Hoch über der Rheinschlucht liegt das Gebiet Surselva mit dem auch außerhalb der Schweiz bekannten Winzersportort Laax. Fünf Snowparks und die weltgrösste Halfpipe machen den Ort zum Freestyle-Mekka der Alpen. Wir wollten aber im Sommer nur den Baumwipfelweg erkunden.
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Der Baumwipfelweg von Laax
Schon seit dem letzten Jahr stand der Baumwipfelweg von Laax auf der Wunschliste meiner Frau. Bei der Recherche zum Baumwipfelpfad bei Gmunden, den wir im Frühjahr 2024 besuchten, entdeckten wir, dass es ein Pendant in der Schweiz gibt.
Und so besuchten wir im Kanton Graubünden wieder die Gegend oberhalb der Rheinschlucht, Surselva genannt, durch die ich erst einige Tage zuvor mit dem Motorrad gefahren bin. Unter meinen Motorraderlebnissen berichte ich davon:
Wir fuhren aber nicht mit dem Motorrad, sondern wie es sich für brave Schweizer gehört, mit dem Zug nach Chur und von dort mit dem Postauto nach Laax. Die Haltestelle war nur wenige Meter vom Einstieg in den Senda dil Dragun (Bündnerromanisch für Drachenweg) beim Actionturm Murschetg entfernt.
Die Attraktionen dieses Turms neben dem Aufzug und einer Wendeltreppe sind der Vertical Drop, wo man sich 30 Meter im kontrollierten Tempo in die Tiefe stürzen könnte und auf der 220 Meter langen Zipline über den rocksresort PARK und den Snakerun fliegen kann. Wem das nicht reicht, steht auch noch die 73 Meter lange spiralförmige Rutschbahn zur Verfügung. Wir haben das alles aber gerne jüngeren Generationen überlassen.
Wir liefen zumindest die Wendeltreppe des 37 Meter hohen Turms hinauf, bis wir auf der Ebene des Pfades waren, der sich in bis zu 28 Metern Höhe befand. Der rund 1,5 km lange und 2 m breite Weg ist in jedem Alter zu begehen und kann auch mit Kinderwagen und Rollstuhl befahren werden. Zur möglichst großen Schonung des Bodens sind die stützenden Baumstämme mit Bodenschrauben und kleinen Punktfundamenten verankert. So wanderten wir bald im Zickzack über und durch die Baumwipfel weiter von Plattform zu Plattform.
Eine dieser Plattformen, Uaul Casti, ist der Flora und die Ravanasc Plattform der Fauna gewidmet. Die Suche nach den Tieren, Pflanzen und Baumarten, die auf verschiedenen Tafeln am Pfad beschrieben sind, macht nicht nur Kindern Freude, auch wir versuchten natürlich die Tierattrappen und echten Pflanzen zu finden und zu erkennen.
Um für Kinder den Weg weiter spannend zu halten, gibt es auch einige Murmelbahnen, wo die Kugel über viele Meter mit Hindernissen und Schanzen verfolgt werden konnte. Aber wir genossen lieber die Aussicht über den Laaxer See und das Dorf Laax, wo sich das Ende des Baumwipfelweges befindet.
Die Dimplaun Sura Plattform informiert über die Menschen die seit der Bronzezeit diese Region besiedelten, auf der Uaul Fraissen Plattform hat man die wunderschöne Aussicht über das Tal.
Einige Biegungen weiter erreichten wir den nach rund eineinhalb Stunden Spaziergang den Endpunkt, den 27 Meter hohen Turm oberhalb von Laax-Dimplaun, von dem nach wenigen Minuten den Warteplatz für das Gratis-Elektrotaxi zur Bushaltestelle erreichten. Wir fuhren zu unserem Ausgangspunkt zurück, genehmigten uns noch eine Jause, bis uns der Postbus wieder zurück nach Chur brachte, wo wir wieder in den Zug Richtung Zürich stiegen.
Auch wenn der Pfad und der Turm bei weitem nicht so spektakulär wie der Weg im Salzkammergut ist, war es doch ein schönes und interessantes Erlebnis in der Heimat meiner Frau.
Vom Zürisee zum Sihlsee, hoch über dem Walensee, entlang des Heidsees bei Lenzerheide zum Landwasserviadukt und zum Abschluss im Regen noch rasch am Reschensee vorbei führte meine Route am ersten Tag meiner Rückfahrt aus der Schweiz. Dazwischen gab es auch noch ein paar schöne Pässe.
Vom Zürisee bis Nauders
Die Wettervorhersagen für den ersten Tag meiner Rückfahrt waren recht widersprüchlich und so entschloss ich mich, darüber nicht zu viele Gedanken zu verlieren und einfach loszufahren. Mein erstes Ziel war Einsiedeln mit seiner weltberühmten Benediktinerabtei, die wir schon mehrmals besucht hatten.
Aber genau genommen interessierte ich mich für die schmale Brücke über den Sihlsee, die jahrelang Gegenstand von Diskussionen und Verhandlungen war, ob abgerissen oder saniert wird. Die Besitzerin des 80-jährigen Viadukts ist die SBB (Schweizer Bundesbahn), weil die Brücke über den Sihlsee Teil der Konzession für das Etzelwerk ist, das jährlich rund 10 Prozent des Schweizer Bahnstroms produziert. Sie wurde 2024 nach mehrjähriger Renovierung genau einen Tag vor meiner Rückfahrt wiedereröffnet, aber ich konnte damals nicht fahren, weil mich der Regen zwang, die Route abzuändern. Aber diesmal passte es.
Gleich danach kam der nächste Leckerbissen, der außerhalb der Schweiz praktisch unbekannt ist, und zwar der kleine Pass über das Sattelegg. Die recht schmale und kurvige Straße stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und wurde seinerzeit ausschließlich vom Militär genutzt. Heute erschließt sie nicht nur ein kleines Schigebiet, sondern ist auch beinahe ein Geheimtipp bei Schweizer Töff-Fahrern.
