Namaste! – Memories of India

Sieben spannende Wochen in Indien

Normalerweise halte ich mich bei der Verwendung von Redewendungen oder kulturell zugeordneten Worten zurück, da das leicht zu Missverständnissen führen kann, auch ohne sofort von kultureller Aneignung zu sprechen. Diese Begrüßung soll aber zeigen, wie wohl ich mich bei meinem insgesamt mehrwöchigen Aufenthalt in Indien mit den unterschiedlichsten Erlebnissen gefühlt habe.

Ich durfte im Jahr 2007 für meine Firma Capgemini als einer der ersten Europäer unserer Firma ein SAP Training in Indien absolvieren und war dann in meinen Kursen in Hyderabad einer von drei und Mumbai der einzige Europäer. Die notwendigen Impfungen und das Visum wurden buchstäblich im letzten Moment fertig, da die Entscheidung, mich zum Kurs nach Indien zu schicken, von meinem Chef recht kurzfristig getroffen wurde und so stand dieser neuen Herausforderung nichts mehr im Weg.

Ich habe damals neben vielen Fotos auch eine Art Tagebuch für meine Frau und die Familie geschrieben, das ich jetzt praktisch unverändert hier in meinem Blog veröffentlichen möchte. Die einzelnen Einträge gingen regelmäßig per Mail nach Hause.

Da ich das vor fast 18 Jahren geschrieben habe, sind sicher viele Dinge heute ganz anders, ich möchte es aber im Sinn der Authentizität so belassen, wie ich es damals auch mit meinem damaligen Wissensstand ausgeführt habe.

Zum SAP Training kommt nur sehr wenig vor, da das ja meine Frau und die Familie nicht so interessiert  hatte. Dafür wird es aber auch am Ende den ersten englischen Blogartikel geben, der in dieser Form im Talent, dem Capgemini Intranet veröffentlicht wurde.

Eine bunte, laute, beeindruckende Reise nach Hyderabad, Mumbai und Goa

Es sind insgesamt gut 30 Tagebucheinträge, die ich unverändert mit euch teilen möchte.  An zwei Stellen werde ich aber trotzdem zusätzliche Anmerkungen machen, da sowohl in Hyderabad als auch in Mumbai bald nach meinem Besuch Terroranschläge an Orten verübt wurden, die ich ebenfalls und ohne Angst besucht hatte.

Ich werde aber auch versuchen, möglichst authentische Rezepte zu meinem täglichen Essen zu finden, und am Ende der Tagebucheinträge hinzuzufügen, ich übernehme aber keine Verantwortung für das Gelingen.

Zum Weiterlesen

Tag1: https://newretiredontheblog.com/2024/10/27/1-von-wien-nach-hyderabad/

Links

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hyderabad_(Indien)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Secunderabad

Last Ride 2024

Es hat immer wieder etwas Melancholisches in sich, wenn die letzte Motorrad-Ausfahrt im Herbst näher rückt. Irgendwie ist doch ein Jahr vorbei, darum soll die letzte Fahrt deshalb Spaß machen, und das Wetter sollte auch mitspielen. Obwohl es zu Beginn nur 16 Grad hat, trifft alles heute zu, die Sonne wird immer wärmer und taucht die Bäume an der Strecke in ein schönes leuchtendes Ocker und der Nebel im Donautal hat auch keine Chance.

Ich habe einen privaten Termin in Ybbs an der Donau, daher habe ich beschlossen, eine Runde durch das Waldviertel zu machen und am nächsten Tag das Motorrad bei meiner Schwester einzuwintern. Die Anfahrt geht durch den Wienerwald über Klausen-Leopoldsdorf nach Pressbaum, dort gleich wieder weiter auf kleinen Sträßchen, die immer wieder wegen Ausuferungen der jetzt wieder kleinen Bäche teilweise bis zur Fahrbahnhälfte ausgerissen sind, nach Rappoltenkirchen und Judenau mit seiner Schloßdurchfahrt hinein ins Tullnerfeld und vorbei am gleichnamigen Bahnhof, der erst Mitte Dezember wegen der Hochwasserschäden wieder mit der Westbahnstrecke in Vollbetrieb gehen wird.

Hochwasserschäden im ganzen Land

Es ist nicht zu übersehen, daß hier im Tullnerfeld das Hochwasser gewütet hat, aber trotzdem unvorstellbar, bis zu welcher Höhe das Wasser gekommen ist, wenn man heute die kleinen Rinnsale sieht, die das verursacht haben. Viele Felder sind zerstört, auf manchen steht noch immer das Wasser und das eine oder andere Sperrmüll-Lager ist zwar schon geräumt, aber trotzdem noch erkennbar. Vieles aber ist bereits gesäubert und sogar repariert, man kann als Österreicher stolz auf das Land und die beinahe übermenschliche Leistung unserer Bevölkerung sein. Trotzdem bleibt der schale Beigeschmack, daß es noch viele Jahre brauchen wird, bis alles aufgearbeitet ist. Ich überquere die Donau Richtung Norden über die alte Tullner Donaubrücke und dann geht es Richtung Westen durch die Au, wo der Gestank des ertrunkenen Wildes noch unverkennbar ist.

Von der Donau an den Wagram

Über Trübensee und Neustift am Felde komme ich an den Wagram, diesem Weinbaugenbiet mit den typischen steilen Lösshängen und ihren eingeschnittenen Kellergassen. Diese Gegend habe ich weder mit dem Motorrad noch mit dem Fahrrad erkundet und sie begeistert mich mit der herbstlichen Vielfalt.

Da ich den Weinbauort Kirchberg am Wagram noch nie besucht habe, sticht mir umso mehr der Hügel, wo die Wallfahrtskirche Maria Trost über dem Ort thront, ins Auge und mache daher meine erste richtige Pause. Ich marschiere vom Marktplatz mit vielen wunderschönen Bürgerhäusern aus der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock und wo auch gerade der wöchentliche Naschmarkt zu Ende geht, zur Kirche hinauf.

Der Innenraum der ursprünglich gotischen Kirche wurde von der Künstlerfamilie Carlone Anfang des 18. Jahrhunderts barockisiert. Beim nördlichen Kircheneingang fallen zwei herrliche jeweils aus einem Stück Lindenholz geschnitzte  Barockfiguren auf. Es sind der hl. Leopold mit seiner Stiftung Klosterneuburg auf dem Arm und gegenüber der hl. Karl Borromäus. Beide Statuen wirken auf mich gar nicht barock überladen, sondern beinahe schlicht und modern.

Nach einer Runde in der und um die Kirche mit Blick auf den Wagram schwinge ich mich wieder aufs Motorrad. Der weitere Weg führt über Gösing am Wagram und Straß im Straßertal, das eigentlich ein Teil des Kamptales ist, bis Langenlois, das auch als größte Weinbaugemeinde Österreichs bezeichnet wird. Wir haben hier schon einige Male Halt gemacht und das Loisium oder die Kittenberger Erlebniswelten besucht und den einen oder anderen Wein gekauft, so geht es heute ohne speziellen Stopp weiter.

Durch das herbstlich bunte Waldviertel

Der nördlichste Punkt meiner Route liegt in Gföhl, von wo es über kurvige kleine Straßen durch Wurfenthalgraben und Unter- und Ober-Meising Richtung Nöhagen durch die farbenprächtige Waldviertler Herbstlandschaft geht.

Mühldorf im Spitzer Graben ist eine weitere Zwischenstation, von wo aus es nördlich des Jauerlings an einigen Christbaumkulturen vorbei ging. Mehr als die Hälfte der heimischen Christbaum-Anbaufläche liegt in Niederösterreich und das Hauptproduktionsgebiet ist der Jauerling. So kenne ich jetzt auch die Heimat unseres nächsten Weihnachtsbaums.

Über ein kurzes Stück des Weitentales durch die Herbstwälder komme ich durch eine Seitengasse nach Artstetten. Das gleichnamige Schloß mit dem Museum um den 1914 in Sarajevo ermordeten Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este steht noch immer auf meiner Bucketlist, aber heute ist die Zeit zu knapp dafür.

Wallfahrtskirche und Kraftplatz Maria Taferl

Dann sind es nur mehr ein paar Kilometer bis zu meiner letzten Station vor dem Ziel in Ybbs, der Wallfahrtskirche Maria Taferl. Sie steht hoch über dem Donautal, man kann vom Platz davor angeblich bis zu 300 km weit ins Voralpenland, weit über den Ötscher hinweg sehen. Die Basilika Minor ist mit der Kuppel von Jakob Prantauer, dem Architekten des Stift Melk, immer wieder auch als Kraftplatz einen Besuch wert. Nicht umsonst ist sie 2024 auch der niederösterreichische Beitrag für die ORF-Show „9 Plätze, 9 Schätze“.

Ich genieße noch kurz die spätnachmittägliche Stimmung mit der in der Sonne glitzernden Donau, bevor ich die Serpentinen hinunter nach Marbach nehme und donauaufwärts bis Persenbeug und über die Donaubrücke nach Ybbs fahre.

