4 – Vom Comosee über den Splügenpass an den Rhein

Die vierte Etappe führte mich trotz meiner verwirrten Navi-Susi von Edolo an den Comosee und über den Splügenpass bis zum Beginn des „echten“ Rheins.

Von Edolo bis Flims

Hinter dem ganz unscheinbaren Eingang in die Bäckerei und Pasticceria, gar nicht wie beim Motorrad-Treffpunkt gegenüber, verbirgt sich ein modernes Lokal das La Bella Edolo, typisch lombardisch, wir würden eher sagen italienisch mit sagenhaft gutem Gebäck und Kaffee, genau der richtige Ort für mein Frühstück. Ich bin sicher, hier muß ich beim nächsten Mal wieder einen Stopp einlegen.

So gestärkt, ging es dann auf den Passo Aprica, der den Namen „Pass“ von der Ostseite von Edolo aus eigentlich nicht verdient. Nur die Mischung aus vielen Kurven mit 2 Bussen, einem LKW und einigen PKWs zerrt dann doch an den Nerven und es dauerte einige Kilometer, bis ich alle zusammen in fast schon italienischer Manier überholt hatte.
Aprica, wo auch der Scheitel des Passes liegt, war noch festlich geschmückt, da einige Tage vorher die zweite Etappe des Giro Italia der Damen hier halt machte.

Am Ende ging es dann doch noch mit einigen richtigen Serpentinen hinunter ins Valtellina mit der Provinzhauptstadt Sondrio.

Hier muss man sich dann nicht besonders aufhalten, sondern folgt von Tresenda bis Trivio Fuentes zügig der SS38. Heute war sie in dieser Richtung gar nicht so stark befahren wie die letzten Male, sodass ich praktisch ohne Stau rasch durchkam. Dann ging es weiter auf der SS36 Richtung Chiavenna, wo ich aber bald nach der Brücke über die Adda einen Abstecher nach links machte, um an den Comosee zu gelangen. Das Eis und der Cappuccino auf der Terrasse direkt am See gab dann die Kraft für den Splügenpass.

Der Kreisverkehr in Chiavenna, der einerseits zum Malojapass und andererseits zum Splügenpass führt, war aber auch heuer ein Nadelöhr, durch das man sich mit den Seitenkoffern am Motorrad gar nicht so einfach durchschwindeln konnte. Bald begannen die ersten der insgesamt 52 Tornanti (Haarnadelkurven) auf italienischer Seite, wobei es am besten ist, keinen Gegenverkehr in einer dieser Spitzkehren zu haben, denn wenn man auch selbst meist auf der eigenen Fahrbahnhälfte bleiben kann, ist das bei entgegenkommenden Fahrzeugen nicht immer so. Sogar ein Schweizer youtube-Autotester spricht vom „Wendekreis des Wahnsinns„, den ein Auto am Splügenpass haben muss.

Dann war es wieder so weit, vor einem Tunnel kam ein längerer Stau und nichts ging mehr. Ich fuhr vor zum Tunneleingang, wo schon viele Biker einen Halt eingelegt hatten. Hier am Punto Panoramico wartete ich mit ihnen ab, bis der Stau sich auflöste. Dabei lernte ich zwei Australier kennen, die schon 6 Wochen in den Alpen mit dem Auto unterwegs waren.

Anscheinend war ein Motorradfahrer im Tunnel gestürzt und hatte sich verletzt. Später dürften dann noch einige Motorräder am entstandenen Ölfleck ausgerutscht sein. Ich konnte aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten bis zur Passhöhe hinauf fahren. Die Übung mit den vielen kleinen Sträßchen und Kurven am Vortag (hier nochmals zum Nachlesen) hatte sich bezahlt gemacht und dem Splügenpass den Schrecken genommen.

Die Schweizer Seite hinunter ist besser ausgebaut und auch breiter, so konnte ich die rund 20 Tornanti auch recht zügig durchfahren, wenn ich nicht gerade durch einen ängstlichen oder zumindest bergungeübten Autofahrer gebremst wurde.

Photostopps sind auch hier schwierig bis beinahe unmöglich mit einem Motorrad, speziell mit DSG, wo man keinen Gang hat, der das Fahrzeug im Stehen hält. Die Handbremse ist dabei auch keine wirkliche Hilfe. Darum habe ich mir einige Bilder aus dem Netz ausgeborgt.

Dann erreichte ich schon das Dorf Splügen, das aus verschiedensten Gründen seinen originalen Dorfkern aus Waldner Holzhäusern und eleganten italienischen Palazzi erhalten konnte und machte Halt für eine Mittagspause.

Anschließend folgte ich der alten Splügenstraße B13 talabwärts, die mehr oder weniger parallel zur A13 vom San Bernardino hinunter bis Thusis führt. Sie wird und wurde an vielen Stellen ausgebaut und neu asphaltiert und kann daher meist flott durchfahren werden. Dann sah ich links eine kleine Holz-Hängebrücke, die ich mir ansehen wollte. Ich musste aber einige Kilometer weiter fahren um umdrehen zu können. Es hat sich aber auf jeden Fall ausgezahlt. Tief unten tost der Vorderrhein und ein gar nicht so kleiner Hangrutsch hat einen Teil des Waldes weggerissen.

Das Bild von Matteo aus Komoot zeigt noch den unversehrten Baumbestand.

Den nächsten geplanten Stopp hatte ich dann bei der Viamala-Schlucht. Diese wird von der alten und neuen Steinbrücke überquert. So wie ich von oben kommend, sieht man zwischen den bis zu 300 m hohen Felswänden nur die neue Brücke aus dem Jahr 1935, aber gleich dahinter liegt die alte nach ihrem Baumeister benannte Wildener-Brücke aus dem Jahr 1735. Man könnte von dort auch über 359 Stufen in die Schlucht hinuntersteigen, aber so viel Zeit hatte ich doch nicht und die Motorradkluft ist dafür auch nicht adäquat.

