Quer durch Österreich über den Drehort der „Bergretter“ bis zum Fuß des Großglockners verlief die erste Tagesetappe auf meinem Weg in die Schweiz. Was ich dabei gesehen und erlebt habe, erzähle ich im ersten Teil dieser Blog-Serie.
Von Enzesfeld bis Fusch an der Glocknerstraße
Ursprünglich hatte ich ja meine Reise in die Schweiz von Dienstag bis Samstag geplant und freute mich schon, dass es nicht so heiß wie in der Woche davor sein sollte. Als aber der Sonntagabend mit einem Gewitter begann und der Starkregen auch am Montag nicht enden wollte, beschloss ich den Start auf Mittwoch zu verschieben.
Booking.com ließ mich bis auf ein Hotel im Trentino alle umbuchen und jetzt weiß ich, dass ich in Zukunft auf Storno bis zum letzten Tag achten werde. Das ist zwar Lehrgeld, daß weh tut, aber andererseits hatte ich die Chance, am Mittwoch nicht mehr nass zu werden. Und diese Chance nützte ich.
Im Lauf des Dienstags, der komplett verregnet war, kamen dann die Nachrichten von 30 cm Neuschnee am Stelvio (Stilfser Joch) und dann auch noch vom Großglockner mit 20 cm. Den sollte ich dann von meinem Quartier in Fusch an der Glocknerstraße am Mittwoch Abend auch noch sehen.
Aber alles der Reihe nach. Der Regen hatte daheim in der Nacht aufgehört und so waren die Straßen zumindest trocken. Um der Baustelle auf der Autobahn auszuweichen, fuhr ich bis Neunkirchen die gewohnten kleinen Straßen und von dort auf der Semmering-Schnellstraße bis Mürzzuschlag und dann über Neuberg an der Mürz und das Niederalpl bis Gußwerk. Hier bog ich ins Salzatal auf der Hochschwab-Bundesstraße Richtung Wildalpen ab. Diese Straße ist allen zu empfehlen, die gerne flotte langgezogene Kurven in einer wunderschönen Landschaft fahren.
Nach einem kurzen Stück auf der B25 bog ich nach Palfau ab, den Autos folgend, die dort die Rafter und Paddler aus der Salza wieder aufnahmen. Weiter ging es über den Erbsattel bis kurz vor St.Gallen links die Burgruine Gallenstein herunterblickte. Sie war vom 13. bis Ende des 19. Jahrhunderts Fluchtburg und Verwaltungssitz de 1074 gegründeten Stiftes Admont. Um die Dachsteuer einzusparen, wurde wie bei vielen anderen Burgen, z. B. auch der Burgruine Rauhenstein in Baden, 1832 das Kupferdach abgedeckt und die Burg dem Verfall überlassen. So entstand die jüngste Burgruine der Steiermark.
Weiter ging es über den Buchauer Sattel und dem Vorschlag der Kurviger App auf der Passhöhe einer kleinen Seitenstraße folgend hinunter Richtung Benediktinerstift und der größten Klosterbibliothek der Welt, für das ich heute keine Zeit hatte.
Auf der Gesäusestraße, wo von weitem die Wallfahrtskirche Frauenberg herunterblickte, die ich 2016 besucht hatte, fuhr ich weiter nach Liezen. Von damals stammen auch die vier nachfolgenden Fotos.
Um der eintönigen und stark befahrenen Ennstal-Bundesstraße auszuweichen, fuhr ich in Liezen links weg, vorbei am Fliegerhorst Fiala Fernbrugg in Aigen über kleine Landesstraßen bis Prüggern. Kurz vor Haus im Ennstal ging es dann gleich wieder weg und hinauf Richtung Ramsau am Dachstein. Direkt an der Straße, auf der Gemeindegrenze Haus–Ramsau, steht der Trutstein, ein etwa 10 m hoher isolierter Felsturm.
Bald danach befindet sich seit 1434 die älteste die älteste Lodenwalke der Welt, die sicher auch interessant zu besichtigen gewesen wäre. Ramsau am Dachstein ist auch seit 2009 der Hauptschauplatz und Drehort für die ZDF-Fernsehserie „Die Bergretter“. Es ist aber auch der Einstieg in die Dachstein Südwand und Talstation der Panoramagondel auf den Dachstein.
Der nächste Ort Filzmoos liegt bereits im Bundesland Salzburg. Von dort ist es nicht mehr weit nach Eben im Pongau, von wo die landschaftlich recht schöne B99 bis Bischofshofen führt.
Nach einem Tankstopp leitete mich mein Navi entgegen meiner Planung am PC daheim, auf die B311 und St.Johann im Pongau statt über Mühlbach am Hochkönig und Dienten. Aber wer weiß, wofür es gut war,es begann nämlich nun wirklich zu regnen und ich war froh, auf dem schnellsten Weg noch trocken mein Quartier in Fusch an der Glocknerstraße zu erreichen.
Dem Bergweltklischee folgend gab es nach einem kleinen Fußmarsch in den Ort zum Abendessen im Hotel Römerhof noch ein Wildererpfandl.
Das slowenische Bled mit dem schönen See mit der Kirche auf einer Insel stand schon längere Zeit auf meiner Wunschliste. Nun hat sich kurzfristig die Gelegenheit ergeben, gemeinsam mit einigen Freunden dorthin zu fahren. Sie hatten eine größere Tour geplant, ich musste aber aus Zeitgründen am 2. Tag wieder zurück. Davon erzähle ich in diesem Blog.
Das sollte dem Spaß keinen Abbruch tun und so wurde das Treffen in einem Kaffeehaus in St.Michael in der Obersteiermark vereinbart. Der Ort ist den Autofahrern und den Hörern des Ö3 Verkehrsdienst als Knoten St.Michael bekannt.
Die Freunde kamen aus dem Ötscherland über Eisenerz und den Präbichl, ich über den Semmering und das Murtal. Die Wettervorhersagen der verschiedenen Apps waren sich einig, es würde am Vormittag regnen und wir würden früher oder später auf jeden Fall einmal naß werden.
Der Regen schien der Begleiter des Tages zu werden
Ich startete in der Früh bei Sonnenschein, aber bei Neunkirchen war der Semmering hinter einer grauen Wand verschwunden. So beschloss ich, bei einem Supermarkt in Voraussicht in die Regenkombi zu schlüpfen. Nach einigen Minuten Herumwursteln ging es weiter auf die Semmering-Schnellstraße und ich wollte in der Tunnelkette so viele Kilometer wie möglich im Trockenen absolvieren. Je näher ich zu Gloggnitz kam, desto mehr kam der Berg aus den Wolken heraus und so beschloss ich, doch über den Semmering zu fahren.
Ich hatte recht, es regnete am Weg hinauf nicht, aber hinunter wurde das Nieseln stärker und ich fuhr in Steinhaus wieder auf die Autobahn auf und gleich in den ersten Tunnel ein. Nach der Tunnelkette bis Mürzzuschlag war es schon wieder fast trocken und so beschloss ich, in Bruck an der Mur wieder auf die Bundesstraße zu wechseln und das letzte Stück wieder mehr zu genießen.
Ich war dann früher als geplant am Treffpunkt in St.Michael, weil ich mehr Autobahnkilometer als ursprünglich geplant hatte. Auch meine Kleidung war schon wieder komplett trocken. Jetzt entdeckte in unserer WhatsApp-Gruppe die Nachricht, dass die Freunde wegen des starken Regens im Ötscherland erst eine Stunde später losgefahren sind. So verkürzte ich mir die Wartezeit neben Kaffee auch mit den aktuellen Tageszeitungen.
Trocken durch die Steiermark und Kärnten
Dann trafen die Freunde ein und waren froh, die Regenkombis ausziehen und sich anwärmen zu können. Sie sind bis kurz vor unserem Treffpunkt im Regen gefahren, es hat bis weit nach dem Präbichl noch geregnet. Nach einem Kaffee war die Welt aber wieder in Ordnung und es konnte weitergehen.
Wir fuhren jetzt in einer Gruppe von 4 Motorrädern weiter gegen Süden bis wir kurz vor Judenburg auf die B78 über den Obdacher Sattel umschwenkten. Weiter ging es dann auf der B70 durch Wolfsberg bis Völkermarkt, wo wir dann endlich am Hauptplatz ein Café ansteuerten und sich alle über den Kaffee und ein Eis freuten.
Von der Altstadt sind es nur ein paar Serpentinen den Berg hinunter zur Brücke über den Völkermarkter Drau-Stausee und zur B82 ins Vellachtal und Bad Eisenkappel, wo wir 2023 auf Kur waren. Bald nach dem Kurhotel stieg die Straße an und die wirklich genialen Kurven neben dem rauschenden Wildbach wurden mehr und mehr bis hinauf zur Grenze zu Slowenien am Seeberg-Sattel, wo natürlich ein Photostopp notwendig war.
Einige Blicke in den Himmel auf slowenischer Seite und dann ein Blitz mit Donner machten uns rasch klar, dass die Regenkombis auf jeden Fall notwendig sein würden. Aus dem Gewitter wurde dann zwar nichts, aber der Regen allein genügte auch.
