Ich organisiere seit fast 20 Jahren im Frühjahr und im Frühherbst eine Motorrad-Ausfahrt für Freunde und Bekannte. Dabei ist das Ziel meist ein gemütlicher Gasthof mit guter Küche, wobei genau genommen ja der Weg dorthin an sich schon das Ziel ist.
Die von mir geplante Herbstausfahrt 2025 sollte uns ins Steirische Almenland bringen, genauer in den kleinen Ort St.Kathrein am Offenegg. Die Gruppe war diesmal klein, aber Werner, Christian, Kurt und Reinhard vertrauten auch diesmal meiner Routenplanung.
Wie immer ging es auf eher kleinen kurvigen Straßen hinaus aus Enzesfeld und Richtung Aigen bei Hernstein und von dort über den Hart im größten zusammenhängenden Schwarzföhrengebiet Mitteleuropas. Hier begann bereits der Fahrspaß, denn solche Serpentinen vermutet man nicht so nahe der Bundeshauptstadt Wien. Die Straße brachte uns hinunter ins Piestingtal, das nicht nur bei Motorradfahrern, sondern genauso bei Wanderern und Radfahrern beliebt ist.
Man könnte hier über Gutenstein und Rohr am Gebirge bis in die Kalte Kuchl fahren, wir bogen aber bereits nach wenigen Kilometern links Richtung Miesenbach ab. Die Kurven des Ascher führen hinunter nach Puchberg am Schneeberg, von wo es weiter auf der B26 vorbei an der Burg Stixenstein mit der markanten Tordurchfahrt bis Sieding ging.
Wer neugierig ist, kann noch mehr über dieses Gebiet in meinem Blog zum Motorradwandern im südlichen Niederösterreich nachlesen:
Wer mich kennt oder schon einige meiner Motorrad-Blogs gelesen hat, weiß, dass ich gerne kleine Sträßchen erkunde, darum fuhren wir hier rechts weg von der Bundesstraße und den einspurigen Ambachweg hinauf nach Bürg und dort rechts weiter auf der L4163 zum Gut Gasteil, das ein Künsterehepaar mit dem Projekt „Kunst in der Landschaft“ seit vielen Jahren bekannt gemacht hat. Ein paar nette Kurven weiter kamen wir schon nach Priglitz, von wo ich normalerweise geradeaus weiter nach Auf der Wiese hinunter nach Schlöglmühl fahre.
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Wir sollten aber pünktlich in unserem Gasthof sein, damit wir noch vor der angesagten Hochzeitstafel bestellen könnten. Darum war die Route optimiert und so leitete ich meine kleine Gruppe den kürzeren Weg durch den Stuppachgraben hinunter nach Gloggnitz.
Gleich beim Bahnhof gäbe es ein Highlight für alle Schokofans, nämlich das Lindt Factory Outlet. Als Mann einer Schweizerin kenne ich natürlich auch das Original Lindt Home of Chocolate in Kilchberg am Zürisee, aber zur Not hilft der Shop hier am ehemaligen Hofbauer-Standort auch gegen eventuelle Entzugserscheinungen.
Wir fuhren aber weiter durch die Stadt und hinauf über die Schlaglstraße nach Otterthal. Hier geht es links ins ebenfalls empfehlenswerte Wechselgebiet, wir nahmen aber die Abzweigung nach rechts Richtung Feistritzsattel, wo auf der Passhöhe die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark liegt. Von hier kann man zu Fuß oder mit dem Mountainbike über die „Wexltrails“ den Hochwechsel erreichen.
Der Weg hinunter nach Rettenegg und weiter nach Ratten mit den langgezogenen Kurven verleitet zum Cruisen durch die waldige Landschaft. Im Hintergrund tauchten die ersten Windräder am Pretul auf, auf den ich im Vorjahr über die Panoramastraße gefahren bin.
Weiter ging es durch das Feistritztal auf der B72 bis Birkfeld im Herz des Jogllandes. Zum Abschluss kam dann noch die kurvige Strecke über Haslau hinauf nach Heilbrunn und die Brandlucken, bevor wir St.Kathrein am Offenegg erreichten.
Unser Ziel das Restaurant des Landhotels Spreizhofer liegt nochmals ein Stück den Berg hinauf mit einer tollen Aussicht auf die gegenüberliegende Sommeralm, die mit der Teichalm zum größten zusammenhängenden Niedrigalmweidegebiet Europas gehört.
Das Essen an sich wäre schon die Anreise wert gewesen, für uns fünf war auch die Strecke durch das niederösterreichische Semmering-Gebiet und das steirische Joglland ein Genuss.
Die Fahrt zurück hatte ich ursprünglich nach Birkfeld und Vorau noch durch die Bucklige Welt geplant. Nachdem uns aber bald nach der Abfahrt der Regen ordentlich durchnässte, kürzten wir den Rückweg ab und fuhren auf der Wechselbundesstraße B54 direkt bis kurz vor Wr.Neustadt, wo uns nochmals der Regen erwischte und wir auch den Abschlusskaffee ausfallen ließen, weil jeder von uns froh war, die nasse Motorradkluft los zu werden.
Anscheinend sollte ich das Joglland bei meinen geführten Ausfahrten meiden, weil das schon das mindestens dritte Mal war, wo uns der Regen überraschte. Ich verspreche Besserung!
Zuerst drunt im Burgenland bei einer bemerkenswerten Kirche im Grenzgebiet
Für meine deutschen Freunde: Drunt bedeutet „tief unten“, wobei das in diesem Fall relativ ist, weil das Süd- und Mittelburgenland recht hügelig sein kann. Der Titel ist auch die erste Zeile eines recht populären Volksliedes und handelt von einem schönen Mädchen zum Heiraten (siehe Link unten), aber darum geht es hier auch nicht. Ich will eigentlich nur sagen, dass ich von meiner Motorradausfahrt ins Südburgenland erzählen möchte. Und woher das Burgenland seinen Namen hat, könnte man aus einigen Bildern in diesem Beitrag schließen, aber das ist auch nicht ganz richtig, aber davon später mehr.
