Motorradwandern im südlichen Niederösterreich

Da ich jetzt schon seit fast einem Monat nicht mehr auf meiner Crosstourer gesessen bin, beschloss ich, der Hitze geschuldet, nur in der näheren Umgebung, daß heißt im südlichen Niederösterreich, das von unserem Tourismusmarketing auch als die „Wiener Alpen“ bezeichnet wird, ein bisschen herumzufahren.

Mit der schon manchmal erwähnten „Kurviger-App“ machte ich am Abend eine grobe Planung und so wurden es gute 130 km auf kleinen und kleinsten Straßen, die ich teilweise selbst noch nie gefahren war, immer wieder mit Blick auf den Schneeberg oder die Hohe Wand.

Ich weiß, es gibt auch in meinem Bekanntenkreis Menschen, die solche Strecken mit dem Biobike machen, wenn dabei auch rund 2600 Höhenmeter zusammenkommen. Das wäre mir ehrlicherweise auch mit dem E-Bike zu viel, aber mit dem Motorrad macht es Spaß.

Bekannte Strecken und unbekannte Abstecher

Zuerst ging es ins Triestingtal bis Pottenstein und über den Hals nach Pernitz, eine Strecke, die alle kennen die schon einmal auf einen „Topfinger“ in die Kalte Kuchl gefahren sind.

Dieses Bild eines Topfingers aus der Kalten Kuchl dient nur zur Erklärung und stammt aus meinem Archiv

Dort wollte ich aber nicht hin, sondern durchquerte in Pernitz das Piestingtal um über die Dörfer Neusiedl und Waidmannsfeld vorbei am Brandackerkreuz und die Ochsenheide zur L138 und hinaus nach Reichenthal wieder im Piestingtal zu landen.

Talauswärts ging es dann bis Waldegg, wo ich wieder rechts abbog und die kleine Straße nach Dürnbach und über die Dürnbacher Höhe, vorbei an Bergbauernhäusern nach Miesenbach fuhr.

Von Miesenbach führt die Straße über den Ascher nach Puchberg am Schneeberg, aber vorher hatte ich noch Lust auf zwei kleine Abstecher, die zuerst beide als Runde in Kurviger erschienen sind. Zuerst zweigte ich rechts ab Richtung Dürre Wand, wo die noch asphaltierte einspurige Straße gleich mit einigen Spitzkehren rasch Höhe gewann.
Nach einigen Häusern und einer Walddurchfahrt öffnete es sich und ein Bauernhof lag vor mir. Da endete aber auch die asphaltierte Straße.

Schotterfreuden bis an eine Sperre zwangen zur Umkehr

Eine Enduro will von Zeit zu Zeit auch etwas Schotter unter den Reifen und ich fuhr weiter, weil auch das Navi anzeigte,  daß es auf der anderen Seite wieder hinunter zur Hauptstraße gehen sollte. Nach einigen Haarnadelkurven durch den Wald lag am Bergrücken eine Almwiese mit traumhaftem Ausblick.

Der Forstweg schlängelte sich einige Kurven hinunter, dann war aber Schluß, der Weg ist wegen Schlägerungsarbeiten gesperrt. Hier müssen die 285 kg Leergewicht der Crosstourer in diesem Schotter-Sägespan Gemisch mehr oder weniger auf der Stelle umgedreht werden, in der Hoffnung dabei nicht umzufallen. Alles ging gut und beim Hinauffahren fiel mir auf, daß ich doch noch zu wenig Profi bin, um auch solche Situationen auch mit der Kamera festzuhalten.

Wieder unten an der Bundesstraße zweigte ich nach einigen hundert Metern auf die andere Seite des Tales ab, hier führte eine Straße hinauf Richtung Scheuchenstein, doch sie entpuppte sich oben als Privatstraße und ich musste umdrehen. Hier konnte ich aber vorher noch einige Bilder der imposanten Umgebung machen.

