Goa 2 – 29.9.2007

Dieser Blog handelt vom Sightseeing vom katholischen Nationalheiligen zu Hindu-Mandirs, Wasserbüffeln, Shishas und einer Disco mit DJ Ötzi in Goa!

Das Frühstück ist ok, mir hängen zwar die täglichen Cornflakes schon zum Hals heraus, aber andererseits vertrage ich die indischen Gewürze auf nüchternen Magen nicht, wenn ich sie auch sonst noch immer gern esse. Aber auf Schwarzbrot mit Butter und Honig oder ein Schnitzel freu ich mich trotzdem!

Jetzt steht eine Ortserkundung an, außerdem brauche ich ein ATM-Office, das Geld wird schon wieder zu wenig, aber zu viel will ich andererseits auch nicht mehr abheben. Irrsinnig viel Verkehr auf der Dorfstrasse, wie in jedem Fremdenverkehrsort, aber viel chaotischer und lauter durch das ständige Hupen, das hier nicht weniger ist als in Mumbai. Ich entdecke am Hauptplatz einen Hindi-Mandir mit einem schönen Turm davor, so wie ich das in Hyderabad oder Mumbai noch nicht gesehen habe, die haben anscheinend auch ihr Lokalkolorit. Dann gehe ich wieder Richtung Strand und engagiere den ersten Taxifahrer der nicht total penetrant ist für meine Sightseeingtour zu den Kirchen. Wir machen einmal 3 Stunden für 800 Rupies aus, das ist ein fairer Preis hier.

Wir fahren mit seinem Kleinbus aus dem Dorf hinaus, hier muss ich manchmal auch mitbremsen, die Geschwindigkeiten sind höher und es ist trotzdem alles wahnsinnig knapp. Auf einmal bremst der Fahre abrupt, ein kleiner Junge wäre uns fast hineingelaufen, sein Kopf war nur mehr wenige Zentimeter vom Außenspiegel entfernt. Wir sind beide ziemlich fertig und Santiago – so heißt der Fahrer – fährt nun etwas langsamer.

Die Landschaft ist interessant, Palmenwälder, viele Teiche und Seen, Reisfelder und wie ich erst später draufkomme, überall die Sträucher, die die Cashewnüsse tragen. Ich darf nicht vergessen, auch welche zu besorgen, für daheim. Teilweise sind die Strassen schön, aber dann  wieder ärger als unsere schlechtesten Feldwege. Das sind die Gegensätze, überall stehen die Menschen herum und telefonieren mit dem Handy, das passt für unsere Augen nicht zusammen. Santiago möchte mit mir mit der Fähre nach Panaj, der Hauptstadt Goas, hinüberfahren, aber da müssten wir eine halbe Stunde warten. Also nehmen wir die Brücke über den Mandovi-River, das ist genauso schön.

Dann erreichen wir Old Goa, wo wir vor der Kirche Basílica do Bom Jesus des St.Francis Xavier (Hl.Franz Xaver) anhalten. Dieser Nationalheilige – ein Portugiese hat den Katholizismus nach Goa gebracht und sein Leichnam ist in der Kirche zu bewundern. Kaum haben wir angehalten sind schon die ersten Frauen da, und innerhalb von Sekunden hab ich schon Kerzen und Blumenkränze gekauft. Die Kirche mit ihren goldenen Altären, die noch prunkvoller als unsere Barockaltäre wirken, ist sehr beeindruckend und im rechten Seitenaltar ist der Sarkophag von St.Francis Xavier integriert. Irgendwie schwer zu verstehen, warum er so verehrt wird, er war, so wie ich erfahren konnte, nicht gerade zimperlich mit den Methoden seiner Christianisierung.

In Goa leben je rund 40% Katholiken und Hindi, der Rest sind Moslems und kleinere Religionen. Aber auch hier – genauso wie in Mumbai scheint das Verhältnis zu den Moslems nicht ganz friktionsfrei zu sein. In Mumbai gibt es aber speziell bei jungen Leuten aller Religionen Bestrebungen, die Religion im täglichen Zusammenleben hintanzustellen. Es ist zu hoffen, dass das auch so Realität wird.