Durch das südliche Niederösterreich
An diesem Tag wollte ich einfach ins tiefste Südburgenland und mir eine Kirche im ehemaligen Niemandsland des eisernen Vorhangs zwischen Österreich und Ungarn ansehen. Zuerst fuhr ich an der Hohen Wand vorbei ins Steinfeld und dann über Bad Erlach in die Bucklige Welt wo mir in Kirchschlag noch in Niederösterreich die erste Burg ins Auge sprang.
Jetzt ist es Zeit, wieder mit altem Schulwissen anzugeben, bevor die nächste Burg vor die Linse meiner Kamera kommt. Der Name „Burgenland“ kommt nicht direkt von den recht vielen Burgen im Land, sondern von drei altungarischen Komitaten (Bezirken): Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron) und Eisenburg (Vas). Diese gehören aber als Resultat der Volksabstimmung 1921 gar nicht mehr zu Österreich und damit auch nicht mehr zum Burgenland.
Nach diesem historischen Exkurs geht es weiter, meine Crosstourer brachte mich vorbei an der Aussichtsplattform „Guglhupf“ mit genialem Blick über die hügelige Landschaft immer weiter Richtung Süden.
Von Burg zu Burg
Vorbei an Bernstein, wo ich die Burg nicht fotografiert habe, kam nach einigem Auf und Ab die Burg Schlaining ins Blickfeld. Hier fand von 2021 bis 2023 die Jubiläumsausstellung „Wir sind 100. Das Burgenland schreibt Geschichte“ statt, bei der ich zum ersten Mal in dieser Burg war. Diesmal gönnte ich mir am Hauptplatz einen Kaffee in der Sonne.
Weiter ging es durch die noch immer leicht hügelige Gegend über Großpetersdorf und Kohfidisch bis nach Güssing, wo schon von weitem die Burg auf einem Felsstock zu erkennen war. Ich habe mir dann noch beim Fußballplatz am Rand der Fischteiche einen Fotostopp gesucht, um auch aus dieser Perspektive ein schönes Bild zu bekommen.
Ein Symbol für ein friedliches Europa
Über Kleinmürbisch fuhr ich dann durch Inzenhof und weiter auf einem Feldweg, der schließlich in einen kilometerlangen Schotterweg durch den Wald überging, bis ich Google Maps zusätzlich neben dem Navi konsultierte, ob der Weg noch richtig sei. Es war richtig und nach einem weiteren Kilometer öffnete sich der Wald und nach einem kleinen Parkplatz stand ich direkt an der Grenze und dahinter lag die schon erwähnte Kirche, die Wallfahrtskirche St.Emmerich.
Ich parkte mein Motorrad am Platz vor der Kirche, die während des Zweiten Weltkriegs von Österreich abgeschnitten wurde und dann während des Kommunismus zerstört direkt hinter dem Eisernen Vorhang lag. Bilder in der ab 1990 mit viel Engagement renovierten Kirche zeugen davon.
Der Platz mit seiner Ruhe mitten im Wald zwischen Österreich und Ungarn ist einerseits Mahnmal und andererseits Symbol für ein offenes friedliches Europa, das leider gar nicht mehr so selbstverständlich ist.
Zurück ging es wieder über den Waldweg bis Inzenhof und weiter über Großmürbisch bis nach Heiligenbrunn, wo ich mir das berühmte Kellerviertel ansehen wollte.
Dieses Ensemble aus 141 historischen Kellern, die genau genommen keine sind, sondern kalkverputzte Holzhäuser mit Strohdach, wird zum Großteil noch in ihrem ursprünglichen Sinn genutzt, aber während meines Besuches war alles geschlossen.
Ich traf nur einen Besitzer, der mir erzählte, daß er mit 78 Jahren zu den Jüngeren hier gehörte und nicht sicher war, ob die nächste Generation auch noch bereit sein werde, alles zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. So musste ich hungrig weiterfahren.
Weitere Grenzerfahrungen
Meine Route führte mich jetzt wieder Richtung Norden die B56 entlang bis kurz nach Moschendorf, wo mich mein Navi an einer Kapelle quasi über die Direttissima leitete.
Erst im nächsten Dorf erkannte ich, daß ich mich wieder in Ungarn befand, und das ohne Pass oder Personalausweis. Die Häuser der typischen Straßendörfer waren sehr gepflegt und fast vollständig renoviert. Auf einmal erkannte ich an den Verkehrszeichen, daß ich wieder in Österreich gelandet war, bis mir eine für deutschsprachige Augen und Ohren interessante Ortstafel auffiel.
Nochmals zwei Dörfer weiter leitete mich das Navi über einen extra holprigen Weg und eine kleine Brücke wieder zurück nach Österreich auf die B56 und weiter vorbei an Eisenberg bis nach Rechnitz. Hier gönnte ich mir im ersten Supermarkt seit Güssing eine Leberkäsesemmel zur Stärkung, bevor es weiter auf den Geschriebenstein ging.
Kurven hinauf und hinunter
Der Wolf von Bike on Tour empfiehlt den Geschriebenstein auch als kurvenreichen Ausflug auf den Berg der Burgenländer, ich kann dem nur zustimmen. Am Parkplatz am Scheitelpunkt könnte man in einer halbstündigen Wanderung zum Aussichtsturm gehen, wo genau durch die Mitte der Aussichtsplattform die Staatsgrenze zwischen Ungarn und Österreich verläuft.
Ich habe das bereits vor einigen Jahren gemacht, drum genieße ich ohne weiteren Stopp die schönen Kurven hinunter nach Lockenhaus. Von dort brachte mich die B55 über Bad Schönau und Krumbach mit seiner Burg bis Grimmenstein, dessen Burg hier auch fehlt.
Ich folgte dann der B54 bis kurz nach Schwarzau im Steinfeld, wo ich links abbog, um über St.Egyden, Weikersdorf und Bad Fischau Wr.Neustadt zu umfahren und dann über Steinabrückl und Matzendorf zum Tanken das letzte Stück Heimweg zu genießen.
