Vorsicht ist am Motorrad nicht nur die Mutter der Porzellankiste

Gleich die erste kleine Motorradrunde zeigte auf, was so an Vorkommnissen möglich ist. So geballt kommt es Gott sei Dank nicht immer.

Die erste Ausfahrt von rund 120 km mit dem Motorrad am Karsamstag war genau genommen nur die Überstellung vom Winterquartier ins heimatliche Carport, daher freute ich mich schon auf eine richtige Ausfahrt.

Ich hatte einige Stunden und so startete ich wie fast jedes Jahr von Hernstein über den „Hart“ Richtung Piesting. Das ist nicht nur meine erste Teststrecke im Jahr, um zu sehen, ob die Haarnadelkurven und Serpentinen noch funktionieren.

Sie wird auch von diversen Motorredaktionen für Autotests und von der Crew von 1000PS immer wieder für Motorrad-Videos genutzt.

Schon auf den ersten 20 Kilometern kam fast alles vor, was in einem Motorradjahr so passieren kann. Den Beginn machte gleich ein Auto im Schritttempo, wo nicht klar war, bleibt es stehen, oder biegt es links oder rechts ab, ein typischer Fall, wo man erraten muß, was der Fahrer will und um dann den Zeitpunkt ohne Gegenverkehr sofort nutzen zu können.

Das nächste war ein Reh, das 100 Meter vor mir bei einer Walddurchfahrt über die Straße wechselte. Ein weiteres folgte dann aber doch nicht, wobei es hilfreich ist, daran zu denken, daß es doch so sein könnte.

Am Ortseingang von Piesting war dann eine Baustelle mit roter Ampel, was an sich nichts Besonderes ist. Nur hängt dort die Straße relativ stark nach rechts, was in ähnlichen Situationen in den letzten Jahren wegen meiner kaputten linken Hüfte etwas Planung erforderte, damit ich nicht das volle Gewicht auf den linken Fuß bekam. Nun ist das mit dem neuen Hüftgelenk kein Problem mehr, einfach den linken bergseitigen Fuß runterstellen ohne Schmerz, das Leben kann schön und einfach sein! Den rechten Fuß zuerst hinunter zu stellen, wäre fatal, der geht in so einer Situation in Leere, dabei sind schon manche umgefallen.

Dann fuhr ich auf der kurvenreichen Bundesstraße mit viel Gegenverkehr bald auf eine lange Autokolonne hinter einem LKW-Zug auf, der trotz seines extrem geringen Tempos von den Autos nur sehr schwer zu überholen war. Hier habe ich mir sicher bei den Autofahrern nicht nur Freunde gemacht, wenn ich mich beim nach vorne Hüpfen hineingezwängt habe, aber es klappte dann doch und ich war noch vor der nächsten Ortstafel vor dem LKW.

Dann freute ich mich schon auf die schmale enge Straße über die Haselrast, die zwischen Gutenstein und Rohr am Gebirge landschaftlich wunderschön eingebettet ist. Ich stellte aber im steileren Teil rasch fest, daß noch recht viel Sand auf dem Asphalt lag, was ja mit etwas Gefühl mit einem immer wieder zuckenden Hinterrad zu bewältigen ist. Wenn aber das Vorderrad in den Kurven dabei ein Eigenleben entwickeln will, zwingt es doch zu langsamerer Fahrweise. Das haben zwei entgegenkommende Kollegen anscheinend bei der Talfahrt noch mehr gespürt.

Und dann dachte ich, einige Ölflecken an einer weiteren Baustelle wären dann nur mehr die letze Draufgabe, bis ein Kleinbus in einer nicht einsehbaren Rechtskurve zu einem Drittel über der Mittellinie daher kam und die Regel, speziell an unübersichtlichen Stellen möglichst in der rechten Hälfte des eigenen Fahrstreifens zu bleiben, wieder unter Beweis stellte.

Fazit

Schön war es trotzdem und Spaß haben die rund 145 Kilometer dieser Runde (hier in Kurviger) auch gemacht, die nach einem kleinen Abstecher über die Höllentalstraße durch Schwarzau noch durchs Klostertal zurück nach Gutenstein, den Ascher und entlang der Hohen Wand über Stollhof und Dreistetten vorbei an der Ruine Starhemberg wieder ins Piestingtal und in der anderen Richtung über den Hart nach Hause führte.

Und doch: Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern auch die Versicherung eines Biker-Lebens. Wir müssen immer die Chance haben, die Fehler der anderen Verkehrsteilnehmer zu korrigieren und rechtzeitig darauf zu reagieren. Ich habe darum speziell am Motorrad für mich beschlossen, lieber einmal zu oft den Vertrauensgrundsatz nicht anzuwenden.

Auch das Lesen des Fahrbahnbelages vor uns hilft, genauso wie ein regelmäßiger Blick links und rechts neben die Straße, Gefahrensituationen zu begegnen, weil sie uns nicht mehr so leicht überraschen.

ÖAMTC Aktiv Training

Auch wenn die Haarnadelkurven schon wieder fast so gut funktionieren, wie sie sollen habe ich mich nach einigen Jahren wieder einmal zum Motorrad-Aktiv-Training beim ÖAMTC angemeldet und mit viel Spaß und manchem Aha-Erlebnis am 1.Mai am Fahrtechnikzentrum Teesdorf absolviert. Unser Instruktor Philipp hat uns dabei mit viel Engagement wieder zu aufmerksamen, die eigenen Grenzen erkennenden Bikern erzogen, die viele Situationen mit der wieder aufgefrischten Fahrtechnik besser meisten sollten. Daß wir am Schluss die neuesten Honda-Modelle testen konnten, war eine schöne Draufgabe.