Australien und die Neue Welt ist das übergreifende Thema des heuer schon zum achten Mal stattfindenden Festivals La Gacilly in Baden bei Wien. Man kann nur hoffen, dass diese Veranstaltung, die Tausende Gäste in die Stadt bringt, nicht dem Sparstift zum Opfer fällt.
Es geht auf die Initiative von Lois Lammerhuber, einem der wichtigsten zeitgenössischen Fotografen Österreichs, zurück, der dieses Festival von La Gacilly, wo es schon seit 2004 stattfindet, nach Baden bei Wien gebracht hat. Wir sind seit 2018 praktisch jedes Jahr dabei, um dieses größte Outdoor-Fotofestival Europas zu genießen.
Der Start ist beim Besucherzentrum am Brusattiplatz, von wo man in 2 Routen, einmal durch die Stadt und einmal durch die Parks auf rund 7 Kilometern die rund 1500 Fotografien auf sich wirken lassen kann. Wie fast jedes Jahr teilten wir dabei unsere Wanderung auf diese beide Routen an zwei Tagen auf. In meinem Blog habe ich davon bereits 2024 von der damaligen Ausstellung unter dem Titel „Welt.Natur.Erbe“ berichtet.
Das heurige Motto der Ausstellung lautet „Australien und die Neue Welt“ und präsentiert vom kleinen Bild mit rund 50×70 cm bis zum 200 m2 großen Plakat Werke von rund 35 Künstlerinnen und Künstlern. „Das Ziel des Festivals ist, die Besucher einzuladen, sich auf herausfordernde Themen unserer Zeit auf sinnliche Weise einzulassen und dank der Bilder großartiger Fotokünstler:innen in Staunen versetzen zu lassen“, wie die Homepage der Ausstellung ausführt.
Ich bringe hier nur einige wenige beinahe willkürlich ausgewählte Bilder, die neben der künstlerischen Qualität auch das Vorhaben zeigen, die Natur mit ihrer Schönheit, die aber vom Menschen gequält und zerstört wird, zu präsentieren.
Dabei sind einerseits die Parks und andererseits die Plätze und Bauten Badens die Kulisse für die Bilder, die im Jahr 2024 über 320.000 Menschen in das größte Outdoor-Fotofestival Europas ins Herz des Wienerwaldes gebracht hatte.
Sogar Ludwig van Beethoven, der in Baden große Teile seiner 9.Symphonie komponiert hat, sieht aus dem Hintergrund zu. Von der Ausstellung im Jahr 2024 unter dem Titel „Der Weg der Neunten von Baden in die Welt“ habe ich ebenfalls berichtet.
Der Bogen der faszinierenden und oft aufwühlenden Bilder spannt sich von Werken australischer Künstlerinnen und Künstler, die ihre Heimat im Mittelpunkt haben, über Papua Neuguinea bis in die USA, die südamerikanischen Andenstaaten und Benin in Afrika. Europa ist mit Fotos aus der Bretagne und zum Thema Essensverschwendung mit Österreich vertreten. Wie immer runden einige Sonderausstellungen zu verschiedenen österreichischen Themen dieses Festival ab. Auch die Schulen Niederösterreichs und der Bretagne leisten jedes Jahr ihren Beitrag.
Sojabohnenerte in ArgentinienGemüseanbau in HollandDas werfen zwei österreichische Personen innnerhalb 4 Wochen weg (das harmloseste Bild der Ausstellung!)
Hoffentlich geht es weiter
Die wie immer sehenswerte Schau kann noch bei freiem Eintritt bis 12. Oktober 2025 besichtigt werden. Laut Medienberichten ist das Festival auch noch für das Jahr 2026 abgesichert. Es steht zu hoffen, dass Baden einen Weg findet, diese nicht nur für die Stadt, sondern für die ganze Region beinahe nicht mehr wegzudenkende Ausstellung auch weiterhin zu ermöglichen. Über 300.000 Besucherinnen und Besucher, die sonst wahrscheinlich nicht kommen würden, sprechen dafür.
Kunst soll und kann zwar nicht immer ökonomisch gemessen werden, aber wenn jeder und jede von ihnen nur 10 Euro in der Stadt lässt, sind das pro Jahr 3 Millionen Euro an Wertschöpfung. Damit wird jeder Euro der derzeit an Förderungen fließt verzehnfacht.
