Hoch über der Rheinschlucht liegt das Gebiet Surselva mit dem auch außerhalb der Schweiz bekannten Winzersportort Laax. Fünf Snowparks und die weltgrösste Halfpipe machen den Ort zum Freestyle-Mekka der Alpen. Wir wollten aber im Sommer nur den Baumwipfelweg erkunden.
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Der Baumwipfelweg von Laax
Schon seit dem letzten Jahr stand der Baumwipfelweg von Laax auf der Wunschliste meiner Frau. Bei der Recherche zum Baumwipfelpfad bei Gmunden, den wir im Frühjahr 2024 besuchten, entdeckten wir, dass es ein Pendant in der Schweiz gibt.
Und so besuchten wir im Kanton Graubünden wieder die Gegend oberhalb der Rheinschlucht, Surselva genannt, durch die ich erst einige Tage zuvor mit dem Motorrad gefahren bin. Unter meinen Motorraderlebnissen berichte ich davon:
Wir fuhren aber nicht mit dem Motorrad, sondern wie es sich für brave Schweizer gehört, mit dem Zug nach Chur und von dort mit dem Postauto nach Laax. Die Haltestelle war nur wenige Meter vom Einstieg in den Senda dil Dragun (Bündnerromanisch für Drachenweg) beim Actionturm Murschetg entfernt.
Die Attraktionen dieses Turms neben dem Aufzug und einer Wendeltreppe sind der Vertical Drop, wo man sich 30 Meter im kontrollierten Tempo in die Tiefe stürzen könnte und auf der 220 Meter langen Zipline über den rocksresort PARK und den Snakerun fliegen kann. Wem das nicht reicht, steht auch noch die 73 Meter lange spiralförmige Rutschbahn zur Verfügung. Wir haben das alles aber gerne jüngeren Generationen überlassen.
Wir liefen zumindest die Wendeltreppe des 37 Meter hohen Turms hinauf, bis wir auf der Ebene des Pfades waren, der sich in bis zu 28 Metern Höhe befand. Der rund 1,5 km lange und 2 m breite Weg ist in jedem Alter zu begehen und kann auch mit Kinderwagen und Rollstuhl befahren werden. Zur möglichst großen Schonung des Bodens sind die stützenden Baumstämme mit Bodenschrauben und kleinen Punktfundamenten verankert. So wanderten wir bald im Zickzack über und durch die Baumwipfel weiter von Plattform zu Plattform.
Eine dieser Plattformen, Uaul Casti, ist der Flora und die Ravanasc Plattform der Fauna gewidmet. Die Suche nach den Tieren, Pflanzen und Baumarten, die auf verschiedenen Tafeln am Pfad beschrieben sind, macht nicht nur Kindern Freude, auch wir versuchten natürlich die Tierattrappen und echten Pflanzen zu finden und zu erkennen.
Um für Kinder den Weg weiter spannend zu halten, gibt es auch einige Murmelbahnen, wo die Kugel über viele Meter mit Hindernissen und Schanzen verfolgt werden konnte. Aber wir genossen lieber die Aussicht über den Laaxer See und das Dorf Laax, wo sich das Ende des Baumwipfelweges befindet.
Die Dimplaun Sura Plattform informiert über die Menschen die seit der Bronzezeit diese Region besiedelten, auf der Uaul Fraissen Plattform hat man die wunderschöne Aussicht über das Tal.
Einige Biegungen weiter erreichten wir den nach rund eineinhalb Stunden Spaziergang den Endpunkt, den 27 Meter hohen Turm oberhalb von Laax-Dimplaun, von dem nach wenigen Minuten den Warteplatz für das Gratis-Elektrotaxi zur Bushaltestelle erreichten. Wir fuhren zu unserem Ausgangspunkt zurück, genehmigten uns noch eine Jause, bis uns der Postbus wieder zurück nach Chur brachte, wo wir wieder in den Zug Richtung Zürich stiegen.
Auch wenn der Pfad und der Turm bei weitem nicht so spektakulär wie der Weg im Salzkammergut ist, war es doch ein schönes und interessantes Erlebnis in der Heimat meiner Frau.
Vom Zürisee zum Sihlsee, hoch über dem Walensee, entlang des Heidsees bei Lenzerheide zum Landwasserviadukt und zum Abschluss im Regen noch rasch am Reschensee vorbei führte meine Route am ersten Tag meiner Rückfahrt aus der Schweiz. Dazwischen gab es auch noch ein paar schöne Pässe.
Vom Zürisee bis Nauders
Die Wettervorhersagen für den ersten Tag meiner Rückfahrt waren recht widersprüchlich und so entschloss ich mich, darüber nicht zu viele Gedanken zu verlieren und einfach loszufahren. Mein erstes Ziel war Einsiedeln mit seiner weltberühmten Benediktinerabtei, die wir schon mehrmals besucht hatten.
