3 – Und wenn du glaubst, mehr geht nicht…

Durch die Durchfahrt im unteren Bild links fährt man vom Passo Tonale kommend hinein nach Edolo. Bis dorthin bin ich mit meinem Motorrad über kurvige Pässe, kleine Sträßchen, Feldwege, Kieselstein-Pflaster, vorbei an einem, zumindest für Österreicher, See-Geheimtipp und (unten) durch einen weltbekannten Schiort gefahren. Davon berichte ich im 3. Teil dieser Serie.

Von Panchià nach Edolo

Nach dem Frühstück erkundete ich mit einem Spaziergang noch den kleinen Ort Panchia, da ich ja dann wieder einige Stunden am Motorrad sitzen würde. Die Häuser im Zentrum oberhalb der Kirche sind noch sehr ursprünglich erhalten, wie man sich als Tourist es sich im oberen Trient vorstellt. Der deutsche Name des Dorfes lautet Weißbach, was wieder an den den Berg herunter fliessenden Fluss Rio Bianco erinnert. Auch mein Hotel ist danach benannt.

Nach dem Packen des Motorrads fuhr ich auf der Provinzstraße am Berghang oberhalb des Fleimstals entlang bis Cavalese, wo ich dann wieder auf die SP232 wechselte.


Entlang des Lago di Stramentizzo ging die Fahrt weiter und über den Croce delle Serre Pass hinunter ins Etschtal. In Mezzolombardo hatte ich nicht mehr an den 3740m langen Tunnel Galeria Rupe gedacht und konnte nicht mehr auf die geplante Bergstrecke abbiegen. Meine Navi-Susi geleitete mich aber am Ende sicher um den Tunnel zurück und so kam ich doch noch in den Genuss der empfehlenswert kurvigen SP64 über den Sella di Andalo zum Molvenosee.

Nicht ohne Grund wurde bereits zum 9. Mal dem Molvenosee der Titel „Schönster See Italiens“ verliehen. Der 4,4 km lange und 1,5 km breite Molvenosee ist der größte natürliche Alpensee über einer Meereshöhe von 800 m und verschiedenen Farbschattierungen von Türkis bis Dunkelblau und ist ein Paradies für Segler, Taucher, Gleitschirmflieger und Biker. Dadurch entwickelt er sich immer mehr zum Geheimtipp als Alternative zum Gardasee.

Ich marschierte zuerst ein Stück die Uferpromenade entlang, wo viele die Sonnenstrahlen auf der Liegewiese genossen. Wie immer war auch hier wieder meine Zeit zu knapp dafür. Eventuell sollte ich mir die doppelte Zeit gönnen, nachdem ich bei jeder meiner letzten 3 Touren in die Schweiz um einen Tag verlängert habe und mittlerweile bei 5 Tagen in einer Richtung liege? Der Hunger wurde aber auch größer und so ging ich zum Hotel Fontanella, dessen Restaurant mit Seeblick mir beim Googeln ins Auge gestochen war. Ich wurde nicht enttäuscht, die Pasta war gemeinsam mit dem Ausblick ein Gedicht.

Frisch gestärkt konnte ich nun meine Tour entlang des Sees fortsetzen. Meine Euphorie und mein Motorrad wurden jäh durch eine Straßensperre am Ende des Sees gebremst, der italienische Hinweis auf eine Umleitung lenkte mich nach links auf eine schmale Forststraße, die anfänglich asphaltiert und dazwischen ein paar Mal sandig und lehmig war. Aber weil mir immer wieder ein Auto oder Motorrad entgegenkam, war für mich alles in Ordnung. Die Straße war aber zeitweise so eng und am Hang, dass es unmöglich gewesen wäre, dass ein Auto und ich mit den Seitenkoffern am Motorrad aneinander vorbeifahren hätten können.

Dann öffnete sich das Tal und eine schöne Kirche tauchte auf. Die Straße ging leicht bergab, war aber mit großen runden Kieseln gepflastert. Stehenbleiben war keine Option und ich hoffte, dass der Weg nach der Kirche flacher weiterging. Es war aber das Gegenteil, die nächsten 100 m waren noch steiler und laut meiner Navi-Susi kam dann eine Haarnadelkurve. Glücklicherweise gab es an der Kurve eine kleine halbwegs flache Wiese, wo ich mit dem Motorrad gefahrlos umdrehen konnte. Dann ging es nochmals ein Stück recht steil und holpernd hinunter, ich sah aber schon den flacher werdenden Weg, der sogar asphaltiert war.