Wenn man so wie ich für einen Kurzbesuch keine Schweizer Jahresvignette für die Autobahn kaufen möchte, ist man oft mehr als in Österreich gezwungen, auf kleine und kleinste Straßen auszuweichen. So auch hier und ich „musste“ die kleine Straße hoch über dem Südufer des Walensees fahren, die aber keinen Pässenamen besitzt.
Nach dem See, ab Walenstadt führt die Bundesstraße 3 bis Chur, wo ich mir in der Altstadt einen Cappuccino gönnte. Von dort führt dann die gut ausgebaute Straße auf die Lenzerheide, wo auch immer wieder der Schiweltcup der Damen Station macht.
Auf dem Weg hinunter kam ich wie im Vorjahr am Dorf Brienz (in Graubünden, nicht zu verwechseln mit dem Brienz im Berner Oberland am gleichnamigen See) vorbei, das auch heuer wieder wegen der drohenden Felssturzgefahr gesperrt und evakuiert wurde. Ich habe versucht, in die Nähe zu fahren, aber die Straße ist rigoros gesperrt, bevor man etwas sieht und ich musste umkehren.
Auch in Google Maps ist das Ausmaß nicht zu übersehen.
Auch die Bundesstraße 3 unterhalb ist stark in Mitleidenschaft gezogen und weist viele Risse und Unebenheiten auf, auch ein Ampelsystem bei Steinschlag-Gefahr ist installiert. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass ich im Juni 2022 bei meiner ersten Motorradfahrt in die Schweiz noch durch Brienz durchgefahren bin, wie das untenstehende Foto an der Belforttobelbrücke beweist. Diese Straße ist heute unpassierbar.
Nur einige Kilometer weiter wartete schon das nächste, jetzt aber komplett positive Highlight, das Landwasserviadukt. Gleich kurz nach der Abzweigung Richtung Davos ist das 65 Meter hohe und 136 Meter lange Bauwerk sehr gut von der Straße aus zu sehen. Zufällig kam auch ein Zug der Rhätischen Bahn, den ich auch fotografieren konnte. Anlässlich meines 50. Geburtstags fuhr ich mit dem Glacier-Express von Zermatt nach St.Moritz auch über dieses Viadukt.
Ich wollte aber näher heran und von der Aussichtsplattform bei Filisur das Geschehen beobachten und fotografieren. Da keine Fahrverbotstafel zu sehen war, beschloss ich, einfach weiterzufahren. Das schmale Sträßchen führte immer weiter den Berg hinauf, bis der Asphalt aufhörte und einige hundert Meter weiter auf einer kleinen Anhöhe endete. Wie an vielen Schweizer Orten gab es dort eine kleine Grillstelle, bei der zwei junge Familien ihr Picknick bei einem kleinen Feuer starteten. Das „Grillieren“ gehört beim Wandern für Schweizer Familien unbedingt dazu, deswegen sind diese Grillstellen auch im Internet verzeichnet, so auch diese am Schönboden.
Ich war aber ein schönes Stück zu weit gefahren und musste wieder hinunter bis zur Abzweigung zur Aussichtsplattform Acatos und von dort das letzte Stück zu Fuß gehen. Da die Kurviger App sich weigerte, diesen Teil der Aufzeichnung auch vollständig anzuzeigen, habe ich sie als Mountainbike-Tour im Komoot nachgebaut.
Von der Plattform aus waren die Züge der Albulabahn optimal zu sehen und ich war überrascht, dass ich die Chance hatte, gleich drei davon zu sehen und zu fotografieren.
Jetzt war es aber Zeit weiterzufahren, ich musste ja noch bis Nauders am Reschenpass kommen und die Wetterapps versprachen verlässlich Regen am späten Nachmittag. Einen Halt in Bergün wollte ich aber dann doch machen, das malerische Dorf ist sehenswert und das letzte Mal vor 3 Jahren bin ich durchgefahren. Außerdem rief nach meinem kurzen Rundgang noch die Terasse des Hotels „Weisses Kreuz“ mitten im Ort mit einem Eiskaffee.
Frisch gestärkt ließ sich der Albulapass viel einfacher „bezwingen“. Ein Stopp auf 2312 m Seehöhe war aber doch obligatorisch, neben dem Motorradfahren darf der Genuss der Landschaft auch nicht zu kurz kommen.
Die Straße hinunter bis Zernez machte definitiv Spaß und so bog ich dort rechts ab Richtung Ofenpass mit seinen 35 km Länge und dem Scheitelpunkt auf 2149 m. Der Himmel nördlich davon wurde immer dunkler und bedrohlicher, aber je weiter ich wieder hinunter kam, desto heller wurde es und darum hoffte ich, noch trocken ins Hotel zu kommen.
Das Val Müstair präsentierte sich noch von der sonnigen Seite und auch noch nach dem italienischen Grenzübergang bei Taufers und auf den Serpentinen bei Burgeis hinauf Richtung Reschensee sah es noch vertrauenserweckend aus.
Kurz vor dem Reschensee begann es zu tröpfeln und immer stärker zu regnen, ich wollte mich aber wegen der letzten Viertelstunde nicht mehr die Regenkombi anziehen. Ein Stopp beim berühmten versunkenen Kirchturm von Graun war aber auch nicht mehr drin. Ich war froh dann ziemlich nass beim Gasthaus Zum Goldenen Löwen in Nauders zu landen. Zuvorkommend wurde mir angeboten, meine nasse Motorradkluft im Heizungskeller zu trocknen, was ich gerne annahm. Auch das Abendessen war ein guter Abschluss des an sich schönen Tages, der so doch wieder warm und trocken ausklang.