Heuer musste ich meine Herbstausfahrt für Freunde und Bekannte zweimal verschieben, sodaß sie dann erst am letzten Sonntag stattfand. Auf Vorschlag eines Freundes sollte das Ziel ein Hotel und Landgasthof in St.Kathrein am Offenegg sein. Das klappte diesmal nicht ganz, der Gasthof war wegen einer großen Hochzeit ausgelastet und von den Teilnehmern kamen immer mehr Absagen. Ein Ersatz zum Mittagessen war schnell gefunden, das neue Ziel war der Jagawirt auf der Brandlucken, ebenfalls zu St.Kathrein gehörend.
So war die Runde der Teilnehmer diesmal sehr klein und wir starteten zu zweit, was aber bei Sonnenschein den Spaß nicht kleiner machte. Der Hart bei Aigen hinunter nach Markt Piesting ist mit seinen Haarnadeln einerseits und einigen flotten langgezogenen Kurven immer wieder ein Genuß zum Start einer Runde. Über Dreistetten und Muthmannsdorf führte uns die Route übers Steinfeld die B17, die A2 und die B54 kreuzend nach Bad Erlach und schön kurvig in die Bucklige Welt über Bromberg und Lichtenegg und das Weiße Kreuz nach Krumbach zur Kaffeepause.
Über die Bucklige Welt ins Feistritztal
Weiter ging es auf einer Strecke, die ich selbst seit Jahren nicht gefahren bin, in vielen Kurven über die Bergrücken vorbei am Hutwisch nach Hochneukirchen und hinunter nach Pinggau, ein Stück auf der B54 bis Rohrbach an der Lafnitz und dann das immer wieder schöne Tal des Voraubachs zum Stift Vorau und weiter nach Birkfeld.
Windwürfe am Straßenrand
Hier beginnt das Gebiet der Sommeralm und Teichalm, das vor einer Woche nicht vom Hochwasser, aber von den Stürmen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Viele zusammengeschnittene Bäume am Straßenrand und teilweise ganze Hänge mit geknickten, schräg lehnenden und entwurzelten Bäumen lassen das Ausmaß der Schäden nur erahnen.
Die Straße hinauf auf die Brandlucken war aber trotzdem wieder ein Gustostückerl mit schöner Aussicht und vielen Kurven. Der Parkplatz beim Jagawirt war recht voll und so war es gut, auch für uns zwei reserviert zu haben. Der Schweinsbraten mit Semmelknödel war zur Stärkung genau richtig und auf jeden Fall zu empfehlen. Ein Schnaps danach hier in St.Kathrein hätte schon gepasst, aber als Motoradfahrer ist das absolut tabu und so folgten wir dem Lied von Stefan Remmler nicht, aber wir haben ja seine Sterne in Athen auch nicht gesehen.
Der Rückweg führte uns wieder hinunter bis Birkfeld und dann weiter über die B72 ins Joglland bis Ratten und Rettenegg und dann den Feistritzsattel hinauf und zurück nach Niederösterreich ins Wechselgebiet. Nach Trattenbach und Otterthal ging es vorbei an der Burg Wartenstein nach Gloggnitz zu einer abschließenden Kaffeepause.
Eine schöne Ausfahrt geht zu Ende
Zum Heimweg entschieden wir uns, etwas abzukürzen und statt über Puchberg am Schneeberg einfach über die B17 bis Neunkirchen und dann die Blätterstraße nach Bad Fischau und über Steinabrückl und Matzendorf zu fahren. So ging dann eine angenehme 300km-Runde gemütlich zu Ende.
Da ich bei Ausfahrten mit Freunden wenig bis gar nicht fotografiere, sind die Bilder von diesem Teil aus meinem Archiv.
Heuer klappt es endlich, ich kann auf der schon für 2023 geplanten Route in die Schweiz fahren. Im Vorjahr hat mir ja leider mein Ischiasnerv am rechten Fuß einen Strich durch die Rechnung gemacht und mich über 10 Wochen vom Motorrad ferngehalten. Jetzt ärgert mich zwar mein Hüftgelenk links, aber mit etwas Übung gelingt das Aufsteigen auch mit Seitenkoffern ganz passabel.
Die geplante Strecke führt am ersten Tag ohne besondere Umwege nach Kärnten, der nächste Tag über den Nassfeldpass nach Italien in die Region Julisch-Venetien, weiter in die Provinz Belluno wo ich, wenn es sich zeitlich ausgeht, vom Passo Feidaia auf die Marmolda hinauf will, die ich bisher nur vom Schifahren kenne. Dann geht es weiter nach Südtirol bis ins Hotel in Pozza di Fassa.
Der nächste Tag führt über den Karerpass nach Bozen, wo ich das Messner Mountain Museum besuchen will, über Passo Mandola, Passo di Tonale, Passo del Aprica und den Splügenpass bis nach Thusis in Graubünden.
Der letzte Teil am 4. Tag meiner Reise soll dann auf der alten Poststrasse durch die Rheinschlucht und dann weiter über den Oberalppass, den Furka und den Grimselpass bis zum Stausee und danach in einer Schleife über den Nufenen nach Airolo im Tessin und dann auf der Tremola über den Gotthardpass führen. Das letzte Stück von Andermatt mit der Teufelsbrücke und weiter auf den Klausenpass über Glarus bis an den Zürichsee ist der Abschluss des letzten Tages.
Tag 1: Von der Thermenregion übers Apfelland bis ins Kärntner Bergbaugebiet
Mein erster Tag meiner Fahrt an den Zürichsee soll mich nach Kärnten, genauer gesagt in die Nähe von Feldkirchen bringen. Das Wetter verspricht zumindest bis am Nachmittag schön, das heißt nicht verregnet, zu sein, daher starte ich gemütlich um 8 Uhr. Um trotzdem Zeit zu gewinnen und Kilometer zu machen, ist der erste Teil einmal Autobahn, geplant bis Hartberg. Das wird mir aber nach Wr.Neustadt bereits zu langweilig und so verlasse ich in Grimmenstein die Autobahn und fahre über Aspang die Wechselbundesstrasse bis Hartberg und dann gleich weiter bis Gleisdorf durch das Apfelland, denn 75% unser österreichischen Apfelanbaugebietes liegen in der Steiermark.
