Tag 4: Von Udine nach Grado

Vom venezianisch geprägten Udine über das Palmanova des Mittelalters und Napoleons vorbei am römischen Aquileia bis in den Kurort der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, nach Grado, führt uns der vierte Tag unserer Radtour.

Das Navi leitete uns vom Hotel San Giogio fast im Stadtzentrum zur vorgegebenen Route, meist auf dem getrennten Fahrradstreifen über die Viale Europa Unita, bis zum Verkehrsknoten bei der Porta Aquileia von Udine und beim ersten Schild für den FVG1 Richtung Grado rechts Richtung Süden. Bald wich die Route auf ruhigere Straßen ab und verlief am Rand der Stadt dann über wenn auch nur geschotterte Feldwege.

Hier gibt es nicht so viel zu erzählen, außer dass wir bei Merlana unabsichtlich die Originalroute verlassen haben. Einen weiteren kleinen Umweg haben wir dann noch in Clauiano gemacht, was dazu geführt hat, dass wir über Sottoselva und die Viale Speroni von Osten durch die gerade in Renovierung befindliche Porta Cividale in die Stadt Palmanova gekommen sind, statt auf dem CAAR über die Borgo Udine das westliche Stadttor, die Porta Udine zu nehmen.

Dazu muss man erklären, wie Palmanova aussieht. Die Stadt wurde Ende des 16. Jahrhunderts als Planstadt mit dem ihr typischen sternförmigen Grundriss mit nur drei Toren angelegt. Als Festungsstadt der Republik Venedig gedacht, war die riesengrosse Piazza Grande als Exerzierplatz geplant, von dem die Soldaten über für damalige Verhältnisse breiten Straßen die Stadt verlassen konnten. Der weiße Duomo del Santissimo Redentore liegt unübersehbar ziemlich genau an der Nordseite des Piazza Grande.

Man könnte hier viele Stunden verbringen, die geschichtsträchtigen Gebäude zu erkunden, aber es ist heiß  und so machten wir nur einen Rundgang um diesen riesigen Platz. Nach einem Eiskaffee haben wir dann die Stadt wie geplant durch das dritte Tor, die Porta Aquileia im Süden verlassen. Der Radweg geht nach dem Stadttor unmittelbar in einen Singletrail über, dessen Sinn eigentlich nur darin liegen kann, nochmals einen schönen Blick auf das Tor mit dem Wall und den Graben um die Stadt  zu bekommen.

Dann ging es neben der Straße und dann auf einem Feldweg bis zu einer kleinen Unterführung der Autobahn A4, der Autostrada Serenissima von Venedig nach Triest. Ab hier führt der Radweg bald wieder über die Felder und Weinrieden bis Cervignano del Friuli.

Ab hier benutzt der Radweg wieder eine ehemalige Bahntrasse, die von 1910 bis 1942 bis an den Rand der Lagune von Grado führte. Stellenweise erinnerte es uns hier an den Radweg am Wr.Neustädter Kanal (Teil des Eurovelo 9) in der Heimat im südlichen Niederösterreich.

Die Strecke war schnurgerade, nur bei Aquileia wich die Bahn und damit heute auch der Radweg dem Ort aus. Die ersten Ausgrabungen liegen direkt vor dem Ortseingang, das teilweise rekonstruierte Forum Romanum kann hier gratis besichtigt werden. Aquileia war bald nach seiner Gründung 181 v.Chr. der größte Hafen des Mittelmeers und eine der größten und reichsten Städte des gesamten Römischen Reichs, so dass man es das „zweite Rom“ nannte.

Auch modernere Gebäude werden renoviert, so soll der Bahnhof der Bahnlinie Ferrovia Cervignano-Aquileia-Pontile per Grado zum Museum als Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umgebaut werden und an die Abfahrt des Leichnams des unbekannten Soldaten vom Bahnhof Aquileia am 29. Oktober 1921 erinnern, der dann auf dem Altar des Vaterlandes in Rom begraben wurde.

Auch das UNESCO-Weltkulturerbe Aquileia wäre einen Aufenthalt von mehreren Stunden auf jeden Fall wert, um z.B. den riesigen Binnenhafen mit der Via Sacra oder den Fondo Cal mit den berühmten Mosaiken oder auch die Basilika Santa Maria Assunta zu besichtigen, deren ursprüngliche Struktur auf die Jahre nach 313 n. Chr. zurückgeht.

Uns zog es aber bald auf dem neu asphaltierten Radweg weiter Richtung Süden und so erreichten nach wenigen Kilometern den Damm durch die Lagune von Grado. Der Radweg verläuft neben der Straße vorbei an der kleinen Aussichtsplattform mit dem „Welcome to Grado – Baum“ bis zur Brücke vor Grado, wo leider noch ein Stück auf der recht stark befahrenen Straße zu bewältigen ist.

Wir hatten noch zwei zusätzliche Nächte in Grado gebucht und genossen neben dem Strand auch die Bars und Restaurants der Altstadt.

Die Insel Barbana

Am Samstag wollten wir noch die Insel Barbana mit der berühmten Wallfahrtskirche Beata Vergine Maria besuchen. Auch einige Wallfahrergruppen nahmen das erste Fähreboot und so fuhren wir begleitet von Rosenkranzgebeten zur Insel.

Die Insel ist seit jeher das Ziel von Pilgerfahrten. So gibt es seit 1237 an jedem ersten Sonntag im Juli eine Prozession, den „Perdòn di Barbana“ auf festlich geschmückten Booten, um das alte Gelübde an die Madonna erneuern, die das Dorf vor der schrecklichen Pestepidemie gerettet haben soll.

Leider kann neben der Kirche und dem Restaurant nur rund ein Drittel der Insel besichtigt werden, der größere Teil gehört zum Klostergelände und ist nicht frei zugänglich.

Die Komoot-Route

Komoot-Route: Udine-Grado

Das Digitale Amt ist tot, es lebe die ID Austria

Falls es jemand in der Fülle der Nachrichten nicht mitbekommen hat: Das Digitale Amt gibt es nicht mehr, seit 20.Juni 2025 gibt es nur mehr die ID Austria App! Mein Blog gibt einen Überblick dazu.

Ich habe es bereits in meinem letzten Blog zur ID Austria zu diesem Thema angekündigt und es ist jetzt schneller gegangen. Und das ist ganz unbemerkt passiert, die App wurde automatisch geändert und alle bestehenden Daten in die neue App übernommen.

Vereinfachte, barrierearme Anmeldung

Die überarbeitete Applikation kann jetzt nicht nur mit dem Fingerprint, sondern auch mit dem Gerätepasswort oder einem Pincode geöffnet werden. Für manche Mitbürger war das anscheinend eine Hürde, die sie in der Verwendung behinderte.

Push-Benachrichtigungen für relevante Informationen

Eine Verbesserung, die ich schon in meinem ersten Blog dazu im Vorjahr eingefordert habe, ist die einfache Verlängerung der Berechtigung, an die man nun mit Push-Benachrichtigungen ohne Notwendigkeit, persönlich zur Registrierungsstelle zu gehen.

Ein Erinnerungsservice wurde über oesterreich.gv.at eingerichtet und kann dort wie die Push-Benachrichtigungen aktiviert werden:

Die digitale Signatur als zentrale Funktion

In der neuen App ID Austria findet man offene Signaturen einfacher, was besonders für die Benutzer wichtig ist, die das nicht regelmäßig nutzen (müssen).

Die ID Austria ist nun wirklich mobil

Eine auf mobile Nutzung optimierte Benutzeroberfläche soll möglichst viele vergrämte Benutzer wieder positiv abholen.

Die zentrale Plattform für Public Services und immer mehr Anwendungen in der Wirtschaft

Laut Eigendefinition wird oesterreich.gv.at als zentrale Plattform für Bürgerinnen und Bürger ausgebaut und einen einfacheren Zugang zu mehr als 1000 Services bieten. Die verbesserte Benutzerfreundlichkeit für den Einsatz am Smartphone wird auch hier in den Vordergrund gestellt.

Die ID Austria ist nun europaweit sicher und rechtsgültig einsetzbar

Die Anforderungen der eIDAS 2,0 – Verordnung müssen natürlich auch umgesetzt sein und damit kann die ID Austria auch europaweit rechtsgültig mit allen europäischen Sicherheitsauflagen eingesetzt werden.

Übrigens kann die App ID Austria auch von Nicht-Österreicherinnen und Nicht-Österreichern beantragt werden. Es muss nur ein Österreich-Bezug wie z.B. ein Wohnsitz oder Arbeitsplatz nachgewiesen werden.

Dafür ist aber im Gegensatz zu Inländern, die das über die Bezirksverwaltungsbehörden und Registrierungsstellen (z.B. manche Gemeinden) erledigen können, das Finanzamt oder die Landespolizeidirektion zuständig.

Fazit

Ich bin gespannt, ob diese Initiative, die neben den notwendigen rechtlichen Vorgaben sehr viele Wünsche und Beschwerden berücksichtigt, die Vorschusslorbeeren auch erfüllt. Falls es Neuigkeiten gibt, werde ich darüber berichten.

Tag 1: Von Villach bis Tarvis

Der erste Tag unserer Radtour von Villach nach Grado schien verregnet zu werden, es blieb aber doch trocken und wir konnten den Abstecher zum Lago di Fusine auch noch dazu nehmen.

Den ersten Abend verbrachten wir in Villach mit einem kleinen Stadtrundgang und nochmals einem „kärntnerischen“ Abendessen mit Semmelknödel-Carpaccio, Kärtner Nudelteller und Kalbsrindbraten, bevor wir am Rückweg zum Hotel noch ordentlich nass wurden. Wir übernachteten im Boutique-Hotel „Goldenes Lamm“ und nach einem hervorragenden Frühstück setzten wir uns auf die Räder. Das Gepäck hatten wir bereits deponiert, es sollte zum nächsten Hotel in Tarvis gebracht werden.