Pässeliste und die Route des ersten Heimreise-Tages
Meine Motorrad-Reise in die Schweiz war nach 5 Tagen und 1466 Kilometern zu Ende. Die ehemalige Straße aus dem Tessin auf den Gotthard, die gepflasterte Tremola, war dabei der krönende Abschluss, die man als Motorradfahrer zumindest einmal gefahren sein sollte.
Von Flims bis Thalwil
Es war noch recht frisch, als ich kurz vor 8 Uhr in Flims mein Motorrad für die letzte Tagestour meiner Fahrt in die Schweiz startete. Aber der Schi- und Wanderort liegt ja auch auf rund 1000 m Seehöhe, hoch über der Rheinschlucht, durch die ich 2024 gefahren bin. Er gehört auch zum UNESCO-Weltnaturerbe Sardona Flims Laax.
Mein heutiger Weg sollte mich aber noch in ganz andere Höhen bringen. In Disentis/Mustér mit der imposanten Benediktinerabtei führt die Hauptstrasse 19 aus Chur zum Lukmanier- und zum Oberalppass. Ich habe mich diesmal für den zweiten entschieden und der „Lukmanier“ bleibt auf meiner Bucketlist.
Hier endet auch die Vorderrhein- oder Sursevallinie der Rhätischen Bahn, die ich im Vorjahr bei meiner Fahrt durch die Rheinschlucht beobachtet hatte und mit der ich zu meinem 50er auch mitfahren durfte. HIER könnt ihr in meinem Blog von 2024 dazu bei der 4.Tagesetappe nachlesen.
Aber mein nächstes Ziel sollte der Oberalppass mit seinen 2044 Metern Höhe sein. Etwas außergewöhnlich ist der 10 mit hohe Leuchtturm auf der Passhöhe, der auf die Quelle des Vorderrheins aufmerksam machen soll.
Nach einem kurzen Stopp fuhr ich aber die Serpentinen hinunter nach Andermatt im Kanton Uri, um diesmal die bereits 2024 geplante Pässerunde Furka-Grimsel-Nufenen-Gotthard zu schaffen. Damals haben mir ja Regen, Nebel und Schnee meine Pläne durchkreuzt. Aber das könnt ihr ebenfalls im oben verlinkten Blog nachlesen. Heuer war zumindest bisher die Sonne meine Freundin und so war es ein Genuss, die Serpentinen zur Passhöhe auf 2429 m Seehöhe hochzufahren.
Am Weg hinunter war dann natürlich das legendäre, aber seit 2015 geschlossene Hotel Belvedere das nächste Highlight. Der ursprüngliche Höhepunkt, der gegenüber liegende Rhonegletscher ist aber schon seit Jahren von hier nicht mehr zu sehen. Man könnte ihn aber auf einem rund halbstündigen Fußweg mit der Gletschergrotte erreichen, was ich aber ebenfalls ausließ. So fuhr ich die Serpentinen hinunter nach Gletsch, wo die Straße auf den Grimselpass abzweigt. Die Sonne spielte immer noch mit und so konnte ich diesmal die Auffahrt ohne Nebel und Regen genießen, sogar ein Foto des Rhonegletschers ließ sich machen.
Rascher als gedacht erreichte ich die Passhöhe von 2164 m, fuhr aber vorerst noch ein Stück weiter, um die beiden Stauseen und den Blick Richtung Haslital zu sehen. Hier hatte ich auch endlich die Chance, die extreme Porsche-Dichte am Furka und Grimsel zu dokumentieren.
Nach einem Kaffee beim See auf der Passhöhe fuhr ich wieder hinunter und bog in Gletsch rechts Richtung Süden ab. Auf den Serpentinen hinunter ins Tal der noch recht kleinen Rhone stieg auf einmal Rauch auf, die Furka-Dampfbahn bereitete sich auf die Einfahrt in den Scheiteltunnel vor. Hier gab es eine Möglichkeit, mit dem Motorrad stehen zu bleiben und so konnte ich dieses Schauspiel beobachten und fotografieren.
Bald war Obergoms und in Ullrichen die Abzweigung Richtung Nufenenpass erreicht. Ich war überrascht von der landschaftlichen Schönheit dieses 2480 m hohen Passes, der im Internet eher stiefmütterlich behandelt wird, obwohl es die höchste ganz in der Schweiz gelegene Passstrasse ist. Die Kurven im oberen Bereich machten ebenfalls Spaß bevor es etwas einfacher hinunter nach Airolo im Tessin ging.
Ich habe mich mit viel Respekt an die Tremola herangemacht und ein Jahr mehr gewartet, da mir ja im Vorjahr das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Aber heuer passte alles, das Wetter war schöner als die Apps noch in der Früh versprochen hatten und vollgetankt habe ich zur Sicherheit direkt vor der Auffahrt auch noch.
Der Gesamtanstieg der Tremola beträgt rund 930 Meter, die Strecke von Airolo bis zum Gipfel knapp 16 km, die Steigung beträgt maximal 12 % und es gibt 37 Haarnadelkurven. Der legendärste Abschnitt der Tremola überwindet auf einer Länge von vier Kilometern in 24 Haarnadelkurven 300 Höhenmeter. Dieser Teil ist zwar mit Granitsteinen gepflastert, aber so gut gepflegt, dass das Motorradfahren überhaupt keine Schwierigkeiten macht.
Hier könnte sich die Wiener Höhenstraße ein Beispiel nehmen, die in einem traurigen Zustand war, zumindest als ich sie das letzte Mal vor einigen Jahren gefahren war. Die Haarnadelkurven sind alle extrem breit und im Vergleich zu anderen Passstraßen flach. Oder bin ich nur in den letzten Tagen etwas abgehärtet worden? Ich erinnere an die Fahrt über den Splügenpass und an die Umleitung nach dem Molvenosee in vorigen Abschnitten meiner heurigen Tour.