Eine schöne Ausfahrt, mit vielen Kurven durch das herbstliche Waldviertel und auch wieder einigen Zwischenstationen mit interessantem Hintergrund ist ein guter Abschluss meiner ersten Motorradsaison in der Pension. Der Blick von der Donaulände gegen Maria Taferl und das Schloß Persenbeug lassen diesen Motorradtag ausklingen.


Natürlich gibt es auch hier eine Route dazu: Last Ride durchs Waldviertel | Kurviger

Links

https://www.donau.com/de/donau-niederoesterreich/essen-trinken/wein-geniessen-erleben/weingebiete-weinstrassen/detail-weinstrassen/weinbaugebiet-wagram/
https://www.kirchberg-wagram.at/tourismus/sehenswertes/wallfahrtskirche-maria-trost.html
https://www.langenlois.at/
https://kurier.at/leben/reise/jauerling-der-berg-von-dem-der-christbaum-kommt/402699424
https://www.niederoesterreich.at/ausflugsziele/a-basilika-maria-taferl

Denkanstöße zum Umgang mit Mensch und Umwelt in der größten Freiluft-Fotoausstellung Europas

Manchmal ist Netzwerken und Freundschaften pflegen nicht nur für jemanden selbst vorteilhaft, sondern auch für eine Stadt oder Region. Ein Beispiel dafür ist Professor Lois Lammerhuber, der mit Jaque Rocher, dem Sohn des Biokosmetikherstellers Yves Rocher befreundet ist, der als Bürgermeister von La Gacilly in der Bretagne im Jahr 2004 eine Freiluft-Fotoausstellung in seiner Stadt ins Leben rief.

2018 gelang es Lois Lammerhuber trotz einigem anfänglichen Gegenwind diese Open-Air-Galerie nach Baden bei Wien zu bringen. Mittlerweile ist dieses Veranstaltung aus dem Sommerprogramm der Stadt nicht mehr wegzudenken und hat die französische Mutterausstellung im Ausmaß bereits überholt. Auf 7 km in zwei verschiedenen Routen können sich die Besucher von Mitte Juni bis Mitte Oktober bei freiem Eintritt mit gut 1.500 Werken der weltbesten Fotografen auseinandersetzen.

Die bis 200 m2 großen Bilder werden immer im Jahr nach der Ausstellung in La Gacilly in Baden gezeigt. Ergänzt wird das in Baden um Fotoprojekte von Schulen, Fotografien der niederösterreichischen Berufsfotograf:innen und die Bilder der Gewinner des CEWE Fotowettbewerbs, verteilt auf die Plätze und Höfe der Badener Innenstadt und die Parks der Kurstadt. Die jährlich neuen Themen der Bilder drehen sich immer um Menschen, Umwelt, Nachhaltigkeit und unseren Umgang mit unserer Welt und Natur und regen durch ihre schiere mengen- und größenmässige Präsenz in der Stadt zum Nachdenken und auch zur Selbstreflexion an.

Heuer ist das Thema WELT.NATUR.ERBE und soll Denkanstöße geben, wie wir als Menschen einerseits miteinander und andererseits mit unserer Umwelt und Natur umgehen. Ich lasse hier lieber die Bilder sprechen, die ich mit meinem Handy „geknipst“ habe, ohne mit passenden oder unpassenden Texten davon ablenken zu wollen. Die Bilder sind auch bewußt nicht wie in der Ausstellung gereiht.

Wir sind wie viele andere von Anfang an mit dabei und besuchen die Fotogalerie jedes Jahr, meistens in 2 Tagen, ausgehend vom Besucherzentrum am Brusattiplatz, verbunden mit einem Frühstück oder zumindet einem Kaffee in einem der Kaffeehäuser und einer kleinen Fahrradtour von daheim über den Wr.Neustädter Kanal und durch die Weinberge.

Meist entdecken wir bei unserem Spaziergang das eine oder andere Motiv in der Stadt, die 2021 mit der Vereinigung Great Spa Towns of Europe als transnationale, serielle Welterbestätte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Elf Kurorte in sieben europäischen Ländern sind mit ihren historischen Kur- und Badeanlagen, Trink- und Wandelhallen, Promenaden, Parks, Lustgärten und Kurhotels Teil davon. Der Undine-Brunnen im Kurpark wurde erst am Tag vor unserem Besuch neu renoviert wieder in Betrieb genommen.

Auch für uns Motorradfahrer gibt es immer wieder Bilder, die auch uns zum Nachdenken anregen können.

Weil wir seit dem ersten Jahr dabei sind, möchte ich euch zum Abschluss noch für jedes Ausstellungsjahr das eine oder andere Motiv als Beispiel mitgeben und Lust auf mehr und die Ausstellung 2025 machen, die sich mit „Australien und jenseits davon“ beschäftigen wird.

2018: „I Love Africa“

2019: „Hymne an die Erde“

2020: „Niemals aufgeben“

©Lois Lammerhuber / Festival La Gacilly-Baden Photo 2020 Exhibition

2021: „Viva Latina!“

2022: „Nordwärts!“

2023: „Orient“

2024: „Welt.Natur.Erbe“

Links

https://festival-lagacilly-baden.photo/de
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Festival_La_Gacilly-Baden_Photo
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lois_Lammerhuber
https://edition.lammerhuber.at
https://noe.orf.at/stories/3266118/
https://www.bretagne-reisen.de/reiseziele/die-10-reiseziele/destination-broceliande/la-gacilly/
https://www.unesco.at/kultur/welterbe/unesco-welterbe-in-oesterreich/great-spa-towns-of-europe
https://www.niederoesterreich.at/weltkulturerbe-kurstadt-baden

Zweimal mit dem Motorrad: Drunt im Burgenland und Ohne Schnaps in St.Kathrein

Zuerst drunt im Burgenland bei einer bemerkenswerten Kirche im Grenzgebiet

Für meine deutschen Freunde: Drunt bedeutet „tief unten“, wobei das in diesem Fall relativ ist, weil das Süd- und Mittelburgenland recht hügelig sein kann. Der Titel ist auch die erste Zeile eines recht populären Volksliedes und handelt von einem schönen Mädchen zum Heiraten (siehe Link unten), aber darum geht es hier auch nicht. Ich will eigentlich nur sagen, dass ich von meiner Motorradausfahrt ins Südburgenland erzählen möchte. Und woher das Burgenland seinen Namen hat, könnte man aus einigen Bildern in diesem Beitrag schließen, aber das ist auch nicht ganz richtig, aber davon später mehr.

Durch das südliche Niederösterreich

An diesem Tag wollte ich einfach ins tiefste Südburgenland und mir eine Kirche im ehemaligen Niemandsland des eisernen Vorhangs zwischen Österreich und Ungarn ansehen. Zuerst fuhr ich an der Hohen Wand vorbei ins Steinfeld und dann über Bad Erlach in die Bucklige Welt wo mir in Kirchschlag noch in Niederösterreich die erste Burg ins Auge sprang.

Jetzt ist es Zeit, wieder mit altem Schulwissen anzugeben, bevor die nächste Burg vor die Linse meiner Kamera kommt. Der Name „Burgenland“ kommt nicht direkt von den recht vielen Burgen im Land, sondern von drei altungarischen Komitaten (Bezirken): Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron) und Eisenburg (Vas). Diese gehören aber als Resultat der Volksabstimmung 1921 gar nicht mehr zu Österreich und damit auch nicht mehr zum Burgenland.

Nach diesem historischen Exkurs geht es weiter, meine Crosstourer brachte mich vorbei an der Aussichtsplattform „Guglhupf“ mit  genialem Blick über die hügelige Landschaft immer weiter Richtung Süden.

Von Burg zu Burg

Vorbei an Bernstein, wo ich die Burg nicht  fotografiert habe, kam nach einigem Auf und Ab die Burg Schlaining ins Blickfeld. Hier fand von 2021 bis 2023 die Jubiläumsausstellung „Wir sind 100. Das Burgenland schreibt Geschichte“ statt, bei der ich zum ersten Mal in dieser Burg war. Diesmal gönnte ich mir am Hauptplatz einen Kaffee in der Sonne.

Weiter ging es durch die noch immer leicht hügelige Gegend über Großpetersdorf und Kohfidisch bis nach Güssing, wo schon von weitem die Burg auf einem Felsstock zu erkennen war. Ich habe mir dann noch beim Fußballplatz am Rand der Fischteiche einen Fotostopp gesucht, um auch aus dieser Perspektive ein schönes Bild zu bekommen.

Ein Symbol für ein friedliches Europa

Über Kleinmürbisch fuhr ich dann durch Inzenhof und weiter auf einem Feldweg, der schließlich in einen kilometerlangen Schotterweg durch den Wald überging, bis ich Google Maps zusätzlich neben dem Navi konsultierte, ob der Weg noch richtig sei. Es war richtig und nach einem weiteren Kilometer öffnete sich der Wald und nach einem kleinen Parkplatz stand ich direkt an der Grenze und dahinter lag die schon erwähnte Kirche, die Wallfahrtskirche St.Emmerich.

Ich parkte mein Motorrad am Platz vor der Kirche, die während des Zweiten Weltkriegs von Österreich abgeschnitten wurde und dann während des Kommunismus zerstört direkt hinter dem Eisernen Vorhang lag. Bilder in der ab 1990 mit viel Engagement renovierten Kirche zeugen davon.