Die Unwetter-warnungen waren exakt dort, wo wir am Montag starteten, aber ab 9 Uhr sollte es schön sein, so die Vorhersage des Regenradars. Und genauso war es, der nächtliche Regen hat um 8 Uhr aufgehört.

Bei der Bahnhofstraße mit der Draubrücke nahmen wir wie in der App des Reiseanbieters empfohlen, den Drau-Radweg R1, über den hier auch der Alpe Adria Radweg (CAAR –  Ciclovia Alpe Adria) verläuft, verwirrenderweise flussabwärts. Bei der Friedensbrücke über die Drau trafen wir eine Gruppe netter Italiener und wir fotografierten uns gegenseitig auf der von ihnen so genannten „Golden Gate Bridge“.

Damit wechselten wir auf den Gailtalradweg R3, den wir schon vor einigen Jahren zwischen Hermagor und Villach gefahren sind. Nach dem Stadtgebiet verläuft dieser Radweg wunderschön am Ufer oder in den Auen und nahen Wäldern der Gail entlang.

Kurz vor Erlendorf wechselten wir über die Gail und jetzt war es endgültig nur mehr der CAAR. Dieser verläuft hier die meiste Zeit baulich getrennt der B83 entlang, bis wir in Arnoldstein einen kleinen Abstecher zum weithin sichtbaren 57m hohen Schrotturm machten. Dieser wurde, wie ich erst in meiner kleinen Internet-Recherche lernte, von meinem Namensvetter, dem Schrothändler Simon Wallner errichtet. Er diente dazu, um flüssiges Blei aus großer Höhe durch ein Sieb ins Wasser fallen zu lassen und so Schrotkugeln zu erzeugen.

Bis zur Grenze in Thörl-Maglern ging es unspektakulär weiter vorbei am Greisslermuseum der Straße entlang. Ab hier begannen hinter den Grenzgebäuden mit dem kleinen (am Montag  geschlossenen) Zollmuseum die stärksten Steigungen dieses Abschnittes.

Der CAAR verläuft bald hoch über dem Tal in den Wäldern toll ausgebaut, wie in Italien gewohnt, mit einer Mittellinie. Beim Tunnel von Coccau (Goggau), wo hoch oben die Kirche San Nicolò di Coccau thront, wird die alte Strecke der Via Friuli um den Berg genutzt.

Nur einige Kilometer weiter, nach dem Lost Place Bahnhof Tarvisio  Centrale, beim Bivio ciclabile Tarvisio zweigt der Radweg Richtung Slowenien und vorher zu den Lagi di Fusine ab. Da die heutige Strecke mit 37 km recht kurz gewesen wäre und das Wetter auch hielt, beschlossen wir, uns diese auch anzusehen. Auf der alten Trasse der Kronprinz-Rudolf-Bahn ging es gleich über eine Brücke, die Ponte del Diavolo über die Schlucht der Gailitz.

Da ich nicht in der Schlucht unten war, habe ich das Bild ausgeborgt: Foto von Ivo H., Google Maps

Stetig ansteigend, wo man sich manchmal fragt, wie das damals der Zug mit der Dampflok geschafft hatte, führt dieser Weg bis ins slowenische Kranjska Gora. Wir zweigten aber zu den Lagi di Fusine ab und bereuten diesen Abstecher nicht. Der erste See liegt malerisch eingebettet in die Berge der Julischen Alpen. Gleich auf der anderen Seite in Slowenien befindet sich das Nordische Zentrum Planica.

Retour ging es dann flott und bequem abwärts wieder zur Abzweigung nach Tarvis, wo wir kurz nach der alten Bahnstation Tarvisio Citta in den Ort hinauf zu unserem Hotel abbogen.

Gleich nach der Ankunft begann es wieder zu schütten, wir genossen aber lieber die Dusche im Hotelzimmer. Bald war es aber wieder vorbei und wir genehmigten uns zum Abschluss nach einem kleinen Rundgang noch eine köstliche Pizza.

Die Komoot-Route

Die Komoot-Route: Von Villach nach Tarvis

Und weiter geht’s hier zum 2.Tag

Der höchste Punkt Athens ist nicht die Akropolis

Nicht die Akropolis mit ihren 156 Metern über dem Meer ist der höchste Punkt Athens, sondern der nordwestlich davon liegende Lycabettus Hügel mit seinen 277 Metern.

Uns ist dieser Berg bereits von der Akropolis aus aufgefallen, mit einer markanten Kirche ganz auf der Spitze. Und so beschlossen wir, auch diesen zu besuchen. Es gibt zwei Möglichkeiten hinaufzukommen: zu Fuß über einen Weg mit vielen Stufen, die an den erst vor kurzem von uns besuchten Grazer Schlossberg erinnern, oder mit der Standseilbahn.

Wir entschieden uns für ein Mittelding, nämlich gleich am Morgen zuerst den Zentralmarkt Varvakeios zu besuchen und dann die gut 1,5 km zu Fuß zur Station der Standseilbahn zu gehen.

Varvakeios Agora, der Zentralmarkt der Stadt

Die 1886 eingeweihte Markthalle liegt im Zentrum der Stadt an der Odos Athinas Nr. 42 und ist in rund 15 Minuten zu Fuß vom Syntagma-Platz zu erreichen. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten ist er das geblieben, wofür er errichtet wurde, nämlich der Markt für die Bevölkerung der Innenstadt für Fisch, Fleisch, Gemüse und Gewürze.

Versuche, die Halle wie z.B. in Lissabon, Amsterdam oder auch am Wiener Naschmarkt in eine Delikatessenmeile zu verwandeln oder den traditionellen Handel auszulagern, scheiterten zumindest bisher am Widerstand der Händler. Vielleicht auch deshalb ist sie noch nicht von Touristenmassen überlaufen.

Der Fischmarkt im Zentrum des Gebäudes ist nicht zu übersehen und stinkt zumindest bei den Temperaturen während unseres Besuches im Mai bei weitem nicht so stark, wie es in manchen Internet-Foren bemängelt wird. Die Fische und Meeresfrüchte kommen frisch von den Inseln Naxos, Paros, Skyros, Kalymnos oder Symi.

In den gedeckten Gassen Armodiou, Aristogitonos und Filopimenos wird Fleisch angeboten, wobei hier an vielen Ständen die aufgehängten Lämmer-, Schweins- und Rinderhälften vor den Augen der Kunden und Besucher fachgerecht aufgeteilt werden.

In den Läden ausserhalb dominieren Nüsse, Trockenfrüchte und Gewürze. Gegenüber liegt der Obst- und Gemüsemarkt, wo man alle mediterranen Arten von frischen Tomaten, Melanzani, Granatäpfel, Paprika, und Hülsenfrüchte bekommt. Aber auch Wurstwaren, Käse und regionale Spezialitäten wie z.B. Honig werden hier angeboten.

Übrigens gab es während unseres Besuches im Mai auch einen Bauernmarkt am Syntagma-Platz, der sich aber primär an die Touristen richten dürfte. Wir haben dort direkt vom Produzenten aus Kreta ein Spitzen-Olivenöl zu einem unschlagbaren Preis gekauft. Auch unsere geliebten Haselnüsse mit Honig und Sesam haben wir hier gefunden. Das alles bekommt man natürlich auch in den Delikatessen-Läden in der Plaka, aber das ist trotzdem nicht das Gleiche, auch zu einem anderen Preis.

Mit der Standseilbahn auf den Berg Lycabettus

Schon einige hundert Meter hinter dem Parlament steigen die Gassen schon recht stark an und wir waren froh, dass es im Mai noch nicht so heiß war.

Die Standseilbahn brachte uns in 3 Minuten unterirdisch ca. 210m den Berg hinauf und von der Bergstation sind es dann nur wenige Stufen zur Aussichtsterrasse um die kleine Sankt-Georgs-Kapelle (Ágios Geórgios) mit ihrem Glockenturm. Der Rundum-Blick auf das gesamte Stadtgebiet Athens ist atemberaubend, viele Sehenswürdigkeiten sind zu finden, auf der einen Seite sind hohe Berge erkennbar und auf der anderen Seite fällt der Blick auf den dunkelblauen Saronischen Golf.

Stärken kann man sich dort oben auch, einfach in der Cafeteria, wie wir es gemacht haben, oder in einem Restaurant der gehobenen Preisklasse namens Orizontes das auch als „die Terrasse Athens“ bezeichnet wird.

Und doch ist der Lycabettus noch fast ein Geheimtipp und trotz seiner umwerfenden Aussicht nicht so von Touristen überlaufen wie andere Sehenswürdigkeiten Athens.

Hier geht es zum 1.Teil meines Athen-Blogs:

Athena und Poseidon im Wettstreit

Stempelgebühren im Digitalen Amt – oder der weite Weg von der Handysignatur bis zur EU Digital Identity Wallet

Begriffe aus dem Jahr 1854 wie die „Stempelgebühren“ sind auch im digitalen Zeitalter noch immer gültig, die Bedienerfreundlichkeit der öffentlichen Apps wird beinahe von jedem kleinen Webshop besser gelöst und kleine Zwänge erhöhen auch nicht die Akzeptanz der Benutzer. Davon spreche ich in diesem Blog.

Die Handysignatur gibt es genau genommen seit 5.Dezember 2023 nicht mehr und wurde von der ID Austria ersetzt, die App dazu heißt Digitales Amt und die soll 2026  durch die EU Digital Identity Wallet abgelöst werden. Und noch heuer wird die App auch umbenannt und heißt dann ebenfalls ID Austria. Die eAusweise gibt es auch noch als Draufgabe. Wer bisher nicht verwirrt war, ist es möglicherweise jetzt.

Während der Begriff „Handysignatur“ noch immer herumgeistert, hat die Bundesregierung beschlossen, die App „Digitales Amt“, die dann ja schon „ID Austria“ heißt, weiterzuentwickeln und die vielen derzeit noch kostenpflichtigen Services, die über die guten alten Stempelgebühren eingehoben werden, kostenlos zu machen.