Aber genau genommen interessierte ich mich für die schmale Brücke über den Sihlsee, die jahrelang Gegenstand von Diskussionen und Verhandlungen war, ob abgerissen oder saniert wird. Die Besitzerin des 80-jährigen Viadukts ist die SBB (Schweizer Bundesbahn), weil die Brücke über den Sihlsee Teil der Konzession für das Etzelwerk ist, das jährlich rund 10 Prozent des Schweizer Bahnstroms produziert. Sie wurde 2024 nach mehrjähriger Renovierung genau einen Tag vor meiner Rückfahrt wiedereröffnet, aber ich konnte damals nicht fahren, weil mich der Regen zwang, die Route abzuändern. Aber diesmal passte es.
Gleich danach kam der nächste Leckerbissen, der außerhalb der Schweiz praktisch unbekannt ist, und zwar der kleine Pass über das Sattelegg. Die recht schmale und kurvige Straße stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und wurde seinerzeit ausschließlich vom Militär genutzt. Heute erschließt sie nicht nur ein kleines Schigebiet, sondern ist auch beinahe ein Geheimtipp bei Schweizer Töff-Fahrern.
Wenn man so wie ich für einen Kurzbesuch keine Schweizer Jahresvignette für die Autobahn kaufen möchte, ist man oft mehr als in Österreich gezwungen, auf kleine und kleinste Straßen auszuweichen. So auch hier und ich „musste“ die kleine Straße hoch über dem Südufer des Walensees fahren, die aber keinen Pässenamen besitzt.
Nach dem See, ab Walenstadt führt die Bundesstraße 3 bis Chur, wo ich mir in der Altstadt einen Cappuccino gönnte. Von dort führt dann die gut ausgebaute Straße auf die Lenzerheide, wo auch immer wieder der Schiweltcup der Damen Station macht.
Auf dem Weg hinunter kam ich wie im Vorjahr am Dorf Brienz (in Graubünden, nicht zu verwechseln mit dem Brienz im Berner Oberland am gleichnamigen See) vorbei, das auch heuer wieder wegen der drohenden Felssturzgefahr gesperrt und evakuiert wurde. Ich habe versucht, in die Nähe zu fahren, aber die Straße ist rigoros gesperrt, bevor man etwas sieht und ich musste umkehren.
Auch in Google Maps ist das Ausmaß nicht zu übersehen.
Auch die Bundesstraße 3 unterhalb ist stark in Mitleidenschaft gezogen und weist viele Risse und Unebenheiten auf, auch ein Ampelsystem bei Steinschlag-Gefahr ist installiert. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass ich im Juni 2022 bei meiner ersten Motorradfahrt in die Schweiz noch durch Brienz durchgefahren bin, wie das untenstehende Foto an der Belforttobelbrücke beweist. Diese Straße ist heute unpassierbar.
Nur einige Kilometer weiter wartete schon das nächste, jetzt aber komplett positive Highlight, das Landwasserviadukt. Gleich kurz nach der Abzweigung Richtung Davos ist das 65 Meter hohe und 136 Meter lange Bauwerk sehr gut von der Straße aus zu sehen. Zufällig kam auch ein Zug der Rhätischen Bahn, den ich auch fotografieren konnte. Anlässlich meines 50. Geburtstags fuhr ich mit dem Glacier-Express von Zermatt nach St.Moritz auch über dieses Viadukt.
Ich wollte aber näher heran und von der Aussichtsplattform bei Filisur das Geschehen beobachten und fotografieren. Da keine Fahrverbotstafel zu sehen war, beschloss ich, einfach weiterzufahren. Das schmale Sträßchen führte immer weiter den Berg hinauf, bis der Asphalt aufhörte und einige hundert Meter weiter auf einer kleinen Anhöhe endete. Wie an vielen Schweizer Orten gab es dort eine kleine Grillstelle, bei der zwei junge Familien ihr Picknick bei einem kleinen Feuer starteten. Das „Grillieren“ gehört beim Wandern für Schweizer Familien unbedingt dazu, deswegen sind diese Grillstellen auch im Internet verzeichnet, so auch diese am Schönboden.
Ich war aber ein schönes Stück zu weit gefahren und musste wieder hinunter bis zur Abzweigung zur Aussichtsplattform Acatos und von dort das letzte Stück zu Fuß gehen. Da die Kurviger App sich weigerte, diesen Teil der Aufzeichnung auch vollständig anzuzeigen, habe ich sie als Mountainbike-Tour im Komoot nachgebaut.
Von der Plattform aus waren die Züge der Albulabahn optimal zu sehen und ich war überrascht, dass ich die Chance hatte, gleich drei davon zu sehen und zu fotografieren.
Jetzt war es aber Zeit weiterzufahren, ich musste ja noch bis Nauders am Reschenpass kommen und die Wetterapps versprachen verlässlich Regen am späten Nachmittag. Einen Halt in Bergün wollte ich aber dann doch machen, das malerische Dorf ist sehenswert und das letzte Mal vor 3 Jahren bin ich durchgefahren. Außerdem rief nach meinem kurzen Rundgang noch die Terasse des Hotels „Weisses Kreuz“ mitten im Ort mit einem Eiskaffee.