Der Platz mit seiner Ruhe mitten im Wald zwischen Österreich und Ungarn ist einerseits Mahnmal und andererseits Symbol für ein offenes friedliches Europa, das leider gar nicht mehr so selbstverständlich ist.

Zurück ging es wieder über den Waldweg bis Inzenhof und weiter über Großmürbisch bis nach Heiligenbrunn, wo ich mir das berühmte Kellerviertel ansehen wollte.

Dieses Ensemble aus 141 historischen Kellern, die genau genommen keine sind, sondern kalkverputzte Holzhäuser mit Strohdach, wird zum Großteil noch in ihrem ursprünglichen Sinn genutzt, aber während meines Besuches war alles geschlossen.

Ich traf nur einen Besitzer, der mir erzählte, daß er mit 78 Jahren zu den Jüngeren hier gehörte und nicht sicher war, ob die nächste Generation auch noch bereit sein werde, alles zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. So musste ich hungrig weiterfahren.

Weitere Grenzerfahrungen

Meine Route führte mich jetzt wieder Richtung Norden die B56 entlang bis kurz nach Moschendorf, wo mich mein Navi an einer Kapelle quasi über die Direttissima leitete.

Erst im nächsten Dorf erkannte ich, daß ich mich wieder in Ungarn befand, und das ohne Pass oder Personalausweis. Die Häuser der typischen Straßendörfer waren sehr gepflegt und fast vollständig renoviert. Auf einmal erkannte ich an den Verkehrszeichen, daß ich wieder in Österreich gelandet war, bis mir eine für deutschsprachige Augen und Ohren interessante Ortstafel auffiel.

Nochmals zwei Dörfer weiter leitete mich das Navi über einen extra holprigen Weg und eine kleine Brücke wieder zurück nach Österreich auf die B56 und weiter vorbei an Eisenberg bis nach Rechnitz. Hier gönnte ich mir im ersten Supermarkt seit Güssing eine Leberkäsesemmel zur Stärkung, bevor es weiter auf den Geschriebenstein ging.

Kurven hinauf und hinunter

Der Wolf von Bike on Tour empfiehlt den Geschriebenstein auch als kurvenreichen Ausflug auf den Berg der Burgenländer, ich kann dem nur zustimmen. Am Parkplatz am Scheitelpunkt könnte man in einer halbstündigen Wanderung zum Aussichtsturm gehen, wo genau durch die Mitte der Aussichtsplattform die Staatsgrenze zwischen Ungarn und Österreich verläuft.

Ich habe das bereits vor einigen Jahren gemacht, drum genieße ich ohne weiteren Stopp die schönen Kurven hinunter nach Lockenhaus. Von dort brachte mich die B55 über Bad Schönau und Krumbach mit seiner Burg bis Grimmenstein, dessen Burg hier auch fehlt.

Ich folgte dann der B54 bis kurz nach Schwarzau im Steinfeld, wo ich links abbog, um über St.Egyden, Weikersdorf und Bad Fischau Wr.Neustadt zu umfahren und dann über Steinabrückl und Matzendorf zum Tanken das letzte Stück Heimweg zu genießen.

KURVIGER Link: https://kurv.gr/SetUc

Kein Schnaps in St.Kathrein

Heuer musste ich meine Herbstausfahrt für Freunde und Bekannte zweimal verschieben, sodaß sie dann erst am letzten Sonntag stattfand. Auf Vorschlag eines Freundes sollte das Ziel ein Hotel und Landgasthof in St.Kathrein am Offenegg sein. Das klappte diesmal nicht ganz, der Gasthof war wegen einer großen Hochzeit ausgelastet und von den Teilnehmern kamen immer mehr Absagen. Ein Ersatz zum Mittagessen war schnell gefunden, das neue Ziel war der Jagawirt auf der Brandlucken, ebenfalls zu St.Kathrein gehörend.

So war die Runde der Teilnehmer diesmal sehr klein und wir starteten zu zweit, was aber bei Sonnenschein den Spaß nicht kleiner machte. Der Hart bei Aigen hinunter nach Markt Piesting ist mit seinen Haarnadeln einerseits und einigen flotten langgezogenen Kurven immer wieder ein Genuß zum Start einer Runde. Über Dreistetten und Muthmannsdorf führte uns die Route übers Steinfeld die B17, die A2 und die B54 kreuzend nach Bad Erlach und schön kurvig in die Bucklige Welt über Bromberg und Lichtenegg und das Weiße Kreuz nach Krumbach zur Kaffeepause.

Über die Bucklige Welt ins Feistritztal

Weiter ging es auf einer Strecke, die ich selbst seit Jahren nicht gefahren bin, in vielen Kurven über die Bergrücken vorbei am Hutwisch nach Hochneukirchen und hinunter nach Pinggau, ein Stück auf der B54 bis Rohrbach an der Lafnitz und dann das immer wieder schöne Tal des Voraubachs zum Stift Vorau und weiter nach Birkfeld.

Windwürfe am Straßenrand

Hier beginnt das Gebiet der Sommeralm und Teichalm, das vor einer Woche nicht vom Hochwasser, aber von den Stürmen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Viele zusammengeschnittene Bäume am Straßenrand und teilweise ganze Hänge mit geknickten, schräg lehnenden und entwurzelten Bäumen lassen das Ausmaß der Schäden nur erahnen.

Die Straße hinauf auf die Brandlucken war aber trotzdem wieder ein Gustostückerl mit schöner Aussicht und vielen Kurven. Der Parkplatz beim Jagawirt war recht voll und so war es gut, auch für uns zwei reserviert zu haben. Der Schweinsbraten mit Semmelknödel war zur Stärkung genau richtig und auf jeden Fall zu empfehlen. Ein Schnaps danach hier in St.Kathrein hätte schon gepasst, aber als Motoradfahrer ist das absolut tabu und so folgten wir dem Lied von Stefan Remmler nicht, aber wir haben ja seine Sterne in Athen auch nicht gesehen.

Der Rückweg führte uns wieder hinunter bis Birkfeld und dann weiter über die B72 ins Joglland bis Ratten und Rettenegg und dann den Feistritzsattel hinauf und zurück nach Niederösterreich ins Wechselgebiet. Nach Trattenbach und Otterthal ging es vorbei an der Burg Wartenstein nach Gloggnitz zu einer abschließenden Kaffeepause.

Eine schöne Ausfahrt geht zu Ende

Zum Heimweg entschieden wir uns, etwas abzukürzen und statt über Puchberg am Schneeberg einfach über die B17 bis Neunkirchen und dann die Blätterstraße nach Bad Fischau und über Steinabrückl und Matzendorf zu fahren. So ging dann eine angenehme 300km-Runde gemütlich zu Ende.

Da ich bei Ausfahrten mit Freunden wenig bis gar nicht fotografiere, sind die Bilder von diesem Teil aus meinem Archiv.

Hinfahrt: https://kurv.gr/XkWUu

Rückfahrt: https://kurv.gr/eXuAN

Links

https://www.volksliederarchiv.de/drunt-im-burgenland-steht-ein-bauernhaus/
https://landesmuseum-burgenland.at/ueber-uns/geschichte-des-burgenlandes/
https://burgenland.orf.at/stories/3256402/
https://kultur-burgenland.at/presse/presse-detail/friedensburg-schlaining-zwei-jahre-jubilaeumsausstellung/
https://www.burgenland.info/dc/detail/POI/st-emmerichskirche-11
https://www.kellerviertel-heiligenbrunn.at/das-kellerviertel-heiligenbrunn/
https://www.bike-on-tour.com/unterwegs/tagestouren/geschriebenstein/
https://www.rechnitz.at/de/tourismus-und-freizeit/sehenswuerdigkeiten/detail/aussichtswarte-am-geschriebenstein/

Mit dem Motorrad zum Renaissance-Schloss Schallaburg

Die Schallaburg in der Nähe von Melk an der Donau wird seit 50 Jahren als Ausstellungszentrum des Landes NÖ genutzt. Zu diesem Jubiläum besannen sich die Verantwortlichen der Wurzeln des Schloßes und richteten eine Ausstellung mit dem Thema „Renaissance einst, jetzt und hier“ ein.

Weil ich gerne mehrere schöne Dinge miteinander verbinde, nutzte ich das sonnige Wetter und fuhr mit dem Motorrad über den Wienerwald in das Gebiet südlich von St.Pölten, das äußere Pielachtal, ein bisschen Dunkelsteinerwald bis in die Nähe von Loosdorf mit Blick auf die imposante Schallaburg. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, daß wenige Tage später große Teile meiner Motorrad-Route im Hochwasser versinken sollten.

Geschichtsträchtige Gegenwart

Diese Ansicht kennen alle, die auf der Autobahn A1 Richtung Wien fahren und einige Kilometer nach dem Blick nach links zum Barockstift Melk rechts ein Schloß mit einem imposanten Turm am bewaldeten Hang entdecken.