Diese Nachricht erscheint derzeit beim Aufruf der App „Digitales Amt“

Stempelgebühren in der ID Austria – Begriff und Gesetz scheinen aus der Zeit gefallen zu sein

Das verlockt mich zu einem kleinen geschichtlichen Exkurs: Auch wenn Österreich digitaler Vorreiter ist, aber es dabei trotzdem nicht in die Top 8 der Welt geschafft hat, ist es zumindest begrifflich irgendwie in der Kaiserzeit stecken geblieben. Österreich führte als erster Staat 1854 das System der Stempelmarke  ein, was damals den Amtsweg beschleunigte, zuvor mussten Dokumente tatsächlich am eigens dafür eingerichteten Stempelamt abgestempelt werden. Mit der Stempelmarke, die überall erhältlich war, konnte das Dokument direkt bei der behandelnden Behörde vergütet werden. Die letzten physischen Stempelmarken-Verwendungen wurden 2002 anlässlich der Umstellung von Schilling- auf Euro-Bargeld abgeschafft.

Seitdem erfolgt die Entrichtung dieser Gebühren durch Einzahlung bei der Amtskassa oder Überweisung auf ein Konto der Behörde. Das Gesetz dazu ist das Gebührengesetz 1957, in dem der § 14 auch in der Fassung vom 30.6.2025 (!!) noch immer „Tarife der festen Stempelgebühren für Schriften und Amtshandlungen“ heißt.

Solange diese Begriffe noch immer gelten, ist es in vielen Köpfen sicherlich ein Problem, den digitalen Umstieg zu akzeptieren oder zu verstehen.

Bedienerfreundlichkeit und Hilfestellung

Die Bedienerfreundlichkeit der derzeitigen App „Digitales Amt“ ist eher grenzwertig und oft für nicht IT-affine Menschen fast unüberwindbar. So wird z.B. die Fehleingabe des Kennwortes mit der Meldung „Zertifikat abgelaufen“ versehen, mit dem Zusatzhinweis, dass nach dem zehnten Mal das Zertifikat dauerhaft gesperrt werde. Google und nicht etwa die App selbst raten in diesem Fall zur Kontaktaufnahme mit dem Helpdesk des „Digitalen Amtes“. Täglich sind hier wochentags zwischen 8 und 16 Uhr unter +43 50 233770 freundliche Mitarbeiter persönlich zu sprechen. Sie helfen gerne und kompetent weiter, lassen sich aber auf keinen Fall auf Grundsatzdiskussionen zur App ein.

Den Chatbot „Mona“ gebe ich hier nur der Vollständigkeit halber an, ich als wenn auch nicht ganz blinder „Non-Digital Native“, habe aber bisher von keinem dieser digitalen Angebote eine vernünftige hilfreiche Auskunft bekommen, die über das Wissen von Google und Wikipedia hinausgeht.

Die Bedienerfreundlichkeit wird von vielen bemängelt

Hier werden aus meiner Sicht die wichtigsten Grundregeln der Bedienerfreundlichkeit nicht oder nur eingeschränkt befolgt, wie z.B. Selbstbeschreibungsfähigkeit, Fehlertoleranz, Einfachheit und Selbsterklärung. Mir ist schon klar, dass an diese App spezielle Sicherheitsauflagen gestellt werden müssen, aber das schließt einfache und verständliche Fehlermeldungen ja nicht aus. Hier herrscht noch riesengroßer Aufholbedarf, wenn die Schwelle für die Verwendung niedrig sein soll und eine große Akzeptanz erwartet wird.

Aber das Versprechen von Staatssekretär Alexander Pröll ist, auch das zu verbessern.

FinanzOnline in Zukunft nur mit Zwei-Faktor-Authentifizierung

Da mutet es für viele nicht so mit IT-Systemen vertraute Bürgerinnen und Bürger fast schon als gefährliche Drohung an, dass ab 1.Oktober 2025  der Zugang zu FinanzOnline nur noch mit Zwei-Faktor-Authentifizierung möglich sein wird. Besonders empfohlen wird hier die Umstellung auf die ID Austria.

Die Alternative zur ID Austria, nämlich eine sogenannte Authenticator-App zu verwenden, machen es den nicht affinen Benutzern auch nicht wirklich einfach. Seit Februar 2025 sind zwar solche alternative 2FA-Lösungen über sogenannte Authenticator-Apps wie Google Authenticator oder Microsoft Authenticator möglich und amtlich erlaubt, die theoretisch direkt in FinanzOnline eingerichtet werden können, ein gewisses Basiswissen schadet aber auch dabei nicht.

Die PDF-Signatur

Ein an sich praktisches Tool der ID Austria ist die PDF-Signatur. Für viele Unternehmen ist leider noch immer bereits die Spitze der Digitalisierung ein per Mail verschicktes PDF, das natürlich eindeutig als unterschrieben gekennzeichnet und druckertauglich sein muss. Von einer amtlichen Workflow-Lösung, die so etwas zum Beispiel ersetzen könnte, habe ich aber noch nie gelesen oder gehört. Aber OK, ich drucke ja auch noch manches ganz gern aus.

Und dann gibt es noch die App „eAusweise“

Diese funktioniert nur in Verbindung mit dem „Digitalen Amt“ (oder bald hoffentlich endgültig „ID Austria“) und beinhaltet derzeit vom digitalen Führerschein über den Zulassungsschein auch den Identitäts- und Altersnachweis. Genau das könnten eigentlich automatische Nebenprodukte bei bestehenden und neuen Nachweisen sein, ohne wieder extra darum fragen zu müssen.

Warum das nur auf Ansuchen umständlich in einer extra App geschieht, bei der man sich gesondert anmelden muss, erschließt sich aber weder dem Durchschnittsbenutzer noch den IT-Menschen. Steht zu hoffen, dass das alles ein integriertes Service der neuen „ID Austria“ sein wird.

Von der Wiege bis zur Bahre: keine Formulare, sondern die ID Austria

Das Ziel der Regierung ist ja recht ambitioniert, so soll bis 2030 jede Person in Österreich über die ID Austria verfügen und darum bereits bei der Geburt ausgestellt werden. Ein bisschen Zwang wie für FinanzOnline kommt auch noch dazu, was aber die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht erhöht.

Die ID Austria ist noch nicht in der Privatwirtschaft angekommen

Die meisten Geldinstitute vertrauen auf ihre Eigenbau-Lösungen, statt die staatliche und rechtlich eindeutige ID Austria zu verwenden. Zutrittssyteme für Gäste von vielen Firmen könnten die ID Austria zur Authentifizierung nutzen, aber es wird noch oft nicht einmal der digitale Ausweis oder Zulassungsschein akzeptiert.

Der Datenschutz sollte keine Hürde sein, sondern Vertrauen schaffen

Eine amtliche App wie die ID Austria ist aus Datenschutzsicht auf jeden Fall mindestens so sicher wie jede private Lösung, bei der für die Benutzer nicht immer klar ist, welche Daten wo und wie gespeichert werden. Solange das aber nicht transparent vermittelt wird, werden auch die angepeilten 9 Millionen Benutzer noch länger zurückhaltend mit der Verwendung sein.

Eine europäische Lösung die Sinn macht: die Eudi-Wallet

Spätestens im Sommer 2026 sollen alle EU-Mitgliedsstaaten eine digitale Brieftasche (EUDI-Wallet) anbieten, die mindestens die Vorgaben für eine europäische elektronische Identität (EUid) erfüllen muss. Die weiterentwickelte ID Austria soll das jedenfalls tun, um damit EU-weit und eIDAS-konform Amtsgeschäfte durchführen zu können, wie zum Beispiel sich auszuweisen, Online-Banking und -Shopping abzuwickeln oder auch eine SIM-Karte zu registrieren.

Die deutschen Nachbarn sind mit dem elektronischen Führerschein ja gescheitert und haben deswegen einen dreizehnmonatigen Innovationswettbewerb ausgeschrieben, der Ende Mai 2025 zu Ende gegangen ist. Österreich entwickelt eben die ID Austria weiter.

So ist der Lösungszugang jedem Land selbst überlassen, am Ende müssen die Systeme aber so transparent sein, dass einerseits auch durch eIDAS keine Überwachung und Abhörung des Webverkehrs möglich ist und andererseits jeder EU-Bürger europaweit seine elektronischen Geschäfte und Transaktionen sicher abwickeln kann.

Bleibt nur abzuwarten, ob das alle teilnehmenden Staaten termingerecht schaffen.

Phishing oder: Ihre persönlichen Daten sind nicht nur Ihnen teuer

Auch wir Pensionisten verwenden immer mehr verschiedene Apps und Internetfunktionen, zum Banking oder für Reisebuchungen und ähnlichem. Umso wichtiger ist es, immer wieder zu hinterfragen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Einige Tipps dazu gebe ich in diesem Blog, ganz aktuell auch zu einem neuen Betrugsversuch mit A1 SMS:

Es ist ja schon fast eine Binsenweisheit, dass die Frage nach Passwörtern und Kontodaten per Mail niemals von seriösen Anbietern gestellt wird. Alle Banken und andere Einrichtungen, genau wie staatliche Stellen weisen immer wieder darauf hin, doch immer wieder tappen Benutzer in diese Falle.

Aber auch die Betrüger werden immer gefinkelter. Internetauftritte werden immer besser nachgeahmt, Logos sind täuschend echt und auf das bekannte Erkennungszeichen einer falschen Grammatik oder von Rechtschreib- fehlern kann man sich auch nicht mehr verlassen.

Aus aktuellem Anlass: Betrugsversuche mit A1 SMS

Seit Ende Mai gibt es wieder eine neue Betrugsmasche: es werden gefälschte SMS des Mobilfunkanbieters A1 versendet. Sie suggerieren, dass Teuepunkte verfallen und verweisen auf eine gefälschte Internetseite.