Die Stadt Graz umfahre ich dann doch wieder bis zum Packsattel auf der Autobahn. Direkt nach der Abfahrt überquere ich die Landesgrenze und befinde mich bereits in Kärnten. Bald darauf entdecke ich die Abzweigung zur Hebalm, von der ich schon als Wandergebiet im nördlichen Teil der Koralpe gehört habe. Die kurvige Straße macht Spaß, doch kurz nach dem Parkplatz beim Hebalmsee sind Asphaltierungsarbeiten mit längeren Wartezeiten im Gange und so drehe ich um und fahre weiter meine ursprüngliche Route.
Aber auch die Packer Bundesstraße B70 macht mit ihren Kurven durch die Wälder wirklich Freude und bringt mich nach Waldenstein, wo schon seit der Römerzeit das seltene Industriemineral Eisenglimmer abgebaut wird. Ein kleines Kirchlein lädt zum Fotografieren ein und dabei sehe ich am gegenüberliegenden Berghang die Burg Waldenstein, in der laut einem Gedenkstein das Kärntner Heimatlied entstanden ist.
Es geht weiter bis Wolfsberg wo ich Mittagspause mache und mir die Fußgängerzone, die aber teilweise Baustelle ist, ansehe.
In der Pfarrkirche wird der ganz aktuelle selige Carlo Acutis aus Italien, der mit 15 Jahren starb, verehrt und seine Reliquie ausgestellt. Er gilt als „Influencer Gottes“ und „Cyber-Apostel“, nachdem er das Internet nutzte, um die christlichen Werte zu verbreiten. Er spielte gerne mit seinen Freunden Fußball, zwischendurch auch mit der Playstation und war ein Computer-Genie, was sich auch in der Darstellung seiner Reliquie niederschlägt, die dadurch ganz unerwartet anders als andere Reliquien aussieht.
Ich starte wieder Richtung Feldkirchen und entdecke erst durch einen Wegweiser bei der Stadtausfahrt, daß mich das Navi über das Klipitztörl leitet. Bei der Planung daheim ist mir das gar nicht bewußt geworden und ich freue mich schon, als bald die Haarnadelkurven der schmalen Bergstrasse beginnen. Auf der Passhöhe von 1644m mache ich natürlich einen kurzen Fotostopp.
Es ist nicht zu übersehen, daß ich mich hier weiterhin im Kärtner Bergbaugebiet befinde, denn einige Kilometer weiter in Lölling liegen direkt neben der Straße einige Denkmäler der Montanistikgeschichte. Die nur einige Jahrzehnte Ende des 19.Jahrhunderts betriebene Erzröstanlage ist eine der beiden letzten großen weitgehend erhaltenen Röstanlagen in Österreich.
Mein letzter Stopp gilt dem Dom von Gurk, der imposant in dieser kleinen Ortschaft steht und in der sich das Grab der Kärntner Landespatronin Hemma befindet. Der Bau ist schon von außen beeindruckend, doch der Innenraum überwältigt einerseits durch seinen barocken Prunk, andererseits durch die verschiedenen sehr gut erhaltenen Wandgemälde, die ab der Zeit um 1340 entstanden, und einem wunderschönen riesigen romanischen Trichterportal.
Vor dem rechten Seitenaltar ist eine der recht seltenen Fastenkrippen ausgestellt, die von den Krippenfreunden Deutsch-Griffen um die Jahrtausendwende gebaut wurde.
Nach einem Cappuccino im Domcafe mache ich mich wieder gestärkt auf den Weg die letzten Kilometer nach Feldkirchen und dann den Berg hinauf nach Pollenitz zum Gasthaus Wadl. Von meinem Zimmer aus habe ich einen schönen Blick in der Abendsonne auf den Ossiacher See, den wir im letzten Sommer mit dem Fahrrad umrundet hatten. Bei einer herrlichen vom Hausherrn selbst gemachten Bratwurst, einem Bier und lustigen Gesprächen mit Bikerkollegen aus dem Burgenland klingt der Tag aus.
Tag 2: Pässe und Haarnadelkurven bis zum Abwinken
Die ersten schönen Kurven führen über die schmale Straße vom Quartier hinunter nach Feldkirchen. Erst durch einen Wegweiser wird mir klar, daß mich das Navi über die Gerlitzen leitet. Bald kommen die ersten Haarnadelkurven bis hinauf auf rund 1000m zur ehemaligen Missionsstation Klösterle, die heute ein mietbares Ferienquartier ist. Gegenüber liegt auch die Talstation der gleichnamigen Sesselbahn.
Durch das idyllische Krastal geht es ins Drautal und vorbei an der sehenswerten Johannes-Kapelle mit den 14 Kreuwegstationen gegenüber von Schloß Kreuzen auf die Windische Höhe und hinunter ins Gailtal, wo der Weg über Tröpolach auf den Nassfeldpass führt.
Die kurvige Straße geht vorbei an den Hotels der Sonnenalpe Nassfeld bis an den Scheitelpunkt, der zugleich die Grenze zwischen Österreich und Italien markiert.
Entlang des kleinen Sees auf italienischer Seite geht es durch die Felsen in einigen engen Serpentinen und durch einen Kehrtunnel hinunter nach Pontebba im Friaul. Gleich nach der Brücke biege ich rechts ab und es geht raus aus der Stadt auf einem kleinen Strässchen durch den Wald in vielen engen Kurven auf den 1066 m hohen Sella Cereschiatis nach Moggio Udinese, eine wirklich coole und auch malerische Alternative zum eintönigen Kanaltal.
In der Zwischenzeit hat es gute 30 Grad bekommen, da ist die Mittagspause in Cavazzo Carnico auf einer schattigen Bank richig erholsam.