Frisch gestärkt ließ sich der Albulapass viel einfacher „bezwingen“. Ein Stopp auf 2312 m Seehöhe war aber doch obligatorisch, neben dem Motorradfahren darf der Genuss der Landschaft auch nicht zu kurz kommen.
Die Straße hinunter bis Zernez machte definitiv Spaß und so bog ich dort rechts ab Richtung Ofenpass mit seinen 35 km Länge und dem Scheitelpunkt auf 2149 m. Der Himmel nördlich davon wurde immer dunkler und bedrohlicher, aber je weiter ich wieder hinunter kam, desto heller wurde es und darum hoffte ich, noch trocken ins Hotel zu kommen.
Das Val Müstair präsentierte sich noch von der sonnigen Seite und auch noch nach dem italienischen Grenzübergang bei Taufers und auf den Serpentinen bei Burgeis hinauf Richtung Reschensee sah es noch vertrauenserweckend aus.
Kurz vor dem Reschensee begann es zu tröpfeln und immer stärker zu regnen, ich wollte mich aber wegen der letzten Viertelstunde nicht mehr die Regenkombi anziehen. Ein Stopp beim berühmten versunkenen Kirchturm von Graun war aber auch nicht mehr drin. Ich war froh dann ziemlich nass beim Gasthaus Zum Goldenen Löwen in Nauders zu landen. Zuvorkommend wurde mir angeboten, meine nasse Motorradkluft im Heizungskeller zu trocknen, was ich gerne annahm. Auch das Abendessen war ein guter Abschluss des an sich schönen Tages, der so doch wieder warm und trocken ausklang.
Pässeliste und die Route des ersten Heimreise-Tages
Der Inbegriff einer Schweizer Kindergeschichte ist „Heidi“ von Johanna Spiry. Sie hat das erste Buch im Jahr 1879 veröffentlicht, mehrere weitere folgten. Wir kennen Heidi seit einem Film, der unter anderem mit Theo Lingen im Jahr 1953 in die österreichischen Kinos kam. Richtig berühmt wurde sie bei uns aber mit der Zeichentrickfilm-Serie, die ab 1974 im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
In der Schweiz mindestens genauso bekannt ist aber der Schellen-Ursli. Er wurde von Selina Chönz im Text und mit Alois Carigiet als Illustrator in Buchform im Jahr 1945 zum Leben erweckt.
Seitdem wurde das Buch in 14 Sprachen übersetzt und über 1 Million Mal verkauft und im Jahr 2015 verfilmt und ist noch immer aus vielen Schweizer Kinderzimmern nicht wegzudenken. Weitere Geschichten folgten in den Jahren danach.
Bittere Armut und altes Brauchtum als Basis für diese Geschichte
Die Geschichte vom Schellen-Ursli spielt in Guarda, einem Dorf im Unterengadin. Sie handelt vom Brauch des Chalandamarz, der alljährlich am 1. März durchgeführt wird. Die Tradition will, dass der Winter durch das laute Glockengeläut der Kinder ausgetrieben und der Frühling eingeläutet wird. Dafür erhalten alle Kinder eine Glocke von Onkel Gian.
Als der Ursli an die Reihe kommt, erhält er die letzte Glocke, was ja nicht das Schlimmste wäre, wäre sie nicht so klein, die Kleinste von allen! Alle lachen den Ursli aus und rufen ihm Schellen-Ursli nach. Er erinnert sich aber, daß auf der Alp eine große Glocke hängt und holt sie heimlich ins Dorf.
Mehr erzähle ich hier nicht, es ist jedenfalls wert, die Geschichte zu lesen und den Film anzuschauen, der derzeit in der 3Sat Mediathek noch bis 28.8.2024 zu sehen ist, siehe den Link unten.
Guarda ist das Heimatdorf des Schellen-Ursli
Alois Carigiet hat ein Haus in Guarda als Vorbild für seine Illustrationen genommen und ich habe es bei meinem Besuch unwissentlich fast aus der gleichen Perspektive fotografiert.
Mein FotoBild im MuseumFilmkulisse-Nachbau
Wie schon mehrmals erwähnt, ist meine Frau Schweizerin und der Schellen-Ursli weckt daher natürlich bei ihr Kindheitserinnerungen. Daher war ich umso gespannter, wie das Dorf im Oberengadin aussieht, es liegt ja direkt auf meiner Route am Heimweg nach Österreich. Mehr dazu hier: https://newretiredontheblog.com/2024/07/30/2-heimfahrt-aus-der-schweiz/
Zu Fuß erreiche ich nach wenigen Minuten die Dorfstraße mit den typischen wunderschönen Häusern mit ihren Engadiner Sgraffiti, die mir schon vor 2 Jahren bei meiner Fahrt über den Albulapass in La Punt aufgefallen sind.