Gegenüber der St.Francis Kathedrale ist der ehemalige Bischofssitz von Goa, der heute eine Galerie mit modernen christlichen Bildern und vielen Statuen aus der portugiesischen Kolonialzeit. Die Kirche ist Franz von Assisi geweiht und hat an die 10 Seitenaltäre, auch wieder prunkvollst mit sehr viel Gold.

Mein Fahrer schlägt vor, noch einen Hindutempel anzusehen und wir fahren Richtung Mangueshi-Tempel. Unterwegs eine lange Straßenbaustelle, wir fahren über rote Schotterpisten. Auf einmal entdecke ich am Straßenrand einen Wassertümpel, in dem es sich einige Wasserbüffel bequem gemacht haben. Die Zufahrt zum Tempel geht wieder durch eine Gasse mit Verkaufsständen, das ist anscheinend religionsunabhängig. Ich kaufe natürlich wieder einen Blumenkranz zum Opfern, hier sind die Frauen bei weitem nicht so aufdringlich.

Dieser Tempel ist genauso wie uns wir in Europa ein hinduistisches Gebetshaus vorstellen. Ein dunkelgrüner viereckiger Teich davor, ein roter Vorbau und eine Stiege zum Hinaufgehen mit einem schönen Tor. Im Innenbereich ist ein riesiger Hof mit einem wunderschönen Tempel in der Mitte und davor auch wieder ein schöner rosaroter Turm. Ich schließe mich den Menschen, die sich segnen lassen wollen an und gebe ebenfalls meinen Blumenkranz ab. Auf die Segnung verzichte ich, nicht nur aus Glaubensgründen, sondern mehr aus hygienischen Gründen, weil man muss das Wasser das man in die Hand geträufelt bekommt, trinken, sonst wirkt es nicht. Und ich möchte die Wirkung auf meinen Verdauungstrakt nicht wirklich wissen!

Beim Hinausgehen werde ich von einem Mönch in rotem Schurz und nackten Oberkörper mit einer riesigen Narbe auf der Brust angesprochen. Er erklärt mir ungefragt den Tempel und wird für mich beten, damit ich für die nächsten 15 Jahre nur mehr Glück habe. Bin gespannt was er dafür will, bin ja schon etwas gebrannt vom Moscheebesuch in Hyderabad. Also muss ich das noch ausnutzen und mir noch mehr zeigen lassen. Er bringt mich zu einem Seitentrakt wo, die Fahrzeuge für die Umzüge stehen, dort stehen ein bunt bemalter Elefant und ein riesiger Prunkwagen aus Holz, dessen Räder rund 2m Durchmesser haben. Dahinter ist ein weiterer Wagen, der nur um ein Drittel kleiner ist. Mein Mönch lässt sich auch fotografieren und mach auch ein Foto von mir. Dann hält er die Hand auf und ist nach 200 Rupies zufrieden, im Vergleich zu Santiago hat er sich sein Geld leicht verdient!

In der Touristenkarte habe ich einen Wasserfall entdeckt und frage ob wir den auch ansehen könnten. Santiago erklärt mir, dass der jetzt wegen der Regenfälle zu groß sei. Aber er kennt noch einen Zweiten, der ohne zu großen Umweg zu erreichen ist. Der Weg dorthin geht etwas mehr in die Hügel des Hinterlandes über steile Straßen, manchmal liegen auch die Kühe mitten auf der Straße, wir schlängeln uns durch.

Genauso faszinierend ist, dass die wild lebenden Hunde auf der Strasse liegen und normalerweise nicht überfahren werden. Nur manchmal gibt es böse Stürze von Motorradfahrern, die zu wenig acht geben. Da gibt es noch eine weitere Falle. An allen Stellen, die langsamer zu befahren sind, gibt es, obwohl der generelle Straßenzustand sowieso katastrophal ist, sogenannte „Speedbreaker“ die so hoch sind, dass man nur im Schritttempo drüber fahren kann. Manchmal sind sie angekündigt, meistens entdeckt man sie im letzten Moment. Das kann dann am Moped peinlich werden.