Während ich so vor mich hinfuhr und nachdachte, kamen Nebelschwaden und einige Regentropfen auf, anscheinend ist der Gotthard ohne Nebel nicht denkbar. Aber schon tauchte links das Hospiz und gerade voraus das Adlerdenkmal aus dem Nebel auf, ich hatte die Tremola bezwungen.
Während ich eine Cervelat gegessen habe, lichtete sich der Nebel, dafür kamen immer mehr Regentropfen, sodass ich beschloss, rasch aufzubrechen und ins Tal hinunter zu fahren. Leider war der Regen gleich schnell wie ich und so war ich in Andermatt schon recht nass. Ich parkte beim Bahnhof und schlüpfte in der Ankunftshalle in meinen Regenoverall. So konnte ich weiter ins Tal fahren, an der Teufelsbrücke vorbei, in der Autokolonne die Serpentinen hinunter nach Göschenen und Wassen. Hier lichtete sich der Regen und in Altdorf am südlichsten Zipfel des Vierwaldstätter Sees war ich von der Sonne und vom Fahrtwind schon wieder fast trocken.
Obwohl der Regen vorbei war, schälte ich mich nicht mehr aus dem Regengewand, die letzten eineinhalb Stunden bis an den Zürisee sollten auch so möglich sein. Es wurden dann aber doch mehr als zwei Stunden, zuerst den Vierwaldstätter See entlang bis Schwyz und dann hinüber zum Ägerisee und weiter nach Sihlbrugg. Ich durfte ja ohne Schweizer Vignette nicht auf die Autobahn. Der Hirzel, über den ich zum Zürisee fahren wollte, war wegen eines Unfalls gesperrt und so musste ich durch das Sihltal mit seinen mindestens fünf Baustellenampeln fahren, bis endlich nach mehr als einer halben Stunde Stopp and Go in Langnau nach Thalwil abbiegen konnte.
Meine fünftägige Reise war nach 1466 Kilometern zu Ende und ich war jetzt bei den herrschenden 31 Grad innen genauso nass, wie wenn es geregnet hätte. Schön war es aber trotzdem.
Die vierte Etappe führte mich trotz meiner verwirrten Navi-Susi von Edolo an den Comosee und über den Splügenpass bis zum Beginn des „echten“ Rheins.
Von Edolo bis Flims
Hinter dem ganz unscheinbaren Eingang in die Bäckerei und Pasticceria, gar nicht wie beim Motorrad-Treffpunkt gegenüber, verbirgt sich ein modernes Lokal das La Bella Edolo, typisch lombardisch, wir würden eher sagen italienisch mit sagenhaft gutem Gebäck und Kaffee, genau der richtige Ort für mein Frühstück. Ich bin sicher, hier muß ich beim nächsten Mal wieder einen Stopp einlegen.
So gestärkt, ging es dann auf den Passo Aprica, der den Namen „Pass“ von der Ostseite von Edolo aus eigentlich nicht verdient. Nur die Mischung aus vielen Kurven mit 2 Bussen, einem LKW und einigen PKWs zerrt dann doch an den Nerven und es dauerte einige Kilometer, bis ich alle zusammen in fast schon italienischer Manier überholt hatte. Aprica, wo auch der Scheitel des Passes liegt, war noch festlich geschmückt, da einige Tage vorher die zweite Etappe des Giro Italia der Damen hier halt machte.
Am Ende ging es dann doch noch mit einigen richtigen Serpentinen hinunter ins Valtellina mit der Provinzhauptstadt Sondrio.
Hier muss man sich dann nicht besonders aufhalten, sondern folgt von Tresenda bis Trivio Fuentes zügig der SS38. Heute war sie in dieser Richtung gar nicht so stark befahren wie die letzten Male, sodass ich praktisch ohne Stau rasch durchkam. Dann ging es weiter auf der SS36 Richtung Chiavenna, wo ich aber bald nach der Brücke über die Adda einen Abstecher nach links machte, um an den Comosee zu gelangen. Das Eis und der Cappuccino auf der Terrasse direkt am See gab dann die Kraft für den Splügenpass.
Der Kreisverkehr in Chiavenna, der einerseits zum Malojapass und andererseits zum Splügenpass führt, war aber auch heuer ein Nadelöhr, durch das man sich mit den Seitenkoffern am Motorrad gar nicht so einfach durchschwindeln konnte. Bald begannen die ersten der insgesamt 52 Tornanti (Haarnadelkurven) auf italienischer Seite, wobei es am besten ist, keinen Gegenverkehr in einer dieser Spitzkehren zu haben, denn wenn man auch selbst meist auf der eigenen Fahrbahnhälfte bleiben kann, ist das bei entgegenkommenden Fahrzeugen nicht immer so. Sogar ein Schweizer youtube-Autotester spricht vom „Wendekreis des Wahnsinns„, den ein Auto am Splügenpass haben muss.
Dann war es wieder so weit, vor einem Tunnel kam ein längerer Stau und nichts ging mehr. Ich fuhr vor zum Tunneleingang, wo schon viele Biker einen Halt eingelegt hatten. Hier am Punto Panoramico wartete ich mit ihnen ab, bis der Stau sich auflöste. Dabei lernte ich zwei Australier kennen, die schon 6 Wochen in den Alpen mit dem Auto unterwegs waren.
Anscheinend war ein Motorradfahrer im Tunnel gestürzt und hatte sich verletzt. Später dürften dann noch einige Motorräder am entstandenen Ölfleck ausgerutscht sein. Ich konnte aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten bis zur Passhöhe hinauf fahren. Die Übung mit den vielen kleinen Sträßchen und Kurven am Vortag (hier nochmals zum Nachlesen) hatte sich bezahlt gemacht und dem Splügenpass den Schrecken genommen.
Die Schweizer Seite hinunter ist besser ausgebaut und auch breiter, so konnte ich die rund 20 Tornanti auch recht zügig durchfahren, wenn ich nicht gerade durch einen ängstlichen oder zumindest bergungeübten Autofahrer gebremst wurde.