Die B13 führt dann weiter nach Thusis und Bonaduz wo bald bei Tamins die Abzweigung auf die B19 Richtung Flims folgte. Dabei überquerte ich eine Brücke über den Rhein, wo mir der Blick vom Motorrad aus schon gefiel. Da gleich danach ein kleiner Parkplatz lag, konnte ich gut stehen bleiben und auf die Brücke gehen. Dabei entdeckte ich, dass genau hier der Vorder- und Hinterrhein zusammentreffen und als „Alpenrhein“ den „richtigen“ Rhein bilden, der dann nach rund 1200 Kilometern in Holland in die Nordsee fließt. Im Hintergrund führt auch die Brücke der Rhätischen Bahn vorbei. Diese Strecke durfte ich zu meinem 50. Geburtstag mit dem Glacier-Express von Zermatt bis St.Moritz und dann weiter mit dem Bernina-Express bis Tirano fahren.

Nur wenige Kilometer weiter liegt Flims, wo ich im Hotel Bellevue übernachten wollte. Auf den letzten Kilometern habe ich mein Navi, ein Garmin Zumo XT mit der von mir „Susi“ getauften Computerstimme endgültig verwirrt. Es stellte sich wieder einmal heraus, dass das exakte Setzen der Zwischenziele oder Shapping-Points das Leben von Susi und mein Leben als Fahrer ungemein erleichtern. Susi weist ewig und mit Engelsgeduld zurück auf einen ungenau gesetzten Punkt, bis der nächste erreicht ist. Auf dieser Route war ich einige Male ungenau und so war Susi den Großteil der Strecke beschäftigt, mich auf den ihrer Meinung nach richtigen Weg zu bringen. Nur bei meinem ungeplanten Abstecher an den Comosee war sie auf einmal wenige Kilometer weit überraschend still, bis sie sich wieder gefasst hatte.

Der letzte Punkt meiner Tagesetappe war von mir nicht beim Hotel in der Via Nova in Flims gesetzt, sondern auf einem Berg in der Umgebung. Und so forderte mich Susi im Tunnel vor Flims mehrmals nachdrücklich auf, die Straße zu verlassen und zeigte das auch am Display durch viele neue Fähnchen an. Jetzt war mir klar, dass man als Fahrer schon sehr gefestigt sein muss, um nicht Susi blind zu folgen und dann auf einer Schipiste, einem Wanderweg einer Sackgasse ohne Umkehrmöglichkeit oder in meinem Fall in einer Tunnelwand zu landen, was ja immer wieder vorkommt. So erreichte ich nach Aufbietung aller meiner mentalen Kräfte um Susi zu widerstehen, doch noch mein Hotel in Flims.

Pässeliste und die vierte Etappe

Passo Aprica
Splügenpass

Kurviger-Route: Edolo-Flims

3 – Und wenn du glaubst, mehr geht nicht…

Durch die Durchfahrt im unteren Bild links fährt man vom Passo Tonale kommend hinein nach Edolo. Bis dorthin bin ich mit meinem Motorrad über kurvige Pässe, kleine Sträßchen, Feldwege, Kieselstein-Pflaster, vorbei an einem, zumindest für Österreicher, See-Geheimtipp und (unten) durch einen weltbekannten Schiort gefahren. Davon berichte ich im 3. Teil dieser Serie.

Von Panchià nach Edolo

Nach dem Frühstück erkundete ich mit einem Spaziergang noch den kleinen Ort Panchia, da ich ja dann wieder einige Stunden am Motorrad sitzen würde. Die Häuser im Zentrum oberhalb der Kirche sind noch sehr ursprünglich erhalten, wie man sich als Tourist es sich im oberen Trient vorstellt. Der deutsche Name des Dorfes lautet Weißbach, was wieder an den den Berg herunter fliessenden Fluss Rio Bianco erinnert. Auch mein Hotel ist danach benannt.

Nach dem Packen des Motorrads fuhr ich auf der Provinzstraße am Berghang oberhalb des Fleimstals entlang bis Cavalese, wo ich dann wieder auf die SP232 wechselte.


Entlang des Lago di Stramentizzo ging die Fahrt weiter und über den Croce delle Serre Pass hinunter ins Etschtal. In Mezzolombardo hatte ich nicht mehr an den 3740m langen Tunnel Galeria Rupe gedacht und konnte nicht mehr auf die geplante Bergstrecke abbiegen. Meine Navi-Susi geleitete mich aber am Ende sicher um den Tunnel zurück und so kam ich doch noch in den Genuss der empfehlenswert kurvigen SP64 über den Sella di Andalo zum Molvenosee.

Nicht ohne Grund wurde bereits zum 9. Mal dem Molvenosee der Titel „Schönster See Italiens“ verliehen. Der 4,4 km lange und 1,5 km breite Molvenosee ist der größte natürliche Alpensee über einer Meereshöhe von 800 m und verschiedenen Farbschattierungen von Türkis bis Dunkelblau und ist ein Paradies für Segler, Taucher, Gleitschirmflieger und Biker. Dadurch entwickelt er sich immer mehr zum Geheimtipp als Alternative zum Gardasee.

Ich marschierte zuerst ein Stück die Uferpromenade entlang, wo viele die Sonnenstrahlen auf der Liegewiese genossen. Wie immer war auch hier wieder meine Zeit zu knapp dafür. Eventuell sollte ich mir die doppelte Zeit gönnen, nachdem ich bei jeder meiner letzten 3 Touren in die Schweiz um einen Tag verlängert habe und mittlerweile bei 5 Tagen in einer Richtung liege? Der Hunger wurde aber auch größer und so ging ich zum Hotel Fontanella, dessen Restaurant mit Seeblick mir beim Googeln ins Auge gestochen war. Ich wurde nicht enttäuscht, die Pasta war gemeinsam mit dem Ausblick ein Gedicht.

Frisch gestärkt konnte ich nun meine Tour entlang des Sees fortsetzen. Meine Euphorie und mein Motorrad wurden jäh durch eine Straßensperre am Ende des Sees gebremst, der italienische Hinweis auf eine Umleitung lenkte mich nach links auf eine schmale Forststraße, die anfänglich asphaltiert und dazwischen ein paar Mal sandig und lehmig war. Aber weil mir immer wieder ein Auto oder Motorrad entgegenkam, war für mich alles in Ordnung. Die Straße war aber zeitweise so eng und am Hang, dass es unmöglich gewesen wäre, dass ein Auto und ich mit den Seitenkoffern am Motorrad aneinander vorbeifahren hätten können.