Bei Ampezzo habe ich bei meiner Planung die SP73 zum Lago di Sauris entdeckt, eine wirklich spektakuläre Straße mit unendlich vielen Kurven und einigen fast mystischen gepflasterten und feuchten Felsentunnels mit der Brücke über die tiefe Lumieischlucht. Den letzten Tunnel verlässt man direkt an der 136m hohen Staumauer am See.
Dann geht’s den See entlang und weiter auf den Sella di Rioda, wobei Steigungen von bis zu 13 Prozent und acht Kehren zu meistern sind. Direkt anschließend führt die Strecke über den Sella di Razzo und den Sella Ciampigotto bis hinunter nach Lozzo di Cadore.
In Venas di Cadore verpasse ich beinahe die Ausfahrt Richtung Forcella Cibiana, da hier eine große Baustelle die Straßenführung fast verschwinden lässt. Also nach einigen hundert Metern umgedreht und dem Navi gefolgt und auf der wirklich tollen Strecke durch die Wälder hinauf auf den Scheitelpunkt auf 1536m, von wo der Weg auf den Monte Rite abzweigt, wo sich das Messner Mountain Museum Dolomites befindet. Leider geht sich ein Besuch zeitlich nicht aus, daher bleiben Pass und Museum auf der Bucket List.
Der Passo Staulanza ist das nächste Highlight auf meiner Tour. Die vielen Kurven mit wenig Verkehr und ein paar Haarnadeln mit grandiosem Ausblick machen absolut Spass beim Fahren. Der 3.172 Meter hohe Monte Pelmo erscheint vor der Passhöhe beeindruckend rechts der Straße, ich muss einfach für einige Fotos mit dem schon abendlichen Licht anhalten.
Der Fedeia ist der letzte Pass für heute, er ist zwar fahrerisch nicht besonders aufregend, von dort bei Punta Rocca gäbe es aber die Seilbahn auf die Marmolada, die ich nur vom Schifahren im Winter kenne und daher auf meiner Wunschliste für den Sommer steht. Dort bleibt sie aus zeitlichen Gründen auch weiterhin und ich fahre vorbei am malerischen Stausee und hinunter nach Canazei.
Leider ist der Abendverkehr im Fassatal wirklich dicht und ich staue mich, obwohl ich mich so oft wie möglich vorschlängle, gefühlte Stunden die letzten Kilometer bis zum Hotel in Pozza di Fassa. Es liegt zwar direkt an der Hauptstraße, bietet aber zum Ausgleich vom Zimmerfenster einen traumhaften Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge des Schigebietes Buffaure.
Tag 3: Von Südiroler Äpfeln und Wein bis zu Schweizer Kurven
Gleich nach dem Frühstück, meine Crosstourer ist noch feucht vom Morgentau, starte ich bei traumhaften Wetter aus dem Fassatal auf den Karerpass.
Nachdem im November 2018 an die 2290 Hektar Wald rund um den Karerpass vom Sturmtief Vaia beschädigt wurden, hat man seitdem 900.000 Festmeter Holz aufgearbeitet. Ob daraus wieder ein schöner alpiner Wald wird, kann ich als Laie noch nicht erkennen, aber es sieht zumindest so aus, daß alle Flächen wieder bewachsen sind. Die Straßen wurden teilweise verbreitert und neu asphaltiert, was die Befahrbarkeit durch LKWs und Busse erleichtert und für uns Biker sicherer aber auch weniger spektakulär macht.
Vorbei am Karersee geht es dann weiter über den Passo di Lavazè und den Passo di San Lugano nach Auer hinunter und quer über das Etschtal Richtung Kalterer See, der von Obst- und Weinplantagen umrahmt ist.
Dort stelle ich fest, dass mir das Navi den Weg zum Messner Mountain Museum Firmian unterschlagen hat und ich muss meine Tour anpassen. Ich erreiche schließlich nach wenigen Minuten den Parkplatz der Burg. Zu meinen Eindrücken davon gibt es noch einen extra Blog.
Nach dem Museumsbesuch freue ich mich schon auf die Auffahrt zum Passo Mandola, die sich in flüssigen Kurven zuerst durch den Wald und später durch die Felsen mit fantastischer Aussicht über das Etschtal bis auf 1363m hinaufwindet. Die Mendelbahn, eine der steilsten Standseilbahnen Europas, bringt ihre Passagiere in 12 Minuten von St. Anton in Kaltern ebenfalls auf die Passhöhe.
Hoch oben an den Hängen der Mendel entlang geht es weiter durch Weingärten mit Rebsorten wie zum Beispiel Gewürztraminer, Weißburgunder und Sauvignon und einem traumhaften Blick ins Tal. Nach Fondo, hoch über der Santa Guistina-Talsperre, und Dimaro, wo ich bei meiner Heimfahrt aus der Schweiz vor zwei Jahren übernachtet habe, führen mich die Serpentinen hinauf auf den Passo di Tonale wo ich mir einen Kaffee kaufe.
Bis zum Jahre 1919 verlief entlang des Tonalepasses die altösterreichische Grenze und entsprechend umkämpft war diese Region im ersten Weltkrieg. Heute erinnert daran auf der Scheitelhöhe das Denkmal „Victoria“ mit einer Halle, in denen der Tausenden österreichischen und italienischen Soldaten gedacht wird, die hier im ersten Weltkrieg ihr Leben ließen.
Es geht weiter nach Edolo über den Passo del Aprica ins Veltlin weiter. Das weite Tal ist die Heimat vieler primär roter Rebsorten, diese haben aber mit unserer namensähnlichen weißen Rebsorte grüner Veltliner nichts zu tun.
Vorbei an der Provinzhauptstadt Sondrio fahre ich bei starkem Nachmittagsverkehr fast bis an den Comosee und dann weiter bis Chiavenna, wo die Straße auf den Maloja Richtung St.Moritz abzweigt. Da bin ich vor 2 Jahren gefahren, daher soll es diesmal über den Splügenpass in die Schweiz gehen. Nach Chiavenna wird der Verkehr wieder viel ruhiger und ich halte nochmals kurz am Lago di Prestone.
