Die heurige Motorrad-Saison ist wieder viel zu schnell zu Ende gegangen und so musste Mitte Oktober meine Crosstourer ins Winterquartier. Der nasse Weg dorthin führte quer durch Niederösterreich.
Vom Wienerwald über die „Wiener Alpen“, das Ötscherland, das Steirische Almenland bis ins slowenische Bled, die Dolomiten, den Tessin und über die Tremola auf den Gotthardpass und nach Graubünden führten mich meine Ausfahrten im Jahr 2025, nachzulesen in meinen Beiträgen zu meinen Motorraderlebnissen (siehe obige Links oder im Menü). Einige Pläne gingen dann aber doch nicht und so musste ich schweren Herzens mein Bike einwintern.
Aus zeitlichen Gründen fuhr ich um 6:30, noch in der Finsternis, aber ohne Regen daheim in Enzesfeld los, aber schon wenige Kilometer weiter begann es zu nieseln. Und so blieb es auf der B18 durch das gesamte Triestingtal bis über den Gerichtsberg ins Traisental. Mein weiterer immer nasser werdende Weg führte mich über Eschenau und die Tradigist ins Pielachtal und die B39. Von dort ging es talaufwärts bis „Kreuztanne“ an der Kreuzung mit der B28 und dann hinunter nach St. Anton an der Jessnitz und Neubruck zur B25. Erst hier wurde der Regen wieder schwächer und bis zu meinem Grestner Winterquartier war die Straße wieder trocken.
Und so ging die Motorrad-Saison 2025 nasser als geplant zu Ende. Auch wenn es auch heuer gar nicht so wenige einzelne feuchte Erlebnisse gab, überwiegen die Erinnerungen an die trockenen und sonnigen Strecken.
Der Inbegriff einer Schweizer Kindergeschichte ist „Heidi“ von Johanna Spiry. Sie hat das erste Buch im Jahr 1879 veröffentlicht, mehrere weitere folgten. Wir kennen Heidi seit einem Film, der unter anderem mit Theo Lingen im Jahr 1953 in die österreichischen Kinos kam. Richtig berühmt wurde sie bei uns aber mit der Zeichentrickfilm-Serie, die ab 1974 im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
In der Schweiz mindestens genauso bekannt ist aber der Schellen-Ursli. Er wurde von Selina Chönz im Text und mit Alois Carigiet als Illustrator in Buchform im Jahr 1945 zum Leben erweckt.
Seitdem wurde das Buch in 14 Sprachen übersetzt und über 1 Million Mal verkauft und im Jahr 2015 verfilmt und ist noch immer aus vielen Schweizer Kinderzimmern nicht wegzudenken. Weitere Geschichten folgten in den Jahren danach.
Bittere Armut und altes Brauchtum als Basis für diese Geschichte
Die Geschichte vom Schellen-Ursli spielt in Guarda, einem Dorf im Unterengadin. Sie handelt vom Brauch des Chalandamarz, der alljährlich am 1. März durchgeführt wird. Die Tradition will, dass der Winter durch das laute Glockengeläut der Kinder ausgetrieben und der Frühling eingeläutet wird. Dafür erhalten alle Kinder eine Glocke von Onkel Gian.
Als der Ursli an die Reihe kommt, erhält er die letzte Glocke, was ja nicht das Schlimmste wäre, wäre sie nicht so klein, die Kleinste von allen! Alle lachen den Ursli aus und rufen ihm Schellen-Ursli nach. Er erinnert sich aber, daß auf der Alp eine große Glocke hängt und holt sie heimlich ins Dorf.
Mehr erzähle ich hier nicht, es ist jedenfalls wert, die Geschichte zu lesen und den Film anzuschauen, der derzeit in der 3Sat Mediathek noch bis 28.8.2024 zu sehen ist, siehe den Link unten.
Guarda ist das Heimatdorf des Schellen-Ursli
Alois Carigiet hat ein Haus in Guarda als Vorbild für seine Illustrationen genommen und ich habe es bei meinem Besuch unwissentlich fast aus der gleichen Perspektive fotografiert.
Mein FotoBild im MuseumFilmkulisse-Nachbau
Wie schon mehrmals erwähnt, ist meine Frau Schweizerin und der Schellen-Ursli weckt daher natürlich bei ihr Kindheitserinnerungen. Daher war ich umso gespannter, wie das Dorf im Oberengadin aussieht, es liegt ja direkt auf meiner Route am Heimweg nach Österreich. Mehr dazu hier: https://newretiredontheblog.com/2024/07/30/2-heimfahrt-aus-der-schweiz/
Zu Fuß erreiche ich nach wenigen Minuten die Dorfstraße mit den typischen wunderschönen Häusern mit ihren Engadiner Sgraffiti, die mir schon vor 2 Jahren bei meiner Fahrt über den Albulapass in La Punt aufgefallen sind.
Trotz ziemlicher Hitze, die mit der Motorradhose noch einmal mehr schweisstreibend ist, macht es mir Spaß die teilweise recht steilen Gassen zu durchstreifen und zu fotografieren.
