Vom Mölltaler Gletscher sahen wir bei der vierten Etappe meines Heimwegs nicht viel, dafür fuhren wir durch eine geteilte Kirche und über die Kuppen der Nockberge bis in die Bierstadt Murau.
Vom Kals bis Murau
Nachdem es in der Nacht nochmals geregnet hatte, war zwar alles feucht, doch schon nach dem Frühstück war der Himmel über Kals blau mit wenigen Wolken.
So waren wir zuversichtlich, dass wir zumindest die nächsten Stunden unserer Tagesetappe im Trockenen schaffen würden. Die drei Motorräder waren gepackt und so fuhren wir hinunter ins Tal auf die Felbertauernstraße nach Lienz. Dort hielt uns zwar der übliche Stau etwas auf, aber gleich am Stadtausgang verließen wir den Kreisverkehr Richtung Iselsberg. Auf der Passhöhe zweigt zwar die Großglockner-Hochalpenstraße ab, wir wollten aber weiter ins Mölltal. Wir bogen daher rechts auf die B106 und genehmigten uns in einem Kaffeehaus an einer Tankstelle eine kleine Kaffeepause, gleich daneben präsentierte ein Reisebus seinen Montagsgruß.
Eigentlich wollten wir kurz vor dem Autobahnkreuz bei Seeboden, in Lendorf über Hühnersberg fahren, es wurde dann aber eine kleine Landesstraße, der wir bis kurz nach Trebesing folgten. Den Großteil dieser Strecke bis Gmünd in Kärnten kannte ich vom Radfahren, sie war aber auch mit den Motorrädern eine gute Alternative zur verkehrsreichen und eintönigen Katschberg-Bundesstraße B99.
Kurz nach Gmünd machten wir einen kurzen Abstecher zu einer etwas kurioseren Sehenswürdigkeit, der „Geteilten Kirche„.
Die B99 mit dem Blick immer wieder hinauf zur Tauernautobahn war dann bis Kremsbrücke unsere weitere Wahl. Dort kam der erste Wegweiser für das nächste Ziel, die Nockberge. Weg von der großen Bundesstraße waren die Kurven wieder mehr motorradgerecht, sprich kürzer und knackiger, bis die Abzweigung, nun wieder Richtung Süden auf die Nockalmstraße, die 1981 primär als touristische Panoramastraße eröffnet wurde. Auf einer Länge von 35 Kilometern schlängelt sie sich die über 52 Kehren (Reidn) zwischen Innerkrems und Reichenau über die charakteristische Landschaft der „Nockis“. Die Tageskarte kostet 2025 für Motorradfahrer 18 Euro, was zwar kein Geschenk ist, aber den Fahrspaß auf jeden Fall wert ist. Leider wurden die Wolken immer finsterer und so gab es nur einen Fotostopp.
Je weiter wir hinunter kamen, desto heller wurde es und wir dadurch zuversichtlicher, dass wir unser nächstes Ziel, die Passhöhe der Turrach trocken erreichen können. So war es dann auch und wir parkten bei Sonnenschein vor dem nicht nur bei Motorradfahrern bekannten Hotel Kornock ein.
Leider begann es hier während des Mittagessens zu tröpfeln und die Wolken wurden immer dunkler. Das hieß für uns: lieber rein in die Regenkombi und bald weiter. Unser Tagesziel Murau war gar nicht mehr sehr weit entfernt, die längere Strecke über Tamsweg wären 70 Kilometer gewesen, aber in Anbetracht des Regens bogen wir doch in Predlitz rechts auf den um fast 30 Kilometer kürzeren Weg ab. Ob es wirklich die bessere Wahl war, sei dahingestellt. Nach einer ewig langen Rotlichtphase hatten wir eine kilometerlange Baustelle mit Sand und Schotter, wodurch unsere Bikes entsprechend verdreckt waren, obwohl es in der Zwischenzeit zu regnen aufgehört hatte. Darum ließen wir die Ehefrauen meiner Freunde beim Hotel einchecken und wir fuhren gleich zum Waschplatz bei der nächsten Tankstelle.