Wir kommen an einer Kirche vorbei, wo anscheinend gerade die Braut Fotos mit ihren Brautjungfern macht und ich ersuche Santiago, stehenzu bleiben, damit ich sie auch fotografieren kann. Sie freuen sich anscheinend sehr, daß sich ein Europäer für sie interessiert.

Nach einer guten halben Stunde sind wir angekommen, beim Wasserfall gibt es einen Tempel, der den Schlangengöttern geweiht ist, da muss ich nicht wirklich hinein. Der Wasserfall selbst führt derzeit so viel Wasser, dass man gar nicht bis an das Geländer heran kann, ohne bis auf die Haut nass zu werden. Er geht sofort in einen kleinen Fluss, dessen Wasser nicht schmutzig, sondern von der roten Erde braun gefärbt ist, über. Ich erinnere mich an den Wasserfall mitten im Wald im Maltatal, so stellt man sich einen einsamen europäischen Wasserfall vor, der hier ist schon knapp an unseren Vorstellungen, wie so etwas im Regenwald aussieht.

Dann geht’s wieder zurück nach Calangute, unsere Runde hat dann doch 5 Stunden gedauert. Ich bestelle Santiago aber auch gleich für morgen, er soll mir noch einige Strände zeigen und mich dann zum Flughafen bringen.

Eine kalte Dusche (nicht weil ich es will, das Wasser wird einfach nicht warm) macht mich wieder fit und ich bin wieder unterwegs, lasse mir verschiedenste Souvenirs aufschwatzen. habe sicher zu teuer gekauft, aber das ist das Los der ausländischen Touristen. Am Strand werde ich auch von verschiedenen Verkäufern angequatscht, ich bleibe standhaft, bis ein junges Mädchen mit Charme und ohne wirklich aufdringlich zu sein (zumindest im Vergleich zu allen Anderen) mich doch weich bekommt und ich ihr einige Armbänder abkaufe. Dafür mach ich aber auch noch ein Foto von ihr und ihrer Mutter, sie freut sich drüber. Wie ich es mir gedacht habe, werde ich dann weiter von einem anderen Verkäufer verfolgt, auch ihm kauf ich dann doch noch was ab.

Aber das reicht mir jetzt, ich wandere weiter und hab dann doch Ruhe, irgendwie funktioniert die Kommunikation innerhalb dieser Art Mafia ziemlich rasch. Ich genieße den Strandspaziergang, bis es dunkel wird, auch wenn das allein nur halb so viel Spaß macht und der Kopf durch die Erlebnisse mit den Strandhändlern nicht wirklich frei wird. Am Rückweg setze ich mich dann wieder an die Strandbar mit den Shishas.  Zuerst esse ich noch eine Kleinigkeit, dann bestelle ich mir auch eine Wasserpfeife. Ich bin gespannt, wie es mir ergeht, nachdem ich nichts mehr rauche und die letzte Wasserpfeife auch schon an die 10 Jahre her ist.

Aber ich fühle mich gut dabei, es schmeckt und ich hab keine Probleme, so hab ich mir das vorgestellt. Es ist ja fast kitschig, Goa, Sandstrand, ein Bier, Sonnenuntergang und die Zehen im Sand! Es wird rasch stockfinster, heute ohne Regen, da kommt ein Feuerkünstler und schleudert seine Feuerbälle, das  wirkt hier am Strand. Nachdem die Glut für die Pfeife zweimal gewechselt wurde, ist sie nun nach einer Stunde wirklich aus und ich mach mich wieder auf den Weg. Heute ist auch eine Herde Kühe am Strand, wirkt für Europäer sehr eigenartig!

