischen 4 und 6 Kilometer mit meinen beiden Krücken marschierte, nicht nur daheim, sondern auch im Kurpark in Baden oder im Akademiepark in Wr.Neustadt. Es war im Vergleich zu vor der Operation praktisch schmerzfrei, ich musste auch nicht mehr hinken. Das Mitfahren im Auto war ebenfalls kein Problem mehr, sodass wir zu Neujahr meine Mutter mit jeweils fast 2 Stunden Fahrtzeit hin und zurück besuchen konnten.
Nach einer guten Woche habe ich auch die Schmerzmittel um die Hälfte reduziert ohne mehr Beschwerden zu bekommen. Duschen in der Badewanne funktionierte von Anfang ebenfalls ohne besondere Anstrengungen, das alles verleitete aber auch, bald die ganz kurzen Wege im Haus ohne Krücken zu bewältigen.
Da sich dabei sowohl aus den Bronchien als auch der Nase immer wieder Blut bemerkbar macht, beschließe ich, meine praktische Ärztin aufzusuchen. Laut den Erklärungen bei der Endkontrolle muß man bei Zahnproblemen und ähnlichem vorsichtig sein, um keinen Entzündungsherd zur Hüftprothese zu bringen. Sie gibt aber Entwarnung, die Lunge ist frei und auch das Kontrollröntgen ist unauffällig. Trotzdem quält mich der Schnupfen noch tagelang.
Nach etwas mehr als 2 Wochen, am 2. Jänner 2025 hatte ich die erste Wundkontrolle beim praktischen Arzt. Das Duschpflaster wurde abgelöst, dabei gab es ein paar blutende Stellen, weil die Haut sich an ein paar Stellen mitsamt dem Pflaster ablöste. Die Wunde mit den selbst auflösenden Nähten war aber sehr sauber und schön verheilt. Und weil das Wetter schön war, bin ich gleich die rund 3 km mit den Krücken nach Hause gegangen.
Es geht weiter aufwärts
Vier Tage später, am 6.Jänner konnte ich die Schmerzmittel bis auf die Abendtablette absetzen. Die Reha wurde von der Pensionsversicherung bereits bewilligt und ich erhielt einen Anruf der Reha-Klinik Lassnitzhöhe zur Terminvereinbarung. Jetzt warte ich auf die schriftliche Bestätigung.
Sonst machte ich die vorgeschlagenen Übungen und meine täglichen Fußmärsche von 3 bis 5 Kilometern, manchmal mit Zwischenstopp im Kaffeehaus.
Der Reha-Termin ist fix
Der Reha-Termin wurde mir in der Zwischenzeit auch bekanntgegeben, ich fahre vom 19.3. bis 9.4. in die Privatklinik Lassnitzhöhe in der Nähe von Graz. Da ja da schon das Frühjahr kommt, möchte ich mein E-Bike mitnehmen, wenn der Arzt nichts dagegen hat. So könnte ich bei schönem Wetter die Umgebung mit dem Rad erkunden, Möglichkeiten gibt es dort genug. Bei meiner Kur in Bad Eisenkappel im November 2023, wo es zeitweise recht warm und sonnig war, musste ich mir eines vom Hotel ausleihen.
Jetzt warte ich nur auf den finalen Untersuchungstermin bei meinem Orthopäden am 10. März.
Nach 5 Wochen wieder am Ergometer
Heute, fast 5 Wochen nach der Operation, habe ich mich das erste Mal wieder auf das Ergometer gesetzt und bin 10 Minuten lang rund 3,5 km mit moderaten 70 Watt gefahren. So will ich es diese Woche noch zweimal machen, ohne mich zu überfordern.
Alles ist gut gegangen, daher habe ich am Montag der zweiten Woche auf 12 Minuten erhöht und die Wattzahl auch leicht gesteigert. Da jetzt die 6 Wochen nach der Operation um sind, werde ich auch von den Krücken auf die Nordic Walking Stöcke umstellen und die Krücken vorerst nur noch zum Stiegen steigen daheim zu verwenden. Zwei Tage später standen die Krücken zwar jeweils bei den Stiegen, doch verwendet habe ich sie nicht mehr.