Auf dieser können die Punkte vermeintlich gegen attraktive Prämien eingetauscht werden. Für die Bezahlung der Versandkosten werden die Kreditkartendaten abgefragt. So bekommen die Betrüger Zugang zu ihrem Konto.

Auf der A1 Security Seite können sie diese und andere Sicherheits-Informationen nachlesen. A1 versendet auch nebenstehende Warnung per SMS von A1 Security. Auch die Polizei warnt eindringlich vor dieser Betrugsmasche und rät zu einigen Vorsichtsmaßnahmen, um sich vor solchen Angriffen zu schützen:

• Achtung bei Angeboten unter Zeitdruck: Lasst euch Zeit und überprüft Mitteilungen und Angebote auf ihre Richtigkeit.
• Schützt eure persönlichen Daten: Egal wie echt und vertrauenswürdig eine Nachricht erscheint, gebt keinesfalls sensible Daten per Mail oder über dubiose Links preis.
• Im Zweifel Vorsicht walten lassen: Solltet ihr euch nicht sicher sein, ob eine Nachricht echt oder gefälscht ist, kontaktiert am besten telefonisch den genannten Anbieter.

(Quelle: A1 und SALZBURG24.at)

Beachte die Mailadresse und prüfe Links

Noch ist die Mailadresse meist ein Indiz dafür, ob eine Mail echt oder betrügerisch ist. Ist ein eigenartiger Suffix (Wortbestandteil, der an das Ende der sonst vertrauten Mailadresse angehängt ist) oder Präfix (das Gleiche am Anfang) zu erkennen, müssen sofort alle Alarmglocken leuten. Links kann man überprüfen, indem man mit der Maus darüber fährt, ohne darauf zu klicken. Ist dieser kryptisch oder sieht er eigenartig aus, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit gefälscht.

Hinterfrage den Grund der Mails kritisch

Erstens sollte man den Inhalt des Mails kritisch hinterfragen, ohne darin verwendete Links anzuklicken. Die Frage, warum diese Informationen gerade jetzt von mir abgefragt werden, sollte man sich ebenfalls sofort stellen. Gibt es dafür keine schlüssige oder eventuell sogar eine zu einfache Erklärung, auf keinen Fall direkt antworten.

Ist das offensichtlich, dann löschen sie die Mail ohne weitere sonstige Aktionen sofort. Ist es nicht ganz so eindeutig, gehen sie zuerst ihre bekannten Wege.

Die betrügerischen Anfragen werden immer persönlicher

Die Betrüger werden aber immer besser in ihren Methoden. Wie die Schweizer Zeitung „Blick“ berichtet, werden derzeit speziell in der Schweiz Mails mit an sich harmlosen Fragen, angeblich von der Bank,  zur „Compliance-Aktualisierung“ versendet. Die verlinkte Website wirkt echt, verlangt aber nur scheinbar ungefährliche Daten: Name, Telefonnummer, Vertragsnummer. Keine Passwörter, keine Kreditkartendaten werden angefragt.

In diesem Fall kommt dann wenige Tage später ein Anruf vorgeblich von der Bank (im beschriebenen Fall von der UBS). Sie werden persönlich angesprochen und mit den vor wenigen Tagen preisgegebenen Informationen in Sicherheit gewogen. Dann folgt Stufe 2: Eine verdächtige Überweisung müsse blockiert werden, behaupten sie. Ein QR-Code, gescannt mit der E-Banking-App, soll das Konto «absichern». In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall: Die Kriminellen missbrauchen hier die Zwei-Faktor-Authentifizierung und verschaffen sich unerlaubt Zugriff auf das Bankkonto.

Keine Bank verlangt per Mail irgendwelche persönliche Daten, solche Abfragen bekommen sie direkt in der jeweiligen App beim nächsten Aufruf!

https://www.blick.ch/digital/neue-betrugsmasche-bund-warnt-diese-harmlose-e-mail-macht-dich-zum-perfekten-opfer-id20931925.html

Darum zuerst bekannte Kanäle zur Verifizierung verwenden

Ersuchen sie in solchen Fällen um Namen und Telefonnummer, die sie zwecks Überprüfung rückrufen können. Möglicherweise ist das Gespräch hier schon zu Ende, oder Sie bekommen wirklich diese Daten. Sind das keine ihnen bekannten Kontakte, sind auch diese mit Vorsicht zu behandeln. Eine Bemerkung von ihnen, dass sie dazu mit der Polizei in Kontakt sind, könnte das Gespräch aber auch rasch beenden.

Im Normalfall haben sie ja eine ihnen bekannte und immer verwendete Internetseite, die sie normalerweise verwenden, oder eine persönliche Kontaktperson oder es gibt eine Support-Funktion auf der von Ihnen normalerweise verwendeten Seite. Vergewissern Sie sich dort, ob die Anfrage richtig ist. Meist werden Sie die Bestätigung bekommen, dass es sich um ein Fake oder eine Phishingmail handelt.

Meldestellen und Informationsquellen zur Internetkriminalität

Viele Institutionen haben auch bereits eine Supportfuntion, an die man solche Mails weiterleiten kann. Die Firmen sind dankbar über diese Informationen. Es gibt aber auch öffentliche Anlauf- und Meldestellen, die man unbedingt nutzen sollte. Ich liste einige davon mit ihrem Link auf:

https://www.onlinesicherheit.gv.at/Themen/Erste-Hilfe/Meldestellen.html
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/cybersicherheit/ansprechstellen.html
https://www.bundeskriminalamt.at/306/start.aspx
https://www.wien.gv.at/menschen/sicherheit/cybercrime-helpline.html

Informationen einholen

Viele gute und weitere Erklärungen gibt auch dieses Video:
https://studyflix.de/allgemeinwissen/phishing-7523

Bauchgefühl und Hausverstand einsetzen

Beides sind ebenfalls gute Helfer. Wenn nur der geringste Zweifel auftaucht, sofort die vorhin angeführten Möglichkeiten nutzen und kritisch hinterfragen. So haben Sie zumindest eine gute Chance, diesen Betrugsversuchen zu entkommen.

Warum wir trotzdem immer wieder in diese und ähnliche Fallen tappen, beschreibt der unten verlinkte Artikel. Um es salopp auf den Punkt zu bringen: Der Mensch selbst mit seiner Gier und Neugier ist das unsicherste Interface.

https://www.tripwire.com/state-of-security/why-phishing-works

Mit dem Motorrad zu Cremeschnitten und Bojen

Das slowenische Bled mit dem schönen See mit der Kirche auf einer Insel stand schon längere Zeit auf meiner Wunschliste. Nun hat sich kurzfristig die Gelegenheit ergeben, gemeinsam mit einigen Freunden dorthin zu fahren. Sie hatten eine größere Tour geplant, ich musste aber aus Zeitgründen am 2. Tag wieder zurück. Davon erzähle ich in diesem Blog.

Das sollte dem Spaß keinen Abbruch tun und so wurde das Treffen in einem Kaffeehaus in St.Michael in der Obersteiermark vereinbart. Der Ort ist den Autofahrern und den Hörern des Ö3 Verkehrsdienst als Knoten St.Michael bekannt.

Die Freunde kamen aus dem Ötscherland über Eisenerz und den Präbichl, ich über den Semmering und das Murtal. Die Wettervorhersagen der verschiedenen Apps waren sich einig, es würde am Vormittag regnen und wir würden früher oder später auf jeden Fall einmal naß werden.

Der Regen schien der Begleiter des Tages zu werden

Ich startete in der Früh bei Sonnenschein, aber bei Neunkirchen war der Semmering hinter einer grauen Wand verschwunden. So beschloss ich, bei einem Supermarkt in Voraussicht in die Regenkombi zu schlüpfen. Nach einigen Minuten Herumwursteln ging es weiter auf die Semmering-Schnellstraße und ich wollte in der Tunnelkette so viele Kilometer wie möglich im Trockenen absolvieren. Je näher ich zu Gloggnitz kam, desto mehr kam der Berg aus den Wolken heraus und so beschloss ich, doch über den Semmering zu fahren.

Ich hatte recht, es regnete am Weg hinauf nicht, aber hinunter wurde das Nieseln stärker und ich fuhr in Steinhaus wieder auf die Autobahn auf und gleich in den ersten Tunnel ein. Nach der Tunnelkette bis Mürzzuschlag war es schon wieder fast trocken und so beschloss ich, in Bruck an der Mur wieder auf die Bundesstraße zu wechseln und das letzte Stück wieder mehr zu genießen.

Ich war dann früher als geplant am Treffpunkt in St.Michael, weil ich mehr Autobahnkilometer als ursprünglich geplant hatte. Auch meine Kleidung war schon wieder komplett trocken. Jetzt entdeckte in unserer WhatsApp-Gruppe die Nachricht, dass die Freunde wegen des starken Regens im Ötscherland erst eine Stunde später losgefahren sind. So verkürzte ich mir die Wartezeit neben Kaffee auch mit den aktuellen Tageszeitungen.

Trocken durch die Steiermark und Kärnten

Dann trafen die Freunde ein und waren froh, die Regenkombis ausziehen und sich anwärmen zu können. Sie sind bis kurz vor unserem Treffpunkt im Regen gefahren, es hat bis weit nach dem Präbichl noch geregnet. Nach einem Kaffee war die Welt aber wieder in Ordnung und es konnte weitergehen.

Wir fuhren jetzt in einer Gruppe von 4 Motorrädern weiter gegen Süden bis wir kurz vor Judenburg auf die B78 über den Obdacher Sattel umschwenkten. Weiter ging es dann auf der B70 durch Wolfsberg bis Völkermarkt, wo wir dann endlich am Hauptplatz ein Café ansteuerten und sich alle über den Kaffee und ein Eis freuten.

Von der Altstadt sind es nur ein paar Serpentinen den Berg hinunter zur Brücke über den Völkermarkter Drau-Stausee und zur B82 ins Vellachtal und Bad Eisenkappel, wo wir 2023 auf Kur waren. Bald nach dem Kurhotel stieg die Straße an und die wirklich genialen Kurven neben dem rauschenden Wildbach wurden mehr und mehr bis hinauf zur Grenze zu Slowenien am Seeberg-Sattel, wo natürlich ein Photostopp notwendig war.