Dann öffnete sich das Tal und eine schöne Kirche tauchte auf. Die Straße ging leicht bergab, war aber mit großen runden Kieseln gepflastert. Stehenbleiben war keine Option und ich hoffte, dass der Weg nach der Kirche flacher weiterging. Es war aber das Gegenteil, die nächsten 100 m waren noch steiler und laut meiner Navi-Susi kam dann eine Haarnadelkurve. Glücklicherweise gab es an der Kurve eine kleine halbwegs flache Wiese, wo ich mit dem Motorrad gefahrlos umdrehen konnte. Dann ging es nochmals ein Stück recht steil und holpernd hinunter, ich sah aber schon den flacher werdenden Weg, der sogar asphaltiert war.

Dann wurde es lustig. Der enge, zumindest asphaltierte Weg führte wieder bergab in den Wald hinein, wo dann eine Gruppe Pfadfinder verteilt am Wegrand saß und mich mit Rufen und Winken den Berg hinunter geleitete. Unten angekommen, sah ich ein malerisches kleines Dorf, Moline, mit einer uralten steinernen Brücke über den Rio Bondai. Die Fotos dazu habe ich mir in Komoot von Attilo, Syrio und Sandy ausgeborgt.

Im Google Maps sieht man diesen Weg vorbei an der Santuario Madonna Di Caravaggio und Moline gar nicht, im Kurviger kann man ihn zumindest erahnen.

Eine kleine Anmerkung zur Kirche, was ich im Internet dazu gefunden habe: Die Kapelle Santuario Madonna Di Caravaggio ist ein Marienwallfahrtsort und liegt wirklich sehr idyllisch in einer einmalig schönen Umgebung, überall grüne Hügel und in einiger Entfernung dann die felsigen Dolomitengipfel.

Das untenstehende Bild ist aus dem oben verlinkden Blog der Familie Sterr, danke dass ich es verwenden darf!

Santuario Madonna Di Caravaggio (Copyright: http://www.Familie-Sterr.eu)

Der weitere Weg war dann vergleichsweise flach und führte ins Dorf San Lorenzo Dorsino, wo ich nach einigen engen kurvigen Gässchen und rund 7 km im wahrsten Sinn über Stock und Stein wieder die Staatsstrasse erreichte. Obwohl dieser Umweg wirklich schön war, war ich doch froh, ohne Sturz oder zumindest Umfaller mit meiner ohne mich fast 300 kg schweren Crosstourer durchgekommen zu sein.

In Ponte Arche erinnerte mich ein Blick auf die Armaturen, dass ich bald tanken sollte, schön dass gleich eine Tankstelle an der Kreuzung lag. Und weiter ging es, jetzt bald wieder Richtung Norden, hinauf nach Madonna di Campiglio und seinen Umfahrungstunnel.

Bald erreichte ich Dimaro, wo ich vor 3 Jahren bei der Heimfahrt übernachtete, aber für mich ging es weiter auf den Passo Tonale. Die Straßen nicht nur dieses Passes wurden seit dem Vorjahr an vielen Stellen neu asphaltiert, was den Fahrspaß signifikant verbesserte.

Interessanterweise fielen mir diesmal verschiedene Dinge auf, die ich bei meinen letzten Touren nicht gesehen habe, dabei sind die drei Hochhäuser in Passo Tonale nicht zu übersehen, „die hauen einem das Auge ein“ wie man in Österreich salopp formuliert. Das umstrittene Projekt Torri del Tonale (deut. Tonaletürme) stellte einen drastischen Einschnitt für das Landschaftsbild dar und symbolisiert die zügellose touristische Entwicklung in der Provinz Trient der 1970er Jahre. Von den ursprünglich fünf geplanten Hochhäusern wurden am Ende nur drei gebaut, aber auch das reicht.

Copyright: sulamaca.it

Natürlich macht man am Passo Tonale auch einen Fotostopp, aber dann ging es in schönen Kurven hinunter und nach wenigen Kilometern erreichte ich mein Tagesziel Edolo. Wenn mein erstes Quartier in Fusch eher die Jugendherberge war, entsprach meine Unterkunft hier eher einem Seniorenheim. Aber was solls, das Zimmer war groß und das Bett angenehm, so schlief ich nach mehr als 900 Kilometern am Motorrad und meiner kleinen Stadtrunde mit einer Stärkung in einer kleinen lombardischen Trattoria ziemlich rasch und tief.

Die dritte Etappe mit der Pässeliste

Croce delle Serre
Passo Santel
Sella di Andalo
Passo Campo Carlo Magno
Passo del Tonale

Kurviger-Route: Panchia-Edolo

Hier geht’s zum vierten FahrtagEdolo-Flims

2 – Der Tag der nicht gefahrenen Straßen

Beim Motorradfahren ist ja im Prinzip der Weg das Ziel. Wenn man aber an einem Tag gleich mehrere Straßen nicht fahren kann, ist es doch frustrierend. Wie es dazu kam, beschreibe in der zweiten Folge dieser Serie.

Von Fusch im Land Salzburg bis Panchia im Trentino

Am am Morgen zeigten die Kameras am Großglockner Nebel und eine Temperatur von 1 Grad. Der Schnee lag zwar nicht auf den Straßen, aber Glatteisgefahr bestand trotzdem und so war die Sperre für Motorräder noch nicht aufgehoben. So blieb mir als Alternative nur der Felbertauern mit seinem Scheiteltunnel. Die Möglichkeit auf der anderen Seite, die Bahnverladung zwischen Gastein und Mallnitz, bestand auch noch nicht. Diese wurde erst am Wochenende darauf nach den wochenlangen Revisionsarbeiten geöffnet.

Und so dachte ich da noch, dass die Großglockner-Hochalpenstraße die einzige sein würde, die ich an diesem Tag nicht wie geplant befahrenen konnte. So startete ich über die da noch nicht so stark befahrene B168 nach Mittersill, von wo die B108 über den Felbertauern führt. Dabei hatte ich einen wunderbaren Blick auf das von der Morgensonne angeleuchtete Kitzsteinhorn und konnte bis zum Tunneleingang noch ein paar Fotostopps einlegen. Die Maut von 12 Euro für ein Motorrad (2025) ist nach dem 5313 m langen Tunnel auf Osttiroler Seite zu bezahlen. Dann führt die Straße mit vielen langgezogenen Kurven über Matrei hinunter bis zur Bezirkshauptstadt Lienz.