Von den Krücken zu den Walking Stöcken
Das Marschieren mit den Walking Stöcken machte mehr Spaß als mit Krücken und so sind die Runden mit jeweils über 8.000 und 12.000 Schritten gleich größer geworden. Im Fitnesscenter versuchte ich in meinem Mittwoch-Termin neben dem Ergometer auch noch die ersten 4 Stationen des Zirkeltrainings, die ohne Beinunterstützung auskommen. Am nächsten Abend und Morgen meldeten sich leichte Schmerzen in der Hüfte und starke Schmerzen in der linken Schulter, die ich erst am nächsten Tag als Muskelkater erkannte. Die große Schrittanzahl und die ungewohnte Bewegung mit den Walking Stöcken gepaart mit der Anstrengung beim Zirkel waren doch etwas zu viel. Daher habe ich meine Freitagsrunde im Fitnessstudio ausgelassen und bin auch nur eine sehr kleine Runde marschiert. Das hat sowohl der Hüfte als auch der Schulter gut getan. Ich muß ja keine Rekorde brechen.
Die Kontrollen nach der Operation
Am 5.Februar hatte ich mein Kontrollröntgen, der postoperative Befund war unauffällig, es zeigte aber geringe Fibroostosen am Sitzbeinhöcker. Da ich seit ein paar Tagen leichte Schmerzen im Oberschenkel hatte, die ich bis dahin als Muskelkater interpretiert hatte, beschloss ich, bis zum Termin mit dem Orthopäden etwas zu bremsen und mit dem Ergometer auszusetzen und die Walking-Runden kleiner zu halten.
Kontrolle durch den operierenden Orthopäden
Heute, am 10. Februar war die Kontrolle beim Orthopäden, er war mit der Wunde und dem Röntgenbild sehr zufrieden. Ich brauche nicht mehr darauf zu achten, daß der 90-Grad Winkel in der Hüfte nicht überschritten wird und kann moderat zu dehnen beginnen, die Sehnen speziell in der linken Hüfte sind aufgrund der jahrelangen Schonhaltung verkürzt. Der Ergometer darf auch mehr und mehr strapaziert werden, nur für das Zirkeltraining mit den Beinen ist es noch zu früh. Die Runden mit den Walking-Stöcken gehen auch wieder in die 10.000 Schritt Dimensionen.

In der neuen Woche fahre ich mit 90 Watt 15 Minuten am Ergometer und die 4 Zirkel Stationen für den Oberkörper mit jeweils 1 Kg mehr als letzte Woche. Es macht keine Probleme in den Gelenken und in der Oberschenkelmuskulatur, aber heiß wird mir auch nicht dabei.
Ein Riesenschnupfen dämpft alle Bewegungspläne
26.Februar, ich freue mich schon auf eine weitere kleine Steigerung am Ergometer und beim Zirkeltraining (eh nur für den Oberkörper), aber ich wache mit Halsschmerzen auf und die Stimme versagt. An ein Training ist nicht zu denken, am Nachmittag bricht auch noch der Husten aus und ich schlafe stundenlang. Der wird in den nächsten Tagen stechender, dafür beginnt die Nase zu rinnen. Die nächsten beiden Nächte dauern immens lang und der Schnupfen staut sich wie immer bei dieser Intensität bis in die Stirnhöhlen.
Erste kleine Fahrradtour mit dem neuen Gelenk
Der Schnupfen ist zwar noch nicht ganz abgeklungen, daß Wetter ist aber wunderschön und es gibt Temperaturen bis zu 22 Grad. Darum beschließen wir an diesem Sonntag, dem 9.März die erste gemütliche kleine Runde mit dem Fahrrad zu machen. Im Endeffekt sind es dann 17 Kilometer durch die benachbarten Weinberge und vorbei an den frisch gepflügten Feldern. Nachdem ich keine Schmerzen oder andere Schwierigkeiten habe, kann ich das Fahrrad auf jeden Fall zur Kur in eineinhalb Wochen mitnehmen. Ich hoffe trotzdem, daß ich vorher noch das eine oder andere Stück mit dem Rad fahren kann.





Für mich ist es immer noch ein kleines Wunder, daß weder beim Gehen, Liegen oder jetzt beim Radfahren und Auf- und Absteigen irgendein Schmerz auftritt, ein unbeschreiblicher Gewinn an Lebensqualität.
Steigerung am Ergometer
Beim letzten Mal am Ergometer vor der Reha habe ich mich bereits auf 18 Minuten bei rund 100 Watt gesteigert, auch bei den 4 Zirkeltrainingsstationen konnte ich wieder um jeweils ein Kilogramm steigern.
Drei Wochen Reha auf der Lassnitzhöhe
Am Mittwoch, dem 19.März muß ich spätestens um 8:30 in der Reha-Klinik erscheinen. Der Selbstbehalt ist vorab bezahlt, die klinischen Fragebögen sind ausgefüllt und die aktuellen Befunde sind in einer Mappe gesammelt. Die Checkliste der Klinik mit den eigenen Ergänzungen wird nochmals überprüft, damit ich nichts vergesse. Den Fahrradträger und das Bike habe ich bereits am Vortag am Auto montiert, damit ich ohne Stress kurz nach 6 Uhr morgens losfahren kann.

