Denkanstöße zum Umgang mit Mensch und Umwelt in der größten Freiluft-Fotoausstellung Europas

Manchmal ist Netzwerken und Freundschaften pflegen nicht nur für jemanden selbst vorteilhaft, sondern auch für eine Stadt oder Region. Ein Beispiel dafür ist Professor Lois Lammerhuber, der mit Jaque Rocher, dem Sohn des Biokosmetikherstellers Yves Rocher befreundet ist, der als Bürgermeister von La Gacilly in der Bretagne im Jahr 2004 eine Freiluft-Fotoausstellung in seiner Stadt ins Leben rief.

2018 gelang es Lois Lammerhuber trotz einigem anfänglichen Gegenwind diese Open-Air-Galerie nach Baden bei Wien zu bringen. Mittlerweile ist dieses Veranstaltung aus dem Sommerprogramm der Stadt nicht mehr wegzudenken und hat die französische Mutterausstellung im Ausmaß bereits überholt. Auf 7 km in zwei verschiedenen Routen können sich die Besucher von Mitte Juni bis Mitte Oktober bei freiem Eintritt mit gut 1.500 Werken der weltbesten Fotografen auseinandersetzen.

Die bis 200 m2 großen Bilder werden immer im Jahr nach der Ausstellung in La Gacilly in Baden gezeigt. Ergänzt wird das in Baden um Fotoprojekte von Schulen, Fotografien der niederösterreichischen Berufsfotograf:innen und die Bilder der Gewinner des CEWE Fotowettbewerbs, verteilt auf die Plätze und Höfe der Badener Innenstadt und die Parks der Kurstadt. Die jährlich neuen Themen der Bilder drehen sich immer um Menschen, Umwelt, Nachhaltigkeit und unseren Umgang mit unserer Welt und Natur und regen durch ihre schiere mengen- und größenmässige Präsenz in der Stadt zum Nachdenken und auch zur Selbstreflexion an.

Heuer ist das Thema WELT.NATUR.ERBE und soll Denkanstöße geben, wie wir als Menschen einerseits miteinander und andererseits mit unserer Umwelt und Natur umgehen. Ich lasse hier lieber die Bilder sprechen, die ich mit meinem Handy „geknipst“ habe, ohne mit passenden oder unpassenden Texten davon ablenken zu wollen. Die Bilder sind auch bewußt nicht wie in der Ausstellung gereiht.

Wir sind wie viele andere von Anfang an mit dabei und besuchen die Fotogalerie jedes Jahr, meistens in 2 Tagen, ausgehend vom Besucherzentrum am Brusattiplatz, verbunden mit einem Frühstück oder zumindet einem Kaffee in einem der Kaffeehäuser und einer kleinen Fahrradtour von daheim über den Wr.Neustädter Kanal und durch die Weinberge.

Meist entdecken wir bei unserem Spaziergang das eine oder andere Motiv in der Stadt, die 2021 mit der Vereinigung Great Spa Towns of Europe als transnationale, serielle Welterbestätte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Elf Kurorte in sieben europäischen Ländern sind mit ihren historischen Kur- und Badeanlagen, Trink- und Wandelhallen, Promenaden, Parks, Lustgärten und Kurhotels Teil davon. Der Undine-Brunnen im Kurpark wurde erst am Tag vor unserem Besuch neu renoviert wieder in Betrieb genommen.

Auch für uns Motorradfahrer gibt es immer wieder Bilder, die auch uns zum Nachdenken anregen können.

Weil wir seit dem ersten Jahr dabei sind, möchte ich euch zum Abschluss noch für jedes Ausstellungsjahr das eine oder andere Motiv als Beispiel mitgeben und Lust auf mehr und die Ausstellung 2025 machen, die sich mit „Australien und jenseits davon“ beschäftigen wird.

