Der Schilling oder auch Alpendollar entstand
Nach dem Ersten Weltkrieg führte die schlechte Wirtschaftslage zu einer steigenden Arbeitslosigkeit und die hohe Inflation zu Preiserhöhungen für Lebensmittel, Kohle, Kleidung und vielem mehr. Durch Staatskredite nahm die in Umlauf gebrachte Geldmenge in Österreich zu. Das führte zur bereits im letzten Blogeintrag beschriebenen Geldentwertung und machte eine neue Geldpolitik notwendig.
Stabilität bildete – nach den Erfahrungen der Hyperinflation und des Währungszusammenbruchs – das oberste Prinzip der österreichischen Wirtschaftspolitik.
Die Währungsreform 1924/25
Bundeskanzler Ignaz Seipel gelang es in den sogenannten Genfer Protokollen, mit den Vertretern Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und der Tschechoslowakei eine Völkerbundanleihe in der Höhe von 650 Millionen Goldkronen für eine – wenn auch an zahlreiche schmerzhafte Bedingungen geknüpfte – Sanierung auszuhandeln.

Die Einführung der Schillingwährung wurde zu einem äußeren Symbol der beginnenden wirtschaftlichen Stabilisierung des Landes.
Der Schilling wurde geboren
Am 1. Jänner 1925 trat das Schillingrechnungsgesetz in Kraft und ab dem 1. März 1925 konnte die alte Krone im Verhältnis 10.000 zu 1 in den Schilling umgewechselt werden. Er entwickelte sich zu einer der stabilsten Währungen Europas und wurde bald im Volksmund als „Alpendollar“ bezeichnet.

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Aufnahmedatum: 19.03.2025
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Zur Erreichung dieser Stabilität setzte man auf eine Verminderung umlaufender Geldmengen sowie auf eine strikte und weitreichende Sparpolitik (unter anderem eine Bedingung der Genfer Protokolle von 1922). Dabei kamen die Investitionen zu kurz und immer mehr Menschen waren von Arbeitslosigkeit betroffen. Der leichte Aufschwung war aber nur kurz. So wurde die österreichische Bevölkerung von der Weltwirtschaftskrise ab 1929 besonders hart getroffen.
Ab 1930 schnellte die Arbeitslosigkeit von 10% auf 23% hoch und 1933 war jeder dritte ohne Arbeit. Diese Massenarbeitslosigkeit führte zu Radikalisierung und Resignation, die auch den Boden für Bürgerkrieg und für den autoritären Ständestaat ebnete. Protektionismus sollte die Wirtschaft retten und die Arbeitslosigkeit senken, was aber nur sehr mäßig gelang, sie lag aber 1937 noch immer bei 22%.
Leider macht sich aktuell im Jahr 2025 in vielen Ländern der Protektionismus ebenfalls wieder breit, sei es durch Zollschranken oder rasch geschlossene bilaterale Abkommen. Das hat leider schon in den 1930ern nicht funktioniert und so werden auch heute damit eher Wachtumshemmnisse aufgebaut, was sich wieder negativ auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
Der Schilling hatte zwar das Geldwesen in Österreich stabilisiert, konnte aber die wirtschaftlichen Probleme nicht lösen. Ein Monat nach dem Anschluß an Nazi-Deutschland März 1938 war auch der Schilling vorerst Geschichte.