Das sollten sich Stadt, Land und Wirtschaft nicht entgehen lassen und mit kreativen Ideen dafür sorgen, dass nicht nur das Geld, sondern auch die Besucherinnen und Besucher die Stadt beleben und Baden ihrem Ruf als Kulturstadt weiterhin gerecht wird.
Einige Superlativen, bekannte Persönlichkeiten, Möglichkeiten zum Wandern und Biken und viel Geschichte bietet der südliche Wienerwald. Anhand meiner gut 80 km langen Motorrad-Runde möchte ich einiges davon streifen und euch mit vielen Links in meinem Blog näherbringen und so Lust auf diese schöne Gegend machen.
Nach der großen Ausfahrt in die Schweiz hatte ich leider wenig Zeit zum Motorrad fahren. Umso mehr freute ich mich auf eine Runde in der Umgebung. Die Weinstraße zwischen Bad Vöslau und Mödling sollte ein Teil meiner Tour sein. Weiter gibt es auch viele Kurven, die man in der Nähe der Millionenstadt Wien gar nicht vermutet.
Der Wienerwald, der zum Großteil in einem der 4 österreichischen Biosphärenparks liegt, wird im Süden vom Triestingtal begrenzt, in dem ich wohne.
Die Kurstadt Bad Vöslau
So bog ich kurz nach Hirtenberg nach St.Veit ab, wo die Straße aus dem Triestingtal hinaus über die Großauer Höhe nach Großau führt. Nach wenigen Kilometern war ich in der Kurstadt Bad Vöslau, die heuer 70 Jahre Staatsvertrag feiert. Die österreichische Delegation landete am 15.April 1955 nach den erfolgreichen Verhandlungen in Moskau am Flugplatz in Bad Vöslau. Das Stadtmuseum widmet dem eine Ausstellung, die noch bis 26.Oktober 2025 zu sehen ist, ich werde in einem späteren Blog noch darüber berichten.
Die längste Schank der Welt
Durch die Schlumbergergasse, die nach der in Bad Vöslau beheimateten bekannten Sektkellerei Schlumberger benannt ist, führte mein Weg auf die Weinbergstraße Richtung Sooss, dem nächsten Weinort. Entlang dieser Weinstraße, mehr aber auf der Trasse der ersten Wiener Hochquellenwasserleitung, kann man seit einigen Jahren an den ersten beiden Wochenenden im September die Genussmeile, auch „längste Schank der Welt“ genannt, auf 15 km zwischen Mödling und Bad Vöslau besuchen und die Erzeugnisse der Winzerinnen und Winzer des Weinbaugebietes Thermenregion genießen.
Die Kur- und Bezirkshauptstadt Baden
Am Eingang zum Helenental, wo ich später auf meiner Runde noch landen sollte, erreichte ich die Stadt Baden. Um auf der Weinstraße zu bleiben, musste ich leider die Stadt durchqueren. Es gäbe Gründe genug, vom Stadttheater und der Sommerarena über das Arnulf Rainer Museum, das Beethoven-Haus bis zum Fotofestival La Gacilly, um hier stehen zu bleiben. Im August 2025 fand auch das größte Beachvolleyball-Tournier in der schon 20-jährigen Geschichte in Baden statt.
Aber ich wollte ja Motorrad fahren. Zum Fotofestival und Beethoven-Haus habe ich bereits Blogs geschrieben, mehr dazu weiter unten.
Rund um den Pfaffstättner Kogel und den Anninger
Nach der Stadt bog ich wieder auf die Weinbergstraße und ab der Abzweigung zur „Einöde“ beim nächsten Weinort Paffstätten machte auch das Motorradfahren wieder wirklich Spaß. In Pfaffstätten findet jedes Jahr im August einer der bekanntesten Großheurigen statt.
Gumpoldskirchen
Mit der beeindruckenden Aussicht hinunter ins Wiener Becken führte mich die Weinbergstraße nach Gumpoldskirchen mit einem speziellen Blick auf das Schloss, in dem man nach dem Genuss der bekannten Gumpoldskirchner Weine auch übernachten kann. Nicht umsonst wurde Gumpoldskirchen auch in Frankreich zu den 3 besten Weinorten der Welt gezählt. Ursprünglich machten die Weine aus Gumpoldskirchen die Thermenregion bekannt, heute sind die Winzer aller Orte vergleichbar gut geworden.
