Mit dem Motorrad in die Bucklige Welt

Die Bucklige Welt mit dem Motorrad zu erkunden kann jedes Mal zum Erlebnis werden. Wenn man von Anfang an kein bestimmtes Ziel hat, nimmt man irgendeine Straße südöstlich von Wr.Neustadt. In kürzester Zeit gibt’s Kurven zum Abwinken und eine wunderschöne Aussicht, der man sich auch widmen kann. Aber nur getrennt, beides gleichzeitig könnte schiefgehen.

Einige Stunden bei strahlend blauem September-Himmel wollen für eine Motorradrunde genutzt werden. Diesmal hatte ich mir den äußersten Süden Niederösterreichs mit einem kleinen Abstecher ins Burgenland vorgenommen.

Nordöstlich vorbei an Wr.Neustadt fuhr ich über Lichtenwörth ins benachbarte Burgenland nach Pöttsching und den Kurort Bad Sauerbrunn. Bald kam die Abzweigung nach Wiesen, das einerseits vielen Altersgenossinnen und Altersgenossen mit seinen legendären Festivals ein Begriff ist, andererseits im Sommer mit Marillen und Ananas-Erdbeeren aufmerksam macht.

Mich haben aber eher die Kurven von Forchtenstein zur hoch über dem Ort thronenden Burg angelockt, zu Festivals und Obstkauf fahre ich eher nicht mit dem Motorrad, obwohl das auch schon vorgekommen ist.

Nach ein paar Fotos ging es die Kurven durch den Wald weiter hinauf Richtung Rosalia, wo ich das tolle Wetter nutzte und die wenigen Meter einen Hohlweg hinauf zur Rosalienkapelle marschierte.

Die kleine Anstrengung wurde durch den Blick ins weite Burgenland entschädigt, auch wenn es etwas zu dunstig war, um am Horizont den Neusiedlersee zu erkennen. Auf der anderen Seite des Hügels konnte ich dafür im Hintergrund Schneeberg und Rax erblicken.

Einige Kilometer weiter, wieder in Niederösterreich, bei der Kreuzung mit der L148 Richtung Wr.Neustadt oder Hochwolkersdorf ist das „Tor der Buckligen Welt“, das den Blick ins Pittental mit der Südautobahn und dahinter ins Semmering- und Wechselgebiet erlaubt.


Ich nahm die Straße weiter in die Bucklige Welt hinein über Hochwolkersdorf und Bromberg in die Gemeinde Lichtenegg, die gleich mit zwei Attraktionen aufwartet, nämlich dem am Horizont erkennbaren Windrad von Lichtenegg mit einer derzeit leider geschlossenen Aussichtskanzel und der auf rund 850m gelegenen weit sichtbaren Wallfahrtskirche Maria Schnee.

Auf dem Weg hinunter nach Grimmenstein blickte die namensgebende Burg vom gegenüberliegenden Hang. Für mich war es aber Zeit für den Rückweg und so nahm ich die Diritissima auf der B54 nach Wr.Neustadt und zurück nach Enzesfeld.

Die Route

Kurviger Route: Durch die Bucklige Welt

Vom Kaiserwagen bis zum Autobus – Gräf & Stift bis ÖAF

Dieser Blog erzählt über die lange Tradition der Automobilhersteller in Österreich und eine kleine Sonderausstellung von Gräf & Stift Fahrzeugen in Wr.Neustadt.

Österreichs lange Tradition der Automobilhersteller

Die Liste ehemaliger österreichischer Automobilhersteller ist lang und es finden sich einige klingende Namen darunter. Über die Puch-Werke gab es erst vor kurzem hier einen Blog.

Aber genauso Austro-Daimler, Austro-Tatra und nach dem 2.Weltkrieg Denzel und später Tomaszo und Ledl sind klingende Namen bei Automobilfreunden. Nicht ganz zu vergessen auch das Porsche-Werk im kärntnerischen Gmünd zwischen 1944 und 1950, wo der allererste Porsche, der 356 Roadster Nr.1 entwickelt und gebaut wurde. Helmut Pfeifhofer hat in Gmünd ein äußerst sehenswertes Porsche-Museum aufgebaut.

Die älteste Marke aber ist Gräf & Stift, die 1896 als Werkstätte gegründet wurde. Die Gebrüder Gräf erfanden den Vorderradantrieb und ließen ihn 1901 auch patentieren, arbeiteten dann aber mit dem Hinterradantrieb weiter.

1971 wurde die Firma von der Österreichischen Automobil Fabriks-AG übernommen, die da aber schon zu MAN gehörte.

Sonderausstellung in Wr.Neustadt

Die Familie Fehr zeigte bis Ende März 2025 in ihrem Oldtimer-Museum in Wr.Neustadt eine sehenswerte Sonderausstellung mit 15 Fahrzeugen von Gräf  & Stift, die die Geschichte dieses altösterreichischen Unternehmens erzählt. In dieser Dichte ist es nicht einfach, alle diese besonderen Fahrzeuge zu sehen, auch wenn es den Verein zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken gibt, der sich speziell um diese Marke kümmert. Das waren die tollen 15 Fahrzeuge:

Gräf & Stift 40/45 6-sitziger offener Tourer, Baujahr 1909

Gesellschaftswagen, Einzelstück

Standard-Modell von Gräf & Stift. Wie zu dieser Zeit üblich, stellte das Unternehmen lediglich das fahrbereite Chassis her, dessen Aufbauten von freien Stellmachern gefertigt wurden. Darum ist dieses Fahrzeug ein Einzelstück.