Trotz ziemlicher Hitze, die mit der Motorradhose noch einmal mehr schweisstreibend ist, macht es mir Spaß die teilweise recht steilen Gassen zu durchstreifen und zu fotografieren.
Filmkulisse, die noch mit echtem Leben erfüllt ist
Die reformierte Kirche Giarsun mit ihrer typischen Holztäfelung ist eine der Kulissen im Schellen-Ursli-Film, die meisten Aussenaufnahmen mit den typischen Engadinerhäusern wurden aber in der Nähe, in Sur En bei Ardez gedreht.
Das tut meinen Besichtigungen aber keinen Abbruch, das ganze Dorf ist einfach ein Schmuckstück. Sogar zwei Kinder sitzen so, wie wenn sie direkt dem Film entsprungen wären.
Einige der sieben Brunnen, welche früher Treffpunkt der Bevölkerung und Mittelpunkt des sozialen Lebens waren, habe ich ebenfalls fotografiert. Das Dorf lebt aber auch heute noch, obwohl die Abwanderung wie in vielen Schweizer Bergdörfern in den letzten 100 Jahren die Bevölkerung beinahe halbiert hat. Die meisten der 70 Häuser sind bewohnt, es leben noch rund 170 Personen hier.
Natürlich gibt es auch ein Schellen-Ursli Museum
Im oberen Dorf befindet sich das Hotel Meissner, das in einem Nebengebäude ein kleines Schellen-Ursli Museum eingerichtet hat. Hier werden neben Originalbildern von Alois Carigiet auch viele Gegenstände und Szenen präsentiert, die das karge Leben der Engadiner Bevölkerung in den Bergdörfern näher bringen sollen. Natürlich gibt es die Bücher von Selina Chönz und andere Erinnerungsgegenstände ebenfalls zu kaufen.
Engadiner Gemütlichkeit
In der netten Ustaria Crush Alba wird man freundlich auf Rätoromanisch begrüßt. Das Lokal ist einerseits Dorfbeiz mit gemütlichen Tischen vor dem Eingang und andererseits ein Feinschmecker-Restaurant, hier gönne ich mir noch einen Kaffee und einen Streuselkuchen, bevor ich wieder zu meinem Motorrad gehe.
Das schon mehrfach erwähnte, weil überall mit dem Dreiklang Posthorn „Dü-Da-Do“ hör- und sichtbare Postauto in der Bergstrassen-Ausführung begegnet mir zur Abrundung dieser schönen und interessanten Stunden auch noch.
Heuer klappt es endlich, ich kann auf der schon für 2023 geplanten Route in die Schweiz fahren. Im Vorjahr hat mir ja leider mein Ischiasnerv am rechten Fuß einen Strich durch die Rechnung gemacht und mich über 10 Wochen vom Motorrad ferngehalten. Jetzt ärgert mich zwar mein Hüftgelenk links, aber mit etwas Übung gelingt das Aufsteigen auch mit Seitenkoffern ganz passabel.
Die geplante Strecke führt am ersten Tag ohne besondere Umwege nach Kärnten, der nächste Tag über den Nassfeldpass nach Italien in die Region Julisch-Venetien, weiter in die Provinz Belluno wo ich, wenn es sich zeitlich ausgeht, vom Passo Feidaia auf die Marmolda hinauf will, die ich bisher nur vom Schifahren kenne. Dann geht es weiter nach Südtirol bis ins Hotel in Pozza di Fassa.
Der nächste Tag führt über den Karerpass nach Bozen, wo ich das Messner Mountain Museum besuchen will, über Passo Mandola, Passo di Tonale, Passo del Aprica und den Splügenpass bis nach Thusis in Graubünden.
Der letzte Teil am 4. Tag meiner Reise soll dann auf der alten Poststrasse durch die Rheinschlucht und dann weiter über den Oberalppass, den Furka und den Grimselpass bis zum Stausee und danach in einer Schleife über den Nufenen nach Airolo im Tessin und dann auf der Tremola über den Gotthardpass führen. Das letzte Stück von Andermatt mit der Teufelsbrücke und weiter auf den Klausenpass über Glarus bis an den Zürichsee ist der Abschluss des letzten Tages.
Tag 1: Von der Thermenregion übers Apfelland bis ins Kärntner Bergbaugebiet
Mein erster Tag meiner Fahrt an den Zürichsee soll mich nach Kärnten, genauer gesagt in die Nähe von Feldkirchen bringen. Das Wetter verspricht zumindest bis am Nachmittag schön, das heißt nicht verregnet, zu sein, daher starte ich gemütlich um 8 Uhr. Um trotzdem Zeit zu gewinnen und Kilometer zu machen, ist der erste Teil einmal Autobahn, geplant bis Hartberg. Das wird mir aber nach Wr.Neustadt bereits zu langweilig und so verlasse ich in Grimmenstein die Autobahn und fahre über Aspang die Wechselbundesstrasse bis Hartberg und dann gleich weiter bis Gleisdorf durch das Apfelland, denn 75% unser österreichischen Apfelanbaugebietes liegen in der Steiermark.