Einige Blicke in den Himmel auf slowenischer Seite und dann ein Blitz mit Donner machten uns rasch klar, dass die Regenkombis auf jeden Fall notwendig sein würden. Aus dem Gewitter wurde dann zwar nichts, aber der Regen allein genügte auch.

Wir konnten die Serpentinen der slowenischen Seebergseite gar nicht wirklich genießen, da es einfach notwendig war, entsprechend langsam zu fahren. Und so dauerte es noch gut eineinhalb Stunden, bis wir unsere „Penzion Union“ im Zentrum von Bled erreichten. Die Motorräder konnten wir in der Tiefgarage parken und rasch die einfachen, aber sehr sauberen Zimmer beziehen und nach einer heißen Dusche marschierten wir die gut 150 Meter hinunter zum See.

Bled süß und mit Aussicht

Und weil wir so brav gefahren waren, riss die Wolkendecke dann immer mehr auf und sogar die Sonne kam nochmals heraus, wenn es auch relativ kühl blieb und wir unser Steak im Restaurant „Kavarna Park“ direkt am See dann doch lieber im Innenbereich genossen. Die berühmten Bleder Cremeschnitten am originalen Entstehungsort ließen wir uns dann auch nicht entgehen.

Fußmarsch um den See

Die Abendstimming war malerisch und wir wollten nach den vielen Kalorien einerseits unser Gewissen beruhigen und andererseits nach einem doch recht langen Motorradtag noch etwas Bewegung machen. Da passte die Runde um den See sehr gut.

Die berühmte Insel Blejski otok mit der Kirche der Muttergottes am See ist auf dem rund 6 km langen Rundweg von fast überall gut zu sehen und natürlich ein wichtiges Fotomotiv.

Es fielen uns aber auch zwei Bojenreihen auf, die wir scherzhaft als Markierungen für den Pfarrer auf seinem Weg zur Inselkirche bezeichneten. Sie haben aber einen profaneren Sinn, weil am See das slowenische Ruder-Leistungszentrum beheimatet ist. Die zugehörige Ruderwettkampfstrecke ist mit dem sogenannten Albano-System aus einer Bojenkette im Abstand von rund 10 Metern ausgestattet.

Abschied von den Freunden und Rückfahrt

Nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege, die Freunde fuhren weiter Richtung Italien, während ich nochmals einen Fotostopp am See einlegte, bevor ich wieder die Heimfahrt antrat. Dabei entdeckte ich die Pletna, ein Holzboot mit einer Art Markise, dessen Name sich von den Plätten im Salzkammergut ableitet.

Die Basilika Maria Hilf in Brezje

Nach einem kurzer Tankstopp außerhalb von Bled fuhr ich auf der Bundesstraße mehr oder weniger parallel zur Autobahn noch ein Stück gegen Süden um zur Kreuzung zum Loiblpass zu kommen. Dabei tauchte an einem Kreisverkehr die Basilika Maria Hilf in Brezje an der linken Seite auf. Dieses slowenische Nationalheiligtum wollte ich mir noch kurz ansehen. Die rechte Seitenkapelle in der Basilika, ist die eigentliche Kapelle zur Muttergottes und damit der Mittelpunkt des Wallfahrtsorts Brezje. 

Ich kam gerade in die Kirche, als dort eine Andacht für Pilger abgehalten wurde und so konnte ich nur einige wenige Fotos machen. Papst Johannes Paul II., dessen Statue vor der Kirche auffällt, weihte die Kirche des hl. Veit im Jahr 1988 zur Basilika. Auf das angeschlossene angeblich interessante Krippenmuseum musste ich leider verzichten, da es nur am Wochenende geöffnet ist.

Zurück nach Österreich über den Loiblpass

Ich erreichte nach weniger als einer halben Stunde und einigen kurzen Serpentinen die Einfahrt zum Scheiteltunnel des Loiblpasses und machte noch einen Blick zurück auf die imposante slowenische Bergwelt. Dieser Tunnel wurde unter unmenschlichen Bedingungen im 2.Weltkrieg mehrheitlich von KZ-Häftlingen aus Mauthausen errichtet, an die ein Denkmal beim ehemaligen Lager auf slowenischer Seite kurz vorher erinnert.

Beim österreichischen Grenzübergang kurz nach dem 1570m langen Tunnel hatte ich die erste Passkontrolle innerhalb der EU seit vielen Jahren und durfte einreisen. Ein Stück weiter betreibt das Bundesheer eine Grenzsicherungsstelle am Zugang zu einer ehemals geheimen Bunkeranlage.

Auf der weiteren Strecke Richtung Ferlach befindet sich die etwa 2km lange Tscheppaschlucht mit ihrem 26 Meter hohen Wasserfall. In Ferlach fuhr ich an der Fabrik der Glock Pistolen vorbei Richtung Zell-Pfarre und weiter zum Schaida-Sattel, den ich bereits bei meinem Kuraufenthalt 2023 kennengelernt hatte.

Bald danach kam rechts die Abzweigung z6r Trögerner Klamm, durch die wir damals mit den Fahrrädern bis zur sehenswerten Trögener Kirche fuhren. Beim Gasthaus Kovac musste ich mir natürlich wieder den Kärntner Nudelteller gönnen, der mir bereits 2023 so geschmeckt hatte. Eine weitere Spezialität sind die Obir-Forellen, die eine Radlergruppe am Nebentisch genoss.

Kunst- Hängebrücke und Museum direkt an der Strecke

Weiter führte mich dann mein Weg durch die Ebriach-Schlucht hinaus nach Bad Eisenkappel und bis Sittersdorf, wo die B82 Richtung Lavamünd abzweigte. Auf ungefähr halber Strecke zwischen Bleiburg und Lavamünd steht die Hängebrücke Santa Lucia, die ich gerade noch rechtzeitig beim Vorbeifahren entdeckt hatte. Hier können Radfahrer in den vorbeiführenden Drau-Radweg oder den 23km langen Kunst-Radweg einsteigen. So könnten eine Reihe von Kunstwerken besichtigt werden, mir genügten vorerst die Brücke, die Skulptur „Landmark“ und die „Himmelstiege“ am anderen Ufer des Feistrizbachgrabens. Dieser wird in 60m Höhe mit einer Spannweite der Brücke von 140m überquert. Der Name der Brücke ist von der nahe gelegenen Kirche St.Luzia abgeleitet.

Rund 5km weiter gab es gleich das nächste Highlight an der Strecke. Der futuristische Bau des Museum Liaunig mit einer riesigen privaten Kunstsammlung lag direkt links fast über der Straße, für mich wurde es aber zeitlich zu knapp, hier nochmals mindestens eine Stunde zu halten, das wäre ein Minimum für mich in einem solchen Museum. So habe ich wieder ein Ziel für eine weitere Ausfahrt mit dem Motorrad oder während einer Radtour an diesem Teil des Drauradweges.

Ab in die Steiermark

Gleich nach Lavamünd zweigt die B69 ab, das ist die österreichische Version der „Route 69“ in den USA und führt von Lavamünd in Kärnten über die Soboth in die Steiermark bis nach Bad Radkersburg. Nun ging es hinauf auf den Lorenzenberg, wo ich bei der kleinen Kirche zur Hl.Helena und Maria Magdalena einfach stehen bleiben musste. Die Aussicht hinunter ins Lavanttal bei St.Paul ist zu  wunderschön.

Die Kurven brachten mich dann hinunter und wieder hinauf auf die 1350m hohe Soboth, so macht Motorradfahren Spaß. Bald kam ich am Soboth Stausee vorbei, über dessen Stauwall die Straße weiter nach Eibiswald führt.

Leibniz an der Umleitung

Dort verließ ich die B69 und es ging quer durch das Südsteirische Weinland über Gleinstätten recht unspektakulär und mit gar nicht so viel Verkehr vorbei am Sulmsee und dann auf einmal hinein in eine Umleitung, im Schritttempo hinter einem Autobus über und um den Seggauberg. Kaum war ich erleichtert wieder auf der Hauptstraße, kam die nächste Umleitung, jetzt durch das Ortszentrum von Leibniz. Hier kam die Rettung in Form des Gastgartens eines Kaffeehauses am Hauptplatz. Mit dem Motorrad kann man ja recht problemlos direkt vor dem Eingang parken. Ein Eiskaffee im Schatten entschädigte jetzt für das kilometerlange Schritttempo.

Alte Autos und eine Hexenburg

Frisch gestärkt schlängelte ich mich aus der Stadt hinaus, unter der Autobahn A9 bei Gralla durch nach Wolfsberg im Schwarzautal und Gnas bis auf die B66, wo ich kurz vor Feldbach an der Nostalgiewelt Posch, einem privaten Oldtimer-Museum, vorbeikam. Und wieder kommt ein weiterer Punkt auf der Bucketlist dazu…

Nach Feldbach schwang ich mich über kleine Sträßchen, bis die Riegersburg in voller Pracht im abendlichen Sonnenlicht auftauchte. Ein kleiner Stopp für ein paar Fotos war hier nochmals angesagt.

Dann fuhr ich weiter bis Ilz, wo ich den Motorradtank nochmals auffüllte und in Anbetracht der Zeit auf die Südautobahn auffuhr und so die letzten 100km über den Wechsel ohne Umwege absolvierte.

Kurviger-Link: https://kurv.gr/F8PRU

Schlussbetrachtungen

Ein schöner Kurztrip mit immerhin fast 800 Kilometern ging so zu Ende, mit ein bisschen Neid auf die Freunde, die in den Tagen danach neben der Slowenischen Grenzkammstraße im Regen noch das Frizzante-Dorf Valdobbiadene, die Schauderterrasse in Tremosine oberhalb des Gardasees und die Kaiserjägerstraße besuchten. Ich habe mich trotzdem sehr gefreut, dass ich ein Stück mitfahren durfte!