Die Weinorte des Weinbaugebietes Thermenregion
Ein 900-jähriges Weingut
Nach Gumpoldskirchen freute sich mein Motorradfahrerherz über die Fahrt hinauf auf die Höhe des Eichberges, wobei der Blick auch hinunter auf eines der ältesten Weingüter Österreichs fällt, dem seit 1141 bestehenden Freigut Thallern.
Copyright: Niederösterreich.at
Nach einigen Kurven bergab endete bei der größten Schule Österreichs mit rund 3.500 Schülerinnen und Schülern, der HTL Mödling, die Weinstraße.
Ein unterirdischer See und ein Naturpark
Einige Straßen durch Mödling blieben mir dann nicht erspart, bevor meine Tour entlang des Mödlingbaches unter dem hohen Aquädukt der 1.Wiener Hochquellenwasserleitung weiter nach Vorder- und Hinterbrühl ging. Die Seegrotte mit dem größten unterirdischen See Europas ist sicher einigen Leserinnen und Lesern ein Begriff. Mich zog es aber auf kleinen Sträßchen weiter und so landete ich nach einigen Kurven und einer Unterführung unter der A21, der Wiener Außenringautobahn, in Sparbach mit seinem vor allem bei Eltern und Großeltern bekannten Naturpark.
Wandern im Wienerwald
Nun führte die Straße bei der Autobahnauffahrt über die A21 die Landesstraße bis zur B11, der ich wieder ein Stück bis Gaaden folgte. Hier, auf der anderen Seite des Anningers, könnte man zu dessen Wahrzeichen, der Kaiser Jubiläumswarte am Eschenkogel wandern. Diese ist auch Teil der 8 Türme der Themenwanderung „Türme des Wienerwaldes„.
Ins Helenental
Aber mit meiner Crosstourer führte die Route weiter durch Wald und Wiesen über die Dörfer Siegenfeld und Rosental hinunter ins bereits erwähnte Helenental. Nicht nur Motorrad-fahrer schätzen das Tal der Schwechat zwischen Baden und Mayerling, es ist auch bei Wanderern und Bikern wegen der beinahe idyllischen Wege beliebt. Ich nahm die Straße flussaufwärts über Sattelbach, wo man zum Zisterzienserstift Heiligenkreuz fahren könnte, bis zu meinem nächsten Highlight.
Ein Selbstmord machte Weltgeschichte
Der Karmel Mayerling ist das ehemalige Jagdschloss des Kronprinzen Rudolf und der Original-Schauplatz der blutigen Tragödie vom 30. Jänner 1889, die sicherlich die Geschichte Österreichs nachhaltig beeinflusste. Die Kirche des Karmel (Kloster des Karmeliterinnen-Ordens) steht exakt an der Stelle, wo die Bluttat verübt wurde und Kronprinz Rudolf mit seiner Geliebten Mary Vetsera in den Tod ging und ein Mythos begründet wurde, der heute noch Tausende Besucher anzieht.
Nach meinem kleinen Photostopp nahm ich die Straße nach Maria Raisenmarkt und kurz danach die Abzweigung auf den Weg zum Zoblhof, von wo man eine Wanderung zum Schutzhaus Eisernes Tor am Hohen Lindkogel unternehmen kann. Das kurvige Sträßchen führte mich aber wieder hinunter zur Landesstraße nach Großau, wo sich meine Runde schloss und ich wieder heim ins Triestingtal fuhr.
Manchmal ist Netzwerken und Freundschaften pflegen nicht nur für jemanden selbst vorteilhaft, sondern auch für eine Stadt oder Region. Ein Beispiel dafür ist Professor Lois Lammerhuber, der mit Jaque Rocher, dem Sohn des Biokosmetikherstellers Yves Rocher befreundet ist, der als Bürgermeister von La Gacilly in der Bretagne im Jahr 2004 eine Freiluft-Fotoausstellung in seiner Stadt ins Leben rief.
2018 gelang es Lois Lammerhuber trotz einigem anfänglichen Gegenwind diese Open-Air-Galerie nach Baden bei Wien zu bringen. Mittlerweile ist dieses Veranstaltung aus dem Sommerprogramm der Stadt nicht mehr wegzudenken und hat die französische Mutterausstellung im Ausmaß bereits überholt. Auf 7 km in zwei verschiedenen Routen können sich die Besucher von Mitte Juni bis Mitte Oktober bei freiem Eintritt mit gut 1.500 Werken der weltbesten Fotografen auseinandersetzen.