Photostopps sind auch hier schwierig bis beinahe unmöglich mit einem Motorrad, speziell mit DSG, wo man keinen Gang hat, der das Fahrzeug im Stehen hält. Die Handbremse ist dabei auch keine wirkliche Hilfe. Darum habe ich mir einige Bilder aus dem Netz ausgeborgt.
Dann erreichte ich schon das Dorf Splügen, das aus verschiedensten Gründen seinen originalen Dorfkern aus Waldner Holzhäusern und eleganten italienischen Palazzi erhalten konnte und machte Halt für eine Mittagspause.
Anschließend folgte ich der alten Splügenstraße B13 talabwärts, die mehr oder weniger parallel zur A13 vom San Bernardino hinunter bis Thusis führt. Sie wird und wurde an vielen Stellen ausgebaut und neu asphaltiert und kann daher meist flott durchfahren werden. Dann sah ich links eine kleine Holz-Hängebrücke, die ich mir ansehen wollte. Ich musste aber einige Kilometer weiter fahren um umdrehen zu können. Es hat sich aber auf jeden Fall ausgezahlt. Tief unten tost der Vorderrhein und ein gar nicht so kleiner Hangrutsch hat einen Teil des Waldes weggerissen.
Das Bild von Matteo aus Komoot zeigt noch den unversehrten Baumbestand.
Den nächsten geplanten Stopp hatte ich dann bei der Viamala-Schlucht. Diese wird von der alten und neuen Steinbrücke überquert. So wie ich von oben kommend, sieht man zwischen den bis zu 300 m hohen Felswänden nur die neue Brücke aus dem Jahr 1935, aber gleich dahinter liegt die alte nach ihrem Baumeister benannte Wildener-Brücke aus dem Jahr 1735. Man könnte von dort auch über 359 Stufen in die Schlucht hinuntersteigen, aber so viel Zeit hatte ich doch nicht und die Motorradkluft ist dafür auch nicht adäquat.
Die B13 führt dann weiter nach Thusis und Bonaduz wo bald bei Tamins die Abzweigung auf die B19 Richtung Flims folgte. Dabei überquerte ich eine Brücke über den Rhein, wo mir der Blick vom Motorrad aus schon gefiel. Da gleich danach ein kleiner Parkplatz lag, konnte ich gut stehen bleiben und auf die Brücke gehen. Dabei entdeckte ich, dass genau hier der Vorder- und Hinterrhein zusammentreffen und als „Alpenrhein“ den „richtigen“ Rhein bilden, der dann nach rund 1200 Kilometern in Holland in die Nordsee fließt. Im Hintergrund führt auch die Brücke der Rhätischen Bahn vorbei. Diese Strecke durfte ich zu meinem 50. Geburtstag mit dem Glacier-Express von Zermatt bis St.Moritz und dann weiter mit dem Bernina-Express bis Tirano fahren.
Nur wenige Kilometer weiter liegt Flims, wo ich im Hotel Bellevue übernachten wollte. Auf den letzten Kilometern habe ich mein Navi, ein Garmin Zumo XT mit der von mir „Susi“ getauften Computerstimme endgültig verwirrt. Es stellte sich wieder einmal heraus, dass das exakte Setzen der Zwischenziele oder Shapping-Points das Leben von Susi und mein Leben als Fahrer ungemein erleichtern. Susi weist ewig und mit Engelsgeduld zurück auf einen ungenau gesetzten Punkt, bis der nächste erreicht ist. Auf dieser Route war ich einige Male ungenau und so war Susi den Großteil der Strecke beschäftigt, mich auf den ihrer Meinung nach richtigen Weg zu bringen. Nur bei meinem ungeplanten Abstecher an den Comosee war sie auf einmal wenige Kilometer weit überraschend still, bis sie sich wieder gefasst hatte.
Der letzte Punkt meiner Tagesetappe war von mir nicht beim Hotel in der Via Nova in Flims gesetzt, sondern auf einem Berg in der Umgebung. Und so forderte mich Susi im Tunnel vor Flims mehrmals nachdrücklich auf, die Straße zu verlassen und zeigte das auch am Display durch viele neue Fähnchen an. Jetzt war mir klar, dass man als Fahrer schon sehr gefestigt sein muss, um nicht Susi blind zu folgen und dann auf einer Schipiste, einem Wanderweg einer Sackgasse ohne Umkehrmöglichkeit oder in meinem Fall in einer Tunnelwand zu landen, was ja immer wieder vorkommt. So erreichte ich nach Aufbietung aller meiner mentalen Kräfte um Susi zu widerstehen, doch noch mein Hotel in Flims.
Bei einem Spaziergang durch die Züricher Innenstadt wurden wir zufällig auf einen besonderen Leckerbissen aufmerksam. Bis jetzt kannten wir Pop-up Cafés, Heurigen, Restaurants oder Stores, aber ein Museum war neu für uns.
140 Jahre Uhren-Premierien und Neuentwicklungen
Die Schweizer Luxus-Uhrenmarke Breitling lässt das interessierte Publikum unter dem Motto „140 Years Of Firsts“ mit einem Pop-up-Museum am Züricher Rennweg an den Highlights der spannenden Firmengeschichte teilhaben. Der Eintritt in diese seit Oktober gezeigte Schau ist übrigens frei, man muß sich nur mit seiner Email Adresse registrieren lassen. Die Ausstellung soll nur kurze Zeit ohne genaues Ende zu sehen sein, ein Pop-up eben.
Dazu wurde ein ehemaliges Geschäftslokal im Stil von Breitling adaptiert und zeigt mit vielen echten und seltenen Vintage-Uhren und Bild- und Videoinstallationen die innovativen Stationen dieser Traditionsmarke.