Nach einer kleinen Ruhepause mussten wir uns die Beine vertreten und entdeckten beim Rundgang durch die recht malerische Altstadt das „Open Space„, eine Tagesbar mit mutiger Architektur und genialem Ausblick über die Mur. Ein wunderschöner Regenbogen rundete neben guten Cocktails den Nachmittag ab.
Wenn man schon in der Bierstadt Murau ist, muß man natürlich dem Brauhaus einen Besuch abstatten. Und so bekam ich neben ein paar guten Bieren auch noch die Würstel mit Saft, auf die ich mich schon so gefreut hatte.
Pässeliste und die Route des dritten Heimreise-Tages
Nach 4 Tagen am Rad und nach 250 Kilometern fasse ich in diesem Blog unsere Erfahrungen zusammen.
Möglicherweise rümpft der eine oder andere Hardcore-Biker die Nase ob unserer Leistung von gut 250 Kilometern in vier Tagen. Für meine Frau und mich war es ein erster gemeinsamer Test, ob wir das schaffen, weil einige einzelne Tagestouren in dieser Größenordnung haben wir ja schon öfters gemacht.
Zuerst einmal komme ich zur Organisation, weil auch das war für uns Neuland. Wir sind beide nicht besonders gut dafür geeignet, mit einem Tross von anderen Menschen etwas zu unternehmen. Da ist uns das Konzept des Veranstalters entgegen gekommen, die Hotels, die Radrouten und den Gepäcktransport anzubieten und sonst die Routen ohne Reiseleitung abzufahren.
Spezialisten für Radreisen
Die Oberösterreich Touristik ist spezialisiert für solche Radurlaube, wie uns auch andere Reisende bestätigt haben, die schon mehrmals verschiedene Reisen dort gebucht hatten. Sie hatte für uns das beste Angebot und im Nachhinein stellte sich auch heraus, dass der eigentliche Touranbieter Fun Active Tours aus Toblach ein Profi für Touren in Südtirol, Kärnten und den Karnischen Alpen ist.
Angenehme Hotels in praktischer Lage
Die angebotenen Hotels hatten alle Dreistern-Niveau, was für jeweils eine einzige Übernachtung mehr als ausreichend ist. Mindestens so wichtig ist die Sauberkeit und Freundlichkeit, die überall perfekt war. Wir hatten nur im Alma Living Hotel al Girarrosto, dem Hotel „in the middle of nowhere“ in Carnia auch zu Abend gegessen, auch das war vom Service und von den Speisen so gut, dass auch viele Einheimische dieses Lokal frequentieren. Sonst wollten wir die Umgebung eben auch kulinarisch erkunden, was von Villach bis Grado auch immer gepasst hatte. Auch dafür gab es Vorschläge in den Reiseunterlagen, die aber zumindest wir nicht in Anspruch genommen hatten.
Radfahren mit Komplettservice
Zum Schluß noch das Wichtigste, das Radfahren. Die Streckenabschnitte waren so gewählt, dass es von durchschnittlichen Radfahrern ohne Probleme zu bewältigen war. Wir hatten unsere eigenen E-Bikes mit, es gibt aber auch die Möglichkeit, ein passendes Fahrad mitzubuchen.
Die Route des Alpe Adria Radweges führt in unterschiedlichen Varianten meist durch ruhige Landschaften, nur in der Gegend von Carnia muss man wenige Kilometer über die stark befahrene SS13 fahren.
Der Veranstalter Fun Active Tours stellte auch eine App mit den täglichen Streckenabschnitten zur Verfügung, angenehm, weil man sich darum nicht wirklich kümmern musste. Die App am Handy lud zwar manchmal recht langsam, funktionierte aber alles in allem zuverlässig. Ein „Roadbook“ mit gedruckten Karten und einigen Hinweisen lag ebenfalls im ersten Hotel für uns bereit.
Die Route führt sehr lange an verschiedenen Flüssen entlang, durch Wälder, auf der Bahntrasse der ehemaligen Pontebanna- Bahnlinie, über Wiesen, Felder und durch Weinrieden. Der kleine Abstecher zu den Lagi di Fusine ist ebenfalls zu empfehlen, auch wenn es etwas mehr ansteigt als am Rest der Strecke.
