9 – Von der Bierstadt über das Mostviertel in die Weinregion

Die Stecke des vierten und letzten Tages war natürlich nicht so spektakulär wie in den Dolomiten oder so manchem Schweizer Pass. Aber wir wir müssen uns auch in Ostösterreich nicht verstecken. Der Sölkpass war da ein besonderes Highlight.

Murau-Gaming-Enzesfeld

Nun war unsere letzte Etappe gekommen. Meine Freunde mussten heim ins Ötscherland und ich begleitete sie noch auf meinem Weg in die niederösterreichische Thermenregion, die ja auch ein wichtiges Weinbaugebiet ist.

Wir starteten nach dem Frühstück in unserem Murauer Hotel und machten schon nach wenigen Kilometern, kurz nach der Abzweigung von der B97 bei Rottenmann Richtung Sölkpass, einen kleinen Zwischenstop bei einem Teich, aus dem ein hölzerner Kirchturm herausschaute. Nein, das ist nicht der kleine Bruder des Kirchturms im Reschensee, der an das in den 1950ern versunkene Dorf Graun erinnert, als das Wasser im damals neuen Stausee immer höher stieg.

Hier in der Steiermark soll der Kirchturm im Rottenmanner Teich daran erinnern, dass das benachbarte Ranten einst eine reiche Stadt war, wo aber die Menschen immer ausschweifender lebten, bis ein kleines Männchen dem frevelhaften Leben ein Ende bereitete und die ganze Stadt Ranten in einem See versinken ließ. Heute gibt es nur mehr einen wunderschönen Landschaftsteich mit dem hölzernen Kirchturm, der an diese Sage erinnern sollte.

Wir aber wollten weiter auf den Sölkpass, der das obere Murtal im Süden mit dem Ennstal im Norden verbindet. Die Straße führt durch ein Almgebiet, daher ist immer wieder mit Rindern und Kuhfladen auf der Fahrbahn zu rechnen. Das tut dem Fahrspaß aber keinen Abbruch, sowohl fahrerisch als auch landschaftlich ist dieser Pass von beiden Seiten immer wieder ein Genuss und auf jeden Fall zu empfehlen.
Bei wunderschönem Wetter mit blauem Himmel machten natürlich auch wir auf der 1784m hohen Passhöhe einen obligatorischen Halt, auch wenn der Blick in die Ferne hier nicht ganz so gut wie in manchen Kurven weiter unten ist.

Es gäbe hier einige Almhütten entlang der Straße, die zu einer Pause einladen, wir kamen aber direkt vom Frühstück und so fuhren wir durch bis hinunter ins Ennstal. In Stein an der Enns bogen wir in die parallel zur Ennstal-Bundesstraße verlaufende Landesstraße ab und vermieden so den Schwerverkehr und die immer wieder auftretenden Staus in Irdning und fuhren erst bei Döllach Richtung Liezen, wo wir dann durch die Stadt auf die Pyrnpass-Bundesstraße B138 wechselten.

Fahrerisch ist der Pyrnpass uninteressant, aber der Blick aufs Tote Gebirge links und die Haller Mauern rechts ist trotzdem beeindruckend. Unser Ziel war aber Windischgarsten, von wo wir auf den Hengstpass fahren wollten. Genau genommen wollten wir dort zur Karlhütte, die bisher für eine kulinarische Pause immer gut war. Aber leider, wie  so viele andere Gasthäusern in Österreich, ist sie seit heuer (2025) geschlossen und steht zum Verkauf. So blieb uns nur, die Strecke zu genießen und dann in Altenmarkt einzukehren. Aber auch da waren wir nicht erfolgreich, genau an diesem Dienstag hatte der örtliche Gasthof seinen Ruhetag.

Aber geeichte Motorradfahrer kennen ja praktisch überall gute Einkehrmöglichkeiten, auch wenn das, wie wir gerade gesehen hatten, heute keine Garantie mehr ist, dass das tolle Lokal vom letzten Jahr noch existiert. So machten wir einen kleinen Umweg und fuhren statt wie geplant über Weyer und den Saurüssel ins niederösterreichische Ybbstal, in südlicher Richtung, die Enns aufwärts bis Großreifling, wo wir links nach Palfau abbogen und dort nach einigen Kilometern doch noch beim Stiegenwirt Pause machen konnten. Wenn man wie wir auf regionale Gastlichkeit Wert legt, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, auch so wie wir einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen.

So gestärkt ging es für meine Freunde auf die letzten Kilometer und in Gaming, übrigens auch einem Bierort mit dem Erzbräu am Grubberg, das ja praktisch jedem Motorradfahrer, der schon über den Grubberg gefahren ist, ein Begriff ist und dem Kartausenbräu, verließ uns Freund Werner mit seiner Frau Gerti als erster.

In Neubruck, an der Abzweigung der B28 von der B25 praktisch unterhalb des längsten Aquädukts der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung, liegt das Zapfwerk, eine einzigartige Kombination aus Tankstelle, Kaffeehaus und Friseur.

Copyright: Zapfwerk

Hier verabschiedete ich mich noch von den letzten beiden Freunden, Franz und seine Frau Anni fuhren heimwärts nach Purgstall und ich die letzten rund 100 Kilometer durch das Pielachtal und dann über die Geiseben nach Eschenau und weiter durch das Traisental und über den Gerichtsberg ins heimatliche Triestingtal.

In Berndorf, über dem Guglzipf mit seiner Aussichtswarte, wurde der Himmel finster wie wenn jeden Moment ein Gewitter aufkommen wollte und an der Ortseinfahrt von Enzesfeld fielen die ersten Regentropfen, die aber dann doch nicht mehr wurden. Das war ein passender Abschluss von fast genau 3.000 Kilometern über besondere und weniger auffällige Pässe, durch wunderschöne Täler, vorbei an den schönsten Seen Mitteleuropas, durch Österreich, Italien und die Schweiz.

Fazit nach 9 Tagen durch 3 Länder

Auch wenn ich vom Gotthard hinunter zuerst aussen und dann wegen der Hitze unter der Regenkombi nass wurde, am Reschenpass gar keine Chance hatte, mich rechtzeitig vor dem Platzregen für die letzten 10 Kilometer bis zum Hotel umzuziehen und wir die Turracher Höhe im Regen, aber geschützt durch unsere Kombis, hinunterfuhren, waren es für mich an 9 Fahrtagen nicht mehr als insgesamt rund 2 Stunden bei echtem Regen.

Der große Rest war ungetrübter Fahrspaß.

Pässeliste und die Route des 9. und letzten Fahrtages

Sölkpass

Pyrnpass

Hengstpass

Grubberg

Geiseben

Gerichtsberg