100 Jahre Österreichischer Schilling – Der Schilling wird ungültig und Neubeginn nach dem 2.Weltkrieg

Mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wurde nicht nur Österreich, sondern auch der Schilling für Jahre ausgelöscht. Die Währungsreform nach dem Krieg verlangte zwar starke Einschnitte von der Bevölkerung, war aber die Basis für jahrzehntelange Stabilität.

Der Anschluss 1938

In der Zeit des „Anschlusses“ an das Deutsche Reich von 1938 bis 1945 wurde der Schilling ungültig und von der Reichsmark abgelöst. 1938 wurden 1,5 Schilling in 1 Reichsmark umgetauscht. Dieser „politische“ Wechselkurs von 3 Schilling = 2 Reichsmark wurde von Hitler höchstpersönlich gegen den Rat der Reichsbank festgelegt. Er bedeutete eine Aufwertung des Schillings und erhöhte so die österreichischen Realeinkommen – bei gleichzeitiger Beschlagnahme des Gold- und Devisenschatzes der Österreichischen Nationalbank. Dadurch konnten die völlig erschöpften Devisenreserven des nationalsozialistischen Staates wieder aufgefüllt werden.

Das Kriegsende 1945

Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht Anfang Mai 1945 und der anschließenden Besetzung Österreichs strebte die Alliierte Kommission umgehend einen Ersatz der Reichsmark durch die frühere Schilling-Währung an. Bereits am 28. Juni 1945 konnten auch neue, von den Alliierten gedruckte Schilling-Briefmarken ausgegeben werden.

Die alliierte Militärbehörde gab im Jahr 1945 Banknoten zu 50 Groschen, 1, 2, 5, 10, 20, 25, 50, 100 und 1.000 Schilling in den westlichen Besatzungszonen (Frankreich, Großbritannien, USA) aus. Der 25-Schilling-Schein kursierte aber nur in der britischen Zone. In der sowjetischen Zone wurden drei andere Banknoten vorbereitet. Allerdings wurde nur eine Banknote, nämlich die 1 Reichsmark-Note auch tatsächlich ausgegeben.


Das „Schillinggesetz“ vom 30. November 1945 regelte dann den Rücktausch restlicher Reichsmarkbestände im Verhältnis 1:1 zum Jahresende (max. 150 RM pro Kopf), der Rest kam auf ein Sperrkonto.

Von der Österreichischen Nationalbank konnten alte Schilling-Druckplatten der letzten Vorkriegsserie für die Banknotenproduktion reaktiviert werden.

Die Währungsreform 1947

Nach einer Wirtschaftskrise wurde im Jahr 1947 der „alte Schilling“ im Verhältnis 3:1 in den neuen Schilling umgewandelt und der Alpendollar war wiedergeboren.

Am 10. Dezember begann die zweiwöchige Umtauschfrist der Währungsreform von 1947, bei der der Schilling auf ein Drittel des Wertes abgewertet wurde, während von den Sparguthaben ein Teil vom Staat abgeschöpft wurde, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Unter Vorweis seiner Lebensmittelbezugskarte konnte jeder 150 Schilling in 150 neue Schilling umtauschen, darüberhinausgehende eingelieferte Geldbeträge wurden entsprechend dem Währungsschutzgesetz vom 19. November 1947 im Verhältnis 3:1 getauscht, das sehr schmerzhaft für die Bevölkerung war, aber einerseits eine Währungskrise und Inflation wie 1921 verhindern sollte und andererseits um das vorhandene Schwarzgeld aus dem Markt zu bekommen. Diese Reform war auch die Bedingung, um Mittel aus dem Marshall-Plan zu erhalten. Nur die Sowjetunion erhielt für ihre Zustimmung in der alliierten Kommission einen Wechselkurs von 1:1,75.

Auch auf dem Sparbuch unseres Urgroßvaters bei der Raiffeisenkasse Gresten aus den Jahren 1946 bis 1949 findet sich am 10.August 1948 genau eine solche Abbuchung von 290 Schilling, 42% des Guthabens laut §9 WSCHG auf ein Sperrkonto. Nach heutiger Kaufkraft entspricht das rund 425 Euro! Der auf dem Sparbuch verbleibende Rest von 400 S war von einem auf den anderen Tag nur mehr 1/3 wert.

Auch unsere Mutter Juliane war davon bereits als zehnjähriges Kind betroffen. Als Kriegswaise erhielt sie eine kleine Hinterbliebenenrente, die zum Teil auf ein Sparbuch eingezahlt wurde. Nach der Währungsreform blieb gerade soviel, dass sie dafür einen „Wetterfleck“ bekam.

Mit dem Historischen Währungsrechner hinter diesem Link lässt sich die damalige Kaufkraft etwas mehr erahnen.

100 Jahre Österreichischer Schilling – Die Geburt einer neuen Währung

Mit der Völkerbundanleihe 1922 sollte der Rahmen für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Österreichs ermöglicht werden. Die strikte Sparpolitik führte zwar zu einem stabilen Schilling und zur Rettung vor dem Staatsbankrott, aber die Bevölkerung wurde dadurch auch von der Weltwirtschaftskrise besonders hart getroffen.

Der Schilling oder auch Alpendollar entstand

Nach dem Ersten Weltkrieg führte die schlechte Wirtschaftslage zu einer steigenden Arbeitslosigkeit und die hohe Inflation zu Preiserhöhungen für Lebensmittel, Kohle, Kleidung und vielem mehr. Durch Staatskredite nahm die in Umlauf gebrachte Geldmenge in Österreich zu. Das führte zur bereits im letzten Blogeintrag beschriebenen Geldentwertung und machte eine neue Geldpolitik notwendig.

Stabilität bildete – nach den Erfahrungen der Hyperinflation und des Währungszusammenbruchs – das oberste Prinzip der österreichischen Wirtschaftspolitik.

