Von Nauders am Reschenpass bis Kals am Großglockner
Der Morgen war um 7 Uhr grau und neblig vor meinem Hotelfenster in Nauders. Der Radio-Wetterbericht und auch die Wetterapps versprachen aber fast unisono, dass sich der Nebel im Lauf des Vormittags lichten sollte. Nach dem Frühstück, eine Dreiviertelstunde später, waren es nur mehr einige Hochnebelschwaden vor einem strahlend blauen Sommerhimmel. Da machte das Packen des Motorrads gleich wieder Spaß und ich schwang mich bald hinauf und fuhr den Reschenpass hinunter Richtung Imst.
Nach wenigen Kilometern gab es den ersten erzwungenen Stopp wegen der gefühlt hundertsten Baustellenampel (naja, zwanzig waren es sicher in den letzten 6 Fahrtagen) bei der mittlerweile aus dem Ö3 Verkehrsdienst bekannten Kajetansbrücke. Ich habe aber trotzdem keine einzige fotografiert, obwohl ich bei einigen mehr als genug Zeit dafür gehabt hätte.
Mein Plan war, bei der Abzweigung ins Kaunertal auf die kleinere Strecke über die Pillerhöhe, die mir letztes Jahr so gefallen hatte, zu fahren. Aber irgendwie verpasste ich sie bei meiner Konzentration auf die nächste Tankstelle und so fuhr ich halt durch den knapp 7 km langen Landecker Tunnel und gleich auf die A12, die Inntal-Autobahn Richtung Innsbruck.




Die Abfahrt ins Ötztal verpasste ich dann nicht und so fuhr ich von Ölz aus wie geplant hoch ins Kühtai. Im oberen Bereich befinden sich auch mehrere Almen, daher fühlen sich die Kälber und Jungstiere sehr wohl und beobachten gelangweilt vom Straßenrand oder manchmal auch von der Fahrbahnmitte die vorbeifahrenden Biker mit und ohne Motor, dass es nicht schadet, vorausschauend zu fahren. Die Tiere haben eine Körpermasse, die einen Biker auf jeden Fall stoppt. Die Kuhfladen sind auch zu beachten, neben dem Geruch sind sie auch recht rutschig und werden daher nicht ohne Grund von so manchem Biker „Bauerneis“ (im Gegensatz zum schmackhaften Bauernhofeis) genannt. Aber nein, der Bauer ist zumindest in Österreich nicht dafür verantwortlich, sie sofort zu beseitigen, sondern wir Biker, die ja bewusst die Almstraße befahren, auch wenn die Rechtsprechung in Deutschland laut Internet eine andere ist.


Vom Schi- und Wanderdorf Kühtai ging es dann wieder hinunter ins malerische Sellraintal bis zur Autobahnauffahrt Zirl-Ost und weiter Richtung Innsbruck und dann bis zur Abfahrt Jenbach, wo ich auf der Bundesstraße dem Stau bei der Abfahrt Wiesing und dem Tunnel ins Zillertal größtenteils entging.




Hier stärkte ich mich mit einem riesigen Käsebrot und einem Häferl Buttermilch für die weitere Tour. Ein deutsches Ehepaar, das aus der Gegenrichtung kam, fragte , ob diese Seite auch so schmal und eng sei. Ich konnte nur bejahen, stellte aber dann auf der Weiterfahrt fest, dass mein erster Teil, also ihre zweite Hälfte, bedeutend enger und steiler war.
Bald war auch dieses coole Erlebnis mit vielen Kurven und einem tollen Panorama zu Ende und ich landete in Hippbach wieder auf der Bundesstraße.




Die Abzweigung zum Gerlospass verweigerte meine Navi-Susi, weil ich sie instruiert hatte, keine Mautstraße zu fahren. Die Zillertaler Höhenstraße dagegen dürfte ihr auch gefallen haben, da war sie nicht so kleinlich. So fuhr ich gegen ihre Vorschläge, umzukehren, einfach weiter und folgte der kurvigen Straße bis zur Mautstation. Die Maut für Motorräder beträgt 2025 9 Euro, bei PKWs werden 12,50 Euro fällig. Die Eigenbeschreibung auf der Homepage „Österreichs sanfteste Passstraße“ trifft auf jeden Fall zu, die Kurven sind langgezogen und breit und wirklich für jeden Fahrer prolemlos zu meistern.
Bald erreichte ich den ersten Parkplatz gegenüber der Krimmler Wasserfälle. Man hat hier einen sehr guten Blick auf die größten Wasserfälle Europas. Da wir die Wasserfälle schon vor einigen Jahren besucht hatten, genügten mir für diesmal einige Fotos.



Nun fuhr ich auf der B165, der Gerlosstraße hinunter in den Salzburger Pinzgau. Meinen Plan, heute noch über den Großglockner zu fahren, gab ich auf dem Weg nach Mittersill auf, ich wäre nach bereits gefahrenen 300 km erst um 16:30 bei der Mautstelle gewesen und es um diese Zeit bereits regnen hätte können.
So hatte ich mit dem kürzeren Weg durch den Felbertauern-Tunnel die Chance, noch trocken im Hotel in Kals anzukommen. Und genau so war es, während ich schon unter der Dusche stand, begann es zu regnen.
Meine Freunde, die mich die letzten beiden Tage nach Hause begleiten wollten, wurden auf der Kalser Glocknerstraße noch vom Regen erwischt. Wir konnten aber danach doch noch das gemeinsame Abendessen auf der Terrasse genießen.




Pässeliste und die Route am zweiten Heimreise-Tag