Die Stadt Graz umfahre ich dann doch wieder bis zum Packsattel auf der Autobahn. Direkt nach der Abfahrt überquere ich die Landesgrenze und befinde mich bereits in Kärnten. Bald darauf entdecke ich die Abzweigung zur Hebalm, von der ich schon als Wandergebiet im nördlichen Teil der Koralpe gehört habe. Die kurvige Straße macht Spaß, doch kurz nach dem Parkplatz beim Hebalmsee sind Asphaltierungsarbeiten mit längeren Wartezeiten im Gange und so drehe ich um und fahre weiter meine ursprüngliche Route.
Aber auch die Packer Bundesstraße B70 macht mit ihren Kurven durch die Wälder wirklich Freude und bringt mich nach Waldenstein, wo schon seit der Römerzeit das seltene Industriemineral Eisenglimmer abgebaut wird. Ein kleines Kirchlein lädt zum Fotografieren ein und dabei sehe ich am gegenüberliegenden Berghang die Burg Waldenstein, in der laut einem Gedenkstein das Kärntner Heimatlied entstanden ist.
Es geht weiter bis Wolfsberg wo ich Mittagspause mache und mir die Fußgängerzone, die aber teilweise Baustelle ist, ansehe.
In der Pfarrkirche wird der ganz aktuelle selige Carlo Acutis aus Italien, der mit 15 Jahren starb, verehrt und seine Reliquie ausgestellt. Er gilt als „Influencer Gottes“ und „Cyber-Apostel“, nachdem er das Internet nutzte, um die christlichen Werte zu verbreiten. Er spielte gerne mit seinen Freunden Fußball, zwischendurch auch mit der Playstation und war ein Computer-Genie, was sich auch in der Darstellung seiner Reliquie niederschlägt, die dadurch ganz unerwartet anders als andere Reliquien aussieht.
Ich starte wieder Richtung Feldkirchen und entdecke erst durch einen Wegweiser bei der Stadtausfahrt, daß mich das Navi über das Klipitztörl leitet. Bei der Planung daheim ist mir das gar nicht bewußt geworden und ich freue mich schon, als bald die Haarnadelkurven der schmalen Bergstrasse beginnen. Auf der Passhöhe von 1644m mache ich natürlich einen kurzen Fotostopp.
Es ist nicht zu übersehen, daß ich mich hier weiterhin im Kärtner Bergbaugebiet befinde, denn einige Kilometer weiter in Lölling liegen direkt neben der Straße einige Denkmäler der Montanistikgeschichte. Die nur einige Jahrzehnte Ende des 19.Jahrhunderts betriebene Erzröstanlage ist eine der beiden letzten großen weitgehend erhaltenen Röstanlagen in Österreich.
Mein letzter Stopp gilt dem Dom von Gurk, der imposant in dieser kleinen Ortschaft steht und in der sich das Grab der Kärntner Landespatronin Hemma befindet. Der Bau ist schon von außen beeindruckend, doch der Innenraum überwältigt einerseits durch seinen barocken Prunk, andererseits durch die verschiedenen sehr gut erhaltenen Wandgemälde, die ab der Zeit um 1340 entstanden, und einem wunderschönen riesigen romanischen Trichterportal.
Vor dem rechten Seitenaltar ist eine der recht seltenen Fastenkrippen ausgestellt, die von den Krippenfreunden Deutsch-Griffen um die Jahrtausendwende gebaut wurde.
Nach einem Cappuccino im Domcafe mache ich mich wieder gestärkt auf den Weg die letzten Kilometer nach Feldkirchen und dann den Berg hinauf nach Pollenitz zum Gasthaus Wadl. Von meinem Zimmer aus habe ich einen schönen Blick in der Abendsonne auf den Ossiacher See, den wir im letzten Sommer mit dem Fahrrad umrundet hatten. Bei einer herrlichen vom Hausherrn selbst gemachten Bratwurst, einem Bier und lustigen Gesprächen mit Bikerkollegen aus dem Burgenland klingt der Tag aus.
Tag 2: Pässe und Haarnadelkurven bis zum Abwinken
Die ersten schönen Kurven führen über die schmale Straße vom Quartier hinunter nach Feldkirchen. Erst durch einen Wegweiser wird mir klar, daß mich das Navi über die Gerlitzen leitet. Bald kommen die ersten Haarnadelkurven bis hinauf auf rund 1000m zur ehemaligen Missionsstation Klösterle, die heute ein mietbares Ferienquartier ist. Gegenüber liegt auch die Talstation der gleichnamigen Sesselbahn.
Durch das idyllische Krastal geht es ins Drautal und vorbei an der sehenswerten Johannes-Kapelle mit den 14 Kreuwegstationen gegenüber von Schloß Kreuzen auf die Windische Höhe und hinunter ins Gailtal, wo der Weg über Tröpolach auf den Nassfeldpass führt.