Die Währungsreform 1924/25

Bundeskanzler Ignaz Seipel gelang es in den sogenannten Genfer Protokollen, mit den Vertretern Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und der Tschechoslowakei eine Völkerbundanleihe in der Höhe von 650 Millionen Goldkronen für eine – wenn auch an zahlreiche schmerzhafte Bedingungen geknüpfte – Sanierung auszuhandeln.

Die Einführung der Schillingwährung wurde zu einem äußeren Symbol der beginnenden wirtschaftlichen Stabilisierung des Landes.

Der Schilling wurde geboren

Am 1. Jänner 1925 trat das Schillingrechnungsgesetz in Kraft und ab dem 1. März 1925 konnte die alte Krone im Verhältnis 10.000 zu 1 in den Schilling umgewechselt werden. Er entwickelte sich zu einer der stabilsten Währungen Europas und wurde bald im Volksmund als „Alpendollar“ bezeichnet.

Regierungsvorlage für die Einführung des Schillings. Entschließungen. 1000 Schilling Schein, 1 Schilling Münze, 10 Groschen Münze
 Copyright: Parlamentsdirektion/Michael Buchner
Aufnahmedatum: 19.03.2025
Bild ID: 20154731

Zur Erreichung dieser Stabilität setzte man auf eine Verminderung umlaufender Geldmengen sowie auf eine strikte und weitreichende Sparpolitik (unter anderem eine Bedingung der Genfer Protokolle von 1922). Dabei kamen die Investitionen zu kurz und immer mehr Menschen waren von Arbeitslosigkeit betroffen. Der leichte Aufschwung war aber nur kurz. So wurde die österreichische Bevölkerung von der Weltwirtschaftskrise ab 1929 besonders hart getroffen.

Ab 1930 schnellte die Arbeitslosigkeit von 10% auf 23% hoch und 1933 war jeder dritte ohne Arbeit. Diese Massenarbeitslosigkeit führte zu Radikalisierung und Resignation, die auch den Boden für Bürgerkrieg und für den autoritären Ständestaat ebnete. Protektionismus sollte die Wirtschaft retten und die Arbeitslosigkeit senken, was aber nur sehr mäßig gelang, sie lag aber 1937 noch immer bei 22%.

Leider macht sich aktuell im Jahr 2025 in vielen Ländern der Protektionismus ebenfalls wieder breit, sei es durch Zollschranken oder rasch geschlossene bilaterale Abkommen. Das hat leider schon in den 1930ern nicht funktioniert und so werden auch heute damit eher Wachtumshemmnisse aufgebaut, was sich wieder negativ auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Der Schilling hatte zwar das Geldwesen in Österreich stabilisiert, konnte aber die wirtschaftlichen Probleme nicht lösen. Ein Monat nach dem Anschluß an Nazi-Deutschland März 1938 war auch der Schilling vorerst Geschichte.

100 Jahre Österreichischer Schilling

Bei der Recherche zu unserer Familiengeschichte bin ich auf das Jubiläum des Österreichischen Schillings gestoßen. Vieles kannte ich und manche Ereignisse waren mir unbekannt und riefen meine Neugier hervor. Die Ergebnisse wollte ich schließlich nicht nur in die Familiengeschichte einbauen, sondern breiter zugänglich machen.

Das Bild wurde mit ChatGPT erstellt

Vorwort

Am 1. Jänner 1925 trat das Schillingrechnungsgesetz in Kraft und ab dem 1. März 1925 konnte die alte Krone im Verhältnis 10.000 zu 1 in den Schilling umgetauscht werden. Dieser schmerzhafte Prozess stand am Anfang der mit Unterbrechungen rund 70 Jahre, in der der Schilling das Zahlungsmittel in Österreich war.

Meine Blogreihe geht auf diese Geschichte ein und gibt einige Einblicke vom vorangegangenen Notgeld und der Hyperinflation über die Umstellung zur Reichsmark bis zu einer der am Ende stabilsten Währungen der Welt. Die Umstellung auf den Euro wird ebenfalls thematisiert und ein Ausblick auf einen eventuellen digitalen Euro als zusätzliches Zahlungsmittel gegeben.

Auch das Österreichische Staatsarchiv widmete im November 2024 der Einführung des Schillings eine Veröffentlichung mit vielen interessanten Details und weiteren Links zu den Schilling-Banknoten und Münzen. (Update vom 25.9.2025)

Einige persönliche Bemerkungen runden diese Zusammenfassung vieler Internet-Quellen ab, die praktisch alle auch direkt aus den fünf Blogs aufgerufen werden können.

Das sind die Kapitel, die ich schon veröffentlicht habe und noch veröffentlichen werde:

1 – Das Notgeld
2 – Die Geburt einer neuen Währung
3 – Durch den Anschluss wird der Schilling ungültig
4 – Vom Nachkriegs-Wirtschaftswunder bis zur Jahrtausendwende

5 – Der Euro löst den Schilling ab

6 – Der digitale Euro und das Bargeld

Eine Motorradtour mit Freunden ins Almenland

Ich organisiere seit fast 20 Jahren im Frühjahr und im Frühherbst eine Motorrad-Ausfahrt für Freunde und Bekannte. Dabei ist das Ziel meist ein gemütlicher Gasthof mit guter Küche, wobei genau genommen ja der Weg dorthin an sich schon das Ziel ist.

Die von mir geplante Herbstausfahrt 2025 sollte uns ins Steirische Almenland bringen, genauer in den kleinen Ort St.Kathrein am Offenegg. Die Gruppe war diesmal klein, aber Werner, Christian, Kurt und Reinhard vertrauten auch diesmal meiner Routenplanung.

Wie immer ging es auf eher kleinen kurvigen Straßen hinaus aus Enzesfeld und Richtung Aigen bei Hernstein und von dort über den Hart im größten zusammenhängenden Schwarzföhrengebiet Mitteleuropas. Hier begann bereits der Fahrspaß, denn solche Serpentinen vermutet man nicht so nahe der Bundeshauptstadt Wien. Die Straße brachte uns hinunter ins Piestingtal, das nicht nur bei Motorradfahrern, sondern genauso bei Wanderern und Radfahrern beliebt ist.