Wir konnten die Serpentinen der slowenischen Seebergseite gar nicht wirklich genießen, da es einfach notwendig war, entsprechend langsam zu fahren. Und so dauerte es noch gut eineinhalb Stunden, bis wir unsere „Penzion Union“ im Zentrum von Bled erreichten. Die Motorräder konnten wir in der Tiefgarage parken und rasch die einfachen, aber sehr sauberen Zimmer beziehen und nach einer heißen Dusche marschierten wir die gut 150 Meter hinunter zum See.
Bled süß und mit Aussicht
Und weil wir so brav gefahren waren, riss die Wolkendecke dann immer mehr auf und sogar die Sonne kam nochmals heraus, wenn es auch relativ kühl blieb und wir unser Steak im Restaurant „Kavarna Park“ direkt am See dann doch lieber im Innenbereich genossen. Die berühmten Bleder Cremeschnitten am originalen Entstehungsort ließen wir uns dann auch nicht entgehen.
Fußmarsch um den See
Die Abendstimming war malerisch und wir wollten nach den vielen Kalorien einerseits unser Gewissen beruhigen und andererseits nach einem doch recht langen Motorradtag noch etwas Bewegung machen. Da passte die Runde um den See sehr gut.
Die berühmte Insel Blejski otok mit der Kirche der Muttergottes am See ist auf dem rund 6 km langen Rundweg von fast überall gut zu sehen und natürlich ein wichtiges Fotomotiv.
Es fielen uns aber auch zwei Bojenreihen auf, die wir scherzhaft als Markierungen für den Pfarrer auf seinem Weg zur Inselkirche bezeichneten. Sie haben aber einen profaneren Sinn, weil am See das slowenische Ruder-Leistungszentrum beheimatet ist. Die zugehörige Ruderwettkampfstrecke ist mit dem sogenannten Albano-System aus einer Bojenkette im Abstand von rund 10 Metern ausgestattet.
Abschied von den Freunden und Rückfahrt
Nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege, die Freunde fuhren weiter Richtung Italien, während ich nochmals einen Fotostopp am See einlegte, bevor ich wieder die Heimfahrt antrat. Dabei entdeckte ich die Pletna, ein Holzboot mit einer Art Markise, dessen Name sich von den Plätten im Salzkammergut ableitet.
Die Basilika Maria Hilf in Brezje
Nach einem kurzer Tankstopp außerhalb von Bled fuhr ich auf der Bundesstraße mehr oder weniger parallel zur Autobahn noch ein Stück gegen Süden um zur Kreuzung zum Loiblpass zu kommen. Dabei tauchte an einem Kreisverkehr die Basilika Maria Hilf in Brezje an der linken Seite auf. Dieses slowenische Nationalheiligtum wollte ich mir noch kurz ansehen. Die rechte Seitenkapelle in der Basilika, ist die eigentliche Kapelle zur Muttergottes und damit der Mittelpunkt des Wallfahrtsorts Brezje.
Ich kam gerade in die Kirche, als dort eine Andacht für Pilger abgehalten wurde und so konnte ich nur einige wenige Fotos machen. Papst Johannes Paul II., dessen Statue vor der Kirche auffällt, weihte die Kirche des hl. Veit im Jahr 1988 zur Basilika. Auf das angeschlossene angeblich interessante Krippenmuseum musste ich leider verzichten, da es nur am Wochenende geöffnet ist.
Zurück nach Österreich über den Loiblpass
Ich erreichte nach weniger als einer halben Stunde und einigen kurzen Serpentinen die Einfahrt zum Scheiteltunnel des Loiblpasses und machte noch einen Blick zurück auf die imposante slowenische Bergwelt. Dieser Tunnel wurde unter unmenschlichen Bedingungen im 2.Weltkrieg mehrheitlich von KZ-Häftlingen aus Mauthausen errichtet, an die ein Denkmal beim ehemaligen Lager auf slowenischer Seite kurz vorher erinnert.
Beim österreichischen Grenzübergang kurz nach dem 1570m langen Tunnel hatte ich die erste Passkontrolle innerhalb der EU seit vielen Jahren und durfte einreisen. Ein Stück weiter betreibt das Bundesheer eine Grenzsicherungsstelle am Zugang zu einer ehemals geheimen Bunkeranlage.
Auf der weiteren Strecke Richtung Ferlach befindet sich die etwa 2km lange Tscheppaschlucht mit ihrem 26 Meter hohen Wasserfall. In Ferlach fuhr ich an der Fabrik der Glock Pistolen vorbei Richtung Zell-Pfarre und weiter zum Schaida-Sattel, den ich bereits bei meinem Kuraufenthalt 2023 kennengelernt hatte.
Bald danach kam rechts die Abzweigung z6r Trögerner Klamm, durch die wir damals mit den Fahrrädern bis zur sehenswerten Trögener Kirche fuhren. Beim Gasthaus Kovac musste ich mir natürlich wieder den Kärntner Nudelteller gönnen, der mir bereits 2023 so geschmeckt hatte. Eine weitere Spezialität sind die Obir-Forellen, die eine Radlergruppe am Nebentisch genoss.
Kunst- Hängebrücke und Museum direkt an der Strecke
Weiter führte mich dann mein Weg durch die Ebriach-Schlucht hinaus nach Bad Eisenkappel und bis Sittersdorf, wo die B82 Richtung Lavamünd abzweigte. Auf ungefähr halber Strecke zwischen Bleiburg und Lavamünd steht die Hängebrücke Santa Lucia, die ich gerade noch rechtzeitig beim Vorbeifahren entdeckt hatte. Hier können Radfahrer in den vorbeiführenden Drau-Radweg oder den 23km langen Kunst-Radweg einsteigen. So könnten eine Reihe von Kunstwerken besichtigt werden, mir genügten vorerst die Brücke, die Skulptur „Landmark“ und die „Himmelstiege“ am anderen Ufer des Feistrizbachgrabens. Dieser wird in 60m Höhe mit einer Spannweite der Brücke von 140m überquert. Der Name der Brücke ist von der nahe gelegenen Kirche St.Luzia abgeleitet.
Rund 5km weiter gab es gleich das nächste Highlight an der Strecke. Der futuristische Bau des Museum Liaunig mit einer riesigen privaten Kunstsammlung lag direkt links fast über der Straße, für mich wurde es aber zeitlich zu knapp, hier nochmals mindestens eine Stunde zu halten, das wäre ein Minimum für mich in einem solchen Museum. So habe ich wieder ein Ziel für eine weitere Ausfahrt mit dem Motorrad oder während einer Radtour an diesem Teil des Drauradweges.
Ab in die Steiermark
Gleich nach Lavamünd zweigt die B69 ab, das ist die österreichische Version der „Route 69“ in den USA und führt von Lavamünd in Kärnten über die Soboth in die Steiermark bis nach Bad Radkersburg. Nun ging es hinauf auf den Lorenzenberg, wo ich bei der kleinen Kirche zur Hl.Helena und Maria Magdalena einfach stehen bleiben musste. Die Aussicht hinunter ins Lavanttal bei St.Paul ist zu wunderschön.
Die Kurven brachten mich dann hinunter und wieder hinauf auf die 1350m hohe Soboth, so macht Motorradfahren Spaß. Bald kam ich am Soboth Stausee vorbei, über dessen Stauwall die Straße weiter nach Eibiswald führt.
Leibniz an der Umleitung
Dort verließ ich die B69 und es ging quer durch das Südsteirische Weinland über Gleinstätten recht unspektakulär und mit gar nicht so viel Verkehr vorbei am Sulmsee und dann auf einmal hinein in eine Umleitung, im Schritttempo hinter einem Autobus über und um den Seggauberg. Kaum war ich erleichtert wieder auf der Hauptstraße, kam die nächste Umleitung, jetzt durch das Ortszentrum von Leibniz. Hier kam die Rettung in Form des Gastgartens eines Kaffeehauses am Hauptplatz. Mit dem Motorrad kann man ja recht problemlos direkt vor dem Eingang parken. Ein Eiskaffee im Schatten entschädigte jetzt für das kilometerlange Schritttempo.
Alte Autos und eine Hexenburg
Frisch gestärkt schlängelte ich mich aus der Stadt hinaus, unter der Autobahn A9 bei Gralla durch nach Wolfsberg im Schwarzautal und Gnas bis auf die B66, wo ich kurz vor Feldbach an der Nostalgiewelt Posch, einem privaten Oldtimer-Museum, vorbeikam. Und wieder kommt ein weiterer Punkt auf der Bucketlist dazu…
Nach Feldbach schwang ich mich über kleine Sträßchen, bis die Riegersburg in voller Pracht im abendlichen Sonnenlicht auftauchte. Ein kleiner Stopp für ein paar Fotos war hier nochmals angesagt.
Dann fuhr ich weiter bis Ilz, wo ich den Motorradtank nochmals auffüllte und in Anbetracht der Zeit auf die Südautobahn auffuhr und so die letzten 100km über den Wechsel ohne Umwege absolvierte.
Ein schöner Kurztrip mit immerhin fast 800 Kilometern ging so zu Ende, mit ein bisschen Neid auf die Freunde, die in den Tagen danach neben der Slowenischen Grenzkammstraße im Regen noch das Frizzante-Dorf Valdobbiadene, die Schauderterrasse in Tremosine oberhalb des Gardasees und die Kaiserjägerstraße besuchten. Ich habe mich trotzdem sehr gefreut, dass ich ein Stück mitfahren durfte!
