Von Panchià nach Edolo
Nach dem Frühstück erkundete ich mit einem Spaziergang noch den kleinen Ort Panchia, da ich ja dann wieder einige Stunden am Motorrad sitzen würde. Die Häuser im Zentrum oberhalb der Kirche sind noch sehr ursprünglich erhalten, wie man sich als Tourist es sich im oberen Trient vorstellt. Der deutsche Name des Dorfes lautet Weißbach, was wieder an den den Berg herunter fliessenden Fluss Rio Bianco erinnert. Auch mein Hotel ist danach benannt.






Nach dem Packen des Motorrads fuhr ich auf der Provinzstraße am Berghang oberhalb des Fleimstals entlang bis Cavalese, wo ich dann wieder auf die SP232 wechselte.
Entlang des Lago di Stramentizzo ging die Fahrt weiter und über den Croce delle Serre Pass hinunter ins Etschtal. In Mezzolombardo hatte ich nicht mehr an den 3740m langen Tunnel Galeria Rupe gedacht und konnte nicht mehr auf die geplante Bergstrecke abbiegen. Meine Navi-Susi geleitete mich aber am Ende sicher um den Tunnel zurück und so kam ich doch noch in den Genuss der empfehlenswert kurvigen SP64 über den Sella di Andalo zum Molvenosee.





Nicht ohne Grund wurde bereits zum 9. Mal dem Molvenosee der Titel „Schönster See Italiens“ verliehen. Der 4,4 km lange und 1,5 km breite Molvenosee ist der größte natürliche Alpensee über einer Meereshöhe von 800 m und verschiedenen Farbschattierungen von Türkis bis Dunkelblau und ist ein Paradies für Segler, Taucher, Gleitschirmflieger und Biker. Dadurch entwickelt er sich immer mehr zum Geheimtipp als Alternative zum Gardasee.






Ich marschierte zuerst ein Stück die Uferpromenade entlang, wo viele die Sonnenstrahlen auf der Liegewiese genossen. Wie immer war auch hier wieder meine Zeit zu knapp dafür. Eventuell sollte ich mir die doppelte Zeit gönnen, nachdem ich bei jeder meiner letzten 3 Touren in die Schweiz um einen Tag verlängert habe und mittlerweile bei 5 Tagen in einer Richtung liege? Der Hunger wurde aber auch größer und so ging ich zum Hotel Fontanella, dessen Restaurant mit Seeblick mir beim Googeln ins Auge gestochen war. Ich wurde nicht enttäuscht, die Pasta war gemeinsam mit dem Ausblick ein Gedicht.

Frisch gestärkt konnte ich nun meine Tour entlang des Sees fortsetzen. Meine Euphorie und mein Motorrad wurden jäh durch eine Straßensperre am Ende des Sees gebremst, der italienische Hinweis auf eine Umleitung lenkte mich nach links auf eine schmale Forststraße, die anfänglich asphaltiert und dazwischen ein paar Mal sandig und lehmig war. Aber weil mir immer wieder ein Auto oder Motorrad entgegenkam, war für mich alles in Ordnung. Die Straße war aber zeitweise so eng und am Hang, dass es unmöglich gewesen wäre, dass ein Auto und ich mit den Seitenkoffern am Motorrad aneinander vorbeifahren hätten können.
Dann öffnete sich das Tal und eine schöne Kirche tauchte auf. Die Straße ging leicht bergab, war aber mit großen runden Kieseln gepflastert. Stehenbleiben war keine Option und ich hoffte, dass der Weg nach der Kirche flacher weiterging. Es war aber das Gegenteil, die nächsten 100 m waren noch steiler und laut meiner Navi-Susi kam dann eine Haarnadelkurve. Glücklicherweise gab es an der Kurve eine kleine halbwegs flache Wiese, wo ich mit dem Motorrad gefahrlos umdrehen konnte. Dann ging es nochmals ein Stück recht steil und holpernd hinunter, ich sah aber schon den flacher werdenden Weg, der sogar asphaltiert war.
Dann wurde es lustig. Der enge, zumindest asphaltierte Weg führte wieder bergab in den Wald hinein, wo dann eine Gruppe Pfadfinder verteilt am Wegrand saß und mich mit Rufen und Winken den Berg hinunter geleitete. Unten angekommen, sah ich ein malerisches kleines Dorf, Moline, mit einer uralten steinernen Brücke über den Rio Bondai. Die Fotos dazu habe ich mir in Komoot von Attilo, Syrio und Sandy ausgeborgt.

Eine kleine Anmerkung zur Kirche, was ich im Internet dazu gefunden habe: Die Kapelle Santuario Madonna Di Caravaggio ist ein Marienwallfahrtsort und liegt wirklich sehr idyllisch in einer einmalig schönen Umgebung, überall grüne Hügel und in einiger Entfernung dann die felsigen Dolomitengipfel.
Das untenstehende Bild ist aus dem oben verlinkden Blog der Familie Sterr, danke dass ich es verwenden darf!




Der weitere Weg war dann vergleichsweise flach und führte ins Dorf San Lorenzo Dorsino, wo ich nach einigen engen kurvigen Gässchen und rund 7 km im wahrsten Sinn über Stock und Stein wieder die Staatsstrasse erreichte. Obwohl dieser Umweg wirklich schön war, war ich doch froh, ohne Sturz oder zumindest Umfaller mit meiner ohne mich fast 300 kg schweren Crosstourer durchgekommen zu sein.
In Ponte Arche erinnerte mich ein Blick auf die Armaturen, dass ich bald tanken sollte, schön dass gleich eine Tankstelle an der Kreuzung lag. Und weiter ging es, jetzt bald wieder Richtung Norden, hinauf nach Madonna di Campiglio und seinen Umfahrungstunnel.




Bald erreichte ich Dimaro, wo ich vor 3 Jahren bei der Heimfahrt übernachtete, aber für mich ging es weiter auf den Passo Tonale. Die Straßen nicht nur dieses Passes wurden seit dem Vorjahr an vielen Stellen neu asphaltiert, was den Fahrspaß signifikant verbesserte.
Interessanterweise fielen mir diesmal verschiedene Dinge auf, die ich bei meinen letzten Touren nicht gesehen habe, dabei sind die drei Hochhäuser in Passo Tonale nicht zu übersehen, „die hauen einem das Auge ein“ wie man in Österreich salopp formuliert. Das umstrittene Projekt Torri del Tonale (deut. Tonaletürme) stellte einen drastischen Einschnitt für das Landschaftsbild dar und symbolisiert die zügellose touristische Entwicklung in der Provinz Trient der 1970er Jahre. Von den ursprünglich fünf geplanten Hochhäusern wurden am Ende nur drei gebaut, aber auch das reicht.

Natürlich macht man am Passo Tonale auch einen Fotostopp, aber dann ging es in schönen Kurven hinunter und nach wenigen Kilometern erreichte ich mein Tagesziel Edolo. Wenn mein erstes Quartier in Fusch eher die Jugendherberge war, entsprach meine Unterkunft hier eher einem Seniorenheim. Aber was solls, das Zimmer war groß und das Bett angenehm, so schlief ich nach mehr als 900 Kilometern am Motorrad und meiner kleinen Stadtrunde mit einer Stärkung in einer kleinen lombardischen Trattoria ziemlich rasch und tief.






Die dritte Etappe mit der Pässeliste
Croce delle Serre
Passo Santel
Sella di Andalo
Passo Campo Carlo Magno
Passo del Tonale

Hier geht’s zum vierten FahrtagEdolo-Flims
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3 Kommentare zu „3 – Und wenn du glaubst, mehr geht nicht…“