Man könnte hier über Gutenstein und Rohr am Gebirge bis in die Kalte Kuchl fahren, wir bogen aber bereits nach wenigen Kilometern links Richtung Miesenbach ab. Die Kurven des Ascher führen hinunter nach Puchberg am Schneeberg, von wo es weiter auf der B26 vorbei an der Burg Stixenstein mit der markanten Tordurchfahrt bis Sieding ging.

Wer neugierig ist, kann noch mehr über dieses Gebiet in meinem Blog zum Motorradwandern im südlichen Niederösterreich nachlesen:

Motorradwandern im südlichen Niederösterreich

Wer mich kennt oder schon einige meiner Motorrad-Blogs gelesen hat, weiß, dass ich gerne kleine Sträßchen erkunde, darum fuhren wir hier rechts weg von der Bundesstraße und den einspurigen Ambachweg hinauf nach Bürg und dort rechts weiter auf der L4163 zum Gut Gasteil, das ein Künsterehepaar mit dem Projekt „Kunst in der Landschaft“ seit vielen Jahren bekannt gemacht hat. Ein paar nette Kurven weiter kamen wir schon nach Priglitz, von wo ich normalerweise geradeaus weiter nach Auf der Wiese hinunter nach Schlöglmühl fahre.

Wir sollten aber pünktlich in unserem Gasthof sein, damit wir noch vor der angesagten Hochzeitstafel bestellen könnten. Darum war die Route optimiert und so leitete ich meine kleine Gruppe den kürzeren Weg durch den Stuppachgraben hinunter nach Gloggnitz.

Gleich beim Bahnhof gäbe es ein Highlight für alle Schokofans, nämlich das Lindt Factory Outlet. Als Mann einer Schweizerin kenne ich natürlich auch das Original Lindt Home of Chocolate in Kilchberg am Zürisee, aber zur Not hilft der Shop hier am ehemaligen Hofbauer-Standort auch gegen eventuelle Entzugserscheinungen.

Wir fuhren aber weiter durch die Stadt und hinauf über die Schlaglstraße nach Otterthal. Hier geht es links ins ebenfalls empfehlenswerte Wechselgebiet, wir nahmen aber die Abzweigung nach rechts Richtung Feistritzsattel, wo auf der Passhöhe die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark liegt. Von hier kann man zu Fuß oder mit dem Mountainbike über die „Wexltrails“ den Hochwechsel erreichen.

Der Weg hinunter nach Rettenegg und weiter nach Ratten mit den langgezogenen Kurven verleitet zum Cruisen durch die waldige Landschaft. Im Hintergrund tauchten die ersten Windräder am Pretul auf, auf den ich im Vorjahr über die Panoramastraße gefahren bin.

Warum in die Ferne schweifen – mit dem Motorrad auf den Pretul!

Weiter ging es durch das Feistritztal auf der B72 bis Birkfeld im Herz des Jogllandes. Zum Abschluss kam dann noch die kurvige Strecke über Haslau hinauf nach Heilbrunn und die Brandlucken, bevor wir St.Kathrein am Offenegg erreichten.

Unser Ziel das Restaurant des Landhotels Spreizhofer liegt nochmals ein Stück den Berg hinauf mit einer tollen Aussicht auf die gegenüberliegende Sommeralm, die mit der Teichalm zum größten zusammenhängenden Niedrigalmweidegebiet Europas gehört.

Das Essen an sich wäre schon die Anreise wert gewesen, für uns fünf war auch die Strecke durch das niederösterreichische Semmering-Gebiet und das steirische Joglland ein Genuss.

Die Fahrt zurück hatte ich ursprünglich nach Birkfeld und Vorau noch durch die Bucklige Welt geplant. Nachdem uns aber bald nach der Abfahrt der Regen ordentlich durchnässte, kürzten wir den Rückweg ab und fuhren auf der Wechselbundesstraße B54 direkt bis kurz vor Wr.Neustadt, wo uns nochmals der Regen erwischte und wir auch den Abschlusskaffee ausfallen ließen, weil jeder von uns froh war, die nasse Motorradkluft los zu werden.

Anscheinend sollte ich das Joglland bei meinen geführten Ausfahrten meiden, weil das schon das mindestens dritte Mal war, wo uns der Regen überraschte. Ich verspreche Besserung!

Unsere Route

https://kurv.gr/B776T

Mit dem Motorrad einige Highlights im südlichen Wienerwald erkunden

Einige Superlativen, bekannte Persönlichkeiten, Möglichkeiten zum Wandern und Biken und viel Geschichte bietet der südliche Wienerwald. Anhand meiner gut 80 km langen Motorrad-Runde möchte ich einiges davon streifen und euch mit vielen Links in meinem Blog näherbringen und so Lust auf diese schöne Gegend machen.

Nach der großen Ausfahrt in die Schweiz hatte ich leider wenig Zeit zum Motorrad fahren. Umso mehr freute ich mich auf eine Runde in der Umgebung. Die Weinstraße zwischen Bad Vöslau und Mödling sollte ein Teil meiner Tour sein. Weiter gibt es auch viele Kurven, die man in der Nähe der Millionenstadt Wien gar nicht vermutet.

Der Wienerwald, der zum Großteil in einem der 4 österreichischen Biosphärenparks liegt, wird im Süden vom Triestingtal begrenzt, in dem ich wohne. 

Die Kurstadt Bad Vöslau

So bog ich kurz nach Hirtenberg nach St.Veit ab, wo die Straße aus dem Triestingtal hinaus über die Großauer Höhe nach Großau führt. Nach wenigen Kilometern war ich in der Kurstadt Bad Vöslau, die heuer 70 Jahre Staatsvertrag feiert. Die österreichische Delegation landete am 15.April 1955 nach den erfolgreichen Verhandlungen in Moskau am Flugplatz in Bad Vöslau. Das Stadtmuseum widmet dem eine Ausstellung, die noch bis 26.Oktober 2025 zu sehen ist, ich werde in einem späteren Blog noch darüber berichten.