Wenn man mag, kommt auch das Sightseeing nicht zu kurz
Udine, Palmanova und Aquileia hätten sich noch mehr Aufmerksamkeit verdient, aber eigentlich waren wir ja zum Radfahren da.
Positiv überrascht hat mich der letzte Tag, da immer wieder von der eintönigen schnurgeraden Strecke Richtung Grado erzählt wurde. Tatsächlich ist der Radweg stellenweise schnurgerade, führt aber recht abwechslungsreich durch Ortschaften und neben den römischen Ausgrabungen auch an einem kleinen Jachthafen vorbei. Ein Stück auf der ehemaligen Bahnline Cervignano–Pontile per Grado erinnert auch stark an den Eurovelo 9 entlang des Wr.Neustädter Kanals.
Und zum Schluß Erholung am Strand
Wenn man die oberitalienischen Badeorte mag, ist Grado sicherlich ein Highlight. Die Altstadt ist wunderschön, viele Lokale laden ein, die Fußgängerzone ist voll von Geschäften und schönen Bauten. Der sehr flache Sandstrand ist offen, nur kosten zwei Liegen mit Sonnenschirm schon 40 Euro pro Tag. Im Hotel kann man sie zwar etwas günstiger buchen, das schlägt aber trotzdem noch die Preise von Kreta oder Rhodos.
In der Nähe des Campingplatzes gibt es aber auch ein Stück Strand, wo man kostenlos sein Badetuch ausbreiten kann, den Sonnenschirm muss man aber auch selbst mitbringen und bis ins etwas tiefere Wasser muss man schon ein Stück marschieren.
Die Rückfahrt von Grado nach Villach nach zwei Zusatznächten klappte auch perfekt. Wir wurden pünktlich im Hotel abgeholt und von einem jungen slowenischen Taxiunternehmer mit seinem VW-Bus mit Radanhänger bis zu unserem Parkplatz in Villach gebracht, ein zweites Paar wurde von ihm weiter nach Salzburg gefahren.
Fazit
Alles in allem ist diese Tour allen zu empfehlen, die gerne in schöner und abwechslungsreicher Landschaft, hier vom Gebirge bis zum Meer, radfahren. Man kann sich natürlich von den Hotels bis zum Rücktransport auch alles selbst organisieren, aber das Komplettservice des Veranstalters erleichtert den Radurlaub ungemein.
Disclaimer:
Wir haben die Reise selbst bezahlt und weder vom Veranstalter oder einem Hotel eine Vergünstigung erhalten. Die Empfehlungen mache ich aufgrund unserer guten Erfahrungen.
Der erste Tag unserer Radtour von Villach nach Grado schien verregnet zu werden, es blieb aber doch trocken und wir konnten den Abstecher zum Lago di Fusine auch noch dazu nehmen.
Den ersten Abend verbrachten wir in Villach mit einem kleinen Stadtrundgang und nochmals einem „kärntnerischen“ Abendessen mit Semmelknödel-Carpaccio, Kärtner Nudelteller und Kalbsrindbraten, bevor wir am Rückweg zum Hotel noch ordentlich nass wurden. Wir übernachteten im Boutique-Hotel „Goldenes Lamm“ und nach einem hervorragenden Frühstück setzten wir uns auf die Räder. Das Gepäck hatten wir bereits deponiert, es sollte zum nächsten Hotel in Tarvis gebracht werden.
Die Unwetter-warnungen waren exakt dort, wo wir am Montag starteten, aber ab 9 Uhr sollte es schön sein, so die Vorhersage des Regenradars. Und genauso war es, der nächtliche Regen hat um 8 Uhr aufgehört.
Bei der Bahnhofstraße mit der Draubrücke nahmen wir wie in der App des Reiseanbieters empfohlen, den Drau-Radweg R1, über den hier auch der Alpe Adria Radweg (CAAR – Ciclovia Alpe Adria) verläuft, verwirrenderweise flussabwärts. Bei der Friedensbrücke über die Drau trafen wir eine Gruppe netter Italiener und wir fotografierten uns gegenseitig auf der von ihnen so genannten „Golden Gate Bridge“.
Damit wechselten wir auf den Gailtalradweg R3, den wir schon vor einigen Jahren zwischen Hermagor und Villach gefahren sind. Nach dem Stadtgebiet verläuft dieser Radweg wunderschön am Ufer oder in den Auen und nahen Wäldern der Gail entlang.