2018: „I Love Africa“

2019: „Hymne an die Erde“

2020: „Niemals aufgeben“

©Lois Lammerhuber / Festival La Gacilly-Baden Photo 2020 Exhibition

2021: „Viva Latina!“

2022: „Nordwärts!“

2023: „Orient“

2024: „Welt.Natur.Erbe“

Links

https://festival-lagacilly-baden.photo/de
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Festival_La_Gacilly-Baden_Photo
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lois_Lammerhuber
https://edition.lammerhuber.at
https://noe.orf.at/stories/3266118/
https://www.bretagne-reisen.de/reiseziele/die-10-reiseziele/destination-broceliande/la-gacilly/
https://www.unesco.at/kultur/welterbe/unesco-welterbe-in-oesterreich/great-spa-towns-of-europe
https://www.niederoesterreich.at/weltkulturerbe-kurstadt-baden

Sizilien 9 Cefalù und die Liparischen Inseln

Grüne Landschaft und steile Küste

Nach einer Stunde Stau im Montagmorgenverkehr hinaus aus Palermo ist die Fahrt durch die grüne Landschaft mit Getreidefeldern und Olivenplantagen und später die kleine Küstenstraße entlang ein Erlebnis, das sich total von der von Folienhallen dominierten Südküste unterscheidet.

Cefalù darf man nicht übersehen

Auf dem Weg nach Milazzo darf man an Cefalù nicht vorbeifahren. Ein paar Kilometer Umweg sind es auf jeden Fall wert, um diese kleine Stadt für einige Stunden zu genießen. Wir haben den Parkplatz, der dem Stadtzentrum an nächsten liegt, angesteuert und wurden von der einladenden Küstenpromenade mit Cafés, Restaurants und Sandstrand empfangen.

Ein Cappuccino und ein Eisshake am Sandstrand stärkten uns für den Spaziergang durch die Stadt. Diese liegt malerisch in einer felsigen Bucht und die Gassen steigen langsam bis zum Piazza del Duomo mit der Kathedrale Santissimo Salvatore im normannisch-arabisch-byzantinischen Stil an.

Wir hatten Glück und konnten gerade noch in den Dom hinein, bevor er um 13 Uhr geschlossen wurde. Das Apsismosaik aus dem 12. Jahrhundert des Christus als Pantokrator dominiert die Kirche und strahlt in besonderer Farbenpracht. Die zwischen 1985 und 2002 entworfenen Fenster des Michele Canzoneri mit biblischen Motiven beeindrucken durch ihre Schlichtheit einerseits und die Farbenvielfalt andererseits. Leider lassen sie sich mit dem Handy nur schwer fotografieren.

Ebenfalls einen Blick wert ist das mittelalterliche Lavatoio Medievale Fiume Cefalino, ein Waschhaus mit originalen Waschbecken aus Naturstein und gußeisernen Wasserspeiern, das in dieser Art einzigartig ist. Es liegt etwas versteckt und kann im Vorbeigehen durch die geschäftigen Gassen leicht übersehen werden.

Mahnmal zum Umweltschutz

Am Eingang zur Altstadt erinnert ein Delfin aus blauen und weißen PET-Flaschen an die Plastikverschmutzung der Meere. Obwohl in Bezug auf alternative Energiegewinnung mit Windkraft und Photovoltaik auf Sizilien schon recht viel passiert, ist die Verschmutzung der Landschaft ein noch ungelöstes Problem. Schade, denn gerade diese Landschaft ist es, die neben Meer und Architektur die Gäste ins Land lockt.

Nette Filmaufnahmen

Gleich in der ersten Gasse sind wir zu Filmaufnahmen, wahrscheinlich für einen Werbespot, dazugekommen. Eine Vespa, ein feuriger Italiener, zwei Buben und eine schöne Frau, das alles in Blau-Weiß, waren die Protagonisten.

Weiter an der Küste

Wir fuhren die schmale Straße weiter, die sich der Küste entlang schlängelt, bevor wir den Rest der Strecke bis Milazzo auf der Autostrada A20 mit gefühlt hunderten recht finsteren Tunnels und vielen Brücken, fast alle mit Baustellen, verbrachten.

Am Fährhafen zu den äolischen/liparischen Inseln

Am späten Nachmittag fanden wir in Milazzo auf Anhieb und unser Hotel, direkt in Sichtweite zur Anlegestelle nach Lipari. Wie schon vorher war es wieder ein nettes Boutique-Hotel, das mit viel Liebe eingerichtet war.

Das Wetter versprach morgen schön zu werden, daher kauften wir wie geplant die Karten für die Fahrt mit der Fähre nach Lipari am nächstenTag.