Die längste Schank der Welt

Durch die Schlumbergergasse, die nach der in Bad Vöslau beheimateten bekannten Sektkellerei Schlumberger benannt ist, führte mein Weg auf die Weinbergstraße Richtung Sooss, dem nächsten Weinort. Entlang dieser Weinstraße, mehr aber auf der Trasse der ersten Wiener Hochquellenwasserleitung, kann man seit einigen Jahren an den ersten beiden Wochenenden im September die Genussmeile, auch „längste Schank der Welt“ genannt, auf 15 km zwischen Mödling und Bad Vöslau besuchen und die Erzeugnisse der Winzerinnen und Winzer des Weinbaugebietes Thermenregion genießen.

Die Kur- und Bezirkshauptstadt Baden

Am Eingang zum Helenental, wo ich später auf meiner Runde noch landen sollte, erreichte ich die Stadt Baden. Um auf der Weinstraße zu bleiben, musste ich leider die Stadt durchqueren. Es gäbe Gründe genug, vom Stadttheater und der Sommerarena über das Arnulf Rainer Museum, das Beethoven-Haus bis zum Fotofestival La Gacilly, um hier stehen zu bleiben. Im August 2025 fand auch das größte Beachvolleyball-Tournier in der schon 20-jährigen Geschichte in Baden statt.

Aber ich wollte ja Motorrad fahren. Zum Fotofestival und Beethoven-Haus habe ich bereits Blogs geschrieben, mehr dazu weiter unten.

Rund um den Pfaffstättner Kogel und den Anninger

Nach der Stadt bog ich wieder auf die Weinbergstraße und ab der Abzweigung zur „Einöde“ beim nächsten Weinort Paffstätten machte auch das Motorradfahren wieder wirklich Spaß. In Pfaffstätten findet jedes Jahr im August einer der bekanntesten Großheurigen statt.

Gumpoldskirchen

Mit der beeindruckenden Aussicht hinunter ins Wiener Becken führte mich die Weinbergstraße nach Gumpoldskirchen mit einem speziellen Blick auf das Schloss, in dem man nach dem Genuss der bekannten Gumpoldskirchner Weine auch übernachten kann. Nicht umsonst wurde Gumpoldskirchen auch in Frankreich zu den 3 besten Weinorten der Welt gezählt. Ursprünglich machten die Weine aus Gumpoldskirchen die Thermenregion bekannt, heute sind die Winzer aller Orte vergleichbar gut geworden.

Die Weinorte des Weinbaugebietes Thermenregion

Ein 900-jähriges Weingut

Nach Gumpoldskirchen freute sich mein Motorradfahrerherz über die Fahrt hinauf auf die Höhe des Eichberges, wobei der Blick auch hinunter auf eines der ältesten Weingüter Österreichs fällt, dem seit 1141 bestehenden Freigut Thallern.

Copyright: Niederösterreich.at

Nach einigen Kurven bergab endete bei der größten Schule Österreichs mit rund 3.500 Schülerinnen und Schülern, der HTL Mödling, die Weinstraße.

Ein unterirdischer See und ein Naturpark

Einige Straßen durch Mödling blieben mir dann nicht erspart, bevor meine Tour entlang des Mödlingbaches unter dem hohen Aquädukt der 1.Wiener Hochquellenwasserleitung weiter nach Vorder- und Hinterbrühl ging. Die Seegrotte mit dem größten unterirdischen See Europas ist sicher einigen Leserinnen und Lesern ein Begriff. Mich zog es aber auf kleinen Sträßchen weiter und so landete ich nach einigen Kurven und einer Unterführung unter der A21, der Wiener Außenringautobahn, in Sparbach mit seinem vor allem bei Eltern und Großeltern bekannten Naturpark.

Wandern im Wienerwald

Nun führte die Straße bei der Autobahnauffahrt über die A21 die Landesstraße bis zur B11, der ich wieder ein Stück bis Gaaden folgte. Hier, auf der anderen Seite des Anningers, könnte man zu dessen Wahrzeichen, der Kaiser Jubiläumswarte am Eschenkogel wandern. Diese ist auch Teil der 8 Türme der Themenwanderung „Türme des Wienerwaldes„.

Ins Helenental

Aber mit meiner Crosstourer führte die Route weiter durch Wald und Wiesen über die Dörfer Siegenfeld und Rosental hinunter ins bereits erwähnte Helenental. Nicht nur Motorrad-fahrer schätzen das Tal der Schwechat zwischen Baden und Mayerling, es ist auch bei Wanderern und Bikern wegen der beinahe idyllischen Wege beliebt. Ich nahm die Straße flussaufwärts über Sattelbach, wo man zum Zisterzienserstift Heiligenkreuz fahren könnte, bis zu meinem nächsten Highlight.

Ein Selbstmord machte Weltgeschichte

Der Karmel Mayerling ist das ehemalige Jagdschloss des Kronprinzen Rudolf und der Original-Schauplatz der blutigen Tragödie vom 30. Jänner 1889, die sicherlich die Geschichte Österreichs nachhaltig beeinflusste. Die Kirche des Karmel (Kloster des Karmeliterinnen-Ordens) steht exakt an der Stelle, wo die Bluttat verübt wurde und Kronprinz Rudolf mit seiner Geliebten Mary Vetsera in den Tod ging und ein Mythos begründet wurde, der heute noch Tausende Besucher anzieht.

Nach meinem kleinen Photostopp nahm ich die Straße nach Maria Raisenmarkt und kurz danach die Abzweigung auf den Weg zum Zoblhof, von wo man eine Wanderung zum Schutzhaus Eisernes Tor am Hohen Lindkogel unternehmen kann. Das kurvige Sträßchen führte mich aber wieder hinunter zur Landesstraße nach Großau, wo sich meine Runde schloss und ich wieder heim ins Triestingtal fuhr.