Nachdem es mir gestern so geschmeckt hat, gehe ich wieder in das gleiche Restaurant, so wirklich viele sehr Vertrauen erweckende gibt’s ja doch nicht. Die gemischte Meeresfrüchteplatte ist dann wirklich ein Genuss, und das heißt etwas bei jemandem, der bei Fisch eher reserviert ist. Der Preis ist aber für indische Verhältnisse heavy.

Es ist noch nicht allzu spät, ich gehe wieder Richtung Strand, dort scheint es heute eine Disco auch zu geben, das sehe ich mir an. In einem riesigen Restaurant gibt es in der hinteren Ecke eine Tanzfläche, die gesteckt voll ist. Kaum bin ich drin, traue ich meinen Ohren nicht, der nächste Song ist „Hey Baby“ von DJ Ötzi, und alle scheinen es zu kennen! Nach einer Weile ist es vorbei mit der Disco, dafür kommt eine sehr hübsche junge Inderin mit Livegesang von verschiedenen westlichen Hits, die Gäste sind begeistert. In der Zwischenzeit hat es wieder zu schütten begonnen, ich aber halbwegs trocken zurück.

Nachdem sie zu singen aufgehört hat, geh ich auch ins Hotel, es ist eh schon Mitternacht vorbei und es tröpfelt nur mehr ganz leicht. Gleich nach dem Ausgang versperren einige Hausschweine den Weg, die sich hier ihr Nachtmahl suchen. Kaum bin ich dann nach 10 Minuten im Zimmer, schüttet es wieder los, wie wenn man Kübel ausleert. Ich bin froh, drinnen zu sein!

Zum Weiterlesen

Goa 3 – 30.9.2007 – Der letzte Tag


 

In der Südsteiermark

Das verlängerte Wochenende hat uns für einige Tage ins Hotel Mahorko an der südsteirischen Weinstraße geführt. Ein bisschen aktiv sein mit dem E-Bike, ein bisschen Wellness, Kulturgenuss der besonderen Art und natürlich Kulinarik stehen am Programm.

Vom Weingut zum Wellness- und Kulinarik-Hotel

Mir ist das Mahorko von einem Event unseres SAP-Teams bei Capgemini vor rund 15 Jahren noch in guter Erinnerung. Der Blick von der Terasse über die Weinberge Richtung Slowenien ist unvergesslich, die Umgebung lädt zu Erkundungen ein und der Wein war damals schon exzellent.
Heute kommt noch ein geheizter Infiniti-Pool dazu, der das Landschaftserlebnis noch toppt. Die Terrasse wurde ebenfalls vergrößert und um eine im wahrsten Sinn des Wortes herausragende Weinbar erweitert.

Vorbei an den Wasserbüffeln zum höchstgelegenen Weingut

Für einen eher unsportlichen Pensionisten wie mich und auch meine Frau wäre es unvorstellbar, dieses sehr hügelige Gegend mit einem „normalen“ Fahrrad zu erkunden. Die elektrische Unterstützung ist aber immer nur so stark, wie man selbst will, sodaß man etwas spürt und treten muß man ja sowieso selber, auch wenn das klassische Radler meist naserümpfend nicht glauben wollen, bis sie es selbst einmal versucht haben.

So aber macht es mir und meiner Frau noch viel mehr Spaß, die gar nicht geringen Steigungen hinauf und hinunter zu radeln. Direkt neben dem Hotel führt die alte Weinstraße ins Tal Richtung slowenische Grenze. Bald an der Strecke liegt die riesige Koppel der Wasserbüffel unserer Gastgeber. Nachdem ich erst einmal Wasserbüffel in Natura vor Jahren im indischen Goa erlebt habe, ist es schon eine Freude zu sehen, wie wohl sich diese Tiere auch im südsteirischen Hügelland fühlen können.

Beim slowenischen Grenzübergang und an schön renovierten Kapellen und Bildstöcken mit traumhaften Aussichten vorbei landen wir am höchstgelegenen Weingut Österreichs auf rund 700m, dem Gut Moser. Vor mehr als zehn Jahren waren wir hier mit meinem damaligen Motorrad, einer Honda Varadero und wenn mir da jemand gesagt hätte, dass ich in der Pension mit dem Fahrrad über diese kleinen kurvigen Bergstrassen herkommen würde, hätte ich ihn ausgelacht. So aber ist es einfach ein Erlebnis und viel Freude dabei.