Milazzo hat ausser der Fähre nicht wirklich viel zu bieten, auch nicht kulinarisch außerhalb der Saison, so landeten wir in einer kleinen Pizzeria im Ort, wo wir dann am zweiten Abend gerne nochmals hingingen, da die Pizzen wirklich hervorragend und der Chef des Hauses sehr nett waren.

Mit der Fähre nach Lipari

Am frühen Morgen brachte uns die Fähre, genauer gesagt das Tragflügelboot, bei glatter See ohne besondere Vorkommnisse mit Zwischenstopp auf Vulcano nach rund einer Stunde Fahrzeit nach Lipari. Der Rückweg am Abend war dann schon etwas anders, weil am späten Nachmittag der Wind aufkam und das Meer entsprechend unruhig mit ordentlichen Wellen war. Wir tauchten einerseits mit dem Bug so stark ein, daß das Wasser über das Boot schlug und es andererseits so hin und her schwankte, daß unsere Fenster fast an der Wasseroberfläche eintauchten. Mich störte es nicht besonders, meine Frau fand es aber nicht sehr lustig und war froh, als wir nach einer guten Stunde in Milazzo Porto wieder aussteigen konnten.

Lipari ist wirklich sehenswert

Ich hatte bereits am Vorabend für den Nachmittag ein Taxi für eine geführte Inselrundfahrt bestellt, daher erkundeten wir nach einem guten Cappuccino im Dachterrassen-Café am Hafen wie praktisch täglich zu Fuß den Hafen und die Stadt. Das erste Mal in diesem Urlaub war auch der Friedhof dabei, mit den typisch italienischen Grabstellen und Mausoleen. Weiter ging es durch die Fußgängerzone bis ich durch Zufall eine Gasse entdeckte, die nach Erzherzog Ludwig Salvator benannt war.

Ein forschender Erzherzog der Habsburger mit Wurzeln in Sizilien

Die Mutter des als Mittelmeerforscher bekannten Erzherzogs war Maria Antonia von Neapel-Sizilien. Neben vielen anderen Werken verfasste der Erzherzog auch eine sechsteilige Schriftenreihe über die Liparischen Inseln. Aufgrund der zahlreichen und detaillierten Informationen über die einzelnen Inseln und ihre Bewohner gilt Salvators Werk bis heute als die umfangreichste Dokumentation über die Inselgruppe.

Am Felsen hoch über der Stadt

Eine lange Stiege führt hinauf zur Basilica San Bartolomeo, die am höchsten Punkt der Stadt thront. Der Innenraum der Kirche des Schutzpatrons von Lipari, die bis ins 11.Jahrhundert zurückgeht, ist mit feinen Fresken verziert, sehr beeindruckend. Wenn man in den Garten auf der Rückseite der Kirche geht, hat man einen traumhaften Ausblick über die Stadt und die beiden Häfen. Neben der Kirche lädt das archäologische Museum zum Besuch ein, dafür war unsere Zeit aber zu knapp. Ein paar Schritte weiter fanden wir das Amphitheater, das 1976 einem antiken Theater nachgebaut wurde und für verschiedenste Veranstaltungen genutzt wird. Der Blick hinunter auf die Marina Corta mit der recht unscheinbaren Chiesa delle Anime del Purgatorio direkt am Hafen und der einige Stufen höher gelegenen Chiesa di S. Guiseppe ist grandios und den Weg wert.

Mittagessen an der Marina Corta

Eine Reihe von Restaurants lud zum Essen ein, im Ristorante Al Pescatore bekam meine Frau endlich die ersehnte Zuppa di Cozze, Muscheln in Tomatensauce, extra zubereitet, obwohl sie gar nicht auf der Karte standen. Auch mein zartes Filetto di Manzo mit Zitronensauce mit frittierten Kartoffelscheiben als Beilage verkürzte die Wartezeit bis zu unserer Rundtour. Glücklicherweise waren wir früh genug da und bekamen noch einen ruhigen Tisch und unser Essen, bevor eine größere Reisegruppe das Personal in Beschlag nahm.