Die Route

Kurviger-Route: Wienerwald-Runde

Meine Blogs aus dem Wienerwald

Denkanstöße zum Umgang mit Mensch und Umwelt in der größten Freiluft-Fotoausstellung Europas

Alle Menschen werden Brüder oder 200 Jahre Beethovens 9. Symphonie

Über Wipfel und Höhen in Graubünden

Hoch über der Rheinschlucht liegt das Gebiet Surselva mit dem auch außerhalb der Schweiz bekannten Winzersportort Laax. Fünf Snowparks und die weltgrösste Halfpipe machen den Ort zum Freestyle-Mekka der Alpen. Wir wollten aber im Sommer nur den Baumwipfelweg erkunden.

Copyright Titelbild: flimslaax.com

Der Baumwipfelweg von Laax

Schon seit dem letzten Jahr stand der Baumwipfelweg von Laax auf der Wunschliste meiner Frau. Bei der Recherche zum Baumwipfelpfad bei Gmunden, den wir im Frühjahr 2024 besuchten, entdeckten wir, dass es ein Pendant in der Schweiz gibt.

Hier zum Nachlesen:

Vom Baumwipfelweg zum Schafberg und doch ohne Dachstein

Und so besuchten wir im Kanton Graubünden wieder die Gegend oberhalb der Rheinschlucht, Surselva genannt, durch die ich erst einige Tage zuvor mit dem Motorrad gefahren bin. Unter meinen Motorraderlebnissen berichte ich davon:

5 – Die Tremola als Höhepunkt und Abschluss

Wir fuhren aber nicht mit dem Motorrad, sondern wie es sich für brave Schweizer gehört, mit dem Zug nach Chur und von dort mit dem Postauto nach Laax. Die Haltestelle war nur wenige Meter vom Einstieg in den Senda dil Dragun (Bündnerromanisch für Drachenweg) beim Actionturm Murschetg entfernt.

Die Attraktionen dieses Turms neben dem Aufzug und einer Wendeltreppe sind der Vertical Drop, wo man sich 30 Meter im kontrollierten Tempo in die Tiefe stürzen könnte und auf der 220 Meter langen Zipline über den rocksresort PARK und den Snakerun fliegen kann. Wem das nicht reicht, steht auch noch die 73 Meter lange spiralförmige Rutschbahn zur Verfügung. Wir haben das alles aber gerne jüngeren Generationen überlassen.

Wir liefen zumindest die Wendeltreppe des 37 Meter hohen Turms hinauf, bis wir auf der Ebene des Pfades waren, der sich in bis zu 28 Metern Höhe befand. Der rund 1,5 km lange und 2 m breite Weg ist in jedem Alter zu begehen und kann auch mit Kinderwagen und Rollstuhl befahren werden. Zur möglichst großen Schonung des Bodens sind die stützenden Baumstämme mit Bodenschrauben und kleinen Punktfundamenten verankert. So wanderten wir bald im Zickzack über und durch die Baumwipfel weiter von Plattform zu Plattform.

Eine dieser Plattformen, Uaul Casti, ist der Flora und die Ravanasc Plattform der Fauna gewidmet. Die Suche nach den Tieren, Pflanzen und Baumarten, die auf verschiedenen Tafeln am Pfad beschrieben sind, macht nicht nur Kindern Freude, auch wir versuchten natürlich die Tierattrappen und echten Pflanzen zu finden und zu erkennen.

Um für Kinder den Weg weiter spannend zu halten, gibt es auch einige Murmelbahnen, wo die Kugel über viele Meter mit Hindernissen und Schanzen verfolgt werden konnte. Aber wir genossen lieber die Aussicht über den Laaxer See und das Dorf Laax, wo sich das Ende des Baumwipfelweges befindet.

Die Dimplaun Sura Plattform informiert über die Menschen die seit der Bronzezeit diese Region besiedelten, auf der Uaul Fraissen Plattform hat man die wunderschöne Aussicht über das Tal.

Einige Biegungen weiter erreichten wir den nach rund eineinhalb Stunden Spaziergang den Endpunkt, den 27 Meter hohen Turm oberhalb von Laax-Dimplaun, von dem nach wenigen Minuten den Warteplatz für das Gratis-Elektrotaxi zur Bushaltestelle erreichten. Wir fuhren zu unserem Ausgangspunkt zurück, genehmigten uns noch eine Jause, bis uns der Postbus wieder zurück nach Chur brachte, wo wir wieder in den Zug Richtung Zürich stiegen.

Auch wenn der Pfad und der Turm bei weitem nicht so spektakulär wie der Weg im Salzkammergut ist, war es doch ein schönes und interessantes Erlebnis in der Heimat meiner Frau.

9 – Von der Bierstadt über das Mostviertel in die Weinregion

Die Stecke des vierten und letzten Tages war natürlich nicht so spektakulär wie in den Dolomiten oder so manchem Schweizer Pass. Aber wir wir müssen uns auch in Ostösterreich nicht verstecken. Der Sölkpass war da ein besonderes Highlight.

Murau-Gaming-Enzesfeld

Nun war unsere letzte Etappe gekommen. Meine Freunde mussten heim ins Ötscherland und ich begleitete sie noch auf meinem Weg in die niederösterreichische Thermenregion, die ja auch ein wichtiges Weinbaugebiet ist.

Wir starteten nach dem Frühstück in unserem Murauer Hotel und machten schon nach wenigen Kilometern, kurz nach der Abzweigung von der B97 bei Rottenmann Richtung Sölkpass, einen kleinen Zwischenstop bei einem Teich, aus dem ein hölzerner Kirchturm herausschaute. Nein, das ist nicht der kleine Bruder des Kirchturms im Reschensee, der an das in den 1950ern versunkene Dorf Graun erinnert, als das Wasser im damals neuen Stausee immer höher stieg.

Hier in der Steiermark soll der Kirchturm im Rottenmanner Teich daran erinnern, dass das benachbarte Ranten einst eine reiche Stadt war, wo aber die Menschen immer ausschweifender lebten, bis ein kleines Männchen dem frevelhaften Leben ein Ende bereitete und die ganze Stadt Ranten in einem See versinken ließ. Heute gibt es nur mehr einen wunderschönen Landschaftsteich mit dem hölzernen Kirchturm, der an diese Sage erinnern sollte.