Auf drei Etagen werden die Aktivitäten in den drei Breitling-Universen Luft, Land und Wasser anhand der wichtigsten Meilensteine dargestellt. Ich möchte dabei nur ein paar Highlights eher willkürlich herausgreifen, weil die Fülle der Exponate und Geschichten einen Blog platzen ließe und es ja auch kein Ausstellungskatalog werden sollte.
Ein Chronograph als Lebensretter
So wurde zum Beispiel der Versuch der ersten Nonstop-Erdumrundung mittels Heissluftballon im Jahr 1999 von einer Breitling Emergency begleitet. Das ist die erste Uhr mit einem integrierten elektronischen Notfallsignal. Richard Branson sagte dazu: „Die Uhr rettete bei mehreren Gelegenheiten mein Leben. Ich denke, ich habe sie das letzte Mal verwendet, als nahe Tahiti mein Ballon über dem Pazifik an Höhe verlor. Ich bin ihr sehr dankbar.“
Ein mechanischer Chronograph für die italienische Fliegerstaffel
Auch die italienische Fliegerstaffel Frecce Tricolori suchte nach einem speziellen mechanischen Chronographen mit analoger Anzeige für seine Piloten. Ernest Breitling, der selbst Pilot war, verstand die Anforderung, einerseits in einem engen Cockpit auch mit Handschuhen einfach bedienbar zu sein und andererseits elegant genug sein, um auch zum Anzug getragen zu werden.
Das Uhrenglas der Piloten ging oft zu Bruch, was zur brillanten Lösung führte, das Glas in der Lünette leicht zurückzusetzen und mit vier umkehrbaren Reitern zu schützen.
Anfang der 1980er war aber noch kein Quarz-Chronographenwerk auf dem Markt erhältlich, so designete Ernest Breitling den Chronomat, einen grösseren mechanischen Chronographen, der 1984 zum hundertsten Geburtstag zum neuen Aushängeschild der Marke wurde.
Umrundung der Erde mit einer Breitling am Handgelenk
1962 zierte eine Breitling das Handgelenk des NASA-Astronauten Scott Carpenter, als dieser im Zuge der Mercury 7‑Mission die Erde dreimal umkreiste und Breitling dadurch zur ersten Schweizer Uhrenmarke im All machte.
Die erste Uhrenreparatur im All
Die Astronauten Scott Kelly und Sergey Volkov hatten ihre Breitlings mit bei ihrer Mission in der Raumstation ISS. Scott Kelly musste sogar den Chronographen von Sergey Volkov reparieren und bekam dafür ein Reparaturkit zugesendet. Ob das von Amazon geliefert wurde, konnte ich nicht klären. Auf jeden Fall war es die erste Reparatur einer Uhr in der Schwerelosigkeit, was einen Eintrag ins Buch der Rekorde brachte.
Breitling für die Celebrities
Natürlich hatten und haben auch viele weitere Promis eine Breitling getragen. So sind zum Beispiel die Hochzeits-Uhren von Mick und Bianca Jagger und die Uhr, die Raquel Welch 1967 im Spionagethriller „Feuerdrache“ trug, ausgestellt.
Auch im Sport setzt Breitling Maßstäbe
Die Surflegende Kelly Slater trug eine speziell von ihm und für ihn entwickelte Version der Superocean, dem ersten Taucher-Chronographen der Welt. Diese Uhr ist einer Taucheruhr des Vaters von Kelly mit orangem Zifferblatt nachempfunden und auch als relativ günstige Limited Edition aufgelegt.
Fazit
Das sind nur einige Highlights dieser Ausstellung, sie war wirklich eine spannende Abwechslung bei unserem Besuch der Bahnhofstraße in Zürich. Dort kamen wir danach auch am Breitling-Shop vorbei, wo ich trotzdem nichts gekauft habe, obwohl die günstigsten Varianten ja eh schon unter 10.000 Franken zu haben wären!
Am besten betrachtet man die Bahnhofstraße als Ganzes einfach als Museum, sonst steht man vor dem Dilemma, kaufe ich auf der einen Straßenseite eine Breitling oder auf der anderen einen elektrischen SUV von Cadillac.
Auch wenn es sehr nach Werbung aussieht, ich habe und werde keine speziellen Vorteile aus diesem Blog bekommen. Wie gesagt, ich betrachte die Züricher Bahnhofstraße als Museum!
Der Inbegriff einer Schweizer Kindergeschichte ist „Heidi“ von Johanna Spiry. Sie hat das erste Buch im Jahr 1879 veröffentlicht, mehrere weitere folgten. Wir kennen Heidi seit einem Film, der unter anderem mit Theo Lingen im Jahr 1953 in die österreichischen Kinos kam. Richtig berühmt wurde sie bei uns aber mit der Zeichentrickfilm-Serie, die ab 1974 im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
In der Schweiz mindestens genauso bekannt ist aber der Schellen-Ursli. Er wurde von Selina Chönz im Text und mit Alois Carigiet als Illustrator in Buchform im Jahr 1945 zum Leben erweckt.
Seitdem wurde das Buch in 14 Sprachen übersetzt und über 1 Million Mal verkauft und im Jahr 2015 verfilmt und ist noch immer aus vielen Schweizer Kinderzimmern nicht wegzudenken. Weitere Geschichten folgten in den Jahren danach.
Bittere Armut und altes Brauchtum als Basis für diese Geschichte
Die Geschichte vom Schellen-Ursli spielt in Guarda, einem Dorf im Unterengadin. Sie handelt vom Brauch des Chalandamarz, der alljährlich am 1. März durchgeführt wird. Die Tradition will, dass der Winter durch das laute Glockengeläut der Kinder ausgetrieben und der Frühling eingeläutet wird. Dafür erhalten alle Kinder eine Glocke von Onkel Gian.