Die bis 200 m2 großen Bilder werden immer im Jahr nach der Ausstellung in La Gacilly in Baden gezeigt. Ergänzt wird das in Baden um Fotoprojekte von Schulen, Fotografien der niederösterreichischen Berufsfotograf:innen und die Bilder der Gewinner des CEWE Fotowettbewerbs, verteilt auf die Plätze und Höfe der Badener Innenstadt und die Parks der Kurstadt. Die jährlich neuen Themen der Bilder drehen sich immer um Menschen, Umwelt, Nachhaltigkeit und unseren Umgang mit unserer Welt und Natur und regen durch ihre schiere mengen- und größenmässige Präsenz in der Stadt zum Nachdenken und auch zur Selbstreflexion an.
Heuer ist das Thema WELT.NATUR.ERBE und soll Denkanstöße geben, wie wir als Menschen einerseits miteinander und andererseits mit unserer Umwelt und Natur umgehen. Ich lasse hier lieber die Bilder sprechen, die ich mit meinem Handy „geknipst“ habe, ohne mit passenden oder unpassenden Texten davon ablenken zu wollen. Die Bilder sind auch bewußt nicht wie in der Ausstellung gereiht.
Wir sind wie viele andere von Anfang an mit dabei und besuchen die Fotogalerie jedes Jahr, meistens in 2 Tagen, ausgehend vom Besucherzentrum am Brusattiplatz, verbunden mit einem Frühstück oder zumindet einem Kaffee in einem der Kaffeehäuser und einer kleinen Fahrradtour von daheim über den Wr.Neustädter Kanal und durch die Weinberge.
Meist entdecken wir bei unserem Spaziergang das eine oder andere Motiv in der Stadt, die 2021 mit der Vereinigung Great Spa Towns of Europe als transnationale, serielle Welterbestätte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Elf Kurorte in sieben europäischen Ländern sind mit ihren historischen Kur- und Badeanlagen, Trink- und Wandelhallen, Promenaden, Parks, Lustgärten und Kurhotels Teil davon. Der Undine-Brunnen im Kurpark wurde erst am Tag vor unserem Besuch neu renoviert wieder in Betrieb genommen.
Auch für uns Motorradfahrer gibt es immer wieder Bilder, die auch uns zum Nachdenken anregen können.
Weil wir seit dem ersten Jahr dabei sind, möchte ich euch zum Abschluss noch für jedes Ausstellungsjahr das eine oder andere Motiv als Beispiel mitgeben und Lust auf mehr und die Ausstellung 2025 machen, die sich mit „Australien und jenseits davon“ beschäftigen wird.
Die Heimfahrt war einerseits geprägt von weniger Regen für mich persönlich, andererseits waren wegen der angespannten Hochwassersituation viele kilometerlange Umleitungen nötig. Waren es am Hinweg Kurven und Landschaft, so zogen mich am Rückweg die Automuseen in Stuttgart, Ingolstadt und Dingolfing in ihren Bann. Der Bezug zu meiner näheren Heimat ist ebenfalls spannend.
Tag 6 – Von Bad Herrenalb nach Stuttgart zu Porsche und Mercedes
Dieser Abschnitt ist mit rund 75 km die kürzeste Strecke meiner ganzen Tour. Daher brauchte ich mich auch nicht besonders beeilen, speziell weil es während des Frühstücks noch immer intensiv regnete. Aber während ich meinen Koffer fertig machte, hörte es anscheinend auf und ich beeilte mich um wegzukommen. Minütlich starteten die anderen aus der Tiefgarage und dann war ich auch bereit und fuhr los. Es sah gut aus, das Helmvisier blieb trocken, aber leider, nach einigen Minuten schon fing es an zu regnen und das hielt die nächsten 70 km bis kurz vor Stuttgart an.
Mythos Porsche
Mein Hotel lag nur einige Minuten Fußweg vom Porsche Museum, so konnte ich rasch in die Ausstellung gelangen. Gleich als eines der ersten Exponate entdeckte ich einen Porsche 356, den Ferdinand Porsche 1948/1949 im kärtnerischen Gmünd gebaut hatte. Ferdinand Porsche, war auch langjähriger Direktor der Austro-Daimler Motoren AG in Wiener Neustadt. Er arbeitete auch bei Daimler in Stuttgart, worauf ich bei meinem Mercedes Kapitel eingehe.