Jause am Holzbrett und Frizzante zum Verkosten

Da zum Abendessen im Mahorko bereits ein Wasserbüffel-Steak wartet, stillen wir unseren kleinen Hunger mit einer exzellenten Hauswurst, einem Stück Stollenkäse aus dem Almenland und einem aufgebackenen Hausbrot zum Hineinknien, wie wir umgangssprachlich sagen. Auch wenn der Wein noch in bester Erinnerung ist (nein, auch damals nicht beim Motorrad fahren,  sondern der wurde erst zuhause wirklich genossen), trinken wir dazu einen Trauben-Apfelsaft, zu einer kleinen Kostprobe des ausgezeichneten Frizzante auf Einladung des Hausherren können wir aber doch nicht Nein sagen.

Serpentinen, Wald und unendlich weite Aussicht

Dann geht’s über die schmale kurvige Straße hinunter bis Leutschach und Schloßberg, von wo wir wieder steil durch den Wald hinauf und über einige Hügel zurück zum Hotel radeln.

Die Runde könnt ihr in Komoot nachsehen: https://www.komoot.de/tour/1566631166?ref=aso

Der Tag klingt mit einem vorzüglichen Abendessen aus

Nach einem kurzen Bad im Pool und einem Saunabesuch mit Ausblick wartet bereits das Abendessen. Das Wasserbüffel-Steak ist butterweich und zart, erinnert entfernt an junges Wild und harmoniert mit den Rosmarinkartoffeln und dem leicht asiatisch angehauchten Gemüse. Ein Glas Wein aus dem eigenen Weingut komplettiert den wunderschönen ersten Tag an der südsteirischen Weinstraße.

Auf einen Kaffee durch die Auen nach Mureck

Der Sonnenaufgang am Freitagmorgen beginnt idyllisch mit Vogelgezwitscher und dem Wettstreit aller Hähne zwischen Gamlitz und Laibach und verspricht wettertechnisch Sonne und blauen Himmel.

Nachdem wir im Vorjahr während unseres Kurzurlaubs in Straden bereits das Teilstück des Murradwegs von der Schiffsmühle in Mureck nach Bad Radkersburg und retour gefahren sind, haben wir diesmal die Strecke von Ehrenhausen nach Mureck in unserem Programm.

Wir starten am Bahnhof von Ehrenhausen, überqueren die Bahn und die Mur und sind schon am Radweg R2 / Eurovelo 9, der bei uns daheim als Thermenradweg entlang des Wr.Neustädter Kanals verläuft und hier noch direkt den Fluss entlang führt. Innerhalb kurzer Zeit durch den blühenden Auwald sind wir bereits nach einem Kraftwerk, das hier die Wassermassen der Mur nützt, bei der  Bahnunterführung in Spielfeld und bald darauf unter der Autobahn A9 durch.

Idylle mit Erinnerungen an die 60er des vorigen Jahrhunderts

Nach einer ehemaligen Wehr, bei dem man an den braunen Wassermassen erkennt, dass es in der Obersteiermark mehr geregnet haben muss, sind wir schon an einer verfallenen aber nicht verlassenen Mühle, die etwas abseits des Radwegs liegt, angelangt. Die beiden Dörfchen Oberschwarza und Unterschwarza erfreuen uns radfahrende Touristen mit fast schon kitschiger sehr gepflegter Idylle. Ein noch zumindest von außen originales Tiefkühlhaus weckt Kindheitserinnerungen, als die Tiefkühltruhe noch nicht selbstverständlich in jedem Haushalt war. Auch zwei hölzerne Wiegehäuschen, wo wahrscheinlich die Getreidesäcke der Bauern gewogen wurden, sind noch liebevoll erhalten.