Ich treffe kurz vor 8 Uhr im Spital ein und kann sofort mein Gepäck ausladenden und bekomme gleich auch die organisatorische Aufnahme. Die medizinische Erstaufnahme und die Diätologin folgen gleich und ich kann schon in den 4. Stock fahren, wo mich die Stationsschwester übernimmt, wiegt und vermisst und mir mein Zimmer zeigt. Dann heißt es wieder warten, der Orthopädie-Arzt und die Physiotherapeutin kommen erst langsam bis zum Mittagessen. Das erste Mittagessen wird auf dem Zimmer serviert, Linseneintopf mit Brot, Krankenhaus-Essen eben, aber ok.
Da jetzt angeblich alles erledigt ist, beschließe ich, die Gegend mit dem Ebike zu erkunden, nach 17 km und einer Stunde bergauf und ab bin ich wieder zurück. Der Internist hat mir eine Nachricht hinterlassen, daß er mich auch noch sehen will, daß Gespräch ist dann auch kurz und er ist positiv überrascht von meiner Konstitution.





Donnerstag, Freitag und Samstag vormittag sind ausgefüllt mit Aquagymnastik, Ergometer, diversen verpflichtenden Vorträgen, zweimal Bewegungstraining und meinem ersten Mal am Laufband, alles gut und ohne Schmerz zu meistern.
Das erste Wochenende in der Reha ist vorüber
Jeweils am Samstag und Sonntag Nachmittag mache ich eine Radtour nach Graz, dabei sind einige Höhenmeter zu überwinden, da wie der Name Lassnitzhöhe schon sagt, das Spital hoch oben liegt. Mehr dazu gibt es im Extrablog zur Fahrt ins Grazer Puch-Museum und zur Basilika Mariatrost.
Und die erste volle Woche ist auch schon vorbei
Sie war ausgefüllt mit Wassergymnastik, einer Walking-Stunde, Krafttraining mit Geräten mit Schwerpunkt Beine und Hüfte, Bewegungs- und Koordinationstraining und für mich ganz neu, dem Laufband und einigen Einzel-Physiotherapien, bei denen speziell auf Genauigkeit, Gleichgewicht und Beweglichkeit des Hüftgelenks geachtet wurde.
Die Therapeutin zeigte mir auch, daß man die Narbe sehr stark massieren und dehnen kann, um die innen liegenden Verknotungen zu lockern. Das geht natürlich nur dann, wenn die Narbe so wie es nach 3 Monaten eigentlich sein sollte, gut verheilt ist.
Sonntag in Graz
Am Sonntag besuchte mich meine Frau Evi und da das Wetter nicht besonders vielversprechend aussah, beschlossen wir, nach Graz zu fahren. Während wir von der Operngarage durch die Altstadt bis zur Mur marschierten, wurde das Wetter immer besser. Nach dem Mittagessen im Der Steirer wanderten wir zur Schloßbergbahn und fuhren hinauf. Nach einer Runde am Berg und einem stärkenden Cappuccino in der Sonne stiegen wir recht flott die Stufen des Schloßbergs hinunter. Das war für mich ein tolles Gefühl, nach mehr als 12.000 Schritten auch das ohne Schmerzen und Beeinträchtigungen zu schaffen.








Niemand soll überfordert, jeder aber gefordert werden
Einzelne Beschwerden von anderen Kolleginnen und Kollegen gibt es auch immer wieder, die Ballspiele im Koordinationstraining seien zu fad, der Marsch durch den Wald zu fordernd, das Laufband unmöglich und überhaupt alles zu anstrengend. Leute, ihr macht das alles für euch selbst und nicht zur Erbauung der Therapeuten!
Außerdem ist es immer möglich, in Absprache mit den Therapeutinnen oder Therapeuten Vereinfachungen in der aktuellen Einheit zu machen, die jeweils zu schwierigen Übungen zu verkürzen und im schwersten Fall auch den Therapieplan etwas anzupassen. Aber da die Pensionsversicherung zahlt, sind sinnvollerweise bestimmte Vorgaben einfach einzuhalten.
Lindsey Vonn bleibt trotzdem unerreichbar
Neben einigen von der PVA (Pensionsversicherung) vorgeschriebenen Vorträgen gab es in der letzten Woche alles vom Laufband und das Ergometer, wo ich bei den 120 Watt für 20 Minuten angekommen bin, die ich im Dezember 2024 vor der Operation erreicht hatte.