Mit diesem Österreich-Bezug möchte ich auch schon enden und euch nur mit einigen Bildern mitnehmen. Für Porsche- und Technikfans ist dieses Museum ein Muss, wo man die Geschichte, den Mythos und die sportlichen Erfolge dieser Marke modernst aufbereitet erleben kann. Sollte das nicht reichen, kann man auch sofort eines der neuesten Modelle zum Fahren buchen.
Mercedes – vom Benz Patent Motorwagen zur modernsten Antriebstechnik
In Stuttgart muss man aber genauso das Mercedes Museum gesehen haben, als fuhr ich mit dem Taxi ans andere Ende der Stadt. Bei der Fahrt im Starkregen meinte der Taxifahrer, daß er die Neckar seit mehr als 10 Jahren nicht so hoch gesehen habe.
In diesem Museum sind die Österreich-Bezüge und speziell zum südlichen Niederösterreich noch größer. Der in meinem Nachbarort Hirtenberg geborene geniale Mercedes-Benz Konstrukteur Béla Barényi ist einerseits der Vater der Sicherheitsfahrgastzelle, andererseits konnte Barényi nachweisen, dass er bereits in den 1920er Jahren das Konzept des Käfers detailliert dargelegt, aber nicht ausreichend durch Patente abgesichert hatte, woraufhin seine Urheberschaft am VW Typ 1 gerichtlich anerkannt wurde. Von 1955 bis zu seiner Pensionierung 1974 leitete Barényi die Vorentwicklung bei Daimler-Benz.
Ferdinand Porsche bei Daimler
Von 1906 bis 1923 stand Ferdinand Porsche an der Spitze der Daimler-Werke in Wiener Neustadt im südlichen Niederösterreich und verschaffte dem Begriff „Austro Daimler“ Weltgeltung. Er konstruierte benzin-elektrische (sic!) Automobile, aber auch Flugmotoren und schwere Zugwagen, die im Ersten Weltkrieg zum Ziehen der Mörser eingesetzt wurden. Von 1923 bis 1929 arbeitete Ferdinand Porsche bei Daimler in Stuttgart, wo er die Weiterentwicklung des Zweiliter-Mercedes-Kompressorwagens leitete und die „S“- und „SSK“-Sportwagen sowie Lastautos entwickelte.
Ursprung in Baden bei Wien
Damit aber nicht genug, hat der Markenname Mercedes ebenfalls seinen Ursprung bei uns in Niederösterreich. Der Diplomat und Händler Emil Jellinek ließ in Baden bei Wien eine 50 -Zimmer-Villa bauen und nannte sie nach seiner Tochter „Villa Mercedes“. Leider ist heute davon bezeichnenderweise nur mehr die Garage erhalten.
Emil beschäftigte sich intensiv mit der Faszination Automobil und besaß bereits früh einen Benz, der ihn allerdings nicht überzeugte. 1896 bestellte er nicht nur seinen ersten Daimler-Wagen, sondern verkaufte sie in Folge auch selbst erfolgreich in für damalige Verhältnisse hohen Stückzahlen. Er fuhr unter dem Pseudonym seiner Tochter Autorennen und ließ dafür von Wilhelm Maybach, dem Chefkonstrukteur der DMG, den Mercedes 35 entwickeln, dieser gilt heute als erstes modernes Automobil.
1902 wurde der Name „Mercedes“ von der Daimler Motorengesellschaft als Warenzeichen angemeldet und gesetzlich geschützt. Jellinek ließ sogar seinen Familiennamen auf Jellinek-Mercedes ändern. Die Namensgeberin Mercedes Jellinek-Mercedes starb 1929 im Alter von 39 Jahren an Knochenkrebs und ist am Wiener Zentralfriedhof begraben.
Das Buch „Der Friedhofsgucker unterwegs“ von Dietmar und Elfi Holzinger enthält auf den Seiten 76-85 noch mehr Details und auch noch Geschichten über andere verstorbene Persönlichkeiten aus der Umgebung von Baden. Die Bezugsquelle findet ihr in den Links.
Der letzte Österreich-Bezug ist ein historischer Postbus, den ich euch nicht vorenthalten möchte.
Es gibt noch viele spannende Mercedes-Objekte, ein paar davon will ich euch noch zeigen.