Die kurvige Straße geht vorbei an den Hotels der Sonnenalpe Nassfeld bis an den Scheitelpunkt, der zugleich die Grenze zwischen Österreich und Italien markiert.
Entlang des kleinen Sees auf italienischer Seite geht es durch die Felsen in einigen engen Serpentinen und durch einen Kehrtunnel hinunter nach Pontebba im Friaul. Gleich nach der Brücke biege ich rechts ab und es geht raus aus der Stadt auf einem kleinen Strässchen durch den Wald in vielen engen Kurven auf den 1066 m hohen Sella Cereschiatis nach Moggio Udinese, eine wirklich coole und auch malerische Alternative zum eintönigen Kanaltal.
In der Zwischenzeit hat es gute 30 Grad bekommen, da ist die Mittagspause in Cavazzo Carnico auf einer schattigen Bank richig erholsam.
Bei Ampezzo habe ich bei meiner Planung die SP73 zum Lago di Sauris entdeckt, eine wirklich spektakuläre Straße mit unendlich vielen Kurven und einigen fast mystischen gepflasterten und feuchten Felsentunnels mit der Brücke über die tiefe Lumieischlucht. Den letzten Tunnel verlässt man direkt an der 136m hohen Staumauer am See.
Dann geht’s den See entlang und weiter auf den Sella di Rioda, wobei Steigungen von bis zu 13 Prozent und acht Kehren zu meistern sind. Direkt anschließend führt die Strecke über den Sella di Razzo und den Sella Ciampigotto bis hinunter nach Lozzo di Cadore.
In Venas di Cadore verpasse ich beinahe die Ausfahrt Richtung Forcella Cibiana, da hier eine große Baustelle die Straßenführung fast verschwinden lässt. Also nach einigen hundert Metern umgedreht und dem Navi gefolgt und auf der wirklich tollen Strecke durch die Wälder hinauf auf den Scheitelpunkt auf 1536m, von wo der Weg auf den Monte Rite abzweigt, wo sich das Messner Mountain Museum Dolomites befindet. Leider geht sich ein Besuch zeitlich nicht aus, daher bleiben Pass und Museum auf der Bucket List.
Der Passo Staulanza ist das nächste Highlight auf meiner Tour. Die vielen Kurven mit wenig Verkehr und ein paar Haarnadeln mit grandiosem Ausblick machen absolut Spass beim Fahren. Der 3.172 Meter hohe Monte Pelmo erscheint vor der Passhöhe beeindruckend rechts der Straße, ich muss einfach für einige Fotos mit dem schon abendlichen Licht anhalten.
Der Fedeia ist der letzte Pass für heute, er ist zwar fahrerisch nicht besonders aufregend, von dort bei Punta Rocca gäbe es aber die Seilbahn auf die Marmolada, die ich nur vom Schifahren im Winter kenne und daher auf meiner Wunschliste für den Sommer steht. Dort bleibt sie aus zeitlichen Gründen auch weiterhin und ich fahre vorbei am malerischen Stausee und hinunter nach Canazei.
Leider ist der Abendverkehr im Fassatal wirklich dicht und ich staue mich, obwohl ich mich so oft wie möglich vorschlängle, gefühlte Stunden die letzten Kilometer bis zum Hotel in Pozza di Fassa. Es liegt zwar direkt an der Hauptstraße, bietet aber zum Ausgleich vom Zimmerfenster einen traumhaften Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge des Schigebietes Buffaure.
Tag 3: Von Südiroler Äpfeln und Wein bis zu Schweizer Kurven
Gleich nach dem Frühstück, meine Crosstourer ist noch feucht vom Morgentau, starte ich bei traumhaften Wetter aus dem Fassatal auf den Karerpass.
Nachdem im November 2018 an die 2290 Hektar Wald rund um den Karerpass vom Sturmtief Vaia beschädigt wurden, hat man seitdem 900.000 Festmeter Holz aufgearbeitet. Ob daraus wieder ein schöner alpiner Wald wird, kann ich als Laie noch nicht erkennen, aber es sieht zumindest so aus, daß alle Flächen wieder bewachsen sind. Die Straßen wurden teilweise verbreitert und neu asphaltiert, was die Befahrbarkeit durch LKWs und Busse erleichtert und für uns Biker sicherer aber auch weniger spektakulär macht.
Vorbei am Karersee geht es dann weiter über den Passo di Lavazè und den Passo di San Lugano nach Auer hinunter und quer über das Etschtal Richtung Kalterer See, der von Obst- und Weinplantagen umrahmt ist.
Dort stelle ich fest, dass mir das Navi den Weg zum Messner Mountain Museum Firmian unterschlagen hat und ich muss meine Tour anpassen. Ich erreiche schließlich nach wenigen Minuten den Parkplatz der Burg. Zu meinen Eindrücken davon gibt es noch einen extra Blog.