Eine Massage, eine Moorpackung, Wassergymnastik, zwei Walkingstunden und Physiotherapien ergänzen das Therapieprogramm bis zu einigen Gleichgewichtstrainings, die mir spezielle Schwierigkeiten machten, aber nicht wegen des neuen linken Hüftgelenks, sondern wegen meines noch immer nicht voll funktionierenden rechten Vorfußhebers nach meinem eingeklemmten Ischiasnerv im Mai 2023.
Beim medizinisch-therapeutischen Krafttraining bekam ich wieder die Sicherheit für die Geräte beim Zirkeltraining im Fitnessstudio und ich weiß jetzt, daß ich praktisch alles machen darf außer Bungee-Jumping, Schispringen und Lindsey Vonn nachfahren.
Ein Fazit nach beinahe 4 Monaten seit der Operation
Ein paar Dinge sollten alle bedenken, die irgendwann ein neues Hüftgelenk benötigen:
• Körperliche Fitness ist eine gute Voraussetzung für einen guten Operationsverlauf und die Heilung danach. Hier lässt sich auch außerhalb des Fitnesscenters mit Gymnastikübungen, Spazierengehen, Radfahren, Wassergymnastik einiges erreichen, abgestimmt auf die persönlichen Möglichkeiten und Gegebenheiten.
• Auch Physiotherapien mit abgestimmten Übungen, Faszienlockerungen und Massagen helfen mit, so lange wie möglich ohne Operation auszukommen.
• ABER: Schmerzen sind nicht gottgewollt! Wenn die Schmerzen immer stärker werden, muß auch bedacht werden, daß für OP-Termine je nach Bundesland und Spital mitunter recht lange Wartezeiten anfallen. Daher ist es auf jeden Fall gut, gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt des Vertrauens frühzeitig zu planen.
• Ein größeres Spital, das spezialisiert ist, ist aus meiner Sicht auf jeden Fall einem kleinen Spital mit wenigen Operationen pro Jahr vorzuziehen, auch wenn das näher beim Heimatort liegen sollte.
• Mit der heute gebräuchlichen minimalinversiven Operation ist der Spitalsaufenthalt stark verkürzt und man wird wenige Stunden nach der Operation schon mobilisiert.
• Der Schmerz nach der Operation steht im Normalfall in keinem Verhältnis zu den Beschwerden vorher!
• In den ersten 6 Wochen sind einige Vorsichtsmaßnahmen unbedingt einzuhalten, wie die ausnahmslose Verwendung von Krücken, das operierte Hüftgelenk nicht über 90 Grad abwinkeln, die Beine nicht überkreuzen, keine Drehbewegung im Hüftgelenk, keine schweren Lasten über 25 kg heben.
• Auch wenn es für Hüftoperationen nicht mehr unbedingt vorgeschrieben wird, ein Reha-Aufenthalt nach frühestens 6-8 Wochen ist auf jeden Fall hilfreich.
• Die Therapien mögen nicht immer sinnvoll oder passend erscheinen, sie sind aber im eigenen Interesse und nicht zur Freude der Therapeutinnen und Therapeuten. Wenn etwas wirklich nicht passen sollte, sprechen sie es bei den Ärzten und Therapeuten trotzdem an.
• Komplikationen können leider immer auftreten, auch wenn die Hüft-TEP tausendfach geprobte Routine ist. Nur ist es nicht sinnvoll, in alle Eventualitäten hineinzuversinken, es ist auf jeden Fall besser sich positiv vorzubereiten und gut zu informieren.
• Ein offenes Gespräch mit Bekannten und Freunden, die bereits ähnliche Erfahrungen haben, schadet ebenfalls nicht.
Der Weg zur Operation war lang und die Entscheidung dafür oder dagegen ist immer individuell
Ich habe in den letzten Jahren seit die Schmerzen stärker wurden, mehrere Orthopädinnen und Orthopäden aufgesucht, wo der Befund noch nicht eindeutig Richtung Hüft-TEP ging. Aber trotzdem wurden viele Möglichkeiten ausgelotet und die passenden Physiotherapien verordnet, die zur Linderung der Beschwerden beitrugen.
Ein eingeklemmte Ischiasnerv rechts im Mai 2023 verschlechterte wegen der wochenlangen Unbeweglichkeit auch die Beschwerden am linken Hüftgelenk. Daher unterstützte meine damalige Orthopädin auch meinen Kurantrag.
Die Kur hat schmerzseitig nichts verändert, aber sehr wohl meinen Zugang zu sportlicher Betätigung und das war nachträglich betrachtet das Wichtigste. Ich habe trotz Schmerzen im Gelenk ein Jahr lang etwas für meinen Muskelaufbau getan, was mir die Zeit nach der Operation leichter machte.