Tag 7 – von Stuttgart nach Ingolstadt ins Audi Forum
Die Berichte in Fernsehen und Internet zeigten die schwierige Hochwassersituation um Donau und Inn mit vielen gesperrten Straßen und Umleitungen. Es war auch eher anzunehmen, daß sich die Lage eher noch verschlechtern wird. Ich beschloss daher, diesmal nur über die Autobahn zu fahren, die noch oder schon wieder frei befahrbar war. Die Wettervorhersage war auch nicht sehr vielversprechend, daher zwängte ich mich wieder in die Regenkombi, obwohl es beim Losfahren noch trocken war. So sollte es dann doch den ganzen Tag bleiben. Vom Porsche-Museum zur A81 sind es nur wenige Kilometer, dort ging es weiter bis Höhe Heilbronn und dann über die A6 bis Nähe Nürnberg, das letzte Stück verlief dann Richtung Süden auf der A9 bis Ingolstadt und direkt zum Audi-Forum.
Das Museum Mobile: vom DKW Motorrad bis zum Rallyfahrzeug
Da zumindest ich bei Audi und den Vorgängermarken keinen Österreich-Bezug kenne, werde ich, um auch ein bisschen meinem Ansatz eines Motorrad-Blogs gerecht zu werden, mehr von den Motorrädern im Museum zeigen.
Zuerst die Audi Motorsport-Legenden
Doch das erste, was mir ins Auge stach, war ein über 4 Stockwerke gehender riesiger Paternoster. Wie ich erst zuhause herausfand, ist er mit 14 Plattformen der weltweit größte seiner Art. Hier wird die 50-jährige Motorsport-Geschichte von Audi zum Beispiel mit dem Audi A4 DTM-Sieger von 2007, dem Audi Le Mans Prototyp R8 LMP von 2002, dem Audi A4 STW von 1996, einem Audi Sport quattro Rallye Gruppe B von 1985, dem NSU 1300 TT „Jägermeister“ von 1975 sowie einem DKW F11/64 Tourenwagen von 1963 präsentiert. Der Audi Rallye quattro Gruppe 4 von 1980, den ich damals bei einem von mir veranstalteten Rodelrennen das erste Mal in Natura und nachträglich betrachtet recht zahm auf der glatten Schneefahrbahn unserer Rennstrecke erlebt hatte, stach mir natürlich besonders ins Auge.
Die Silberpfeile und die Hochgeschwindigkeitswagen der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts nehmen natürlich auch einen sehr prominenten Platz ein. Es ist fast nicht nachvollziehbar, daß schon in den 1930ern auf einem Stück der deutschen Reichsautobahn mit den damals extrem schweren und unhandlichen Reifen ein Geschwindigkeitsrekord von rund 400 km zustande kam.
DKW und Wanderer Motorräder waren gefragt und populär, einige davon seht ihr hier.
Alltagsautos von den 1950ern bis in die 1970er
Ein besonderes Auto, das Kindheitserinnerungen weckt, ist der NSU Ro80 mit seinem Wankelmotor. Aber genauso der NSU Prinz oder TT gehörten zum damaligen Straßenbild.
Hochwasser an der Donau
Nach dem Museumsbesuch checkte ich in einem kleinen Hotel in der Nähe der Altstadt ein, so konnte ich zu Fuß trocken die Altstadt erkunden. Die Donau war bis auf den Rand voll, die Wege am Ufer standen unter Wasser, an manchen Stellen waren es weniger als ein halber Meter bis auf das Straßenniveau.
Ich entdeckte in der Fußgängerzone einen Braugasthof, wo ich mir neben einem guten Hellen eine Leberknödelsuppe und einen Schweinebraten mit Kartoffelknödel gönnte. Es war sehr gut und deftig, der Cholesterinspiegel schnellte sicher hinauf und mein Fußmarsch war mehr als egalisiert.
Tag 8 – Von Hans Glas und BMW zurück nach Österreich
Auch der Montag war wieder sonnig und ich verzichtete auf die Regenkombi, der Weg nach Dingolfing ins dortige Museum für Industriegeschichte war theoretisch nur runde 100 km und ich wollte daher auch möglichst wenig die Autobahn benutzen. Wegen des Hochwassers waren aber auch hier südlich der Donau und nördlich der Isar eine Reihe von Straßen im recht flachen Land gesperrt, was das Navi und meinen Orientierungssinn wieder herausforderte. So folgte ich einem Einheimischen kilometerweit über Feldwege vorbei an Hopfenfeldern und ersparte mir einen Riesenumweg.