Fake-Bären und die längste Zahnradbahn Österreichs

Dann ging es die Bundesstraße weiter den Ascher hinauf, das ist die Straße, wo im Juni 2023 angeblich ein Bär neben der Fahrbahn gefilmt wurde was sich aber rasch als Fake herausstellte. Näheres dazu findet ihr in den Links. Die wunderschönen raschen Kurven führen den Pass hinauf und nach Puchberg am Schneeberg hinunter, wo ich mir im Kaffeehaus neben der Talstation der Schneebergbahn mit Blick auf die „Hatscherte Kathl“* einer der alten Dampfloks der Zahnradbahn, einen Eiskaffee gönnte.

Nach dieser um 9:30 schon notwendigen kulinarischen Abkühlung führte mich das Navi wie gestern programmiert hinaus nach Grünbach, wo die nächste kleine Straße wartete, diesmal übers Rosental und weiter über den Berg nach Gutenmann und danach auf die Bundesstraße B26 Richtung Neunkirchen.

Imposante Felsen der Flatzer Wand und der Hohen Wand

Hoch über dem Tal liegt die Burg Stixenstein, durch dessen Tor die Bundesstraße führt. Dahinter befindet sich einer der Eingänge in den Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand, einem empfehlenswerten Wandergebiet in den Gutensteiner Alpen.

Weiter ging es über Sieding, von wo es ebenfalls eine schöne kleine Verbindung Richtung Bürg und Priglitz gibt, durch St.Johann im Steinfeld bis Ternitz. Hier bog ich links Richtung Mahrersdorf und weiter nach Flatz ab.

Hinter der Kirche von Würflach, dem östlichen Eingang zur Johannesbachklamm, zeigten sich schon die Felsen der Hohen Wand. Kurz vor Willendorf öffnete sich der Blick nach vorne auf die Hohe Wand und rechts auf die „Neue Welt“, vereinfacht ist das die Ebene zwischen Hoher Wand und Wr.Neustadt.

Zwischen Maiersdorf und Stollhof ganz am Fuß der Hohen Wand fiel mein Blick hinauf über die Felswand zum Skywalk, über dem gerade zwei Paragleiter ihre Kreise im dunkelblauen Himmel zogen. An manchen Abenden mit der passenden Thermik können hier schon 15 bis 20 Gleitschirme in der Luft sein.

Vom letzten Babenberger bis zum Refugium experimenteller Kunst

Da es immer heißer wurde, wollte ich am kürzesten Weg heim und raus aus der heißen Motorradkluft, daher ging es über Muthmannsdorf nach Dreistetten, von wo man einen tollen Blick auf die Ruine Starhemberg hat. Sie war jahrelang hinter hohen Bäumen versteckt, aber jetzt hat es sich ein Verein zur Aufgabe gemacht, den ehemaligen Wohnsitz von Friedrich dem Streitbaren, des letzten Babenbergers, zu sanieren und möglichst sanft und nachhaltig öffentlich zugänglich zu machen.

Über Markt Piesting und den „Hart“ ging es einige Serpentinen hinauf und über die Kapelle des sog. Stadtkreuzes nach Aigen und weiter am Symposium Lindabrunn vorbei, einem ehemaligen Bildhauersymposium mit vielen Skulpuren in der Landschaft. Die heutige künstlerische Leitung befasst sich aber zeitgemäß mit experimenteller und digitaler Kunst.

Einige Bilder aus meinem Archiv vom Symposium Lindabrunn mit dem Tor der Erkenntnis

Entschleunigung beim Fahren ermöglicht den Blick auf die Schönheiten meiner näheren Heimat

Von Lindabrunn waren es dann nur mehr wenige Kilometer bis nachhause und ich rekapitulierte diese Morgenausfahrt.
Diesmal stand nicht der Kilometerfrass im Vordergrund, sondern eine Wanderung, wenn auch mit dem Motorrad, durch das südliche Niederösterreich mit einer Reihe von Naturschönheiten und historischen Punkten.

Neue Rekorddurchschnittsgeschwindigkeiten lassen sich so nicht aufstellen, aber der Blick dabei in die Landschaft entschädigt einen Pensionisten wie mich dafür mehr als genug.

Dem Wandern entsprechend sind die meisten Fotos direkt vom Rücken der Crosstourer gemacht worden, nur für einige wenige bin ich abgestiegen und einige sind aus meinem Archiv.
Wie meist, findet ihr die Route auf kurviger.de :
https://kurv.gr/f6fVJ

Natürlich macht die Route auch Spaß, wenn man sich nur auf die Kurven und Pässe konzentriert, anschauen kann man vieles ja extra auch!