Athena und Poseidon im Wettstreit

Athen ist eine besondere Stadt, in der zumindest für uns Touristen die Akropolis allgegenwärtig ist. Wenn man dann am Abend noch den Sonnenuntergang am Kap Sounion genießen kann, ist es fast unschlagbar. Davon erzähle ich in meinem ersten Blog zur griechischen Hauptstadt.

Was braucht man für einige schöne Tage in Athen? Schönes Wetter, ein zentral gelegenes Hotel, gutes Schuhwerk und die entsprechende Kondition und nicht zu vergessen,  vorab gekaufte Tickets für die Hotspots, die man besuchen will.

Am Ankunftstag war das Wetter für Athener Verhältnisse nicht überragend, dafür hat bereits die Fahrt mit der Metro vom Flughafen bis Syntagma (das ist der Platz vor dem griechischen Parlament) bereits Spaß gemacht. Unser Hotel, das „Electric Rhytmn“ liegt nicht einmal 5 Minuten von der Metro-Station entfernt in der Ermou, der teuersten Einkaufsstraße in Athen. Das war zwar nicht so wichtig, weil Shopping nicht auf unserer Prioritätenliste stand, dafür kann man auf ihr in wenigen Minuten direkt in die Plaka (die Athener Altstadt) marschieren. Sehr gefreut hat uns dann, dass wir die ersten Gäste in unserem Hotelzimmer waren, weil das Boutique-Hotel erst Anfang Mai 2025 wiedereröffnet wurde. Der Blick vom Frühstückstisch im 10.Stock zur Akropolis ist ebenfalls atemberaubend.

Besuch der Akropolis

Der Spaziergang durch das fast noch verschlafene Athen zum südseitigen Eingang beim neuen Akropolis-Museum war noch angenehm ruhig und kühl und wir konnten so schon kurz nach 8 Uhr in der Fast Lane ohne Wartezeit unsere Tickets vorzeigen und durch die Sicherheitskontrolle gehen, während auf der anderen Seite bereits mehrere 100 Besucher warteten. Tickets werden nach den Eintrittsregeln in Timeslots vergeben, für stündlich maximal 3.000 und täglich maximal 20.000 Besucher, da kann die Wartezeit sonst schon mehrere Stunden dauern.

Der Südeingang wurde uns von der Plattform getyourguide als optimal empfohlen, weil er einerseits an Sehenswürdigkeiten vorbeiführt, an denen man vom Haupteingang an der Westseite nicht vorbeikommt und andererseits direkt neben dem neuen Akropolis-Museum liegt, das wir nachher ebenfalls besuchen wollten.

Lageplan
 
1.      Parthenon
2.      Der alte Athena-Tempel
3.      Erechtheion
4.      Statue der Athena Promachos
5.      Propyläen
6.      Tempel der Athena Nike
7.      Eleusinion
8.      Heiligtum der Artemis Brauronia oder Brauroneion
9.      Chalkotheke
10.  Pandroseion
11.  Arrephorion
12.  Altar der Athena
13.  Heiligtum des Zeus Polieus
14.  Heiligtum des Pandion
15.  Odeon des Herodes Atticus
16.  Stoa des Eumenes
17.  Heiligtum des Asklepios (oder Asklepieion)
18.  Dionysostheater
19.  Odeon des Perikles
20.  Temenos des Dionysos
21.  Aglaureion

Dionysostheater und Odeon des Herodes Atticus

Bereits beim Dionysostheater waren wir froh, recht früh gekommen zu sein, weil jeder einen Blick auf das wahrscheinlich erste Theater der Welt erwischen möchte. Im 4.Jahrhundert vor Christus hatten bis zu 17.000 Besucher hier Platz, wovon viele einen Sitzplatz mit eingraviertem Namen besaßen. Der noch recht flache Weg führt dann vorbei am Heiligtum des Asklepios und der Stoa des Eumenes bevor es vor dem Odeon des Herodes Atticus eng wird. Er schenkte das Theater im Jahr 161 n. Chr. seiner Heimatstadt und widmete es dem Andenken seiner Frau Regilla. Seit den 1930er Jahren bis heute wird das Theater mit rund 5000 Sitzplätzen wieder bespielt und praktisch alle Größen der Opernwelt und der griechischen Gegenwart sind hier schon aufgetreten.

Seit der Antike sind die Propyläen das Tor zur Akropolis

Hier wird es steiler und enger bis zu den Stufen zu den Propyläen wo auch die Besucher vom Nordeingang dazu kommen und alle die Akropolis durch diesen imposanten Torbau betreten können. Dieser wurde zwischen 437 und 432 v. Chr. errichtet und wegen der schon damaligen ersten Kriegswirren eigentlich nie fertig gebaut. Erst im 12.Jahrhundert wurden vom Bischof von Athen erste diverse Umbauten vorgenommen.

In osmanischer Zeit diente der Propyläenpalast dem Stadtkommandanten als Wohnung. Die Propyläen standen bis 1645 fast unversehrt, als sie durch die Explosion eines Pulvermagazins schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Die Zerstörung der Akropolis-Bauten vollendete schließlich der britische Botschafter in Konstantinopel, Lord Elgin, als er ab 1801 einen Großteil des Skulpturenschmucks des Parthenon sowie eine Kore vom Erechtheion, Reliefs vom Niketempel und andere Teile nach London brachte.

Erst mit Erreichen der Unabhängigkeit Griechenlands 1830 wurde der Tempelberg zur archäologischen Stätte erklärt und so die (oft halboffiziellen) Plünderungen weitgehend unterbunden. Auch alle Bauten, die nicht aus der Antike stammten, wurden entfernt.

In den Jahren 2000 bis 2009 wurden die Propyläen aufwendig restauriert und geben heute mit den Kopien vieler Originale eine sehr gute Vorstellung vom Aussehen in der Antike.

Das „Jungfrauengemach“, der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athena

Nun fällt der Blick natürlich auf den Parthenon in seiner vollen Pracht. Als ich vor fast genau 45 Jahren, im Juli 1980 bei unserer Maturareise das erste Mal davor stand, meinte unser begleitender Geographie-Professor, dass der Tempel in den nächsten 10 Jahren sicher eingerüstet sein werde. Es gibt noch immer ein Gerüst, doch kann man ihn heute schon von 3 Seiten in voller Pracht bewundern.

Der Parthenon wurde mit 46 hohen Säulen und einer langgestreckten Treppe, die zu ihnen hinaufführt, erbaut. Dabei gibt es keine einzige gerade Linie. Die antiken Griechen schafften es mit optischen Täuschungen, den Eindruck geometrischer Perfektion zu erwecken. Tatsächlich wurden die Säulen so gebaut, dass sie in der Mitte leicht nach außen gebogen sind, und auch die Treppen neigen sich an den Enden ganz leicht nach unten.

Obwohl die runden Marmorblöcke, aus denen die Säulen bestehen, alle sehr ähnlich aussehen, entdeckten Archäologen bei Renovierungsarbeiten, als sie versuchten, sie zu rekonstruieren, dass jedes Teil einzigartig war und so gestaltet war, dass es perfekt an eine bestimmte Stelle passte. So konnte wie in einem Riesenpuzzle jeder gefundene Teil wieder exakt an der richtigen Stelle eingebaut werden.

Das ca. 13m hohe Standbild der Athena Parthenos wurde zu Beginn des 5. Jahrhunderts von einem der römischen Kaiser nach Konstantinopel gebracht, wo es später leider verlorenging. Ihr goldenes Gewand wurde aber schon vorher eingeschmolzen, um die Kriegskasse zu füllen. In Nashville, Tennessee, gibt es einen originalgetreuen Nachbau des Parthenon, der ein Modell davon enthält, wie Athene mit ihrem goldenen Kleid ausgesehen haben könnte. Ein kleines Modell, aber ohne goldenes Kleid findet man auch im Akropolis-Museum.

Für mich vollkommen neu war, dass nach der Christianisierung im 5.Jahrhundert im Parthenon eine katholische Kirche entstand, die von den Osmanen 1456 in eine Moschee mit Minarett umgebaut wurde. Aber erst mit dem Beschuss durch die Venezianer im Jahr 1687 wurde der Parthenon wirklich zerstört und bekam das Aussehen, das wir viele Jahre kannten.

Das Erechtheion mit den 6 Karyatiden

Die Vorhalle des Erechtheion ist auf jeden Fall ein Fotomotiv, an dem fast niemand  vorbeigeht, wird sie doch anstelle von Säulen von sechs überlebensgroßen Mädchenfiguren getragen, die als Karyatiden bezeichnet werden. Eine dieser sechs Trägerinnen wurde 1811 ebenfalls vom bereits erwähnten Lord Elgin nach Großbritannien gebracht und befindet sich heute im British Museum. Die verbliebenen fünf wurden Ende des 20. Jahrhunderts durch Nachbildungen ersetzt, um weitere Beschädigungen durch Witterungseinflüsse zu verhindern. Die Originale sind heute im Akropolis-Museum ausgestellt.

Der Nike-Tempel

Nicht nur ich bis jetzt, auch Pausanias Periegetes, „der Perieget“ genannt, ein griechischer Reiseschriftsteller und Geograph, wusste rund 500 Jahre nach der Errichtung dieses kleinen Tempels nicht mehr, dass Nike einer der Aspekte Athenas, dargestellt ohne Flügel, war. Im Volksmund nannte man die Göttin daher Nike apteros („flügellose Nike“) und erzählte die Geschichte, da sie flügellos sei, könne sie den Athenern nicht wegfliegen.

Der Tempel überstand rund 2000 Jahre, bis die Osmanen zuerst ein Pulvermagazin darin errichteten und ihn erst im Jahr 1687 umlegten, um damit die Befestigung der Verteidigungsanlagen der Akropolis gegen die Venezier zu verstärken. 

