Heute ist Sonntag, ich habe mich einmal ausgeschlafen und bin erst um ½ 10 zum Frühstück. Dann überwinde ich mich und arbeite mich nochmals durch das Pricing und alles seine Parameter, schließlich will ich die Prüfung am Freitag ja auch schaffen!
Um 12:30 muss ich dann wegfahren zum Capgemini Office, das ca. 30 km außerhalb im Nordosten vom Mumbai liegt. Wir fahren mit dem Taxi wieder an Lalbaugh Cha Raja vorbei, die Menschenschlange ist heute – ohne Übertreibung – kilometerlang, da hätte ich mich sicher nicht mehr angestellt!
Dann geht’s vorbei an relativ schönen Häusern (verglichen mit dem, was ich bisher in Mumbai gesehen habe) und dann wieder fast slumartigen Siedlungen, bis wir dann auf den Eastern Express Highway kommen. Hier gibt’s sogar markierte Fahrspuren und ganz wenig Verkehr, drum hält sich auch keiner an die Spuren und der nachkommende Fahrer hat wieder einen Grund zu hupen, sonst wäre es ja halb so spannend.
Bei meinem Taxi beträgt die Höchstgeschwindigkeit maximal 40 km/h, das hält den Fahrer aber nicht davon ab, auf der ganz rechten Spur (hier ist Linksverkehr!) zu fahren, was natürlich die Nachkommenden zum Hupen zwingt…
Endlich kommen wir in die Gegend von Vikhroli, das Godrej Memorial Hospital wird auch schon angekündigt, da muss ja dann auch der Godrej Industrial Complex nicht weit sein. Der Fahrer weiß jetzt nicht genau wo er hin soll und daher soll ich ihm es erklären. Ich versuche ihm klarzumachen, dass eigentlich er der Ortskundige sein sollte und nicht ich, bis er abbiegt und bei einem Tor einen Security fragt, der uns dann eine Ausfahrt zurückschickt. Richtig, da ist auch Capgemini auf der Tafel zu finden. Der Fahrer fährt in das Areal hinein, bis er wieder von einem Security gestoppt wird, der ihn zum Umdrehen zwingen will. Ich mache ihm klar, dass wir genau richtig sind und hier aussteigen will, er ist aber total fertig, anscheinend weil er mich nicht bis vor die Tür fahren kann. Dafür verlangt er dann 350 Rupies, das ist der höchste Betrag, den ich bis jetzt im Mumbai bezahlt habe.
Der Security bringt mich zum Wächterhäuschen, wo ich mich in eine Liste eintragen soll, und auf die Tafel hingewiesen werde, dass das Fotografieren verboten ist. Schade, denke ich mir später, ich hätte so gern die Kläranlage vor dem Eingang zu Capgemini 1 auf meinen Chip gebannt! Unser Mitbewerber, Accenture, ist auch ein paar Häuser vorher da, Sony hat auch ein Büro hier, das ganze Gelände wirkt aber mehr wie ein Schwerindustriekomplex als eine Software-Schmiede. In der Eingangshalle gibt es zwar die vertrauten Poster genau wie in Wien, aber sonst wirkt es trotzdem, schwer zu erklären, woran das zu erkennen ist, richtig indisch.
Der Security kann mit dem Namen Swapnil „XX“ – so heißt mein Kollege – überhaupt nichts an und weiß nicht was er mit mir machen soll. Ich will ihn gerade am Handy anrufen, da kommt er bei der Tür herein. Bevor wir weitergehen dürfen, wird noch die Seriennummer meines Notebooks in die Besucherliste eingetragen, damit ich kein neueres heraustrage.
Eine riesige Halle mit vielen Kojen zeigt sich nun, es ist schwer abzuschätzen, wie viele Menschen hier arbeiten. Swapnil führt mich durch und über eine Stiege in den 1.Stock wo es ein bisschen kleiner und übersichtlicher ist, zu seiner Koje, die wie alle anderen auch, mit 4 Arbeitsplätzen ausgestattet ist. Ich kann mich auf den Platz von Abdul setzen, wir starten unsere Notebooks und Swapnil lädt mich zu einem kleinen Rundgang und etwas zu trinken ein. Als Europäer ist es schwer vorstellbar, hier dauernd zu arbeiten, ich glaube ich würde einen Koller bekommen, dabei ist heute am Sonntag fast niemand da. Bin schon gespannt, wie das nächsten Montag wird.


Wir gehen dann die nächsten Stunden alle seine Fragen zum griechischen Demerger-Projekt durch, es ist wirklich gut, so zusammenzuarbeiten. Ich bespreche dann auch unsere Kommunikationsprobleme, die wir immer wieder haben, weil ich in Wien immer wieder das Gefühl habe, dass sie nicht auf meine Anfragen reagieren. Ich hoffe, dass wir das so auch einmal klären können. Aber zum Thema Kommunikation werde ich später nochmals etwas schreiben.


Swapnil macht mit seinem Auto, einem kleinen Hyundai, noch eine Runde und zeigt mir noch Mumbai 2, die beiden weiteren Gebäude (3+4) liegen auf der anderen Seite der angrenzenden Bahnlinie, da kommt man anscheinend nicht so einfach hinüber. Er bringt mich einige Kilometer bis zum nächsten Taxistandplatz, von wo ich dann wieder in die Stadt zurückfahren kann. Er hat mir auch noch erzählt, dass Accenture für einem Consultant von Capgemini bis zu 50% mehr Gehalt bezahlt, weil jeder weiß, dass die Ausbildung der Capgemini-Mitarbeiter über dem üblichen Niveau ist, dafür aber relativ schlecht gezahlt wird.
Zum Weiterlesen
10: Mumbai, 25.9.2007 – Das Ganesh Chaturthi ist zu Ende
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