Die Spuren der Renaissance in Niederösterreich sind an vielen Orten zu erkennen, von Krems über Wr.Neustadt bis eben zur Schallaburg. Diese Epoche von nicht ganz 200 Jahren ging aus dem hundertjährigen Krieg hervor und ist einerseits als Wiedergeburt der Antike und andererseits als eine erstmalige Emanzipation des Bürgertums von Adel und Klerus zu verstehen. Das zeigt sich nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Wissenschaft und Bildung. All das wird in dieser sehenswerten Ausstellung, die noch bis 3.November 2024 läuft, thematisiert.

Der Innenhof der Schallaburg mit seiner Terrakotta-Verkleidung wurde zu ihrem Markenzeichen und zugleich zu einem Denkmal der Renaissance. Terrakotta war aber schon in der Antike ein beliebtes Material gewesen, beispielsweise bei der Herstellung der Tanagra-Figuren. Sie stammen aus der gleichnamigen Stadt in Zentralgriechenland und wurden in großen Mengen exportiert. 

Schattenprojektion – eine etwas andere Darstellung des Schloßes

Dieses Kunstobjekt soll auf die drei große Erzählbereiche aufmerksam machen: das Renaissanceschloss, das Menschenbild und die Lebenswelt der Renaissance.
Die Schallaburg wurde unter dem Adelsgeschlecht der Losensteiner zu einem prächtigen Renaissanceschloss ausgestaltet. Trotzdem ist heute von den Losensteinern nur mehr ein Schatten übrig.

Wirklichkeitstreue und Selbstsicht

In vielen Bildern von bekannten und auch namenlosen Personen schufen die Künstler der Renaissance oft  wirklichkeitsgetreue Abbilder von lebenden Personen, aber sie zeigten auch, wie Menschen sich selbst sahen und wie sie gesehen werden wollten.

Künstler wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä., aber auch Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora als Beispiel des damaligen Verständnisses von Ehe und Familie, aber ebenso gänzlich Unbekannte wurden bildlich thematisiert. Aber nicht nur Bilder, sondern auch modische Objekte wie Highheels,  Münzen und Medaillen als, heute würde man sagen, Werbemittel sind zu sehen und geben Einblick in die Lebenswelt der Renaissance.

Was von den Losensteinern blieb

Heute sind die bildhaften Spuren der Familie äußerst spärlich: Kein Bild existiert von Christoph II., ein einziges Porträt von Hans Wilhelm. Ihre Frauen liegen gänzlich im Dunkeln. Gäbe es die so gut erhaltene Schallaburg nicht in der heutigen Form, wüssten wir noch weniger von ihnen, so ist sie aber zu ihrem zentralen Erinnerungsobjekt geworden. 

Bildung ist mehr als Wissen

Mit diesem Satz kann man den Bogen zum Heute spannen: Eigentlich gilt diese Aussage in einer Zeit umso mehr, wo nur mehr Detailwissen und Silodenken, die durch KI ohne menschliches Zutun zu einem vermeintlich Ganzen zusammengefügt werden.

Der Anspruch von Martin Luther,  daß Bildung allgemein zugänglich sein sollte, wurde durch die deutschsprachige Bibelübersetzung, die von der damaligen katholischen Kirche abgelehnt wurde, besonders unterstrichen.

Die von den Losensteinern gegründete hohe Schule von Loosdorf, nach heutigen Begriffen ein Gymnasium, ist ein beeindruckendes Beispiel für den Zugang zu gehobenen Bildungsansprüchen. Sie war sozial durchlässig und ermöglichte, wenn auch nur den männlichen Kindern armer Familien, den Zugang zur gehobenen Bildung. Der damalige Nachteil war die protestantische Ausrichtung und so wurde sie nach wenigen Jahren im Zug der Gegenreformation aufgelöst. Das Gebäude ist in der damaligen Form noch heute erhalten.

Weit sehen, aber auch gesehen werden

Die Schallaburg trug einst einen mittelalterlichen Bergfried, der sicher damals die Burg dominiert hatte. Er wurde abgebrochen und seine Steine als Fundament für den Renaissancetrakt verwendet. Statt eines Turms als Zeichen der Herrschaft gab es somit einen Neubau, der sich an der Residenz Ferdinands I. in Wien orientierte. Erst Hans Wilhelm ordnete die Errichtung des noch heute weithin sichtbaren Turms als symbolischen Ersatz an. Als Schloß brauchte es jetzt keinen Wehrturm mehr, sondern ein repräsentatives Zeichen der Herrschaft.

Auf den Hund gekommen

Die umfangreichen Bauprojekte sprengten allerdings die finanziellen Möglichkeiten. Es blieb einzig der Weg des Schuldenmachens. Die Schatztruhe war leer und man sah den darin am Boden aufgemalten Hund.

Und so musste Hans Wilhelms Neffe die Schallaburg schließlich an seinen Schwiegervater Georg den Älteren von Stubenberg überschreiben. Damit endete die über 150-jährige Geschichte der Losensteiner als Besitzer der Schallaburg.

Terrakotta-Figuren dokumentieren die Lebensphilosophie

Heute ist die Weltsicht der Renaissance nicht mehr so einsichtig wie vor rund 400 Jahren. Der damalige Anspruch, die Tugendhaftigkeit zu erreichen, erscheint uns als aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts recht aufgesetzt, war aber ein reales Lebensziel. Das noch vollflächig farbenfroh dargestellt ist uns nochmals fremd und wurde während einiger Renovierungen in Bildern visualisiert.

Von den Tugenddarstellungen über Herkules bis zu einer eigenartigen Fabel reichen die detaillierten Darstellungen und geben uns, wenn wir uns darauf einlassen, ein reichhaltiges Bild des damaligen Selbstverständnisses.

Die Kunst wie wir sie heute verstehen oder diskutieren unterscheidet sich grundsätzlich von der klaren Sichtweise der Antike und Renaissance. Die damaligen sieben freien Künste waren wissenschaftliche und technische Kunstfertigkeiten, die zum Bildungsziel freier Bürger wurden.

Mit dem Terrakotta-Portäts, die antiken Münzbildern nachempfunden sind, wollte man die Tugenden des Adels und die eigenen Verbindungen zum Kaiserhaus in Erinnerung rufen.

Libri Prohibiti oder: die Grenzen der Meinungsfreiheit

Die Erfindung der Druckerpresse und die Verbreitung der deutschsprachigen Luther-Bibel führte dazu, daß immer mehr Menschen lesen lernten. Das war nicht im Sinne der katholischen Kirche und daher wurden viele Bücher und Schriften konfisziert und im Stift Göttweig in einem gesonderten Raum versperrt.

Die Mönche hatten auf diese „Libri Prohibiti“ (verbotene Bücher) ursprünglich nur mit Erlaubnis des Papstes und später nur zu Studienzwecken Zugang. Man musste ja verstehen,  wogegen man ankämpfte. Diese Exemplare geben aber heute durch die handschriftlichen Notizen der jeweiligen Besitzer Auskunft über Ereignisse in der Familie wie Taufen oder Sterbefälle, aber genauso über Erdbeben oder Brandkatastrophen. So erfahren wir viel über das Leben der „gewöhnlichen“ Menschen der Renaissance im heutigen Gebiet von Niederösterreich.

Alchemie und Wissenschaft

Ein besonders interessantes Ausstellungsdetail sind einige Stücke der über 1000 Fundstücke des Alchemistenlabors aus dem Gut Oberstockstall jenseits der Donau. Sie dienten zu alchmistischen und pharmazeutischen Experimenten und ist nach Aussage von Fachleuten eines der besten Beispiele eines Laboratoriums auf der Schwelle zur neuzeitlichen Chemie.

Persönliches Fazit

Die Schallaburg prägt mein Interesse für Geschichte, bildende Kunst und Architektur schon seit meiner Schulzeit. Bereits bei der ersten Ausstellung 1974 „Renaissance in Österreich“ war ich einer der mehr als 320.000 Besucherinnen und Besucher und so begleitet mich dieses Schloß bis heute.

Die Schallaburg ist aber auch eng mit der Geschichte des niederösterreichischen Radios verbunden, von 1976 bis 1999 produzierte und moderierte der legendäre Willy Kralik das wöchentliche Hörfunkquiz „Turnier auf der Schallaburg“, das lange Zeit auch von mir immer wieder verfolgt wurde.

Mein kleiner Bericht von der Schallaburg, der hoffentlich keine sachlichen Fehler enthält und Appetit auf dieses Juwel machen soll ist damit zu Ende. Ich bin aber den an meinen Motorradtouren interessierten Lesern noch die Routen der Hin- und Rückfahrt schuldig und löse das hier ein.

Die Rückfahrt führte mich an der Wallfahrtskirche Maria Steinparz, wo man nebenan auch sehr gut essen kann, vorbei und weiter über Weinburg, Ochsenburg durch das Hügelland südlich von St.Pölten ins Laabental und dann über St.Corona am Schöpfl wieder ins Triestingtal-

Kurviger Links zum Download der Routen:

Zur Schallaburg | Kurviger

Von der Schallaburg | Kurviger

Links

https://www.schallaburg.at/de/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schallaburg
https://www.schallaburg.at/de/renaissance-2024/raum-1-de
https://www.derstandard.at/story/3000000215611/renaissance-schau-auf-der-schallaburg-aufbruch-und-selbsterkenntnis
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hohe_Schule_Loosdorf
https://www.kulturundwein.com/alchemist.htm?nocache=1377362337
https://noe.orf.at/stories/3251734/

Motorradwandern im südlichen Niederösterreich

Da ich jetzt schon seit fast einem Monat nicht mehr auf meiner Crosstourer gesessen bin, beschloss ich, der Hitze geschuldet, nur in der näheren Umgebung, daß heißt im südlichen Niederösterreich, das von unserem Tourismusmarketing auch als die „Wiener Alpen“ bezeichnet wird, ein bisschen herumzufahren.