Mittelalterlicher Stadtkern und das weltweit zweitgrößte BMW-Werk
Daß sich aus der kleinen Erzeugung für Landmaschinen des Hans Glas das zweitgrößte BMW-Werk entwickeln würde, war in den 1950er Jahren noch nicht absehbar. Diese Geschichte wird im Museum für Industriegeschichte erzählt. Ich war zu früh, da das Museum erst um 13 Uhr öffnet, daher spazierte ich durch alte Gassen vom Oberen Stadtplatz in die Untere Stadt, wo gerade Wochenmarkt war.
Was ist eine Jahreskrippe?
In der Stadtpfarrkirche entdeckte ich als Krippenfan etwas, das in Österreich sehr selten ist, aber in Bayern wieder eine Renaissance erfuhr, nämlich eine Jahreskrippe. Hier werden die Ereignisse des Kirchenjahres dargestellt und entsprechend umgebaut. Derzeit ist das Pfingstfest als Thema dargestellt.
Von der Milchzentrifuge zum BMW iX5
Gleich zu Beginn der Ausstellung im Museum für Industriegeschichte im 3.Stock entdeckte ich eine Milchzentrifuge, die mich an meine Kindheit erinnerte. Ich durfte auf einem solchen Gerät bei meinen Großeltern am Bauernhof noch in den späten 1960ern mit möglichst gleichmäßiger Geschwindigkeit drehen und so Rahm und Magermilch trennen. Ein weiteres landwirtschaftliches Gerät war die Dreschmaschine, die noch in den 1970er Jahren im Einsatz war.
Mit solchen Maschinen, wie auch einer Sähmaschine, startete Hans Glas seine industrielle Laufbahn. Sein Hauptintereresse galt aber rasch dem PKW und er entwickelte das allgemein bekannte Goggomobil in verschiedenen Varianten.
Unser erstes Auto
Der Glas Isar war 1963 das erste Auto meines Vaters. Umso mehr hat es mich gefreut, daß genau ein solches Modell in Grau hier ausgestellt wurde.
Die Hans Glas GmbH wurde im Jahr 1966 von BMW gekauft, woraus sich dann im Lauf der Jahre eines der größten Autowerke entwickelte. Darum stellt BMW der Stadt Dingolfing und damit dem Technikmuseum immer wieder spezielle Fahrzeuge oder Fahrzeugmodelle zur Verfügung.
Schnittmodell eines Elektroautos
Als besonderer Blickfang präsentierte sich der zum ersten Mal auf der IAA 2021 gezeigte aufgeschnittene BMW iX xDrive50 mit seinen Lithium-Ionen-Akku, der im Unterboden zwischen den Achsen platziert ist und mit einer Netto-Kapazität von 105,2 kWh eine WLTP-Reichweite von bis zu 630 Kilometern ermöglicht.
Im Hof ist dann noch das Alu Space Frame genannte Auto-Skelett eines Rolls Royce Phantom, das ebenfalls in Dingolfing erzeugt wird, zu sehen.
Damit war mein Besuch in diesem interessanten Museum zu Ende und ich machte mich auf den Weg Richtung Österreich.
Eiskaffee, Bier und Kalbsbeuschel
Mein geplanter nächster Stopp wäre zuerst der am Weg gelegene Eberhofer-Kreisel bei Frontenhausen und dann Braunau am Inn gewesen, doch wegen einiger Hochwasser-bedingter Umleitungen landete ich weiter nördlich an der Innbrücke von Schärding. Nach einem stärkenden Eiskaffee am Stadtplatz machte ich mich auf den Weg quer durch Oberösterreich nach Kefermarkt, wo ich im Gebäude der Schlossbrauerei des Schloss Weinberg, das ein oberösterreichisches Erwachsenen- Bildungszentrum beherbergt, übernachten wollte. Das hier gebraute Bier musste natürlich verkostet und der Hunger nach dem langen Tag mit einem köstlichen Kalbsbeuschel mit Knödel gestillt werden.
Der sonnige Morgen rief nach einem Spaziergang, um die Umgebung und die Atmosphäre mit dem Fotoapparat zu erkunden.
Um 8 Uhr öffnete das Café Stöckl neben der Pfarrkirche, wo ich ein besonders liebevoll hergerichtetes Frühstück genoss.