* Die Hatscherte Kathl:

Für die nicht österreichisch sprechenden Freunde übersetzt: die gehbehinderte Katharina. Das ist der Spitzname der Dampflok der Schneebergbahn, der ihr wegen ihrer Bewegung auf der längsten Zahnradbahn Österreichs liebevoll gegeben wurde. Sie fährt derzeit noch immer an den Wochenenden mit 2 Waggons auf den Berg. An der Talstation ist ihr mit einer zweiten Lok ein Denkmal gesetzt.

Links

Zum Fake-Bären: https://noe.orf.at/stories/3212349/


https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schneebergbahn_(Zahnradbahn)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/N%C3%96SBB_Salamander
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Burg_Stixenstein
https://www.naturpark-sierningtal-flatzerwand.at/
https://neunkirchnerhaus.naturfreunde.at/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gutensteiner_Alpen
https://www.niederoesterreich.at/ausflugsziele/a-johannesbachklamm-wuerflach
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neue_Welt_(Nieder%C3%B6sterreich)
https://www.wieneralpen.at/ausflugsziele-in-den-wiener-alpen-entdecken/a-naturpark-hohe-wand-skywalk
https://www.burgruine-starhemberg.at/willkommen
https://symposion-lindabrunn.at/

2: Heimfahrt aus der Schweiz

Fast hätte ich an mehreren Stellen meine geplante Route nicht passieren können

Im Nachhinein gesehen hatte ich mehrfaches Glück, daß ich meine geplante Route vom Zürichsee über den Flüelapass, die Reschenstrasse, das Timmelsjoch, den Jaufenpass und den Brenner ohne Probleme fahren konnte.

Es begann mit einer einzigen Meldung im Internet am Freitag vor meiner Abfahrt. Die Reschenstrasse in der Nähe von Tschupbach, nur wenige Kilometer vor meinem Quartier in Fiss, ist vermurt und es ist nicht sicher, ob am Samstag die Durchfahrt möglich ist. Daher über die neue App ORF Sound den Tiroler Verkehrsfunk in der Früh abhören und nochmals im Internet suchen: anscheinend Entwarnung, keine Meldung mehr über eine Sperrung,  die Straße sollte ab 6:30 offen sein. Also riskieren hinzufahren und hoffen auf einen Hinweis nach dem Flüelapass bei der Abzweigung nahe Susch. Falls die Sperre doch aufrecht ist, muss ich über das Val Müstair Richtung Schlanders und weiter nach Bozen fahren. Doch alles ok, die Straße ist offen und ich fahre wie geplant nach Fiss. Die meterhohen Geröllberge links und rechts der Straße bei Tschupbach sind aber nicht zu übersehen.

Ich komme dann überall problemlos ohne besondere Vorkommnisse und ohne Regen bis heim. Erst bei meiner nachträglichen Streckenrecherche für diesen Blog finde ich heraus, daß zur gleichen Zeit die Abfahrt vom Jaufenpass und die Brennerstaatstrasse an mehreren Stellen wegen Vermurungen gesperrt waren und ebenfalls erst am Samstag wieder befahrbar waren.

Da sind die Gedanken schon einerseits bei den Menschen, die innerhalb weniger Minuten ihr Hab und Gut verloren und andererseits bei den Helfern, Hilfsorganisationen und Straßendiensten, die beinahe Übermenschliches geleistet haben, sodass man als Tourist wie ich einen Tag später beim Durchfahren fast nichts mehr davon mitbekommt.

Tag 1: Vom Zürichsee über Davos ins Tiroler Oberinntal

Der Samstag startet nicht besonders optimal, es regnet am Morgen recht stark. Während des Frühstücks geht es dann doch in ein Nieseln über, was eigentlich nichts ist nach 900 km Regen vor einigen Wochen bei meiner Fahrt in den Schwarzwald, und so beschließe ich, ohne Regenkombi loszustarten.