Mit der schon manchmal erwähnten „Kurviger-App“ machte ich am Abend eine grobe Planung und so wurden es gute 130 km auf kleinen und kleinsten Straßen, die ich teilweise selbst noch nie gefahren war, immer wieder mit Blick auf den Schneeberg oder die Hohe Wand.

Ich weiß, es gibt auch in meinem Bekanntenkreis Menschen, die solche Strecken mit dem Biobike machen, wenn dabei auch rund 2600 Höhenmeter zusammenkommen. Das wäre mir ehrlicherweise auch mit dem E-Bike zu viel, aber mit dem Motorrad macht es Spaß.

Bekannte Strecken und unbekannte Abstecher

Zuerst ging es ins Triestingtal bis Pottenstein und über den Hals nach Pernitz, eine Strecke, die alle kennen die schon einmal auf einen „Topfinger“ in die Kalte Kuchl gefahren sind.

Dieses Bild eines Topfingers aus der Kalten Kuchl dient nur zur Erklärung und stammt aus meinem Archiv

Dort wollte ich aber nicht hin, sondern durchquerte in Pernitz das Piestingtal um über die Dörfer Neusiedl und Waidmannsfeld vorbei am Brandackerkreuz und die Ochsenheide zur L138 und hinaus nach Reichenthal wieder im Piestingtal zu landen.

Talauswärts ging es dann bis Waldegg, wo ich wieder rechts abbog und die kleine Straße nach Dürnbach und über die Dürnbacher Höhe, vorbei an Bergbauernhäusern nach Miesenbach fuhr.

Von Miesenbach führt die Straße über den Ascher nach Puchberg am Schneeberg, aber vorher hatte ich noch Lust auf zwei kleine Abstecher, die zuerst beide als Runde in Kurviger erschienen sind. Zuerst zweigte ich rechts ab Richtung Dürre Wand, wo die noch asphaltierte einspurige Straße gleich mit einigen Spitzkehren rasch Höhe gewann.
Nach einigen Häusern und einer Walddurchfahrt öffnete es sich und ein Bauernhof lag vor mir. Da endete aber auch die asphaltierte Straße.

Schotterfreuden bis an eine Sperre zwangen zur Umkehr

Eine Enduro will von Zeit zu Zeit auch etwas Schotter unter den Reifen und ich fuhr weiter, weil auch das Navi anzeigte,  daß es auf der anderen Seite wieder hinunter zur Hauptstraße gehen sollte. Nach einigen Haarnadelkurven durch den Wald lag am Bergrücken eine Almwiese mit traumhaftem Ausblick.

Der Forstweg schlängelte sich einige Kurven hinunter, dann war aber Schluß, der Weg ist wegen Schlägerungsarbeiten gesperrt. Hier müssen die 285 kg Leergewicht der Crosstourer in diesem Schotter-Sägespan Gemisch mehr oder weniger auf der Stelle umgedreht werden, in der Hoffnung dabei nicht umzufallen. Alles ging gut und beim Hinauffahren fiel mir auf, daß ich doch noch zu wenig Profi bin, um auch solche Situationen auch mit der Kamera festzuhalten.

Wieder unten an der Bundesstraße zweigte ich nach einigen hundert Metern auf die andere Seite des Tales ab, hier führte eine Straße hinauf Richtung Scheuchenstein, doch sie entpuppte sich oben als Privatstraße und ich musste umdrehen. Hier konnte ich aber vorher noch einige Bilder der imposanten Umgebung machen.

Fake-Bären und die längste Zahnradbahn Österreichs

Dann ging es die Bundesstraße weiter den Ascher hinauf, das ist die Straße, wo im Juni 2023 angeblich ein Bär neben der Fahrbahn gefilmt wurde was sich aber rasch als Fake herausstellte. Näheres dazu findet ihr in den Links. Die wunderschönen raschen Kurven führen den Pass hinauf und nach Puchberg am Schneeberg hinunter, wo ich mir im Kaffeehaus neben der Talstation der Schneebergbahn mit Blick auf die „Hatscherte Kathl“* einer der alten Dampfloks der Zahnradbahn, einen Eiskaffee gönnte.

Nach dieser um 9:30 schon notwendigen kulinarischen Abkühlung führte mich das Navi wie gestern programmiert hinaus nach Grünbach, wo die nächste kleine Straße wartete, diesmal übers Rosental und weiter über den Berg nach Gutenmann und danach auf die Bundesstraße B26 Richtung Neunkirchen.

Imposante Felsen der Flatzer Wand und der Hohen Wand

Hoch über dem Tal liegt die Burg Stixenstein, durch dessen Tor die Bundesstraße führt. Dahinter befindet sich einer der Eingänge in den Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand, einem empfehlenswerten Wandergebiet in den Gutensteiner Alpen.

Weiter ging es über Sieding, von wo es ebenfalls eine schöne kleine Verbindung Richtung Bürg und Priglitz gibt, durch St.Johann im Steinfeld bis Ternitz. Hier bog ich links Richtung Mahrersdorf und weiter nach Flatz ab.

Hinter der Kirche von Würflach, dem östlichen Eingang zur Johannesbachklamm, zeigten sich schon die Felsen der Hohen Wand. Kurz vor Willendorf öffnete sich der Blick nach vorne auf die Hohe Wand und rechts auf die „Neue Welt“, vereinfacht ist das die Ebene zwischen Hoher Wand und Wr.Neustadt.

Zwischen Maiersdorf und Stollhof ganz am Fuß der Hohen Wand fiel mein Blick hinauf über die Felswand zum Skywalk, über dem gerade zwei Paragleiter ihre Kreise im dunkelblauen Himmel zogen. An manchen Abenden mit der passenden Thermik können hier schon 15 bis 20 Gleitschirme in der Luft sein.

Vom letzten Babenberger bis zum Refugium experimenteller Kunst

Da es immer heißer wurde, wollte ich am kürzesten Weg heim und raus aus der heißen Motorradkluft, daher ging es über Muthmannsdorf nach Dreistetten, von wo man einen tollen Blick auf die Ruine Starhemberg hat. Sie war jahrelang hinter hohen Bäumen versteckt, aber jetzt hat es sich ein Verein zur Aufgabe gemacht, den ehemaligen Wohnsitz von Friedrich dem Streitbaren, des letzten Babenbergers, zu sanieren und möglichst sanft und nachhaltig öffentlich zugänglich zu machen.

Über Markt Piesting und den „Hart“ ging es einige Serpentinen hinauf und über die Kapelle des sog. Stadtkreuzes nach Aigen und weiter am Symposium Lindabrunn vorbei, einem ehemaligen Bildhauersymposium mit vielen Skulpuren in der Landschaft. Die heutige künstlerische Leitung befasst sich aber zeitgemäß mit experimenteller und digitaler Kunst.

Einige Bilder aus meinem Archiv vom Symposium Lindabrunn mit dem Tor der Erkenntnis

Entschleunigung beim Fahren ermöglicht den Blick auf die Schönheiten meiner näheren Heimat

Von Lindabrunn waren es dann nur mehr wenige Kilometer bis nachhause und ich rekapitulierte diese Morgenausfahrt.
Diesmal stand nicht der Kilometerfrass im Vordergrund, sondern eine Wanderung, wenn auch mit dem Motorrad, durch das südliche Niederösterreich mit einer Reihe von Naturschönheiten und historischen Punkten.

Neue Rekorddurchschnittsgeschwindigkeiten lassen sich so nicht aufstellen, aber der Blick dabei in die Landschaft entschädigt einen Pensionisten wie mich dafür mehr als genug.

Dem Wandern entsprechend sind die meisten Fotos direkt vom Rücken der Crosstourer gemacht worden, nur für einige wenige bin ich abgestiegen und einige sind aus meinem Archiv.
Wie meist, findet ihr die Route auf kurviger.de :
https://kurv.gr/f6fVJ

Natürlich macht die Route auch Spaß, wenn man sich nur auf die Kurven und Pässe konzentriert, anschauen kann man vieles ja extra auch!

* Die Hatscherte Kathl:

Für die nicht österreichisch sprechenden Freunde übersetzt: die gehbehinderte Katharina. Das ist der Spitzname der Dampflok der Schneebergbahn, der ihr wegen ihrer Bewegung auf der längsten Zahnradbahn Österreichs liebevoll gegeben wurde. Sie fährt derzeit noch immer an den Wochenenden mit 2 Waggons auf den Berg. An der Talstation ist ihr mit einer zweiten Lok ein Denkmal gesetzt.