Dann wurde es lustig. Der enge, zumindest asphaltierte Weg führte wieder bergab in den Wald hinein, wo dann eine Gruppe Pfadfinder verteilt am Wegrand saß und mich mit Rufen und Winken den Berg hinunter geleitete. Unten angekommen, sah ich ein malerisches kleines Dorf, Moline, mit einer uralten steinernen Brücke über den Rio Bondai. Die Fotos dazu habe ich mir in Komoot von Attilo, Syrio und Sandy ausgeborgt.

Im Google Maps sieht man diesen Weg vorbei an der Santuario Madonna Di Caravaggio und Moline gar nicht, im Kurviger kann man ihn zumindest erahnen.

Eine kleine Anmerkung zur Kirche, was ich im Internet dazu gefunden habe: Die Kapelle Santuario Madonna Di Caravaggio ist ein Marienwallfahrtsort und liegt wirklich sehr idyllisch in einer einmalig schönen Umgebung, überall grüne Hügel und in einiger Entfernung dann die felsigen Dolomitengipfel.

Das untenstehende Bild ist aus dem oben verlinkden Blog der Familie Sterr, danke dass ich es verwenden darf!

Santuario Madonna Di Caravaggio (Copyright: http://www.Familie-Sterr.eu)

Der weitere Weg war dann vergleichsweise flach und führte ins Dorf San Lorenzo Dorsino, wo ich nach einigen engen kurvigen Gässchen und rund 7 km im wahrsten Sinn über Stock und Stein wieder die Staatsstrasse erreichte. Obwohl dieser Umweg wirklich schön war, war ich doch froh, ohne Sturz oder zumindest Umfaller mit meiner ohne mich fast 300 kg schweren Crosstourer durchgekommen zu sein.

In Ponte Arche erinnerte mich ein Blick auf die Armaturen, dass ich bald tanken sollte, schön dass gleich eine Tankstelle an der Kreuzung lag. Und weiter ging es, jetzt bald wieder Richtung Norden, hinauf nach Madonna di Campiglio und seinen Umfahrungstunnel.

Bald erreichte ich Dimaro, wo ich vor 3 Jahren bei der Heimfahrt übernachtete, aber für mich ging es weiter auf den Passo Tonale. Die Straßen nicht nur dieses Passes wurden seit dem Vorjahr an vielen Stellen neu asphaltiert, was den Fahrspaß signifikant verbesserte.

Interessanterweise fielen mir diesmal verschiedene Dinge auf, die ich bei meinen letzten Touren nicht gesehen habe, dabei sind die drei Hochhäuser in Passo Tonale nicht zu übersehen, „die hauen einem das Auge ein“ wie man in Österreich salopp formuliert. Das umstrittene Projekt Torri del Tonale (deut. Tonaletürme) stellte einen drastischen Einschnitt für das Landschaftsbild dar und symbolisiert die zügellose touristische Entwicklung in der Provinz Trient der 1970er Jahre. Von den ursprünglich fünf geplanten Hochhäusern wurden am Ende nur drei gebaut, aber auch das reicht.

Copyright: sulamaca.it

Natürlich macht man am Passo Tonale auch einen Fotostopp, aber dann ging es in schönen Kurven hinunter und nach wenigen Kilometern erreichte ich mein Tagesziel Edolo. Wenn mein erstes Quartier in Fusch eher die Jugendherberge war, entsprach meine Unterkunft hier eher einem Seniorenheim. Aber was solls, das Zimmer war groß und das Bett angenehm, so schlief ich nach mehr als 900 Kilometern am Motorrad und meiner kleinen Stadtrunde mit einer Stärkung in einer kleinen lombardischen Trattoria ziemlich rasch und tief.

Die dritte Etappe mit der Pässeliste

Croce delle Serre
Passo Santel
Sella di Andalo
Passo Campo Carlo Magno
Passo del Tonale

Kurviger-Route: Panchia-Edolo

Hier geht’s zum vierten FahrtagEdolo-Flims

2 – Der Tag der nicht gefahrenen Straßen

Beim Motorradfahren ist ja im Prinzip der Weg das Ziel. Wenn man aber an einem Tag gleich mehrere Straßen nicht fahren kann, ist es doch frustrierend. Wie es dazu kam, beschreibe in der zweiten Folge dieser Serie.

Von Fusch im Land Salzburg bis Panchia im Trentino

Am am Morgen zeigten die Kameras am Großglockner Nebel und eine Temperatur von 1 Grad. Der Schnee lag zwar nicht auf den Straßen, aber Glatteisgefahr bestand trotzdem und so war die Sperre für Motorräder noch nicht aufgehoben. So blieb mir als Alternative nur der Felbertauern mit seinem Scheiteltunnel. Die Möglichkeit auf der anderen Seite, die Bahnverladung zwischen Gastein und Mallnitz, bestand auch noch nicht. Diese wurde erst am Wochenende darauf nach den wochenlangen Revisionsarbeiten geöffnet.