Aber nach rund 30 Kilometern, die ich entlang des Sees Richtung Westen fahre, entschließe ich mich wegen des stärker werdenden Regens doch, die Regenkombi anzuziehen. Unter einem Carport neben der Straße wurstle ich mich eher unelegant in den Schutzoverall, es dauert seine Zeit, hält aber auch stundenlangem Regen stand. In der Zwischenzeit ist der Regen weniger geworden und hört nach einiger Zeit ganz auf. Ich lasse die Kombi aber vorsichtshalber weiter an, man weiß ja nie und das Ausziehen ist ja genauso anstrengend wie das Anziehen.

Die Straße schlängelt sich bald den Berg hinauf mit Blick auf den Walensee, der Blick hinunter aufs Wasser ist schon recht malerisch.

Da ich ja weiterhin keine Schweizer Autobahn-Vignette besitze, geht es auf der Bundesstraße H3 nach Bad Ragaz. Im Kurpark und anderen Grünanlagen präsentieren unter dem Motto „Gegenwart“  88 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt bis Oktober im Rahmen der größten Freiluft-Skulpturenausstellung ihre Werke. Ich stoppe natürlich des Öfteren um zu fotografieren.

Kurz darauf habe ich ein Jubiläum am Motorrad: Meine Crosstourer hat 50.000 km gemeistert, außer Batterieproblemen und einem neuen Blinkerrelais gab es dabei in dem letzten 7 Jahren, seit ich sie habe, keine Probleme.

Weiter geht es dann nach Chur, wo ich falsch abbiege und im Stau Richtung Arosa stehe. Dabei habe ich das Glück, in der Haltestelle Chur-Altstadt einer Garnitur des Arosa Express zu begegnen, die hier wie eine Straßenbahn unterwegs ist. Sowohl der Bernina Express Richtung Poschiavo/Tirano, der Glacier Express Richtung Zermatt sowie die Arosabahn fahren direkt ab Chur.

Danach geht es bergan nach Lenzerheide, oftmaliger Austragungsort für das Alpinschi Weltcupfinale und 2025 sollen die Biathlon-Weltmeisterschaften hier stattfinden. Nachdem die Stadien dafür im Sommer nicht sehr aufregend sind, fahre ich ohne Halt weiter fast bis Tiefencastel, dabei fällt mein Blick links auf den Felssturz, der im Vorjahr die Evakuierung des Bergdorfes Brienz auslöste, aber knapp vor dem Schulhaus zum Stillstand kam. Die Zufahrt nach Brienz ist nur Einheimischen gestattet, darum gibt’s von mir nur einige Bilder von der Hauptstraße aus.

Das untenstehende Bild zeigt die Dramatik für dieses Dorf, nachzulesen im zugehörigen Link.

https://www.bauernzeitung.ch/artikel/landleben/dieser-umstand-bewahrte-das-bergdorf-brienz-vor-groesseren-schaeden-494216h

In Tiefencastel teilt sich die Straße, einerseits über den Albulapass, den ich vor 2 Jahren gefahren bin und andererseits die Straße nach Davos, die ich heuer nehme. Ich möchte noch unbedingt den berühmten Landwasserviadukt in der Nähe von Filisur sehen. Man sieht ihn zwar kurz von der Straße aus, leider geht hier ein Stopp nicht ganz einfach, ich habe daher ein Bild von damals genommen. Der Fußmarsch wäre vom einem Parkplatz zwar möglich, nur passt er nicht mehr in meinen Zeitplan. So bleibt etwas auf der Bucket List.

In Davos, wo ich nicht anhalte, geht es über den nächsten Pass, den 2383m hohen und 27 km langen Flüela. Hier wird derzeit die Fahrbahn auf der Bergabstrecke verbreitert, was zu erheblichen Staus führt. Als Biker hat man es etwas leichter, ich schlängle mich mit 2 deutschen Kollegen kilometerweit vor und gewinne mindestens eine halbe Stunde.

Ein Highlight wartet noch auf mich, der Schellen-Ursli in Guarda. Ja, es gibt nicht nur die Heidi von Johanna Spiry, sondern auch den Schellen-Ursli von Selina Chönz. Das Buch wurde in Guarda im Oberengadin verfilmt, daher gibt es in einem der Häuser auch ein kleines Museum. Detailliert erzähle ich später in einem eigenen Blog darüber.