Links

Zum Fake-Bären: https://noe.orf.at/stories/3212349/


https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schneebergbahn_(Zahnradbahn)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/N%C3%96SBB_Salamander
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Burg_Stixenstein
https://www.naturpark-sierningtal-flatzerwand.at/
https://neunkirchnerhaus.naturfreunde.at/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gutensteiner_Alpen
https://www.niederoesterreich.at/ausflugsziele/a-johannesbachklamm-wuerflach
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt_(Nieder%C3%B6sterreich)
https://www.wieneralpen.at/ausflugsziele-in-den-wiener-alpen-entdecken/a-naturpark-hohe-wand-skywalk
https://www.burgruine-starhemberg.at/willkommen
https://symposion-lindabrunn.at/

Schon wieder 6 Monate als mitteilungsbedürftiger Pensionist

Why do you blog?

Diese Frage habe ich mir eigentlich so nie gestellt. Bei meiner Pensionierung sind einige ehemalige Kollegen mit der Idee gekommen, daß ich sie irgendwie an meinen geplanten Erlebnissen mit dem Motorrad teilhaben lasse.

Nach ziemlich genau 6 Monaten und über 30 Beiträgen mit unterschiedlichsten Inhalten, von Urlaubserlebnissen auf Sizilien über Motorradtouren bei Schlechtwetter und Hitze, über Alpenpässe, durch die Dolomiten, E-Bike Touren gemeinsam mit meiner Frau oder über  diverse Ausstellungen und Museen und mein Elektroauto, bin ich überrascht vom Interesse an meinen Texten.

In diesen 6 Monaten hatte ich fast 3500 Zugriffe aus der halben Welt, obwohl ich keine besondere Werbung außer über Facebook und LinkedIn mache. Immer wieder werde ich von Bekannten, mit deren Interesse ich gar nicht gerechnet habe, angesprochen,  die sich jedes Mal auf das Mitlesen freuen.

Es ist zeitlich sehr viel aufwendiger als ursprünglich gedacht, aber das Schreiben, Fotografieren und Recherchieren, ja auch das ist notwendig, macht Spaß und hält geistig fit.

Weil es für mich Freude machen soll, sind die Themen auch nicht wirklich festgelegt und daher gibt es auch keine exakte Zielgruppe, für die ich schreibe. Ich habe und werde vermutlich auch nie Kooperationen haben, da das die Abhängigkeit und den Druck erhöht.

Genau das wollte ich aber nach dem Arbeitsleben nicht mehr haben, die Unabhängigkeit und Freiheit mit recht wenigen Einschränkungen ist mir sehr wertvoll.

Und so werde ich weiter schreiben,  was mich freut und bewegt. Wer daran interessiert ist, ist gerne weiter eingeladen, mitzulesen, was ein mitteilungsbedürftiger Pensionist loswerden will. Ein riesiges Danke natürlich an alle, die schon bisher mitlesen!

Zürcher Geheimtipp: Polizeiwache als Gesamtkunstwerk

Bild: http://www.zuerich.com/sites/default/files/web_zuerich_giacometti_halle_1280x960_28907.jpg

Die Regionalwache City der Zürcher Stadtpolizei ist wahrscheinlich das einzige Polizeigebäude auf der ganzen Welt, wo die Besucher sogar Eintritt zahlen würden, wenn sie müssten. So ist es aber nur notwendig, am Treffpunkt vor dem Gebäude zu warten, bis die Führerin die interessierten Besucherinnen und Besucher hineinführt und ein Zeitlimit von rund 15 Minuten setzt.

Wir wollten das schon seit Jahren sehen und bei unserem letzten Zürich-Besuch war es endlich soweit. Schon das Amtsgebäude ist von außen interessant. Es geht auf ein 1765 bis 1771 von Gaetano Matteo Pisoni erbautes Waisenhaus zurück. 1911 bis 1914 wurde dieses nach Plänen von Gustav Gull mit einem Querbau ergänzt und dient seither Verwaltungszwecken. Das Gebäude bildet mit den weiteren Amtshäusern ein prägendes Ensemble der Zürcher Innenstadt. Um Platz zu sparen, wurde das ehemalige Kellergewölbe zum Eingangsbereich umfunktioniert. 

Die Giacometti-Fresken in der „Blüemlihalle“

Da das Gewölbe auch für eine Polizeiwache recht düster war, startete die Stadt Zürich 1922 einen Wettbewerb zur Ausmalung der Eingangshalle. Augusto Giacometti (1877 – 1947) gewann den Wettbewerb mit Abstand. Sein Entwurf in warmen Rot- und Ockertönen wurde von 1923 bis 1925 in der Al-Fresco- und Al-Secco-Technik ausgeführt.

Mit diesem Fresko beherbergt die Regionalwache City der Zürcher Stadtpolizei eines der bedeutendsten Kunst- und Bau-Werke der Stadt. Die Decken- und Gewölbemalereien bestehend aus Blumenornamenten, die namesgebend für die Blüemlihalle sind, und geometrischen Mustern, an den Wänden sind arbeitende Menschen dargestellt: Steinhauer und Zimmerleute stehen für das Handwerk, Astronomen und Magier vertreten die Wissenschaft.

Nach der Renovierung 2019 und 2020 erstrahlen die Fresken wieder im originalen Glanz und locken tausende Besucher pro Jahr aus der ganzen Welt in die Eingangshalle der Polizeiwache.

Wenn draußen die Sonne scheint, erstrahlt das Kunstwerk nochmals farbenprächtiger und überwältigt die eintretenden Besucher. Neben dem Schauen und Staunen ist auch das private Fotografieren erlaubt und so halte auch ich die Eindrücke mit der Handykamera fest.

Wenn man an bildender Kunst oder ganz einfach an wunderschönen optischen Eindrücken interessiert ist, ist dieses Kleinod mehr als wert besucht zu werden und kann von uns nur empfohlen werden.

Details zum Künstler

Augusto Giacometti( (1877–1947) schuf 1933 die Chorfenster im Grossmünster sowie 1945 ein Kirchenfenster im Fraumünster in Zürich. Er entstammte der berühmten Malerdynastie Giacometti, welcher auch Giovanni Giacometti sowie der Bildhauer Alberto Giacometti angehörten.

Im Fraumünster hat sich noch ein weiterer bedeutender Künstler verewigt, dazu kommt später sicher noch ein extra Blog.

Links

https://www.stadt-zuerich.ch/pd/de/index/das_departement/giacometti_halle.html

https://openhouse-zuerich.org/orte/augusto-giacomettis-blueemlihalle-2/

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Augusto_Giacometti

Digitalisierung kann man nicht angreifen

Als ehemaligen IT Consultant lassen mich Digitalisierung und künstliche Intelligenz auch in der Pension nicht ganz los. Ich habe daher schon einige Beiträge zu verwandten Themen begonnen, an denen ich arbeite, wenn es mich freut und meine anderen Interessen es zulassen. Dabei genieße ich ehrlicherweise, daß ich nicht muß, sondern darf, ich bin ja in Pension.

Nur heute muß ich einfach sofort auf einen Artikel in der Badener Ausgabe der NÖN reagieren, aber dazu weiter unten. Zuerst möchte ich noch einige Begriffe hoffentlich allgemein verständlich erklären.

Digitalisierung von Objekten, eigentlich schon ein ziemlich alter Hut

Grundsätzlich und ursprünglich versteht man unter Digitalisierung die Umwandlung von analogen Informationen wie Schriftstücke, Zeichnungen, Pläne, Bilder, aber auch dreidimensionale Objekte in digitale Daten. Der Mikrofilm war aus meiner Sicht bereits eine Vorstufe, da die Indexierung der verfilmten Dokumente schon sehr lange IT-unterstützt erfolgte. Die vollständige Digitalisierung des Mikrofilms erfolgte aber recht rasch mit dem einerseits rasanten Wachstum und andererseits dem Preisverfall der Speichermedien.

Seit vielen Jahren ist aber nicht mehr zwingend ein analoges Objekt die Ausgangsbasis, sondern es existiert nur mehr die digitale Version. Auch das ist nicht neu, war aber vor gut 35 Jahren eine Revolution. Ich war damals mitten drin, als ich mich Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit dem sogenannten „Desktop-Publishing“ kurz selbständig gemacht habe. Das war damals eine echte Revolution, weil innerhalb weniger Jahre ganze Berufsbilder, wie die der Setzer und Metteure weg waren. In Deutschland verloren dadurch nach Gewerkschaftsangaben zwischen 1974 und 1982 rund 36.000 Menschen in der Branche ihren Arbeitsplatz. Durch den Innovationsschub in der Produktionstechnik mussten gleichzeitig Journalisten immer mehr technische Aufgaben übernehmen. Das führt mich zur nächsten Stufe, der Digitalisierung von Prozessen.

Digitalisierte Prozesse machen Abläufe sicherer und transparenter, das ist theoretisch auch bereits viele Jahre  umgesetzt

Die Digitalisierung von Prozessen bedeutet, dass manuelle Abläufe in einem Unternehmen durch automatisierte Abläufe (Workflows) ersetzt werden. Das Ziel ist es, den Arbeitsaufwand zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Durch die Digitalisierung können Fehler minimiert und die Qualität gesteigert werden. Außerdem wird der Zugriff auf Daten erleichtert und somit die Transparenz erhöht und gleichzeitig die Prozesse beschleunigt.