Abwechslungsreiche Natura 2000-Landschaft und Rollfähre

Der Radweg führt nun abwechselnd vorbei an frisch ausgesäten Äckern, wo schon die ersten zarten Triebe erkennbar sind, und durch kühle Auwälder. Immer wieder laden Buschenschanken und Labestationen zu einem gemütlichen Halt ein, wir sind aber noch satt vom ausgiebigen Frühstück und fahren weiter.

In der Nähe von Weitersfeld befindet sich eine Fähre über die Mur, die gerade von einigen Radfahrern genutzt wird, um auf das slowenische Ufer zu gelangen. Wir fahren weiter über Felder und Auen und erreichen Mureck, wo uns am Ortsanfang der mit dem Holzbaupreis ausgezeichnete Kindergarten besonders auffällt. Vor lauter Schauen habe ich aber leider aufs Fotofgrafieren vergessen.

Gemütliche Schanigärten laden ein

Im Ortszentrum lädt der Schanigarten des Café Oswald mit dem freundlichen Chef ein, wo wir gemütlich unseren Cappuccino in der warmen Sonne genießen. Im Murkostladen kaufen wir noch Minimuscheln aus einer Teigwarenerzeugung in Mureck, die unsere Enkelsöhne so gern in der Suppe haben. Eine gerade ankommende Motorradgruppe aus Oberösterreich weckt schon die Vorfreude auf meine Tour in den Schwarzwald in gut zwei Wochen.

Rückweg mit Riesenbroten zum Abschluss

Wir fahren auch heuer bei der Schiffsmühle vorbei, das Foto ist aber von unserem letzten Besuch im Vorjahr, weil heuer einfach zu viele Leute dort sind, und dann geht’s durch den Auwald wieder auf den markierten Radweg zurück und weiter flussaufwärts. Kurz vor Spielfeld wollen wir den kleinen Hunger stillen und gönnen uns bei einer idyllischen Labestation mit Hase und Enten als Radlerjause ein belegtes und ein Verhackerts-Brot. Den flüssigen Radler, natürlich auch aus der Steiermark, habe ich nicht fotografiert, der ist ja eh Allgemeingut. Satter als geplant geht es dann zurück zu unserem Auto in Ehrenhausen.

Unsere Route ist eigentlich einfach, da sie praktisch nur dem R2/Eurovelo 9 folgt, aber der Vollständigkeit halber könnt ihr sie hier sehen:
https://www.komoot.de/tour/1569597440?ref=aso

Buschenschank mit optischer und geschmacklicher Überraschung

Ein Bad im Infiniti-Pool und ein Saunabesuch mit einem Bad an der Sonne, bis sie hinter dem Hügel verschwindet und es kühler wird, dürfen heute auch nicht fehlen. Wir wollen auch zum Abendessen deftiger weitermachen und besuchen eine wunderschöne Buschenschank, das Weingut Tschermonegg, wo wir gestern mit dem Rad vorbeigekommen sind. Wir bekommen noch den letzten Sonnenplatz auf der Terrasse und bestellen zu unseren vorzüglichen Weißweinen ein Hirschcarpaccio mit Spargel und Steirer-Tapas mit Käferbohnensalat. Für’s Auge lasse ich die Bilder sprechen, den köstlichen Geschmack muß ich euch leider vorenthalten.
Den Abschluss macht eine Germstraube, die noch flaumiger ist als die geschmacklich ähnlichen Bauernkrapfen, mit einem Glas Frizzante.

Ausgefülltes Samstagsprogramm

Heute wird die Radtour etwas kürzer, weil wir am Nachmittag noch eine Weinverkostung machen wollen und am Abend noch in Graz die chinesische Show Shen Yun besuchen werden.