Gleich die erste kleine Motorradrunde zeigte auf, was so an Vorkommnissen möglich ist. So geballt kommt es Gott sei Dank nicht immer.
Die erste Ausfahrt von rund 120 km mit dem Motorrad am Karsamstag war genau genommen nur die Überstellung vom Winterquartier ins heimatliche Carport, daher freute ich mich schon auf eine richtige Ausfahrt.
Ich hatte einige Stunden und so startete ich wie fast jedes Jahr von Hernstein über den „Hart“ Richtung Piesting. Das ist nicht nur meine erste Teststrecke im Jahr, um zu sehen, ob die Haarnadelkurven und Serpentinen noch funktionieren.
Sie wird auch von diversen Motorredaktionen für Autotests und von der Crew von 1000PS immer wieder für Motorrad-Videos genutzt.
Schon auf den ersten 20 Kilometern kam fast alles vor, was in einem Motorradjahr so passieren kann. Den Beginn machte gleich ein Auto im Schritttempo, wo nicht klar war, bleibt es stehen, oder biegt es links oder rechts ab, ein typischer Fall, wo man erraten muß, was der Fahrer will und um dann den Zeitpunkt ohne Gegenverkehr sofort nutzen zu können.
Das nächste war ein Reh, das 100 Meter vor mir bei einer Walddurchfahrt über die Straße wechselte. Ein weiteres folgte dann aber doch nicht, wobei es hilfreich ist, daran zu denken, daß es doch so sein könnte.
Am Ortseingang von Piesting war dann eine Baustelle mit roter Ampel, was an sich nichts Besonderes ist. Nur hängt dort die Straße relativ stark nach rechts, was in ähnlichen Situationen in den letzten Jahren wegen meiner kaputten linken Hüfte etwas Planung erforderte, damit ich nicht das volle Gewicht auf den linken Fuß bekam. Nun ist das mit dem neuen Hüftgelenk kein Problem mehr, einfach den linken bergseitigen Fuß runterstellen ohne Schmerz, das Leben kann schön und einfach sein! Den rechten Fuß zuerst hinunter zu stellen, wäre fatal, der geht in so einer Situation in Leere, dabei sind schon manche umgefallen.
Dann fuhr ich auf der kurvenreichen Bundesstraße mit viel Gegenverkehr bald auf eine lange Autokolonne hinter einem LKW-Zug auf, der trotz seines extrem geringen Tempos von den Autos nur sehr schwer zu überholen war. Hier habe ich mir sicher bei den Autofahrern nicht nur Freunde gemacht, wenn ich mich beim nach vorne Hüpfen hineingezwängt habe, aber es klappte dann doch und ich war noch vor der nächsten Ortstafel vor dem LKW.
Dann freute ich mich schon auf die schmale enge Straße über die Haselrast, die zwischen Gutenstein und Rohr am Gebirge landschaftlich wunderschön eingebettet ist. Ich stellte aber im steileren Teil rasch fest, daß noch recht viel Sand auf dem Asphalt lag, was ja mit etwas Gefühl mit einem immer wieder zuckenden Hinterrad zu bewältigen ist. Wenn aber das Vorderrad in den Kurven dabei ein Eigenleben entwickeln will, zwingt es doch zu langsamerer Fahrweise. Das haben zwei entgegenkommende Kollegen anscheinend bei der Talfahrt noch mehr gespürt.
Und dann dachte ich, einige Ölflecken an einer weiteren Baustelle wären dann nur mehr die letze Draufgabe, bis ein Kleinbus in einer nicht einsehbaren Rechtskurve zu einem Drittel über der Mittellinie daher kam und die Regel, speziell an unübersichtlichen Stellen möglichst in der rechten Hälfte des eigenen Fahrstreifens zu bleiben, wieder unter Beweis stellte.
Fazit
Schön war es trotzdem und Spaß haben die rund 145 Kilometer dieser Runde (hier in Kurviger) auch gemacht, die nach einem kleinen Abstecher über die Höllentalstraße durch Schwarzau noch durchs Klostertal zurück nach Gutenstein, den Ascher und entlang der Hohen Wand über Stollhof und Dreistetten vorbei an der Ruine Starhemberg wieder ins Piestingtal und in der anderen Richtung über den Hart nach Hause führte.
Und doch: Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern auch die Versicherung eines Biker-Lebens. Wir müssen immer die Chance haben, die Fehler der anderen Verkehrsteilnehmer zu korrigieren und rechtzeitig darauf zu reagieren. Ich habe darum speziell am Motorrad für mich beschlossen, lieber einmal zu oft den Vertrauensgrundsatz nicht anzuwenden.
Auch das Lesen des Fahrbahnbelages vor uns hilft, genauso wie ein regelmäßiger Blick links und rechts neben die Straße, Gefahrensituationen zu begegnen, weil sie uns nicht mehr so leicht überraschen.
ÖAMTC Aktiv Training
Auch wenn die Haarnadelkurven schon wieder fast so gut funktionieren, wie sie sollen habe ich mich nach einigen Jahren wieder einmal zum Motorrad-Aktiv-Training beim ÖAMTC angemeldet und mit viel Spaß und manchem Aha-Erlebnis am 1.Mai am Fahrtechnikzentrum Teesdorf absolviert. Unser Instruktor Philipp hat uns dabei mit viel Engagement wieder zu aufmerksamen, die eigenen Grenzen erkennenden Bikern erzogen, die viele Situationen mit der wieder aufgefrischten Fahrtechnik besser meisten sollten. Daß wir am Schluss die neuesten Honda-Modelle testen konnten, war eine schöne Draufgabe.
Mein Name ist Reinhold und ich habe als Pensionist diesen Blog gestartet. Warum das auch ein Jahr später noch Spaß macht und ich euch mitnehmen möchte, erkläre ich euch hier mit einem kleinen Ausblick.
Anfang April 2025
Mittlerweile ist es mehr als ein Jahr her, daß ich meine neue „Karriere“ als Blogger gestartet habe. In dieser Zeit ist mein Respekt für professionelle Influencerinnen und ihre männlichen Pendants fast ins Unermessliche gestiegen, weil ich jetzt weiß, wieviel Aufwand dahinter steckt.
WordPress, mit dem ich meine Seite hier gestalte, ist per se kein so schnelles Medium wie Instagram oder TikTok, was mir mehr entspricht, weil ich genau diese Reaktionsgeschwindigkeit nach 20 Jahren Consulting-Berufsleben nicht mehr möchte. Und da ich meine Stimme nicht hören mag und mich in Filmen und seien sie noch so kurz, auch nicht sehen mag, fallen diese für die Kürze noch aufwendigeren Medien für mich ja weg.
Spaß schließt Qualität nicht aus
Ich habe seit meinem Start am 11.März 2024 rund 100 Blogs geschrieben (für die, die nachzählen: Anfang April 2025 waren es 91 veröffentlichte und rund 10 in der Entwurfsphase) und der Aufwand ist größer als ich zu Beginn dachte. Aber wenn man den Anspruch an ein gewisses Niveau hat und ohne KI auskommen will (ja, diese Option gibt es noch immer), ist man auch als „Nano-Influencer“ ohne finanzielle Interessen recht beschäftigt.
Dann braucht es auch eine gewisse Zeit, die Dinge vorher zu erleben, über die ich dann schreibe (oder auch nicht), und ein bisschen Recherche schadet dem Inhalt auch nicht. Was ich aber versprechen kann, daß die Bilder in den Beiträgen zu 99% nicht nachbearbeitet sind, weil es mir einerseits zu aufwendig ist und andererseits so authentischer bleibt.
Ausblick auf die nächsten Inhalte und Themen
Die Themen werden sich auch im zweiten Jahr nicht ändern, meine Palette ist ja sowieso recht groß, wie ihr in den Drop-Down Menüs sehen könnt. Das entspricht zwar nicht immer den Regeln eines erfolgreichen Blogs, aber ich möchte mich da nicht einschränken, auch um zu zeigen, daß Pensionisten oder Rentner breite Interessen haben können, wenn sie wollen.
Ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ist meine Operation für ein neues Hüftgelenk. Hier möchte ich mit meinen Erfahrungen und Erlebnissen helfen, Ängste und Vorbehalte abzubauen. Den Blog dazu gibt es nach Ostern zu lesen.
Die Indien-Tagebücher aus dem Jahr 2007 werden mit Ende April/Anfang Mai 2025 zu Ende sein, dafür wird etwas später unter dem Motto „Vom Lochstreifen zur KI “ eine Serie zu meinen mehr als 40 Jahren in der Welt der Computer kommen.
Kleine Verbesserungen gibt es natürlich auch: Die Links werden wo immer möglich, direkt in den Text eingebaut, so erspart man sich das fortführende Suchen.
Nicht nur für Pensionstinnen und Pensionisten
Auch wenn es der Blogname suggeriert, schreibe ich nicht nur für Pensionstinnen und Pensionisten, sondern für alle, die interessiert an neuen Orten sind, egal ob mit Motorrad oder E-Bike erreicht, gerne ins Museum oder eine Ausstellung mitgenommen werden oder so manche Gedanken nachverfolgen mögen.