Wir aber wollten weiter auf den Sölkpass, der das obere Murtal im Süden mit dem Ennstal im Norden verbindet. Die Straße führt durch ein Almgebiet, daher ist immer wieder mit Rindern und Kuhfladen auf der Fahrbahn zu rechnen. Das tut dem Fahrspaß aber keinen Abbruch, sowohl fahrerisch als auch landschaftlich ist dieser Pass von beiden Seiten immer wieder ein Genuss und auf jeden Fall zu empfehlen.
Bei wunderschönem Wetter mit blauem Himmel machten natürlich auch wir auf der 1784m hohen Passhöhe einen obligatorischen Halt, auch wenn der Blick in die Ferne hier nicht ganz so gut wie in manchen Kurven weiter unten ist.

Es gäbe hier einige Almhütten entlang der Straße, die zu einer Pause einladen, wir kamen aber direkt vom Frühstück und so fuhren wir durch bis hinunter ins Ennstal. In Stein an der Enns bogen wir in die parallel zur Ennstal-Bundesstraße verlaufende Landesstraße ab und vermieden so den Schwerverkehr und die immer wieder auftretenden Staus in Irdning und fuhren erst bei Döllach Richtung Liezen, wo wir dann durch die Stadt auf die Pyrnpass-Bundesstraße B138 wechselten.

Fahrerisch ist der Pyrnpass uninteressant, aber der Blick aufs Tote Gebirge links und die Haller Mauern rechts ist trotzdem beeindruckend. Unser Ziel war aber Windischgarsten, von wo wir auf den Hengstpass fahren wollten. Genau genommen wollten wir dort zur Karlhütte, die bisher für eine kulinarische Pause immer gut war. Aber leider, wie  so viele andere Gasthäusern in Österreich, ist sie seit heuer (2025) geschlossen und steht zum Verkauf. So blieb uns nur, die Strecke zu genießen und dann in Altenmarkt einzukehren. Aber auch da waren wir nicht erfolgreich, genau an diesem Dienstag hatte der örtliche Gasthof seinen Ruhetag.

Aber geeichte Motorradfahrer kennen ja praktisch überall gute Einkehrmöglichkeiten, auch wenn das, wie wir gerade gesehen hatten, heute keine Garantie mehr ist, dass das tolle Lokal vom letzten Jahr noch existiert. So machten wir einen kleinen Umweg und fuhren statt wie geplant über Weyer und den Saurüssel ins niederösterreichische Ybbstal, in südlicher Richtung, die Enns aufwärts bis Großreifling, wo wir links nach Palfau abbogen und dort nach einigen Kilometern doch noch beim Stiegenwirt Pause machen konnten. Wenn man wie wir auf regionale Gastlichkeit Wert legt, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, auch so wie wir einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen.

So gestärkt ging es für meine Freunde auf die letzten Kilometer und in Gaming, übrigens auch einem Bierort mit dem Erzbräu am Grubberg, das ja praktisch jedem Motorradfahrer, der schon über den Grubberg gefahren ist, ein Begriff ist und dem Kartausenbräu, verließ uns Freund Werner mit seiner Frau Gerti als erster.

In Neubruck, an der Abzweigung der B28 von der B25 praktisch unterhalb des längsten Aquädukts der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung, liegt das Zapfwerk, eine einzigartige Kombination aus Tankstelle, Kaffeehaus und Friseur.

Copyright: Zapfwerk

Hier verabschiedete ich mich noch von den letzten beiden Freunden, Franz und seine Frau Anni fuhren heimwärts nach Purgstall und ich die letzten rund 100 Kilometer durch das Pielachtal und dann über die Geiseben nach Eschenau und weiter durch das Traisental und über den Gerichtsberg ins heimatliche Triestingtal.

In Berndorf, über dem Guglzipf mit seiner Aussichtswarte, wurde der Himmel finster wie wenn jeden Moment ein Gewitter aufkommen wollte und an der Ortseinfahrt von Enzesfeld fielen die ersten Regentropfen, die aber dann doch nicht mehr wurden. Das war ein passender Abschluss von fast genau 3.000 Kilometern über besondere und weniger auffällige Pässe, durch wunderschöne Täler, vorbei an den schönsten Seen Mitteleuropas, durch Österreich, Italien und die Schweiz.

Fazit nach 9 Tagen durch 3 Länder

Auch wenn ich vom Gotthard hinunter zuerst aussen und dann wegen der Hitze unter der Regenkombi nass wurde, am Reschenpass gar keine Chance hatte, mich rechtzeitig vor dem Platzregen für die letzten 10 Kilometer bis zum Hotel umzuziehen und wir die Turracher Höhe im Regen, aber geschützt durch unsere Kombis, hinunterfuhren, waren es für mich an 9 Fahrtagen nicht mehr als insgesamt rund 2 Stunden bei echtem Regen.

Der große Rest war ungetrübter Fahrspaß.

Pässeliste und die Route des 9. und letzten Fahrtages

Sölkpass

Pyrnpass

Hengstpass

Grubberg

Geiseben

Gerichtsberg

Was macht mir am Schreiben am meisten Spaß?

What do you enjoy most about writing?

Wo soll ich da anfangen? Ich habe immer schon gern geschrieben, aber seit ich vor eineinhalb Jahren mit dem Bloggen begonnen habe, ist so richtig „mit dem Essen der Appetit“ gekommen, wie man in Österreich salopp formuliert.

Es ist der Spaß am Formulieren, das Spiel mit Worten, im weitesten Sinn die Freude am Geschichten erzählen. Die Geschichte kann von der letzten Motorrad-Ausfahrt oder von einer Route mit dem E-Bike handeln. Dabei plaudere ich gern über die kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten und Highlights am Weg, an denen ich mich auch erfreut habe.