Beim Hinunterfahren ins Tal begegnet mir fast klischeehaft das Postauto, das den Bahnhof im Tal mit dem Dorf verbindet.

Die österreichische Grenze ist nicht mehr weit und die Zollfreizone Samnaun ruft zum Tanken. Die Straße von Martina weg ist am Anfang recht harmlos und wird enger und enger und wird mit 2,3 m angegeben. Dabei kommen einige Felsentunnels die unbeleuchtet, nass und kurvig und gefühlt weniger als einspurig sind. Mit dem Motorrad an sich kein Problem, solange nichts entgegen kommt, aber trotzdem, da waren die Felsentunnel im Trentino fast wie Autobahnen dagegen. Ich habe Glück und keinen Gegenverkehr und stelle fest, dass ich vermutlich das letzte Mal zumindest durch den längeren durchgefahren bin. Die Tunnelbaustelle Val Alpetta ist fast fertig, der neue gut 600 m lange Tunnel soll im Sommer 2024, also demnächst eröffnet werden, die Verkehrszeichen sind schon montiert. Damit ist wieder ein gruseliger Tunnel Geschichte. In den nächsten Jahren sollen zwei weitere Tunnel errichtet werden, dann ist nichts Spannendes mehr von diesem engen kurvigen Strässchen übrig.

Ein Video, das zwar die Fahrt eines Porsche zeigt, gibt eine Vorstellung, wie das Feeling mit Motorrad auf dieser Strecke derzeit noch ist.

https://youtu.be/ESVRSph70nk?si=bPlbFrtP8Sp9Zvzj

Nach dem recht günstigen Tanken und Parfümeinkauf geht es harmlos die Straße Richtung Spiss ins Inntal hinunter. Der österreichische Zöllner winkt mich durch, ich sehe nicht aus wie ein Rolex-Käufer. Bald bin ich an der Stelle bei Tschupbach, die gestern noch vermurt war, hier türmen sich links und rechts der Straße die Geröllberge, der Vergleich mit dem Auto verdeutlicht das Ausmaß. Die Landesstrasse ist noch länger verschüttet und das Ganze ging nur knapp an den Häusern vorbei.

Die Kurven hinauf nach Fiss sind der richtige Abschluss des Tages, der Ausblick hinunter ins Inntal ist aber auch empfehlenswert. Nachdem ich zweimal an meinem Quartier, der Pension Truya-Hof vorbeifahre erkenne ich es bei dritten Mal. Der Hausherr begrüßt mich freundlich und zeigt mir die Garage, wo ich auch mein Motorrad einstellen darf. Nachdem ich schon hungrig bin, gehe ich zum Abendessen direkt ins Nachbarhaus, ins Hotel Montana und danach bald ins Bett.

Tag 2: Die großen Pässe rufen

Das Wetter ist in der Früh vielversprechend sonnig, so starte ich kurz nach dem Frühstück und fahre über Ladis mit der Burg Laudegg im Blick los hinunter ins Inntal.

Nach wenigen Kilometern geht’s in Prutz nicht ins Kaunertal, sondern den Kaunerberg hinauf und weiter auf die Pillerhöhe, wo immer wieder tolle Ausblicke den Blick von der Straße lenken. Durch Arzl im Pitztal, der Heimat von Benny Raich, führt mich das Navi hinein ins Ötztal über Sölden nach Hochgurgl bis zur Mautstation des Timmelsjochs.

Der Blick sowohl auf die österreichische als auch auf die italienische Seite des Passes ist beeindruckend, aber zuerst bin ich auf Europas höchstgelegenes Motorrad-Museum Top Mountain Crosspoint neugierig. Nach einem verheerenden Brand im Jänner 2021 wurde das Museum im November 2021 mit mehr Exponaten als zuvor wieder eröffnet. Mehr dazu gibt es in einem eigenen Blog zum Museum (eventuell noch nicht verfügbar).