In diesem Sinn freue ich mich über viele Followerinnen und Follower, noch mehr Leserinnen und Leser und auch Abonnentinnen und Abonnenten, frei nach dem Motto der Mel in den Videos von Wolf im Youtube-Channel Wolfs Bike on Tour TV: „Es kost‘ nix und den Reinhold freut’s!“
Und über den einen oder anderen Kommentar freue ich mich natürlich auch!
Einfach unten die E-Mail Adresse eingeben und auf Abonnieren drücken, oder hier den NEWSLETTER anfordern!
Heute, am ersten Montag meines neuen Pensionsjahres, möchte ich gerne meine Erfahrungen und Erfolge mit euch teilen. Interessanterweise fällt mit kein Misserfolg ein, als einzig Negatives habe ich die für mein Gefühl recht häufigen Arztbesuche in Erinnerung. Aber auch hier gibt es für mich Positives, weil jetzt mein Hüftproblem bald gelöst sein sollte.
Zum Pensionsantritt
Ich dachte mir, daß ich keine Abschiedsparty mache, sondern mich mit einem Heurigenumtrunk bei einigen Kolleginnen und Kollegen, die mich lange begleitet haben oder mit denen ich in letzter Zeit nahe zusammengearbeitet habe, an meinem ersten Pensionstag am 1. Dezember bedanke und so in die neue „Freiheit“ starte. So konnte ich mich von so manchen ehemaligen und aktuellen Managern und sowohl langjährigen als auch ganz jungen Kolleginnen und Kollegen verabschieden. Das gemeinsame Abschiedsgeschenk, ein Gutschein für einen Sturzhelm hat mich sehr gefreut und mich schon viele Kilometer und Stunden sicher begleitet.
Körperlich aktiv sein und werden
Hier muß ich vorausschicken, daß ich mein Leben lang ein Antisportler war. Die Basis dazu liegt schon in meiner Kindheit, wo ich aufgrund einer Gelenksentzündung immer Schmerzen bei sportlicher Betätigung hatte. Ich erinnere mich noch mit Schrecken an Turnstunden im Gymnasium, wo das nicht anerkannt wurde und ich immer wieder froh war, wenn ich vom Turnen befreit war. Die richtige Bewegung wäre da schon wichtig gewesen, nur wurde mir die Freude daran leider schmerzhaft „ausgetrieben“.
Jetzt habe ich wieder gesundheitliche Gründe, mich zu bewegen. Mein Hüftgelenk schmerzt immer mehr und mein im Mai 2023 eingeklemmter Ischiasnerv mit Ausstrahlung im linken Bein beschäftigt mich auch nach meiner Kur im November 2023 noch immer. Bei dieser Kur in Bad Eisenkappel habe ich das Ergometer zum ersten Mal positiv erlebt und auch spät aber doch verstanden, daß es einfach notwendig ist, mehr regelmäßige Bewegung ins tägliche Leben zu integrieren.
Daher gehe ich seit dem 3.Dezember 2023, dem ersten Montag meiner Pension, wann immer möglich, dreimal in der Woche im Fitnessstudio. Aus einem fünfmonatigen Schnuppern wurden in der Zwischenzeit trotz rund 10 Wochen Abwesenheit 108 Besuche (das habe nicht ich, sondern der Zähler beim Zirkeltraining protokolliert) mit einer fixen Jahreskarte zum Pensionistenpreis. Kleine Erfolge stellen sich ein, so habe ich am Ergometer mit einer Distanz von rund 6,5 Kilometern in 20 Minuten begonnen und mittlerweile erreiche ich mit der gleichen Intensitätseinstellung meist mehr als 9 km in 22 Minuten.
Vorbild mit 91 Jahren
Eigentlich habe und hatte ich keine Vorbilder, aber hier schon. Ich treffe regelmäßig unseren 91-jährigen Senior-Feuerwehrhauptmann beim Ergometer, der hier seine Übung macht. Das habe ich mir auch zum Ziel gesetzt und werde dann davon berichten. Wer von euch neugierig ist, wie es mir bis dahin ergangen ist, setzt sich im Kalender einen Reminder im Dezember 2052.
Ich messe mich generell nicht gerne mit anderen, daher ist für mich auch das Zirkeltraining mit den auf meine Leistungsfähigkeit eingestellten Geräten optimal, die ich ganz einfach selbst elektronisch nachjustieren kann und so im Prinzip nur gegen mich selbst kämpfe.
Jetzt kann ich fast nicht aus meiner Projektmanagement-Vergangenheit heraus und möchte eine Tabelle mit den KPIs (*1) einbauen, ich lasse es aber und bleibe bei der Prosa.
Beim Start im Dezember 2023 habe ich dabei, um eine statistische Größe zu nennen, 4300 kg zu heben begonnen und jetzt überschreite ich meistens 8000 kg. Insgesamt habe ich in diesem Jahr 699046 kg im Zirkeltraining gehoben und 904,1 km virtuell auf dem Ergometer zurückgelegt.
Es ist nicht immer so leer, aber da nicht alle gerne fotografiert werden wollen…
Das E-Bike ist nicht nur ein sportliches Fortbewegungsmittel
Leider habe ich nur rund 1200 km am Fahrrad geschafft, obwohl ich neben unseren Fahrradurlauben in der Südsteiermark und im Salzkammergut doch recht oft in der näheren Umgebung unterwegs war und bin. Ich muß das Fahrrad aber noch mehr ins Alltagsleben integrieren.
Das Radfahren ist aber keineswegs Pflicht zur Bewegung, sondern für uns speziell mit dem E-Bike auch Spaß und Freude, weil wir mit dem gleichen körperlichen Einsatz wie ohne elektrische Unterstützung schneller weiterkommen und in Gegenden kommen, die sonst für uns mit dem Bike nicht möglich wären.
Natürlich gibt es viele, die weit mehr als ich machen, aber mit meiner Ausgangsbasis bin ich mit mir selbst zumindest halbwegs zufrieden.
Spaß mit meinen Motorradausfahrten
Die Geschichte mit meinen Motorrädern werde ich noch in einem eigenen Blogartikel erzählen, das würde diesen Eintrag sprengen. Die Vorfreude mit dem Pensionsantritt war sehr groß und so ist es mir gelungen, trotz recht vieler anderer Aktivitäten fast exakt 8000 km am Motorrad mit Fahrten über die Deutsche Alpenstraße in den Schwarzwald, die Dolomiten und in die Schweiz und leider gar nicht so vielen Tagesausfahrten in Österreich zu verbringen.
Meine Frau Evi muss noch einige Jahre arbeiten, daher finde ich es wichtig, möglichst viel der gemeinsamen Freizeit miteinander zu verbringen. Um das möglich zumachen, habe ich begonnen mich im Haushalt mehr einzubringen und ihr ein paar Arbeiten abzunehmen, die sie während meiner Vollzeitarbeit und beruflichen Abwesenheit alleine machen mußte, sei das der wöchentliche Einkauf oder Staubsaugen. So haben wir zumindest an den Abenden und Wochenenden mehr gemeinsame Freizeit.
Urlaube und verlängerte Wochenenden gab es ja früher auch, im letzten Jahr hatten sie aber für mich eine etwas andere Qualität bekommen, weil sie ja zumindest für mich nicht mehr primär der Erholung dienen mussten. Von manchen habe ich auch in meinem Blog erzählt.
Die Wochenenden mit den Enkelsöhnen sind immer Spaß und Freude mit vielen gemeinsamen Erlebnissen von gemeinsamen Spielen über den Fahrradparcours im Nachbarort und Museumsbesuchen bis zum Kürbisschnitzen und nicht zu vergessen die Edelsteinsuche beim Wochenurlaub in einem Kinderhotel in Donnersbachwald. Auch wenn wir die Enkelkinder immer wieder gerne zurückgeben, genießen wir trotzdem jede Sekunde mit den dreien.
Ausserdem gab es einige wunderschöne Familienfeiern und Besuche, die ich auch sehr genossen habe.
My home is my castle
Die erste Aufgabe, die ich mir vorgenommen habe, war der Umbau meines Bastelkellers. Zuerst war es „nur“ das Verlegen eines neuen Bodens, dadurch war es notwendig, alles auszuräumen und bei der Gelegenheit gleich aus- und umzusortieren. Der zumindest für mich (etwas weniger für meine Frau) nächste Schritt war der Bau eines neuen Arbeitstisches, der mein 20jähriges Provisorium ersetzen sollte. Da ich relativ viel Holz aus anderen Projekten oder demontieren Möbeln in meiner Sammlung hatte, musste ich außer den Vinylfliesen für die Arbeitsfläche praktisch nichts kaufen. Eine ebenfalls aus Resten gebaute fahrbare Holzkiste für die kleineren Reste, die unter den Tisch passt, erhöhte die Ordnung gewaltig. Ein selbstgebauter Zyklonsauger mit einem rund 50l Staubbehälter aus einem Blechbehälter ergänzt das.
Das rief natürlich nach weiteren Maßnahmen und so beschloss ich, ein sogenanntes French Cleat System zu bauen. Das ist ein Ordnungssystem auf hölzernen abgeschrägten Wandschienen, an denen maßgebastelte Halterungen für Werkzeuge, Geräte und diverse Materialien aufgehängt und so flexibel immer wieder neu plaziert werden können. Hier habe ich immer wieder Ideen zur Ergänzung, zum Beispiel einem selbst gebauten Frästisch mit Absaugung, weil bisher konnte ich wegen der Staubentwicklung Fräsarbeiten nur unter dem Carport durchführen, was recht aufwendig war.