Mein nächstes geplantes Highlight des Tages sollte die Pustertaler Höhenstraße sein. Wenige Kilometer nach Lienz, bei Leisach weist ein Schild rechts auf die gut 35 km lange Panoramastraße, die in vielen meist gut ausgebauten Kurven bis auf rund 1500 m hinauf führt. Der Ausblick auf die gegenüberliegenden Lienzer Dolomiten und die Durchfahrt durch die kleinen Dörfchen macht diese Strecke so reizvoll.

Doch wenige Kilometer bevor die Straße in Abfaltersbach wieder in die B100 einmündet, ging nichts mehr, Totalsperre wegen Bauarbeiten. Also umdrehen und rund die Hälfte zurück, bis die St.Justiana Landesstraße hinunter ins Tal nach Mittewald führt. Aber für den Motorradfahrer ist ja eh der Weg das Ziel und ich dachte, dass das die letzte nicht vollständig gefahrene Straße für diesen Tag sein sollte.

Kurz vor der Grenze bei Silian füllte ich noch den Tank meiner Crosstourer auf, um nicht gleich in Italien tanken zu müssen und fuhr danach bei Toblach auf der SS51, der Strada d’Alemagna, Richtung Süden bis Schluderbach. Schon in der Provinz Venetien, wollte ich die Mautstraße zur Auronzohütte bei den Drei Zinnen hinauf fahren. Gleich zu Beginn gibt es zwei Serpentinen, wo ich warten musste, weil gerade zwei Busse herunter fuhren und dabei reversieren mussten. Dann ging es vorbei an einem kleinen Bergsee, dem Lago Antorno weiter bis sich das Tal mit einem großen Parkplatz öffnete und die 3 Zinnen genau vor mir standen.

Der Schranken der Mautstraße weiter zur Auronzohütte blieb mir aber verschlossen, seit Sommer 2025 braucht man ein vorreserviertes Online-Ticket. Leider wusste das die Homepage vor einigen Monaten noch nicht und so war meine Überraschung perfekt. Jetzt war das die dritte Straße an einem Tag, die ich nicht so fahren konnte wie ich wollte.

Bevor ich wieder hinunter zur SP49 fuhr, machte ich beim Lago Antorno Halt für einen Cappuccino und einen Apfelstrudel und natürlich für einige Fotos.

Weiter ging es den Misurinapass hinunter und weiter über den Passo Tre Croci Richtung Cortina di Ampezzo, wo es wieder die dort üblichen Staus gab. Nach längerem Schritttempo und einigem Durchschlängeln erreichte ich am westlichen Ende der Stadt die Auffahrt zum Passo Giau. Der Ausblick von der Passhöhe über die Marmolada, Sellagruppe, Drei Zinnen, Nuvolau, Cristallo, Tofane usw. ist fast nicht mehr zu toppen.

Der Passo di Valles mit seinen etwas mehr als 2000 Metern Höhe ist gemütlich zu fahren und führt hinab nach  Predazzo, wo bald das Schisprung-Stadion für die Olympiade 2026 fertig werden sollte.

Da ich leider nicht so einfach stehenbeliben konnte: Die Bauststelle für das Schispungstadion in Predazzo für die Olympiade 2026 im März 2025, Copyright: http://berkutschi.com

Nur noch wenige Kilometer weiter im Val di Fiemme liegt mein Tagesziel Panchia, wo ich direkt an der Hauptstraße im Hotel Rio Bianco mein Zimmer reserviert hatte. Das Zimmer war ruhig und sauber, das Steakhaus, das zum Hotel gehört, ist meiner Meinung nach sogar einen kleinen Umweg wert.

Die zweite Tagesetappe und die Pässeliste

Felbertauern

Pustertaler  Höhenstraße

Mautstraße zur Auronzohütte

Passo Tre Croci

Misurinapass

Passo Giau

Passo di Valles

Kurviger Route: Fusch – Panchia

Und hier geht’s zum dritten Fahrtag:

Von Panchia nach Edolo

Tag 3: Von Carnia bis Udine

Wunderschöne Ortschaften mit Traditionen bis ins Mittelalter, die trotz Zerstörung durch das Erdbeben 1976 wiederaufgebaut und zu neuem Leben erweckt wurden, prägen diese Route. Aber auch die im Vergleich zu den anderen Tagen nicht immer optimalen Streckenabschnitte bleiben in Erinnerung.

Die ersten Kilometer dieser Etappe sind entlang der SS13, nicht auf einem baulich getrennten Bereich und auch leider nicht auf einem Radweg, bis die Abzweigung in den Ort Venzone diesen relativ gefährlichen Weg verlässt.

Venzone ist einer der Orte, die beim Erdbeben 1976 fast vollständig zerstört wurden. Die ursprüngliche Idee, den Ort modern neu aufzubauen, wurde von der Bevölkerung verhindert und so wurde er so originalgetreu wie möglich wieder aufgebaut. Heute bezeichnet Venzone sich selbst als „eines der schönsten Dörfer Italiens“. Die einzige befestigte Ortschaft aus dem 14. Jahrhundert, die noch erhalten ist, wurde restauriert und das Selbstverständnis der Bevölkerung blieb erhalten.

Die Idee, nach einem ähnlichen Erdbebenunglück auf dem Reissbrett einen optimalen und künstlerisch gestalteten Ort neu aufzubauen, ist auf Sizilien für den Ort Gibellina gescheitert. Wer neugierig ist, kann meinen Eindruck davon in meinem Sizilien-Blog vom April 2024 nachlesen. Eine ähnliche Diskussion wird aktuell nach dem Erdrutsch, der das Dorf Blatten im Schweizer Wallis am 28.Mai 2025 vollständig zerstört hatte, geführt.

Das Ergebnis gibt Venzone recht, das kulturelle Leben scheint ausgeprägt zu sein und das gesamte Ensemble ist mehr als sehenswert.