Und so dachte ich da noch, dass die Großglockner-Hochalpenstraße die einzige sein würde, die ich an diesem Tag nicht wie geplant befahrenen konnte. So startete ich über die da noch nicht so stark befahrene B168 nach Mittersill, von wo die B108 über den Felbertauern führt. Dabei hatte ich einen wunderbaren Blick auf das von der Morgensonne angeleuchtete Kitzsteinhorn und konnte bis zum Tunneleingang noch ein paar Fotostopps einlegen. Die Maut von 12 Euro für ein Motorrad (2025) ist nach dem 5313 m langen Tunnel auf Osttiroler Seite zu bezahlen. Dann führt die Straße mit vielen langgezogenen Kurven über Matrei hinunter bis zur Bezirkshauptstadt Lienz.

Mein nächstes geplantes Highlight des Tages sollte die Pustertaler Höhenstraße sein. Wenige Kilometer nach Lienz, bei Leisach weist ein Schild rechts auf die gut 35 km lange Panoramastraße, die in vielen meist gut ausgebauten Kurven bis auf rund 1500 m hinauf führt. Der Ausblick auf die gegenüberliegenden Lienzer Dolomiten und die Durchfahrt durch die kleinen Dörfchen macht diese Strecke so reizvoll.

Doch wenige Kilometer bevor die Straße in Abfaltersbach wieder in die B100 einmündet, ging nichts mehr, Totalsperre wegen Bauarbeiten. Also umdrehen und rund die Hälfte zurück, bis die St.Justiana Landesstraße hinunter ins Tal nach Mittewald führt. Aber für den Motorradfahrer ist ja eh der Weg das Ziel und ich dachte, dass das die letzte nicht vollständig gefahrene Straße für diesen Tag sein sollte.

Kurz vor der Grenze bei Silian füllte ich noch den Tank meiner Crosstourer auf, um nicht gleich in Italien tanken zu müssen und fuhr danach bei Toblach auf der SS51, der Strada d’Alemagna, Richtung Süden bis Schluderbach. Schon in der Provinz Venetien, wollte ich die Mautstraße zur Auronzohütte bei den Drei Zinnen hinauf fahren. Gleich zu Beginn gibt es zwei Serpentinen, wo ich warten musste, weil gerade zwei Busse herunter fuhren und dabei reversieren mussten. Dann ging es vorbei an einem kleinen Bergsee, dem Lago Antorno weiter bis sich das Tal mit einem großen Parkplatz öffnete und die 3 Zinnen genau vor mir standen.

Der Schranken der Mautstraße weiter zur Auronzohütte blieb mir aber verschlossen, seit Sommer 2025 braucht man ein vorreserviertes Online-Ticket. Leider wusste das die Homepage vor einigen Monaten noch nicht und so war meine Überraschung perfekt. Jetzt war das die dritte Straße an einem Tag, die ich nicht so fahren konnte wie ich wollte.

Bevor ich wieder hinunter zur SP49 fuhr, machte ich beim Lago Antorno Halt für einen Cappuccino und einen Apfelstrudel und natürlich für einige Fotos.

Weiter ging es den Misurinapass hinunter und weiter über den Passo Tre Croci Richtung Cortina di Ampezzo, wo es wieder die dort üblichen Staus gab. Nach längerem Schritttempo und einigem Durchschlängeln erreichte ich am westlichen Ende der Stadt die Auffahrt zum Passo Giau. Der Ausblick von der Passhöhe über die Marmolada, Sellagruppe, Drei Zinnen, Nuvolau, Cristallo, Tofane usw. ist fast nicht mehr zu toppen.

Der Passo di Valles mit seinen etwas mehr als 2000 Metern Höhe ist gemütlich zu fahren und führt hinab nach  Predazzo, wo bald das Schisprung-Stadion für die Olympiade 2026 fertig werden sollte.

Da ich leider nicht so einfach stehenbeliben konnte: Die Bauststelle für das Schispungstadion in Predazzo für die Olympiade 2026 im März 2025, Copyright: http://berkutschi.com

Nur noch wenige Kilometer weiter im Val di Fiemme liegt mein Tagesziel Panchia, wo ich direkt an der Hauptstraße im Hotel Rio Bianco mein Zimmer reserviert hatte. Das Zimmer war ruhig und sauber, das Steakhaus, das zum Hotel gehört, ist meiner Meinung nach sogar einen kleinen Umweg wert.

Die zweite Tagesetappe und die Pässeliste

Felbertauern

Pustertaler  Höhenstraße

Mautstraße zur Auronzohütte

Passo Tre Croci

Misurinapass

Passo Giau

Passo di Valles

Kurviger Route: Fusch – Panchia

Und hier geht’s zum dritten Fahrtag:

Von Panchia nach Edolo