Erledigte Aufgaben im Haushalt verlängern die gemeinsame Freizeit
Wie schon erwähnt, finde ich es wichtig, auch einige Aufgaben im Haushalt zu übernehmen, um damit nicht die gemeinsame Zeit zu belasten. So gehört der Wocheneinkauf schon seit der Altersteilzeit zu meinen Aufgaben, genauso wie Staubsaugen und Putzen. Ein besonderer Punkt dabei ist, daß die Partnerin oder der Partner die Arbeitsweise des jeweils anderen grundsätzlich akzeptiert, sonst sind permanente Konflikte vorprogrammiert. Wir sind aber auch bei den meisten Themen einig und führen keine Grundsatzdiskussionen. Meine Frau kennt mich aber nach mehr als 20 Jahren sehr gut und weiß auch genau, daß ich ihr die Aufgaben sehr schnell überlassen würde, wenn sie hinterher arbeiten oder regelmäßig kritisieren würde.
Kochen macht Spaß
Das Kochen macht mir schon seit meiner Jugend Spaß und daher gehört auch das während der Woche zu meinen Tätigkeiten, an den Wochenenden gehört das zur gemeinsamen Quality Time. Meine Frau ist auch happy, wenn sie speziell an ihren Homeoffice-Tagen ein frisch gekochtes Mittagsmenü bekommt. Strudel, Kuchen und Kekse zu backen habe ich ebenfalls begonnen und bin dabei mit meinen Ergebnissen halbwegs zufrieden, aber hier ist trotzdem noch einige Luft nach oben.
Früchte verarbeiten
Marmelade und Sirup einzukochen gehört schon jahrelang zu meinen Hobbys, jetzt bin ich aber nicht mehr gezwungen, es sehr früh oder sehr spät oder am Wochenende zu machen. Die Ausbeute im letzten Jahr sind ca. 80 Gläser Marmelade aus den verschiedensten Früchten von der klassischen Erdbeere bis zu Ananas, Feigen oder Mango in den diversesten Kombinationen. Weiters noch 8 Flaschen Ingwer-Zitronen Shot für mich (die mag sonst niemand in der Familie) und rund 20 Flaschen Hollerblüten- und Kräutersaft. Darüber freuen sich auch unsere Töchter und Enkelsöhne.
Aus dem Hochbeet-Garten
Unsere beiden kleinen Hochbeete waren auch sehr ergiebig und so entstanden neben den frisch verarbeiteten oder sofort gegessenen Paradeisern noch 10 Tiefkühl-Portionen Paradeisersauce, einige Flaschen Tomatensaft und 8 Gläser Gurkensalat, und rund 10 Portionen tiefgekühlter Blattspinat. Die Fisolen waren heuer nicht so ergiebig und so ergaben sich neben den laufend verkochten Bohnen nur wenige Tiefkühl-Portionen daraus.
Spinat, Knoblauch und Frühlingszwiebeln sind die Wintersaat in den Hochbeeten, sie werden Ende Oktober, Anfang November gesät bzw. gesteckt und beim Spinat ab Februar/März laufend geerntet bzw. vor der Neuauspflanzung tiefgekühlt. Die Knoblauchernte war so gut, daß erst jetzt die letzte Knoblauchknolle verarbeitet wurde. Und das ganze auf weniger als 2 Quadratmetern!
Wie man sieht, ist jetzt, Ende November, schon einiges von Spinat, Frühlingszwiebeln und Knoblauch aufgegangen.
Geistige Fitness und Mitteilungsbedürfnis
Zu meinem Blog http://www.newretieredontheblog.com möchte ich hier gar nicht so viel sagen, nur soviel: in den letzten 8 Monaten sind mehr als 50 Beiträge entstanden. Dabei haben mich die 5100 Zugriffe von fast 2200 Besuchern doch sehr überrascht, obwohl ich fast keine Werbung mache und meine Artikel auch nicht wirklich Suchmaschinen (SEO)-optimiert sind. Die Anzahl der Abos ist aber noch recht überschaubar, daher freue ich mich, wenn meine treuen Leserinnen und Leser das eine oder andere Abo hier anfordern, ist eh formlos kündbar.
Bücher finde ich besser als Kindle
Leider habe ich in diesem Jahr nur zwei Bücher gelesen, wenn man Querlesen und Recherche nicht dazuzählt. Dabei habe ich in den letzten Jahren den Inhalt meiner Bibliothek in Hinblick auf die Pension erweitert (ja, mir ist die Haptik eines Buches sehr wichtig und der Kindle kommt beim mir gerade noch im Urlaub am Strand zum Einsatz) und geplant an die Leseleidenschaft meiner Jugend anzuschließen. Aber man braucht ja noch weitere Ziele. Dafür habe ich aber abseits meiner neu gewonnenen Blogger-Leidenschaft trotzdem zu viel Zeit in den sozialen Medien verbracht.
Kein Anzug mehr!
Als Consulter war es jahrelang ein Muß, Anzug und Krawatte zu tragen und bei den meisten Kunden einen Level besser angezogen zu sein. Das galt selbst für das Firmen-Office, wo nur der Freitag casual, sprich ohne Krawatte war. Später wurde es insofern gelockert, daß am Freitag auch Jeans akzeptiert wurden. Erst mit und nach Corona lockerte sich das neben vielen anderen festgefahrenen Prozessen und auf einmal trugen selbst die Herren im Topmanagement meist keine Krawatte. Der Anzug blieb aber weiterhin DAS Kleidungsstück. Jetzt habe ich einen Kasten voll mit Anzügen, habe aber im ganzen Jahr außer bei einigen leider unvermeidlichen Begräbnissen keinen Anzug mehr getragen. Nachdem ich ein Jahr gewartet habe, werde ich demnächst ausmustern und die Anzahl drastisch verringern. Wieder ein Symbol für mein Arbeitsleben weniger!
Back to the Roots
Kienberger-Treffen
Es ist mittlerweile schon Tradition, daß sich die näher und weiter weg lebenden ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner eines kleinen Ortsteiles meines Heimatortes, der im Jahr 2007 abgerissen wurde, alle 2 Jahre treffen. Aus dem ersten Treffen einiger weniger ist die Zusammenkunft von fast 100 Menschen geworden, die sich teilweise schon aus den Augen verloren hatten, von der Kindergartentante über den Briefträger, bis zu Arbeitskollegen der Eltern und Schulfreunden, die man sonst nicht so einfach treffen würde.
Diese Häuser, ehemalige Arbeiterwohnungen der ortsansässigen Fabrik wurden abgerissen und die wenigen noch verbliebenen Bewohner übersiedelten in andere Teile der Gemeinde.
Maturatreffen
Erst im Oktober fand mein 45-jähriges Maturatreffen statt, nach 5 Jahren haben sich wieder viele Absolventen der beiden Abschlußklassen des BG/BRG Wieselburg, diesmal in Ybbs getroffen. Dass wir alle älter werden, zeigt auch, daß diesmal keine Professorinnen oder Professoren mehr vorbeikommen konnten. Schön wars aber trotzdem.
Die Bezirkswahlbehörde
In diesem Jahr gab es in Österreich 2 Wahlen (Europa und Nationalrat), wo ich als Mitglied der Bezirkswahlbehörde dafür sorgte, daß alle Wahlergebnisse korrekt und zeitgerecht ausgezählt werden. Ein Teil davon wird noch von uns ausgezählt, bevor das finale Endergebnis an die Landeswahlbehörde weitergegen wird. Der zeitliche Aufwand pro Wahlereignis für die konstituierende Sitzung, eine Schulung, eine vorbereitende Sitzung am Freitag vor der Wahl, einer am Wahltag und dem Abschluss am Tag nach der Wahl beträgt auch rund 15 Stunden. Details dazu könnt ihr in meinem Blog dazu nachlesen:
Ich frage mich scherzhaft immer wieder, wie ich eigentlich Zeit hatte zu arbeiten. Ich bereue keine Minute, etwas früher die Pension in Anspruch genommen zu haben und vermisse nichts.
Die Schallaburg in der Nähe von Melk an der Donau wird seit 50 Jahren als Ausstellungszentrum des Landes NÖ genutzt. Zu diesem Jubiläum besannen sich die Verantwortlichen der Wurzeln des Schloßes und richteten eine Ausstellung mit dem Thema „Renaissance einst, jetzt und hier“ ein.
Weil ich gerne mehrere schöne Dinge miteinander verbinde, nutzte ich das sonnige Wetter und fuhr mit dem Motorrad über den Wienerwald in das Gebiet südlich von St.Pölten, das äußere Pielachtal, ein bisschen Dunkelsteinerwald bis in die Nähe von Loosdorf mit Blick auf die imposante Schallaburg. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, daß wenige Tage später große Teile meiner Motorrad-Route im Hochwasser versinken sollten.
Geschichtsträchtige Gegenwart
Diese Ansicht kennen alle, die auf der Autobahn A1 Richtung Wien fahren und einige Kilometer nach dem Blick nach links zum Barockstift Melk rechts ein Schloß mit einem imposanten Turm am bewaldeten Hang entdecken.