Als der Ursli an die Reihe kommt, erhält er die letzte Glocke, was ja nicht das Schlimmste wäre, wäre sie nicht so klein, die Kleinste von allen! Alle lachen den Ursli aus und rufen ihm Schellen-Ursli nach. Er erinnert sich aber, daß auf der Alp eine große Glocke hängt und holt sie heimlich ins Dorf.
Mehr erzähle ich hier nicht, es ist jedenfalls wert, die Geschichte zu lesen und den Film anzuschauen, der derzeit in der 3Sat Mediathek noch bis 28.8.2024 zu sehen ist, siehe den Link unten.
Guarda ist das Heimatdorf des Schellen-Ursli
Alois Carigiet hat ein Haus in Guarda als Vorbild für seine Illustrationen genommen und ich habe es bei meinem Besuch unwissentlich fast aus der gleichen Perspektive fotografiert.
Mein FotoBild im MuseumFilmkulisse-Nachbau
Wie schon mehrmals erwähnt, ist meine Frau Schweizerin und der Schellen-Ursli weckt daher natürlich bei ihr Kindheitserinnerungen. Daher war ich umso gespannter, wie das Dorf im Oberengadin aussieht, es liegt ja direkt auf meiner Route am Heimweg nach Österreich. Mehr dazu hier: https://newretiredontheblog.com/2024/07/30/2-heimfahrt-aus-der-schweiz/
Zu Fuß erreiche ich nach wenigen Minuten die Dorfstraße mit den typischen wunderschönen Häusern mit ihren Engadiner Sgraffiti, die mir schon vor 2 Jahren bei meiner Fahrt über den Albulapass in La Punt aufgefallen sind.
Trotz ziemlicher Hitze, die mit der Motorradhose noch einmal mehr schweisstreibend ist, macht es mir Spaß die teilweise recht steilen Gassen zu durchstreifen und zu fotografieren.
Filmkulisse, die noch mit echtem Leben erfüllt ist
Die reformierte Kirche Giarsun mit ihrer typischen Holztäfelung ist eine der Kulissen im Schellen-Ursli-Film, die meisten Aussenaufnahmen mit den typischen Engadinerhäusern wurden aber in der Nähe, in Sur En bei Ardez gedreht.
Das tut meinen Besichtigungen aber keinen Abbruch, das ganze Dorf ist einfach ein Schmuckstück. Sogar zwei Kinder sitzen so, wie wenn sie direkt dem Film entsprungen wären.
Einige der sieben Brunnen, welche früher Treffpunkt der Bevölkerung und Mittelpunkt des sozialen Lebens waren, habe ich ebenfalls fotografiert. Das Dorf lebt aber auch heute noch, obwohl die Abwanderung wie in vielen Schweizer Bergdörfern in den letzten 100 Jahren die Bevölkerung beinahe halbiert hat. Die meisten der 70 Häuser sind bewohnt, es leben noch rund 170 Personen hier.
Natürlich gibt es auch ein Schellen-Ursli Museum
Im oberen Dorf befindet sich das Hotel Meissner, das in einem Nebengebäude ein kleines Schellen-Ursli Museum eingerichtet hat. Hier werden neben Originalbildern von Alois Carigiet auch viele Gegenstände und Szenen präsentiert, die das karge Leben der Engadiner Bevölkerung in den Bergdörfern näher bringen sollen. Natürlich gibt es die Bücher von Selina Chönz und andere Erinnerungsgegenstände ebenfalls zu kaufen.
Engadiner Gemütlichkeit
In der netten Ustaria Crush Alba wird man freundlich auf Rätoromanisch begrüßt. Das Lokal ist einerseits Dorfbeiz mit gemütlichen Tischen vor dem Eingang und andererseits ein Feinschmecker-Restaurant, hier gönne ich mir noch einen Kaffee und einen Streuselkuchen, bevor ich wieder zu meinem Motorrad gehe.
Das schon mehrfach erwähnte, weil überall mit dem Dreiklang Posthorn „Dü-Da-Do“ hör- und sichtbare Postauto in der Bergstrassen-Ausführung begegnet mir zur Abrundung dieser schönen und interessanten Stunden auch noch.
Er ist schon einige Jahre auf unserer Agenda, der Säntis in der Ostschweiz. Mit seinen 2502 Metern Höhe und durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage ist er eine von weitem sichtbare Landmarke.
Eine Schweizer Institution, das Postauto
Da es der letzte wirklich schöne Tag unserer Besuchswoche in der Schweiz zu werden scheint, entscheiden wir uns spontan und fahren mit dem Zug über Zürich HB bis Gossau SG, steigen in die Appenzeller Bahn bis Urnäsch und von dort, womit sonst in der Schweiz, mit dem Postauto, das sogar einen Personen-Anhänger hat, bis zur Talstation der Säntisbahn auf der Schwägalp.
Auch für Biker zu empfehlen
Aber auch mit dem Motorrad ist die Straße auf die Schwägalp zu empfehlen. Sie kann entweder, wie mit dem Postauto, von Urnäsch über schöne Serpentinen und einige Haarnadelkurven erreicht werden, oder vom Kanton St.Gallen mit flotten Kurven durch den Wald bis zur Passhöhe auf 1278 m. Darum fehlt mir dieser Pass noch in meiner Liste.
Übrigens ist der Säntis mit der Schwägalp auch Teil der „Grand Tour of Switzerland“, die auf der landschaftlich schönsten Route für eine Schweiz Rundreise mit Auto oder Motorrad über 1643 km einmal durch die Schweiz vorbei an allen Highlights führt.
Atemberaubende Rundumsicht über 6 Länder
Wir gehen vom Postauto direkt zur Gondel, mit der man in nur 9 Minuten die Bergstation auf 2502 m erreicht. Das moderne Gebäude beherbergt einige Restaurants, Ausstellungen und sogar ein Hotel. Das alles wird überragt vom 123 m hohen Sendeturm der Swisscom. Wir steigen aber gleich die Stufen Richtung Gipfel hinauf und sind überwältigt von der Rundumsicht.