Nach der Befreiung Griechenlands wurden die Bauteile aus dem Bollwerk geborgen und der Tempel 1836 wieder aufgebaut. Anfang des 20.Jahrhunderts wusste man noch mehr Einzelheiten und hatte neue Bauteile gefunden, dass er nochmals komplett neu errichtet wurde. Von 1998 bis 2010 wurde er ein drittes Mal, jetzt vollständig, neu rekonstruiert, um zeitgemäßere Mittel und Methoden einsetzen und um mittlerweile weitere, als zum Tempel gehörig identifizierte Teile integrieren zu können. Dabei wurden auch einige Gibelteile aus neuem Marmor rekonstruiert und so ein stimmiges Ganzes erreicht.

In der Schule hat mich das antike Griechenland nicht besonders interessiert, heute sind es mehr die großen Zusammenhänge, die mir helfen, Geschichte zu verstehen. Ausserdem sind die technischen Aspekte faszinierend, wie die damaligen Baumeister mit ihren Möglichkeiten solche Bauwerke errichten konnten. Und so kann man sich nur schwer losreissen um diese imposante Anlage zu verlassen.

Unser Audioguide von „getyourguide“ hat auch beigetragen, vieles zu verstehen, wenn es auch bei uns technisch am Handy nicht ganz so einfach geklappt hat, wie es sollte. Darum können wir nur empfehlen so etwas oder Ähnliches mit den Eintritts-Tickets gleich mitzubuchen.

Das neue Akropolis-Museum

Wir können nur empfehlen, das Museum erst nach der Besichtigung der Akropolis zu besuchen, weil es leichter verständlich wird, wo die Exponate in der Anlage hingehören würden. Es wurde 2009 am Fuß der Akropolis eröffnet und bindet das darunter liegende Grabungsfeld aus der Zeit vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. fast vollständig ein.

Es zeigt ungefähr 4.000 Objekte aus der Umgebung der Akropolis. Dabei handelt es sich vor allem um Statuen und architektonische Elemente der Akropolis, die auf einer Fläche von 14.500 Quadratmetern ausgestellt sind. Im Erdgeschoss sind primär Statuen aus der Zeit vor dem Bau des Parthenon zu sehen.

Ein besonderes Highlight ist der dritte Stock, der exakt die Maße und Ausrichtung des Parthenon hat, um den Fries und die 92 ca. 1m hohen Metopen in ganzer Länge und in der originalen Reihenfolge zeigen zu können. Durch die Rundumverglasung ist auch die echte Akropolis allgegenwärtig.

Die Metopen sind die rechteckigen Platten, die die Außenseite dorischer Tempel direkt über der äußeren Kolonnade schmückten. Sie zeigen mythische Kampfszenen, sind aber in unterschiedlichem Zustand oder auch  Rekonstruktionen. Am Parthenon selbst befinden sich aus konservatorischen Gründen nur mehr Kopien.

Nur ein Teil der Metopen der Südseite ist gut erhalten. Das Zentrum dieser Metopenreihe fiel dem Beschuss durch die Venezianer im Jahr 1687 zum Opfer. Die Figuren der Metopen an Ost- und Westseite wurden von bilderstürmenden Christen abgeschlagen und sind heute überwiegend nur noch in Umrissen erkennbar. Auch der schon erwähnte Lord Elgin ließ viele dieser Reliefs ins Britische Museum bringen, andere befinden sich im Louvre und in Kopenhagen. Einige andere Länder haben ihre Exponate rückgeführt, doch diese lehnen derzeit eine Rückgabe an Griechenland ab. Daher wurden davon Gipsabdrücke für das Akropolis-Museum angefertigt.

Trotz allem und möglicherweise auch weil man im Museum näher an die Szenen der Metopen und des Frieses herankommt, ist es umso beeindruckender, auf den ziemlich genau 160 Metern den dargestellten Motiven zu folgen. Dadurch wird einem auch die Dimension des originalen Parthenon noch besser bewußt.

Sonnenuntergang am Kap Sounion

Ein weiteres Highlight war dann die abendliche Busfahrt zum Kap Sounion. Um 20 Euro (2025) startet man beim Denkmal der Melina Mercouri und fährt die Küste entlang zum rund 70km entfernten Poseidon-Tempel.

Nach einem kurzen Photostopp erreichten wir nach nicht ganz 2 Stunden den an der Südspitze Attikas gelegenen Tempel. Um direkt hinzukommen, sind nochmals 20 Euro (2025) Eintritt zu berappen. Das Abendessen im Taverna Panorama davor macht Sinn, ist aber nicht ganz so exquisit wie beworben, aber allein der Blick aufs Meer und den Tempel macht das wett.

Es gibt einen Mythos zur Entstehung des Tempels, nach dem sich Poseidon und Athena um die Schirmherrschaft einer Stadt stritten. So hielten sie auf wunsch der anderen Götter einen Wettstreit ab: Wer der Stadt das nützlichere Geschenk mache, habe gewonnen. Poseidon gab einen Brunnen, der jedoch nur Salzwasser spendete, was die übrigen Götter nicht besonders beeindruckte. Athenas Gabe war der Olivenbaum und damit dessen Holz und Früchte. So wurde Athena die Schutzgöttin der Stadt, die seitdem ihren Namen trägt – Athen. Um Poseidon aber nicht unnötig zu verstimmen, errichtete man ihm den Tempel am Kap Sounion.

Ein weiterer Mythos besagt, dass König Ägeus von Athen sich an dieser Stelle von einer Klippe in den Tod gestürzt haben soll und so Namensgeber für das Ägäische Meer wurde. Sein Sohn Theseus segelte einst nach Kreta, um sich im Kampf dem sagenumwobenen Minotaurus zu stellen. Sollte Theseus bei diesem Kampf ums Leben kommen, sollten bei der Rückkehr des Schiffes schwarze Segel gehisst werden. Als König Ägeus das Schiff mit gehissten schwarzen Segeln erblickte, stürzte er sich aus Trauer um den verlorenen Sohn von den Klippen. Dabei war es nur ein Irrtum, denn der siegreiche Theseus hatte nur vergessen, die schwarzen gegen weiße Segel zu ersetzen.

Der Sonnenuntergang am Kap Sounion, einem der spektakulärsten Aussichtspunkte in Griechenland, gehört neben dem von Oia auf Santorini sicher zu den beeindruckendsten und romantischten zumindest von Europa. So ließen wir uns von der Stimmung verzaubern und genossen den Blick über die vorgelagerten Inseln mit den Lichtspielen der Sonne.

Sofort anschließend ging der Bus zurück nach Athen und ein beeindruckender Tag zu Ende, den wir auf jeden Fall in dieser Form empfehlen können.

Wasser, Wein und E-Bike im Seewinkel

Ein verlängertes Wochenende im Weingut Scheiblhofer in Andau haben wir neben Relaxen, Wein verkosten und hervorragendem Essen auch zum Radfahren genutzt.

Relaxen, Essen, Kosten und Schlafen im Weingut Scheiblhofer

Begonnen hat es ja nicht so besonders, auf der Anfahrt über die A4/Ostauttobahn hat es praktisch nur geschüttet und so war klar, dass der Samstag nur mehr im Wasser, halt nicht von oben, sondern im Pool verbracht werden muss.

Wir hatten zwei Übernachtungen im neuen „The Hang Over“ gebucht, das sind Boutique-Zimmer in einem Neubau am Rand des Weingutes. Seit 2022 gibt es aber auch „The Resort“, ein 4-Stern-Superior Hotel mit 118 Zimmern, einem exklusiven Spa-Bereich mit 4.000 m² und einem hoteleigenes Restaurant.

So buchten wir gleich bei der Ankunft den zwar nicht ganz billigen Eintritt in den Spa-Bereich, der dafür überhaupt nicht  überlaufen mit genügend Liegen und einem schönen Innen- und Außenpool ausgestattet ist. Wir genossen den Tag im Wasser, in der Sauna und auf der Liege bis zum Abend, bis sich langsam der Hunger meldete.

Wir spazierten dann, die jetzt doch aufkommende Abendsonne genießend, einige hundert Meter durch den Ort zum neuen Restaurant „The Quarter“. Die Familie Scheiblhofer hat hier das ehemalige Dorfwirtshaus gekauft und zum stylischen, aber sehr gemütlichen Heurigenrestaurant umgebaut. Uns hat dabei besonders gefallen, dass die einheimische Bevölkerung im Lokal sehr willkommen ist und es daher auch angenommen hat. Das Essen dabei ist bodenständig, aber mit dem gewissen Etwas sehr schmackhaft. Die Bedienung war hier genauso wie das Personal im Resort freundlichst und zuvorkommend.

Die Nacht im fast neuen Zimmer war angenehm und trotz der Nähe zur Hauptstraße sehr ruhig. Das umfangreiche Frühstücksbuffet war einige Meter weiter im Bereich der Weinverkostung angerichtet. Den Wein konnte/musste man noch nicht probieren, dafür gehört der hauseigene Winzersekt zum Frühstück und wurde von der Senior-Chefin persönlich serviert.

Nach der weiter unten beschriebenen Radtour zur Brücke von Andau war am frühen Nachmittag eine Führung durch das Weingut mit anschließender Verkostung angesagt.
Das Weingut besteht aus rund 100 Hektar eigener Rebfläche in den besten Lagen Andaus und zählt damit zu den größten im Burgenland. Und trotzdem werden noch Trauben von rund 200 Hektar zugekauft und verarbeitet. Der „Big John“ des Gründers Johann Scheiblhofer ist jedem Weinkenner in Österreich ein Begriff, aber in der Zwischenzeit hat der Sohn Erich Scheiblhofer übernommen und seine eigene Stilistik entwickelt, die nicht nur mit den Rotweinen, sondern auch mit den Weißwein-Sorten für Spitzenqualität sorgt.