Die Spuren der Renaissance in Niederösterreich sind an vielen Orten zu erkennen, von Krems über Wr.Neustadt bis eben zur Schallaburg. Diese Epoche von nicht ganz 200 Jahren ging aus dem hundertjährigen Krieg hervor und ist einerseits als Wiedergeburt der Antike und andererseits als eine erstmalige Emanzipation des Bürgertums von Adel und Klerus zu verstehen. Das zeigt sich nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Wissenschaft und Bildung. All das wird in dieser sehenswerten Ausstellung, die noch bis 3.November 2024 läuft, thematisiert.
Der Innenhof der Schallaburg mit seiner Terrakotta-Verkleidung wurde zu ihrem Markenzeichen und zugleich zu einem Denkmal der Renaissance. Terrakotta war aber schon in der Antike ein beliebtes Material gewesen, beispielsweise bei der Herstellung der Tanagra-Figuren. Sie stammen aus der gleichnamigen Stadt in Zentralgriechenland und wurden in großen Mengen exportiert.
Schattenprojektion – eine etwas andere Darstellung des Schloßes
Dieses Kunstobjekt soll auf die drei große Erzählbereiche aufmerksam machen: das Renaissanceschloss, das Menschenbild und die Lebenswelt der Renaissance. Die Schallaburg wurde unter dem Adelsgeschlecht der Losensteiner zu einem prächtigen Renaissanceschloss ausgestaltet. Trotzdem ist heute von den Losensteinern nur mehr ein Schatten übrig.
Wirklichkeitstreue und Selbstsicht
In vielen Bildern von bekannten und auch namenlosen Personen schufen die Künstler der Renaissance oft wirklichkeitsgetreue Abbilder von lebenden Personen, aber sie zeigten auch, wie Menschen sich selbst sahen und wie sie gesehen werden wollten.
Künstler wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä., aber auch Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora als Beispiel des damaligen Verständnisses von Ehe und Familie, aber ebenso gänzlich Unbekannte wurden bildlich thematisiert. Aber nicht nur Bilder, sondern auch modische Objekte wie Highheels, Münzen und Medaillen als, heute würde man sagen, Werbemittel sind zu sehen und geben Einblick in die Lebenswelt der Renaissance.
Was von den Losensteinern blieb
Heute sind die bildhaften Spuren der Familie äußerst spärlich: Kein Bild existiert von Christoph II., ein einziges Porträt von Hans Wilhelm. Ihre Frauen liegen gänzlich im Dunkeln. Gäbe es die so gut erhaltene Schallaburg nicht in der heutigen Form, wüssten wir noch weniger von ihnen, so ist sie aber zu ihrem zentralen Erinnerungsobjekt geworden.
Bildung ist mehr als Wissen
Mit diesem Satz kann man den Bogen zum Heute spannen: Eigentlich gilt diese Aussage in einer Zeit umso mehr, wo nur mehr Detailwissen und Silodenken, die durch KI ohne menschliches Zutun zu einem vermeintlich Ganzen zusammengefügt werden.
Der Anspruch von Martin Luther, daß Bildung allgemein zugänglich sein sollte, wurde durch die deutschsprachige Bibelübersetzung, die von der damaligen katholischen Kirche abgelehnt wurde, besonders unterstrichen.
Die von den Losensteinern gegründete hohe Schule von Loosdorf, nach heutigen Begriffen ein Gymnasium, ist ein beeindruckendes Beispiel für den Zugang zu gehobenen Bildungsansprüchen. Sie war sozial durchlässig und ermöglichte, wenn auch nur den männlichen Kindern armer Familien, den Zugang zur gehobenen Bildung. Der damalige Nachteil war die protestantische Ausrichtung und so wurde sie nach wenigen Jahren im Zug der Gegenreformation aufgelöst. Das Gebäude ist in der damaligen Form noch heute erhalten.
Weit sehen, aber auch gesehen werden
Die Schallaburg trug einst einen mittelalterlichen Bergfried, der sicher damals die Burg dominiert hatte. Er wurde abgebrochen und seine Steine als Fundament für den Renaissancetrakt verwendet. Statt eines Turms als Zeichen der Herrschaft gab es somit einen Neubau, der sich an der Residenz Ferdinands I. in Wien orientierte. Erst Hans Wilhelm ordnete die Errichtung des noch heute weithin sichtbaren Turms als symbolischen Ersatz an. Als Schloß brauchte es jetzt keinen Wehrturm mehr, sondern ein repräsentatives Zeichen der Herrschaft.
Auf den Hund gekommen
Die umfangreichen Bauprojekte sprengten allerdings die finanziellen Möglichkeiten. Es blieb einzig der Weg des Schuldenmachens. Die Schatztruhe war leer und man sah den darin am Boden aufgemalten Hund.
Und so musste Hans Wilhelms Neffe die Schallaburg schließlich an seinen Schwiegervater Georg den Älteren von Stubenberg überschreiben. Damit endete die über 150-jährige Geschichte der Losensteiner als Besitzer der Schallaburg.
Terrakotta-Figuren dokumentieren die Lebensphilosophie
Heute ist die Weltsicht der Renaissance nicht mehr so einsichtig wie vor rund 400 Jahren. Der damalige Anspruch, die Tugendhaftigkeit zu erreichen, erscheint uns als aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts recht aufgesetzt, war aber ein reales Lebensziel. Das noch vollflächig farbenfroh dargestellt ist uns nochmals fremd und wurde während einiger Renovierungen in Bildern visualisiert.
Von den Tugenddarstellungen über Herkules bis zu einer eigenartigen Fabel reichen die detaillierten Darstellungen und geben uns, wenn wir uns darauf einlassen, ein reichhaltiges Bild des damaligen Selbstverständnisses.
Die Kunst wie wir sie heute verstehen oder diskutieren unterscheidet sich grundsätzlich von der klaren Sichtweise der Antike und Renaissance. Die damaligen sieben freien Künste waren wissenschaftliche und technische Kunstfertigkeiten, die zum Bildungsziel freier Bürger wurden.
Mit dem Terrakotta-Portäts, die antiken Münzbildern nachempfunden sind, wollte man die Tugenden des Adels und die eigenen Verbindungen zum Kaiserhaus in Erinnerung rufen.
Libri Prohibiti oder: die Grenzen der Meinungsfreiheit
Die Erfindung der Druckerpresse und die Verbreitung der deutschsprachigen Luther-Bibel führte dazu, daß immer mehr Menschen lesen lernten. Das war nicht im Sinne der katholischen Kirche und daher wurden viele Bücher und Schriften konfisziert und im Stift Göttweig in einem gesonderten Raum versperrt.
Die Mönche hatten auf diese „Libri Prohibiti“ (verbotene Bücher) ursprünglich nur mit Erlaubnis des Papstes und später nur zu Studienzwecken Zugang. Man musste ja verstehen, wogegen man ankämpfte. Diese Exemplare geben aber heute durch die handschriftlichen Notizen der jeweiligen Besitzer Auskunft über Ereignisse in der Familie wie Taufen oder Sterbefälle, aber genauso über Erdbeben oder Brandkatastrophen. So erfahren wir viel über das Leben der „gewöhnlichen“ Menschen der Renaissance im heutigen Gebiet von Niederösterreich.
Alchemie und Wissenschaft
Ein besonders interessantes Ausstellungsdetail sind einige Stücke der über 1000 Fundstücke des Alchemistenlabors aus dem Gut Oberstockstall jenseits der Donau. Sie dienten zu alchmistischen und pharmazeutischen Experimenten und ist nach Aussage von Fachleuten eines der besten Beispiele eines Laboratoriums auf der Schwelle zur neuzeitlichen Chemie.
Persönliches Fazit
Die Schallaburg prägt mein Interesse für Geschichte, bildende Kunst und Architektur schon seit meiner Schulzeit. Bereits bei der ersten Ausstellung 1974 „Renaissance in Österreich“ war ich einer der mehr als 320.000 Besucherinnen und Besucher und so begleitet mich dieses Schloß bis heute.
Die Schallaburg ist aber auch eng mit der Geschichte des niederösterreichischen Radios verbunden, von 1976 bis 1999 produzierte und moderierte der legendäre Willy Kralik das wöchentliche Hörfunkquiz „Turnier auf der Schallaburg“, das lange Zeit auch von mir immer wieder verfolgt wurde.
Mein kleiner Bericht von der Schallaburg, der hoffentlich keine sachlichen Fehler enthält und Appetit auf dieses Juwel machen soll ist damit zu Ende. Ich bin aber den an meinen Motorradtouren interessierten Lesern noch die Routen der Hin- und Rückfahrt schuldig und löse das hier ein.
Die Rückfahrt führte mich an der Wallfahrtskirche Maria Steinparz, wo man nebenan auch sehr gut essen kann, vorbei und weiter über Weinburg, Ochsenburg durch das Hügelland südlich von St.Pölten ins Laabental und dann über St.Corona am Schöpfl wieder ins Triestingtal-
Der Inbegriff einer Schweizer Kindergeschichte ist „Heidi“ von Johanna Spiry. Sie hat das erste Buch im Jahr 1879 veröffentlicht, mehrere weitere folgten. Wir kennen Heidi seit einem Film, der unter anderem mit Theo Lingen im Jahr 1953 in die österreichischen Kinos kam. Richtig berühmt wurde sie bei uns aber mit der Zeichentrickfilm-Serie, die ab 1974 im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
In der Schweiz mindestens genauso bekannt ist aber der Schellen-Ursli. Er wurde von Selina Chönz im Text und mit Alois Carigiet als Illustrator in Buchform im Jahr 1945 zum Leben erweckt.