Nach dem Museumsbesuch freue ich mich schon auf die Auffahrt zum Passo Mandola, die sich in flüssigen Kurven zuerst durch den Wald und später durch die Felsen mit fantastischer Aussicht über das Etschtal bis auf 1363m hinaufwindet. Die Mendelbahn, eine der steilsten Standseilbahnen Europas, bringt ihre Passagiere in 12 Minuten von St. Anton in Kaltern ebenfalls auf die Passhöhe.
Hoch oben an den Hängen der Mendel entlang geht es weiter durch Weingärten mit Rebsorten wie zum Beispiel Gewürztraminer, Weißburgunder und Sauvignon und einem traumhaften Blick ins Tal. Nach Fondo, hoch über der Santa Guistina-Talsperre, und Dimaro, wo ich bei meiner Heimfahrt aus der Schweiz vor zwei Jahren übernachtet habe, führen mich die Serpentinen hinauf auf den Passo di Tonale wo ich mir einen Kaffee kaufe.
Bis zum Jahre 1919 verlief entlang des Tonalepasses die altösterreichische Grenze und entsprechend umkämpft war diese Region im ersten Weltkrieg. Heute erinnert daran auf der Scheitelhöhe das Denkmal „Victoria“ mit einer Halle, in denen der Tausenden österreichischen und italienischen Soldaten gedacht wird, die hier im ersten Weltkrieg ihr Leben ließen.
Es geht weiter nach Edolo über den Passo del Aprica ins Veltlin weiter. Das weite Tal ist die Heimat vieler primär roter Rebsorten, diese haben aber mit unserer namensähnlichen weißen Rebsorte grüner Veltliner nichts zu tun.
Vorbei an der Provinzhauptstadt Sondrio fahre ich bei starkem Nachmittagsverkehr fast bis an den Comosee und dann weiter bis Chiavenna, wo die Straße auf den Maloja Richtung St.Moritz abzweigt. Da bin ich vor 2 Jahren gefahren, daher soll es diesmal über den Splügenpass in die Schweiz gehen. Nach Chiavenna wird der Verkehr wieder viel ruhiger und ich halte nochmals kurz am Lago di Prestone.
Die heutige Strasse über den Splügen wurde von den Österreichern, die damals in Mailand herrschten, erbaut und im Sommer 1822 fertiggestellt.
Ein Schwer-LKW mit Hänger biegt kurz vor mir von einem Parkplatz heraus und so muss ich die ersten vier Haarnadelkurven des Splügenpasses im Schrittempo nehmen. Gott sei Dank ist hier auch nur geringer Gegenverkehr und so kann ich auf einer kurzen Geraden überholen. Dann geht’s los, es sind auf italienischer Seite hinauf noch weitere 48 Spitzkehren und 23 auf Schweizer Seite hinunter. Die Straße ist praktisch überall breit genug um auch in den Kehren auf der eigenen Seite zu bleiben, es schadet aber nicht, trotzdem den Gegenverkehr immer im Auge zu haben, falls jemand die Kurve schneidet oder ein Bus oder LKW einfach mehr Platz braucht.
Spannend ist es, als in einer Linkskurve, die direkt in einen Tunnel mündet, auf der Bergaufspur ein Wohnmobil eine Panne hat, ein Abschlepper dahinter steht und dadurch nur 2/3 der recht steilen Innenkurve zum Vorbeifahren zur Verfügung stehen. Zumindest regelt einige Kilometer weiter die Polizei den Bergabverkehr damit es zu keinen unnötig gefährlichen Begegnungen kommt.
Vorbei am Lago di Montespluga erreiche ich nach einem kleinen Photostopp die Passhöhe von 2114 m und kurz darauf die Schweizer Grenze mit dem unbesetzten Zollhaus. Auch die Strecke hinunter ist spektakulär mit einigen schönen Aussichten auf die Kurvenfolgen.
Nach der Ortschaft Splügen führt mein Weg auf der H13, der Bundesstraße neben und unter der Autobahn A13 bis Thusis und ins Hotel Waldheimat in Fürstenau, das sich mit rund 350 Einwohnern die kleinste Stadt der Welt nennt. Die kleinste Stadt Österreichs, Rattenberg in Tirol mit rund 500 Einwohnern hat da schon fast Großstadtcharakter.
Bei einem kleinen morgendlichen Rundgang entdecke ich einige nette Metallfiguren und ein Haus mit interessanten Gemälden biblischer Szenen und einen Radweg entlang des hier noch recht schmalen Rheins.
Wichtig zu beachten in der Schweiz: die Wegweiser für Autobahnen sind grün, während sie bei uns blau sind, eine Verwechslung ohne Autobahn-Vignette kann sonst teuer werden. Ich hoffe, daß ich ohne Busse (Schweizer Strafmandat) davonkomme, da ich nur bis zur nächsten Ausfahrt gefahren bin.