Kurz vor Erlendorf wechselten wir über die Gail und jetzt war es endgültig nur mehr der CAAR. Dieser verläuft hier die meiste Zeit baulich getrennt der B83 entlang, bis wir in Arnoldstein einen kleinen Abstecher zum weithin sichtbaren 57m hohen Schrotturm machten. Dieser wurde, wie ich erst in meiner kleinen Internet-Recherche lernte, von meinem Namensvetter, dem Schrothändler Simon Wallner errichtet. Er diente dazu, um flüssiges Blei aus großer Höhe durch ein Sieb ins Wasser fallen zu lassen und so Schrotkugeln zu erzeugen.
Bis zur Grenze in Thörl-Maglern ging es unspektakulär weiter vorbei am Greisslermuseum der Straße entlang. Ab hier begannen hinter den Grenzgebäuden mit dem kleinen (am Montag geschlossenen) Zollmuseum die stärksten Steigungen dieses Abschnittes.
Der CAAR verläuft bald hoch über dem Tal in den Wäldern toll ausgebaut, wie in Italien gewohnt, mit einer Mittellinie. Beim Tunnel von Coccau (Goggau), wo hoch oben die Kirche San Nicolò di Coccau thront, wird die alte Strecke der Via Friuli um den Berg genutzt.
Nur einige Kilometer weiter, nach dem Lost Place Bahnhof Tarvisio Centrale, beim Bivio ciclabile Tarvisio zweigt der Radweg Richtung Slowenien und vorher zu den Lagi di Fusine ab. Da die heutige Strecke mit 37 km recht kurz gewesen wäre und das Wetter auch hielt, beschlossen wir, uns diese auch anzusehen. Auf der alten Trasse der Kronprinz-Rudolf-Bahn ging es gleich über eine Brücke, die Ponte del Diavolo über die Schlucht der Gailitz.
Da ich nicht in der Schlucht unten war, habe ich das Bild ausgeborgt: Foto von Ivo H., Google Maps
Stetig ansteigend, wo man sich manchmal fragt, wie das damals der Zug mit der Dampflok geschafft hatte, führt dieser Weg bis ins slowenische Kranjska Gora. Wir zweigten aber zu den Lagi di Fusine ab und bereuten diesen Abstecher nicht. Der erste See liegt malerisch eingebettet in die Berge der Julischen Alpen. Gleich auf der anderen Seite in Slowenien befindet sich das Nordische Zentrum Planica.
Retour ging es dann flott und bequem abwärts wieder zur Abzweigung nach Tarvis, wo wir kurz nach der alten Bahnstation Tarvisio Citta in den Ort hinauf zu unserem Hotel abbogen.
Gleich nach der Ankunft begann es wieder zu schütten, wir genossen aber lieber die Dusche im Hotelzimmer. Bald war es aber wieder vorbei und wir genehmigten uns zum Abschluss nach einem kleinen Rundgang noch eine köstliche Pizza.
Das slowenische Bled mit dem schönen See mit der Kirche auf einer Insel stand schon längere Zeit auf meiner Wunschliste. Nun hat sich kurzfristig die Gelegenheit ergeben, gemeinsam mit einigen Freunden dorthin zu fahren. Sie hatten eine größere Tour geplant, ich musste aber aus Zeitgründen am 2. Tag wieder zurück. Davon erzähle ich in diesem Blog.
Das sollte dem Spaß keinen Abbruch tun und so wurde das Treffen in einem Kaffeehaus in St.Michael in der Obersteiermark vereinbart. Der Ort ist den Autofahrern und den Hörern des Ö3 Verkehrsdienst als Knoten St.Michael bekannt.
Die Freunde kamen aus dem Ötscherland über Eisenerz und den Präbichl, ich über den Semmering und das Murtal. Die Wettervorhersagen der verschiedenen Apps waren sich einig, es würde am Vormittag regnen und wir würden früher oder später auf jeden Fall einmal naß werden.