Seitdem wurde das Buch in 14 Sprachen übersetzt und über 1 Million Mal verkauft und im Jahr 2015 verfilmt und ist noch immer aus vielen Schweizer Kinderzimmern nicht wegzudenken. Weitere Geschichten folgten in den Jahren danach.
Bittere Armut und altes Brauchtum als Basis für diese Geschichte
Die Geschichte vom Schellen-Ursli spielt in Guarda, einem Dorf im Unterengadin. Sie handelt vom Brauch des Chalandamarz, der alljährlich am 1. März durchgeführt wird. Die Tradition will, dass der Winter durch das laute Glockengeläut der Kinder ausgetrieben und der Frühling eingeläutet wird. Dafür erhalten alle Kinder eine Glocke von Onkel Gian.
Als der Ursli an die Reihe kommt, erhält er die letzte Glocke, was ja nicht das Schlimmste wäre, wäre sie nicht so klein, die Kleinste von allen! Alle lachen den Ursli aus und rufen ihm Schellen-Ursli nach. Er erinnert sich aber, daß auf der Alp eine große Glocke hängt und holt sie heimlich ins Dorf.
Mehr erzähle ich hier nicht, es ist jedenfalls wert, die Geschichte zu lesen und den Film anzuschauen, der derzeit in der 3Sat Mediathek noch bis 28.8.2024 zu sehen ist, siehe den Link unten.
Guarda ist das Heimatdorf des Schellen-Ursli
Alois Carigiet hat ein Haus in Guarda als Vorbild für seine Illustrationen genommen und ich habe es bei meinem Besuch unwissentlich fast aus der gleichen Perspektive fotografiert.
Mein FotoBild im MuseumFilmkulisse-Nachbau
Wie schon mehrmals erwähnt, ist meine Frau Schweizerin und der Schellen-Ursli weckt daher natürlich bei ihr Kindheitserinnerungen. Daher war ich umso gespannter, wie das Dorf im Oberengadin aussieht, es liegt ja direkt auf meiner Route am Heimweg nach Österreich. Mehr dazu hier: https://newretiredontheblog.com/2024/07/30/2-heimfahrt-aus-der-schweiz/
Zu Fuß erreiche ich nach wenigen Minuten die Dorfstraße mit den typischen wunderschönen Häusern mit ihren Engadiner Sgraffiti, die mir schon vor 2 Jahren bei meiner Fahrt über den Albulapass in La Punt aufgefallen sind.
Trotz ziemlicher Hitze, die mit der Motorradhose noch einmal mehr schweisstreibend ist, macht es mir Spaß die teilweise recht steilen Gassen zu durchstreifen und zu fotografieren.
Filmkulisse, die noch mit echtem Leben erfüllt ist
Die reformierte Kirche Giarsun mit ihrer typischen Holztäfelung ist eine der Kulissen im Schellen-Ursli-Film, die meisten Aussenaufnahmen mit den typischen Engadinerhäusern wurden aber in der Nähe, in Sur En bei Ardez gedreht.
Das tut meinen Besichtigungen aber keinen Abbruch, das ganze Dorf ist einfach ein Schmuckstück. Sogar zwei Kinder sitzen so, wie wenn sie direkt dem Film entsprungen wären.
Einige der sieben Brunnen, welche früher Treffpunkt der Bevölkerung und Mittelpunkt des sozialen Lebens waren, habe ich ebenfalls fotografiert. Das Dorf lebt aber auch heute noch, obwohl die Abwanderung wie in vielen Schweizer Bergdörfern in den letzten 100 Jahren die Bevölkerung beinahe halbiert hat. Die meisten der 70 Häuser sind bewohnt, es leben noch rund 170 Personen hier.
Natürlich gibt es auch ein Schellen-Ursli Museum
Im oberen Dorf befindet sich das Hotel Meissner, das in einem Nebengebäude ein kleines Schellen-Ursli Museum eingerichtet hat. Hier werden neben Originalbildern von Alois Carigiet auch viele Gegenstände und Szenen präsentiert, die das karge Leben der Engadiner Bevölkerung in den Bergdörfern näher bringen sollen. Natürlich gibt es die Bücher von Selina Chönz und andere Erinnerungsgegenstände ebenfalls zu kaufen.
Engadiner Gemütlichkeit
In der netten Ustaria Crush Alba wird man freundlich auf Rätoromanisch begrüßt. Das Lokal ist einerseits Dorfbeiz mit gemütlichen Tischen vor dem Eingang und andererseits ein Feinschmecker-Restaurant, hier gönne ich mir noch einen Kaffee und einen Streuselkuchen, bevor ich wieder zu meinem Motorrad gehe.
Das schon mehrfach erwähnte, weil überall mit dem Dreiklang Posthorn „Dü-Da-Do“ hör- und sichtbare Postauto in der Bergstrassen-Ausführung begegnet mir zur Abrundung dieser schönen und interessanten Stunden auch noch.
Er ist schon einige Jahre auf unserer Agenda, der Säntis in der Ostschweiz. Mit seinen 2502 Metern Höhe und durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage ist er eine von weitem sichtbare Landmarke.
Eine Schweizer Institution, das Postauto
Da es der letzte wirklich schöne Tag unserer Besuchswoche in der Schweiz zu werden scheint, entscheiden wir uns spontan und fahren mit dem Zug über Zürich HB bis Gossau SG, steigen in die Appenzeller Bahn bis Urnäsch und von dort, womit sonst in der Schweiz, mit dem Postauto, das sogar einen Personen-Anhänger hat, bis zur Talstation der Säntisbahn auf der Schwägalp.
Auch für Biker zu empfehlen
Aber auch mit dem Motorrad ist die Straße auf die Schwägalp zu empfehlen. Sie kann entweder, wie mit dem Postauto, von Urnäsch über schöne Serpentinen und einige Haarnadelkurven erreicht werden, oder vom Kanton St.Gallen mit flotten Kurven durch den Wald bis zur Passhöhe auf 1278 m. Darum fehlt mir dieser Pass noch in meiner Liste.
Übrigens ist der Säntis mit der Schwägalp auch Teil der „Grand Tour of Switzerland“, die auf der landschaftlich schönsten Route für eine Schweiz Rundreise mit Auto oder Motorrad über 1643 km einmal durch die Schweiz vorbei an allen Highlights führt.
Atemberaubende Rundumsicht über 6 Länder
Wir gehen vom Postauto direkt zur Gondel, mit der man in nur 9 Minuten die Bergstation auf 2502 m erreicht. Das moderne Gebäude beherbergt einige Restaurants, Ausstellungen und sogar ein Hotel. Das alles wird überragt vom 123 m hohen Sendeturm der Swisscom. Wir steigen aber gleich die Stufen Richtung Gipfel hinauf und sind überwältigt von der Rundumsicht.
Der Säntisgipfel ermöglicht einen Blick auf sechs Länder: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien und Frankreich. Das Wetter ist uns wirklich hold, so ist es angenehm warm und sonnig und so finden wir neben dem Blick auf den Bodensee auch den Zürichsee, von den umliegenden Bergen ganz zu schweigen.
Bei einer kleinen Stärkung auf der Terrasse des Alten Berggasthofs beobachten wir neben den Dohlen auch noch einen Paraglider, der das Geschehen von noch etwas höher oben genießt.
Die Aussicht bei der Fahrt ins Tal bleibt ebenfalls beeindruckend mit Blick auf die Almen unterhalb des Felsmassivs. Die Seilbahn wird durch einen einzigen Mast gestützt, an diesem hält die Gondel und der Gondelführer lässt eine Bergsteigerin zusteigen, die in einem Kabäuschen im Mast gewartet hat.
Wenige Minuten später sind wir wieder an der Talstation, wo wir etwas verspätet zu Mittag essen und dann noch im Shop der Schaukäserei einige Appenzeller Käse erwerben, bevor es mit dem Postauto wieder ins Tal hinunter geht.
Für einen Ausflug nur zu empfehlen
Ein wunderschöner Ausflug auf sicher einen der Schweizer Berge mit der besten Aussicht geht zu Ende. Auch wenn die Fahrt mit einer Seilbahn nicht zu den billigsten Aktivitäten zählt, können wir wirklich nur empfehlen, diesen Berg zu besuchen, sei es mit dem Auto, dem Postauto oder auch dem Motorrad.
Die Woche beginnt schon richtig gut. Ich habe wie jedes Jahr seit fast 20 Jahren für den kommenden Samstag eine Frühjahrsausfahrt für Freunde und Bekannte geplant, diesmal in die Hochschwab-Gegend, aber das Wetter will laut Vorhersagen anscheinend nicht mitmachen. Wir werden sehen, wie das bis Samstag weitergeht. Davor möchte ich aber noch, wenn möglich im Trockenen, am Donnerstag und Freitag mit zwei Freunden aus der alten Heimat die Rosalia, das Semmering- und das Wechselgebiet erkunden.