Genauso gerne berichte ich von meinen Museums- und Galeriebesuchen, obwohl ich von Kunst nicht wirklich viel verstehe. Darum ist mir auch wichtig, immer fundiert zu recherchieren und so etwas Sachlichkeit zu meinem manchmal sehr persönlichen Zugang hinzuzufügen.

Ein bisschen Information zu IT Themen im weitesten Sinn und besonders zum sicheren Umgang mit Handy & Co kommt auch immer wieder dazu, hier kommt mein Leben vor der Pension zum Durchbruch.

Die Texte stammen immer von mir persönlich, die meisten Fotos auch, in diesem Beitrag kommt im Blog das erste Mal ein von mir mit ChatGpt erstelltes Bild zum Einsatz. Mein Prompt dazu lautet: „Bitte zeichne im Stil einer Federzeichnung eine rechte Hand mit Federkiel und eine linke Hand an einer Computertastatur aus der Sicht des Schreibenden“.

Am Ende soll es meinen Leserinnen und Lesern Spaß machen. Und wenn ich immer wieder das Feedback erhalte, dass jemand schon auf meine nächste Veröffentlichung wartet, freut mich das ganz besonders.

8 – Durch Osttirol, Kärnten und die Steiermark Kurven und Landschaft genießen

Vom Mölltaler Gletscher sahen wir bei der vierten Etappe meines Heimwegs nicht viel, dafür fuhren wir durch eine geteilte Kirche und über die Kuppen der Nockberge bis in die Bierstadt Murau.

Vom Kals bis Murau

Nachdem es in der Nacht nochmals geregnet hatte, war zwar alles feucht, doch schon nach dem Frühstück war der Himmel über Kals blau mit wenigen Wolken.

So waren wir zuversichtlich, dass wir zumindest die nächsten Stunden unserer Tagesetappe im Trockenen schaffen würden. Die drei Motorräder waren gepackt und so fuhren wir hinunter ins Tal auf die Felbertauernstraße nach Lienz. Dort hielt uns zwar der übliche Stau etwas auf, aber gleich am Stadtausgang verließen wir den Kreisverkehr Richtung Iselsberg. Auf der Passhöhe zweigt zwar die Großglockner-Hochalpenstraße ab, wir wollten aber weiter ins Mölltal. Wir bogen daher rechts auf die B106 und genehmigten uns in einem Kaffeehaus an einer Tankstelle eine kleine Kaffeepause, gleich daneben präsentierte ein Reisebus seinen Montagsgruß.

Eigentlich wollten wir kurz vor dem Autobahnkreuz bei Seeboden, in Lendorf über Hühnersberg fahren, es wurde dann aber eine kleine Landesstraße, der wir bis kurz nach Trebesing folgten. Den Großteil dieser Strecke bis Gmünd in Kärnten kannte ich vom Radfahren, sie war aber auch mit den Motorrädern eine gute Alternative zur verkehrsreichen und eintönigen Katschberg-Bundesstraße B99.

Kurz nach Gmünd machten wir einen kurzen Abstecher zu einer etwas kurioseren Sehenswürdigkeit, der „Geteilten Kirche„.

Die B99 mit dem Blick immer wieder hinauf zur Tauernautobahn war dann bis Kremsbrücke unsere weitere Wahl. Dort kam der erste Wegweiser für das nächste Ziel, die Nockberge. Weg von der großen Bundesstraße waren die Kurven wieder mehr motorradgerecht, sprich kürzer und knackiger, bis die Abzweigung, nun wieder Richtung Süden auf die Nockalmstraße, die 1981 primär als touristische Panoramastraße eröffnet wurde. Auf einer Länge von 35 Kilometern schlängelt sie sich die über 52 Kehren (Reidn) zwischen Innerkrems und Reichenau über die charakteristische Landschaft der „Nockis“. Die Tageskarte kostet 2025 für Motorradfahrer 18 Euro, was zwar kein Geschenk ist, aber den Fahrspaß auf jeden Fall wert ist. Leider wurden die Wolken immer finsterer und so gab es nur einen Fotostopp.

Je weiter wir hinunter kamen, desto heller wurde es und wir dadurch zuversichtlicher, dass wir unser nächstes Ziel, die Passhöhe der Turrach trocken erreichen können. So war es dann auch und wir parkten bei Sonnenschein vor dem nicht nur bei Motorradfahrern bekannten Hotel Kornock ein.

Leider begann es hier während des Mittagessens zu tröpfeln und die Wolken wurden immer dunkler. Das hieß für uns: lieber rein in die Regenkombi und bald weiter. Unser Tagesziel Murau war gar nicht mehr sehr weit entfernt, die längere Strecke über Tamsweg wären 70 Kilometer gewesen, aber in Anbetracht des Regens bogen wir doch in Predlitz rechts auf den um fast 30 Kilometer kürzeren Weg  ab. Ob es wirklich die bessere Wahl war, sei dahingestellt. Nach einer ewig langen Rotlichtphase hatten wir eine kilometerlange Baustelle mit Sand und Schotter, wodurch unsere Bikes entsprechend verdreckt waren, obwohl es in der Zwischenzeit zu regnen aufgehört hatte. Darum ließen wir die Ehefrauen meiner Freunde beim Hotel einchecken und wir fuhren gleich zum Waschplatz bei der nächsten Tankstelle.

Nach einer kleinen Ruhepause mussten wir uns die Beine vertreten und entdeckten beim Rundgang durch die recht malerische Altstadt das „Open Space„, eine Tagesbar mit mutiger Architektur und genialem Ausblick über die Mur. Ein wunderschöner Regenbogen rundete neben guten Cocktails den Nachmittag ab.

Wenn man schon in der Bierstadt Murau ist, muß man natürlich dem Brauhaus einen Besuch abstatten. Und so bekam ich neben ein paar guten Bieren auch noch die Würstel mit Saft, auf die ich mich schon so gefreut hatte.