Das klingt hier in der Theorie sehr gut, nur haben viele Firmen zu Beginn vergessen, daß digitale Transformation nicht die 1:1 Umsetzung der alten Prozesse, sondern eine Anpassung und Weiterentwicklung der Abläufe sein muss. Das bringt mich zum nächsten Punkt, den ich noch (sehr) kurz abhandeln möchte, wo das ebenfalls notwendig ist.

Künstliche Intelligenz wird unsere Welt mehr verändern als wir noch wahrhaben wollen

Künstliche Intelligenz (KI) oder Artificial Intelligence (AI) gilt wahlweise als nächster Quantensprung der Digitalisierung, der unser Leben leichter, effizienter und sicherer macht, oder aber als Untergang der Menschheit, da sie uns alle eines Tages abschaffen wird.

Computersysteme mit ihren Programmen können mit (derzeit noch hauptsächlich) von Menschen programmierten Algorithmen große Datenmengen analysieren und daraus Schlüsse ziehen und Entscheidungen treffen. Das kann heute schon einerseits die Spracherkennung am Handy oder bei Alexa sein und andererseits die Auswertung von Satellitenbildern in der Landwirtschaft, Meteorologie, Militär usw. oder in der Medizin die Auswertung von Röntgenbildern oder MRTs sein. Dann kommt aber immer noch der Mensch, der dann auf dieser Basis die finale Entscheidung treffen oder die Diagnose stellen muß.

Von ChatGPT haben wir ja auch fast alle schon gehört oder es eventuell schon ausprobiert. Dabei kann man sich vom Märchen bis zu Visionen alles schreiben lassen, was man sich nur so wünscht. Ein Disclaimer fehlt aber meist, der darauf hinweist, daß dabei nicht alles richtig sein muß und der Mensch noch immer selbst für die geprüfte Richtigkeit verantwortlich ist. Trotzdem wird die KI in mehr Bereiche Einzug halten, als wir uns überhaupt vorstellen können. Aber dazu kommt irgendwann ein extra Blog.

Und so komme ich zu meinem ursprünglichen Thema, dass man Digitalisierung nicht angreifen kann.

Digitale Bildung kommt auch nicht aus der Steckdose

Warum dieser etwas schräge Titel? Die Badener Ausgabe der NÖN (Niederösterreiche Nachrichten) beschäftigt sich zum Ferienende mit den renovierten,  erweiterten und neu ausgestatteten Schulen im Bezirk. Der Artikel zeigt dankenswerterweise auf, wieviel in den einzelnen Schulen investiert wurde, um adäquate Einrichtungen für Schülerinnen, Schüler und natürlich auch für die Lehrpersonen zur Verfügung zu stellen. Ich möchte diese Leistung auch nicht schmälern, im Gegenteil, ich möchte aber für mich und euch einige Begriffe zurechtrücken.

Dabei stoße ich auf die markante Überschrift: „Steckdoseneinheit kann versenkt werden“

Versteht mich bitte nicht falsch, das Thema Strom an sich ist natürlich unverzichtbar und sollte unter anderem (Stichwort Blackout oder auch Nachhaltigkeit) auch Teil der Ausbildung sein.

Ausserdem verstehe ich die Freude des Direktors über die gute neue Ausstattung seiner Schule, aber versenkbare Steckdosen sind in der Privatwirtschaft oder auch in so manchem privaten Homeoffice seit vielen Jahren Standard und locken keine einzige Schülerin und keinen Schüler in einen der 9 Lehrsäle der Schule, die anscheinend auch noch immer als EDV-Säle bezeichnet werden.

Schon allein dieser Begriff EDV (Elektronische Datenverarbeitung) geht an der aktuellen Realität mit Digitalisierung, KI und Cloud vorbei, siehe auch den Link unten dazu.

Ohne eine Bildungsdebatte lostreten zu wollen, glaube ich trotzdem, daß mehr Neugier sicherlich durch die letzte Version von ChatGPT, Machine Learning oder GenAI von Microsoft und die Lehrerin oder die Lehrer, die die entsprechenden Kurse dafür auch besucht haben, ausgelöst wird.

Ich unterstelle jetzt, daß das oder ähnliches an dieser Handelsakademie sowieso gemacht wird. Aber dafür ein Bild einer versenkbaren Steckdose (für Strom und USB Ladekabel), die in der Welt von WLAN, Cloud und KI keine besondere Rolle in der Bildungsarbeit spielt, zu verwenden, ist eine glatte Themenverfehlung.

Hier zum selbst Nachlesen der vollständige Artikel in der NÖN:

Für alle die noch neugierig sind, möchte ich auch noch auf einige Studien meines ehemaligen Arbeitgebers Capgemini hinweisen, ihr findet sie in den letzten beiden Links.

Links

https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Vom-Bleisatz-zur-Elektronik-347244.html

https://x-works.at/prozesse-digitalisieren#:~:text=Was%20bedeutet%20es%2C%20Prozesse%20zu,und%20die%20Effizienz%20zu%20steigern.

https://www.tuev-nord.de/explore/de/entdeckt/was-ist-kuenstliche-intelligenz-einfach-erklaert/

https://www.suchhelden.de/lexikon/edv.php

https://www.giga.de/ratgeber/specials/edv-und-it-wo-ist-der-unterschied/

Studien von Capgemini

Die Digitale Transformation meistern

Studie IT-Trends

Ein Jahr mit E-Auto – ein sehr persönlicher Rückblick

Ende Juli 2023 haben wir unser Elektroauto, einen Skoda Enyaq 80, bekommen. Nach mehr als 10 Jahren mit Benzinern und rund 30 Jahren mit Dieselfahrzeugen begann eine neue Ära. Die Beweggründe für ein Elektroauto waren zum einen Umweltschutz-Gründe und zum Anderen auch Kostengründe.

Vorausschicken möchte ich, daß ich hier nur meine persönliche Meinung wiedergebe, die sicher nicht immer wissenschaftlich fundiert ist, aber einem Faktencheck standhalten sollte.

Gute Umweltbilanz, wenn erneuerbare Energie verwendet wird

Ich weiß, wir können ewig darüber diskutieren, ob die Umweltbilanz bei Elektroautos besser ist als bei Verbrennern, beides verbraucht Ressourcen und produziert CO2. Unterm Strich aber, natürlich nur mit erneuerbarer Energie,  verursachen Elektroautos bis zu 79 % weniger Treibhausgas-Emissionen als konventionelle Pkw mit Verbrennungsmotor. Auch wenn diese Aussage von der von den meisten geliebten Ministerin Gewessler stammt,  ist sie dennoch richtig. Außerdem gibt’s praktisch keine lokalen Emissionen und nur minimale Lärmentwicklung, was beides gerade im städtischen Umfeld nicht unwichtig ist.

Wenn weiters laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fraunhofer Instituts nur mit erneuerbaren Energien geladen wird, hat dies einen sehr großen Einfluss auf die Umweltbilanz eines Elektroautos, da Treibhausgasemissionen bereits nach 20.000 gefahrenen Kilometern gegenüber herkömmlichen Verbrennen kompensiert werden.

E-Autos dürfen trotzdem kein Dogma sein

Nicht nur aus meiner Sicht hat das E-Auto seine Berechtigung, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, auch wenn ich trotzdem der Meinung bin, daß das nicht dogmatisch gesehen werden darf. Es gibt auch andere technische Möglichkeiten und die Forschung entwickelt sich rasant weiter, daher sollten Verbote einer bestimmten Technologie vermieden werden. Solche Verbote hindern die Entwicklung, Beispiele aus der Geschichte gibt es genug dazu: Hätten sich nicht ein Kupernikus und Galilei gegen damalige Denkvebote aufgelegt, würden wir möglicherweise noch immer glauben, die Erde sei eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums. Experten warnten im 19. Jahrhundert, dass Menschen ernsthaft Schaden nehmen, wenn sie mit der Eisenbahn schneller als 30 km/h fahren, eine spektakuläre Fehleinschätzung. Oder die Meinung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.: „Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd“.

E-Mobilität ist aus meiner Sicht in der Praxis leider noch nicht wirklich mehrheitstauglich

Aber Schluß jetzt mit dem anektotenhaften Ausflug in die Geschichte, die Jetztzeit ist interessant genug. Leider muß man sich ein Elektroauto noch recht teuer erkaufen und sich das auch leisten können. Außerdem sind die Rahmenbedingungen für E-Mobilität noch bei weitem nicht mehrheitstauglich. Natürlich gibt es auch derzeit noch für manche Autofahrer Konstellationen, die ein E-Auto nicht sinnvoll machen, z.B. für Außendienstmitarbeiter mit sehr hohen täglichen Kilometerleistungen.

Vieles davon spielt sich zwar im Kopf ab, weil wir Autofahrer glauben, daß wir gefühlt jeden zweiten Tag mindestens tausend Kilometer ohne Unterbrechung fahren müssen. Andererseits ist es (noch) für einen Großteil der Österreicherinnen und Österreicher nicht möglich, so nebenbei zu laden, wenn das Fahrzeug gerade herumsteht. Wir haben zwar rund 43% Einfamilienhaus-Besitzer, die theoretisch zuhause laden könnten, andererseits können auch nicht alle einfach am Arbeitsplatz laden. Fast alle anderen müssen an öffentlichen Ladestationen laden, die erstens selten direkt vor der Haustüre und meist auch noch recht teuer sind. Dazu kommt dann noch die Ladezeit, die dann meist zu Recht als verlorene Zeit empfunden wird.