Die Navi-Software will nicht nicht mehr und die Motorradbatterie ist auch leer
Ich starte leider auf Aufforderung durch die Software das Update meines Navis und auf einmal sind die Karten nicht mehr verfügbar und das Navi ist praktisch unbrauchbar. Die Foren und Supportseiten haben viele Vorschläge parat, aber keiner funktioniert und ich frage mich wieder einmal, wie weniger IT-affine Menschen wie ich daran nicht scheitern würden. Das ist IT-Steinzeit und weit weg von Plug and Play und Selbstkorrektur, von KI rede ich dabei noch gar nicht.
Und wäre das nicht genug, klappt die erste Ausfahrt nach dem Urlaub auch nicht sofort. Freudig, weil das Wetter so schön ist, in die Motorradkluft hinein, aufgestiegen, Starter gedrückt, und nur: Klack – Klack – Klack. Die Batterie meiner Crosstourer ist vollkommen leer, anscheinend hat ein nicht isoliertes altes Kabel irgendwie die Batterie in den letzten zwei Wochen während unseres Urlaubs ausgenuckelt.
Also bei der Hitze gleich wieder raus aus der Kluft, Batterie ausgebaut, ab in den Keller und ans Ladegerät angeschlossen, morgen ist ja auch noch ein Tag und die Batterie wieder voll. Ich bin wahrscheinlich eh selber schuld, weil ich beim Batterie-Einbau nach der Winterpause nicht genau genug aufgepasst hatte.
Ein Kaffee auf der Terrasse verringert den Frust etwas und dann geht es zurück zum anderen Zeitfresser, dem Navi, das aber Stunden später noch immer nicht funktioniert.
Eine kleine Feiertagsrunde soll meine Motorradwelt wieder geraderücken
In der Früh leuchtet alles grün am Ladegerät, also kann ich die Batterie einbauen. Der Motor springt sofort an, darum steht einer kleinen Feiertagsrunde nichts mehr im Weg. Und wo fährt man hin, wenn man nur kurz Zeit hat? Natürlich zur Kalten Kuchl, weil da an so einem Tag alle hinfahren. Über Hernstein, Berndorf, Pottenstein und den Hals geht’s ins Piestingtal, von Gutenstein über den Rohrer Berg, wo ich, nachdem ich auf 2 Wiener Motoradfahrer aufgeschlosssen habe, brav mit den dort erlaubten 70 der Polizei hinterher fahre. Erst bei der Kalten Kuchl fahren sie raus, und ich weiter Richtung Kleinzell, nachdem ich den überfüllten Parkplatz gesehen habe. Auch in meiner Richtung dürften unsere Freunde präsent gewesen sein, ich werde von den ersten entgegenkommenden Kollegen gewarnt, langsam zu fahren. Ich begegne aber keiner weiteren Kontrolle. So geht es trotzdem halbwegs flott über Kleinzell, Hainfeld und den Gerichtsberg wieder ins Triestingtal und nach Hause zurück, wo ich nach 2 Stunden und 126 km wieder eintreffe.
Regen, Sonne und schöne Kurven zwischen Schneeberg, Rax und Semmering
Der Donnerstag verspricht wettertechnisch wieder schön zu werden, also werden meine Freunde aus der alten Heimat im Ötscherland wie seit Monaten ausgemacht kommen, damit ich ihnen ein paar Highlights meiner nunmehr gar nicht mehr so neuen Heimat rund um Schneeberg, Rax und Semmering zeigen kann, bevor sie am Samstag bei meiner Frühjahrsausfahrt mitfahren.
F. mit seiner nagelneuen BMW GS 1300, die am Nachmittag in Wr.Neustadt ihr erstes Service bekommen soll, und W. mit der giftgrünen Kawasaki Ninja 1000SX kommen über Schwarzenbach und den Ochssattel zur Kalten Kuchl, wo wir uns treffen und dann gestärkt mit dem obligatorischen Topfenstrudel mit Vanillesauce gemeinsam über Rohr am Gebirge und das Klostertal ins Höllental fahren. Da beginnt es immer stärker zu regnen, so beschließe ich, mit ihnen statt wie geplant von Reichenau vorbei am Looshaus auf den Semmering zu fahren, dem Schlechtwetter auszuweichen und den Weg über Gloggnitz und Maria Schutz zu nehmen. Der Regen hat praktisch aufgehört, daher wähle ich die imposantere Strecke durch die Adlitzgräben, wo uns schon wieder die Feuchtigkeit von oben einholt und ich daher statt über Breitenstein und das Südbahnhotel den kürzeren Weg am Bahnhof vorbei nehme. Im Ort Semmering finden wir ein Kaffeehaus auf der Hochstrasse, wo wir uns aufwärmen, trocknen und den Kaffee und ein Nusskipferl genießen können.
Nach einer halben Stunde müssen wir aber los, um noch halbwegs pünktlich beim BMW-Händler zu sein. Daher kommen wir dann ohne Umwege über die B17, Ternitz und Neunkirchen nach Wr.Neustadt. Bei jetzt strahlendem Sonnenschein warten wir gemeinsam das Service ab und dann geht’s trocken über Matzendorf nach rund 240 km ins Hotel nach Leobersdorf, wo die beiden Freunde übernachten. Der Abend klingt dann gemütlich beim Heurigen Dungel aus, wo auch noch Motorradfreund A. dazukommt.
Der Freitag ist leider fahrtechnisch zu vergessen, Regen von der Früh bis zum Abend.
Nichts steht einer Hochschwabrunde entgegen
Schon der Sonnenaufgang am Samstagmorgen verspricht einen schönen Tag, daher wasche ich noch rasch den Dreck vom Donnerstag vom Bike, tanke voll und fahre zum vereinbarten Treffpunkt beim (aut)back, um auf die mitfahrenden Freunde zu warten. Es ist jedesmal wieder eine Überraschung, wie viele mitkommen werden, und kurz vor der pünktlichen Abfahrt sind wir insgesamt 13 Motorräder.
Auf bekannten und weniger bekannten Routen
Freund A. übernimmt wie immer die schnellere Gruppe, ich führe die gemütlichere Truppe und als Zwischenstopp ist der Ramswirt im Wechselgebiet vereinbart. Über Piesting, Nähe Hohe Wand, St.Egyden und Neunkirchen auf den Ramssattel verläuft unsere Strecke, die auch von Anfang an allen Spaß macht. Nach einem gemeinsamen Kaffee fahren wir weiter über den Feistritzsattel bis Wenigzell und Kindberg und dann hinauf auf den Pogusch vorbei am Navi-Zwischenziel Wirtshaus Steirereck, was mir meine weibliche Navistimme übelnimmt, weil sie ab diesem Punkt jegliche Kommunikation mit mir verweigert.
Wir finden aber auch ohne stimmliche Navi-Begleitung über Turnau, Aflenz und St.Ilgen zum Gasthaus Bodenbauer am Fuß des Hochschwab-Massivs. Lustigerweise bin ich mit meiner „langsamen“ Gruppe zuerst am Ziel angelangt, irgendwo nach dem Pogusch haben wir unterschiedliche Strecken genommen, was uns zum Etappensieg verholfen hat.
Der Bodenbauer mit dem Hochschwab im Hintergrund
Der Blick auf die teilweise schneebedeckten gut 2200 Meter hohen Felsgipfel im Hintergrund ist für uns alle atemberaubend und noch dazu bin ich der Einzige, der diesen Platz schon kennt. Das Haus Bodenbauer wurde Ende 2023 neu übernommen und ist bei unsrer Ankunft ziemlich gut besucht. Wir werden trotzdem freundlichst begrüßt und sehr rasch bedient, auch das Essen ist absolut empfehlenswert.
Rückweg mit Hindernissen
Die beiden Gruppen starten wieder getrennt und wir wollen uns am Heimweg als Zwischenstopp in der Kalten Kuchl treffen. Wir wissen, dass der Lahnsattel noch immer wegen Windwürfen gesperrt ist, ich lasse mich aber von einer etwas unglücklich aufgestellten Fahrverbotstafel kurz vor Mariazell verwirren und kehre mit meiner Gruppe um, um über das Niederalpl zu fahren. Während der Fahrt über diesen Pass im strömenden Regen wird mir bewußt, daß wir so die Kalte Kuchl nicht erreichen können und mache daher bei einem Kaffeehaus im sonnigen Gastgarten in Neuberg an der Mürz Pause. Frisch gestärkt und wieder fast trocken geht’s dann über Mürzzuschlag, den Semmering, Neunkirchen, das Steinfeld nach Bad Fischau und weiter über Matzendorf heim, wo wir uns noch auf ein Getränk im Kaffeehaus Flair treffen.
Nicht nur eine wunderschöne Frühjahrs-Runde mit ungefähr 340 Kilometern geht damit zu Ende, sondern auch meine Motorradwoche, und alle sind wieder wohlbehalten daheim angekommen.
Disclaimer
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle Empfehlungen und Links meine persönlichen Entscheidungen nach meinen Erfahrungen sind und ich auch von niemandem einen Vorteil oder eine Unterstützung erhalte. Mein Blog dient rein meinem Mitteilungsbedürfnis und der Freude am Erzählen.
Die Fotos in diesem Beitrag sind bis auf die Gruppenfotos und dem Foto mit dem Topfenstrudel aus meinem Archiv der letzten Jahre, da ich diesmal keine Zeit hatte zu fotografieren.