Die Leiterin des Abhof-Verkaufs führte uns von der großen Traubenmühle vorbei an den 60.000l-Stahltanks und den Abfüllmaschinen bis zum Flaschenlager und der Halle mit den Barriquefässern aus amerikanischer Eiche, die nur einmal verwendet werden und dann gekauft werden können. Eine riesige Eventlocation, in der von Hochzeiten über Firmenevents bis zu Fernsehshows alles möglich ist, bildet den Abschluss der wirklich interessant gemachten  Führung.

Die Verkostung als Highlight ist im Hotelaufenthalt inkludiert und verläuft zwanglos, indem man sein Glas nimmt und sich eine Sorte aussucht, die dann die Sommelière einschenkt und erklärt. Probieren und genießen kann man dann am Tisch so lange man will und das nächste Glas holen  will. Sowohl die weißen Sorten als auch die Rotweine laden zum Kauf ein und verringern daheim dann beim Blick aufs eigene Weinregal im Keller die Angst vorm Verdursten.

Das Abendessen haben wir im hoteleigenen Restaurant „Infinity“ reserviert und es war von der Bedienung bis zu den Speisen ein wunderschöner Abend.

Mit dem Fahrrad zur Brücke von Andau

Die Brücke von Andau, über die im November 1956 70-80.000 Menschen während des Ungarn-Aufstands nach Österreich geflüchtet waren, wurde schließlich von gesprengt und von russischen und ungarischen Grenzposten bewacht. Erst im Jahr 1996 wurde sie von österreichischen und ungarischen Soldaten gemeinsam wieder errichtet.

Dieses Denkmal, das laut Homepage von Andau an die unselige Zeit des geteilten Europas erinnert, aber auch Symbol für Hilfsbereitschaft, für Toleranz und Zusammengehörigkeit über alle politischen Grenzen hinweg ist, war unser erstes Ziel am Sonntag, ungefähr 10 km außerhalb  des Ortes. Was wir als Bürger innerhalb Österreichs nicht bedachten, war das Kürzel „MKS“. Es gab auf einmal neben dem Weg eine Sperrzone wegen der Maul- und Klauenseuche und der Zugang zur Brücke war ebenfalls verboten. So fuhren wir den gleichen Weg, den Eurovelo 13 wieder zurück und beachteten die Kunstwerke mehr als am Hinweg. Dieser „Skulpturenpark an der Fluchtstraße“ aus rund 90 Figuren entstand 1992 bis 1996 während internationaler Künstlersymposien auf österreichischer und ungarischer Seite.

Da wir trotz vieler Fotostopps zu früh wieder zurück im Ort waren, fuhren wir den EV13 noch Richtung Schloss Halbturn weiter, kehrten aber wegen unseres Hungers auf halbem Weg um, damit wir noch etwas essen konnten und nicht zu spät zur Weinkost kommen. Wir hatten etwas außerhalb von Andau den „Tauber am See“ entdeckt, den wir ebenfalls probieren wollten und daher dort hin fuhren. Hier werden hauptsächlich regionale Ausgangsprodukte zu herrlichen Gerichten verkocht, vom Steak über Fisch bis zur Pizza gibt es alles in super Qualität in einem coolen Ambiente.

Dann hieß es zurück zu radeln, da wir uns vor der Weinkost noch umziehen wollten.

Route in Komoot

Um den Zicksee und die Lange Lacke

Nach dem Frühstück am Montagmorgen und dem Check-Out luden wir die Räder aufs Auto und fuhren nach St.Andrä am Zicksee um von dort unsere Montags-Tour zu starten.

Der See war 2022 und 2023 vollständig ausgetrocknet, hat sich aber seit 2024 durch Niederschläge und eingepumptes Grundwasser wieder etwas erholt und die Vogelwelt ist wieder zurückgekehrt und genießt wieder den angestammten Platz. Auch wir schauten und fotografierten, wenn auch nicht so professionell wie so manche Vogelbeobachter aus halb Europa.

Dann fuhren wir am Südufer entlang, teilweise dem Lackenradweg B20 folgend ans Südufer der Langen Lacke und auf einem Feldweg nördlich an Apetlon vorbei bis Illmitz wo wir bei einem Bauern frisch gestochene Spargel zum Mitnehmen kauften. Weiter ging es einige Kilometer nach Norden bis wir Richtung östliche Spitze der Langen Lacke abbogen, um dann zum Großteil den gleichen Weg zurück zum Zicksee zu nehmen. Nach rund 31 Kilometern und 30 Höhenmetern gab es noch ein Mittagessen im Gasthaus Seeblick bevor es wieder mit dem Auto nach Hause ging.

Route in Komoot

Vorsicht ist am Motorrad nicht nur die Mutter der Porzellankiste

Gleich die erste kleine Motorradrunde zeigte auf, was so an Vorkommnissen möglich ist. So geballt kommt es Gott sei Dank nicht immer.

Die erste Ausfahrt von rund 120 km mit dem Motorrad am Karsamstag war genau genommen nur die Überstellung vom Winterquartier ins heimatliche Carport, daher freute ich mich schon auf eine richtige Ausfahrt.

Ich hatte einige Stunden und so startete ich wie fast jedes Jahr von Hernstein über den „Hart“ Richtung Piesting. Das ist nicht nur meine erste Teststrecke im Jahr, um zu sehen, ob die Haarnadelkurven und Serpentinen noch funktionieren.

Sie wird auch von diversen Motorredaktionen für Autotests und von der Crew von 1000PS immer wieder für Motorrad-Videos genutzt.

Schon auf den ersten 20 Kilometern kam fast alles vor, was in einem Motorradjahr so passieren kann. Den Beginn machte gleich ein Auto im Schritttempo, wo nicht klar war, bleibt es stehen, oder biegt es links oder rechts ab, ein typischer Fall, wo man erraten muß, was der Fahrer will und um dann den Zeitpunkt ohne Gegenverkehr sofort nutzen zu können.

Das nächste war ein Reh, das 100 Meter vor mir bei einer Walddurchfahrt über die Straße wechselte. Ein weiteres folgte dann aber doch nicht, wobei es hilfreich ist, daran zu denken, daß es doch so sein könnte.

Am Ortseingang von Piesting war dann eine Baustelle mit roter Ampel, was an sich nichts Besonderes ist. Nur hängt dort die Straße relativ stark nach rechts, was in ähnlichen Situationen in den letzten Jahren wegen meiner kaputten linken Hüfte etwas Planung erforderte, damit ich nicht das volle Gewicht auf den linken Fuß bekam. Nun ist das mit dem neuen Hüftgelenk kein Problem mehr, einfach den linken bergseitigen Fuß runterstellen ohne Schmerz, das Leben kann schön und einfach sein! Den rechten Fuß zuerst hinunter zu stellen, wäre fatal, der geht in so einer Situation in Leere, dabei sind schon manche umgefallen.

Dann fuhr ich auf der kurvenreichen Bundesstraße mit viel Gegenverkehr bald auf eine lange Autokolonne hinter einem LKW-Zug auf, der trotz seines extrem geringen Tempos von den Autos nur sehr schwer zu überholen war. Hier habe ich mir sicher bei den Autofahrern nicht nur Freunde gemacht, wenn ich mich beim nach vorne Hüpfen hineingezwängt habe, aber es klappte dann doch und ich war noch vor der nächsten Ortstafel vor dem LKW.

Dann freute ich mich schon auf die schmale enge Straße über die Haselrast, die zwischen Gutenstein und Rohr am Gebirge landschaftlich wunderschön eingebettet ist. Ich stellte aber im steileren Teil rasch fest, daß noch recht viel Sand auf dem Asphalt lag, was ja mit etwas Gefühl mit einem immer wieder zuckenden Hinterrad zu bewältigen ist. Wenn aber das Vorderrad in den Kurven dabei ein Eigenleben entwickeln will, zwingt es doch zu langsamerer Fahrweise. Das haben zwei entgegenkommende Kollegen anscheinend bei der Talfahrt noch mehr gespürt.

Und dann dachte ich, einige Ölflecken an einer weiteren Baustelle wären dann nur mehr die letze Draufgabe, bis ein Kleinbus in einer nicht einsehbaren Rechtskurve zu einem Drittel über der Mittellinie daher kam und die Regel, speziell an unübersichtlichen Stellen möglichst in der rechten Hälfte des eigenen Fahrstreifens zu bleiben, wieder unter Beweis stellte.

Fazit

Schön war es trotzdem und Spaß haben die rund 145 Kilometer dieser Runde (hier in Kurviger) auch gemacht, die nach einem kleinen Abstecher über die Höllentalstraße durch Schwarzau noch durchs Klostertal zurück nach Gutenstein, den Ascher und entlang der Hohen Wand über Stollhof und Dreistetten vorbei an der Ruine Starhemberg wieder ins Piestingtal und in der anderen Richtung über den Hart nach Hause führte.

Und doch: Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern auch die Versicherung eines Biker-Lebens. Wir müssen immer die Chance haben, die Fehler der anderen Verkehrsteilnehmer zu korrigieren und rechtzeitig darauf zu reagieren. Ich habe darum speziell am Motorrad für mich beschlossen, lieber einmal zu oft den Vertrauensgrundsatz nicht anzuwenden.

Auch das Lesen des Fahrbahnbelages vor uns hilft, genauso wie ein regelmäßiger Blick links und rechts neben die Straße, Gefahrensituationen zu begegnen, weil sie uns nicht mehr so leicht überraschen.

ÖAMTC Aktiv Training

Auch wenn die Haarnadelkurven schon wieder fast so gut funktionieren, wie sie sollen habe ich mich nach einigen Jahren wieder einmal zum Motorrad-Aktiv-Training beim ÖAMTC angemeldet und mit viel Spaß und manchem Aha-Erlebnis am 1.Mai am Fahrtechnikzentrum Teesdorf absolviert. Unser Instruktor Philipp hat uns dabei mit viel Engagement wieder zu aufmerksamen, die eigenen Grenzen erkennenden Bikern erzogen, die viele Situationen mit der wieder aufgefrischten Fahrtechnik besser meisten sollten. Daß wir am Schluss die neuesten Honda-Modelle testen konnten, war eine schöne Draufgabe.