Auch der wenige Kilometer weiter auf einem Berghang liegende Ort Gemona del Friuli hatte ein ähnliches Schicksal und wurde wie Venzone restauriert und wiederaufgebaut. Wir radelten den Berg bis ins historische Zentrum hinauf, wo kurz vor einem Tunnel der Ausblick über das gesamte Tal beinahe atemberaubend ist.

Der im 14. Jahrhundert errichtete Dom Santa Maria Assunta mit seinen romanisch-gotischen Stilelementen erhebt sich am Rand der Altstadt und ist die kleine Anstrengung mit dem Fahrrad auf jeden Fall wert. Im dreischiffigen Innenraum sind die durch das Erdbeben 1976 schiefen Säulen eine Besonderheit. Der vollständig zerstörte Campanile mit dem quadratischem Grundriss ebenfalls aus dem 14.Jahrhundert wurde komplett neu aufgebaut.

Besonders beeindruckend ist Statue des Heiligen Christophorus, dem Beschützer der Wanderer und damit auch von uns Radfahrern, an der Fassade. Sie ist rund sieben Meter hoch und aus sechs Sandsteinblöcken zusammengesetzt.

Nachdem wir den Berg flott wieder hinabgefahren sind, wechselte die vom Veranstalter vorgeschlagene Route vom FVG1 auf den FVG3, der hier als Variante des CAAR nach Osoppo.

Der Weg führte nach der Stadt zuerst praktisch durch eine staubige Schottergrube und dann durch Wiesen und Wälder am Ufer des Tagliamento und weiter an einer riesigen Forellenzucht vorbei über Rivoli. Stellenweise war der Weg wegen des Mixes aus Schotter und altem Beton trotz der breiten Reifen unserer E-Bikes extrem ruppig.

In San Floreano liegt direkt am Radweg die Osteria Miami di Baldassi Barbara und lud uns fast zur Mittagszeit zu einer kleinen Pause ein. Die Chefin Barbara persönlich schaukelte das Geschäft mit der kleinen Terrasse ganz alleine, daher war klar: „Due Rigatoni al Ragù“, sonst gibt’s nichts. Wenn wir eine italienische Nona gehabt hätten, dann wären damit die Erinnerungen an sie geweckt worden, so gut war es. Nicht einmal Zeit für ein Foto mit einer kompletten Portion ist geblieben…

Frisch gestärkt ging es nun wieder auf dem FVG1 weiter, meist auf kleinen Nebenstraßen vorbei und durch viele kleine Dörfer wie Buje, Treppo Grande und Treppo Piccolo, Felletano und Laipacco, mitten drin auf einmal ein Single Trail. Das ist fast so, wie wenn gleich nach der Autobahnabfahrt ein Feldweg kommt.

Wir näherten uns Udine immer mehr und so beschlossen wir, am Stadtrand, genau genommen im Cafe Al Baronetto beim Park in der Via Udine von Felleto Umberto noch einen Kaffee zu trinken. Gestärkt und erholt starteten wir auf die letzten Kilometer, durch den botanischen Garten Parco del Cormor vorbei am Blueenergy Stadion bis zum Rand der Altstadt auf den Piazzale Gio Batta Cella, wo wir dann unser Hotel San Giorgio fanden.

Funfact: Im Hinterhof des Hotels ist die Polizia di Stato di Udine einquartiert. So gut bewacht waren unsere Räder noch nie, während man ja klischeehaft dort eher eine Spielhölle oder die Mafia erwartet.

Die Lage des Hotels war optimal, der Weg ins Zentrum war nur ungefähr 10 Minuten. So konnten wir in kurzer Zeit die Sehenswürdigkeiten der Stadt, vom Dom und dahinter als Geheimtipp, das Oratorio della Purità mit seinen Fresken von Giovanni Battista Tiepolo und mit Gold hinterlegten Wandbildern von dessen Sohn Giandomenico Tiepolo besichtigen. Auch die Piazza della Libertà mit dem Casa Cavazzini und der Porticato di San Giovanni sollte man auf jeden Fall gesehen haben. Nur den Berg zur Burg hinauf wollten wir nach fast 70 km Radfahren nicht mehr gehen.

Schon am Rückweg, gar nicht mehr in der Fußgängerzone, haben wir dann auch noch den idealen Platz zum Abendessen gefunden: das Ristorante Pizzeria Al Gelso mit seinem gemütlichen Innenhof, leider ohne den namensgebenden Maulbeerbaum.

Die Komoot-Route

Komoot-Route: Carnia-Udine

Und weiter geht’s hier zum 4. Tag

Tag 2: Von Tarvis nach Carnia

Tunnels, Brücken, Wasserfälle und ehemalige Gebäude der alten Pontebanna-Bahnlinie prägen diesen Abschnitt des Alpe Adria Radweges, den wir am zweiten Tag unserer Tour absolvierten.

Nach dem Frühstück im Hotel platzierten wir wie am Tag vorher unser Gepäck, das dann vom Veranstalter zum nächsten Hotel transportiert wurde. Das ist ein Service, der wirklich angenehm und praktisch ist, weil man nicht so viel Gewicht am Rad hat und daher auch nicht auf jedes Gramm achten muss.

Am Ende des Ortes ging es mit zwei Serpentinen hinauf zum Radweg, wo wir nach einigen Kilometern den höchsten Punkt des CAAR, zumindest in Italien, erreichten. Wir haben es nicht bemerkt, erst auf der von mir aufgezeichneten Komoot-Route war dieser Punkt markiert. Die weitere Strecke folgte der alten Pontebanna-Bahnlinie. Es ging abwechslungsreich durch mehr als 20 Tunnels in unterschiedlicher Länge, meist gut beleuchtet, aber man sollte trotzdem das Licht am Bike eingeschaltet haben, um nicht übersehen zu werden.

In Pontebba wird der Bereich des Bahnhofs von der neuen Bahnlinie benutzt, wodurch der Radweg unter der Autobahn und auf der Straße direkt durch den Ort führt, wo einige Cafés von den Radlern gestürmt werden. Wir hatten aber ein anderes Ziel, den ehemaligen Bahnhof Chiusaforte.

Neben den Tunnels sind die Brücken immer wieder eine Attraktion, besonders hervorheben muss man die Ponte di Ferro-Chiusaforte, die das Tal mit dem Fluss der Fella überspannt und gleich in einen Tunnel mündet.