Tag 4: Die Rheinschlucht und spektakuläre Pässe bei Sonnenschein und Regen
Zu meinen Fünfziger hatte ich eine Fahrt mit dem Glacierexpress von Zermatt bis St.Moritz geschenkt bekommen, dabei ging es auch durch die Rheinschlucht. Die Ruinaulta, wie sie auch heißt, ist eine bis zu 400 Meter tiefe und rund 13 Kilometer lange Schlucht des Vorderrheins zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins bei Reichenau im Kanton Graubünden.
Heute, 13 Jahre später, möchte ich von meinem Quartier in Fürstenau so rasch wie möglich nach Bonaduz, wo ich abbiege und schon in ganz kurzer Zeit bin ich in einer Linkskurve direkt an der Aussichtsplattform Zault mit einem Traumblick in die Rheinschlucht und auf die Schienen der Rhätischen Bahn, wo gerade an der neuen Steinschlaggalerie gebaut wird.
Nach dem Photostopp geht es kurvenreich weiter, bis ich in Versams zur Abzweigung zum Bahnhof komme.
Im Ortsgebiet werde ich auf einmal geblitzt, ich habe anscheinend die 30er Zone übersehen und hoffe es wird nicht allzu teuer. Leider überholt mich die Schweizer Busse und ist vor mir daheim angekommen, ich darf für 41 km/h mit 5 km/h Toleranz, 6 km/h offiziell zu schnell, 126,32 Euro an die Kantonspolizei Graubünden überweisen.
Ich fahre die einspurige Straße mit ihren zwei Spitzkehren am unteren Ende bis zum Bahnhof, neben dem sich auch eine Kanu- und Raftingschule befindet. Es passt zeitlich wieder gut und ich kann nochmals einen Zug fotografieren.
Bei der Auffahrt bemerke ich, daß mein Tank schon wieder auf Reserve steht und ich dringendst auffüllen muß. Nach dem malerischen Safiental weist mir in Ilanz ein netter Einheimischer den Weg zu einer Tankstelle und meine Weiterfahrt ist wieder gerettet. Mit einigen Serpentinen geht es hinauf bis Obersaxen und bald darauf biege ich in die Kantonsstrasse H19 ein, die mich über den Oberalppass nach Andermatt und über den Furkapass bringen soll.
Wegen der vielen Unwetter waren durch Steinschläge und Erdrutsche die umliegenden Pässe wie Furka, Grimsel und Nufenen gesperrt, aber ab heute soll wieder alles frei befahrbar sein. Eigentlich war mein Plan, nach dem Furka vom Grimsel wieder hinunter und dann über den Nufenenpass nach Airolo zu fahren um dann die Tremola auf den Gotthardpass zu erklimmen.
Ein Zwischenstopp beim legendären Hotel Bellevue mit Blick auf den Alletschgletscher muss natürlich sein, und es ist wirklich imponierend, von dort die Kurven hinunter und den Grimsel wieder hinauf zu sehen.
Nachdem das Wetter leider hält was es verspricht und der Regen mich schon bei der Auffahrt auf den Grimselpass erwischt, mache ich beim Stausee nur einige Eisfotos und fahre wieder hinunter und den Furka wieder hoch. Nach wenigen Kilometern bin ich komplett nass und ab der Passhöhe zieht dann noch Nebel auf und es grenzt mit einer Sicht von wenigen Metern und einem verregneten Visier fast einem Blindflug durch die vielen Haarnadelkurven hinunter ins Tal.
Hungrig, nass und ausgekühlt falle ich tropfend in das Hotelrestaurant Sonne im Zentrum von Andermatt ein. Die beiden Serviertöchter (Kellnerinnen) schauen mich mitleidig an, aber ich bekomme sofort einen Tisch, wo ich meine nasse Jacke und und die noch nässeren Handschuhe ausziehen kann. Die kleine Nachmittagskarte ist umfangreicher als gedacht und ich bestelle eine gegrillte Pouletbrust mit Gemüse und danach einen Obstsalat mit Eis und einen Espresso.
Gestärkt, mit einer wärmenden Weste unter der Motorradjacke und den trockenen Ersatzhandschuhen steige ich wieder auf mein Motorrad und fahre auf der alten H2, die parallel zur A2, der Autobahn vom und zum Gotthardtunnel, ins Tal hinunter. Richtung Süden staut es sich vor dem Tunnel mindestens 10 Kilometer, da bin ich froh, daß ich auf meiner Crosstourer in der Gegenrichtung sitze, auch wenn es schon wieder etwas regnet.
Entlang des Ostufers des Vierwaldstättersees über Schwyz, Biberbrugg und Schindeleggi fahre ich dann ohne Pause und mehr oder weniger direkt an den Zürichsee, die Seestrasse entlang und bin froh, das Motorrad in die Tiefgarage stellen zu können und aus den nassen Klamotten zu kommen.
Meine Frau ist schon am Vorabend mit dem Flugzeug aus Wien gelandet und froh, daß ich nach fast 1400 Kilometern auch gut angekommen bin. Einer schönen Schweiz-Woche steht außer dem unsicheren Wetter nichts mehr im Weg.