Nach einer kühlen Stärkung und nach Bezahlung von 17 Euro an der Mautstation geht die Fahrt weiter zuerst hinauf auf die Passhöhe von 2474m und dann weiter 30 km hinunter bis St.Leonhard in Passeier. Hier verfranse ich mich etwas und fahre falsch aus dem Kreisverkehr. Dabei entdecke ich ein malerisches schmales Strässchen, wo mir relativ schnell klar wird, daß ich falsch bin. Weil es so schmal ist, kann ich erst bei der ersten Haarnadelkurve umdrehen. Kurz danach kommen mir einige italienische Biker entgegen, daher denke ich einen Insidertipp entdeckt zu haben, der auf jeden Fall wert ist gefahren zu werden.

Jetzt fahre ich die richtige Ausfahrt aus dem Kreisverkehr und durchs Ortsgebiet von St.Leonhard Richtung Jaufenpass. Hier geht’s mit bis zu 11,5% hinauf und dann in schönen Kurven aber mit schlechtem Straßenbelag nach Sterzing hinunter. Von der Vermurung von vor 2 Tagen bemerke zumindest ich nichts mehr.

Die Brennerstaatstrasse ist nicht besonders aufregend und Gott sei Dank trotz Ferienwochenende auch nicht besonders dicht befahren. So komme ich bis zur österreichischen Grenze auf der Passhöhe recht rasch voran und nach dem Grenzübergang rasch wieder hinunter Richtung Innsbruck. Beim ersten Blick auf die Europabrücke kann ich leider nicht halten, und so kann ich erst unter der Brücke fotographieren.

Für Österreich habe ich eine Autobahn-Vignette, daher will ich mir einige Tiroler Orts- und Stadtdurchfahrten ersparen und fahre bei der nächsten Auffahrt auf die Brennerautobahn A13 Richtung Innsbruck und dann weiter auf der A12 durchs Inntal bis Jenbach, wo ich wieder auf die Bundesstraße wechsle. Ein Tankstopp ist auch wieder notwendig und dann geht es weiter durch den Tunnel bei Rattenberg bis Wörgl. Das Navi mag wieder einmal einen kleinen aber sehenswerten Umweg über die Wildschönau machen und leitet mich dann mit einem herrlichen Ausblick hinunter nach Hopfgarten im Brixental. Leider gibt es genau dort (keine Möglichkeit zu halten und zu fotografieren, daher habe ich mir das Bild von der Homepage der Kitzbüheler Alpen geborgt.

Von Hopfgarten sind es auf der recht stark befahrenen B150 nur mehr 15 Kilometer bis zum vorletzten Quartier auf meiner Reise im 4* Hotel Alpen Glück Hotel „Kirchberger Hof“. An sich nehme ich eher niedrigere Kategorien bei meinen Solofahrten, aber hier habe ich über die Buchungsplattform anscheinend fürs letzte Zimmer einen Sonderpreis, somit passt es preislich zu den anderen Quartieren. Das Zimmer ist auch viel zu schön um nur eine Nacht zu bleiben, das Hallenbad nutze ich auch nicht, weil ich zu müde bin. Genossen habe ich das Hotel trotzdem.

Tag 3: Vom Kaisergebirge durch die kaiserliche Sommerfrische

Es macht schon Spaß, nach einem ausgiebigen Frühstück an einem sonnigen und noch nicht zu heißen Morgen direkt auf das Kaisergebirge zuzufahren und das herrliche Panorama zu genießen.

Über die Kitzbüheler Straße vorbei am Schloss Münichau fahre ich nach St.Johann in Tirol und Richtung Fieberbrunn, kurz davor biege ich aber ins Pillerseetal ab. Das Navi, oder eher die Kurviger-App, mit der ich meine Routen plane, hat wieder ein Gustostückerl einer kleinen versteckten Straße parat. In Straß biege ich in die Schwendt ab, einer kleinen Straße vorbei am Wiesensee bis Hochfilzen.

Dann bleibe ich auf der B164 durch Saalfelden, Maria Alm, den Dienter Sattel bis Bischofshofen, links immer mit dem Panorama des Hochkönig.

