„Curated Woods“ oder: Wie man aus Abstraktem Konkretes werden lässt

Mit diesem Blog bleibe ich in meinem Heimatort Enzesfeld-Lindabrunn und beschäftige mich das erste Mal mit einem lokalen Künstler von internationalem Format und einem kleinen aber umso feineren Ausschnitt aus seinem Werk.

Wie meine regelmäßigen Leserinnen und Leser wissen, schreibe ich neben anderen Themen gerne über Ausstellungen, die ich in Wien, Zürich, Dresden oder sonstwo besucht habe. Dabei ist bisher ein Kleinod durch den Rost gefallen. Mein Freund Prof. Christian Kvasnicka macht immer wieder spannende Aktionen oder lässt mich einfach in sein Atelier bei uns in Enzesfeld sehen, aber ich habe noch nie davon berichtet.

Christian Kvasnicka mit einem seiner Werke in der Spitalskirche

Diesmal war es ähnlich, er machte in diversen Foren und WhatsApp-Gruppen bekannt, dass er in einem weiteren Kleinod in unserem Ort, in der Spitalskirche, die ihm auch sehr am Herzen liegt, eine Bilderserie ausstellt. Mit dem beigefügten Foto war mir sofort klar, dass ich diese Bilder schon vor Jahren am Symposion Lindabrunn gesehen habe.

Schon damals, im September 2010, hatten mich die 10 Bilder unter dem Titel „Curated woods“ im Format 200 x 95 cm fasziniert und so habe ich auch eine Fotoserie davon gemacht, die die Wechselwirkung zwischen Bildern, Bäumen und den Steinskulpturen zeigen sollten.

Der Künstler selbst bezeichnet seine Werke als gestische Synapsen der Sinne. Die scheinbar abstrakten Bilder ergeben laut ihm durch den synaptischen Einfluss Informationen an das Gehirn, das daraus seine eigenen realen Bildwelten zu formen beginnt. Es entstehen dabei immer mehr Traumtänzer, Echsen, Fische und Pflanzen, die sich immer wieder neu definieren und strukturieren.

Ich habe ohne Genehmigung von Christian ein kleines Experiment gestartet und zwei seiner Bilder an jeweils einer Stelle bis ins kleinste Detail seziert und genau das gefunden, was er oben beschreibt.

Das erste Objekt, zuerst am ersten Foto im rechten Teil, habe ich in drei Stufen herausgearbeitet. Ich will euch als Betrachter keine Antwort vorgeben, nur ist das aus meiner Sicht sicher keine Fee. Was ihr aber seht, sei euren Augen und Synapsen überlassen.

Die zweite Serie beginnt ebenfalls mit dem Gesamtbild aus dem Wald. Das rechte Werk am Foto habe ich für mein Experiment genommen, um nach drei Vergrößerungen etwas ganz anderes als beim ersten Mal zu finden, aber doch wieder in die Richtung der Intention des Künstlers zu gehen scheint.

Auch hier gilt: „Ein jeder soll sich daraus selbst ein Bild machen“.

Natürlich ist mein „Experiment“ weder technisch noch fachlich und schon gar nicht künstlerisch fundiert, aber mir macht es immer wieder Spaß, mit etwas Augenzwinkern an ein Kunstwerk heranzugehen, ich hoffe,  Christian, du verzeihst mir!

Der Kraft, die speziell im originalen Umfeld in den Bäumen des Symposions Lindabrunn von diesen Werken ausgegangen ist, wenn man sich dort darauf eingelassen hat, tut das aber keinen Abbruch, im Gegenteil.

Abseits des künstlerischen Wertes hat mich interessiert, wie eine Leinwand ohne Schaden und Farbveränderung die wochenlange Präsentation im Freien bei Wind und Wetter überstehen kann und auch 15 Jahre später keine sichtbaren Veränderungen zeigt. Was für mich dabei spannend ist, dass durch die Tinktur, die Christian verwendete, die Leinwand sehr dicht, aber trotzdem weich und relativ geschmeidig geblieben ist und die Acrylfarben darauf auch nach langer Zeit nicht gebrochen sind.