Die heutige Strasse über den Splügen wurde von den Österreichern, die damals in Mailand herrschten, erbaut und im Sommer 1822 fertiggestellt.
Ein Schwer-LKW mit Hänger biegt kurz vor mir von einem Parkplatz heraus und so muss ich die ersten vier Haarnadelkurven des Splügenpasses im Schrittempo nehmen. Gott sei Dank ist hier auch nur geringer Gegenverkehr und so kann ich auf einer kurzen Geraden überholen. Dann geht’s los, es sind auf italienischer Seite hinauf noch weitere 48 Spitzkehren und 23 auf Schweizer Seite hinunter. Die Straße ist praktisch überall breit genug um auch in den Kehren auf der eigenen Seite zu bleiben, es schadet aber nicht, trotzdem den Gegenverkehr immer im Auge zu haben, falls jemand die Kurve schneidet oder ein Bus oder LKW einfach mehr Platz braucht.
Spannend ist es, als in einer Linkskurve, die direkt in einen Tunnel mündet, auf der Bergaufspur ein Wohnmobil eine Panne hat, ein Abschlepper dahinter steht und dadurch nur 2/3 der recht steilen Innenkurve zum Vorbeifahren zur Verfügung stehen. Zumindest regelt einige Kilometer weiter die Polizei den Bergabverkehr damit es zu keinen unnötig gefährlichen Begegnungen kommt.
Vorbei am Lago di Montespluga erreiche ich nach einem kleinen Photostopp die Passhöhe von 2114 m und kurz darauf die Schweizer Grenze mit dem unbesetzten Zollhaus. Auch die Strecke hinunter ist spektakulär mit einigen schönen Aussichten auf die Kurvenfolgen.
Nach der Ortschaft Splügen führt mein Weg auf der H13, der Bundesstraße neben und unter der Autobahn A13 bis Thusis und ins Hotel Waldheimat in Fürstenau, das sich mit rund 350 Einwohnern die kleinste Stadt der Welt nennt. Die kleinste Stadt Österreichs, Rattenberg in Tirol mit rund 500 Einwohnern hat da schon fast Großstadtcharakter.
Bei einem kleinen morgendlichen Rundgang entdecke ich einige nette Metallfiguren und ein Haus mit interessanten Gemälden biblischer Szenen und einen Radweg entlang des hier noch recht schmalen Rheins.
Wichtig zu beachten in der Schweiz: die Wegweiser für Autobahnen sind grün, während sie bei uns blau sind, eine Verwechslung ohne Autobahn-Vignette kann sonst teuer werden. Ich hoffe, daß ich ohne Busse (Schweizer Strafmandat) davonkomme, da ich nur bis zur nächsten Ausfahrt gefahren bin.
Tag 4: Die Rheinschlucht und spektakuläre Pässe bei Sonnenschein und Regen
Zu meinen Fünfziger hatte ich eine Fahrt mit dem Glacierexpress von Zermatt bis St.Moritz geschenkt bekommen, dabei ging es auch durch die Rheinschlucht. Die Ruinaulta, wie sie auch heißt, ist eine bis zu 400 Meter tiefe und rund 13 Kilometer lange Schlucht des Vorderrheins zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins bei Reichenau im Kanton Graubünden.
Heute, 13 Jahre später, möchte ich von meinem Quartier in Fürstenau so rasch wie möglich nach Bonaduz, wo ich abbiege und schon in ganz kurzer Zeit bin ich in einer Linkskurve direkt an der Aussichtsplattform Zault mit einem Traumblick in die Rheinschlucht und auf die Schienen der Rhätischen Bahn, wo gerade an der neuen Steinschlaggalerie gebaut wird.
Nach dem Photostopp geht es kurvenreich weiter, bis ich in Versams zur Abzweigung zum Bahnhof komme.
Im Ortsgebiet werde ich auf einmal geblitzt, ich habe anscheinend die 30er Zone übersehen und hoffe es wird nicht allzu teuer. Leider überholt mich die Schweizer Busse und ist vor mir daheim angekommen, ich darf für 41 km/h mit 5 km/h Toleranz, 6 km/h offiziell zu schnell, 126,32 Euro an die Kantonspolizei Graubünden überweisen.
Ich fahre die einspurige Straße mit ihren zwei Spitzkehren am unteren Ende bis zum Bahnhof, neben dem sich auch eine Kanu- und Raftingschule befindet. Es passt zeitlich wieder gut und ich kann nochmals einen Zug fotografieren.
Bei der Auffahrt bemerke ich, daß mein Tank schon wieder auf Reserve steht und ich dringendst auffüllen muß. Nach dem malerischen Safiental weist mir in Ilanz ein netter Einheimischer den Weg zu einer Tankstelle und meine Weiterfahrt ist wieder gerettet. Mit einigen Serpentinen geht es hinauf bis Obersaxen und bald darauf biege ich in die Kantonsstrasse H19 ein, die mich über den Oberalppass nach Andermatt und über den Furkapass bringen soll.
Wegen der vielen Unwetter waren durch Steinschläge und Erdrutsche die umliegenden Pässe wie Furka, Grimsel und Nufenen gesperrt, aber ab heute soll wieder alles frei befahrbar sein. Eigentlich war mein Plan, nach dem Furka vom Grimsel wieder hinunter und dann über den Nufenenpass nach Airolo zu fahren um dann die Tremola auf den Gotthardpass zu erklimmen.
Ein Zwischenstopp beim legendären Hotel Bellevue mit Blick auf den Alletschgletscher muss natürlich sein, und es ist wirklich imponierend, von dort die Kurven hinunter und den Grimsel wieder hinauf zu sehen.