Der Säntisgipfel ermöglicht einen Blick auf sechs Länder: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien und Frankreich. Das Wetter ist uns wirklich hold, so ist es angenehm warm und sonnig und so finden wir neben dem Blick auf den Bodensee auch den Zürichsee, von den umliegenden Bergen ganz zu schweigen.
Bei einer kleinen Stärkung auf der Terrasse des Alten Berggasthofs beobachten wir neben den Dohlen auch noch einen Paraglider, der das Geschehen von noch etwas höher oben genießt.
Die Aussicht bei der Fahrt ins Tal bleibt ebenfalls beeindruckend mit Blick auf die Almen unterhalb des Felsmassivs. Die Seilbahn wird durch einen einzigen Mast gestützt, an diesem hält die Gondel und der Gondelführer lässt eine Bergsteigerin zusteigen, die in einem Kabäuschen im Mast gewartet hat.
Wenige Minuten später sind wir wieder an der Talstation, wo wir etwas verspätet zu Mittag essen und dann noch im Shop der Schaukäserei einige Appenzeller Käse erwerben, bevor es mit dem Postauto wieder ins Tal hinunter geht.
Für einen Ausflug nur zu empfehlen
Ein wunderschöner Ausflug auf sicher einen der Schweizer Berge mit der besten Aussicht geht zu Ende. Auch wenn die Fahrt mit einer Seilbahn nicht zu den billigsten Aktivitäten zählt, können wir wirklich nur empfehlen, diesen Berg zu besuchen, sei es mit dem Auto, dem Postauto oder auch dem Motorrad.
Ich muss vorausschicken, dass meine Frau Schweizerin ist und wir daher einige Male im Jahr dort zu Besuch sind. Dabei ergibt sich auch immer die eine oder andere Sightseeing-Aktion. Diesmal soll es Montreux sein.
Schweizerdeutsche Begriffe und Abkürzungen werden am Ende erklärt!
Anreise mit Zmorge in der SBB
Wir starten wie immer in der Nähe von Zürich und fahren über Bern, Freiburg und Lausanne nach Montreux. Im Zug haben wir Zeit genug und geniessen im Speisewagen ein Zmorge mit Brot, Gipfeli, Konfi, Butter und einem Chäsplättli.
Von Lausanne bis Montreux führt die Strecke am Genfersee entlang, der aber noch fast vollständig im Nebel versunken ist, nur die schneebedeckten Berge der Schweizer und französischen Alpen leuchten in der Sonne.
Bekannte Persönlichkeiten wurden und werden vom See angezogen
Eine Vielzahl von Künstlern, Schriftstellern und Reisenden hatte und hat sich in der Region niedergelassen, wie zum Beispiel Charlie Chaplin, Igor Strawinsky, Kaiserin Sissi, Lord Byron, Vladimir Nabokov und Freddie Mercury. Dem ehemaligen Heim von Charlie Chaplin wollen wir einen Besuch abstatten.
In der Chaplin’s World
Vom Bahnhof geht es mit der Buslinie 201 bis zur Endstation Vevey Funi und dann mit einem Shuttlebus bis zum Chaplin-Museum. Wir haben die Eintrittskarten (Standard 30 CHF pro Person, mit fixem Datum bis zu 8 CHF günstiger / März 2023) schon vorab im Internet bestellt, darum gehen wir ohne Wartezeit direkt hinein und sehen einen kurzen Film über das Leben von Chaplin.
Danach hebt sich die Leinwand und wir befinden uns direkt im Museum, das vielen bekannten und weniger bekannten Filmkulissen nachempfunden ist. Nicht nur Charlie Chaplin, auch viele seiner Kolleginnen und Kollegen begegnen uns wie mitten in den Dreharbeiten als lebensgrosse Figuren.
Nach einem Kaffee im Café „The Tramp“ wollen wir wieder mit dem Shuttle zurück zum Ausgangspunkt bei der Talstation „Vevey Funiculaire“ der Standseilbahn. Leider macht der aber Mittagspause und so marschieren wir eben eine gute Viertelstunde zu Fuß hinunter.
Funiculaire auf den Mont-Pèlerin
Wir werden aber dadurch entschädigt, daß wir fast ohne Wartezeit mit der Standseilbahn duch die Weinberge an Chardonne vorbei hinauf auf den Mont-Pèlerin fahren können. Dort gönnen wir uns ein auch für Schweizer Verhältnisse überteuertes Mittagessen, aber der Ausblick entschädigt dafür. Da in der Zwischenzeit der Nebel teilweise aufgerissen hat, ist der Genfersee mit Vevey, Montreux und den umliegenden Bergen ein Genuß für unsere Augen.
Und noch eine weitere berühmte Persönlichkeit
Nach der Talfahrt geht es mit dem Bus zurück bis zur Station Montreux Marche, wo wir noch einen weiteren berühmten Gast besuchen. Freddie Mercury, der Sänger der Rockgruppe Queen, liess sich in Montreux nieder, weil er die Beschaulichkeit des Ortes liebte und erwarb hier ein Aufnahmestudio, wo er sein letztes Album mit der Gruppe Queen produzierte: „Made in Heaven“. Die Statue direkt an der Seepromenade haben wir natürlich besucht, für das Museum in den ehemaligen Queen-Studios war es uns aber zu spät.
Abschluss eines schönen Tages
Wir machen uns auf die Suche nach einem Café mit Patisserie, was sich als schwieriger als gedacht herausstellte. Erst direkt vor dem Bahnhof haben wir Glück und bekommen zum sehr guten Kaffee auch eine Süßigkeit, die unseren Wünschen nahekam.
Die unspektakuläre Rückfahrt haben wir uns mit einem Picollo Prosecco verkürzt und dabei diesen wirklich schönen Tag Revue passieren lassen.