Und sie zeigt für mich nur eine kleine Facette des Künstlers Christian Kvasnicka, der neben seinem persönlichen künstlerischen Schaffen auch viel Geld für das Rote Kreuz mit der genialen Idee auf die Beine gestellt hat, indem er 25 Jahre lang bedeutende österreichische Maler von Attersee bis Nitsch überzeugte, mit Druckgrafiken leistbare Werke höchster künstlerischer und technischer Qualität zu schaffen und sie dem Art Collectors Club des Wiener Roten Kreuzes zur Verfügung zu stellen.

Sein Engagement in der Gemeinde, wo er unter anderem immer wieder Kinder animiert, zu zeichnen und zu malen ist ebenfalls nicht wegzudenken.

Ich aber werde wieder über Christian berichten, wenn ich meinen Blog zur Schule des Sehens von Oskar Kokoschka schreibe und seine Verbindung dazu erläutern möchte.

100 Jahre Österreichischer Schilling – Das Notgeld

„Ein Gebot der bitteren Not“ steht auf dem Notgeld aus Scheibbs. Die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges waren noch zu spüren, es herrschte Mangel an allen Gütern, sogar am Metall für Münzen und dazu gab es eine Hyperinflation. Das veranlasste Gemeinden und Länder dazu, ein Notgeld aus Papier herauszugeben, um dem zumindest teilweise entgegenzuwirken.

Ausgabe von Papier-Notgeld zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall der Donaumonarchie war – als eine der vielen Auswirkungen dieser Ereignisse – auch der Mangel an Rohstoffen, insbesondere an Buntmetallen, drastisch spürbar geworden. Auf den Kirchtürmen fehlten die Glocken und in den Geldbörsen das Metallkleingeld.

Als Ersatz für das zur Mangelware gewordene Kleingeld wurden in Österreich im Jahr 1920, in manchen Orten bereits früher, Notgeldscheine ausgegeben, deren Nennwert meist 10, 20 und 50 Heller je Serie betrug. Gemeinden, Private und die Bundesländer gaben massenhaft Notgeld mit begrenzter Umlaufzeit aus.

Die ersten negativen Erscheinungen auf dem Gebiet des Geldwesens nach dem Ersten Weltkrieg waren die Inflation, der Ersatz der Gold- und Silbermünzen, dann auch der Kupfer- und Nickelmünzen durch eisernes und papierenes Notgeld. Dieses ungeheure Anschwellen sowohl des Notenumlaufes als auch der Staatsschulden bis zum völligen Zusammenbruch der öffentlichen Finanzen führte zur Entwertung im Verhältnis 1:14.400. Das nimmt sich allerdings gegenüber der deutschen Katastrophe mit einer Abwertung von 1:1 Billion bescheiden aus, führte aber ebenfalls an die Grenzen der wirtschaftlichen Vernichtung.

Vor diesem Hintergrund erschienen gleich nach Kriegsende die ersten Notgeldausgaben, z.B. in Wiener Neustadt am 15.11.1918, Wien am 4.10.1919 (dem Bedarf entsprechend in hoher Auflage), Stockerau am 3.12. oder in der Marktgemeinde Haag am 20.12.1919. Der Anstoß dazu kam von Deutschland, wo Notgeld seit 1914 im Umlauf war und bald auch fleißig gesammelt wurde.

Nirgendwo deutlicher als in den bunten Kassenscheinen spiegelt sich die politische Szene des Jahres 1920. Der verlorene Krieg, der Untergang der Donaumonarchie, die neue Konstellation in Europa, sie haben die politischen Gefühle der Massen aufgewühlt, die Wirtschaftskrise tat noch das ihre hinzu, man suchte nach Sündenböcken und glaubte sie gefunden zu haben: in den Siegermächten, Generälen, Kriegsprofiteuren und den Juden. Antisemitismus und Großdeutschtum machten sich breit, der Anschlussgedanke beherrschte weite Kreise der Bevölkerung.

Auch das Land Niederösterreich, die Gemeinden Gaming, Gresten, Enzesfeld und Lindabrunn hatten ihre eigenen Notgeldausgaben. Einige davon befinden sich auch in meiner Sammlung, siehe Bilder.

Bis 1. Oktober 1921 war das Notgeld im Umlauf, dann verlor es seine Gültigkeit. Bereits vorher wurden durch die damalige Hyperinflation diese Kleinstbeträge nicht mehr benötigt.

Im Link mit dem Abdruck des Buches Notgeld in  Niederösterreich von Hans Hagen Hottenroth können sie noch viele weitere Details nachlesen.