Hier machen die Bundesstraße und die Ortsdurchfahrten auch keinen Spaß, darum fahre ich die B311 bis zur A10 und dann bis zur Auffahrt Eben und dann weiter zu meinem Abstecher nach Radstadt. Nach einer erholsamen Mittagspause in einem schattigen Gastgarten bei einem riesigen Eiskaffee treffe ich zufällig 2 junge Motorradfahrer und eine Radfahrerin aus meiner ursprünglichen Heimat, dem Mostviertel. Die Biker wollen zum Dientener Sattel, von wo ich komme, die Radfahrerin fährt heimwärts in die Melker Gegend.

Mein nächstes Ziel ist die Postalm, daher geht’s zurück über Eben auf die B166 durchs Lammertal. Kurz nach Abtenau zweigt rechts die Straße Richtung Postalm ab. Hier ist Vorsicht angebracht, viele Streifen und Flecken sind ausgiebig frisch mit Rollsplit ausgebessert. Dann kommt bald die Mautstation und nach Bezahlung von 7 Euro für das Motorrad geht es über die 28,5 km lange Panoramastrasse über das größte zusammenhängende Almgebiet Österreichs nach Strobl am Wolfgangsee. Der Blick auf Dachstein und Bischofsmütze ist unvergleichlich.

Am Wolfgangsee waren wir erst vor einigen Wochen  bei unserem Salzkammergut-Radweg-Urlaub, darum fahre ich weiter vorbei an Bad Ischl nach Bad Goisern, wo im Supermarkt schon eine Wurstsemmel nach mir ruft.
Mit dem Fahrrad sind wir ja vor kurzem das linke Ufer des Hallstättersees entlang gefahren, darum nehme ich mit dem Motorrad die rechte Uferstrasse und biege dann, weil es noch so früh ist ab, um noch zum Gosausee zu fahren.

Leider sind dort die Motorrad-geeigneten Parkplätze weit weg und alles voll von Autos, Bussen und Touristen, heiß ist es dazu auch noch, so drehe ich um und fahre wieder an der Hallstättersee, vorbei an Hallstatt Richtung Koppenpass. Hier zwingt mich die Aussicht auf Loser und Trisselwand nochmals für einen Fotostopp.

Durch Bad Aussee geht es über die B145 vorbei an Bad Mitterndorf, Tauplitz und der Schiflugschanze am Kulm bis Trautenfels, wo es wieder Zeit ist zu tanken. Bis Liezen sind es dann nur mehr wenige Minuten und es geht schon die Pyrnpass-Bundesstrasse hinauf bis Spital am Pyrn, wo ich mein letztes Zimmer dieser Reise reserviert habe.

Der Blick auf Bosruck und den Großen Pyhrgas lässt das Herz höher schlagen, aber auch die zweitürmige ehemalige Stiftskirche ist ein architektonisches Meisterwerk, das aus einem Hospitz (Spital) hervorgegangen ist und auf eine tausendjährige Geschichte zurückblickt.

Die Hitze macht nicht besonders hungrig und so nehme ich im Gasthaus gegenüber der Kirche nur einen Wurstsalat und eine exzellente Limoncello-Torte und mache noch einen kleinen Rundgang durch den Ort, bevor der Abend wieder endet.

Tag 4: Über das heimische Mostviertel bis ins Triestingtal

Nach einem ausgiebigen Frühstück im schattigen Gastgarten fahre ich den Pyrnpass hinunter bis Windischgarsten und biege dort rechts in den Hengstpass ab. Obwohl nur 985m hoch, ist diese Straße zwischen Reichraminger Hintergebirge und den Haller Mauern nach Altenmarkt schon allein wegen der Aussicht wert zu fahren. 

Hier habe ich endlich einmal Zeit genug, eine der vielen Baustellen zu fotografieren, durch die ich während der letzten Tage gefahren bin.

Weiter geht es auf der Eisenstrasse B115 bis Weyer, wo ich gleich nach dem Innerberger Stadel, einem Speichergebäude aus dem Jahr 1654, das ursprünglich als Eisen- und Proviantspeicher diente, den Berg hinauf Richtung Hollenstein zur Pichlhöhe abbiegen möchte.

Die Straße existiert aber nicht mehr, denn seit gut einem Monat ist der erste kurze Tunnel der Umfahrung Weyer fertig und so fahre ich durch ihn in den noch nicht ganz fertigen Kreisverkehr, der einerseits in den zweiten langen Tunnel der Umfahrung führen wird, aber mich zur Pichlhöhe leitet.