Pässeliste und die Route des dritten Heimreise-Tages

Iselsbergpass

Nockalmstraße

Turacherhöhe

Kurviger-Route: Kals-Murau

7 – Längs durch Tirol und dabei gleich über drei Mautstraßen gefahren

Zuerst die Zillertaler Höhenstraße, dann der Gerlospass und zum Abschluss nochmals der Felbertauern waren die drei Mautstraßen, die ich mir am zweiten Heimreisetag aus der Schweiz vorgenommen hatte.

Von Nauders am Reschenpass bis Kals am Großglockner

Der Morgen war um 7 Uhr grau und neblig vor meinem Hotelfenster in Nauders. Der Radio-Wetterbericht und auch die Wetterapps versprachen aber fast unisono, dass sich der Nebel im Lauf des Vormittags lichten sollte. Nach dem Frühstück, eine Dreiviertelstunde später, waren es nur mehr einige Hochnebelschwaden vor einem strahlend blauen Sommerhimmel. Da machte das Packen des Motorrads gleich wieder Spaß und ich schwang mich bald hinauf und fuhr den Reschenpass hinunter Richtung Imst.

Nach wenigen Kilometern gab es den ersten erzwungenen Stopp wegen der gefühlt hundertsten Baustellenampel (naja, zwanzig waren es sicher in den letzten 6 Fahrtagen) bei der mittlerweile aus dem Ö3 Verkehrsdienst bekannten Kajetansbrücke. Ich habe aber trotzdem keine einzige fotografiert, obwohl ich bei einigen mehr als genug Zeit dafür gehabt hätte.

Mein Plan war, bei der Abzweigung ins Kaunertal auf die kleinere Strecke über die Pillerhöhe, die mir letztes Jahr so gefallen hatte, zu fahren. Aber irgendwie verpasste ich sie bei meiner Konzentration auf die nächste Tankstelle und so fuhr ich halt durch den knapp 7 km langen Landecker Tunnel und gleich auf die A12, die Inntal-Autobahn Richtung Innsbruck.

Die Abfahrt ins Ötztal verpasste ich dann nicht und so fuhr ich von Ölz aus wie geplant hoch ins Kühtai. Im oberen Bereich befinden sich auch mehrere Almen, daher fühlen sich die Kälber und Jungstiere sehr wohl und beobachten gelangweilt vom Straßenrand oder manchmal auch von der Fahrbahnmitte die vorbeifahrenden Biker mit und ohne Motor, dass es nicht schadet, vorausschauend zu fahren. Die Tiere haben eine Körpermasse, die einen Biker auf jeden Fall stoppt. Die Kuhfladen sind auch zu beachten, neben dem Geruch sind sie auch recht rutschig und werden daher nicht ohne Grund von so manchem Biker „Bauerneis“ (im Gegensatz zum schmackhaften Bauernhofeis) genannt. Aber nein, der Bauer ist zumindest in Österreich nicht dafür verantwortlich, sie sofort zu beseitigen, sondern wir Biker, die ja bewusst die Almstraße befahren, auch wenn die Rechtsprechung in Deutschland laut Internet eine andere ist.

Vom Schi- und Wanderdorf Kühtai ging es dann wieder hinunter ins malerische Sellraintal bis zur Autobahnauffahrt Zirl-Ost und weiter Richtung Innsbruck und dann bis zur Abfahrt Jenbach, wo ich auf der Bundesstraße dem Stau bei der Abfahrt Wiesing und dem Tunnel ins Zillertal größtenteils entging.

Hier stärkte ich mich mit einem riesigen Käsebrot und einem Häferl Buttermilch für die weitere Tour. Ein deutsches Ehepaar, das aus der Gegenrichtung kam, fragte , ob diese Seite auch so schmal und eng sei. Ich konnte nur bejahen, stellte aber dann auf der Weiterfahrt fest, dass mein erster Teil, also ihre zweite Hälfte, bedeutend enger und steiler war.
Bald war auch dieses coole Erlebnis mit vielen Kurven und einem tollen Panorama zu Ende und ich landete in Hippbach wieder auf der Bundesstraße.

Die Abzweigung zum Gerlospass verweigerte meine Navi-Susi, weil ich sie instruiert hatte, keine Mautstraße zu fahren. Die Zillertaler Höhenstraße dagegen dürfte ihr auch gefallen haben, da war sie nicht so kleinlich. So fuhr ich gegen ihre Vorschläge, umzukehren, einfach weiter und folgte der kurvigen Straße bis zur Mautstation. Die Maut für Motorräder beträgt 2025 9 Euro, bei PKWs werden 12,50 Euro fällig. Die Eigenbeschreibung  auf der Homepage „Österreichs sanfteste Passstraße“ trifft auf jeden Fall zu, die Kurven sind langgezogen und breit und wirklich für jeden Fahrer prolemlos zu meistern.

Bald erreichte ich den ersten Parkplatz gegenüber der Krimmler Wasserfälle. Man hat hier einen sehr guten Blick auf die größten Wasserfälle Europas. Da wir die Wasserfälle schon vor einigen Jahren besucht hatten, genügten mir für diesmal einige Fotos.

Nun fuhr ich auf der B165, der Gerlosstraße hinunter in den Salzburger Pinzgau. Meinen Plan, heute noch über den Großglockner zu fahren, gab ich auf dem Weg nach Mittersill auf, ich wäre nach bereits gefahrenen 300 km erst um 16:30  bei der Mautstelle gewesen und es um diese Zeit bereits regnen hätte können.

So hatte ich mit dem kürzeren Weg durch den Felbertauern-Tunnel die Chance, noch trocken im Hotel in Kals anzukommen. Und genau so war es, während ich schon unter der Dusche stand, begann es zu regnen.

Meine Freunde, die mich die letzten beiden Tage nach Hause begleiten wollten, wurden auf der Kalser Glocknerstraße noch vom Regen erwischt. Wir konnten aber danach doch noch das gemeinsame Abendessen auf der Terrasse genießen.

Pässeliste und die Route am zweiten Heimreise-Tag

Reschenpass

Kühtaisattel

Zillertaler Höhenstraße

Gerlospass

Felbertauern

Kurviger-Route: https://kurv.gr/RQRWQ

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