Nachdem das Wetter leider hält was es verspricht und der Regen mich schon bei der Auffahrt auf den Grimselpass erwischt, mache ich beim Stausee nur einige Eisfotos und fahre wieder hinunter und den Furka wieder hoch. Nach wenigen Kilometern bin ich komplett nass und ab der Passhöhe zieht dann noch Nebel auf und es grenzt mit einer Sicht von wenigen Metern und einem verregneten Visier fast einem Blindflug durch die vielen Haarnadelkurven hinunter ins Tal.
Hungrig, nass und ausgekühlt falle ich tropfend in das Hotelrestaurant Sonne im Zentrum von Andermatt ein. Die beiden Serviertöchter (Kellnerinnen) schauen mich mitleidig an, aber ich bekomme sofort einen Tisch, wo ich meine nasse Jacke und und die noch nässeren Handschuhe ausziehen kann. Die kleine Nachmittagskarte ist umfangreicher als gedacht und ich bestelle eine gegrillte Pouletbrust mit Gemüse und danach einen Obstsalat mit Eis und einen Espresso.
Gestärkt, mit einer wärmenden Weste unter der Motorradjacke und den trockenen Ersatzhandschuhen steige ich wieder auf mein Motorrad und fahre auf der alten H2, die parallel zur A2, der Autobahn vom und zum Gotthardtunnel, ins Tal hinunter. Richtung Süden staut es sich vor dem Tunnel mindestens 10 Kilometer, da bin ich froh, daß ich auf meiner Crosstourer in der Gegenrichtung sitze, auch wenn es schon wieder etwas regnet.
Entlang des Ostufers des Vierwaldstättersees über Schwyz, Biberbrugg und Schindeleggi fahre ich dann ohne Pause und mehr oder weniger direkt an den Zürichsee, die Seestrasse entlang und bin froh, das Motorrad in die Tiefgarage stellen zu können und aus den nassen Klamotten zu kommen.
Meine Frau ist schon am Vorabend mit dem Flugzeug aus Wien gelandet und froh, daß ich nach fast 1400 Kilometern auch gut angekommen bin. Einer schönen Schweiz-Woche steht außer dem unsicheren Wetter nichts mehr im Weg.
Die Woche beginnt schon richtig gut. Ich habe wie jedes Jahr seit fast 20 Jahren für den kommenden Samstag eine Frühjahrsausfahrt für Freunde und Bekannte geplant, diesmal in die Hochschwab-Gegend, aber das Wetter will laut Vorhersagen anscheinend nicht mitmachen. Wir werden sehen, wie das bis Samstag weitergeht. Davor möchte ich aber noch, wenn möglich im Trockenen, am Donnerstag und Freitag mit zwei Freunden aus der alten Heimat die Rosalia, das Semmering- und das Wechselgebiet erkunden.
Die Navi-Software will nicht nicht mehr und die Motorradbatterie ist auch leer
Ich starte leider auf Aufforderung durch die Software das Update meines Navis und auf einmal sind die Karten nicht mehr verfügbar und das Navi ist praktisch unbrauchbar. Die Foren und Supportseiten haben viele Vorschläge parat, aber keiner funktioniert und ich frage mich wieder einmal, wie weniger IT-affine Menschen wie ich daran nicht scheitern würden. Das ist IT-Steinzeit und weit weg von Plug and Play und Selbstkorrektur, von KI rede ich dabei noch gar nicht.
Und wäre das nicht genug, klappt die erste Ausfahrt nach dem Urlaub auch nicht sofort. Freudig, weil das Wetter so schön ist, in die Motorradkluft hinein, aufgestiegen, Starter gedrückt, und nur: Klack – Klack – Klack. Die Batterie meiner Crosstourer ist vollkommen leer, anscheinend hat ein nicht isoliertes altes Kabel irgendwie die Batterie in den letzten zwei Wochen während unseres Urlaubs ausgenuckelt.
Also bei der Hitze gleich wieder raus aus der Kluft, Batterie ausgebaut, ab in den Keller und ans Ladegerät angeschlossen, morgen ist ja auch noch ein Tag und die Batterie wieder voll. Ich bin wahrscheinlich eh selber schuld, weil ich beim Batterie-Einbau nach der Winterpause nicht genau genug aufgepasst hatte.
Ein Kaffee auf der Terrasse verringert den Frust etwas und dann geht es zurück zum anderen Zeitfresser, dem Navi, das aber Stunden später noch immer nicht funktioniert.
Eine kleine Feiertagsrunde soll meine Motorradwelt wieder geraderücken
In der Früh leuchtet alles grün am Ladegerät, also kann ich die Batterie einbauen. Der Motor springt sofort an, darum steht einer kleinen Feiertagsrunde nichts mehr im Weg. Und wo fährt man hin, wenn man nur kurz Zeit hat? Natürlich zur Kalten Kuchl, weil da an so einem Tag alle hinfahren. Über Hernstein, Berndorf, Pottenstein und den Hals geht’s ins Piestingtal, von Gutenstein über den Rohrer Berg, wo ich, nachdem ich auf 2 Wiener Motoradfahrer aufgeschlosssen habe, brav mit den dort erlaubten 70 der Polizei hinterher fahre. Erst bei der Kalten Kuchl fahren sie raus, und ich weiter Richtung Kleinzell, nachdem ich den überfüllten Parkplatz gesehen habe. Auch in meiner Richtung dürften unsere Freunde präsent gewesen sein, ich werde von den ersten entgegenkommenden Kollegen gewarnt, langsam zu fahren. Ich begegne aber keiner weiteren Kontrolle. So geht es trotzdem halbwegs flott über Kleinzell, Hainfeld und den Gerichtsberg wieder ins Triestingtal und nach Hause zurück, wo ich nach 2 Stunden und 126 km wieder eintreffe.
Regen, Sonne und schöne Kurven zwischen Schneeberg, Rax und Semmering
Der Donnerstag verspricht wettertechnisch wieder schön zu werden, also werden meine Freunde aus der alten Heimat im Ötscherland wie seit Monaten ausgemacht kommen, damit ich ihnen ein paar Highlights meiner nunmehr gar nicht mehr so neuen Heimat rund um Schneeberg, Rax und Semmering zeigen kann, bevor sie am Samstag bei meiner Frühjahrsausfahrt mitfahren.