Gleich nach dem Frühstück geht es los, wir wollen die Kreuzbergwarte besuchen. Die Navigation von Komoot will uns gleich nach gut einem Kilometer durch einen abgesperrten privaten Weingarten leiten, da schadet es nicht auch noch selbst ein bisschen die Orientierung und Richtung zu behalten und den Hügel von der anderen Seite zu umfahren. Die Foto-Hotspots, ob markiert oder nicht markiert, häufen sich, die Aussicht links und rechts ist einfach genial. Wir erreichen bald die Kreuzung mit der Bundesstraße am Karnerberg, wo ich mich daran erinnere, daß wir hier vor Jahren auch mit dem Motorrad Halt gemacht haben. Es geht noch ein paar Kilometer rauf und runter und am Ende rauf, bis die Warte, ein 30 Meter hoher Aussichtsturm aus Holz und Stahl vor uns auftaucht. Da das Wetter sehr klar ist, kann man im Nordwesten sogar den schneebedeckten Hochschwab erkennen (wenn man durch die Tafeln am Turm geführt wird) und im Süden in die Berge Sloweniens.

Dann fahren wir den gleichen Weg zurück, bis meine Frau noch eine Straße entdeckt, die wir zumindest noch ein Stück rauf und runter erkunden. Leider führt sie eher weg von unserem Hotel und es gibt auch keine Möglichkeit in vernünftiger Zeit eine Strecke weiter dorthin zu finden. Wir drehen daher um und stärken uns dann noch kurz in der genialen Osteria Marco Del Vecchio mitten in den Weinbergen mit einem Espresso, bevor wir wieder zum Hotel zurückkehren. Wie meist hat Komoot die Strecke protokolliert:

https://www.komoot.de/tour/1572321732?ref=aso

Südsteirische Genüsse

Da es erst kurz nach 12 Uhr ist, rufen noch Pool und Sonnenliegen, bevor wir hungrig werden und nach Spargelsuppe und Backhendlsalat die Weine verkosten. Da wir beide eher genießende Weintrinker als Weinkenner sind, gebe ich hier keine Kommentare oder Empfehlungen ab, ich habe aber trotzdem zwei Sorten gefunden, die mit nach Hause kommen.

Farbenfroher chinesischer Tanz mit coolen digitalen Effekten, aber leider mit Sektenhintergrund

Am Abend ist ein spezieller Genuss in der Grazer Oper angesagt: Shen Yun, ein Ensemble aus New York tritt nach Salzburg nur noch in Graz auf. Zufällig entdeckt, daß das genau während unseres Kurzurlaubs in der Südsteiermark stattfindet und wir daher nicht sehr weit dafür fahren müssen.

Es zeigt chinesische Volkstänze und Tänze nationaler Minderheiten Chinas. 5000 Jahre Geschichte werden mit den typisch akropatischen Tänzen von der Musik des Orchesters begleitet, das westliche und chinesische Instrumente gemeinsam verwendet, damit es auch für westliche Ohren genießbar ist. Die Shen-Yun-Website übersetzt den Begriff „Shen Yun“ als „die Schönheit tanzender himmlischer Wesen“.

Was aber auch gesagt werden soll: Wenn man während der Aufführung einige Texte mit sehr fortschrittsverweigernden Aussagen liest und hört, erkennt man, daß“Shen Yun“ nicht nur das harmlose chinesische Konzert ist, für das man es auf den ersten Blick hält. Denn hinter der ganzen Organisation steht Falun Dafa, auch bekannt unter dem Namen Falun Gong, die eine chinesische Sekte und Heilslehre mit Exklusivitätsanspruch ist, wie ich erst nachher in meiner Internet-Recherche herausgefunden habe.

Bis heute werden Falun-Dafa-Anhängerinnen und -Anhänger in China verfolgt. „In westlichen Ländern nutzen sie diese Verfolgungssituation für eigene Werbezwecke. Falun Gong vertritt eine neureligiöse Heilslehre und Praxis – mit einem methodisierten Heilsweg unter der Autorität ihres Meisters Li Hongzhi“, erklärt Matthias Pöhlmann, Experte für Sekten, Psychogruppen, Neureligionen und Weltanschauungen bei der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern im Gespräch mit t-online. Mehr dazu könnt ihr auch im Link von T-online unten finden. Wenn man das mitberücksichtigt, kann man sich auf den Augen- und Ohrenschmaus trotzdem einlassen.