Vorbei an den vertrauten ersten Mostviertler Bauernhöfen geht es hinunter ins Ybbstal, hier waren wir das letzte Mal vor 2 Jahren auf dem empfehlenswerten Ybbstal-Radweg zwischen Lunz und Waidhofen unterwegs. In Gstadt biege ich über die alte Strassenbrücke mit Blick auf die leider nicht im Radweg integrierte ehemalige Bahnbrücke, die sogenannte Fischbauchbrücke, nach Ybbsitz ab.

Kurz nach Ybbsitz biege ich in den Zogelsgraben Richtung Maria Sesal ab, fahre dann aber auf schmalen Güterwegen über den Schwarzenberg hinunter nach Ybbsbach zu meinem Elternhaus, wo ich meine Mutter besuche. Ich war schon jahrelang nicht auf diesem Berg und genieße daher den Blick auf Gresten, den Zürner und den Prochenberg besonders.

Nach einigen Stunden geht’s den letzten Abschnitt meiner Fahrt über Oberndorf an der Melk ins Pielachtal und weiter ins Traisental und dann über Hainfeld und den Gerichtsberg heim ins Triestingtal, wo ich am frühen Abend nach gut 2700 Kilometern am Motorrad sehr zur Freude meiner Frau unversehrt aber müde eintreffe.

Links

TAG 1
https://www.tirol.gv.at/meldungen/meldung/nach-murenabgang-b-180-reschenstrasse-und-l-65-oberinntalstrasse-bis-auf-weiteres-gesperrt/
https://heidiland.com/de/informieren/regionen-orte/bad-ragaz/bad-ragartz.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Chur%E2%80%93Arosa
https://www.bauernzeitung.ch/artikel/landleben/dieser-umstand-bewahrte-das-bergdorf-brienz-vor-groesseren-schaeden-494216
https://www.engadin.com/de/unterengadin/schellen-ursli#:~:text=Schellen%2DUrsli%20Dorf.-,Guarda,%C3%BCber%20das%20Bergdorf%20im%20Unterengadin.
https://www.davos.ch/informieren/news-aktuelles/news/news/flueelapass-oeffnet-am-samstag
https://youtu.be/ESVRSph70nk?si=bPlbFrtP8Sp9Zvzj
https://www.samnaun.ch/de/news/ausbau-samnauner-strasse
https://www.gr.ch/DE/Medien/Mitteilungen/MMStaka/2022/Seiten/2022112402.aspx
https://www.tirol.gv.at/meldungen/meldung/nach-murenabgang-b-180-reschenstrasse-und-l-65-oberinntalstrasse-bis-auf-weiteres-gesperrt/
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Burg_Laudegg
https://www.merkur.de/welt/truemmerfeld-reschenstrasse-gesperrt-urlauber-in-der-falle-unwetter-verwandeln-tal-zum-brenner-in-93184950.html
https://www.truya-hof.com/


Tag 2
https://www.timmelsjoch.com/de/news-detail/Wiederer%C3%B6ffnung+des+TOP+Mountain+Motorcycle+Museums+/
https://www.gurgl.com/de/sommer/ausflugsziele/timmelsjoch-hochalpenstrasse.html
https://www.jaufenpass.eu/motorrad
https://kurvenkoenig.de/paesse/jaufenpass.html
Geheimtipp: St.Leonhard in Passeier: Braugasthof Brückenwirt die Via Pianlargo hinauf zum Gasthof Breiteben
https://maps.app.goo.gl/URdKekr1yH3kRiYi8?g_st=ac
https://www.kitzbueheler-alpen.com/de/hosa/hopfgarten.htm
https://www.kirchbergerhof.at/
https://www.bikerdream.de/highlight/it/highlight-poi-motorrad-reisen-touren-italien-dolomiten-jaufenpass.html

Tag3

https://postalm.abtenau-info.at/sommer/postalmstrasse/


TAG 4
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hengstpass
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Innerberger_Stadel_(Weyer)

https://www.land-oberoesterreich.gv.at/243994.htm
https://www.mostviertel.at/ybbstalradweg