Der Regen schien der Begleiter des Tages zu werden
Ich startete in der Früh bei Sonnenschein, aber bei Neunkirchen war der Semmering hinter einer grauen Wand verschwunden. So beschloss ich, bei einem Supermarkt in Voraussicht in die Regenkombi zu schlüpfen. Nach einigen Minuten Herumwursteln ging es weiter auf die Semmering-Schnellstraße und ich wollte in der Tunnelkette so viele Kilometer wie möglich im Trockenen absolvieren. Je näher ich zu Gloggnitz kam, desto mehr kam der Berg aus den Wolken heraus und so beschloss ich, doch über den Semmering zu fahren.
Ich hatte recht, es regnete am Weg hinauf nicht, aber hinunter wurde das Nieseln stärker und ich fuhr in Steinhaus wieder auf die Autobahn auf und gleich in den ersten Tunnel ein. Nach der Tunnelkette bis Mürzzuschlag war es schon wieder fast trocken und so beschloss ich, in Bruck an der Mur wieder auf die Bundesstraße zu wechseln und das letzte Stück wieder mehr zu genießen.
Ich war dann früher als geplant am Treffpunkt in St.Michael, weil ich mehr Autobahnkilometer als ursprünglich geplant hatte. Auch meine Kleidung war schon wieder komplett trocken. Jetzt entdeckte in unserer WhatsApp-Gruppe die Nachricht, dass die Freunde wegen des starken Regens im Ötscherland erst eine Stunde später losgefahren sind. So verkürzte ich mir die Wartezeit neben Kaffee auch mit den aktuellen Tageszeitungen.
Trocken durch die Steiermark und Kärnten
Dann trafen die Freunde ein und waren froh, die Regenkombis ausziehen und sich anwärmen zu können. Sie sind bis kurz vor unserem Treffpunkt im Regen gefahren, es hat bis weit nach dem Präbichl noch geregnet. Nach einem Kaffee war die Welt aber wieder in Ordnung und es konnte weitergehen.
Wir fuhren jetzt in einer Gruppe von 4 Motorrädern weiter gegen Süden bis wir kurz vor Judenburg auf die B78 über den Obdacher Sattel umschwenkten. Weiter ging es dann auf der B70 durch Wolfsberg bis Völkermarkt, wo wir dann endlich am Hauptplatz ein Café ansteuerten und sich alle über den Kaffee und ein Eis freuten.
Von der Altstadt sind es nur ein paar Serpentinen den Berg hinunter zur Brücke über den Völkermarkter Drau-Stausee und zur B82 ins Vellachtal und Bad Eisenkappel, wo wir 2023 auf Kur waren. Bald nach dem Kurhotel stieg die Straße an und die wirklich genialen Kurven neben dem rauschenden Wildbach wurden mehr und mehr bis hinauf zur Grenze zu Slowenien am Seeberg-Sattel, wo natürlich ein Photostopp notwendig war.
Einige Blicke in den Himmel auf slowenischer Seite und dann ein Blitz mit Donner machten uns rasch klar, dass die Regenkombis auf jeden Fall notwendig sein würden. Aus dem Gewitter wurde dann zwar nichts, aber der Regen allein genügte auch.
Wir konnten die Serpentinen der slowenischen Seebergseite gar nicht wirklich genießen, da es einfach notwendig war, entsprechend langsam zu fahren. Und so dauerte es noch gut eineinhalb Stunden, bis wir unsere „Penzion Union“ im Zentrum von Bled erreichten. Die Motorräder konnten wir in der Tiefgarage parken und rasch die einfachen, aber sehr sauberen Zimmer beziehen und nach einer heißen Dusche marschierten wir die gut 150 Meter hinunter zum See.
Bled süß und mit Aussicht
Und weil wir so brav gefahren waren, riss die Wolkendecke dann immer mehr auf und sogar die Sonne kam nochmals heraus, wenn es auch relativ kühl blieb und wir unser Steak im Restaurant „Kavarna Park“ direkt am See dann doch lieber im Innenbereich genossen. Die berühmten Bleder Cremeschnitten am originalen Entstehungsort ließen wir uns dann auch nicht entgehen.
Fußmarsch um den See
Die Abendstimming war malerisch und wir wollten nach den vielen Kalorien einerseits unser Gewissen beruhigen und andererseits nach einem doch recht langen Motorradtag noch etwas Bewegung machen. Da passte die Runde um den See sehr gut.