Beispielhaft für die Wasserfälle links und rechts des Tales möchte ich den Cascata Cadramazzo mit seinem spektakulären 85m-Sturz erwähnen, die untenstehenden Bilder zeigen aber auch einige andere. Nicht umsonst wird Chiusaforte auch der Ort der 13 Wasserfälle genannt.

Der Bahnhof Chiusaforte wurde zum Bistro umgebaut und hat sich zum Hotspot entwickelt. Viele Radler inklusive uns nutzten das schöne Eisenbahnambiente zu einer Rast mit einem Kaffee. Auf den ehemaligen Schienen sind Kräuterbeete angelegt, aber man kann hier auch noch ein ganz kleines Stückchen der Original-Schienen erkennen.

Etwas weiter den Radweg entlang erreichten wir den Bahnhof Resiutta mit seiner originalen Zuggarnitur. Das Ambiente war zwar sehr schön, das Essen ließ aber leider viele Wünsche offen.

Das Tal wurde hier immer weiter, daß Flussbett breiter und das Wasser schmaler. Bald erreichten wir den kleinen Ort Carnia, namensgebend für die Region und auch die umgebenden Karnischen Alpen. Auf der Ortsstraße ging es hinaus auf die SS13 wo wir auf einer Geraden, scheinbar „in the middle of nowhere“ unser Hotel, das Alma Living Hotel al Girarrosto, erreichten. Das riesige Zimmer, eigentlich ein Appartement, und das Abendessen, das anscheinend auch von den Einheimischen rege genutzt wird, entschädigten aber für die Lage.

Die Komoot-Route

Die Komoot-Route: Von Tarvis nach Carnia

Und weiter geht’s hier zum 3. Tag

Fazit nach 4 Tagen am Alpe Adria Radweg

Nach 4 Tagen am Rad und nach 250 Kilometern fasse ich in diesem Blog unsere Erfahrungen zusammen.

Möglicherweise rümpft der eine oder andere Hardcore-Biker die Nase ob unserer Leistung von gut 250 Kilometern in vier Tagen. Für meine Frau und mich war es ein erster gemeinsamer Test, ob wir das schaffen, weil einige einzelne Tagestouren in dieser Größenordnung haben wir ja schon öfters gemacht.

Zuerst einmal komme ich zur Organisation, weil auch das war für uns Neuland. Wir sind beide nicht besonders gut dafür geeignet, mit einem Tross von anderen Menschen etwas zu unternehmen. Da ist uns das Konzept des Veranstalters entgegen gekommen, die Hotels, die Radrouten und den Gepäcktransport anzubieten und sonst die Routen ohne Reiseleitung abzufahren.

Spezialisten für Radreisen

Die Oberösterreich Touristik ist spezialisiert für solche Radurlaube, wie uns auch andere Reisende bestätigt haben, die schon mehrmals verschiedene Reisen dort gebucht hatten. Sie hatte für uns das beste Angebot und im Nachhinein stellte sich auch heraus, dass der eigentliche Touranbieter Fun Active Tours aus Toblach ein Profi für Touren in Südtirol, Kärnten und den Karnischen Alpen ist.

Angenehme Hotels in praktischer Lage

Die angebotenen Hotels hatten alle Dreistern-Niveau, was für jeweils eine einzige Übernachtung mehr als ausreichend ist. Mindestens so wichtig ist die Sauberkeit und Freundlichkeit, die überall perfekt war. Wir hatten nur im Alma Living Hotel al Girarrosto, dem Hotel „in the middle of nowhere“ in Carnia auch zu Abend gegessen, auch das war vom Service und von den Speisen so gut, dass auch viele Einheimische dieses Lokal frequentieren. Sonst wollten wir die Umgebung eben auch kulinarisch erkunden, was von Villach bis Grado auch immer gepasst hatte. Auch dafür gab es Vorschläge in den Reiseunterlagen, die aber zumindest wir nicht in Anspruch genommen hatten.

Radfahren mit Komplettservice

Zum Schluß noch das Wichtigste, das Radfahren. Die Streckenabschnitte waren so gewählt, dass es von durchschnittlichen Radfahrern ohne Probleme zu bewältigen war. Wir hatten unsere eigenen E-Bikes mit, es gibt aber auch die Möglichkeit, ein passendes Fahrad mitzubuchen.

Die Route des Alpe Adria Radweges führt in unterschiedlichen Varianten meist durch ruhige Landschaften, nur in der Gegend von Carnia muss man wenige Kilometer  über die stark befahrene SS13 fahren.

Der Veranstalter Fun Active Tours stellte auch eine App mit den täglichen Streckenabschnitten zur Verfügung, angenehm, weil man sich darum nicht wirklich kümmern musste. Die App am Handy lud zwar manchmal recht langsam, funktionierte aber alles in allem zuverlässig. Ein „Roadbook“ mit gedruckten Karten und einigen Hinweisen lag ebenfalls im ersten Hotel für uns bereit.

Die Route führt sehr lange an verschiedenen Flüssen entlang, durch Wälder, auf der Bahntrasse der ehemaligen Pontebanna- Bahnlinie, über Wiesen, Felder und durch Weinrieden. Der kleine Abstecher zu den Lagi di Fusine ist ebenfalls zu empfehlen, auch wenn es etwas mehr ansteigt als am Rest der Strecke.

Wenn man mag, kommt auch das Sightseeing nicht zu kurz

Udine, Palmanova und Aquileia hätten sich noch mehr Aufmerksamkeit verdient, aber eigentlich waren wir ja zum Radfahren da.

Positiv überrascht hat mich der letzte Tag, da immer wieder von der eintönigen schnurgeraden Strecke Richtung Grado erzählt wurde. Tatsächlich ist der Radweg stellenweise schnurgerade, führt aber recht abwechslungsreich durch Ortschaften und neben den römischen Ausgrabungen auch an einem kleinen Jachthafen vorbei. Ein Stück auf der ehemaligen Bahnline Cervignano–Pontile per Grado erinnert auch stark an den Eurovelo 9 entlang des Wr.Neustädter Kanals.