Gräf & Stift 40/45, Doppel-Phaeton, Baujahr 1914

Kaiserwagen, Staatskarosse für Kaiser Franz Josef, der ihn aber nie benutzte, erst Kaiser Karl fuhr damit und nahm ihn mit ins Exil, 1974 auf einer Auktion von Christie’s wieder aufgetaucht und von der  ÖAF-Gräf & Stift AG nach Österreich geholt und renoviert, heute in der Wagenburg Schönbrunn.

Gräf & Stift  F1, Feuerwehr, Baujahr 1917

Dieses Fahrzeug auf Basis des SP5 der Werksfeuerwehr Ternitz war bis zum 2.Weltkrieg in Verwendung und steht heute im Stadtmuseum Traiskirchen

Austro-Fiat 2 DR, offener Tourer, Baujahr 1917

Lohner-Holzkarosserie mit Licht/Anlass-Anlage

Austro-Fiat 1 C, Runabout, Baujahr 1913

Dieser Typ fuhr als Dritter Wagen in der Wagenkolonne beim Attentat von Sarajevo.

Gräf & Stift VK2 (grau), Stadtwagen, Baujahr 1928

Aus Teilen für den kaufmännischen Direktor von Gräf & Stift zusammengebaut.

Gräf & Stift VK2 (grün), Stadtwagen, Baujahr 1928

Mit Spitzkühler, Restaurierungsobjekt

Gräf & Stift / Steyr XII, Limousine,  Baujahr 1929

Der Steyr XII war ein Pkw der Mittelklasse, den die Automobilfirma Steyr als erstes Modell der „zweiten Generation“ 1925 herausbrachte. Gräf & Stift baute als Einzelstück diese Sonderkarosserie.

Gräf & Stift SP 5, Limousine, Baujahr 1928

Pkw der Oberklasse mit einem 3,9-Liter-Motor mit obenliegender Nockenwelle. Sonderkarosserie, im Erstbesitz des Leihgebers seit 1928!

Gräf & Stift SP 8, Pullman Limousine, Baujahr 1930

Erster in Österreich gebauter 8-Zylinder Alu-Motor, 6-Liter-Version mit 125 PS (92 kW) bei 3000/min., die den 2,5-Tonner auf bis zu 120 km/h beschleunigte. Vom SP8 wurden nur 30 Stück erzeugt.

Gräf & Stift C12, Limousine, Baujahr 1938

Prototyp und Einzelstück mit V-Motor von Lincoln/USA, der letzte bei Gräf & Stift gebaute PKW, er war für Bundeskanzler Kurt Schuschnigg vorgesehen. Stefan Reitgruber, Obmann des Vereines zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken bei der Ausstellungseröffnung: „Das war ein Auto, das eigentlich in der Firma niemand wollte. Am 13. Juli 1935 ist der damalige Bundskanzler Schuschnig mit seiner Familien bei Linz verunglückt, die Gattin des Kanzlers kam zu Tode und der Kanzler, sein Sohn und sein Chaffeur wurden schwer verletzt.“ Schuschnig bekam dann einen anderen Dienstwagen, aber Kreise in der Regierung drängten ihn einen Mercedes anzuschaffen, als Zeichen zu Hitler-Deutschland. Das aber wollte Schuschnigg nicht und so bat er Gräf & Sift um einen typisch österreichischen Wagen.

Gräf & Stift MF 6, Limousine, Baujahr 1936

Scheunenfund, der erste von Gräf & Stift gebauter Lizenzbau. Die Citroën 15 CV aus der Rosalie-Serie wurde in Lizenz als Type MF 6 gebaut, um Kosten zu sparen

Austro Fiat AFL, kleine Pritsche, Baujahr 1936

Ein von ÖAF gebauter Klein-LKW mit 1,25t Nutzlast mit für damalige Verhältnisse geringem Benzinverbrauch von 18l/100km, wurde daher auch im 2.Weltkrieg eingesetzt.

ÖAF DT 55, Kleinbus, Baujahr 1953

Trambus DT 55 Überland-Omnibus mit Schiebedach und der damals ganz aktuellen Panorama-Verglasung, 17 Sitze plus Fahrer

Gräf & Stift SR4 sp, Rennwagen, Baujahr 1925

Dachbodenfund und Einzelstück mit einem 120 PS leistenden Sechszylindermotor mit 7,8 Litern Hubraum, welches 1925 speziell zum Semmering-Bergrennen gefertigt wurde. Dieses wurde indessen inflationsbedingt abgesagt, sodass der geplante Sporteinsatz ausfiel. Das dafür präparierte Auto wurde niemals in größerem Stil eingesetzt.

Ein Museum, in dem man auch Steak essen kann

Ich erinnere mich auch noch sehr gerne an die Steyr-Sonderausstellung vor einigen Jahren, wo mir Ronald Fehr eine umfassende Privatführung gab. Wer ausserdem gerne ein Steak isst,  der ist dort ebenfalls gut bedient, im Route66 kann man nur durch eine Glasscheibe getrennt, mit Blick auf die Oldtimer speisen.

Neugierig bin ich auch schon jetzt, welche Fahrzeuge in der nächsten Sonderausstellung zu sehen sein werden.