Vorm Heimfahren noch zur Herzerlstrasse

Diese Laune des Blickwinkels, das die Herzerlstrasse genau genommen ist, muß man sich ansehen, wenn man schon in der Nähe ist. Daher besteigen wir am letzten Tag vor dem Heimfahren nochmals die Räder und besuchen die Buschenschank auf slowenischem Gebiet, hinter der die Plattform zum Blick aufs Herzerl hinter einem Drehkreuz versteckt ist, das sich nur nach Einwurf von 5 Euro dem neugierigen Besucher öffnet. Auch wenn man diesen Eintritt dann im Hofladen einlösen kann, ist das doch ein recht heftiger Betrag für einen kurzen Blick, darum gibt’s auch nur ein Selfie von mir allein.

Komoot hätte uns zum nächsten Ziel, dem Grenztisch, durch einen verwachsenen Graben geführt, doch ein netter Einheimischer warnt uns kurz davor. So geht es die steile Straße wieder hoch und ein Stück weiter dafür umso schneller mit 17% Gefälle wieder hinunter, bis wir beim Grenztisch ankommen. Nach einem Fotostopp an dieser Stelle, die daran erinnert, dass hier bis 1918 gar keine Grenze war, fahren wir weiter steil hinunter vorbei an den schon erwähnten Wasserbüffeln und dann auf der anderen Seite an vielen äußerst gepflegten Bauernhöfen vorbei den Berg hinauf, bis wir wieder an der Weinstraße angelangt sind und dort nach etwas mehr als 10 Kilometern und 280 meist recht steilen Höhenmetern zurück zu unserem Hotel fahren.


Komoot hat uns aber nicht nur in die Irre leiten wollen, sondern die Runde auch aufgezeichnet: https://www.komoot.de/tour/1574884389?ref=aso

Nicht nur mit zwei, sondern auch mit vier Rädern elektrisch angetrieben

Nach einem Kaffee starten wir die Heimfahrt mit unserem Elektroauto mit den E-Bikes auf der Anhängerkupplung. Wenn wir nicht in Graz mit 120 km Zusatzstrecke gewesen wären, hätten wir die gut 400 km für Hin- und Rückfahrt wahrscheinlich ohne zusätzlichen Ladestopp geschafft. So aber haben wir als einzigen Minuspunkt beim Hotelaufenthalt die Lademöglichkeit vermisst, die es aber in kurzer Zeit geben soll. Wir haben uns deswegen bei 2 Schnell-Ladern herumgeärgert und zu viel Zeit dabei vergeudet, zum Thema E-Auto gibt es aber demnächst einen eigenen Blog.

Bis auf diesen kleinen Minuspunkt hat alles gepasst, vom Wetter über Hotel und Kulinarik bis zum sportlichen Spaß, daß eine Wiederholung im nächsten Jahr sehr wahrscheinlich ist.

Disclaimer

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle Empfehlungen und Links meine persönlichen Entscheidungen nach meinen Erfahrungen sind und ich auch von niemandem einen Vorteil oder eine Unterstützung erhalte. Mein Blog dient rein meinem Mitteilungsbedürfnis und der Freude am Erzählen.

Links

https://mahorko.at/
https://www.komoot.de/tour/1566631166?ref=aso
https://www.gut-moser.at/
https://www.ausgeflogen.at/murradweg/#4
https://www.holzbaukarte.at/sehenswerte-holzbauten/?no_cache=1&tx_msholzbaumap_frontend%5Bholzbau%5D=176&tx_msholzbaumap_frontend%5Baction%5D=show&tx_msholzbaumap_frontend%5Bcontroller%5D=Holzbau&cHash=e8d95190b70b9a22dd659fed38433c49
https://de.shenyun.com/
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/buntes-kurioses/id_100367334/-shen-yun-hinter-chinesischer-tanzshow-steckt-ein-kult.html
https://www.tschermonegg.at/