Und zum Schluß Erholung am Strand

Wenn man die oberitalienischen Badeorte mag, ist Grado sicherlich ein Highlight. Die Altstadt ist wunderschön, viele Lokale laden ein, die Fußgängerzone ist voll von Geschäften und schönen Bauten. Der sehr flache Sandstrand ist offen, nur kosten zwei Liegen mit Sonnenschirm schon 40 Euro pro Tag. Im Hotel kann man sie zwar etwas günstiger buchen, das schlägt aber trotzdem noch die Preise von Kreta oder Rhodos.

In der Nähe des Campingplatzes gibt es aber auch ein Stück Strand, wo man kostenlos sein Badetuch ausbreiten kann, den Sonnenschirm muss man aber auch selbst mitbringen und bis ins etwas tiefere Wasser muss man schon ein Stück marschieren.

Die Rückfahrt von Grado nach Villach nach zwei Zusatznächten klappte auch perfekt. Wir wurden pünktlich im Hotel abgeholt und von einem jungen slowenischen Taxiunternehmer mit seinem VW-Bus mit Radanhänger bis zu unserem Parkplatz in Villach gebracht, ein zweites Paar wurde von ihm weiter nach Salzburg gefahren.

Fazit

Alles in allem ist diese Tour allen zu empfehlen, die gerne in schöner und abwechslungsreicher Landschaft, hier vom Gebirge bis zum Meer, radfahren. Man kann sich natürlich von den Hotels bis zum Rücktransport auch alles selbst organisieren, aber das Komplettservice des Veranstalters erleichtert den Radurlaub ungemein.

Disclaimer:

Wir haben die Reise selbst bezahlt und weder vom Veranstalter oder einem Hotel eine Vergünstigung erhalten. Die Empfehlungen mache ich aufgrund unserer guten Erfahrungen.

Tag 4: Von Udine nach Grado

Vom venezianisch geprägten Udine über das Palmanova des Mittelalters und Napoleons vorbei am römischen Aquileia bis in den Kurort der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, nach Grado, führt uns der vierte Tag unserer Radtour.

Das Navi leitete uns vom Hotel San Giogio fast im Stadtzentrum zur vorgegebenen Route, meist auf dem getrennten Fahrradstreifen über die Viale Europa Unita, bis zum Verkehrsknoten bei der Porta Aquileia von Udine und beim ersten Schild für den FVG1 Richtung Grado rechts Richtung Süden. Bald wich die Route auf ruhigere Straßen ab und verlief am Rand der Stadt dann über wenn auch nur geschotterte Feldwege.

Hier gibt es nicht so viel zu erzählen, außer dass wir bei Merlana unabsichtlich die Originalroute verlassen haben. Einen weiteren kleinen Umweg haben wir dann noch in Clauiano gemacht, was dazu geführt hat, dass wir über Sottoselva und die Viale Speroni von Osten durch die gerade in Renovierung befindliche Porta Cividale in die Stadt Palmanova gekommen sind, statt auf dem CAAR über die Borgo Udine das westliche Stadttor, die Porta Udine zu nehmen.

Dazu muss man erklären, wie Palmanova aussieht. Die Stadt wurde Ende des 16. Jahrhunderts als Planstadt mit dem ihr typischen sternförmigen Grundriss mit nur drei Toren angelegt. Als Festungsstadt der Republik Venedig gedacht, war die riesengrosse Piazza Grande als Exerzierplatz geplant, von dem die Soldaten über für damalige Verhältnisse breiten Straßen die Stadt verlassen konnten. Der weiße Duomo del Santissimo Redentore liegt unübersehbar ziemlich genau an der Nordseite des Piazza Grande.

Man könnte hier viele Stunden verbringen, die geschichtsträchtigen Gebäude zu erkunden, aber es ist heiß  und so machten wir nur einen Rundgang um diesen riesigen Platz. Nach einem Eiskaffee haben wir dann die Stadt wie geplant durch das dritte Tor, die Porta Aquileia im Süden verlassen. Der Radweg geht nach dem Stadttor unmittelbar in einen Singletrail über, dessen Sinn eigentlich nur darin liegen kann, nochmals einen schönen Blick auf das Tor mit dem Wall und den Graben um die Stadt  zu bekommen.

Dann ging es neben der Straße und dann auf einem Feldweg bis zu einer kleinen Unterführung der Autobahn A4, der Autostrada Serenissima von Venedig nach Triest. Ab hier führt der Radweg bald wieder über die Felder und Weinrieden bis Cervignano del Friuli.

Ab hier benutzt der Radweg wieder eine ehemalige Bahntrasse, die von 1910 bis 1942 bis an den Rand der Lagune von Grado führte. Stellenweise erinnerte es uns hier an den Radweg am Wr.Neustädter Kanal (Teil des Eurovelo 9) in der Heimat im südlichen Niederösterreich.

Die Strecke war schnurgerade, nur bei Aquileia wich die Bahn und damit heute auch der Radweg dem Ort aus. Die ersten Ausgrabungen liegen direkt vor dem Ortseingang, das teilweise rekonstruierte Forum Romanum kann hier gratis besichtigt werden. Aquileia war bald nach seiner Gründung 181 v.Chr. der größte Hafen des Mittelmeers und eine der größten und reichsten Städte des gesamten Römischen Reichs, so dass man es das „zweite Rom“ nannte.

Auch modernere Gebäude werden renoviert, so soll der Bahnhof der Bahnlinie Ferrovia Cervignano-Aquileia-Pontile per Grado zum Museum als Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgebaut werden und an die Abfahrt des Leichnams des unbekannten Soldaten vom Bahnhof Aquileia am 29. Oktober 1921 erinnern, der dann auf dem Altar des Vaterlandes in Rom begraben wurde.

Auch das UNESCO-Weltkulturerbe Aquileia wäre einen Aufenthalt von mehreren Stunden auf jeden Fall wert, um z.B. den riesigen Binnenhafen mit der Via Sacra oder den Fondo Cal mit den berühmten Mosaiken oder auch die Basilika Santa Maria Assunta zu besichtigen, deren ursprüngliche Struktur auf die Jahre nach 313 n. Chr. zurückgeht.