Am Ende war es aber trotzdem meine persönliche Entscheidung, ein neues Hüftgelenk zu wollen und ich habe schon Stunden nach der OP gewusst, daß sie richtig war. Das Vertrauen zum operierenden Orthopäden war für mich ebenso wichtig und bin dankbar, ihn kennengelernt zu haben, es ist aber nicht Voraussetzung für eine gelungene Operation. Wichtig ist aus meiner Sicht ein Spital, das reiche Erfahrung mit Hüftoperation hat und nach dem neuesten Stand der Wissenschaft arbeitet.
Erklärung der minimalinversiven Operation und Rapid Recovery
Die minimalinvasive Implantation der Hüftendoprothese schont das umliegende Gewebe und die Muskulatur. Der Zugang erfolgt über anatomisch vorhandene Lücken zwischen den Muskeln, sprich sie werden so weit wie notwendig auseinandergezogen. Die Muskeln bleiben so unverletzt und haben schnell wieder ihre Funktion. Unmittelbar nach der Operation kann man wieder mit Vollbelastung aufstehen, bei mir dauerte es bis am nächsten Morgen, da ich spät aus dem OP kam und die Physiotherapeuten schon frei hatten.
Rasch wieder aktiv und mobil zu sein, ist das Ziel des Orthopädischen Spitals Speising. Das sogenannte „Rapid-Recovery“-Programm steht für „Frühremobilisation“. Dabei ist man als Patient aktiver Partner im Gesundheitsprozess. Wie ihr aus meinem oben beschriebenen Besuchsprogramm seht, arbeiten im Rahmen dieses Konzepts Orthopädinnen und Orthopäden, Anästhesist*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen, die Pflege sowie das Entlassungsmanagement mit eng abgestimmten Konzepten perfekt zusammen und beschäftigen und mobilisieren die Patienten.

Nachtrag zum Motorradfahren
In der Zwischenzeit habe ich zu Ostern, fast auf den Tag genau 4 Monate nach der OP, das Motorrad aus dem Winterquartier geholt und eine weitere Runde gemacht. Und was soll ich sagen, es macht Spaß. Das Auf- und Absteigen geht wieder ohne Probleme und Schmerzen, ich kann ohne Schwierigkeiten die Beine grätschen um über die Sitzbank zu kommen. Und genauso wichtig, das Stehenbleiben erfordert keine Planung und Konzentration mehr, um auf den Schmerz beim Hinunterstellen des linken Beines vorbereitet zu sein. Nur das Socken anziehen vorher ist noch immer etwas mühsam, aber das darf angeblich noch einige Zeit so sein.
9 Monate nach der Operation
Die letzten Monate habe ich relativ regelmäßig das Fitnesscenter besucht und dabei von der Hüfte die wenigsten Einschränkungen gehabt. Beim Zirkeltraining sind im Sommer 2 neue Stationen dazu gekommen, nämlich die Beingrätsche, einmal mit Drücken nach innen und das andere Mal nach außen, beides funktioniert ohne Beschwerden. Auch beim Socken anziehen ist eher der Bauch die Herausforderung, das Beugen des Gelenks ist kein Problem.
Außerdem bin ich insgesamt etwas mehr als 5000 Kilometer am Motorrad gesessen, alles ohne Einschränkungen und von der Herausforderung gab es alles von der schnellen Autobahn über kurvige Straßen bis zum Kopfsteinpflaster auf der Tremola (siehe Bericht dazu hier: Die Tremola als Höhepunkt) und einem Feldweg in Graubünden (hier zum Nachlesen: Viele Seen und noch mehr Kurven). Rund 1000 Kilometer am Fahrrad (zum Beispiel hier die Blogs zu: Von Villach bis Grado)
Anfang Oktober 2025, etwas mehr als 9 Monate nach der Operation, hatte ich die anschließende Untersuchung beim operierenden Facharzt. Die Röntgenbilder und der dazugehörige Befund versprachen nur das Beste, also war ich auf seine Meinung gespannt.


Das Gelenk ist sehr gut eingewachsen, sicher ist dabei ein Vorteil, dass bei mir kein Knochenzement nötig war. Umso erfreuter bin ich über die Zusammenfassung des Arztes:
„Dieses Gelenk haben sie ewig, hier passt alles perfekt. Eine weitere Nachuntersuchung ist nicht mehr notwendig, sie dürfen alles machen, was sie wollen!“
Na ja, Lindsay Vonn erwische ich trotzdem nicht…