Die berühmte Insel Blejski otok mit der Kirche der Muttergottes am See ist auf dem rund 6 km langen Rundweg von fast überall gut zu sehen und natürlich ein wichtiges Fotomotiv.
Es fielen uns aber auch zwei Bojenreihen auf, die wir scherzhaft als Markierungen für den Pfarrer auf seinem Weg zur Inselkirche bezeichneten. Sie haben aber einen profaneren Sinn, weil am See das slowenische Ruder-Leistungszentrum beheimatet ist. Die zugehörige Ruderwettkampfstrecke ist mit dem sogenannten Albano-System aus einer Bojenkette im Abstand von rund 10 Metern ausgestattet.
Abschied von den Freunden und Rückfahrt
Nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege, die Freunde fuhren weiter Richtung Italien, während ich nochmals einen Fotostopp am See einlegte, bevor ich wieder die Heimfahrt antrat. Dabei entdeckte ich die Pletna, ein Holzboot mit einer Art Markise, dessen Name sich von den Plätten im Salzkammergut ableitet.
Die Basilika Maria Hilf in Brezje
Nach einem kurzer Tankstopp außerhalb von Bled fuhr ich auf der Bundesstraße mehr oder weniger parallel zur Autobahn noch ein Stück gegen Süden um zur Kreuzung zum Loiblpass zu kommen. Dabei tauchte an einem Kreisverkehr die Basilika Maria Hilf in Brezje an der linken Seite auf. Dieses slowenische Nationalheiligtum wollte ich mir noch kurz ansehen. Die rechte Seitenkapelle in der Basilika, ist die eigentliche Kapelle zur Muttergottes und damit der Mittelpunkt des Wallfahrtsorts Brezje.
Ich kam gerade in die Kirche, als dort eine Andacht für Pilger abgehalten wurde und so konnte ich nur einige wenige Fotos machen. Papst Johannes Paul II., dessen Statue vor der Kirche auffällt, weihte die Kirche des hl. Veit im Jahr 1988 zur Basilika. Auf das angeschlossene angeblich interessante Krippenmuseum musste ich leider verzichten, da es nur am Wochenende geöffnet ist.
Zurück nach Österreich über den Loiblpass
Ich erreichte nach weniger als einer halben Stunde und einigen kurzen Serpentinen die Einfahrt zum Scheiteltunnel des Loiblpasses und machte noch einen Blick zurück auf die imposante slowenische Bergwelt. Dieser Tunnel wurde unter unmenschlichen Bedingungen im 2.Weltkrieg mehrheitlich von KZ-Häftlingen aus Mauthausen errichtet, an die ein Denkmal beim ehemaligen Lager auf slowenischer Seite kurz vorher erinnert.
Beim österreichischen Grenzübergang kurz nach dem 1570m langen Tunnel hatte ich die erste Passkontrolle innerhalb der EU seit vielen Jahren und durfte einreisen. Ein Stück weiter betreibt das Bundesheer eine Grenzsicherungsstelle am Zugang zu einer ehemals geheimen Bunkeranlage.
Auf der weiteren Strecke Richtung Ferlach befindet sich die etwa 2km lange Tscheppaschlucht mit ihrem 26 Meter hohen Wasserfall. In Ferlach fuhr ich an der Fabrik der Glock Pistolen vorbei Richtung Zell-Pfarre und weiter zum Schaida-Sattel, den ich bereits bei meinem Kuraufenthalt 2023 kennengelernt hatte.
Bald danach kam rechts die Abzweigung z6r Trögerner Klamm, durch die wir damals mit den Fahrrädern bis zur sehenswerten Trögener Kirche fuhren. Beim Gasthaus Kovac musste ich mir natürlich wieder den Kärntner Nudelteller gönnen, der mir bereits 2023 so geschmeckt hatte. Eine weitere Spezialität sind die Obir-Forellen, die eine Radlergruppe am Nebentisch genoss.