Zuhause laden ist Voraussetzung für ein stressfreies Leben mit dem E-Auto

Das alles trifft auf mich fast nicht zu, daher ist das E-Auto im Normalfall stressfreier als ein Verbrenner. Meine erste Aktion noch vor der Lieferung des Autos war die Installation eines Starkstrom-Anschlusses und einer (mobilen) Wallbox im Carport, um mit den technisch möglichen 11 kWh laden zu können, was bei einem 80 kwh Akku ermöglicht,  über Nacht ohne Probleme bis zu 100% zu laden. Das macht man, um die Batterie zu schonen, aber sowieso nur im Ausnahmefall vor längeren Fahrten. Auf diese Art verbrauche ich zu 90% weniger Zeit als um einen Verbrenner zu tanken. Die mobile Wallbox erlaubt mir theoretisch, an jeder Starkstromdose, eventuell mit zugehörigem Adapter, zu laden. Ich habe das aber im vergangenen Jahr nur einmal genutzt.

Öffentliches Laden steckt noch immer in den Kinderschuhen

Theoretisch ist die öffentliche Ladeinfrastruktur in Österreich schon recht vernünftig ausgebaut, aber die Tücke liegt im Detail. Auf und nahe an den Autobahnen sind die Ladestationen in praktikablen Abständen, doch immer wieder kommt es vor, daß die Stationen ausgefallen sind, die Ladekarten nicht akzeptiert werden und Bankomat- oder Kreditkarte auch verweigert werden. Dann macht man sich, zwar mittels App und Autonavi, auf die Suche nach der nächsten Möglichkeit zu laden. Das ist schon unnötig zeitkonsumierend und erhöht dabei den Stresslevel aller Mitfahrenden.

Notwendige Verbesserungen, die die Akzeptanz erhöhen

Zusätzlich ist unverständlich, warum viele Stationen irgendwo im letzten Eck des Parkplatzes versteckt werden und man minutenlang zur Raststätte gehen muss, um zum Pausenkaffee zu kommen. Weiters entbehrt es jeder Logik, daß Tanksäulen selbstverständlich überdacht sind, E-Ladestellen aber nur im Ausnahmefall. Weiters sollte es dringend Standard werden, daß Hotels, Restaurants und ähnliche analog zu bereits recht vielen Supermärkten Ladestationen zur Verfügung stellen, nur so kann das Laden ohne zusätzlichen zeitlichen Aufwand die Akzeptanz erhöhen.

In Zeiten von künstlicher Intelligenz ist es unverständlich warum Auto und Ladesäulen noch immer nicht alle notwendigen Daten für die Bezahlung über das z.B. CCS Interface austauschen. Tesla mit den Superchargern kann das schon seit Jahren.

Ich höre schon wieder Security- und Datenschutz-Bedenken, aber das Fahrzeug muß ja nur die notwendigen Zahlungsinfos, die sonst über Lade- oder Kreditkarte kommen, an die Ladesäule übermitteln. Somit hat der Betreiber keine Personen- oder Fahrzeug-bezogenen zur Verfügung. Alle anderen Auswertungen können ja in der Fahrzeug-App erfolgen.

Erfahrungen nach einem Jahr und 20.000 Kilometern

Wir fahren unseren Skoda Enyaq bisher praktisch nur in Österreich, wenn man von einigen grenznahen Abstechern ohne Ladenotwendigkeit absieht. Dafür war für uns eine praxistaugliche Anhängerkupplung unbedingt Voraussetzung. Einer der Gründe dafür ist, daß wir jederzeit unsere Fahrräder mitnehmen können und zweitens einen Anhänger mit einigen 100 kg Last ziehen zu können. Beides haben wir oft gemacht, der Anhänger war mehr als 1000 km eingesetzt, ebenso waren wir mit dem Biketräger mehrmals durch halb Österreich unterwegs.

Jetzt ist sicher interessant, wie hoch der Verbrauch durchschnittlich über die 20.000 km ist. Das sind zum Zeitpunkt der Aufnahme 19,3 kwh je 100 km, einige 100 km später ist er schon auf 19,2 kwh weiter gesunken. Der Winter hatte den Verbrauch auf durchschnittlich 20,4 KWh in die Höhe getrieben, in den letzten Monaten ist er aber so stark gesunken, daß der Jahresdurchschnitt um rund 1 kwh gesunken ist. Und das bei rund 40% Autobahn und 60% Landstraße, der Stadtverkehr fällt praktisch nicht ins Gewicht.

Der Kostenvergleich dafür ist auch nicht uninteressant, wobei hier ein noch höherer Preis pro kwh  wirkt als derzeit, die Dieselpreise sind derzeit aber auch niedriger.

Fazit

Ich persönlich möchte das E-Auto nicht mehr missen. Es verführt zu einer gelasseneren Fahrweise, obwohl die Beschleunigung von unten heraus auch immer wieder Spaß macht und manchmal auch hilfreich ist. Die Ladeplanung der Fahrzeug-App ist so ok, daß man nicht überrascht wird, die Auswahl der Ladestation ist aber nicht immer nachvollziehbar, aber das kann man ja overrulen.

Auch wenn es nicht direkt mit Elektromobilität zu tun hat: Die Navi-Software ist gelinde gesagt stark verbesserungswürdig. Warum zeigt es in einem E-Auto Treibstoff-Tankstellen ohne Ladestationen an? Warum leitet es immer wieder auf eine bestimmte Route, obwohl man dieser schon mindestens 10 Mal nicht gefolgt ist? Das kann jedes Motorradnavi besser und billiger.

Der adaptive Tempomat ist an und für sich recht gut, am besten, wenn man einen Vordermann hat. Die Verkehrszeichenerkennung ist aber absolut unzuverlässig, es werden unvermutet Verkehrszeichen auf der parallelen Fahrbahn oder einer anderen Ebene (Unterführung) verwendet, was an manchen Stellen auf der Autobahn zu Bremsmanövern von 130 auf 80 oder gar 50 km führt. Oder umgekehrt im einer 100er Zone mit Section Control unvermittelt auf 130 kmh beschleunigt, obwohl kein Verkehrszeichen zu sehen ist. Hier liegt es wieder an der Datenintegrität der in den Kartendaten erfassten Verkehrszeichen, was eigentlich im 21.Jahrhundert kein Thema mehr sein dürfte, sonst braucht man über KI-Systeme gar nicht mehr weiter nachdenken. Die visuelle Verkehrszeichenerkennung sollte aus meiner Sicht eigentlich nur zur Verifizierung dienen.

Trotzdem, auch die Reichweite ist und bleibt ein wichtiges Thema, sowohl was Batteriekapazitäten als auch Ladezeiten angeht. Hier ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, was aber leider auf die Preissicherheit für gebrauchte E-Autos drückt.

Ich gehe davon aus, daß das alles auch noch in den nächsten Jahren ein kontroversielles Thema bleiben wird. Denk- und Verwendungsverbote für andere Technologien sind dabei aber die schlechteren Ansätze, diese Herausforderungen weiterzuentwickeln.

Links

https://www.gisquadrat.com/verkehrszeichenverwaltung/

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Car2x

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/ausstattung-technik-zubehoer/autonomes-fahren/technik-vernetzung/aktuelle-technik/

https://www.bmk.gv.at/themen/mobilitaet/alternative_verkehrskonzepte/automatisiertesFahren/faq/hintergrund/vollautomatisiert.html

https://www.bmk.gv.at/themen/mobilitaet/alternative_verkehrskonzepte/elektromobilitaet/zahlen/oekobilanz.html

https://www.virta.global/de/blog/faktencheck-ist-die-umweltbilanz-bei-einem-elektroauto-wirklich-schlechter

https://www.tesla.com/de_at/support/supercharging-other-evs#pay-supercharging

https://blackout-news.de/geschichte/die-geschichte-der-elektroautos-sie-scheitern-an-den-gleichen-problemen-wie-vor-ueber-100-jahren/

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Combined_Charging_System
https://www.bmk.gv.at/themen/mobilitaet/alternative_verkehrskonzepte/elektromobilitaet/zahlen/oekobilanz.html#:~:text=Die%20Ergebnisse%20zeigen%2C%20dass%20Elektroautos,Pkw%20mit%20Verbrennungsmotor%20(%20ICE%20).

https://www.helvetia.com/de/web/de/ratgeber/fahrzeuge/e-car/technik-praxis/elektroauto-umweltschaedlich.html#:~:text=Denn%20E%2DAutos%20selbst%20sto%C3%9Fen,die%20anf%C3%A4nglichen%20hohen% 20Emissionen%20ausgeglichen.

https://www.virta.global/de/blog/faktencheck-ist-die-umweltbilanz-bei-einem-elektroauto-wirklich-schlechter
https://www.auto-motor-und-sport.de/ams-plus/?utm_source=consent_layer&utm_medium=abo_testen&utm_campaign=amsplus