F. mit seiner nagelneuen BMW GS 1300, die am Nachmittag in Wr.Neustadt ihr erstes Service bekommen soll, und W. mit der giftgrünen Kawasaki Ninja 1000SX kommen über Schwarzenbach und den Ochssattel zur Kalten Kuchl, wo wir uns treffen und dann gestärkt mit dem obligatorischen Topfenstrudel mit Vanillesauce gemeinsam über Rohr am Gebirge und das Klostertal ins Höllental fahren. Da beginnt es immer stärker zu regnen, so beschließe ich, mit ihnen statt wie geplant von Reichenau vorbei am Looshaus auf den Semmering zu fahren, dem Schlechtwetter auszuweichen und den Weg über Gloggnitz und Maria Schutz zu nehmen. Der Regen hat praktisch aufgehört, daher wähle ich die imposantere Strecke durch die Adlitzgräben, wo uns schon wieder die Feuchtigkeit von oben einholt und ich daher statt über Breitenstein und das Südbahnhotel den kürzeren Weg am Bahnhof vorbei nehme. Im Ort Semmering finden wir ein Kaffeehaus auf der Hochstrasse, wo wir uns aufwärmen, trocknen und den Kaffee und ein Nusskipferl genießen können.
Nach einer halben Stunde müssen wir aber los, um noch halbwegs pünktlich beim BMW-Händler zu sein. Daher kommen wir dann ohne Umwege über die B17, Ternitz und Neunkirchen nach Wr.Neustadt. Bei jetzt strahlendem Sonnenschein warten wir gemeinsam das Service ab und dann geht’s trocken über Matzendorf nach rund 240 km ins Hotel nach Leobersdorf, wo die beiden Freunde übernachten. Der Abend klingt dann gemütlich beim Heurigen Dungel aus, wo auch noch Motorradfreund A. dazukommt.
Der Freitag ist leider fahrtechnisch zu vergessen, Regen von der Früh bis zum Abend.
Nichts steht einer Hochschwabrunde entgegen
Schon der Sonnenaufgang am Samstagmorgen verspricht einen schönen Tag, daher wasche ich noch rasch den Dreck vom Donnerstag vom Bike, tanke voll und fahre zum vereinbarten Treffpunkt beim (aut)back, um auf die mitfahrenden Freunde zu warten. Es ist jedesmal wieder eine Überraschung, wie viele mitkommen werden, und kurz vor der pünktlichen Abfahrt sind wir insgesamt 13 Motorräder.
Auf bekannten und weniger bekannten Routen
Freund A. übernimmt wie immer die schnellere Gruppe, ich führe die gemütlichere Truppe und als Zwischenstopp ist der Ramswirt im Wechselgebiet vereinbart. Über Piesting, Nähe Hohe Wand, St.Egyden und Neunkirchen auf den Ramssattel verläuft unsere Strecke, die auch von Anfang an allen Spaß macht. Nach einem gemeinsamen Kaffee fahren wir weiter über den Feistritzsattel bis Wenigzell und Kindberg und dann hinauf auf den Pogusch vorbei am Navi-Zwischenziel Wirtshaus Steirereck, was mir meine weibliche Navistimme übelnimmt, weil sie ab diesem Punkt jegliche Kommunikation mit mir verweigert.
Wir finden aber auch ohne stimmliche Navi-Begleitung über Turnau, Aflenz und St.Ilgen zum Gasthaus Bodenbauer am Fuß des Hochschwab-Massivs. Lustigerweise bin ich mit meiner „langsamen“ Gruppe zuerst am Ziel angelangt, irgendwo nach dem Pogusch haben wir unterschiedliche Strecken genommen, was uns zum Etappensieg verholfen hat.
Der Bodenbauer mit dem Hochschwab im Hintergrund
Der Blick auf die teilweise schneebedeckten gut 2200 Meter hohen Felsgipfel im Hintergrund ist für uns alle atemberaubend und noch dazu bin ich der Einzige, der diesen Platz schon kennt. Das Haus Bodenbauer wurde Ende 2023 neu übernommen und ist bei unsrer Ankunft ziemlich gut besucht. Wir werden trotzdem freundlichst begrüßt und sehr rasch bedient, auch das Essen ist absolut empfehlenswert.
Rückweg mit Hindernissen
Die beiden Gruppen starten wieder getrennt und wir wollen uns am Heimweg als Zwischenstopp in der Kalten Kuchl treffen. Wir wissen, dass der Lahnsattel noch immer wegen Windwürfen gesperrt ist, ich lasse mich aber von einer etwas unglücklich aufgestellten Fahrverbotstafel kurz vor Mariazell verwirren und kehre mit meiner Gruppe um, um über das Niederalpl zu fahren. Während der Fahrt über diesen Pass im strömenden Regen wird mir bewußt, daß wir so die Kalte Kuchl nicht erreichen können und mache daher bei einem Kaffeehaus im sonnigen Gastgarten in Neuberg an der Mürz Pause. Frisch gestärkt und wieder fast trocken geht’s dann über Mürzzuschlag, den Semmering, Neunkirchen, das Steinfeld nach Bad Fischau und weiter über Matzendorf heim, wo wir uns noch auf ein Getränk im Kaffeehaus Flair treffen.
Nicht nur eine wunderschöne Frühjahrs-Runde mit ungefähr 340 Kilometern geht damit zu Ende, sondern auch meine Motorradwoche, und alle sind wieder wohlbehalten daheim angekommen.
Disclaimer
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle Empfehlungen und Links meine persönlichen Entscheidungen nach meinen Erfahrungen sind und ich auch von niemandem einen Vorteil oder eine Unterstützung erhalte. Mein Blog dient rein meinem Mitteilungsbedürfnis und der Freude am Erzählen.
Die Fotos in diesem Beitrag sind bis auf die Gruppenfotos und dem Foto mit dem Topfenstrudel aus meinem Archiv der letzten Jahre, da ich diesmal keine Zeit hatte zu fotografieren.