Uns zog es aber bald auf dem neu asphaltierten Radweg weiter Richtung Süden und so erreichten nach wenigen Kilometern den Damm durch die Lagune von Grado. Der Radweg verläuft neben der Straße vorbei an der kleinen Aussichtsplattform mit dem „Welcome to Grado – Baum“ bis zur Brücke vor Grado, wo leider noch ein Stück auf der recht stark befahrenen Straße zu bewältigen ist.

Wir hatten noch zwei zusätzliche Nächte in Grado gebucht und genossen neben dem Strand auch die Bars und Restaurants der Altstadt.

Die Insel Barbana

Am Samstag wollten wir noch die Insel Barbana mit der berühmten Wallfahrtskirche Beata Vergine Maria besuchen. Auch einige Wallfahrergruppen nahmen das erste Fähreboot und so fuhren wir begleitet von Rosenkranzgebeten zur Insel.

Die Insel ist seit jeher das Ziel von Pilgerfahrten. So gibt es seit 1237 an jedem ersten Sonntag im Juli eine Prozession, den „Perdòn di Barbana“ auf festlich geschmückten Booten, um das alte Gelübde an die Madonna erneuern, die das Dorf vor der schrecklichen Pestepidemie gerettet haben soll.

Leider kann neben der Kirche und dem Restaurant nur rund ein Drittel der Insel besichtigt werden, der größere Teil gehört zum Klostergelände und ist nicht frei zugänglich.

Die Komoot-Route

Komoot-Route: Udine-Grado

Tag 1: Von Villach bis Tarvis

Der erste Tag unserer Radtour von Villach nach Grado schien verregnet zu werden, es blieb aber doch trocken und wir konnten den Abstecher zum Lago di Fusine auch noch dazu nehmen.

Den ersten Abend verbrachten wir in Villach mit einem kleinen Stadtrundgang und nochmals einem „kärntnerischen“ Abendessen mit Semmelknödel-Carpaccio, Kärtner Nudelteller und Kalbsrindbraten, bevor wir am Rückweg zum Hotel noch ordentlich nass wurden. Wir übernachteten im Boutique-Hotel „Goldenes Lamm“ und nach einem hervorragenden Frühstück setzten wir uns auf die Räder. Das Gepäck hatten wir bereits deponiert, es sollte zum nächsten Hotel in Tarvis gebracht werden.

Die Unwetter-warnungen waren exakt dort, wo wir am Montag starteten, aber ab 9 Uhr sollte es schön sein, so die Vorhersage des Regenradars. Und genauso war es, der nächtliche Regen hat um 8 Uhr aufgehört.

Bei der Bahnhofstraße mit der Draubrücke nahmen wir wie in der App des Reiseanbieters empfohlen, den Drau-Radweg R1, über den hier auch der Alpe Adria Radweg (CAAR –  Ciclovia Alpe Adria) verläuft, verwirrenderweise flussabwärts. Bei der Friedensbrücke über die Drau trafen wir eine Gruppe netter Italiener und wir fotografierten uns gegenseitig auf der von ihnen so genannten „Golden Gate Bridge“.

Damit wechselten wir auf den Gailtalradweg R3, den wir schon vor einigen Jahren zwischen Hermagor und Villach gefahren sind. Nach dem Stadtgebiet verläuft dieser Radweg wunderschön am Ufer oder in den Auen und nahen Wäldern der Gail entlang.

Kurz vor Erlendorf wechselten wir über die Gail und jetzt war es endgültig nur mehr der CAAR. Dieser verläuft hier die meiste Zeit baulich getrennt der B83 entlang, bis wir in Arnoldstein einen kleinen Abstecher zum weithin sichtbaren 57m hohen Schrotturm machten. Dieser wurde, wie ich erst in meiner kleinen Internet-Recherche lernte, von meinem Namensvetter, dem Schrothändler Simon Wallner errichtet. Er diente dazu, um flüssiges Blei aus großer Höhe durch ein Sieb ins Wasser fallen zu lassen und so Schrotkugeln zu erzeugen.

Bis zur Grenze in Thörl-Maglern ging es unspektakulär weiter vorbei am Greisslermuseum der Straße entlang. Ab hier begannen hinter den Grenzgebäuden mit dem kleinen (am Montag  geschlossenen) Zollmuseum die stärksten Steigungen dieses Abschnittes.

Der CAAR verläuft bald hoch über dem Tal in den Wäldern toll ausgebaut, wie in Italien gewohnt, mit einer Mittellinie. Beim Tunnel von Coccau (Goggau), wo hoch oben die Kirche San Nicolò di Coccau thront, wird die alte Strecke der Via Friuli um den Berg genutzt.

Nur einige Kilometer weiter, nach dem Lost Place Bahnhof Tarvisio  Centrale, beim Bivio ciclabile Tarvisio zweigt der Radweg Richtung Slowenien und vorher zu den Lagi di Fusine ab. Da die heutige Strecke mit 37 km recht kurz gewesen wäre und das Wetter auch hielt, beschlossen wir, uns diese auch anzusehen. Auf der alten Trasse der Kronprinz-Rudolf-Bahn ging es gleich über eine Brücke, die Ponte del Diavolo über die Schlucht der Gailitz.

Da ich nicht in der Schlucht unten war, habe ich das Bild ausgeborgt: Foto von Ivo H., Google Maps

Stetig ansteigend, wo man sich manchmal fragt, wie das damals der Zug mit der Dampflok geschafft hatte, führt dieser Weg bis ins slowenische Kranjska Gora. Wir zweigten aber zu den Lagi di Fusine ab und bereuten diesen Abstecher nicht. Der erste See liegt malerisch eingebettet in die Berge der Julischen Alpen. Gleich auf der anderen Seite in Slowenien befindet sich das Nordische Zentrum Planica.

Retour ging es dann flott und bequem abwärts wieder zur Abzweigung nach Tarvis, wo wir kurz nach der alten Bahnstation Tarvisio Citta in den Ort hinauf zu unserem Hotel abbogen.

Gleich nach der Ankunft begann es wieder zu schütten, wir genossen aber lieber die Dusche im Hotelzimmer. Bald war es aber wieder vorbei und wir genehmigten uns zum Abschluss nach einem kleinen Rundgang noch eine köstliche Pizza.

Die Komoot-Route

Die Komoot-Route: Von Villach nach Tarvis

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