Pünktlich um 14 Uhr holte uns unsere Fahrerin Nadia vom Servizio Taxi Gian.Si. vor der Säule des San Bartolomeo mit ihrem Taxibus ab. Sie erklärte uns die zweistündige Runde zu allen wichtigen Punkten der Insel, wir wurden von ihrer Begeisterung für ihre Heimatinsel auch angesteckt. Die Fahrt führte uns zuerst durch den einzigen Tunnel der Insel nach Canneto mit breiten Kieselstrand und einer Strandpromenade. In den Sommermonaten ist der Ort beliebt für einen Strandurlaub mit Blick auf Panarea und den Vulkan Stromboli, der eigentlich dauernd aktiv ist und in kurzen Abständen speit oder raucht. Wenn es wärmer wäre, würden feine Lavasandstrände am nördlichen Ortsende zum Baden einladen, derzeit ist es auch hier noch zu kalt dazu.

Der erste Halt war bei einer ehemaligen Bimstein-Fabrik. Der Bimstein-Abbau wurde eingestellt, da die Liparischen Inseln (Panarea, Stromboli, Vulcano, Alicudi, Filicudi, Lipari und Salina) 2002 auf Grund Ihrer Bedeutsamkeit für die fortdauernden weltweiten vulkanologischen Untersuchung zum UNESCO Welterbe erklärt wurden. Jede Medaille hat zwei Seiten, viele Liparier verloren dadurch ihren Arbeitsplatz, nur einige arbeiten heute für das Welterbe.

Acquacalda wurde nach ehemaligen heißen Quellen am Meeresboden benannt, die aber schon lange nach einem Vulkanausbruch versiegt sind. Die Insel Salina hat ihren Namen von einem natürlichen Salzsee, der bereits in der Antike zur Salzgewinnung genutzt wurde und heute noch durch seine Farbe besticht.

Die kleine Kirche Santuario della Madonna della Catena oberhalb von Quattropani ist nur über engste Gassen erreichbar, die Nadjas Fahrkünste eindrucksvoll zeigten.

Vom Parkplatz beim Osservatorio Geofisico di Lipari geleitete uns Nadia über einen schmalen Pfad bis zur Spitze der Landzunge. Wir waren überwältigt von dieser traumhaften Aussicht. Neben dem Blick über die Inselwelt erklärte sie uns dabei auch eine Reihe von Kräutern und Pflanzen, sogar eine wilde Iris fand sie zufällig, die normalerweise in diesem Teil der Insel gar nicht vorkommt.

Der Weg zurück führte uns noch durch Pianoconte, dem Heimatort unserer Fahrerin, wieder zur Marina Corta. Auch wenn es nicht ganz billig war, ist die Runde mit Nadia nur zu empfehlen, einen so engagierten Guide wie sie findet man sehr selten.

Bergfahrt mit Hindernissen

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Taormina, ich hatte dafür daheim bereits nach dem Vorschlag des Reiseführers mit dem Motorradnavi und der kurviger-App eine Route über die Berge auf der SS185 ausgearbeitet. Die extra kurvenreiche Straße wurde schlechter und schlechter, immer wieder und öfter durch Verengungen oder Bodenwellen wegen abgerutschter Fahrbahnteile unterbrochen, bis wir nach rund 30 Kilometern den Berg hinauf vor einem Durchfahrtsverbot standen.

Während wir mit Karte und Navi eine Alternativroute suchten, blieb ein älterer Herr mit seinem Fiat Panda stehen und erklärte uns auf Deutsch, dass es keine Alternative gäbe und wir zurück hinunter müssten und nur über die Autostrada nach Messina weiter nach Taormina kommen könnten. Wenn wir wahrscheinlich irgendwo ein italienisches Hinweisschild verstanden hätten, wären wir in diesen 2 Stunden Fahrzeit bereits an unserem nächsten Ziel in Taormina angekommen. Für das Motorrad wäre das eine tolle Strecke ohne die vielen Abbrüche der Fahrbahn, so aber hauptsächlich Zeitverlust.

Links

https://www.villatravellers.com/de/sizilien/sizilien-entdecken/cefalu
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Cefal%C3%B9
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Salvator_von_%C3%96sterreich-Toskana
https://www.ludwigsalvator.com/werke-liparische-inseln/
https://www.go-etna.de/unesco-welterbe-siziliens/liparische-inseln/
https://manzoni46.com/en/

https://www.taxilipari.it/ita-deutsch

Zum Weiterlesen

Sizilien 10 Im wahrsten Sinn des Wortes der Höhepunkt – der Ätna