Filmkulisse, die noch mit echtem Leben erfüllt ist
Die reformierte Kirche Giarsun mit ihrer typischen Holztäfelung ist eine der Kulissen im Schellen-Ursli-Film, die meisten Aussenaufnahmen mit den typischen Engadinerhäusern wurden aber in der Nähe, in Sur En bei Ardez gedreht.
Das tut meinen Besichtigungen aber keinen Abbruch, das ganze Dorf ist einfach ein Schmuckstück. Sogar zwei Kinder sitzen so, wie wenn sie direkt dem Film entsprungen wären.
Einige der sieben Brunnen, welche früher Treffpunkt der Bevölkerung und Mittelpunkt des sozialen Lebens waren, habe ich ebenfalls fotografiert. Das Dorf lebt aber auch heute noch, obwohl die Abwanderung wie in vielen Schweizer Bergdörfern in den letzten 100 Jahren die Bevölkerung beinahe halbiert hat. Die meisten der 70 Häuser sind bewohnt, es leben noch rund 170 Personen hier.
Natürlich gibt es auch ein Schellen-Ursli Museum
Im oberen Dorf befindet sich das Hotel Meissner, das in einem Nebengebäude ein kleines Schellen-Ursli Museum eingerichtet hat. Hier werden neben Originalbildern von Alois Carigiet auch viele Gegenstände und Szenen präsentiert, die das karge Leben der Engadiner Bevölkerung in den Bergdörfern näher bringen sollen. Natürlich gibt es die Bücher von Selina Chönz und andere Erinnerungsgegenstände ebenfalls zu kaufen.
Engadiner Gemütlichkeit
In der netten Ustaria Crush Alba wird man freundlich auf Rätoromanisch begrüßt. Das Lokal ist einerseits Dorfbeiz mit gemütlichen Tischen vor dem Eingang und andererseits ein Feinschmecker-Restaurant, hier gönne ich mir noch einen Kaffee und einen Streuselkuchen, bevor ich wieder zu meinem Motorrad gehe.
Das schon mehrfach erwähnte, weil überall mit dem Dreiklang Posthorn „Dü-Da-Do“ hör- und sichtbare Postauto in der Bergstrassen-Ausführung begegnet mir zur Abrundung dieser schönen und interessanten Stunden auch noch.
Am Karsamstag, dem 30 März, so früh wie schon lange nicht, habe ich mein Motorrad ausgewintert. Wie jedes Jahr durfte es die kalte Jahreszeit im Winterquartier bei meiner Mutter und Schwester gut geschützt verbringen.
Erste Kilometer im Jahr 2024
Das Wetter war bis auf den Wind fast perfekt, so machte der Weg nach Hause doppelt Spaß, auch wenn es nur gut 120 km waren.
Mein Bike, eine Honda VFR1200X Crosstourer, die heuer auch schon wieder 10 Jahre alt wird und seit 2017 in meinem Besitz ist, sprang diesmal auf den ersten Klick an, nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Mucken machte und ich einige Male den ÖAMTC und das letzte Mal sogar die Werkstätte brauchte. Ich habe aber auch die Batterie diesmal sehr pfleglich behandelt und vorab geladen, im warmen Keller war sie ja immer untergebracht.
Ein neuer Helm kam heuer auch dazu, den mir meine ehemaligen Arbeitskolleginnen und Kollegen zum Abschied geschenkt haben, ich hab mich sehr darüber gefreut!
Gleich nach ein paar Kilometern habe ich die 45000er Marke überschritten, ich gehe aber davon aus, daß ich heuer den 50000er locker überspringe, da doch einige kleinere und größere Ausfahrten geplant habe.
Pläne und Ideen für heuer
Zuerst gibt es einmal ein Service, neue Reifen und ein neues Pickerl, dann kommt noch ein Urlaub ohne Motorrad in Sizilien (dazu werde ich euch zu gegebener Zeit auch einiges berichten), dann kommt Anfang Mai eine Tagesausfahrt für Freunde und Bekannte, die ich jetzt auch schon seit fast 20 Jahren organisiere. Diesmal führe ich sie vermutlich ins Hochschwabgebiet, die genaue Route kommt noch.
Weitere Pläne: fix ist bereits Ende Mai / Anfang Juni ein Fahrt in den Schwarzwald mit Hinweg über die Deutsche Alpenstraße und zurück plane ich eine Museumstour zu Porsche, Mercedes und Audi. Im Juli geht es wieder in die Schweiz, diesmal über Kärnten, Slowenien, die Dolomiten und zum Abschluss die Schweizer Highlights Rheinschlucht und Gotthard-Tremola von Airolo aus. Am Retourweg sind Timmelsjoch, Brenner, Kühtai usw. im Focus.
Dann kommen sicher noch einige gößere und kleiner Tages- und Zweitagstouren dazu, ich erzähle euch gern von allen diesen Fahrten hier in meinem Blog.