Kunst- Hängebrücke und Museum direkt an der Strecke
Weiter führte mich dann mein Weg durch die Ebriach-Schlucht hinaus nach Bad Eisenkappel und bis Sittersdorf, wo die B82 Richtung Lavamünd abzweigte. Auf ungefähr halber Strecke zwischen Bleiburg und Lavamünd steht die Hängebrücke Santa Lucia, die ich gerade noch rechtzeitig beim Vorbeifahren entdeckt hatte. Hier können Radfahrer in den vorbeiführenden Drau-Radweg oder den 23km langen Kunst-Radweg einsteigen. So könnten eine Reihe von Kunstwerken besichtigt werden, mir genügten vorerst die Brücke, die Skulptur „Landmark“ und die „Himmelstiege“ am anderen Ufer des Feistrizbachgrabens. Dieser wird in 60m Höhe mit einer Spannweite der Brücke von 140m überquert. Der Name der Brücke ist von der nahe gelegenen Kirche St.Luzia abgeleitet.
Rund 5km weiter gab es gleich das nächste Highlight an der Strecke. Der futuristische Bau des Museum Liaunig mit einer riesigen privaten Kunstsammlung lag direkt links fast über der Straße, für mich wurde es aber zeitlich zu knapp, hier nochmals mindestens eine Stunde zu halten, das wäre ein Minimum für mich in einem solchen Museum. So habe ich wieder ein Ziel für eine weitere Ausfahrt mit dem Motorrad oder während einer Radtour an diesem Teil des Drauradweges.
Ab in die Steiermark
Gleich nach Lavamünd zweigt die B69 ab, das ist die österreichische Version der „Route 69“ in den USA und führt von Lavamünd in Kärnten über die Soboth in die Steiermark bis nach Bad Radkersburg. Nun ging es hinauf auf den Lorenzenberg, wo ich bei der kleinen Kirche zur Hl.Helena und Maria Magdalena einfach stehen bleiben musste. Die Aussicht hinunter ins Lavanttal bei St.Paul ist zu wunderschön.
Die Kurven brachten mich dann hinunter und wieder hinauf auf die 1350m hohe Soboth, so macht Motorradfahren Spaß. Bald kam ich am Soboth Stausee vorbei, über dessen Stauwall die Straße weiter nach Eibiswald führt.
Leibniz an der Umleitung
Dort verließ ich die B69 und es ging quer durch das Südsteirische Weinland über Gleinstätten recht unspektakulär und mit gar nicht so viel Verkehr vorbei am Sulmsee und dann auf einmal hinein in eine Umleitung, im Schritttempo hinter einem Autobus über und um den Seggauberg. Kaum war ich erleichtert wieder auf der Hauptstraße, kam die nächste Umleitung, jetzt durch das Ortszentrum von Leibniz. Hier kam die Rettung in Form des Gastgartens eines Kaffeehauses am Hauptplatz. Mit dem Motorrad kann man ja recht problemlos direkt vor dem Eingang parken. Ein Eiskaffee im Schatten entschädigte jetzt für das kilometerlange Schritttempo.
Alte Autos und eine Hexenburg
Frisch gestärkt schlängelte ich mich aus der Stadt hinaus, unter der Autobahn A9 bei Gralla durch nach Wolfsberg im Schwarzautal und Gnas bis auf die B66, wo ich kurz vor Feldbach an der Nostalgiewelt Posch, einem privaten Oldtimer-Museum, vorbeikam. Und wieder kommt ein weiterer Punkt auf der Bucketlist dazu…
Nach Feldbach schwang ich mich über kleine Sträßchen, bis die Riegersburg in voller Pracht im abendlichen Sonnenlicht auftauchte. Ein kleiner Stopp für ein paar Fotos war hier nochmals angesagt.
Dann fuhr ich weiter bis Ilz, wo ich den Motorradtank nochmals auffüllte und in Anbetracht der Zeit auf die Südautobahn auffuhr und so die letzten 100km über den Wechsel ohne Umwege absolvierte.
Ein schöner Kurztrip mit immerhin fast 800 Kilometern ging so zu Ende, mit ein bisschen Neid auf die Freunde, die in den Tagen danach neben der Slowenischen Grenzkammstraße im Regen noch das Frizzante-Dorf Valdobbiadene, die Schauderterrasse in Tremosine oberhalb des Gardasees und die Kaiserjägerstraße besuchten. Ich habe mich trotzdem sehr gefreut, dass ich ein Stück mitfahren durfte!