Der Kefermarkter Flügelaltar
Danach wollte ich natürlich das eigentliche Juwel des Ortes besichtigen. Die Pfarrkirche beherbergt den Kefermarkter Flügelaltar, ein Ende des 15.Jahrhunderts aus Lindenholz gefertigter 13,5 m hoher Schrein mit überlebensgroßen Statuen des heiligen Petrus, des heiligen Wolfgang und des heiligen Christophorus. Dieser von einem unbekannten Künstler geschaffene Flügelaltar zählt zu den Hauptwerken der Gotik im deutschsprachigen Raum und zu den bekanntesten Altären Österreichs.
Das letzte Stück des Heimweges verlief unspektakulär in der Sonne über Perg, Grein und den Strudengau am linken Donauufer bis zur Donaubrücke Melk und dann über die Autobahn bis Alland und weiter ins untere Triestingtal.
Das Jahr 2024 steht im Zeichen des 200. Jahrestages von Beethovens 9. Symphonie. Nur Wenige außerhalb unserer Bezirkshauptstadt Baden und Umgebung wissen, daß diese Symphonie von hier ihren Siegeszug durch die Welt angetreten hat. Die Uraufführung fand am 7. Mai 1824 am Kärntertortheater in Wien statt.
Sie ist seit dem Jahr 1972 die Hymne des Europarates. 1985 wurde sie in der Instrumentalfassung von den EU-Staats- und ‑Regierungschefs als offizielle Hymne der Europäischen Union angenommen. Im Jahr 2024 mit den Europawahlen sind wir aber leider weiter denn je entfernt von der Intention der „Ode an die Freude“ mit der Friedensbotschaft.
Beethoven komponierte auch in Baden
Ludwig van Beethoven verbrachte aus gesundheitlichen Gründen 15 Sommer in Baden bei Wien. Er bewohnte in der Kurstadt zahlreiche Wohnungen, davon in den Jahren 1821, 1822 und 1823 das heutige Beethovenhaus, das seit 1962 der Stadt Baden gehört. Seit 1965 gibt es darin die Beethoven-Gedenkstätte. Im Jahr 2014 wurde es als heutiges Beethoven-Haus eröffnet.
Die ausgestellten Möbelstücke sind nicht original, sondern stammen aus der Zeit Beethovens und geben die Atmosphäre wieder, in der er in diesem Haus gelebt hat. Auf dem Hammerklavier hat er aber schon einige Male selbst gespielt und heute werden darauf auch wieder Konzerte gegeben. Die Geschichte dazu findet ihr im Link unten.
200 Jahre 9. Symphonie
Derzeit widmet sich eine Sonderausstellung diesem Jubiläum und diesem Musikstück. Ein besonderes Highlight ist ein Brief, in dem Beethoven im September 1823 verspricht, die Partitur von op. 125 innerhalb der nächsten zwei Wochen zu liefern. Dieses Kleinod ist eine Leihgabe des Beethoven-Hauses in Bonn und beweist, daß diese wunderbare Melodie in Baden entstanden ist. Unten findet ihr den Link, wo man den Text des Schriftstücks sogar nachhören kann.
Die Sommerfrische in Baden lässt Beethoven kreativ sein
Nicht nur „Die Neunte“, sondern unter anderem auch „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“ oder die „Missa solemnis“ sind zumindest teilweise in Baden entstandenen und können an eigenen Klangständen auch außerhalb der Sonderausstellung nachgehört werden.
Der absolute Höhepunkt der Ausstellung ist aber ein Video der Aufführung des vierten Satzes der Symphonie, dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, das nicht nur zu „hören“, sondern auch zu „sehen“ (als elektronische Darstellung der einzelnen Instrumente im Zusammenspiel) und zu „lesen“ (der Partitur) ist.
Fazit
Diese Sonderausstellung und auch das Beethoven-Haus an sich ist für alle Klassik-Begeisterten oder Geschichte-Interessierten ein Muss, wenn sie in der Nähe von Baden sind. Ein für viele eher trockenes Thema wird hier sehr zeitgemäß und informativ präsentiert. Sie ist noch bis 3.November 2024 geöffnet. Während dieser Zeit gibt es eine Reihe von Veranstaltungen und Konzerten, das genaue Programm könnt ihr der Homepage des Beethoven-Hauses und der Stadt Baden in den Links unten entnehmen.